Ix. Das neue Deutschland.
den Rittergutsbesitzern und den Abgeordneten der Städte und Landgemeinden gebildeten Proviuzialstäude zusammen, um iß re hermachen Angelegenheiten zu berathen und zu ordnen. 1833 gründete Preußen mit der Mehrzahl der deutschen-Staaten den Zollverein, durch welchen die so lästigen und den Handel und Berkehr erschwerenden Zollschranken beseitigt wurden/ Um den alten Zwiespalt zwischen den Lutheranern und Reformirteu auszugleichen, vereinigte der König durch die Union die beiden einander so uahesteheudeu Religionsgemeinschaften zu einer großen evangelischen Landeskirche.
Am 7. Juni 1840 starb Friedrich Wilhelm Iii., und ihm folgte
Sohn, der geistvolle und fromme Friedrich Wilhelm It., ~ * ein großmüthiger Beförderer der Kunst und Wissenschaft
Er erkannte und würdigte das Streben seines Volkes nach größerer freiheitlicher Entwickelung und kam ihm entgegen, indem er im April 1847 den Vereinigten Landtag (aus den Abgeordneten der Provmzral-Landtage zusammengesetzt) nach Berlin berief und tl)m das Rechtler Steuerbewilligung und eine berathende Stimme bei der Gesetzgebung einräumte. Doch der Bewegung war nicht mehr Einhalt zu thun. Ueberall hatte sich der Zündstoff der Revolution angehäuft, und es bedurfte nur eines Funkens, um th.it zur Hellen Flamme emporlodern zu sehen.
. J^u.f geringfügigen Ursachen brach im Febrnar 1848 zu Paris etn Aufstand aus, der in Folge falscher Maßregeln an Umfang zunahm und mit der Flucht des Königs endete. Frankreich wurde zur Republik erklärt. Die Kunde davon durchlief wie etn elektrischer Schlag ganz Deutschland. Aller Orten erhoben fcte Verfechter der Volksfreiheit und die heimlichen Republikaner ihr Haupt. Ihr Anhang mehrte sich von Tage zu Tage; eine unnatürliche Erhitzung bemächtigte sich der Geister; selbst sonst besonnene und gemäßigte Männer n-nrden von dem allgemeinen Schwindel ergriffen. Schreier, die bei dem Umsturz der bestehenden Ordnung ihre Leidenschaften zu befriedigen gedachten, beherrschten , die Volksversammlungen und regten die Menge auf; es kam zu 1848] gewaltsamen Auftritten und endlich zur offenen Revolution.
Auch Preußen blieb diesmal nicht von den Stürmen der Zeit verschont. Zwar erklärte sich der König bereit, die Wünsche des Volkes zu befriedigen; aber der von Aufwieglern geleitete Pöbel ließ sich nicht beschwichtigen. Am 18. März entbrannte in Berlin ein fürchterlicher Straßenkampf, der bis zum andern Morgen währte. Die Truppen behielten die Oberhand; dennoch zog sie der König zurück, um weiteres Blutvergießen zu verhindern. Zugleich verhieß er die Einberufung einer constitnirenden (verfassunggebenden) Nationalversammlung, welche schon im Mai ihre Sitzungen begann. Wie kaum anders zu erwarten war, bestand sie zum größten Theile aus Leuten, denen es an gutem
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Kapitel Vi. Gleichzeitige Weiterentwickelung Ägyptens 1600—1200.
13
Die große Sphinx bei Gizeh.
ist noch gut erhalten, da die Ägypter die Kunst des Einbalsamierens der Toten im hohen Grade verstanden und bei den Kvnigsleichen ausübten.) Die Zeit um 1400 ist besannt durch die mächtigen Keilinschriften von Tel Amarna in Ägypten. Das sind Briefe, welche sich die morgenlündischen
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— 139 — 1
Regierungen bestand. Österreich führte den Vorsitz. Über die erhoffte Volksvertretung wurde bestimmt: „In allen Bundesstaaten wird eine landständ'.sche Verfassung stattfinden." Die Vaterlandsfreunde mußteu also weiter warten und hofften auf ein einheitliches deutsches Reich und auf Mitwirkung des Volkes bei der Gesetzgebung.
