265
21), 22) Die Herzogtümer Anhalt-Dessau und
Anhalt-Bernburg.
23), 24) Die Fiirstenthümer Schwarzburg-Sonders-
hausen und Schwarzburg-Rudolstadt.
25), 26) Die Fiirstenthümer Hohenzollern-Hechingen
und Hohenzollern-Sigmaringen, gehören jetzt
zum Königreich Preussen.
27) Das Fürsthenthum Lichtenstein.
28) Das Fürstenthum Waldeck.
29) , 30) Die Reussischen Lande.
31), 32) Die Fürstentümer Schaumburg-Lippe und
Lippe.
33) Die Landgrafschaft Hessen-Homburg.
Die vier freien Städte sind: Lübeck; Hamburgs
Bremen und Frankfurt am Main.
Die Luft in Deutschland ist gemässigt, und der
Boden fruchtbar Die wichtigsten Gebirge Deutsch-
lands sind: die Alpen, der Schwarzwald, der Thürin-
ger Wald, das Fichtelgebirge, der Harz, der Böhmer-
wald, das Riesengebirge. Der höchste Berg in Deutsch-
land ist der Ortler in Tyrol, er ist um 10,740 Fuss
höher als der Brocken. Die 5 Hauptströme Deutsch-
lands sind: Die Donau, der Rhein, die Elbe, die Weser,
die Oder. Der grösste See in Deutschland ist der
Bodensee an der Schweiz.
Die Erzeugnisse Deutschlands sind sehr mannig-
faltig, als: Getraide aller Art, Holz, Obst, Wein,
Rindvieh, Pferde. Unsere Gebirge liefern viele Me-
talle, doch nur wenig Gold. Salz hat Deutschland
in Überfluss etc.
Die Schweiz, ein Freistaat, (Republik) zwi-
schen Deutschland, Italien und Frankreich. Die wich-
tigsten Städte sind: Zürich, Bern, Genf, Basel. Die
Schweiz ist das höchste, gebirgigste Land in Europa.
Grosse mit Eis und Schnee bedeckte Gebirge (Alpen)
durchziehen das Land, von denen im Frühjahr oft
zerstörende Lawinen herunterstürzen. Zwischen den
Bergen aber sind warme und fruchtbare Thäler. Die
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Anhalt-Bernburg Preussen Hamburgs Frankfurt Main Deutschland Schwarzwald Deutsch- Tyrol Donau Rhein Deutschland Schweiz Deutschlands Deutschland Überfluss Deutschland Italien Frankreich Bern Genf Basel Europa
272 Geographie.
die deutschen protestantischen Prediger; auf ihrer langen,
weißen Perücke haben sie einen runden Hut.
Genf, eine nette Stadt mit 20,000 E. und einer
Universität. Sie liegt in einer sehr reizenden Gegend, an
einem großen See, der von Ihr den Namen har. Dieser
gesunden Lage wegen hat sie immer viel kranke Fremde, die
hier ihre Gesundheit wieder holen. Die Einwohner selbst
bestehen aus reichen Künstlern, besonders aus Uhrmachern,
deren Arbeiten durch die ganze Welt gehen. Man kann
diese Stadt mit Recht die reichste Stadt in Europa nennen:
denn eö giebt Könige, die von den Einwohnern derselben
Geld leihen. Auch findet Ihr hier unter den gemeinsten
Bürgern große Gelehrte.
Lausanne; gleichfalls eine hübsche Stadt, mit vielen
fleißigen Arbeitern.
Vase!, die größte Sradt Ln der Schweitz mit einer
Universität und 15,000e., die unter andern ungemein
schöne Bänder aus Seide, Floret und Zwirn machen.
Neuenbürg (Neufchatel). Diese Stadt, mit ih,
rem Gebiet gehört dem Könige von Preuffen. Sie hat,
wie Genf, sehr geschickte Uhrmacher. Die Einwohner
sprechen französisch, welche Sprache Ihr nun häufiger hören
sollet, denn wir gehen jetzt nach
Frankreich.
