90
Heinrich Vii.
behauptete. Nicht minder mißlang der Versuch, den drei schweizeri-
schen Landschaften Schwyz, Uri und Unterwalden ihre Reichs-
unmittelbarkett zu entziehen und sie dem Hause Habsburg zu unter-
werfen. Als diese wegen ihrer Weigerung von den kaiserlichen
Reichsvögten Hermann Geßler von Bruneck und Veringer von
Landenberg durch Zölle und übermüthige Behandlung hart bedrückt
wurden (?), entstand die Verschwörung des Werner Stauffacher
von Schwyz, Walther Fürst (von Attinghausen) aus Uri und Ar-
nold Melchthal aus Unterwalden mit dreißig Andern auf dem
Rütli, einer einsamen Wiese am Vierwaldstädtersee 1307. Ein auf
zehn Jahre geschlossener Bund der drei Waldstädte legte den Grund
zu der schweizerischen Eidgenossenschaft. Geßler fiel durch
Tell's Geschoß (den er gezwungen hatte, einen Apfel vom Kopfe
des eigenen Sohnes wegzuschießen), Landenberg ward durch List von
seiner Burg Sarnen vertrieben. Als Albrecht sich zur Wiedergewin-
nung Böhmens rüstete, ward er von seinem Neffen, dem Herzoge
Johann (Parricida), dem er seinen Antheil an den habsburgischen
Ländern vorenthielt, auf der Landspitze zwischen Aar und Reuß, im
Angesicht der Habsburg, auf eine höchst verrätherische Weise ermordet.
Erst nach sieben Monaten wurde zum dritten Male (seit 60 Jahren)
ein deutscher Gras zum Könige gewählt,
4. Heinrich Vii. von Luxemburg 1308 —1313,
besonders durch die Bemühungen seines Bruders, des Erzbischofs
(Balduin) von Trier. Dieser war glücklicher in der Begründung
einer größern Hausmacht: er brachte Böhmen an sein Haus, indem
die böhmischen Stände, unzufrieden mit ihrem Könige (Heinrich von
Kärntheu), Heinrich's Vh. Sohne Johann mit der Hand der böhmi-
schen Prinzessin Elisabeth die Krone von Böhmen anboten. Dann
zog er nach Italien und stellte nicht nur die deutsche Herrschaft
über Italien, sondern auch das römische Kaiserthum nach
62jähriger Unterbrechung her. (
Nach Heinrich's Vii. Tode erwartete Herzog Friedrich der
Schöne von Oesterreich, der älteste Sohn des getödteten Albrecht,
um so eher die Krone, als des verstorbenen Kaisers Sohn noch min-
derjährig war, aber während er von einem Theile der Wahlfürsten
gewählt wurde, ernannte eine Gegenpartei, welche die Erhebung
Friedrich's von Oesterreich wegen seiner zu großen Macht mißbilligte
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Vii Heinrich Hermann_Geßler_von_Bruneck Werner_Stauffacher
von_Schwyz Walther Albrecht Johann_(Parricida Johann Heinrich_Vii Heinrich Balduin Heinrich_von
Kärntheu Heinrich Johann Elisabeth Friedrich_der
Schöne Friedrich Albrecht
Eidgenossenschaften der Städte und des Adels.
93
Reichsgesetz wurde verordnet, daß nach dem Tode eines Kaisers der
Erzbischof von Mainz in 3 Monaten die Kurfürsten zu Frankfurt zu
einer neuen Wahl versammeln sollte, daß Stimmenmehrheit entschei-
den, die Krönung zu Aachen geschehen, die Kurländer untheilbar und
die der vier weltlichen nach dem Recht der Erstgeburt erblich sein
sollten. Das Wahlrecht oder die Knrwürde erhielten die Erzbischöfe
von Mainz, Trier und Köln, der König von Böhmen, der Pfalz-
graf bei Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von
Brandenburg.
