Karl der Kühne.
99
Glücklicher als im östlichen Theile seines Reiches gestalteten sich
im westlichen die Aussichten zur Vermehrung der Hausmacht.
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts (1384) war das Herzog-
thum Burgund (Bourgogne) und die Freigrafschaft Bur-
gund (Franche-Comto), welche beiden Länder sich längst von dem
mit dem deutschen Reiche vereinigten Königreiche Burgund unabhängig
gemacht hatten, durch Erbschaft vereinigt worden. Im Laufe des
15. Jahrhunderts wurden die Besitzungen der Herzoge von Burgund
durch Heirath, Kauf, Erbschaft um fast sämmtliche Provinzen der
damals höchst blühenden Niederlande vermehrt. Der letzte Herzog
von Burgund, Karl der Kühne (1467—77), ging mit dem Plane
um, aus seinem von der Nordsee bis zu den Alpen reichenden Ge-
biete ein eigenes Königreich zwischen Deutschland und Frankreich zu er-
richten. Der Kaiser kam seinem Verlangen entgegen in der Hoffnung,
Karl's Erbtochter Maria für seinen Sohn, den Erzherzog Maximi-
lian, zu erhalten. Aber bei einer persönlichen Zusammenkunft beider
Fürsten zu Trier wollte jeder seine Forderung zuerst erfüllt sehen:
der Kaiser die Vermählung, der Herzog die Krönung, die er schon
vorbereitet hatte. Dieses gegenseitige, durch die Einflüsterung des
Königs von Frankreich noch gesteigerte Mißtrauen zerschlug die Sache
einstweilen. Der Kaiser reiste plötzlich ab unter dem Vorwände,
Streitigkeiten zwischen dem Erzbischöfe (Ruprecht) von Köln und
seinem Domcapitel (welches deffen Absetzung bewirkt hatte) zu schlich-
ten. Da die Kölner den Kaiser zu Hülfe riefen, so nahm sich Karl
der Kühne des Erzbischofs an, vermochte jedoch die kleine Stadt
^Nenß durch eine eilfmonatliche Belagerung und unzählige Stürme
nicht zur Uebergabe zu bringen, und schloß Frieden mit dem Kaiser,
um Lothringen zu erobern und die Schweizer für einen Einfall in
die Freigrafschaft Burgund zu züchtigen. Die Eroberung Lothringens
war in kaum 3 Monaten vollendet. Aber von den Schweizern
wurde er zweimal, bei Granson und bei Murten, geschlagen
(1476) , und der Herzog (Renatus) von Lothringen eroberte sein
Land wieder. Der Versuch Karl's Nancy wieder zu gewinnen,
führte hier eine dritte Schlacht herbei, in welcher er selbst fiel
(1477) . Nach seinem Tode kam die Vermählung Maximilians mit
Maria doch zu Stande, aber über die reiche Erbschaft entstand ein
Krieg mit Frankreich, in welchem Maximilian (durch den Sieg bei
Guinegate 1478) die Oberhand behielt. Zwar mußte er im Frieden
(zu Arras) Ludwig das von diesem (nach Karl's Tode sofort) in
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl_der_Kühne Karl Maria Maria Karl
der_Kühne Karl Renatus Nancy Maximilians Maria Maria Maximilian Maximilian Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Burgund Burgund Burgund Nordsee Deutschland Frankreich Frankreich Lothringen Burgund Lothringens Murten Lothringen Maximilians Frankreich Arras
24
Theilung des fränkischen Reiches. Karl Martell.
sons, füllen die Geschichte der Nachfolger Clotar's I. aus bis zur
zweiten Wiedervereinigung des Reiches durch Clotar Ii.
von Soissons, einen Urenkel Chlodwig's, jäjjl
In dieser Zeit der Zerrüttung brachten die Madores dcyjius,
welche ursprünglich nur Aufseher des königlichen Hau^7 un1>"Hof-
wesens, später Anführer der Lehensleute (der Leudes) waren, all-
mälig die ganze Civil- und Militärverwaltung der (nach Dago-
bert's I. Tode wieder getheilten) fränkischen Reiche in ihre Hände
und regierten im Namen der meistens unmündigen und schwachen
Könige. Daher entstand um den Besitz dieser Würde eine Reihe
von Kämpfen unter den fränkischen Großen, bis der Austrasier Pi-
pin von Heristal (bei Lüttich) durch einen Sieg über den neustri-
schen König und Maior domus (bei Testri an der Somme, in der .