Dies große Land gränzt gegen O. an den Jura, also
an die Schweitz und zugleich an Deutschland, gegen S> an
Italien, wovon es durch die Alpen getrennt wird, und ans
mittelländische Meer, gegen Westen an Spanien, von welt
chem Reiche es jedoch durch ein langes Gebirge, die Pyrei
näen, geschieden wird, und gegen Norden an einen Theil
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Ortsnamen: Genf Europa Lausanne Genf Frankreich Deutschland Italien Spanien
Die Schweitz. 267
besonders bricht man hier schönen Marmor, Zltabafier,
Gips und eine große Menge Schiefer. Aus einem einzigen
Berge verschickt man jährlich roo Kisten mir Schreibtafeln
an die holländischen Nechenmänner, die zahlen io,Ooogul<
den dafür. Zn diesen Bergen giebts auch einen vortrefli,
chen Stein, der weich aus der Erde kömmt und in diesem
Zustande zu herrlichen braunen Gefäßen gedrechselt wird,
die häufig ausgeführt werden, Dieser Stein heißt Tc»f,
oder Lavczslein.
Die Schweitzer find, wie gesagt, unsere Landsleute.
Sie haben noch den Charakter, die Statur und die Ge,
sundheit unserer Vorfahren: redlich, gerade, offenherzig,
mäßig und gastfrey find sie; dabey kühn in Gefahren, mu,
thig und tapfer im Kriege und stark im Streit, weswegen
jeder fremder Regent sehr gern schweitzerische Regimenter im
Dienst, und einzelne Schweitzer als Trabanten und zur
Leibwache nimmt. Auch gesund, groß, breitschultrigt ist
dies unser Brudervolk, und sie erreichen ein hohes Alter.
Ihr Vaterland haben die Schweitzer ungemein lieb. Dm
her zeigen sie in der Fremde gar oft eine Art von Bangig,
keit und eine unruhige Begierde, wieder in ihre Alpen zur
rückkehrenzu mögen: man nennt dies das Heimweh, Da,
mit Zhr diese Krankheit nicht auch bekommet, Kinder, wol,
len wir künftig in dem übrigen Ländern, die nicht so nahe
mit uns verwandt find, als die Schweitz und Holland, et,
was schneller eilen.
Zhr wollet wissen, warum die Schweizer nicht mehr
zu Deutschland gehören. Vor mehr als 400 Jahren schon
haben sie sich aus Noth bewogen gesehen, sich von ihrem
Mutterlands zu trennen. Sie wurden nemlich damals von
den kayserlichen Landvögten, die über die Schweitz gefetzt
waren, gewaltig gedrückt. Einmal setzte einer dieser Land,
vöigte,
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz]]
Schweih. 269
wolle, bekömmt seine Uniform und sein Gewehr, muß dar
bey i Pfund Pulver, 4 Pfund Kugeln, desgleichen Brod aufch
Tage bereit halten, und sich zu gewissen Zerren zu seinem
Regiment verfügen, um sich zu üben. Alle Zahr wird eine
strenge Untersuchung angestellt, ob ein jeder in der gehör»
gen Verfassung ist, alle Viertelstunden marschfertig zu seyn.
Solche muthige, tapfere und geübre Männer sind an die
40,000 als Soldaten in fremden Diensten; die meisten di«
neu den Franzosen und Holländern.
Die Schweizer sind theilö römisch , katholisch, theils
reformirt. Ihre Sprache ist die deutsche; doch reden auch
die, die nahe an Frankreich wohnen, die französische und
die an Italien gränzen, die italiänische Sprache. Man
findet vortrefliche Gelehrte, geschickte Künstler und Hand«
werter und ausserordentlich gescheute Landleute unter ihnen.
Von einem derselben, Rlemjogg genannt, der nun todt
ist, wird mancher unter Euch gehört haben.
Nun wollen wir einige Städte kennen lernen.
Zürch, die Hauptstadt des ganzen Landes mit 10,00-2
E., die sich mit Seiden , und Baumwollen, Manufakturen
und mit Glocken, und Kanonen r Giessen abgeben. Zm hi«
sigen Zeuzhause liegt Wilhelm Tells merkwürdiger
Armbrust.
Bern, die schönste Stadt im ganzen Lande mit 12,000
S. Hier giebts viele Leineweber und Seidenarbeiter; auch
werden hier eine Menge Gefäße aus Tofstein gemacht.
Die Einwohner haben hier strenge Kleiderge'etze, narb wel<
chen keiner derselben, er sev wer er wolle, Go^d, S aber,
Perlen, Edelgesieine, qcst ckce Manschetten, Sammt, reiche
Stoffe rc. tragen darf. Die vornehmsten Männer gehen
alle schwarz gekleidet, und die Narhsherren tragen sich wie
die
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
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Deutschland. 20s
Halle, eine Stadt mit einem Salzwerk, und einer
sehr künstlichen Münze, in welcher Ln jeder Minute 150
Nthlr. st-- und fertig gemünzt (geprägt) werden können.