Nachdem schon seit Heinrich Ii. die Kaiser immer Landfriedens-
gesetze gegeben hatten, ohne deren Befolgung allgemein durchsetzen zu
könneu, versuchten einzelne Reichsstände durch freie Uebereinkunft eiuen
Friedenszustand zu begründen. So entstanden
a) die Eidgenossenschaften der Städte, deren es am Ende
von Karl's Regierung 5 gab: 1) die deutsche Hanse (vgl. §. 49),
in dieser Zeit auf dem Gipfel ihrer Blüte, 2) die Eidgenossen--^^
schaft der 7 friesischen See lande zur Behauptung ihrer Frei-
heit gegen die benachbarten Fürsten, 3) der gegen Haudelsbedrückung
durch neue Rheinzölle (1247) entstandene rheinische Städtebund,
wozu nicht nur die Rheinstädte von Basel bis Wesel gehörten, son-
dern auch entferntere (wie Nürnberg, Regensburg), 4) die schwei-
zerische Eidgenossenschaft, welche sich durch den allmäligen Bei-
tritt der Städte Luzern, Zürich, Zug, Beru und des Cantons
Glarus verstärkte, und 5) der schwäbische Städtebund gegen
die Bedrückung des Grafen Eberhard von Würtemberg und gegen
die Verpfändungen des Kaisers.
b) die Eidgenossenschaften des Adels (die von St. Georg,
die der Schlegler oder Martinsvögel, der Löwenbund, Falkenbund
u. m. a.), gestiftet (oder vielmehr hervorgegangen aus den früher
bestehenden Turniergenossenschaften), theils um alte Rechte gegen
Fürsten und Städte zu behaupten, theils um neue zu gewinnen.
Karl erlangte auch durch große Geldsummen und Verpfändung
von Zöllen und Reichsgütern, was über ein Jahrhundert nicht mehr
stattgefunden hatte, daß dem Vater der Sohn zum Nachfolger be-
stimmt wurde.
\
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Eberhard_von_Würtemberg Georg Karl
Europa zur Zeit der Reformation.
3
in Besitz genommen und das Herzogthum Mailand (1540) der
spanischen Ländermasse eiuverleibt. Diese erhielt nach Karl's I. (V.)
Abdankung noch einen bedeutenden Zuwachs durch die Niederlande
mit Luxemburg und die Grafschaft Burgund (Franche-Comto). In-
zwischen waren die Besitzungen auf der Nordküste Afrika's (1528—40)
meist schon an die Türken verloren gegangen.
3) In Frankreich werden die beiden noch übrigen großen
Lehnsherrschaften: Provence (1515) und Bretagne (1532) völlig mit
der Krone vereinigt, dazu vom deutschen Reiche die drei lothringischen
Bisthümer: Metz, Toul, Verdun gewonnen (1552) und Calais den
Engländern entrissen (1558).
4) In Deutschland, dessen Eintheilung in 10 Kreise §. 3, 1,
näher angegeben ist, besaß das Haus Habsburg die fast schon
erblich gewordene Kaiserwürde und an unmittelbaren Territorien: den
ganzen österreichischen Kreis, das so genannte Vorderösterreich am
Oberrhein und in Schwaben, Böhmen nebst Mähren, Schlesien und
der Lausitz (seit 1527), ferner die eben genannten, bei Karl's V.
Abdankung an Spanien gekommenen Theile des deutschen Reiches:
die Niederlande mit Luxemburg und die Franche-Comto. Dazu kam
die Krone von Ungarn (1526), welches Land jedoch theilweise von
Johann Zapolya und nach dessen Tode (1540) von den Osmanen
behauptet wurde.
5) Die Schweiz hatte sich (im Basler Frieden 1499) vom
deutschen Reiche getrennt, und die Eidgenossenschaft sich sowohl im
N. (durch Solothurn, Schaffhausen, Basel, Appenzell), als im W.
(durch Freiburg) erweitert, so daß sie (seit 1513) dreizehn Cantone
zählte.