8. Sachsen nach dem Befreiungskriege»
1. Friedrich August der Gerechte. Nach dem Wiener Kongreß kehrte König
Friedrich August I. in sein über die Hälfte kleiner gewordenes Königreich zurück.
Mit herzlicher Verehrung wurde der vielgeprüfte Monarch von seinem Volke
aufgenommen. Es galt nun vor allem, die Schäden des Krieges wieder gut zu machen; denn Sachsen war wieder einmal gänzlich verarmt, Handel und Gewerbe lagen darnieder. Das gelang dem König in den letzten zwölf Jahren seiner Regierung vollkommen. Nach 60 jähriger Regierung starb er 1827. Das dankbare Volk gab ihm den Beinamen „der Gerechte". Ihm folgte sein Bruder Anton der Gütige (1827—1836). Er war bereits 72 Jahre alt, als er den Thron bestieg.
2. Die Verfassung. Unter Anton erhielt Sachsen eine Verfassung oder Kon* stitution. Den Anlaß dazu gab die Pariser Julirevolution (1830), deren Wirkungen auch in Sachsen zu spüren waren. Immer noch hatte in Sachsen der Adel alle Rechte und zahlte keine Steuern, immer noch waren hier die Bauern erbuntertänig. Jetzt brachen Aufstände aus. Der König beruhigte das erregte Volk, indem er neue Männer an die Spitze der Regierung stellte und von ihnen eine Verfassung bearbeiten ließ. Diese trat am 4. September 1831 in Kraft. Durch sie hatte nun auch das Volk Anteil an der Regierung. Es wählte Abgeordnete, die die 2. Kammer der Ständeversammlung oder des Landtags bildeten. Die 1. Kammer bestand aus den königlichen Prinzen, den Besitzern der größten Herrschaften, den Bürgermeistern der größten Städte und anderen Mitgliedern, die zum Teil der König ernannte. Beide Kammern Hatten gleiche Rechte. Ohne ihre Zustimmung durfte kein Gesetz erlassen werden. Jedem Staatsangehörigen wurde die Freiheit seiner Person, der Berufswahl, des Glaubens und gleiches Recht mit anderen ohne Ansehen seines Standes zugesichert. An die Spitze der Verwaltung berief der König die Minister (des Innern, der Justiz, der Finanzen, des Kultus, des Kriegs, der auswärtigen Angelegenheiten).
3. Fortschritte aus allen Gebieten. Von großer Wichtigkeit war der Beitritt Sachsens zu dem 1833 gegründeten Deutschen Zollverein. Bis dahin war die Einfuhr der Waren aus einem Bundesstaat in den anderen nur gegen Zoll gestattet. Das war ungemein lästig und hemmte den Handel sehr. In der Neujahrsnacht 1834 fielen nun alle Zollschranken in Mitteldeutschland, und jetzt blühte der Handel bald kräftig empor. Die Erzeugnisse der sächsischen Web- und Maschinenindustrie fanden ein weiteres Absatzgebiet. Der Kohlenbergbau erfuhr durch Einführung der Dampfmaschine eine mächtige Förderung. Unter König Friedrich August Ii. (1836—1854) fuhren auf der Elbe die ersten Dampfschiffe, und zwischen Leipzig und Dresden wurde die erste große 1839 Eisenbahnlinie des Festlandes gebaut. Auch der elektrische Telegraph und die
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— 143 — 1
reiche, tote die beutfdje Zunge fliugt. Vom beutfdjeu Kaiser zu fingen, todten die Dichter nicht mübe geworben. Als der Kampf vorbei war, schwcmb mit biefex Hoffnung auch die anbete, daß die versprochene freie Verfassung eine Frucht der Käckpfe und Siege fein würde. Der österreichische Staatskanzler Metternich brachte es vielmehr bahnt, daß bte Fürsten in biesen Bestrebungen nur broheube Revolutionen sahen, die man nieberhalten müsse. Da besonders Hochschullehrer und Studenten von beutfcher Einheit und von Freiheit rebeten und schwärmten, bot man gegen sie die Polizei auf. Die Stnbentenvetbinbungen der Burschenschaften würden verboten. Wer die beutfchen Farben trug, kam als Hochverräter auf die Festung. Zeitungen und Bücher würden streng beaufsichtigt und auf ihren Inhalt- sorgfältig geprüft. (Zenfur.) Eine befonbere Behörbe hatte die bemagogischen Umtriebe zu bekämpfen. Auch das Turnen würde verboten und der Tnrttvater Jahn verbannt. Die Polrzei überwachte sogar Stern als verbächtig. Ernst Moritz Arndt bürste seine Stubenten nicht mehr lehren. Fritz Reuter und mandjer anbere Stubent würde erst zum Tode verurteilt und dann zu langjähriger Festungshast begnabigt.