Schwäbisch - Oesterreich.
In diesem Lande merket Euch folgende 2 Städte:
Freyburg, die Hauptstadt, mit einer Universität und
7000 Einwohnern.
Coftanz (Kvstnrtz), an einem großen See, derderdor
densee (Genfer auch Bregenzer-See) heißt. Hier ver-
sammleten sich im Jahr 1414 sehr viele christliche Erzbi-
schöfe, Bischöfe und Aebre, um zu untersuchen, ob die
Lehre und das Leben der Christen auch noch mit der Bibel
übereinstimme, d. h. sie hielten einearrchenversaminlung.
Nun lebte damals ein gelehrter und frommer Mann zu Prag
in Böhmen, Namens Huß ; der behauptete, man müsse den
Christen Gottes Wort fleißig die Hände geben, müsse das
heilige 'Abendmal nach der Vorschrift Jesu geniesten und
müsse bepm Gottesdienst den Schöpfer in einer verständli-
chen Sprache anbeten. Weil nun die christlichen Geistlichen
damals das göttliche Wort allen übrigen Christen entzogen,
beym heiligen 'Abendmale nur das Brod, nicht aber den
Wein genossen, und hrym Gottesdienst lateinisch predigten
und sangen: so forderten sie den Mann, der so gesprochen
hatte, nach Coftanz und verbrannten ihn da lebendig. Ich
muß es Euch noch einmal sagen, Kinder, nicht Priester des
Teufels, sondern Priester Gottes tharen das. Nun
hatten sie zwar des frommen Mannes Körper verbrennen
lassen, aber seine Lehre konnten sie nicht verbrennen:
denn diese breitete sich gar bald weit und breit aus. Dieir-
nrgen, die diese Lehre annahmen, hiessen Hußiten, oder
auch
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Oesterreich Freyburg Jesu Gottes
Die Geschichte nach Christi Geburt. Lzr
Da vornemlich seine habsüchtigen Anschläge ans Helvetjen
sehr merkwürdige Folgen hatten, so ist es meine Wicht,
Euch etwas davon zu sagen. Albrecht besas ncmlich
in Helvctien die Grafschaft Hübsburg, und verschiedene
andere Distrikte, die er von seinem Vater geerbt hatte;
die übrigen Provinzen 'aber standen blos unter deutschem
Schutz. Rudolph hatte seine schweizerischen Unteötha-
Nkn, so wie seine schweizerischen Schuhgcnofsen, bcyde
mit gleicher Güte behandelt, Alkmcht aber regierte nicht
nur über seine dastgen Erbländcr mit großer Strenge,
sondern er wollte auch sogar die übrigen helvetischen Pro-
vinzen zu einem Herzegthum machen und dies seinem
Sohn geben. Anfänglich versuchte er gelinde Wege;
allein die Helvetier, die von je her eine unmittelbare
Reichöfreyheit genossen hatten, forderten Gerechtigkeit
und beriefen sich auf ihre Rechte. Nun ward Albrecht
Tyrann; er gab ihnen Amtleute, oder Landvoigte, die
den Befehl hatten, nach eigener Willkühr Strafen gegen
die Schweizer zu verfügen und die Widerfpenstigen mit
der schärfsten Zuchtruthe zum Gehorsam zu bringen.
Diese Landvoigte verfuhren noch grausamer, als es selbst
ihr strenger Gebieter erwartet hatte, besonders aberzeichs
netcn sich zwey derselben, von Landenberg und Geßlep,
durch Uebermuth und Bosheiten aus. Sie wüthetcn mit
gleicher Grausamkeit gegen die Freyheiten des Adels und
gegen die Rechte des Landmannes und verlangten von allen
Ständen eine solche Ehrfurcht, als sie nicht einmal ein
toller Sultan von seinen Sclavcn fordert. Insbesondere
ließ Laudenberg einem vornehmen Schweizer, Franz
Von Mechthal die Augen ausstechen, weil dieser ihm ein
Paarzinöochftn verweigert hatte. Geßlet aber gicng in
seiner Tollheit gar so weit, daß er eine Stange aufrich*
ten, auf derselben einen Hut befestigen und dabey be-
kannt machen ließ, es solle jedermann diesem Hute die
P 4 rzcm-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Rudolph Albrecht
Tyrann Albrecht Landenberg Franz
Von_Mechthal Franz
§02 Die Weltgeschichte»
Zwingli und Calvin stiften gleichfalls neue Gemeinden.
