1854 -
Rinteln
: Bösendahl
- Autor: Wiß, D.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Stadtschule, Evangelische Landschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Erdkunde.
85
feit und den Rheinländern, schwach im N., Hannover und Ol-
denburg. Alle Einwohner Deutschlands, die Juden ausge-
nommen, sind Christen; im S. bekennt sich die Mehrzahl zur
katholischen, tm N. zur p r o t e ft a n t i s ch e u Kirche. Lu-
theraner und Resormirte haben sich in den meisten Ländern
zu einer, der evangelisch christlichen, Kirche verei-
nigt. Es giebt auch Herrnhuter oder evangelische
Brüder, Quäker und M e n n o n i t e n. Außer der deut-
schen Sprache, in zwei Hauptmundarten, H o ch- und Plat t -
deut sch, redet man in Böhmen B ö h m i s ch, (eine slavi-
sche Mundart, so wie das Wendische in der Lausitz) im äu-
ßersten S. schon Italienisch, und jenseit des Rheins theils
Französisch. Die H a u p t b e s ch ä f t i g u n g c n der Deut-
schen sind: Ackerbau und Viehzucht in allen Provinzen»
und sehr eifrig betrieben; O b st b a u, Weinbau; Seiden-
bau fastmlrim äußersten S-; Bienenzucht; Bergbau
sehr blühend; Fabriken; die meisten Fabriken sind in Schle-
sien, den östreichischen Staaten, Sachsen und den preußi-
schen Rheinprovinzen, am wenigsten in N. Deutschland. Ve-
merkenswerthe Fabrik- und Manufaktur-Orte siud: Altena,
Andreasberg, Annaberg. Apolda, Augsburg, Barmen, Berlin,
Bielefeld, Breslau, Cassel, Chemnitz, Clausthal, Cöln, Dresden,
Düsseldorf, Eisenberg, Elberfeld. Frankfurt am M., Freiberg,
Fürstenberg, Fürth, Goslar, Gotha, Görlitz, Großalmerode,
Hagen, Halle, Hanau, Hersfeld, Hildesheim, Iserlohn, Ko-
sen, Lemgo, Lennep, Mainz, Malmedy, Neukirchen,
Neuwied, Nordhausen, Nürnberg, Offenbach, Osnabrück,
Pforzheim, Nemscheidt, Ruhla, Schmalkalden, Schnee-
berg, Schwabach, Siegen, Solingen, Suhl, Ulm, Unna,
Wien, Zittau. Handelsplätze ander Nordsee: Altona, Bre-
men, Emden, Hamburg; an der Ostsee: Kiel, Lübeck, Ro-
stock, Stettin, Stralsund, Wiömar; am adriatischen Meere:
Triest; im Innern: Berlin, Braunschweig, Breslau, Cassel,
Cöln, Elberfeld, Frankfurt a. M. und a. d. O., Leipzig,
Magdeburg, Nürnberg, Prag, Ulm, Wien. Wissenschaft!.
Bildung. 23 Universitäten, nach dem Alter: Prag, Wien.
Heidelberg, Würzburg, Leipzig Rostock, Greiföwalde, Frei-
burg, Tübingen. Marburg, Jena, Olmütz, Gräy, Gießen,
Kiel, Jnspruck, Halle, Breslau, Göttingen, Erlangen, Berlin,
Bonn, München- Gymnasien und Schulen aller Art. R. 22 M.
Eatholiken. 22 M. Evangl., außerdem 400,000 Juden, Staatö-
verf., 31 monarchische Staaten und 4 Freistaten
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
178
A. Europa.
Bewohner.
Z
vorgenommen; die Zählung vom Jahre 1816 ergab 10,349,831 Einw.;
1864 lebten auf demselben Gebiete 19,304,843 Einw., oder genauer nach
Abzug einiger während der Zeit hinzugetretener Gebiete 19,144,400, was
einen jährlichen Zuwachs der Bevölkerung von 1 Proc. ergiebt. Durch-
schnittlich kommen jetzt in Preußen auf die Um. 3800 Menschen. Die
Dichtigkeit der Bevölkerung nimmt von Osten nach Westen zu. In der
Provinz Preußen lebten 1864 auf 1 H>M. 2557 Einw., während zur
selben Zeit in der Rheinprovinz 6876 Einw. auf 1 lüm. lebten. Im
Regierungsbezirk Düsseldorf wohnen 11,947 Einw. auf der Um. und im
Kreis Krefeld 22,929 Einw. auf der □12)?. — Der Abstammung oder
Nationalität nach sind die bei weitem große Mehrzahl aller Bewohner des
preußischen
Zahlenverhältniß
Deutsche 20% Mill., Slaven 2% Will., darunter 2,350,000 Polen
(in Posen, Preußen, Ober-Schlesien, hier die sogenannten Wasserpolaken,
und an der Luba in Pommern und in Westprenßen, Kassnben genannt),
62.000 Tschechen und 86,000 Wenden (Lausitz); 145,000 Litthauer
(im nördlichen Theile von Ostpreußen); 144,000 Dänen (in Schleswig);
11.000 Wallonen und Franzosen (Rheinprovinz und Berlin), 315,000
Juden (vorzüglich im östlichen Theil der Monarchie).
