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1. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 17

1912 - Breslau : Hirt
7. Das Bergische Land und das Ruhrgebiet, 17 mit eiligem, oft stürzendem Laufe ist. Zuerst fließt die Wupper nach W, dann nach N, hierauf wieder nach W, sodann biegt sie nach 8 um, und zuletzt fließt sie nach Sw. Sie umfließt also eiu viereckiges Stück Land, das Wupper- Viereck. Auf der nach W gerichteten Laufstrecke liegen die beiden großen Städte Barmen und Elberfeld, deren Häuser und Fabriken stundenweit das tiefe und enge Tal füllen. Die fünf Strecken des Wupperlaufes find fast gleich lang. Die Einmündung der Wupper in den Rhein erfolgt ein Stück unterhalb von Cöln. Da das Bergische Land nach 0 ansteigt, werden die meisten von W heranziehenden Regenwolken an ihm gestaut. Infolgedessen geben sie viel 7. Elberfeld vom Weslende aus gesehen. Regen ab. Das Bergische Land ist also ein regenreiches Land. Die Bäche sprudeln in reicher Wasserfülle. Ihre große Wasserkraft kann von zahlreichen Fabriken ausgenutzt werden. Besonders das Gebiet der Wupper ist ein sehr gewerbtätiges Land geworden. Das verdankt es allerdings auch seinen Bewohnern selbst. Diese sind rührige und fleißige, wackere Leute. Über- all herrscht rege Tätigkeit. Da Ackerbau und Viehzucht nur einen Teil der Bewohner ernähren können, haben viele, sogar die meisten Bewohnel Arbeit und Verdienst in der Industrie gesucht. Bei Solingen (50 000 &) und Remscheid (70 000 E.) blüht die Eisen- und Stahlindustrie, in Elber- feld (175 000 E.) (Abb. 7) werden besonders Stoffe für Damenbekleidung und in Barmen (170 000 E.) Bänder, Schnüre und Knöpfe verfertigt. In neuester Zeit wurden im Bergischen Lande zahlreichetalsperren erbaut, durch Kerp, Heimatkunde der Rheinprovinz. 2

2. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 22

1912 - Breslau : Hirt
22 Erster Teil: Landschaftsbilder. Vororte entstanden. Sie wurden alle, gleich der Cöln gegenüber liegenden Stadt Deutz, eingemeindet. Nur Mülheim a. Rh. (55 000 tz.) ist noch eine selbständige Stadt. Cöln ist ferner eine bedeutende Festung und von zahl- reichen vorgeschobenen Festungswerken, Forts (spr. sohr), umgeben. Unter den bedeutenden Fabriken in Cöln und Umgegend seien genannt: die Fabriken, die das berühmte Cölnisch-Wasser herstellen, die Stollwercksche Schokoladenfabrik, die große Wagenfabrik in Ehrenfeld, die Maschinenfabriken in Deutz und Kalk und die Drahtseil- und Kabel- fabrik in Mülheim a. Rh. Gleich Trier und Andernach ist Cöln eine alte Römerstadt. Schon im Mittelalter war es eine sehr bedeutende Handelsstadt, eine der mächtigsten Städte des Städte- b und es der Hausa. An seinen früheren Glanz und Reichtum erinnern noch viele alte Welt- liehe und kirchliche Bauwerke. Stolz überragen die beiden 152m hohen Türme des stolzen Domes die große Stadt, die sich in unserer Zeit zu neuem Glänze entfaltet hat. Mehr als 600 Jahre ist au dieser großartigsten und schönsten Kirche Deutschlands gebaut worden. Im Jahre 1248 wurde durch den Knrsürsten und Erzbischos Konrad von Hochstaden der Grundstein gelegt, und erst im Jahre 1880 konnte das Fest der Vollendung des Dombaues in Gegenwart des Kaisers Wilhelm I. gefeiert werden. Andere berühmte alte Bauwerke Cölns sind der Gürzenich, das Rathaus mit dem schönen Turme, die alten Tore, die prächtige Apostel- kirche, die Gereonskirche und die Martinskirche. Auch herrliche neuere Bauten, wie der Bahnhof, die Post, derjustizpalast und die beiden neuen festen Rheinbrücken, schmücken die Stadt. Eine Prachtstraße ist die Ringstraße, die an Stelle des früheren Festungsgrabens angelegt wurde. Auch an Denkmälern ist die Stadt reich. Auf dem Heumarkt steht das Denkmal Friedrich Wilhelms Iii. und der Helden aus der Zeit der Freiheitskriege, auf der Ringstraße lenkt das Reiter - Standbild Kaiser Wilhelms I. unsere Blicke auf sich, und aus der neuen, großartigen Eisenbahnbrücke über den Rhein wurde jüngst auch unserm jetzigen Kaiser Wilhelm Ii. ein Reiter-Standbild gesetzt. Die Bitte oder das Vorgebirge der Eifel begleitet deu Rhein von Bonn ab in nordnordwestlicher Richtung als ein etwa 5—10 km breiter Höhenzug, der die Tiefebene zu beiden Seiten um 60—80 m überragt. Die Oberfläche des Höhenzuges war bis vor kurzer Zeit ganz bewaldet. Im 8 ist die Bitte auch heute uoch waldreich. So breitet sich südwestlich von Bonn der herrliche Kottenforst aus. Weiter nach N, in der Gegend von Brühl und Cöln, siud durch deu Betrieb der zahlreichen Brikettfabriken, die dort angelegt wurden, große Lückeu in den schönen Wald gerissen worden. Wer jetzt mit der Eisen- bahn von Cöln nach Euskirchen reist, schaut zwischen den beiden Stationen Kierberg und Liblar nur kleine Reste des einstigen großen Waldes. Ein Braun- kohlenwerk reiht sich an das andere, in den tiefen und weiten Gruben sieht man die freigelegten schwarzen Braunkohlenlager, und in den Fabriken hört man das Stampfen der Preßmaschinen, die die gemahlene Braunkohle zu Bri- ketts pressen. Auch bedeutende Tonlager besitzt die Ville. Sie werden westlich von Bonn, bei Frechen westlich von Cöln und an anderen Orten ausgebeutet. Besonders Tonrohre werden verfertigt. Die wichtigste Erwerbsquelle für die zahlreichen Vorgebirgsdörfer, die am östlichen Abhänge des Höhenzuges liegeu, ist aber noch immer der Gemüse- und Obstbau. Das Vorgebirge ist gleich- sam der große Gemüse- und Obstgarten der beiden Städte Cöln und Bonn. Auch Düren und die^Industriestädte im Wupper- und Ruhrgebiet werden zum Teil von hier aus mit Gemüse und Obst versorgt.

3. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 24

1912 - Breslau : Hirt
24 Erster Teil: Landschaftsbilder. In der Niederrheinischen Tiefebene jiub viele große Städte erblüht. Sie sind fast alle sehr gewerbtätig; denn für Fabriken ist die Nähe der reichen Steinkohlenlager an der Ruhr günstig. Auch all Arbeitskräften fehlt es in dem dicht bevölkerten Lande nicht, und ferner ist die Lage der meisten Städte für den Verkehr sehr günstig. Der schiffbare Rheinstrom verbindet die Nieder- rheinische Tiefebene mit dem Meere, und von zahlreichen Eisenbahnen wird sie durchzogen. Außer den im Ruhrgebiet gelegellen Städten sind folgende bedeutende Industriestädte geworden: Düsseldorf (360 000 E.), Krefeld (130 000 ©.), München-Gladbach (65 000 E.), Rheydt (45 000 E.) und Viersen (30 000 E.). In Düsseldorf gibt es viele bedeutende Fabriken; besonders die 10. Die Rheinbrücke bei Düsseldorf. große Maschinenfabrik voll Ehrhardt, in der auch Kanonen wie bei Krupp in Essen hergestellt werden, sei genannt. Crefeld ist die Seidenstadt Deutsch- lands (Abb. 14). Es gibt dort etwa 120 Seiden- und Samtfabriken und mehr als 50 Seidenfärbereien. Für fast 100 Mill. Mark Seidenwaren werden jährlich hergestellt. Auch in der Umgegend von Crefeld wird die Seidenweberei betrieben. In München- Gladbach, wie auch in Rheydt, nahm das Baumwoll- gewerbe seinen Sitz. Die Baumwolle ist eiu fremder Gespinststoff. Sie ist in den Fruchtkapseln der Baumwollpflanze enthalten, die aber nur in heißen Ländern gedeiht. Besonders Nordamerika liefert viel Baumwolle. Seit jüngster Zeit wird auch in den deutschen Kolonien Banmwolle gezogen. In Viersen gibt es bedeutende Flachsspinnereien. In der Umgegend und im Jülicher Lande

4. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 43

1912 - Breslau : Hirt
6. Die Veredelung der Rohstoffe: Gewerbtätigkeit. 43 heute stehen noch zahlreiche Industriezweige der Rheinprovinz in innigster Verbindung mit der Erzeugung der Rohstoffe, wie die Wein- und Branntwein- bereituug, die Käsebereitung, die Zuckergewinnung. Die meisten Industrie- zweige, die heute in der Rheinprovinz eine größere Bedeutung haben, ver- danken aber ihre Entwicklung oder doch ihr heutiges Blühen andern Umständen. Vor allem bietet ihnen der Kohlenreichtum des Landes große Vorteile dar. Am meisten ist die Großindustrie auf die Nähe von Kohlenlagern angewiesen; sie nahm daher ihren Sitz in den Kohlengebieten an der Ruhr, bei Aachen und an der Saar. Für die Kleineisen- und -stahlindustrie war dagegen das Vorhandensein reicher Wasserkräfte wichtiger, wie das Aufblühen dieser Industrie in den Tälern des Bergischen Landes, in der regenreichen Gegend 13. Geschotzdreherei der Kruppschen Gußstahlfabrik zu Essen. von Solingen und Remscheid zeigt. Die schwarze Kohle, die aus dem Erd- innern zutage gefördert wird, und die weiße Kohle, die die sprudelnden Bäche darbieten, üben auch heute auf die Entwicklung der rheinischen Industrie weiter einen großen Einfluß aus. Wo sie im Rheinlande zur Verfügung stehen, werden noch immerfort neue Fabriken gegründet oder vorhandene vergrößert. Um die Wasserkräfte besser sowie auch während des ganzen Jahres ausnutzen zu können, wurden zahlreiche Talsperren erbaut, die erste bei Remscheid im Bergischen Lande, die großartigste mit 45 Mill. cbm Fassungsvermögen bei Gemünd in der Eisel (Abb. 4). Ans die großartige Entwicklung der rheinischen Industrie übt ferner die günstige Verkehrslage der Rheinprovinz einen bedeutenden Eiufluß aus. Diese ist zwar eine Grenzprovinz des Preußischen

5. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 45

1912 - Breslau : Hirt
7. Der Austausch der Erzeugnisse: Handel und Verkehr, 45 Staates; aber sie liegt inmitten dichtbevölkerter Gebiete und in der Nähe eines Weltmeeres, mit dem sie durch den schiffbaren Rheinstrom auch noch nn- mittelbar verbunden ist. Diese Schiffahrtsstraße durchzieht sie die ganze Länge nach und verbindet sie auch uach S hin mit reichen Gebieten Mitteldeutschlands. Sowohl für deu Bezug von Rohstoffen und der wichtigen Kohle als auch für deu Versand der fertigen Erzeugnisse, die zum großen Teil ins Ausland gehen, hat die Rheinprovinz also eine sehr günstige Lage. Am meisten können aus dieser Gunst die iu der Niederrheinischen Tiefebene und die unmittelbar am Rheinstrome selbst gelegenen Städte Nutzen ziehen, und sie siud deshalb vor allem Sitze der Industrie geworden. Sitze und Zweige der Industrie. In der Rheinprovinz können sieben Jndustriebezirke unterschieden werden, nämlich: 1. das Gebiet des Kohlen- bergbaues au der unteren Ruhr mit sehr bedeutendem Großeisengewerbe, namentlich in bett Städten Essen (Abb. 13), Duisburg, Mülheim a. d. Ruhr und Oberhausen, 2. das Industriegebiet vou Solingen und Remscheid, dem Bergischen Lande mit seinen reichen Wasserkräften angehörend, mit be- rühmt er Fabrikation von Eisen- und Stahlwaren, 3. das Industrie- gebiet um die Wuppertalstädte Elberfeld und Barmen mit bedeu- tender Bekleidungsindustrie, 4. der Jndnstriebezirk von Crefeld mit bedeutender Seidenindustrie (Abb. 14), 5. der Jndnstriebezirk von München-Gladbach, Rheydt und Viersen mit Baumwoll- und Flachs- iudustrie, 6. der Bezirk von Aachen und dem Nordrande der Eifel mit Eisen-, Tuch- und Papierindustrie und 7. das Gebiet des Kohleu- bergbaues von Saarbrücken mit großartiger Eisenindustrie. Von den übrigen Städten der Rheinprovinz haben sich namentlich noch Düsseldorf und Eölu zu bedeutenden Judustriestädteu entwickelt. 7. Der Austausch der Erzeugnisse: Handel und Verkehr. Notwendigkeit des Handels. Die Bewohner des Rheinlands haben sich vielerlei Erwerbsquelleu erschlossen. Die wenigsten bringen in ihrer Wirt- schaft das hervor, was sie zu ihrem eigenen Lebensunterhalt gebrauchen. Die meisten Bewohner sind vielmehr im Dienste des Gewerbes (des Hand- Werks und der Iudustrie), des Bergbaues, des Verkehrs usw. oder als Beamte tätig. Sie sind also sür andere, für andere Stände und für die Gesamtheit tätig, und das Geld, das sie für ihre Tätigkeit erhalten, be- nutzen sie, um sich das zum Leben Nötige zu kaufen. Ein stetes Kaufen und Verkaufen, das wir Haudel nennen, ist also nötig, damit das wirtschaftliche Leben sich entfalten, alle seine unzähligen Räderchen sich wie in einem Uhr- werk bewegen können, kurz, damit jeder mit seiner Familie leben, bestehen und vorwärtskommen kann. Ohne den Handel würden in den meisten Gegenden des Rheinlands die Menschen nicht leben können, oder die Preise vieler Waren würden doch unerschwinglich sein.

6. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 47

1912 - Breslau : Hirt
7. Der Austausch der Erzeugnisse: Handel und Verkehr. 47 ist die Schiffbarkeit des Rheines bedeutend erhöht worden, so daß die Schiff- fahrt meist auch bei niedrigem Wasserstande möglich ist. Bis Cöln können sogar Seeschiffe gelangen. Diese Stadt ist daher der Mittelpunkt der Rhein- schiffahrt geworden. Die Schiffahrt auf dem Rhein. Der Rheinstro m wird im ganzen von fast 10 000 Schiffen befahren, worunter sich 1000 Dampfer befinden, und durch die Cöluer Schiffsbrücke fahren jährlich mehr als 30 000 Schiffe. Für die Schiffahrt wurde Cöln gleich andern Rheinstädten mit bedeutenden Anlagen, mit Häfen, in denen die Schiffe ankern und überwintern, mit Werften zum Einladen und Ausladen derselben und mit Lagerhäusern zum Lagern der Waren ausgestattet. Bonden übrigen Rheinhäfen seien noch die von St. Goar, Koblenz, Oberwinter, Neuß, Düsseldorf, Uerdingen, Linn- Ersfeld, Duisburg und Wesel genannt. Die beiden Häfen St. Goar und Oberwinter dienen nur zum Überwintern der Schiffe; auch bei hohem Wasserstande suchen diese darin Schutz. Die ausgedehnten Hafen- anlagen in Duisburg, die jetzt ganz unter staatlicher Verwaltung stehen, dienen vorwiegend dem Versand der Ruhrkohlen. Der große Hafen ist der verkehrsreichste Binnenhafen auf dem ganzen Festlande Europas. Außer dem Rheine sind noch die Mosel, eine Strecke der Saar und die untere Ruhr und Lippe schiffbar. Von künstlichen Wasserstraßen oder Kanälen ist in der Rheinprovinz nur der Nord - Kanal, der von Neuß über Vierseu nach Venlo führt, aber nur für kleine Schiffe befahrbar ist, vorhanden. Die Städte Neuß, Crefeld und Duisburg sind durch kurze Kanäle mit dem Rheine verbunden. Im Bau befindet sich der Rhein-Herne - Kanal, der als westlichstes Glied des Mittelland-Kanals in Dortmund Anschluß an diesen finden soll. Das Eisenbahnnetz. Die Anlage des Eisenbahnnetzes fand die wenigstell Schwierigkeiten im nordwestliche«, tiefgelegenen und ebenen Teile der Rheinprovinz. Doch auch im südöstlichen, gebirgigen Teile war die Anlage von durchgehenden Hauptlinien nicht zu schwierig, weil die Tal- surchen benutzt werden konnten. Für starkgewundene Talstrecken waren jedoch zur Abkürzung der Linie Tunnelbauteil nötig. Der 4200 in lange Kaiser- Wilhelm - Tunnel der Moselbahn zwischen Kochem und Bullay ist der längste in Deutschland. Am dichtesten mußte das Eisenbahnnetz in den Bergban- und in den Industriegebieten ausgebaut werdeu, also an der Ruhr, im Wupper- gebiet, bei München-Gladbach, Aachen und Saarbrücken. Wie Cöln der Mittel- Punkt der Rheinschiffahrt ist, so wurde es auch der wichtigste Knotenpunkt des rheinischen Eisenbahnnetzes. Nur in Cöln konnten alle Hauptlinien der Rheinprovinz auf kürzestem Wege zusammenlaufen, von 880 die beiden Linien vom Oberrhein (von Süd- und Mitteldeutschland kommend), von Nnw die beiden Linien vom Niederrhein (von Holland und England), von W die Aachener Linie (von Belgien und Frankreich), von 8 die Eisel-Linie, die der alten Eiselsurche (f. S. 31) folgt, von 80 die Sieg- und die Westerwald- Linie und von N0 die Linie aus dem Wupper- und Ruhrgebiet (von Nord- und Nordostdeutschland). Neben Cöln entwickelten sich auch Düsseldorf, Essen, Elberfeld, Aachen, Koblenz, Trier und Saarbrücken zu wichtigen Knoten- punkten des Eisenbahnverkehrs.

7. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 51

1912 - Breslau : Hirt
9. Die Verwaltung. 51 3. Der Regierungsbezirk Aachen (4100 qkm, 690 000 E.) umfaßt den nordwestlichen Teil der Eifel nebst dem Hohen Venn und das Gebiet der Roer (rur). Aachen, Düren, Eschweiler, Stoiberg und Eupeu siud in ihm die bedeutendsten Städte. Davon zählt Aachen mehr als 100 000, aber keine weitere Stadt mehr als 50 000 E. 4. Der Regierungsbezirk Cöln (4000 qkm, 1 250 000 E.) schließt sich nach Mv an den Regierungsbezirk Koblenz an und liegt östlich vom Regierungsbezirk Aachen. Mit diesem zu- sammeu umfaßt er deu mittleren Teil der Rheinprovinz, und zwar gehören zu ihm das nord- östlichste Stück der Eifel, das nordwestlichste Stück des Westerwaldes, der-südliche Teil des Ber- gifchen Landes (das Oberbergische), der Höhenzug des Vorgebirges oder der Ville, ferner die Cölner Rheinebene östlich und die Niederungen der Erst westlich von diesem. Vom Rhein wird er in der ganzen Ausdehnung von So nach Nw durchflössen. Die bedeutendste,: Orte sind Cöln, Bonn, Mülheim a. Rh., Gummersbach, Siegburg, der Villenort Godesberg und Euskirchen. Von diesen zählt Cöln mehr als ^ Mill., keine weitere Stadt mehr als 100 000 E., aber uoch zwei Städte, nämlich Bonn und Mülheim a. Rh., mehr als 50 000 E. 5. Der Regierungsbezirk Düsseldorf (5500 qkm, 3 450 000 E.) liegt nordwestlich vom Regierungsbezirk Cöln und nordöstlich vom Regierungsbezirk Aachen. Gleich ersterem wird er vom Rhein in der ganzen Ausdehnung durchflösse«. Von seinen sehr zahlreichen größeren Orten zählen Düsseldorf und Essen mehr als j Mill. E, noch 6 Städte, nämlich Duisburg, Elberfeld, Barmen, Crefeld, Mülheim a. d. Ruhr und Hamborn, haben mehr als 100 000 E. und noch weitere 5 Orte, nämlich Oberhausen, Remscheid, Borbeck (Landgemeinde), München- Gladbach und Solingen, mehr als 50 000 E. Gliederung der Verwaltung. Die Verwaltung der einzelnen Kreise leiten die Landräte, die der Regierungsbezirke die Regierungspräsi- denten, und an der Spitze der ganzen Provinz steht der Oberpräsident. Die Verwaltung kreisfreier Städte, die besondere Stadtkreise bilden, wird von einem Oberbürgermeister geleitet. Manche Angelegenheiten werden in den Kreisen durch den Kreistag und Kreisausschuß, in den Regierungs- bezirken durch den Bezirksausschuß und für die ganze Provinz durch deu Proviuzial-Landtag geregelt. Die Mitglieder des Kreistages und Kreis- ausschnsses, des Bezirksausschusses und des Provinzial-Landtages werden nicht vom Staat ernannt, sondern von beit Bürgern bzw. von den Mitgliedern der andern Ausschüsse gewählt. Kreisausschuß, Bezirksausschuß und Provinzial- Landtag siud also Einrichtungen der Selbstverwaltung. Der Kreistag und der Kreisausschuß tagen in der Kreisstadt unter dem Vorsitz des Laudrats, der Bezirksausschuß versammelt sich in der Hauptstadt des Regierungsbezirks uuter dem Vorsitz des Regierungspräsidenten, der Provinzial-Landtag der Rheinprovinz hält dagegen seine Sitzungen nicht in Koblenz, wo der Ober- Präsident wohnt, sondern in Düsseldorf ab. Tätigkeit der Verwaltung. Der Oberpräsident überwacht die Aus- führuug d'er Gesetze in der ganzen Provinz, der Regierungspräsident in den einzelnen Regierungsbezirken und der Landrat in den einzelnen Kreisen. Die genannten Behörden suchen ferner, unterstützt voll deu Einrichtungen der Selbstverwaltung, das Wohlergeheu aller Stände und Berufsarten zu fördern. Bau und Unterhaltung der Landstraßen, Flußbauten und die Sorge für das Feuerlöschwesen, für die Irren-, Blinden- und Taub- stummenanstalten sind besondere Gebiete der Provinzial-Verwal- tung. Die höheren Schulen und die Seminare sind dem Oberpräsidenten 4»

8. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 52

1912 - Breslau : Hirt
52 Zweiter Teil: Da^s Gesanitgebiet. 9. Die Verwaltung. unmittelbar unterstellt; er läßt sie durch die Provinzialschulräte beauf- sichtigen. Das Volksschulwesen untersteht dagegen der Königl. Regieruug. Diese ist eiue mehrgliedrige Behörde. Sie besteht aus drei Abteilungen, nämlich aus der Abteilung des Innern oder Präsidenten-Abteilung, aus der Abteilung für Kirchen- und Schulwesen und aus der Abteilung für die Verwaltung der direkten Steuern, der Domänen und Forsten. Jeder Abteilung steht ein Oberregierungsrat vor. Der Regienmgspräsideut, die Oberregiernngsrüte und die zahlreichen Regierungsräte bilden zusammen das Regierungskollegium. Die Aufsicht über die Volksschulen führen im Auftrage der Regieruug die Regieruugs- und Schulräte und in den ein- zelnen Kreisen serner die Kreisschuliuspektoreu. Für die äußeren An- gelegeuheiteu der Volksschulen sorgt der Landrat, iu deu größereu Städten der Oberbürgermeister. Rechtspflege. Für die Rechtspflege siud in der Rheinprovinz die beibcn Oberlandesgerichte zu Cöln nnb Düsseldorf, mehrere Landgerichte und zahlreiche Amtsgerichte eingerichtet. Bildungsanstalten. Außer zahlreichen höheren Schulen imb Seminaren bestehen in der Rheinprovinz folgende Hochschulen: die Universität zu Bonn, die landwirtschaftliche Hochschule zu Bonn - Poppelsdorf, die technische Hochschule zu Aacheu, die Handelshochschule zu Cölu und die Kunst - Akademie zu Düsseldorf. Kirchliche Verwaltung, ß der Bevölkeruug der Rheiuproviuz siud katho- lisch, ^ ist evangelisch oder protestantisch. Gegendeu, iu deueu die Pro- testauteu vorwiegen oder sehr stark hervortreten, fhtb das Ruhrgebiet, das Ber- gische Land und das Wuppertal, das Nahegebiet, der südliche Huusrück und die Gegend von Saarbrücken. Die Verwaltung der katholischen Kirche leiten in der Rheinprovinz der Erzbischos vou Cölu und die Bischöfe vou Trier und Müuster; das evangelische Kirchenwesen untersteht dem General-Superintendenten in Koblenz. Armeekorpsbezirke. In militärischer Hinsicht gehört die Rheiuproviuz zum Bezirk des Viii. Armeekorps, mit dein nördlichsten Teile aber zum Bezirk des Vii. Das Geueralkommaudo des Viii. Armeekorps besiudet sich in Kobleuz, das des Vii. iu Münster (in der Proviuz Westfalen). Cöln und Koblenz sind Festuugeu; namentlich Cöln ist durch Vorgeschobeue Werke sehr stark befestigt.

9. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 11

1912 - Breslau : Hirt
5. Die Eifel und das Ahrtal. 11 Die Wasserkraft der Eifelbäche und Eifelflüsse wird zum Betrieb von zahlreichen Mühlen, hier und da auch zum Betrieb von Fabriken benutzt. Besonders am Nordrande der Eifel, in der Gegend von Aachen, ist die Industrie aufgeblüht. Bei Gemünd wurde die großartige Talsperre (Abb. 4) erbaut, die 45 Mill. cbm Wasser faßt, und durch deren Anlage in der Waldes- stillen Gegend ein langgestreckter schöner See hervorgezaubert wurde. Durch sie werden zahlreiche Städte und Fabriken mit elektrischer Kraft versorgt. Auch durch die Steinkohlenlager bei Aachen wurde die Entwicklung der Industrie gefördert. Außer der großen Stadt Aachen (155000 E.) sind die Städte Stol- berg, Eschweiler, Enpen, Düren und Euskirchen sehr gewerbtätig. 4. Die Urft-Talsperre bei Gemünd in der Eifel. Im Schiefergebirge hat man das Jahrhunderte alte Beispiel des Oberharzes vielfach nachgeahmt und durch Abdämmung von Tälern das sonst ungenützt zu Tal fließende Wasser zu seenartigen Teichen aufgestaut und nutzbar gemacht. Die bisher größte europäische Talsperre ist der „Urftfee" (Luftlinie 8 km lang, 45 Mill. cbm Wasserinhalt). Vor allem die Tuchindustrie, Eisenindustrie, Nähnadelanfertigung und das Papiergewerbe werden betrieben. Tuche werden besonders in Aachen, Enpen, Düren und Euskirchen, Nähnad eln in Aachen und Stolberg hergestellt. Haupt- sitz der Eisenindustrie ist Eschweiler, des Papiergewerbes Düren. Bei Mechernich sind Bleibergwerke in Betrieb. Von der breiten Platte der eigentlichen Eifel erstreckt sich nach 0 zum Rhein hin die Hocheisel. Sie bildet die Wasserscheide zwischen den Gewässern, die zur Mosel nach 8 und zur Ahr nach N rinnen. Sie ist nicht, wie man aus dem Namen schließen sollte, der höchste Teil der Eifel, trägt aber die bedeutendsten Gipfel. Am höchsten erhebt sich die Hohe Acht (fast 750 m hoch); zwei andere bedeutende Berghöhen sind die Nürburg und der Kelberg.

10. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 18

1912 - Breslau : Hirt
18 Erster Teil: Landschaftsbilder. die das Wasser der Flüsse in regenreichen Zeiteil aufgestaut wird, damit die Fabriken während des ganzen Jahres mit Wasserkraft und elektrischer Kraft versorgt werden können. In Solingen und in Remscheid werden ganz verschiedenartige Gegenstände her- gestellt. In Solingen ist seit alter Zeit die Waffenschmiedeknnst heimisch. Es werden dort Schwerter und andere Waffen, Messer, Scheren usw., iu Remscheid aber Werk- zeuge und Haus-, Küchen-, Feld- und Gartengeräte aller Art hergestellt. Trotz der regen gewerblichen Tätigkeit hat sich das Bergische Land ein freundliches Bild bewahrt. In den Tälern liegen die Schleifkotten der Schleifer und die Hammerwerke, ans den Höhen die Häuschen der Schmiedemeister, und abends sieht man die Feuer glühen und vor diesen die kräftigen Gestalten der Schmiede. Das ist das Land, wo „der Märker Eisen reckt", wie der Dichter Arndt sang. 8. Die Schwebebahn im Wuppertal am Werther Bollwerk in Barmen. Die Häuser sind zum Teil von der einzigen Talsohlenstraße an den steilen Wänden der Hochfläche empor- gebaut und die Eisenbahnen im Tunnel von Bahnhof zu Bahnhof geführt. Wegen Platzmangels ist für den Verkehr zwischen den beiden zu einem Häusermeer verwachsenen Städten Elberfeld und Barmen eine 13 km lange Schwebebahn, zum Teil über der Wupper, gebaut. Die beiden Städte Elberfeld und Barmen sind zwei sehr fabrikreiche Plätze. Aus ihrem zusammenhängenden Häusermeer, das sich drei Stunden weit im Tale ausdehnt, ragt ein Wald von Schornsteinen auf. Die verschiedenen Stadtteile sind durch die merkwürdige Schwebebahn (Abb. 8), die meist dem Flußbett der Wupper folgt, verbunden. Mit Stolz erzählen die Bewohner des Bergischen Landes von dieser Schwebebahn und von andern Wunderbauten der Heimat, von der Müngstener Eisenbahnbrücke, deren Bogen hoch das Wuppertal überspannt, von den großartigen Talsperren, auch von berühmten Bauten aus alter Zeit, vom Altenberger Dom und dem wiederhergestellten Schloß Bürg bei Burg an der Wupper.
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