- 6) Italien nähert sich hinsichtlich der Abgrenzung seiner wich-
tigsten Staaten schon seiner heutigen Gestalt, namentlich gilt dies
von Unter- und Mittelitalien oder von dem Königreiche Neapel,
dem Kirchenstaate und (dem vom Papste 1569 zum Großher.zog-
thum erhobenen) Toscana; in Oberitalien waren die Herzogthümer
Modena, Parma, Savoyen nebst Nizza und Piemont, Mantua
nebst Montferrat und die Republiken: a) Venedig, welches auch
das nordöstliche Italien (bis Bergamo und Brescia) besaß, ferner
Istrien, so wie die Küste von Dalmatien und Albanien und gegen
die Türken noch die jonischen Inseln, Candia und Cvpern behaup-
1"
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Die Reformation außerhalb Deutschland.
13
eifern, doch bald folgten auch heftige Angriffe gegen den Cölibat der
Geistlichkeit, gegen die Messe und die Heiligenbilder, die schnell in
die That übergingen.
Wesentlich wich Zwingli von Luther ab in der Lehre vom Abendmahle, indem
dieser (gewohnt den Grundtext wörtlich zu verstehen) die wirkliche Gegenwart
Christi behauptete; jener aber lehrte, Brod und Wein bedeute nur den Leib und
das Blut Christi.
Zwischen den katholisch gebliebenen und den reformirten Can-
tonen kam es nach vielfachen Reibungen zum offenen Kampfe, die
Züricher wurden (1531) bei Cappel geschlagen, und Zwingli fiel
auf dem Schlachtfelde. Die Folge dieses Sieges der Katholiken
war, daß die neue Lehre in vielen Gegenden, wo sie schon herrschte,
ausgerottet wurde. Bald verbreitete sich die reformirte Lehre auch
über die französische Schweiz, und Genf wurde deren Hauptbesitz durch
Johann Calvin (geb. 1509 zu Noyon in der Picardie), wel-
cher nach seiner Vertreibung aus Frankreich meistens in Genf lebte,
wo er seine in mehreren wesentlichen Punkten (Prädestination, Abend-
mahl) von Luther's und Zwingli's Dogmen abweichende Lehre und
die mit ihr verbundene Presbyterialverfassung mit nachdrucksvoller
Strenge durchsührte, während er dieselbe zugleich durch die zahl-
reichen Schüler, welche der Ruf seiner Gelehrsamkeit aus Frankreich,
Deutschland, den Niederlanden, England herbeizog, nach fernen Län-
dern verbreitete.
Die nördliche Hälfte Deutschlands, so wie Würtemberg, die drei
scandinavischen Reiche, Preußen, Lieflaud traten dem Augsburgischeu
Glaubensbekenntnisse bei, ein Theil der Schweiz nahm Zwingli's
Lehre an, die nördlichen Provinzen der Niederlande, England und
Schottland erklärten sich für Calviu's Lehre, die auch in Frankreich
viele Anhänger (Hugenotten genannt) fand. In Großbritannien
theilten sich die Protestanten bald in mehrere Secten: a) die bi-
schöfliche oder anglikanische Kirche, welche die Bischöfe beibehielt;
b) die Puritaner oder Presbyterianer, eine streng calviuische Secte,
welche die Obergewalt der Bischöfe verwarf und nur Aelteste (Pres-
byter) als Vorsteher anerkannte; e) die Independenten, welche jede
Gemeinde als eine Kirche ansehen, die von aller Herrschaft der Bi-
schöfe und Synoden frei sein müsse.
Die wiederholten gewaltsamen Versuche der englischen Regierung
auch in dem ihr (seit 1603 ganz) unterworfenen Irland den Pro-
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Extrahierte Personennamen: Zwingli_von_Luther Christi Cappel Zwingli Johann_Calvin Johann
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Christi Genf Frankreich Genf Frankreich Deutschland England Deutschlands Würtemberg Niederlande England Schottland Frankreich Großbritannien Irland
Die Schweiz. Die Staaten Amcrika's.