Dem G la übe nsbeke nn tu iß nach wurden am 3. December 1864
gezählt resp. (bei Schleswig, Holstein, Kurhessen, Gersfeld und Frankfurt)
nach Analogie früherer Zählungen berechnet in den Provinzen und Districten:
Insgesammt 15,413,200 Evangelische, 7,803,340 Römisch-Katho-
lische, 1530 Griechisch-Katholische, 14,196 Mennoniten, 43,030
Dissidenten, 314,797 Juden, 41 anderer Religionen.
In Procenten ausgedrückt gehörten mithin 65,34 oder von 100 immer
65,34 den verschiedenen evangelischen Confessionen, 33 der römisch-katholi-
schen, 0,25 dissidentischen und 1,33 dem mosaischen Glaubensbekenntnis; an.
Zählung
preußische
Verfassung. Orden u. s. w.
♦
Seit 1848 ist Preußen eine constitntionelle Monarchie. Die gesetz-
gebende Gewalt ist zwischen der Krone und den beiden Kammern getheilt.
Zur Gültigkeit eines Gesetzes wird die Uebereinstimrnnng beider Kammern
(Herrenhaus und Haus der Abgeordneten) und die Sanction des
Königs verlangt. Die erste Kammer besteht theils aus den königlichen
Prinzen, dann aus Personen, die, erblich oder lebenslänglich, vom Könige zu
Mitgliedern ernannt N'erden, endlich aus Solchen, welche von verschiedenen
Corporationen (der Domcapitel, Grafenverbände, Landschaftsbezirke, Universi
täten) zu Mitgliedern vorgeschlagen, dann vom Könige ernannt werden.
Die Mitglieder der zweiten Kammer werden nach einem bestimmten
Census vom Volke erwählt. Die Zahl der Abgeordneten aus den alten
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Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
190
A. Europa.
Stadt nimmt Theil am polnischen Handel. Ihre Hauptmerkwürdigkeit be-
steht indeß in den herrlichen Ueberbleibseln des ehemaligen Schlosses der
ochmeister des deutschen Ritterordens. Die Stadt selbst wurde von dem
rden 1276 gegründet und eine Burg daselbst erbaut. Im 14. Jahrh,
ward sie die Residenz der Hochmeister, das Schloß ward mehrere Male
erweitert und eine schöne Kirche und die St. Annengruft, wo die Hochmei-
ster beigesetzt wurden, hinzugefügt. Dieses schönste Denkmal der Baukunst
in Preußen ward lange vernachlässigt; die Zeit zerstörte den größten Theil
desselben und die noch erhaltenen Theile wurden zu Kasernen und einer
Baumwollenspinnerei verwendet, so daß die herrlichsten Säle durch elende
Zwischenmauern
barbarische
fug aufgehört, und was noch zu retten war, ist wieder hi
halten worden. Besonders bewundert man zwei Säle, wovon der eine auf
einer einzigen, höchst schlanken Granitsäule ruht. Als ein großartiges Werk
Die Gegend bei Marienburg,
ächtige Eisenbahnbrücke
zwischen Nogat und Weichsel
und der Werder, zwischen der Stadt und dein Drausensee, gehört zu den
fruchtbarsten in Preußen.
Marienwerder (Insula Mariana, poln. Kwidrim), eine sehr wohl-
gebaute Stadt, >/2 M. von der Weichsel und durch einen Canal mit der
Nogat verbunden, mit einer schönen alten Kirche (der Dom ist in den Jah-
ren 1862—1864 auf Kosten der Gemeinde und des Staats restaurirt
worden) und 7403 Einw., liegt ebenfalls in einer höchst fruchtbaren Ge-
gend.
östlichen
Schiffbrücke
/
4 Stunde
nördlich von der Stadt liegt auf einer Höhe
Jahre 1807 von Courbiere vertheidigt, war sie eine von den wenigen
-------/ I---- -----1---Kj I
In der Stadt Culm, auf einer
preußischen Festungen, welche nicht
ein Denkmal auf dem Glacis errichtet
Höhe bei der Weichsel, mit 8466 Ei
anstalt und ein Cadettenhaus. — Thorn, eine befestigte Stadt am rechten
Weichselufer, mit 16,230 Einw. Ueber die Weichsel führt eine außer-
ordentlich lange hölzerne Brücke. Die Stadt treibt starken Handel; ihre
Seife, vorzüglich aber ihr Pfefferkuchen, deren Teig viele Jahre lang vor
der letzten Bearbeitung aufbewahrt wird, sind berühmt. Sie ist der Ge-
burtsort des Copernicus, welcher hier 1473 geboren wurde und dem ein
Denkmal in der Johanniskirche und eine Statue errichtet ist.