Fast zu gleicher Zeit mit Luthern stand auch m der
Schweiz Ulrich Zwinge!, oder Zwingli, Prediger zu
Zürich, auf, der (»enfalls, wie Luther zuerst gegen dm
Ablaß und bald darauf gegen die ganze Macht des Pab-
stes und alle übrigen Mißbrauche der römischen Kirche
eiferte. Er behauptete, wie Luther, daß alle Lehren
des Christenthums aus der Bibel geschöpft werden müssen,
war aber in der Lehre vom heiligen.abendmahl anderer
Meynung mit ihm. Ein gelehrter Franzose, Johann
Calvin, Lehrer der Theologie zu Genf, gab Zwingels
Grundsätzen mehr Nackdruck, und so entstand durch ihre
Bemühungen eine neue Gemeinde, die sich in der Schweiz,
in Frankreich, in den Niederlanden, in England und in
einigen Gegenden von Deutschland ungemein stark aus-
breitete undj unter dem Namen der Reformitten noch
jetzt fortdauert» Neben diesen Reformirtcn entstand in
England noch eine dritte Gemeinde, die sich ebenfalls von
der römischen Kirche absondcrte und sich von der lutheri-
schen und reformirtcn dadurch unterschied, daß sie eine
bischöfliche Kirchenregrerung für nöchig hielt. Sie
hat in England . unter dem Namen der bischöflichen
Kirche die Oberhand. Diese drey jetzt genannten Gee
meinden heißen mit einem gemeinschaftlichen Namen Pro-
testanten.
Dir
Haupt für jeden, brr angrneüme und nützliche Kenntnisse
liebt, diesen Tlml der Geschichte in einem Bucke beson«
Vers crgviblr, das den Titel führt L Lutüer oder
kleine »Ne forma ti Vn 6-Geschichte. Leipzig in der
Weidmännischen Buchhandlung 17-r»
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Extrahierte Personennamen: Ulrich Zwingli Luther Johann
Calvin Johann
Extrahierte Ortsnamen: Genf Schweiz Frankreich Niederlanden England Deutschland England England Weidmännischen
33*
Die Weltgeschichte.
tr.ert, als t« urtfmn Vaterlands Auch gereicht d<S un-
ftrer Nation zur Ehre, daß deutsche Fürsten und Fürstinnen
auf den ansehnlichsten Thronen von Europa sitzen. Gleich-
wohl bleibt unserm Vaterlande an ganzen noch gar viel
zu thun übrig, vornemlich aber sieht es in manchen Ge-
genden noch so aus, als gehörten die Einwohner inö izte
oder gar 14t« Jahrhundert.
Die Schweiz wild ein frepse Staat.
Die tapfern Schweizer hatten, wie Ihr wisset, fcho^
im Jahr 1497 in einem Frieden mit Oesterreich rhre mit
so vielem Blute erfochtene Freyheit erhalten. Im löten
Jahrhundert versuchte es Carl der Kühne, Herzog von
Burgund, dies muthige Volk aufs neue Zu überwältigen,
wurde aber in zwey Schlachten geschlagen. Von dieser Zeit
an wagte es keine Macht wieder, die kühnen, herzhafter;
Schweizer im Genüsse ihrer Freyheit zu stören, und wahr-
scheinlich werden sie auch dies kostbare Gut so lange besi-
tzen, als ihre unerschütterliche Tapferkeit, ihre feurige
Vaterlandsliebe und ihre Standhaftigkeit daurcn wird, da
ja schon ihr ganzes Land durch die von der Natur um dassel-
be hergeworfenen Gebirge, gleichsam eine einzige große Fe-
stung ist. Außer diesen Vorzügen hat dies unser Brrwervolk
noch immer den Ruhm altdeutscher Redlichkeit und Treue»
Eben deswegen genießt die Schweiz seit mehr als einem
Jahrhundert eines vollkommenen Friedens, eines Vorzugs,
Lessen sich kein anderer europäischer Staat rühmen kann.
