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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 142

1911 - Halle a.S. : Gesenius
— 142 — c) gegenüber dem fast übermäßig hervortretenden Betonen des rein Nützlichen durch den Vater bewies Friedrich ein zartes, ästhetisches Empfinden. 2. Aus der den Absichten des Vaters zunächst völlig widersprechenden Charakterentwicklune des Thronfolgers: a) er wurde kein „tüchtiger Soldat“: durch seine Vorliebe für die Wissenschaften und Künste vernachlässigte er die militärischen Übungen, b) er wurde kein „sparsamer Hau sh alt er“: durch Geldverschwendung kam er ins Schulden machen, c) er wurde kein „guter Christ“: durch die abstoßende Art des Religionsunterrichtes und durch den Einfluß der französischen Aufklärungsliteratur wurde er ein Religionsspötter. 349. Warum stellte sich Friedrich Wilhelm I. den englischen Heiratsplänen entgegen? 1. Er fürchtete, daß der Kronprinz dem preußischen Staate entfremdet würde: nach der Heirat sollte nämlich Friedrich die Statthalterschaft über Hannover erhalten. 2. Er glaubte, sich dem Wunsche des Wiener Hofes fügen zu müssen: die Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern war eine Nichte der Kaiserin. 350. Wie vollzog sich die allmähliche Aussöhnung zwischen Friedrich Wilhelm I. und dem Kronprinzen? 1. Friedrich waren der Wert ernster Arbeit und der Vorteil strenger Pflichterfüllung zum Bewußtsein gekommen: a) er bewies als jüngster Kriegs- und Domänenrat Interesse, Fleiß und Tüchtigkeit: er hatte einsehen gelernt, „wieviel Mühe es einem Bauern koste, soviel Groschen zusammenzubringen, als zu einem Taler gehören“, b) er zeigte N e i g u n g für den Heeresberuf: auf Fürbitte der Generale erfolgte seine Wiedereinstellung in das Offizierkorps. 2. Friedrich gab seinem Vater eine Probe ernsten Gehorsams: er verlobte sich nach dessen Wunsche mit Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern. 3. Friedrich Wilhelm schenkte ihm das in der Nähe seines Garnisonortes Neu-Ruppin gelegene Gut Rheinsberg: a) Friedrich fand Entschädigung für seine Leiden an den reinen, edlen Freuden der Freundschaft, der Wissenschaft und der Kunst.

2. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 6

1901 - Halle : Gesenius
— 6 — Nunmehr trat der achtzehn Jahre alte Prinz wirklich als Leutnant ins 1. Garderegrment zu Fuß ein und machte alle militärischen Übungen mit Sein Großvater stellte ihn selbst ein und sagte zu ihm: „Nun gehe hin und thue Deine Schuldigkeit, rote man sie Dich lehren wird". Der Prinz erfüllte getreu seine Pflicht wie jeder andere Offizier. Daneben studierte er unter Anleitung von Generalen Kriegswesen und Kriegsgeschichte. Fast ein Jahr ging so dahin; dann kam der Prinz als Student auf die Universität Bonn am Rhein. Hier studierte er eifrig Geschichte, Staatsund Rechtswissenschaft. Er verkehrte aber dabei so fröhlich und ungezwungen mtt seinen Studiengenossen wie vorher mit den Gymnasiasten und den Dorf-und Bürgerskindern. 3. Vermählung und Ausbildung als Offizier und Staatsmann. So wurde Prmz Wilhelm zwanzig Jahre alt; stattlich an Körper und geistig hochgebildet, kehrte er heim. Bereits zwei Jahre später verheiratete er sich mit unserer Kaiserin und Zog ins Schloß zu Potsdam. Hier rourde er bald Major bei den Gardehusaren und dann Oberst dieses Regiments. Er roar ein trefflicher Reiter offtzier. im Dienste streng, aber im übrigen freundlich und kameradschaftlich. Nebenher studierte er das Kriegswesen weiter und lernte unter Anleitung der Minister und anderer höherer Beamten auch das Regieren kennen. Sein Großvater und sein Vater ließen ihn öfter weitere Reifen machen, damit er das deutsche Land und die Nachbarländer kennen lerne. Mit neunundzwanzig Jahren wurde er Generalmajor und kam wieder zur Infanterie. 4. Thronbesteigung und Regierung. Bald darauf starb fein Großvater, der alte Kaiser Wilhelm, und nicht lange nachher auch fein Vater, der Kaiser Friedrich. Das war im Jahre 1888. Seitdem ist er unser Kaiser und König von Preußen und heißt als solcher Wilhelm Ii. Er ist ein weiser Fürst und ein sehr thätiger Landesvater. Lassen wir uns nun von seinem Wirken erzählen. Der Tag des Kaisers.*) Im Ravensberger Lande wohnen viele Leute, denen es noch ernst ist um ihr Christentum und die noch treu stehen zu Kaiser und Reich, denn wo das erste ist, kann's zweite nimmer fehlen. Nun wollen wir nicht gerade sagen, daß es solche Leute anderswo nicht auch noch gäbe. Aber unsere Geschichte ist bort passiert, und der, beut sie begegnet ist, war auch einer von jenen, wenn auch nur ein geringer Tagelöhner. Viel Gelb und Gut hatte er nicht, aber viele Kinder, und er mußte sich redlich placken und plagen sie durchzubringen. Sv kam es, daß gar oft Schmalhans Küchenmeister bei ihm war. Der gute Ravensberger murrte eines Tages wider Gott und alle Welt. Und ehe er sich noch bessen versah, kam das Wort über seine Lippen: „Ja, der Kaiser hat gut sprechen. Er weiß nicht, wie harte Arbeit thut; er kann leben nach seines Herzens Gelüst." *) Aus „Brosamen" von O. Twiehausen.

3. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 7

1901 - Halle : Gesenius
Und soviel der und jener Nachbar auch dagegen sprach, er blieb dabei und ließ sich's nicht ausreden. Nun hatte er einen Sohn, der stand in Berlin bei der Garde. Man kam überein, man wollte es auf seinen Ausspruch ankommen lassen; denn der müßte es doch wissen. Der Vater schrieb also einen langen Brief an seinen Ältesten und befragte ihn, was er meinte zu der Armut der Eltern und dem Reichtume des Kaisers. Der Sohn war nun einer, dem hatte das Herz stets auf dem rechten Flecke gesessen. Als seine Antwort ankam, machte der Vater ein langes Gesicht dazu. Aber so wenig sie ihm gefallen wollte: vorlesen mußte er sie doch. Was der Sohn geschrieben hatte, lautete also: Mein lieber Vater. — Euer letzter Brief hat mir wenig gefallen. Und nehmt mir's nicht übel, wenn ich Euch offen meines Herzens Meinung schreibe. Erstlich. Ihr würdet es doch nicht für schicklich halten, wenn des Meiers Pferdejunge mit Euch gleich stünde in Essen und Lohn — denn er ist der Pferdejunge und Ihr seid der Tagelöhner —, oder daß er seine Beine unter denselben Tisch streckte mit dem Meier und der Meierin. Ein Unterschied muß eben sein in der Welt. So hass auch unser Herrgott gewollt, so steht's auch in der Bibel. Guckt nur hinein und Ihr werdet's schon finden und manches andere auch noch. Und so ist es auch am besten. Wie könnte die Welt denn sonst wohl bestehen. Keiner wollte mehr arbeiten. Und wenn wir alle Leutuauts sein wollten, wo nähme der Kaiser denn da seine Soldaten her! Zum andern. Was Ihr von unserm lieben Kaiser schreibt, hat mich recht in der Seele betrübt. Vor ein paar Tagen war er draußen beim Exerzieren. Und als alles aus war, kam er zu mir heran und schüttelte mir die Hand wie einem alten Bekannten. „Mein Sohn", sagte er zu mir, „Du bist ein braver und tüchtiger Soldat. Und hiermit befördere ich Dich zum Gefreiten". O Vater, da ward's mir siedig heiß unter dem Waffenrock, das kann ich Euch sagen. Aber wenn ich Euern Brief schon gehabt hätte, da hätte ich mich doch rein schämen müssen. Es war nur ein Glück, daß er einen Tag später kam. Und drittens. Wenn Ihr meint, unser Kaiser mache sich einen guten Tag, so seid Ihr gar sehr auf dem Holzwege. Manch einer hass in seiner Armut besser als er. Es ist doch ein großer Unterschied dabei, ob man seine Ochsen an den Wagen spannt und 'naus auf den Acker fährt, oder ob man mit dem Kopfe arbeitet. Ich denke heut' noch dran, wie sauer es mir geworden ist, bis ich das bißchen Instruktion im Kopfe hatte, und bin doch auch just keiner von den Dummen. Und unser Kaiser muß doch viel, viel mehr im Kopfe haben als unsereiner. Und da heißt's früh auf und spät ins Bett und immer gelesen und geschrieben und gearbeitet.

4. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 8

1901 - Halle : Gesenius
Wie die Glocke 7 schlägt, steht der Kaiser auf. Und da er rooh nimmer vor 12 Uhr abends zum Schlafen kommt, so kann man eben nicht sagen, daß er ein Langschläfer wäre. Nach dem Frühstück geht die Arbeit an. Zuerst geht's an die Briefe die angekommen sind. Und das sind oft an die 600 Stück Und ^ st er alle selbst. Denkt nur, Vater, was das für Arbeit macht! ^hr wißt s )a selbst am besten, wie viel Zeit Ihr immer braucht, wenn Mal em Brief kommt vom Vetter aus Amerika oder von der Base in Sommern, um den zu lesen. Und nun gar 600 Stück auf einmal! Aller dmgs geht das beim Kaiser viel schneller als bei unsereinem, und in einer Stunde ist er damit fertig. Und Antwort wollen die Leute doch auch haben, und die bekommen sie auch. Aber die schreibt nicht der Kaiser. Wofür hätte er denn da auch ferne Schreiber und die anderen Beamten! Aber er muß ihnen doch sagen, was sie schreiben sollen. Währenddem stehen die Minister und alle die vielen Räte schon bereit und warten. Und wenn er mit den Briefen fertig ist, einmal nach den Prinzen gesehen hat, dann kommen jene an die Reihe. Da hat nun der eine dies, der andere das zu sagen und zu fragen, und der Kaiser muß sie alle anhören und ihnen seinen Willen kundthun. Daß dazu nun mehr gehört, als wenn der Meier daheim den Knechten und Tagelöhnern ihre arbeit anweist und die Meierin den Mägden, das könnt Ihr Euch wohl denken. Denn das Reich ist groß, und es giebt viel drin zu regieren. Aber um 9 Uhr ist er damit fertig. Und dann fährt er aus oder geht spazieren. "Da haben wir's ja", werdet Ihr nun vielleicht denken, „da geht der „gute Tag" schon an; wo kann unsereiner um 9 Uhr morgens schon spazieren gehen oder fahren oder reiten!" Aber wartet's ab, Vater bis Ihr alles wißt, und Ihr werdet nimmer so reden. Unsereiner, der den ganzen Tag auf dem Acker zubringt mit Pflügen oder Graben oder auf der Wiese mit Mähen, der braucht nicht spazieren zu gehen; der ist doch gesund. Das macht die Bewegung in der frischen Luft. Wer aber den ganzen Tag hinter den Büchern' sitzt oder mit dem Kopfe arbeitet, der muß auch 'mal hinaus in die freie Natur, sonst thut's nimmer gut, und er bleibt nicht gesund. Und daß es unserm Kaiser nicht bloß um das bißchen Spazierengehen zu thun ist, könnt Ihr deutlich daran ersehen, daß er bei schlechter Witterung in der Reitbahn reitet. Am liebsten aber ist's ihm, wenn er hinaus kann zum Exerzieren seiner Soldaten. Da solltet Ihr ihn 'mal sehen! Dann ist vom Spazierengehen keine Rede. Dann sitzt er oft fünf bis sechs Stunden im Sattel und wird doch nie müde davon. ®on H 2 Uhr hat er Besuch von hohen Personen, von Fürsten, Ministern und Generalen und wer sonst noch zu ihm will. Da kann auch unsereins 'mal zu ihm kommen, wenn man ein Anliegen hat und sonst ein rechtschaffener Mann ist. Denn unser Kaiser hat ein warmes Herz für uns geringe Leute, und er hört jeden an, wenn er nur eine rechte Sache hat. Und ich habe schon manchen gesehen, der ging mit Thränen

5. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 15

1901 - Halle : Gesenius
— 15 — Eben hatte der Unterricht in der Geschichte angefangen, da klopfte es plötzlich an die Thüre. Ärgerlich über die Störung ging der Lehrer hinaus und kam gleich darauf zurück. Der Kronprinz bemerkte, daß er eine schlimme Nachricht erhalten hatte. Auf die dringende Frage des hohen Herrn erzählte der junge Mann, eine Depesche sei angekommen. Darin stehe, seine hochbetagte Mutter, die in einem Dorfe bei Spandau wohnte, liege im Sterben und verlange ihn noch einmal zu sehen. „Da müssen Sie ja sofort abreisen, mein Lieber", sagte der Kronprinz teilnehmend. Der Lehrer sah mit Thränen in den Augen erst ihn an und dann die Kinder. Denn ein rechter Lehrer kennt seine Pflicht und läßt seine Klasse nicht so leicht im Stiche. So sagte denn auch unser Mann: „Aber, Königliche Hoheit, die Kinder?" „Gehen Sie nur, damit Sie Ihre liebe Mutter noch lebend antreffen", erwiderte der Kronprinz, „ich werde den Unterricht übernehmen". Nachdem er den Lehrer-selbst zur Thüre geleitet hatte, kehrte er zurück und fuhr ruhig da fort, wo jener eben aufgehört hatte. Kronprinz und Schüler hatten beide ihre Freude; denn der hohe Herr verstand das Unterrichten wie der Lehrer, und doch war er keiner von denen, die meinen, in die Volksschule könne man jeden Beliebigen als Lehrer hinstellen. Als die Geschichtsstunde aus war, sah der Kronprinz auf den Stundenplan. „Aha", sagte er, „da kommt die Geographie gleich richtig dahinter. Nun gebt 'mal den Globus her!" Es war aber keiner vorhanden, sondern der Lehrer nahm statt dessen immer einen dicken Gummiball. Den benutzte der Kronprinz denn auch, und es ging ganz gut. Dem Prinzen und den Schülern that's leid, als die Schule aus war. Nach dem Unterrichte begab sich der Kronprinz zu dem Schulinspektor und meldete ihm, daß er dem Lehrer Urlaub erteilt habe, um seine schwererkrankte Mutter zu besuchen. Vierzehn Tage darauf kam von dem hohen Herrn als Geschenk für die erste Klasse ein prächtiger Globus und für die armen Konfirmanden eine Anzahl neuer Bibeln. Der Kronprinz als Arzt. Kaiser Friedrich verweilte einmal, als er noch Kronprinz war, in dem schönen österreichischen Badeorte Karlsbad. Eines Tages ging er dort in den Anlagen spazieren. Da hörte er auf einmal ein leises Weinen neben sich. Als er sich umblickte, stand ein blasses, kleines Mädchen in zerlumptem Röckchen und barfuß vor ihm und hielt ihm das abgezehrte Händchen hin. Der Kronprinz blieb stehen und schaute sich die Kleine an. Sie war gerade so alt wie seine kleine Tochter. „Wer schickt Dich denn betteln, mein Kind?" fragte er mit seiner freundlichen Stimme. „Meine Mutter", schluchzte die Kleine, „ist so krank, und der Vater ist tot, und wir haben so großen Hunger". „So?" meinte der Prinz, „nun, da wtll ich doch 'mal nach Deiner Mutter sehen. Führe mich zu ihr!" Das war ein weiter, beschwerlicher Weg, den die beiden gingen. Einige siebzig Stufen ging es in dem Hause empor, wo die arme Frau

6. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 38

1901 - Halle : Gesenius
— 38 — Der König wies ihn dankend ab; aber das Kind hörte nicht auf zu bitten: „Ach, guter Herr Leutnant, kaufen Sie doch eine Börse! Sie kostet ja nur sechs Groschen. Wenn Sie selbst keine brauchen, dann schenken Sie doch eine der Dame, die Sie am Arme haben." Aber der König schüttelte den Kopf. Da seufzte der Knabe tief auf und ries säst weinend: „Ach, nun haben wir diesen Mittag nichts zu essen!" Da blieb der König plötzlich stehen, nahm sechs Börsen aus dem Körbchen und gab dem Kinde einen Doppel-Friedrichsthaler. Als nun der Knabe das Geld sah, sagte er ängstlich: „Ach, lieber Herr Leutnant, geben Sie mir lieber Groschen; denn ich kann Ihnen nicht herausgeben. Ich habe kein Geld." Dabei schaute er den König so unschuldsvoll an, daß dieser ganz gerührt wurde. „Wo wohnst Du denn, Kleiner?" fragte er. Da hörte er denn, daß der Knabe nur noch eine Mutter hätte und daß diese mit noch fünf kleinen Kindern in einem Dachstübchen wohnte. Der Vater, sagte der Junge, wäre seit einiger Zeit tot; er sei Feldwebel gewesen. Nun stricke die Mutter Börsen, und er verkaufe sie. „Nun", antwortete der König, „so geh' heim, bring' der Mutter das Geld; ich will ihr's schenken". Nachdem der Knabe sich vielmal bedankt hatte, rannte er fröhlich nach Hause. Die Mutter des armen Jungen war voller Freude, als dieser heimkam. Nun konnte sie ein gutes Mittagessen bereiten, so gut wie seit langer Zeit nicht mehr. Als die Mutter mit ihren hungrigen Kindern beim Mahle saß und alle sich's wohl schmecken ließen, da trat ein Adjutant des Königs ins Stübchen. Er sah sich in diesem rings um; — es war nett und reinlich gehalten. Darauf fragte er die Witwe, ob der Knabe auch in allem die Wahrheit gesagt hätte; — es war alles wahr. Der Offizier bemerkte, daß auch die arme Frau brav, fleißig und aufrichtig war. Er ging und berichtete dem Könige. Die Witwe bekam fortan alle Jahre hundert Thaler ausbezahlt, und ihre jüngsten Kinder wurden in einem Waisenhause erzogen. Vi, König Friedrich Wilhelm Ii. (1786—1797.) (Lektion 23.) 1. Friedenslhätigkeit. Der Vater und Vorgänger König Friedrich Wilhelms Iii. war König Friedrich Wilhelm Ii. Er war mild und wohlmeinend; aber er hatte böse Ratgeber, die ihn leiteten. Auch lebte er nicht so sparsam und vorbildlich, wie man es von den Zollern gewohnt ist. ^ Die Steuern seines Volkes verminderte er anfangs; später aber führte er noch höhere wieder ein. Die strengen Strafen beim Militär milderte er; doch war das nicht nachhaltig. Er that manches für das Schulwesen, grün-

7. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 40

1901 - Halle : Gesenius
— 40 — 2. Der siegreiche Regierungsanfang. Die beiden ersten schlesischen Kriege. Achtundzwanzig Jahre alt bestieg König Friedrich Ii. im Jahre 1740 den Thron. Bald nach seinem Vater starb der deutsche Kaiser und hinterließ nur eine Tochter, Maria Theresia. Diese bekam die österreichischen und ungarischen Länder, wozu auch Schlesien gehörte. Aber Friedrichs Vorfahren hatten Ansprüche auf Schlesien, und der König forderte es deshalb jetzt heraus. Da nun Maria Theresia die Provinz nicht gutwillig hergab, so rückte Friedrich mit einem Heere in Schlesien ein. Aber zwei Kriege mußte er führen (1740/42 und 1744/45), bis das Land ihm dauernd abgetreten wurde. Ein heiteres Stücklein aus dem zweiten schlesischen Kriege. Der Markgraf Karl von Brandenburg, ein General und Verwandter des Königs, stand einmal zu Anfang des Krieges mit seinem kleinen Heere von 10000 Mann in der Nähe von Jägerndorf. Zwischen ihm und dem Könige befanden sich die Österreicher. Wenn Friedrich diese besiegen wollte, mußte er unbedingt den Markgrafen zu sich heranziehen. Aber wie konnte er letzterem Nachricht geben? Da sandte er zu dem Husarenoberst von Zieten, er müßte dem Markgrafen den Befehl bringen und wenn auch nur ein einziger Husar durchkäme. Der Zieten war ein verwegener Mann; aber hier sträubte sich ihm säst das Haar. „Wenn auch nur ein einziger Husar durchkäme", wiederholte er bei sich. „Der Befehl muß vollzogen werden, aber wie?" Plötzlich fuhr ihm ein Gedanke durch den Sinn. Seine Husaren hatten erst vor kurzem zu ihren roten Jacken blaue, kurze Pelzmäntel bekommen und sahen den österreichischen Husaren ganz ähnlich. „Halt", dachte Zieten, „vielleicht kann ich den Feind täuschen!" Und still machte er sich mit seinem Regiment auf den gefährlichen Weg. Das Lager der Österreicher dehnte sich zwei Tagereisen weit aus. Es waren ihrer im ganzen 40000 Mann. Eben zogen feindliche Scharen dem Lager zu; Zieten schloß sich ihnen an. Sorglos ritten die Preußen hinter einem feindlichen Dragonerregimente drein, mitten durch das Lager. Unter den Preußen waren auch Ungarn, diese trabten voraus und grüßten die Feldwachen in ihrer Muttersprache recht freundlich. Kein Mensch von den Österreichern ahnte, daß Preußen mitten im Lager wären. Ein feindlicher Oberst ritt grüßend an Zieten heran und wünschte ihm guten Tag., „Nehmt ihn gefangen", rief Zieten seinen Husaren zu, „er ist ein Österreicher!" Der Oberst war starr vor Erstaunen. Aber die Husaren nahmen ihn in ihre Mitte, und er mußte den Zug als Gefangener mitmachen. Das Dragonerregiment schwenkte links ein; Zieten aber zog immer gerade aus. Endlich, beim nächsten Wachtposten erkannte man die kühnen Husaren. Sogleich wurde Lärm geschlagen. „Zieten, Zieten! Preußen!" hieß es im Lager. Nachdem sich die Österreicher vom ersten Schrecken erholt hatten, waren sie schnell hinterdrein. Aber sie konnten den flinken

8. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 23

1901 - Halle : Gesenius
— 23 — „In dankbarer Erinnerung an den mir unvergeßlichen Augenblick, wo Sie, schwer verwundet, in Gorze am 19. August 1870 mir eine Rose nachsandten, und ich, Sie nicht kennenden Ihrem Schmerzenslager vorübergesahren war, sende ich das beikommende Bild, damit man noch in späten Zeiten wisse, wie Sie in solchem Augenblicke Ihres Königs gedachten und wie dankbar er Ihnen bleibt. Weihnachten 1871. Wilhelm." Der Kronprinz eilte währenddem Mac Mahon nach, tiefer nach Frankreich hinein. Mac Mahon hatte auss neue ein großes Heer gesammelt, mit dem er den in Metz eingeschlossenen Bazaine befreien wollte. Aber der Kronprinz kam ihm zuvor. Ehe sich's die Franzosen versahen, waren sie bei der Festung Sedan von den Deutschen umstellt. Am 1. September 1870 entspann sich die gewaltige Schlacht bei Sedan, und das französische Heer wurde völlig besiegt. Kaiser Napoleon, der sich bei seinen Soldaten befand, mußte sich mit dem ganzen Heere gefangen geben. Über 100000 französische Offiziere und Soldaten mußten die Waffen niederlegen und nach Deutschland in die Kriegsgefangenschaft wandern. An 400 Kanonen fielen den Deutschen in die Hände. Den gefangenen Kaiser Napoleon ließ König Wilhelm nach Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel bringen. Aber mit dem Siege bei Sedan war der Krieg noch nicht zu Ende. Das französische Volk setzte seinen Kaiser ab und wählte angesehene Bürger, die es regieren sollten. Das nannte man die Republik. So mußten die Deutschen weiterziehen und Paris, die Hauptstadt von Frankreich, belagern. Kaiser Wilhelm und seine Soldaten vor Paris. 1. Der Wachtposten. Ein Soldat aus Mecklenburg stand vor Paris auf Vorposten. Hier erhielt er einen Brief aus seiner Heimat. Da er lange ohne Nachricht geblieben war, konnte er sich nicht enthalten, ihn sogleich zu erbrechen. Beim Lesen vertiefte er sich nun so, daß er kein Auge und Ohr für das hatte, was um ihn her geschah. Plötzlich hörte er Geräusch, sah auf und erblickte den König und den Kronprinzen nebst Gefolge. Erschreckt ließ er den Brief fallen und machte die üblichen Ehrenbezeigungen. Der König, der seine Angst und Verwirrung bemerkte, kam freundlich auf ihn zu geritten und fragte: „Nun, ein Brief von der Braut?" — „Nein, Majestät, von meinem Vater!" entgegnete der Soldat. — „Darf ich den Brief lesen, oder enthält er Geheimnisse?" fragte der König weiter. — Der Soldat übergab hierauf den Brief dem Könige. Dieser wendete sich zu seiner Umgebung und las unter anderem folgendes laut vor: „In vierzehn Tagen hat Deine Schwester Hochzeit; wir alle werden Dich an diesem Tage schmerzlich vermissen. Am meisten grämt sich Deine alte Mutter, Dich nicht zu sehen. Schadet aber nichts, haue

9. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 19

1901 - Halle : Gesenius
— 19 — Wie sie nun so in Traurigkeit dasaß, kamen plötzlich die Prinzen fröhlich daher gesprungen, jeder mit einer Menge Kornblumen; die warfen sie ihr in den Schoß. Da nahm die Königin die blauen Blumen, wand Kränze daraus und setzte diese ihren Söhnen auf. „Die Blumenkränze sind das einzige, was ich Euch geben kann", sagte sie. Prinz Wilhelm hat diese Stunde nie vergessen. Von der Zeit an liebte er die blaue Blume vor allen anderen, und wenn man ihm später eine Freude machen wollte, durste man ihm bloß Kornblumenkränze und Kornblumensträuße verehren. Und seitdem heißt denn auch die blaue Kornblume Kaiserblume. 3. Seine Erziehung. Tod der Mutter. Die Erziehung und der Unterricht des Prinzen Wilhelm wurden in Königsberg wieder regelrecht fortgesetzt. Er bekam einen militärischen und mehrere andere Lehrer; einer davon war der Direktor Zeller. Diesen hatte der Prinz sehr lieb, das zeigt ein Brief, den er an ihn schrieb, als er dreizehn Jahre alt war. Der Brief lautete: Lieber Vater Zeller. Wie befindest Du Dich? Ich danke Dir sehr für das Gute, das Du mir erwiesen hast und was ich von Dir gehört habe. Ich werde mich bemühen, alles dieses zu befolgen. Behalte mich in Deinem lieben Andenken und grüße die anderen Herren Lehrer und das ganze Institut. Adieu, lieber Vater! vergiß nicht Deinen Sohn Willi. Endlich zog die königliche Familie wieder nach Berlin. Prinz Wilhelm wurde immer mehr die Freude seiner Mutter. Einmal schrieb diese von ihm an ihren Vater: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn nicht alles trügt, wie sein Vater, einfach, bieder und verständig." Leider blieb die gute Mutter nicht mehr lange bei den Ihren. Aus einer Reise zu ihrem Vater,_ dem Herzoge von Mecklenburg-Strelitz wurde sie krank und starb, nachdem sie ihren Gemahl und ihre beiden ältesten Söhne noch einmal gesehen hatte. 4. Seine ersten Feldzüge. Der französische Kaiser Napoleon hatte endlich die Geduld der Völker Europas erschöpft. Alle, die Preußen voran, erhoben sich gegen ihn. Die furchtbarsten Schlachten wurden in Deutschland gegen ihn geschlagen; in der großen Völkerschlacht bei Leipzig wurde er völlig besiegt. Der preußische Kronprinz hatte an den Kämpfen teilgenommen und begleitete seinen Vater. Dagegen blieb Prinz Wilhelm anfänglich zu Hause, da feine Gesundheit es nicht zuließ, daß er den Feldzug mitmachte. Darob wurde er sehr mißmutig. Mit Leib und Seele war er schon damals Soldat; eifrig studierte er die alten Kriegsbücher. Als dann die Schlacht bei Leipzig geschlagen war, schrieb er dem Vater, er möchte es doch einmal mit ihm properen. Es schicke sich nicht für einen preußischen Prinzen „hinter dem Ofen zu hocken", während andere draußen für ihr Vaterland bluteten. Da gab der König nach und ließ ihn ins Lager kommen. Darauf ging's mit dem siegreichen Heere mitten im Winter nach Frank* reich hinein. Wenige Tage ehe er siebzehn Jahre alt wurde, machte der 2*

10. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 39

1901 - Halle : Gesenius
— 39 — bete mehrere Seminare und eine große Zahl Volksschulen. Auch verschönerte er feine Resibenz Berlin, wo er u. a. das Branbenburger Thor erbaute. 2. Kriegsthätigkeit. Zu seiner Zeit brach in Frankreich eine Revolution aus. Der König und die Königin würden abgesetzt und ins Gefängnis geworfen. Man rief die Republik aus. Da verbanb sich der Kömg mit dem deutschen Kaiser, um die Gefangenen zu befreien. Aber in dem bret-jährigen Kriege hatte er keinen Erfolg. Die österreichischen und preußischen Generale waren uneinig, und der König schloß, barüber mißmutig, Frieden. König und Königin von Frankreich waren trotz der bargebotenen Hilfe hingerichtet worben. Dagegen war der König im Osten seines Landes glücklicher. Dort bestanb das zwieträchtige Reich Polen. Durch bessert Streitigkeiten würden die Nachbarreiche stets bebroht. Da beschlossen Rußlanb, Österreich und Preußen, Polen zu erobern und unter sich auszuteilen. Preußen bekam ein gewaltiges Stück von Polen bis nach Warschau hin. Freilich mußte es das Land später an Rußlanb abtreten und hat bavon bloß die Provinz Posen behalten. König Friedrich Wilhelm herrschte nur elf Jahre. Vii. König Friedrich Ii. der Große (1740 — 1786). (Lektion 24 — 29.) 1. Die harte Jugendzeit. Der Vorgänger König Friedrich Wilhelms Ii. war König Friedrich Ii., bett sein Volk „bett Großen" nannte. Er hatte eilten strengen Vater, der einen tüchtigen Soldaten aus ihm machen wollte. Als Ktnb schon mußte er exerzieren, und bei Wittb und Wetter Schilbwache stehen. Aber der Prinz wollte lieber stubierett und die Flöte blasen. Besonders gern las er französische Bücher. Diese Beschäftigung war dem Vater zuwiber, und er verbot sie ettbuch ganz. Als der Kronprinz bennoch heimlich las und musizierte, würde der König erbittert. Er sperrte Friedrich ein, prügelte ihn sogar mit dem Stocke durch. Um bett Mißhanblungen zu entgehen, beschloß der Prinz zu fliehen. Aber sein Plan würde verraten. Er würde gefangen genommen und vor ein Kriegsgericht gestellt. Sein Freunb und Helfer, der Leutnant Katte, warb enthauptet. Der König wollte auch Friedrich zum Tode verurteilen. Doch das Kriegsgericht weigerte sich, das Todesurteil auszusprechen, und der Prinz kam nur ins Gefängnis. Dort ging er in sich. Er sah ein, daß auch er durch Leichtsinn, Trotz und Ungehorsam sich sehr versünbigt hatte und besserte sich. Der Vater aber erkannte, daß er zu weit gegangen war. Schließlich kam die Versöhnung zu staube. Friedrich kam frei, und Vater und Sohn würden die besten Freunbe. Als der König auf beut Sterbebette lag, konnte er sagen: „Ich sterbe zu--srieben, weil ich einen so ttmtbigen Nachfolger habe".
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