2. Die Provinz oder das Großherzogthum Posen.
Diese zwischen Preußen, Polen, Schlesien und Brandenburg gelegene
Provinz zählt auf 525,4 Ihm. 1,523,729 (auf der 02». 2900) Einw.,*)
wovon der größte Theil aus Polen besteht, deren Sprache daher die Herr
*) 1867 1,536,185 Einw. Junahme seit 1864 12,456 Einw.
1869 -
Braunschweig
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- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
196
A. Europa.
Außerdem werden vortreffliche Gartenfrüchle, namentlich die berühmten
kleinen Teltower Rüben, etwas Taback und ziemlich viel Obst gezogen.
Der Weinbau ám Großen ist beinahe ganz eingegangen. An Fischen ist
bei den vielen Seen und Flüssen Ueberfluß. Desto ärmer ist das Mine-
ralreich. In der weiten Sandstäche der Mark kommt nur an einer
Stelle, beim Dorfe Rüdersdorf, wenige Stunden von Berlin, ein bedeutendes
Kalkflötz zum Vorschein, sowie Ghps und Salz bei dem Dorfe Sperenberg südlich
von Berlin, und Alannschiefer bei Freienwalde. In der neuesten Zeit sind
in den Bergen bei Fürsten Walde, bei Frankfurt rc. Lager von
Braunkohlen entdeckt worden, welche überhaupt, von den Ufern der
Elbe bis zum Niemen und von der Lausitz bis zur Ostsee, unter den ge-
schiebereichen Saud- und Lehmschichten des Tieflandes an mehr als hundert
Punkten aufgefunden worden sind. Die Torfgräbereien bei Linum, Liebe-
rose u. s. w. sind sehr bedeutend. — Das Land ist reich an Gewässern,
sowohl Seen als Flüssen. Außer den uns schon bekannten Fliissen, der
Elbe mit der Havel und Spree, und der Oder mit der Warthe und Netze,
bemerken wir noch an Canälen: den Friedrich-Wilhelms-Graben
oder Canal von Müllrose, über 3 M. lang, vom großen Kurfürsten
1662—68 angelegt, welcher die Spree mit der Oder verbindet; den
Finow-Canal, an 7 M. lang, welcher vermittelst 15 Schleusen die
Havel mit der Oder verbindet; er war schon im 17. Jahrh, vorhanden,
ging aber während des 30-jährigen Krieges ein und Friedrich 11. ließ ihn
wieder herstellen. Außerdem sind noch mehrere kleine Canäle, welche Land-
seen mit den Flüssen in Verbindung setzen, vorhanden, und andere, wodurch
ehemals moorige Gegenden in fruchtbare Niederungen sind verwandelt wor-
den; unter letzteren ist besonders der von Friedrich 11. angelegte neue
Odercanal merkwürdig, wodurch die Oderbrüche nutzbar gemacht worden
und welcher jetzt die eigentliche Oderfahrstraße bildet; er ist Uber 10 M.
lang.
Die Provinz Brandenburg wird jetzt in das Stadtgebiet von
Berlin und in 2 Regierungsbezirke: Potsdam und Frankfurt, getheilt; nach
der alten Eintheilung zerfiel die Mark Brandenburg in Kurmark und Neu
mark (diese am rechten Ufer der Oder); die Kurmark ward eingetheilt in
Mittelmark, Uckermark, Priegnitz und Altmark. Dieser letzteren bequemeren
Eintheilung wollen wir hier folgen.
In der Mittelmark liegen:
Berlin, unter 52° 30'// n. Br. und 31° 3'/2' o. Lg. F., an
beiden Ufern der Spree, welche beim Eintritt in die Stadt nur 100" Höhe
über der Ostsee besitzt. Wie jeder Ort auf der Erde eine hauptsächlich
von seiner geographischen Breite abhängige mittlere Jahrestemperatur hat,
so auch Berlin, 7,1° R. Dieselbe ist höher, als sich nach der geographischen
Breite der Stadt erwarten ließ — wesentlich eine Folge ihrer Lage in West-
europa, wo die Südwestwinde vorherrschen. Ob das Klima eines Ortes
ein für seine Lage günstiges oder ungünstiges sei, läßt sich in Beziehung
auf die Wärme natürlich nur beurtheilen, wenn man seine Wärme mit
der im Mittel seiner geographischen Breite zukommenden vergleicht. Die
mittlere Jahrestemperatur beträgt, wie gesagt, 7,1° R., während sie nach der
geographischen Breite 3,0° R. betragen sollte. Dove sagt, die Wärme,
welche Berlin der geographischen Breitenlage nach zukommt, ist fast ge
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- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
204
A. Europa.
' Wein hervor. — Zwei Meilen nördlich von Potsdam, am Zusammenfluß
der Spree mit der Havel, liegt die Festung Spandau, mit einer starken
Citadelle, einer Strafanstalt für schwere Verbrecher, einer Pulverfabrik und
16,076 Einw. Die hiesige Gewebrfabrik liefert nur die Läufe und
die Bajonette für die Potsdamer. % Stunde südlich davon liegt in der
Havel der Pichet sw er der, ein Bergnügungsort der Berliner.