Auch ist dieser Staat so sehr von aller Furcht des Krieges
entfernt, daß er bisher seine Soldaten an frcmle Mächte,
vornemlich aber an Frankreich vermachet hat. Zwar
haben sich zuweilen unter den Schweizern selbst Zwistigkei-
ten und Kämpfcerhoben, besonders aber ist Gens mehr-
mal durch Mchhelligkeiren erschüttert worden; aber diese
vorübergehenden Stürme haben daö Volk nicht hindern
kln-
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TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
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Extrahierte Personennamen: Carl_der_Kühne
Extrahierte Ortsnamen: Europa Oesterreich Burgund Frankreich
55. Die Begrndung der evangelischen Kirche. 15251532. 183
mahlslehre wich er von ihm ab. Nach und nach wurde in Zrich die Reformation vllig durchgefhrt. Mit Hilfe des Rates setzte Zwingli evangelische Predigt an die Stelle des alten Gottesdienstes, kndigte dem Papste den Gehorsam, hob die Klster auf und entfernte die Heiligenbilder und jeglichen Schmuck aus den Kirchen. Andere schweizerische Städte, besonders Bern, Basel und St. Gallen, schlssen sich diesem Vorgehen an. Die Geistlichen verheirateten sich, und auch Zwingli trat mit der Witwe eines Edelmannes in den Ehestand.
b. Zwinglis Tod. Zwischen Zrich und den katholisch ge-bitebenen Nachbarkantonen (Schwyz, Uri, Unterwalden, Luzern und Zug) entspann sich ein Glaubenskrieg. Nach dortigem Brauch begleitete Zwingli als Feldprediger die Truppen seiner Vaterstadt und siel im Jahre 1531 in der Schlacht bei Kappel, in welcher die Zricher ihren Gegnern unterlagen.
2. Calvin. Zwinglis Werk wurde fortgesetzt von dem Genfer Geistlichen Johann Calvin. Er stammte aus Noyon im nrdlichen Frankreich (geb. 1509) und hatte in Paris Theologie studiert. Nach sorgfltigem Studium der lutherischen Lehre und des Neuen Testaments entschied er sich fr den evangelischen Glauben. In Genf, wo er seit 1541 zu magebenden Einflu gelangt war, ordnete er die kirch-lichen Verhltnisse und entfaltete dort eine gewaltige Wirksamkeit. Mit groer Sittenstrenge trat er gegen das ppige Leben der wohlhabenden und genuschtigen Genfer auf und fhrte eine uerst strenge Kirchen-zncht ein. In der Glaubenslehre schlo er sich fast ganz an Zwingli an; er war aber hart und rcksichtslos gegen anders Denkende.
3. Die Ausbreitung des Calvinismus. Die Lehre der Schweizer Reformatoren breitete sich bald auch nach Deutschland aus, nach der Pfalz, nach Hessen, nach Ostfriesland und nach Bremen. Ihre An-Hnger erhielten den Namen Reformierte oder Calvinisten. Der Heidelberger Katechismus wurde die Bekenntnisschrift der deutschen Calvinisten; er galt ihnen neben der Bibel fortan als Richtschnur. Aber auch nach Frankreich, nach den Niederlanden, nach Schottland und England wurde die reformierte Lehre getragen.
1. Sind in deiner Vaterstadt oder in deiner Gegend reformierte Gemeinden? Wie sind sie entstanden? 2. Worin liegt das Gemeinsame in der Lehre Luthers und in der Zwinglis? 3. Warum drfen sich Lutheraner und Reformierte mit Recht als Evangelische bezeichnen? 4. Vergleiche das Innere einer reformierten Kirche mit einer lutherischen!
55. Die Begrndung der evangelischen Kirche. 15351532.
1. Karls V. auswrtige Kriege bis 1530. a. Die Kriege um Italien. Bald nach dem Reichstage zu Worms hatte Karl V. Deutschland wieder verlassen und sich nach Spanien begeben, wohin wichtige Angelegenheiten ihn riefen. Seinem Bruder Ferdinand hatte er die sterreichischen Erblnder berlassen und ihn zu seinem Stellvertreter in Deutschland gemacht. Darauf nutzte Karl lange Jahre in Italien Krieg führen, um das von den Franzosen eroberte Herzogtum Mai-land wiederzugewinnen. Franzi., König von Frankreich, wre nmlich auch gern deutscher Kaiser geworden. Als nun Karl V. gewhlt worden war, ward ihm der Franzosenknig feind und verlangte, der Kaiser folle ihm Burgund und das
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt]]
Extrahierte Personennamen: Zwingli Zwingli Zwingli Kappel Calvin Johann_Calvin Johann Karls_V. Karls_V. Karl_V._Deutschland Karl_V. Ferdinand Karl Karl Franzi Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Basel Schwyz Unterwalden Luzern Frankreich Paris Genf Deutschland Hessen Ostfriesland Bremen Frankreich Schottland England Luthers Italien Spanien Deutschland Italien Frankreich Burgund
192 57. Die Ausbreitung der evangelischen Lehre.