131
Halterschaft im nördlichen Deutschland vortheilhaft bekannt gewor-
denen) französischen Marschall Bernadotte, Prinzen von Pontecorvo,
zum Thronfolger bestimmten, der auch als König Karl Xiv.
Johann durch wesentliche Verbesserungen in allen Zweigen der
Staatsverwaltung das Vertrauen der Nation gerechtfertigt hat. Ihm
folgte (1844) sein Sohn Oscar I.
8- 59.
Die Schweiz.
Demokratische Bewegungen in den aristokratischen Cantoiten
nach der Pariser Julirevolution hatten die Umänderung mehrerer
aristokratischer Verfassungen in demokratischere und die Trennung
Basels in zwei Cantone, Stadt-Basel und Basel-Landschaft, zur
Folge.
Im Jahre 1848 ward die Bundesverfassung einer Revision
unterworfen und ein Zweikammersystem (Nationalrath und Stände-
rath) für die Gesetzgebung und für Bundesbeschlüsse eingeführt.
Die oberste vollziehende Gewalt ist der Bundesrath, bestehend aus
7 Mitgliedern (Ministern), welche von den vereinigten Räthen (auf
3 I.) gewählt werden, mit einem jährlich wechselnden, ebenfalls
von beiden Räthen gewählten, Bundespräsidenten. Diese Verfassung
wurde von 172/2 Cantonen genehmigt und als angenommen procla-
mirt. Bern ist Bundesstadt (Sitz des Bundesrathes).
8. 60.
Die Staaten Amerika's.
1. Die vereinigten Staaten Nordamerika's haben fort-
während theils durch freiwilligen Anschluß, theils durch Verträge
wie an äußerm Umfang und Bevölkerung so auch an innerer Kraft
zugenommen. Sie verbreiteten Anbau und Civilisation immer mehr
von O. nach W. und, besonders seit ihrer Ausdehnung bis zum
stillen Ocean, ihren Handel über alle Meere, so daß die Union nach
England der erste Handelsstaat der Welt ist. In den materiellen
Zweigen der Cultur, wie Dampfschifffahrt, Eisenbahnen, eilte sie
sogar Europa voran.
2. Haiti oder St. Domingo hat nach Vertreibung der Fran-
zosen und später der Spanier einen mannichfaltigen Wechsel der
9 *
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Extrahierte Personennamen: Marschall_Bernadotte Pontecorvo Karl Johann Haiti
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Stadt-Basel Basel-Landschaft W. England Europa
10 Die Augsburgische Confession. Die Wiedertäufer.
zum römischen Könige wählen zu lassen (also die Kaiserwürde in
seinem Hanse zu befestigen) und die kirchlichen Angelegenheiten zu
ordnen, übergaben die protestirenden Stände ihr Glaubensbekennt-
niß, die von Melanchthon abgefaßte Augsburgische Confession
(25. Juni) 1530. Als alle Versuche einer Wiedervereinigung
erfolglos blieben, gebot ein kaiserlicher Reichsabschied Aufhebung
aller Neuerungen und bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung
unbedingte Rückkehr zu allen katholischen Lehren und Gebräuchen.
Da jedoch die protestantischen. Fürsten und Reichsstädte sich im
Bündnisse zu Schmalkalden 1531 zu wechselseitiger Unter-
stützung gegen das bereits beginnende Einschreiten des Reichskammer-
gerichtes verpflichteten und dem Kaiser alle Hülfe gegen die Tür-
ken verweigerten, so nahm dieser in dem Religionsfrieden zu
Nürnberg 1532 den Augsburger Reichsabschied zurück und be-
stimmte, daß bis zu einem künftigen Concilium oder dem nächsten
Reichstage ein allgemeiner Friede zwischen Kaiser und Ständen
sein solle.