Brandenburg, die älteste Stadt der Mark, an der Havel, in
einer schönen Gegend, mit 25,970 Einw., einem Gymnasium, einer (1848
aufgehobenen, 1856 aber wiederhergestellten) Ritterakademie, einer Real-
schule rc. Die alte Domkirche liegt auf einer Havelinsel.
Frankfurt an der Oder, in einer anmuthigen Gegend, mit
39,523 Einw., liegt am linken Ufer der Oder; im Norden Lebuser, im
Süden Gab euer Vorstadt, am reckten Oderufer die Dammvorstadt.
Durch lebhaften Handel und Fabriken ist Frankfurt zu einer blühenden
Stadt geworden. Sie hat jährlich 3 berühmte Messen. Auf dem Kirchhof
ruht der Frühlingsdichter Ewald v. Kleist, dem die Frankfurter Loge
beinahe 20 Jahre nach seinem Tode einen Denkstein mit folgender vom
Herzoge Leopold von Braunschweig verfaßten Inschrift setzen ließ: „Für
Friedrich sterbend sank er nieder, so wünschte es sein Heldengeist, unsterblich
groß durch seine Lieder, der Menschenfreund, der edle Kleist." In der
Nähe liegt Kunersdorf, wo Friedrich 11. 1759 von den Russen
geschlagen wurde. Die 1506 gestiftete Universität ist 1811 nach Breslau
verlegt worden.
Minder bedeutende Oerter sind: Wriezen an der alten Oder, mit
7880 Einw.; in der Nähe liegt Möglin mit der von Thaer gestifteten
Akademie des Landbaues. Freienwalde an der alten Oder, in einer
hügeligen Gegend, mit 4600 Einw., einer Heilquelle und einem Alaun-
werke. Neustadt-Eberswalde, am Finowcanal, mit 7126 Einw.,
einer Forstakademie, einem Bade, Kupfer- und Messinghammern und Fa-
mit 2400 Einw.,
r
Jugend verlebte.
brisen in Eisen, Stahl und Steingut. Rheinsberg,
int einem Schlosse, wo Friedrich Ii einen Theil seiner
Neu-Ru pp in, an einem See, mit 11,980 Einw. und
Neustadt an der Dosse, 1042 Einw., mit einem
Rathenow, mit 7690 Einw., an der Havel, hat
Fehrbellin, mit
Lucken-
starker Tuchweberei,
wichtigen Gestüte.
optische Industrie-Anstalten, Mühlwerke, Spinnereien.
2110 Einw., wo der große Kurfürst 1675 die Schweden schlug,
walde, mit 11,620 Einw., hat eine der größten Tuchfabriken in Preußen.
Nach der Grenze von Sachsen zu die Dörfer Groß-Beeren, wo am
22. — 23. August, und Dennewitz, wo am 6. September 1813 die
Franzosen geschlagen wurden. Bei Rüdersdorf sind große Kalkstein-
brüche.
Boden
welche sich zum Theil durch besseren
am See gleichen Namens, mit 15,542
In der Uckermark,
anszeichnet, liegen: Prenzlow,
Einw., ansehnlichem Tabacksbau und Getreidehandel, und Schwedt, an
der Oder, mit einem königlichen Schlosse, 8326 Einw. und Tabacksfa-
briken. Angermünde, mit 6466 Einw., Straßburg, 5218 Einw., an
einem Nebenfluß der Ucker, treibt Spinnerei, Strumpfwirkerei rc.
Die ehemalige Pr i egnitz hat fast durchaus nur Sandboden. Havel-
1869 -
Braunschweig
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- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
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- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Vii. Deutschland. A. Staaten des Norddeutschen Bundes.
205
berg, auf einer Havelinsel, mit 4000 Ein , .