2. Die deutsche Revolution 1848 und 1849.
1. Verfassungsfrage. Ja fast allen Länbem regierten bamals die Fürsten nach ihrem eigenen Willen. Sie gaben Gesetze und legten Steuern auf, ohne die Meinung des Volkes zu hören. (Unbeschränkte Monarchie.) Nachbem aber das Volk in den Freiheitskriegen sein Blut für das Vaterlcmb vergossen hatte, erhoffte es für sich auch eine größere Freiheit. Vor allem wünschte es, durch selbstgewählte Vertreter bei Beratung der Gesetze sowie Feststellung der Steuern seinen Willen zum Ausbruck zu bringen. (Beschränkte Monarchie.) Sachsen hatte 1831 eine Verfassung erhalten. In Preußen hatte Friedrich Wilhelm Iii. dem Volke bte gewünschte Verfassung in Aussicht gestellt, aber nicht gegeben. Auch sein Sohn Friedrich Wilhelm Iv. wollte anfangs von einer solchen nichts wissen, ba er fürchtete, durch die Einrichtung einer Volksvertretung von seiner königlichen Macht zuviel einzubüßen.
2. Die Aufstände. Im Februar 1848 war in Frankreich toieberum eine Revoltion ausgebrochen. Man hatte den König versagt und eine Republik errichtet. Die Nachrid)t bation zünbete and) in Deutschland. Die Unzufriebenheit war auch hier überall groß. Zuerst kam es in Wien zu heftigen Unruhen, eine Woche später in Berlin und fast gleichzeitig auch in München. In Berlin errichtete das Volk Barrikaben, und es fanben blutige Straßenkämpfe statt. Auch in Hannover, Hessen und Mecklenburg brachen Aufstäube aus. Sachsen hatte zwar bereits 1831 eine Verfassung erhalten, aber bereu Bestimmungen waren noch nicht in allen Stücken durchgeführt. Es blieb am längsten ruhig, aber im Mai 1849 brach boch auch hier bet Aufruhr los, befonbers in Dresben fanben heftige Straßenkämpfe statt. Der König war au] den Königstein geflohen. Da das säd)sische Heer zu b er selben Zeit in Schleswig-Holstein gegen die Dänen kämpfte, so mußte man preußisches Militär herbeirufen, mit bessen Hilfe der Aufstanb schließlich niebergeworfen würde. Unter benen, die bamals aus Sachsen fliehen mußten, weil sie sich am Ausstaube beteiligt hatten, befanben
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I — 144 —
sich auch Richard Wagner und Gottfried Semper. Während dieser bewegter. Zeit stockte Handel und Wandel. Erst allmählich wurde die Ruhe wieder hergestellt.
3. Ablehnung der Kaiserwürde durch König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen. Neben dem Wunsche einer freieren Verfassung hatte das Volk ein immer dringenderes Verlangen nach der Einigung Deutschlands. Um die Angelegenheiten des Reiches zu regeln, wurden im Jahre 1848 Abgeordnete nach Frankfurt am Main geschickt. Es war nun die Frage, ob Österreich oder Preußen die Führerschaft und damit die Kaisergewalt erhalten sollte. Die Mehrzahl der Abgeordneten entschied sich für Preußen, da dieses ein rein deutsches Land sei und von jeher das Wohl Deutschlands als sein Wohl angesehen habe. Als aber die Abgesandten in Berlin erschienen und dem Könige die Kaiserkrone anboten, lehnte er sie ab. Er wollte sich dieser Krone wegen nicht mit Österreich, vier Königen und Rußland in einen Krieg stürzen. Die Einigung Deutschlands war damit vorläufig gescheitert.