Bald wurde die Ruhe abermals durch die Wiedertäufer gestört. Diese
schon im Anfang der Reformation gestiftete Secte schien seit Thomas Münzer's
Tode ausgerottet, als sie plötzlich sich in Münster auf eine furchtbare Weise er-
hob. Ein Prophet dieser Secte, der Bäcker Johann Matthys aus Hartem, kam
mit seinem eifrigsten Apostel Jan Bockelsohn (früher Schneider, dann Schenk-
wirth und Dichter) aus Leiden (1534) nach Münster, sie machten sich durch ihren
zahlreichen Anhang nach Vertreibung der Behörde zu unumschränkten Herren der
Stadt, welche nun der Schauplatz der unsinnigsten Ausschweifungen und Frevel
wurde. Nachdem Matthys bei einem verwegenen Ausfälle aus der vom Bischöfe
belagerten Stadt umgekommen war, wurde Bockelsohn zum Könige des „neuen
Zion" ausgerufen. Der Bischof, von einigen Fürsten unterstützt, eroberte die aus-
gehungerte Stadt, Bockelsohn nebst seinen Helfern Knipperdolling und Krechting
wurden nach schrecklichen Martern hingerichtet und der Katholicismus hergestellt.
Nachdem Karl mit Frankreich Frieden, und mit den Türken
einen Waffenstillstand geschlossen hatte, suchte er auch die Einigung
in Deutschland herzustellen. Das allgemeine Concilium, worauf
man so oft hingewieseu hatte, war endlich kurz vor Luther's Tode
(P 1546) zu Trient eröffnet worden. Allein da die Protestanten
im voraus eiusahen, daß die Majorität des Couciliums aus Geg-
nern der neuen Lehre bestehen würde, so weigerten sie sich, nach
Luther's Rath, dasselbe zu besuchen und verlangten ein Concilium
deutscher Nation. Als der Kaiser nun aller Hoffnung entsagte, den
Religionsstreit in friedlichem Wege zu Ende zu bringen, erklärte er
die beiden Häupter des schmalkaldischeu Bundes, den Kurfürsten
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Extrahierte Personennamen: Melanchthon Thomas_Münzer's Johann_Matthys Johann Apostel Jan_Bockelsohn Schneider Bockelsohn Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Nürnberg Frankreich Deutschland
Wiedertäufer. Zug gegen Tunis.
95
Zugleich machten sich die Protestanten verbindlich, dem Kaiser Hülfe
gegen die Türken zu leisten.
Bald wurde die Ruhe abermals durch die Wiedertäufer gestört. Diese
schon im Anfang der Reformation gestiftete Sekte war von den deutschen Regie-
rungen beiderlei Konfession, besonders aber in den katholischen Ländern, mit aller
Strenge verfolgt worden und schien seit Thomas Münzer's Tode ausgerottet,
als sie plötzlich sich in Münster auf eine furchtbare Weise erhob. Ein Prophet
dieser Secte, der Bäcker Johann Matthys aus Hartem, kam mit seinem eifrigsten
Apostel Jan Dockelsohn (früher Schneider, dann Schenkwirth und Dichter) aus
Leiden (1534) nach Münster, wo kurz vorher die Protestanten sich der Herrschaft
bemächtigt hatten; sie machten sich durch ihren zahlreichen Anhang nach Ver-
treibung der Behörde zu unumschränkten Herren der Stadt, welche nun der
Schauplatz der unsinnigsten Ausschweifungen und Frevel wurde. Nachdem Mat-
thys bei einem verwegenen Ausfälle aus der vom Bischöfe belagerten Stadt um-
gekommen war, wurde Bockelsohn zum Könige des „neuen Zion" ausgerufen,
welcher Apostel nach allen Weltgegenden aussandte und außer der Gütergemein-
schaft auch Vielweiberei einführte. Der Bischof, von einigen Fürsten unterstützt,
eroberte die ausgehungerte Stadt, Bockelsohn nebst seinen Helfern Knipperbolling
und Krechting wurde nach schrecklichen Martern hingerichtet und der Katholicis-
mus hergestellt.