Perleberg, die ehemalige Hauptstadt mit mehr als 7700 Einw., sind
hier allein zu merken. Wittenberge, 6403 Einw. an der Elbe mit
einem Hauptzollamt, einer Shoddy-, Steiupappe- und Seifenfabrik. Wichtig
wegen der Vereinigung der Eisenbahnen von Magdeburg und Berlin-Ham-
burg. Bemerkenswerth die schöne Elbbriicke mit befestigten Brückenköpfen. —
Wo möglich noch schlechteren Boden, mit Ausnahme der Oder- und Warthe-
Niederungen hat die östlich von der Oder liegende Neu mark. Die starke
Festung Küslrin, am Zusammenfluß der Warthe und Oder mit 10,070
Einw., ergab sich 1806 ohne Belagerung und ward erst 1814 wieder-
erobert. In der Nähe liegt das Dorf Zorndorf, wo Friedrich Ii. 1758
mit 30,000 Preußen 50,000 Russen schlug. Lands berg an der Warthe,
mit 17,840 Einw., einigen Fabriken in Tuch, Leder, Papier und einigem
andel. Kottb ns, ehemals zur Nieder-Lausitz gehörig, mit über 12,125
Linw. Guben, mit 17,554 Einw., mit bedeutenden Tuch- und Tabacks-
sabriten und etwas Weinbau. Sorau an der schlesischen Grenze, mit
10,400 Einw. und berühmten Wachsfabriken. Spremberg, mit 8565
Einw., treibt Wollspinnerei und starke Weberei. Finsterwalde, 7000
Einw., am Nebenflüsse der schwarzen Elster, hat Tuch- und Maschinen-
fabriken, Spinnereien und Webereien. Die Stadt gehörte früher zum
Meißner Kreis-Forste mit 7443 Einw. Fürstenwalde an der Spree,
mit 7166 Einw. Arenswalde, 6523 Einw.
5. Die Provinz Sachsen.
Sie besteht aus den von Sachsen abgetretenen Gebieten, dem ehema-
ligen Fürstenthum Halberstadt, dem Herzogthum Magdeburg, der Graf-
schaft Mansfeld, der Altmark, dein Eichsfelde, dem Fürstenthum Erfurt
und einigen kleineren neuen Erwerbungen und wird von Hannover, Bran-
denburg, Anhalt, dem Königreich Sachsen, den sächsischen Herzogthümern,
Hessen und Braunschweig umgeben; einige Theile derselben liegen außer-
dem Zusammenhang mit dein klebrigen. Sie zählt ans 458,2 Um. über
2,044,481*^auf der mm. 4463) Einw., welche zum bei Weitem größten
Theile Protestanten sind. Oesllich von der Saale und Elbe besteht die
Bevölkerung vorzüglich aus Wenden. Der nördliche und östliche Theil
dieser Provinz ist eben; im W. liegt ein Theil des Harzes und die Ver-
berge desselben; im S. berührt sie den Thüringer Wald, so daß der ganze
südwestliche Theil von den zwischen beiden Gebirgen sich erhebenden Rücken,
der Hainleite u. a., durchzogen wird. Die rechts von der Elbe gele-
genen Gegenden sind meist sandig; desto vortrefflicher sind die südlichen
genden von Magdeburg und Halberstadt, daö ehemalige Thüringen, die
gend von Halle, Erfurt u. f. w., wo sich im Magdeburgischen die Börde,
in Thüringen die Goldene Aue durch die höchste Fruchtbarkeit aus-
zeichnen. Getreide, Oelpflanzen und Obst sind die Hauptproducte; dazu
kommen wichtige Kupfer-, Blei- und Eisengruben; Steinkohlen und Braun-
kohlen. vor Allem aber ein unermenlicber Reicktbum an Salz: so dan diese
*) 1867 2,065,774 Einw., Zunahme 21,293 Einw.
1869 -
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- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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- Inhalt: Zeit: Geographie
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210
A. Europa.
Naumburg, in einer reizenden Gegend, unweit der mit der Unstrut
sich vereinigenden Saale, mit 14,860 Einw. Sie ist wohlgebaut und treibt
ansehnlichen Handel, hat auch jährlich eine Messe. Die Domkirche ist ein
ausgezeichnet schönes Gebäude. Eine Stunde von Naumburg, nahe bei
dem schön an der Saale gelegenen Orte Kösen, wo früher eine Saline
und eine Badeanstalt, liegt ganz einsam die berühmte sogenannte Fürsteu-
schule, Schulpforta, welche 1543 an der Stelle eines Klosters gestiftet
ward. Fast ebenso bedeutend ist die ebenfalls ans einem ehemaligen
Kloster hervorgegangene Schule Roßleben, an der Unstrut. In der
Gegend von Naumburg wächst erträglicher Wein. Südlicher liegt Zeitz,
auf einer Höhe an der Elster, mit 14,260 Einw. — Zwischen Weißen-
fels (an der Saale, mit 12,780 Einw.) und Merseburg liegt die große
Saline Dürrenberg. Rechts von der Saale der Ort Lützen, mit
2790 Einw., in dessen Nähe Gustav Adolph 1632 siegte und fiel, und am
2. Mai 1813 die Franzosen einen höchst nnvollkommenen Sieg errangen.
Eine eiserne Pyramide bezeichnet das Schlachtfeld bei G r o ß - G ö r s ch e n; und
über dem rothen Granitblock (Schwedenstein), welcher bisher allein die
Stelle bezeichnete, wo Gustav Adolph fiel, ist 1837 ein aus Gußeisen
gebildeter, gothischer, auf 4 Säulen ruhender Baldachin errichtet worden.