4. Heeresreform in Preußen. Erst unter Friedrich Wilhelms Iv. Nachfolger, Wilhelm I. (1861—1888), sollte sich die Sehnsucht des deutschen Volkes nach der Wiederaufrichtung des Deutschen Kaiserreiches und der Einigung der deutschen Stämme unter einem Kaiser erfüllen. Wilhelm I. war der zweite Sohn der Königin Luise und der Bruder des vorigen Königs. Als er zur Regierung kam, war er bereits 64 Jahre alt, aber trotzdem sollte ihm noch be-schieden sein, Großes zu erleben und für Deutschland das Höchste zu erreichen.
Der König sah ein, daß Preußen nur mit Hilfe einer starken Armee eine Achtung gebietende Stelle einnehmen könne. Seit 1814 aber war das Heer nicht vergrößert worden, obwohl sich die Bevölkerungszahl fast verdoppelt hatte. So mußten bei einer Mobilmachung alte Landwehrleute, die daheim Weib und Kind hatten, in das Feld ziehen, während viele taugliche junge Leute nicht ausgebildet waren und zu Hause blieben. Der König wollte von nun an jährlich statt 40 000 Rekruten deren 63 000 einstellen, die dreijährige Dienstzeit durchführen und die Landwehrpflicht verkürzen. Bei dieser Neubildung des Heeres fand er an seinem Kriegsmininster von Roon und dem Leiter des Generalstabes von Moltke vorzügliche Berater. Da aber diese geplante Neubildung der Armee bedeutende Kosten verursachte, so wollte der Landtag die erforderlichen Geldmittel dazu nicht bewilligen. Jetzt berief der König den bisherigen Gesandten in Paris, von Bismarck-Schönhausen, zum Ministerpräsidenten. Dieser erklärte, daß die deutsche Frage nicht durch Reden, sondern nur durch Blut und Eisen gelöst werden könne. Deshalb aber müßte jeder Vater-landsfrennd auch das Mittel zu diesem Zweck, die Neubildung der Armee, gutheißen. Da er aber kein Verständnis bei den Abgeordneten fand, so wurde die Umgestaltung des Heeres schließlich ohne Zustimmung des Landtags durchgeführt. Er hoffte, daß die Zukunft ihm recht geben würde.
3. Der Dänische Krieg. 1864.
1. Entstehung. Die Herzogtümer Schleswig und Holstein hatten früher ein eigenes Herrscherhaus. Als dieses aber im 15. Jahrhundert airsstarb, wählten
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Frankfurt Main Deutschlands Berlin Deutschlands Deutschland Paris Bismarck-Schönhausen
— 145 — I
sich die Schleswig-Holsteiner den König von Dänemark zu ihrem Herzoge.
Er mußte ihnen jedoch in einem Vertrage die Zusicherung geben, daß die Herzogtümer „np ewig uugedeelt" bleiben und niemals Dänemark einverleibt werden sollten. 1815 wurde Holstein in den Deutschen Bund ausgenommen.
Als 1863 ein neuer König den dänischen Thron bestieg, erklärte er Schleswig für eine dänische Provinz und strebte immer mehr dahin, deutsche Sprache und deutsches Wesen aus Schleswig zu verdrängen. Damit war jedoch der Deutsche Bund nicht einverstanden, und die beiden Großmächte desselben, Österreich und Preußen, schickten unter dem Generalfeldmarsch all Wrangel ein Heer in die Herzogtümer, die Freiheit der Schleswiger zu erkämpfen.
2. Der Verlauf des Krieges. Die Dünen wurden in verschiedenen Schlachten geschlagen und zogen sich in die Düppeler Schanzen zurück. Auf einer tleinen Halbinsel, dem Sundewitt, waren bei Düppel zehn gewaltige Schanzen errichtet, deren Eroberung noch durch Palisaden, Drahtzänne und tiefe Gräben erschwert war. Wochenlang wurdeu die Schanzen beschossen, und in Laufgräben suchten die Preußen ihnen näher zu kommen. Am 18. April wurden sie 1864 in glänzender Tapferkeit erstürmt. Dann setzten die Preußen uach der Insel Alsen über und eroberten sie in wenigen Stunden.