Karl's Zug gegen Tunis 1535. Muley Hassan, König
von Tunis, war von Chaireddin Barbarossa, einem Vasallen Soly-
mans Ii. und Anführer von Seeräubern, der sich schon früher in
Algier festgesetzt hatte, vertrieben worden. Als dieser die Küsten
Spaniens und Süditaliens durch Seeräubereien heimsuchte und den
Johannitern, denen Karl nach dem Verluste von Rhodus bei seiner
Kaiserkrönung 1530 Malta, Gozzo und Tripoli in Afrika unter der
Bedingung eines beständigen Kampfes gegen die Ungläubigen und
Seeräuber als Lehen eingeräumt hatte, überlegen war, landete Karl
mit einer spanisch-italienischen Flotte (von 420 Segeln), erstürmte
Chaireddin's Hauptfestung Goletta, schlug sein Landheer vor Tunis,
eroberte auch dieses, unterstützt durch die in der Stadt aus ihren
Gefängnissen hervorbrechenden Christensclaven, gab das Innere des
Landes dem Muley Hassan zurück und behielt für sich selbst Goletta
und die Küste.
Dritter Krieg mit Franz I. 1536 — 1538. Als 'Franz
Sforza von Mailand kinderlos gestorben war und den Kaiser zum
Erben eingesetzt hatte, erneuerte Franz I. seine Ansprüche auf Mai-
land und verbündete sich mit dem türkischen Sultan zum Krieg ge-
gen den Kaiser. Karl stel in Südfrankreich ein, mußte aber, da
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Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer's Johann_Matthys Johann Apostel Jan_Dockelsohn Schneider Schenkwirth Bockelsohn Apostel Muley_Hassan Chaireddin_Barbarossa Barbarossa Karl Karl Karl Karl Goletta Hassan Franz_I. Sforza Franz_I. Karl
Extrahierte Ortsnamen: Tunis Tunis Tunis Algier Spaniens Malta Gozzo Tripoli Afrika Tunis Mailand Südfrankreich
Erste deutsche Universität. Eidgenossenschaften der Städte u. des Adels. 69
b) Könige aus dem Hause Böhmen-Luxemburg 1347 — 1437.
1. Karl Iv. 1347— 1378.
Karl's Wirken beschränkte sich fast aus sein Erbland, Böh-
men, womit er durch eine Erbverbrüderung die Mark Branden-
burg und die Lausitz, und durch seine zweite und dritte Gemahlin
einen Theil der Oberpfalz und Schlesien vereinigte. Dieses Land
suchte er auf jede Weise emporzubringen: durch die Stiftung der
ersten deutschen Universität zu Prag 1348, welche bald 7000
Studirende zählte, durch Verbesserung der Gesetze und Rechtspflege,
Vermehrung der Kirchen und Klöster, Beförderung des Handels,
Berg- und Weinbaues u. s. w.
Für das deutsche Reich that er nichts Wesentliches, als daß er,
um den Streitigkeiten, welche die unbestimmte Form der Kaiserwahl
so häufig veranlaßt hatte, ein Ende zu machen, 1356 auf dem
Reichstage zu Metz die goldene Bulle erließ, ein Reichsgesetz
hauptsächlich über die Kaiserwahl, worin festgesetzt wurde, daß nach
dem Tode eines Kaisers der Erzbischof von Mainz in 3 Monaten
die Kurfürsten zu Frankfurt zu einer neuen Wahl versammeln sollte,
daß Stimmenmehrheit entscheiden, die Krönung zu Aachen geschehen,
die Kurländer untheilbar und die der vier weltlichen nach dem Recht
der Erstgeburt erblich sein sollten. Das Wahlrecht oder die Kur-
würde erhielten die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln, der
König von Böhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sach-
sen und der Markgraf von Brandenburg.