Links von der Saale beim Dorfe Roßbach besiegte Friedrich Ii. 1757
die Franzosen; auch hier bezeichnet eine 1814 errichtete Denksäule das
Schlachtfeld. — Die Stadt Eisleben, deren Einwohner, 11,840,
zum Theil von den benachbarten Kupferbergwerken leben, ist der Geburts-
ort Luthers. Das Haus, wo er am 10. November 1483 geboren ward,
schon längst zu einer Armenschule benutzt, ist 1817 aus Befehl des Königs
ansehnlich erweitert und reichlicher begabt worden. In der Andreaskirche
sind Luther's und Melanchthon's Büsten aufgestellt. Westlich nahe der
Helme liegt die betriebsame Stadt Sangerhausen mit 8484 Einw.
e) Zum Regierungsbezirk von Erfurt gehören:
Erfurt, an der Gera, eine Festung mit den Citadellen Petersberg
und Cyriaksburg. Ehemals hatte Erfurt eine größere Bedeutung und vor-
dem Jahre 1597 betrug die Einwohnerzahl über 60,000 Seelen, um
1781 nur 15,000. Seit den letzten 30 Jahren hat die Stadt sich wieder
gehoben. 1864 war die Einwohnerzahl auf 40,143 Seelen wieder gestiegen,
darunter zwischen 6000—7000 Katholiken (1867 40,555 Einw.). Die
Stadt hat 9 protestantische und 8 katholische Kirchen, Fabriken, große
Handelsgärtnerei. Der schöne, alte, auf einem Hügel liegende Dom, im
Innern durch den französischen Krieg gänzlich verwüstet, ist vollkommen
wiederhergestellt; seine 275 Centner schwere Glocke ist berühmt. In dem
vormaligen Augustinerkloster, jetzt Waisenhaus, zeigt man noch die Zelle, welche
Luther einst als Mönch bewohnte. Die 1389 gegründete Universität ist
1817 aufgehoben worden. In der Gegend wird viel Mohn, Brunnenkresse,
Rettig und Gemüse gebaut. Südwestlich davon liegen auf 3 isolirten
Hügeln die zum Theil noch bewohnten Ruinen von 3 Bergschlössern, Gleichen,
Mühlberg und Wachsenburg (gothaisch), gewöhnlich die drei Gleichen
genannt. Die erstere war der Sitz der berühmten Grafen von Gleichen.
Nordwestlich von Erfurt liegt Langensalza, mit 8940 Einw. und Weberei.
Gefecht zwischen den Preußen und Hannoveranern am 27. Juni 1866.
1869 -
Braunschweig
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- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
-Lie ist die kleinste im Königreich und enthält auf 366,„ si Meilen
1,666,581*) oder auf der lumeile 4546 Einw. Sie besteht aus den
altprenßischen Provinzen: Minden, Ravensberg, Mark, Tecklenburg, Theilen
von Gingen und von Miinster, Paderborn, wozu seit 1815 noch gekommen
sind: das Herzogthum Westfalen und Engern oder Sauerland, Corveh,
das Fürstenthnm Siegen und mehrere mediatisirte Fürstenthümer, Graf-
unk Herrschaften, deren Besitzer unter preußischer Hoheit stehen. Sie ist
in die 3 Regierungsbezirke Münster, Minden und Arnsberg getheilt. Die
nordwestlichen Theile der Provinz sind eben, zum Theil sandiges Haideland
oder morastig, nach Holland zu: die siidlichen werden von unzähligen,
meistens mit schönem staubholze bewachsenen Bergreihen durchzogen, wor-
unter die bedeutendsten der Westerwald mit seinen nördlichen Abhängen,
das sanerländische Gebirge, 2600' hoch, der Haarstrang, die
Ebbe und das Rothlager oder Rothhaar-Gebirge, 2200' hoch.
Im Ro. liegen Theile des Teutoburger Waldes und noch nördlicher ein
Theil des Wesergebirges, welches hier % Stunde südlich von Minden im
Durchbruch der Weser die berühmte Porta westphaliea bildet. Die
bedeutendsten Flüsse sind: die Weser, welche indeß die Provinz im O. nur
wenig berührt; die Eins, Lippe und Ruhr, welche dem Rheine zuströmen.
Bon Münster ab geht ein Canal bis Maxhafen, welcher, wenn er vollendet
wäre, mittelst der Vechte zur Südersee führen würde. Die Einwohner
sind alle deutschen Stammes und reden größtenteils die plattdeutsche
Sprache; die Zahl der Katholiken ist etwas stärker als die der Prote-
stanten, unter welchen wieder die Lutheraner die zahlreichsten sind. In
einem großen Theile der Provinz giebt es keine Dörfer, sondern nur einzeln
*) 1867 1,708,559 Einw., Zunahme gegen 1864 41,978 Einw.
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A. Europa.
dessen Sauerbrunnen der- stärkste in Deutschland und wahrhaft berauschend
ist. Rieder-Langenau bei Habelschwerdt; Charlottenbrunn, unweit
Salzbrunn; Muskau, an der Reiße, mit einem schönen Park u. a.