neuen Glauben gewonnen worden. Da aber kamen Anhnger der Sekte der Wiedertufer aus den benachbarten Niederlanden dahin verbreiteten ihre Lehre und fanden zahlreiche Anhnger. Bald rissen sie die Herrschaft ganz an sich und vertrieben den Bischof, die Obrig-keit und die Unglubigen" aus der Stadt. An ihrer Spitze stand ein junger Schwrmer, Jan von Lehden. Er wollte schon hier aus Erden ein Reich Gottes, das Reich Zion", aufrichten und lie sich zum König des neuen Israel" krnen. Whrend er aber in der Stadt eine Willkrherrschaft mit Gtergemeinschaft und Vielweiberei einfhrte, verband sich der Bischof von Mnster mit einigen benach-Karten Fürsten und belagerte die Stadt. Endlich wurde die tapfer ver-teidigte Stadt erobert und ihrem Bischof zurckgegeben, der 1535 der tollen Wirtschaft ein Ende machte. Jan von Lehden ward mit einigen Genossen gefangen und qualvoll hingerichtet. Ihre Leichname wurden in eisernen Kfigen am Turm der Lambertikirche ausgehngt. In Mnster aber wurde die Herrschaft der rmischen Kirche mit aller Strenge wiederhergestellt.
3. Das Eindringen der evangelischen Lehre in unsere Heimat-lande, a. Luther und Herzog Erich I. von Kalenberg-Gt-tingen. Auf dem Reichstage..zu Worms hatte ein Fürst unserer Heimatlande, Herzog Erich d. . von Kalenberg-Gttingen, der von seinem Mndener Schlosse aus zum Reichstage gen Worms geritten war, den unerschrockenen Mnch und Professor Dr. Luther mit einem frischen Trunk aus Niedersachsen, einer Kanne Einbecker Bieres, erquicken lassen. Das Gedenken galt freilich nicht dem Reformator, der eine neue Lehre auf-bringen wollte, sondern dem Manne, der, wie ein Kriegsmann, fest und uner-schrocken vor seinen Gegnern, vor Kaiser und Reich gestanden. Erich ist nie ein Anhnger Luthers geworden; er hielt es mit dem Kaiser, wie es nach seiner Meinung einem deutschen Fürsten zukomme. Aber sein Gru an Luther war doch wie eine gute Vorbedeutung fr das all-mhliche Eindringen der evangelischen Lehre in die verschiedenen Frstentmer und Herrschaften Niedersachsens.
b. Das erste Eindringen der Lehre Luthers. Wandernde Handwerksgesellen, reisende Kaufleute, durchziehende Landsknechte und heimkehrende Studenten haben Luthers Lehre vielfach zuerst ins Land gebracht. Sie sangen Luthers Lieder, brachten fliegende Bltter heim mit den 95 Thesen, mit deutschen Psalmen oder andern ins Deutsche bersetzte Teilen der Bibel, und nicht selten erklang in den Werk-sttten oder in den Familienstuben der Handwerksmeister nach Feier-abend ein lutherisch Lied. In Gttingen wurden Luthers Schriften schon frh gekauft, und in Hannover verbreiteten sie sich so sehr, da der Rat die Bcher verbot. Hier und da wagten es Geistliche und Mnche, in Stdten sowohl wie in Drfern, lutherisch zu predigen, so in Bremen und Osnabrck, in Drfern bei Gttingen und Einbeck, in Emden und anderen Orten. Diese Anfnge und Versuche wurden jedoch meistens unterdrckt und die Prediger und Mnche bestraft und ver-jagt. Erzbischof Christoph von Bremen-Verden gelobte bei Treue und Ehre, die lutherischen Ketzer auszurotten. Er lie 1525 den Bremer
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