Nachdem schon seit Heinrich Ii. die Kaiser immer Landfriedens-
gesetze gegeben hatten, ohne deren Befolgung allgemein durchsetzen, zu
können, versuchten einzelne Reichsstände durch freie Uebereinkunft
einen Friedenszustand zu begründen. So entstanden
a) die Eidgenossenschaften der Städte, deren es am
Ende von Karl's Regierung 5 gab: 1) die deutsche Hanse (vgl.
§. 18), in dieser Zeit auf dem Gipfel ihrer Blüte, 2) die Eidge-
nossenschaft der 7 friesischen Seelande zur Behauptung
ihrer Freiheit gegen die benachbarten Fürsten, 3) der gegen Han-
delsbedrückung durch neue Rheinzölle (1247) entstandene rheini-
sche Städtebund, wozu nicht nur die Rheinstädte von Basel bis
Wesel gehörten, sondern auch entferntere (wie Nürnberg, Regens-
burg), 4) die schweizerische Eidgenossenschaft, welche sich
durch den allmäligen Beitritt der Städte Luzern, Zürich, Zug,
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Heinrich_Ii Heinrich
Ausbreitung der lutherischen Lehre. Bauernkrieg. 89
sein Land (Ostpreußen) mit Genehmigung seines Lehnsherrn, des Kö-
nigs von Polen, in ein weltliches Herzogthum 1525. Wie hier über
die nordöstliche, so hatte sich auch über die südwestliche Grenze Deutsch-
lands die Reformation verbreitet, indem Ulrich Zwingli, Pfarrer
in Zürich, eine itoch vollständigere Umgestaltung der christlichen Kirche
betrieb, als Luther bezweckte. In den nördlichen Cantonen fand er
Anhang, dagegen an den Waldstätten (Schwyz, Uri, Unterwalden,
Luzern) und Zug offenbaren Widerstand, die Züricher wurden (bei
Cappel 1531) geschlagen und Zwingli selbst stel auf dem Schlacht-
felde.
Inzwischen hatten die durch neu aufgekommene Steuern hart
bedrängten Bauern in Schwaben und am Rhein Luther's Worte
von der evangelischen Freiheit mißverstanden und in den sog. 12 Arti-
keln Freiheit der Jagd, des Fischfanges, der Holzung, Abschaffung
der Leibeigenschaft und der neuen Lasten, das Wahlrecht ihrer Pre-
diger u. s. w. verlangt. Die .Verweigerung des Geforderten er-
zeugte den Bauernkrieg 1525, welcher sich eben so schnell als
verheerend von Schwaben aus über die Rheingegenden und Franken
verbreitete. Einzelne Adlige wurden von den Bauern gezwungen,
die Artikel anzunehmen und ihren Unterthanen die geforderten Rechte
zu bewilligen. Aber als die Fürsten (der Herzog von Lothringen,
die Kurfürsten von Trier und von der Pfalz) ihre wohlgeordnete
Macht gegen sie aufboten, unterlagen die undisciplinirten Rotten der
Bauern, obgleich tapfere Ritter, wie Götz von Berlichiugen mit der
eisernen Hand, theils gezwungen, theils freiwillig ihre Anführer ge-
worden waren.
Ebrn so scheiterte der Volksaufstand in Thüringen, welchen der fana-
tische Wiedertäufer Thomas Münzer erregt hatte. Er bemächtigte sich in Mühl-
hausen mit Hülfe des Pöbels des Stadtregiments, verjagte die Mönche, plün-
derte die Klöster, lehrte Freiheit und Gleichheit, Ernährung der Armen durch
die Neichen und Gemeinschaft der Güter. Aber die zunächst bedrohten Fürsten
(die Herzöge von Sachsen und Braunschweig und der Landgraf Philipp von
Hessen) schlugen seinen auf himmlischen Beistand rechnenden Anhang bei Fran-
kenhausen, und die Anführer (auch Münzer) wurden gefangen und ent-
hauptet 1525.