Wegen des Bergbaues und des Hüttenwesens sind zu bemerken: Tar-
nowitz, 5930 Einw., in Oberschlesien, wo die wichtigsten Eisen-, Galmei-,
Silber- und Bleigrnben, sowie eine Bergschule; in der Nähe liegen viele
Hüttenwerke, besonders die Königs Hütte und Friedrichshütte, mit
Eisen- und Zinkwerken; Dleiwitz, am Klodnitzer Canal, mit 11,784
Einw. und einer großen Eisengießerei. Bestthen, 12,850 Einw., Eisen-
werke. Bei Malapane, unweit Oppeln, sind die größten königlichen
Eisenhüttenwerke der Provinz.
Durch Siege Friedrichs Ii. in den beiden schlesischen und im sieben-
jährigen Ki'iege sind bekannt: Molwitz bei Brieg 1741, Hohen-Fried-
berg und Striegau 1745; Lenthen und Lissa 1757; Liegnitz
1760, Burkersdorf und Reichenbach 1762, sowie im französischen
Kriege das Gefecht bei Hainau und die Schlacht jan der Katzbach
1813, beide in der Nähe von Liegnitz, bei Wählstatt, woher Blüchers
Titel Fürst von Wahlstatt. Hier war auch 1241 die große Tartarenschlacht
geschlagen worden, welche Herzog Heinrich Ii. nebst seinein Leben verlor.
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Vit Deutschland. A. Staaten des Norddeutschen Bundes.
917
liegende Höfe, die zu Bau erschuften vereinigt sind: mehrere Bauer-
schaften bilden zusammen ein Kirchspiel. Hier findet mau noch in Woh-
nung, Gebräuchen und Lebensart die meisten Spuren von den ältesten
deutschen Sitten. Aus den ärmeren Gegenden wandern jährlich Tausende
nach Holland, um dort durch Heumachen, Mähen, Torfgraben ihr Brod
den Sommer über zu verdienen. Der Ackerbau hat sich in neuerer Zeit
sehr vervollkommnet; der Bauer, vorzüglich der isolirt wohnende, genießt
am liebsten das aus Roggen gebackene, zwar sehr grobe, aber äußerst kräf-
tige und wohlschmeckende Brod, welches unter dem Namen Pumpernickel
bekannt ist und weit und breit versendet wird. Der Hauptgegenstand der
Betriebsamkeit ist das Spinnen und Weben der Leinwand, und für diesen
Handel ist Bielefeld der Hauptort. Andere Gegenden treiben viel Bergbau,
wodurch Kupfer und Blei, vorzüglich aber Eisen, Steinkohlen und Salz
gewonnen werden. Diese Provinz ist vorzüglich reich an Salz, und die
bedeutendsten Salinen sind die von Unna (Königsborn), Werl und
Sassendorf in der Grafschaft Mark: Neu-Salzwerk, südwestlich von
Minden; Salzkotten im Paderbornschen, und Rh ei na an der Ems.
Die wichtigsten Steinkohlengruben befinden sich in der Grafschaft Mark, an
der Ruhr: zu Jbbenbühreu, Lingenschen; zu Böhlhorst, in der Nähe
derporta westphalica. Die reichsten Eisengruben liegen im ehemaligen
Fürstenthum Siegen und im Sanerlande, und die Verarbeitung dieser
Prodncte ist ein zweiter wichtiger Gegenstand der Betriebsamkeit, am regsten
in der Grafschaft Mark, am geringsten in dem Münsterschen. Außer den
schon erwähnten Orten sind noch zu bemerken:
Münster (iuonaatormm), in einer durchaus ebenen Gegend an
der Aa, unweit der Ems, mit 27,773 Einw. Sie entstand im 8. Jahrh.,
als der heil. Ludger, dem hier noch eine Kirche geweiht ist, ein Kloster
(mona8torinm, Münster) anlegte. Unter den öffentlichen Gebäuden
zeichnen sich der Dom und die Lambertuskirche durch ihre Schönheit, das
Rathhaus durch den Saal aus, in welchem am 24. October 1648 der
westfälische Friede geschlossen ward und welcher mit den Geinälden aller
damaligen Gesandten geschmückt ist. Die ehemaligen Festungswerke sind in
Spaziergänge verwandelt, und an der Stelle der ehemaligen Citadelle
befindet sich das Schloß, Sitz des Oberpräsidiums der Provinz; hinter
demselben ist der öffentliche Schloßgarteu, welcher auch einen botanischen
Garten enthält, und davor der Schloßplatz, der schönste Platz der Stadt. Ehe-
mals war hier eine blühende katholische Universität, welche 1818 insofern auf-
gehoben wurde, daß ihr nur eine theologische lind eine philosophische Facultät und
eine chirurgische Lehranstalt geblieben ist. Münster war zur Zeit der Refor-
mation der Mittelpunkt der Wiedertäufer-Unruhen, lind noch sieht inan an
dem Thurm der Lambertuskirche die 3 eisernen Käsige, in welchen 1535
die Leichname der Anführer dieser fanatischen Secte, Johann Bockholds,
gewöhnlich Johann von Lehden genannt, Knipperdollingö und Krechtings
aufgehangen wurden. — Paderborn, mit 11,931 Einw., eine, alte
finstere Stadt, mit wenig Betriebsamkeit. Der im Aeußern unansehnliche
Doin ist im Innern eins der zierlichsten und großartigsten Gebäude und
enthält mancherlei Merkwürdigkeiten. Unter ihm und in seiner Nähe ent-
springt ans 5 Quellen die Pader und treibt schon wenige Schritte davon
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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A. Europa.