Im Frieden zu Wien trat Dänemark die beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein an Österreich und Preußen ab.
4. Der Deutsche Krieg. 1866.
1. Ursache. Die Herzogtümer Schleswig und Holstein wurden anfänglich von Österreich und Preußen gemeinsam verwaltet. Es kam jedoch bald zu Streitigkeiten. Österreich wollte in Deutschland herrschen; das konnte es aber nur mit Hilfe der Kleinstaaten. Daher begünstigte es die Erbansprüche des Herzogs Friedrich -von Angustenburg auf Schleswig-Holstein.
Preußen wollte ihn als Herzog in Schleswig-Holstein anerkennen, verlangte aber den Oberbefehl über Heer und Flotte und die Abtretung des Kieler Hafens. Das wollte er nicht bewilligen. 1865 schlossen Österreich und Preußen den Vertrag zu Gastein: Österreich sollte Holstein, Preußen Schleswig verwalten. Im übrigen behielten beide gleiche Rechte auf die Herzogtümer. Österreich unterstützte jedoch die Erbansprüche des Augustenburgers weiter. Da besetzte Preußen Holstein und forderte den Oberbefehl über das norddeutsche Heer. Nun beschloß der Bundestag in Frankfurt mit neun gegen fünf Stimmen den Krieg gegen Preußen.
Sofort traten Preußen und die sich ihm
Geschichte für sächsische Schulen.
Graf Helmut von Moltke.
Aus der Sammlung authentischer Bildnisse im Verlag der Photographischen Gesellschaft zu Berlin.
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Extrahierte Personennamen: Dänemark Friedrich_-von_Angustenburg Friedrich Helmut_von_Moltke
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— 168 —
sind die Fortschritte auf allen
Gebieten, die Svchsen in den 30 Jahren seiner Regierung gemacht hat. Sächsische Industrie-erzeugnisse (Textilwaren, Maschinen, Musikinstrumente, Chemikalien, Zigaretten usw.) erlangten Weltruf. Immer dichter wurde das Eisenbahnnetz Sachsens. Die großen Staatsforsten erfuhren eingehende Pflege. Sachsens Schulen, hohe und niedere, Industrie-, Handelsund landwirtschaftliche Schulen, vermittelten dem Volke eine treffliche Bildung und galten weithin als vorbildlich. Kunst und Wissenschaft blühten. Der
Wohlstand des Volkes hob sich von Jahr zu Jahr. Die achthundertjährige Jubelfeier des Hauses Wettin im Jahre 1889 beging darum das ganze Volk mit Dank und Freude.
König Albert war vermählt mit Carola von Wasa, die mit ihrem Gemahl in der Fürsorge für sein Volk wetteiferte. In den Kriegszeiten der sechziger Jahre gründete sie den Albertverein, der sich die Pflege verwundeter Krieger und Kranker zur Aufgabe gestellt hat. Im Carolahans zu Dresden besaß er eine Ansbildungs-ftätte für Krankenpflegerinnen, die „Albertinerinnen" genannt werden. Der Name der Königin Carola lebt in zahlreichen Stiftungen für Arme und Kranke fort.
Nach König Alberts Tod kam sein Bruder Georg zur Regierung, ein 70 jähriger Greis. Er regierte nur zwei Jahre. Ihm folgte sein Sohn
3. König Friedrich August Iii. (1904—1918). In ernsten Zeiten bestieg er den Thron. Durch ein schlechtes Wahlgesetz war ein großer Teil des Volkes von jedem Einfluß und jeder Mitwirkung an der Regierung des Landes ausgeschlossen und war dadurch unzufrieden und regierungsfeindlich geworden. Durch ein neues besseres Wahlgesetz wurde Abhilfe geschaffen. Ferner wurde die Fürsorgeerziehung neu geregelt, und es wurden wesentliche Verbesserungen in der Anstaltsfürsorge für Geisteskranke getroffen. Die wirtschaftliche Lage der
Beamten und Lehrer wurde durch mehrere Besoldungsgesetze gehoben. Auch ein
Feuerbestattungsgesetz wurde erlassen, und die Feuerbestattung, die bis dahin in Sachsen verboten war, wurde freigegeben. Nur ein neues Schulgesetz gelangte nicht zur Einführung; denn was die Regierung in ihrer Vorlage bot, erschien der Mehrheit des Landtages nicht fortschrittlich genug.