Das Wormser Edict kam nicht zur Ausführung, vielmehr er-
starkten die Bekenner der neuen Lehre zu einer politischen Gegenpar-
tei, weil sowohl der Kaiser selbst, als sein Bruder Ferdinand in aus-
wärtige Kriege verwickelt waren, jener mit Frankreich und mit dem
Papste, dieser mit den Türken.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms]]
Extrahierte Personennamen: Ulrich_Zwingli Cappel Zwingli Thomas_Münzer Philipp_von
Hessen Philipp Ferdinand
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Die schweizerische Eidgenoffenschaft.
Dauer, da dieser schon im ersten Jahre seiner Regierung starb und
nun der Herzog (Heinrich) von Kärnthen *) seine Erbansprüche be-
hauptete. Nicht minder mißlang der Versuch, den drei schweizeri-
schen Landschaften Schwyz, Uri und Unterwalden ihre Reichs-
unmittelbarkeit zu entziehen und sie dem Hause Habsburg zu unter-
werfen. Als diese wegen ihrer Weigerung von den kaiserlichen
Reichsvögten Hermann Geßler von Bruneck und Bering er von
Landenberg durch Zölle und übermüthige Behandlung hart bedrückt
wurden (?), entstand die Verschwörung des Werner Stauffacher
von Schwyz, Walther Fürst (von Attinghausen) aus Uri und Ar-
nold Melchthal aus Unterwalden mit dreißig Anderen, unter de-
nen auch Wilhelm Tell (Walther Fürst's Schwiegersohn) war, auf
dem Rütli, einer einsamen Wiese am Vierwaldstädtersee 1307. Ein
auf zehn Jahre geschlossener Bund der drei Waldstädte legte den
Grund zu der schweizerischen Eidgenossenschaft. Geßler
fiel durch Tell's Geschoß, Landenberg ward durch List von seiner
Burg Sarnen vertrieben. Als Albrecht sich zur Wiedergewinnung
Böhmens rüstete, ward er von seinem Neffen, dem Herzoge Johann
(Parricida), dem er seinen Antheil an den habsburgischen Ländern
vorenthielt, auf der Landspitze zwischen Aar und Reuß (bei Windisch),
im Angesicht der Häbsburg, auf eine höchst verrätherische Weise er-
mordet. Erst nach sieben Monaten wurde zum dritten Male (seit
60 Jahren) ein deutscher Graf zum Könige gewählt,
4. Heinrich Vii. von Luxemburg 1308—1313,
besonders durch die Bemühungen seines Bruders, des Erzbischofs
(Balduin) von Trier. Dieser war glücklicher in der Begründung
*)Wenzel Iv., Sohn Ottokar's Ii. 1278—1305.
Wenzel V. Anna mit Elisabeth mit
1305—1306. Heinrich v. Kärnthen. Johann v. Luxemburg 1311-1346.
Karl Iv. 1346—78. Joh. Heinrich, Wenzel,
Gem. 1. Blanka v. Laloios. Markör, v. Mähren. ».Luxemburg.
2. Agnes v. d. Pfalz. Gem. Marg. Maul- 7 1383.
3. Anna v. Schlesien. lasch.
_______4. Elis. v. Pommern. ________
Wenzel Sigmund Johann,
1378—1419. 1410—1437. Markgraf der Lausitz.______
Elisabeth^Gcim Älbrecht's Ii. Jodocus, Procopius,
Markgr. in Mähren, Markgr. in Mähren,
f 1411.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich)_von_Kärnthen Heinrich Hermann_Geßler_von_Bruneck Werner_Stauffacher
von_Schwyz Walther Wilhelm Albrecht Johann
(Parricida Johann Windisch Heinrich_Vii Heinrich Balduin Wenzel_Iv. Wenzel_V. Anna Heinrich_v Heinrich Johann Karl_Iv Karl Heinrich Heinrich Blanka_v Agnes_v Anna Wenzel Sigmund Johann Johann