Mühlen. Paderborn hatte sonst eine Universität, jetzt ein katholisches Pre-
digerseminarium. In der Nähe, ohne daß man im Stande wäre, den Ort
genau zu bestimmen, ist das Schlachtfeld, auf welchem Hermann die Legionen des
Barns vernichtete. — Minden, eine starke Festung an der Weser, mit 17,527
Einw., welche von mancherlei Gewerben und vom Handel leben. % St.
im Süden der Stadt ist die von dem Jakobs- und dem Wittekindsberge ge-
bildete Porta westphalica. Die Gegend ist schön und reich an Steinkohlen.
Unter den gewerbtreibenden Orten sind die bedeutendsten: Bielefeld,
am Lutterbache, ein beinahe ganz protestantischer Ort mit 16,523
Einw., der Hauptpunkt für den westfälischen Linnenhandel; die ganze
Gegend wird von Spinnern und Webern bewohnt. Ihr zur Seite stehen:
Hamm, an der Lippe, mit 7830 Einw., und Soest l,spr. Sohst), mit
11,430 Einw. Die Gegend heißt die Soester Börde und ist sehr frucht-
bar. — Herford, mit 11,346 Einw., an der Werra; und Dortmund,
mit 27,360 Einw., durch Fabriken in Metall, Taback, Baumwolle
und Leinwand, wie durch Handel blühende Städte. — Durch Metallar-
beiten zeichnen sich aus: die sogenannte En neper- oder Em per str aße,
eine Reihe von Eisenwerken, zwischen den Oertern Hagen, Gewelsberg,
Schwelm und Langenfeld, bis zum Wupperthale, wo mehr gröbere
Arbeiten, als: Sensen, Strohmesser u. s. w., verfertigt werden; Altena,
6154 Einw., an der Lenne, und Iserlohn, mit 14,908 Einw., dagegen
liefern die feinsten Arbeiten, als: Draht-, Steck und Nähnadeln, Fisch-
angeln, Fingerhüte, Feilen u. s. w. Bei Siegen, an der Sieg, mit
8815 Einw., liegen viele Eisenbergwerke. Witten, 10,542 Einw., an
der Ruhr, mit Steinkohleugruben und mannigfaltigen Fabriken. Hörde,
8150 Einw., au der Embscher, mit einem Steinkohlenwerke. Hier ist der
Sitz des berühmten Etablissements des Hörder Bergwerks- und Hüt
tenvereins. Die Hermannshütte arbeitet mit.nahe an 3000 Arbeitern.
Das Hörder Eisenwerk producirt jährlich gegen 50 Mill. Pfund Roheisen
u. s. w. — Die Provinz hat 3 bekannte Badeörter: Schwelm, unweil
Elberfeld, mit 5326 Einw., Driburg, unweit Paderborn, und Rh eme
an der Weser, unweit Minden. — Zu nennen sind noch Arnsberg,
4585 Einw., an der Ruhr, ist immer Hauptstadt des oberen Ruhrlandes,
auch Hansestadt gewesen. Corvei, an der Weser, alte gefürstete Abtei,
1803 aufgehoben, von Ludwig dem Frommen 816 gestiftet.
8. Die Rhein - Provinz.
An die jetzige preußische Rheiuprovinz knüpfen sich alle historische
Erinnerungen. Schon unter Julius Cäsar (58—49 v. Chr.) wurden
die Rheingegenden den Römern bekannt; Kaiser Augustus ließ Grenz-
festungen und Castelle am Rhein errichten und Drusus commandirte hier
seine Legionen. Mancherlei Ueberreste ragen aus dieser römischen Zeit bis
in die Gegenwart. Acht Jahrhunderte später hatte Jtavi der Große
hier seine Lieblingssitze, Grasen und Ritter saßen im Mittelaller auf ihren
Rheinburgen, in den Zeiten der Hansa erhoben sich mächtige Städte mit
ihren bis jetzt bewunderten Baudenkmälern; in allen Zeiten deutscher
Geschichte und demschen Lebens haben die Rheinlande eine wichtige Rolle