König Albert,
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— 151 - T
tag wurde in geheimer Abstimmung vom Volke auf fünf Jahre gewählt. Jeder 25 Jahre alte Deutsche durfte wählen und konnte gewählt werden. Es gab 397 Abgeordnete. Waren die Gesetze vom Bundesrat und Reichstag angenommen, so verkündigte sie der Kaiser. Der oberste Reichsbeamte war der Reichskanzler. Er war der Vorsitzende des
Bundesrates und trug die Verantwortung für alle Handlungen der Regierung. Für die einzelnen Angelegenheiten des Reiches waren besondere Reichsämter gebildet: das Auswärtige Amt, das Reichsamt des Innern, das Reichsmarineamt, das Reichsschatzamt, das Reichspostamt, das Reichsjustizamt, das Reichseisenbahnamt und das Reichskolonialamt. Art der Spitze jedes Amtes stand ein Staatssekretär.
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i — 152 —
Xv. Ausbau des neuen Deutschen Reiches.
i. Mlkelm I. als Kaiser.
In der nun folgenden Friedenszeit hat die Reichsregierung an dem weiteren Ausbau des Reiches gearbeitet und die Wehreinheit, Rechtseinheit und Wirt schaftseinheit hergestellt. Den einzelnen Bundesstaaten verblieb die gesamte innere Verwaltung und Ordnung, das Kirchen- und Schulwesen, die direkten Steuern, Domänen und Forsten, Eisenbahnen und Kanäle.
1. Wehreinheit. Tie bewährten preußischen Heereseinrichtungeil wurden auf das ganze Reich übertragen und eine kaiserliche Marine gegründet. So war die Wehreinheit hergestellt. — „Uns aber und unseren Nachfolgern in der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allezeit Mehrer des Reiches zu sein, nicht in kriegerischen Eroberungen, sonbern in den Werken des Friedens." So schloß die erste Ansprache des neuen Kaisers an das deutsche Volk 1871. Der Erhaltung des Friedens diente der Dreibund, ein Vertrag, der mit Österreich und Italien zum Schutz gegen russische oder französische Angriffe geschlossen wurde.
Frankreich konnte es nicht verschmerzen, daß es das einst dem Deutschen Reiche entrissene Elsaß-Lothringen hatte zurückgeben müssen. Nun wollte es trotz seiner geringeren Einwohnerzahl das Deutsche Reich militärisch überholen, um für den Tag der „Revanche" gerüstet zu sein. Die Volksvertretung bewilligte dazu immer willig die geforderten Mittel. Auch Rußland rüstete und baute in Polen viele Festungen. Die großen Erfolge, die das deutsche Heer erkämpft hatte, konnten also nur durch eine starke Wehrkraft gesichert werden. Darum sorgte Deutschland unablässig für die Vermehrung und Verbesserung des Heeres.
Auch die Flotte wurde vergrößert, nicht nur zum Schutze der heimatlichen Küste, sonbern auch, um Deutschlanbs Ehre in frentben Meeren zu sichern. Denn immer mehr suchte der Deutsche auf dem Weltmärkte Absatzgebiete für die Erzeugnisse seines Fleißes. Wilhelmshaven und Kiel würden die beiden stark befestigten Häsen für die Flotte. Eine bessere Verbindung zwischen der Nord-und Ostfeeflotte sollte ein Kanal herstellen, zu dem unter Kaiser Wilhelm der Grundstein gelegt wurde.
2. Rechtseinheit. Das ganze Reich bekam ein einheitliches Strafgesetzbuch. Mit der Ausarbeitung des Bürgerlichen Gesetzbuches wurde begonnen. Es stellt Rechtsfätze über die Verhältnisse des bürgerlichen Lebens auf, z. B. über Kauf, Miete, Eigentum, Schulden, Erbschaft. Am 1. Januar 1900 trat es in Kraft. Eine einheitliche Gerichtsverfassung wurde geschaffen. Danach gibt es Amts-, Land- und Oberlandesgerichte. Der höchste Gerichtshof ist das Reichsgericht in Leipzig. Richter kann nur werben, wer die vorgeschriebenen Prüfungen bestauben hat. Er wirb auf Lebenszeit ernannt und ist bei seinem Urteil unabhängig von seinem Vorgesetzten urtb nur dem Gesetze unterworfen. In Rechtsstreitigkeiten um geringe Werte urteilt das Amtsgericht, bei Gegenstänben von höherem Werte das Saubgericht. Wirb Berufung eingelegt, so entscheibet das Oberlaubesgericht. — Leichtere (Straffälle kommen vor das Schöffengericht des Amtsgerichtes, wo ein Berufsrichter und zwei' Schöffen urteilen, schwerere Fälle vor die Strafkammer des Lanbgerichtes, die •
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Extrahierte Personennamen: Mlkelm_I. Wehreinheit Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich Polen Deutschland Wilhelmshaven Kiel Nord-und_Ostfeeflotte Leipzig
die Teutschen noch allen Seiten davon. Nach dieser
Niederlage gab der Kaiser 'nach. Er gestattete den Städten, ihre Angelegenheiten selbst zu verwalten. Dagegen mußten sie des Kaisers Oberhoheit anerkennen.
c) Ächtung des Löwen.
Voll Zorn über die Weigerung des Löwen kehrte der Kaiser nach Deutschland zurück. Hein-rich hatte sich auch durch manche Übergriffe den Haß der sächsischen Großen zugezogen und durch seine königliche Macht die Eisersucht der Reichs-sürsteu erregt. Die klagten ihn jetzt des Landfriedensbruches an. Der Kaiser lud ihn wiederholt vor ein Fürstengericht, aber der stolze Löwe erschien nicht. Da wurde er zu Würzburg wegen Friedensbruches und Ungehorsams gegen den Lehnsherrn in die Acht erklärt. Er verlor alle seine Länder und Würden. Bayern erhielt der Psalzgras von Wittelsbach. Das mächtige Sachsen wurde zerstückelt und kam an verschiedene geistliche und weltliche Herren. Das war verhängnisvoll sür Deutschland. Denn nun bestand das Reich aus vielen mittelgroßen und kleinen Lehnsherrschaften. Die geistlichen Fürsten hatten die Übermacht.
d) Versöhnung. Den Löwen verließ indessen sein Mut nicht; mannhaft kämpfte er gegen alle seine Feinde. Dock) seine Tapferkeit war umsonst. Um aber wenigstens seine Erbländer Braunsd)weig und Lüneburg zu retten, ging er zuletzt nad) Erfurt zum Kaiser und bat diesen kniend um Lösung aus der Ad)t. Als der Kaiser ihn so tief gebeugt sah, gedachte er in Tränen der alten Freuud-jdjaft und sprach zu ihm: „£) Heinrich, wer anders hat dich denn gestürzt als du selbst!" Er löste die Ad)t, aber erhöhen konnte er ihn ohne Zustimmung der Fürsten nicht. Diese beschlossen: Braunschweig und Lünebnrg sollen dem Löwen bleiben, doch muß er so lauge vou der deutschen Erde fort, bis der Kaiser ihm erlaubt zurückzukehren. Da zog denn der gedemütigte Fürst mit Weib und Kindern, arm und verbannt, nach England zu seinem Schwiegervater, dem König Heinrid) U. Der Kaiser gestattete ihm jedoch schon nach drei Jahren zurückzukehren.
5. Das Reichsfest zu Mainz. Friedrich hatte seine Macht wieder hergestellt und wollte der Welt die Herrlid)keit seines Reiches durch ein glänzendes Fest
Der von Heinrich dem Löwen im Jahre 1166 zu Brann-schweig als Zeichen fürstlicher Oberhoheit errichtete eherne Löwe. Das Postament ist mehrmals erneuert worben.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich_dem_Löwen Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wittelsbach Sachsen Deutschland England Mainz