Nähe von St. Quentin, 687) alleiniger Maior domus im gesamm- * ~
ten fränkischen Reiche wurde.
Die von Pipin begründete, fast unabhängige Herrschaft befe-^"
stigte sein Sohn Karl Martell (717 — 741) durch eine lange
Reihe meist glücklicher Kriege gegen die deutschen Völker von der
Nordsee bis zu den Alpen, welche sich theils von der fränkischen
Herrschaft lossagen wollten (wie die Thüringer. Alemannen und
Bgierm), theils feindlich gegen dieselben auftraten, wie die Sachsen
und Friesen^- Kaum war sein Reich im Innern beruhigt, als die
Araber unter Abderrahman (mit 400,000 M.) durch die baskischen
Pässe in Aquitanien einfielen, alle Festungen eroberten, die Einwoh-
ner niedermachten und den Herzog von Aquitanien durch eine Nie-
derlage nöthigten, bei Karl Schutz zu suchen. Dieser bot schleunigst
den Heerbann auf, und nach siebentägigen kleinern Gefechten setzte
er durch den entscheidenden Sieg zwischen-Tours und Poitiers
(732) den Eroberungen der Araber ein Ziel und befestigte so die
Macht des karolingischen Hauses für immer. Unr aber mit der
Macht auch die Würde eines Königs zu verbinden, ließ sein Sohn
Pip in,'^nachdem der Adel und die Geistlichkeit für den Plan ge-
wonnen waren,Wnit Zustimmung des (von den Longobarden bedräng-
ten) Papstes (Zach arias) ,^'E>urch einen Reichstag der Bischöfe und
weltlichen Großen und eine ' Volksversammlung zu Soissons den
blödsinnigen Childerich Iii. absetzen und in ein Kloster verweisen,
sich selbst aber als König der Franken („von Gottes Gnaden") an-
erkennen. 752.
5
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Extrahierte Personennamen: Karl_Martell Karl Quentin Karl_Martell Karl Karl_Schutz Karl Childerich
96 , Holland eine batavische Republik. Friede zu Basel.
2. Der Krieg gegen die große Coalition bis zum
Frieden zu Basel 1793—1795. Nach der Hinrichtung Ludwig's
Xvi. traten alle enropäischen Mächte, außer Schweden, Dänemark,
der Türkei und der schweizerischen Eidgenossenschaft in eine große
Coalition gegen Frankreich, an deren Spitze England stand.
а) Der Krieg in Belgien, am Niederrhein und in
Holland. Die Oesterreicher (unter dem Prinzen von Coburg, dem
Erzherzog Karl als Divisionsgeneral untergeordnet war) eröffneten
den Feldzug von 1793 mit der Wiedereroberung Belgiens
in Folge des großen Sieges bei Ne er winden über Dnmouriez
(dessen Unterfeldherrn Miranda sie schon bei Aldenhoven geschlagen
hatten) und drangen bis ins französische Flandern vor. Als aber
die Franzosen durch das Aufgebot aller waffenfähigen Mannschaft
ihren Gegnern an Truppenzahl weit überlegen waren, wurden die
Oesterreicher von Jourdan nach der entscheidenden Niederlage bei
Fleurus 1794 (wo die österreichische Stellung von einem Luftballon
aus erspähet wurde) aus den Niederlanden über den Rhein getrie-
den und bis zum Main verfolgt, wo (bei Höchst) Jourdan geschlagen
ward und über den Rhein zurückkehren mußte. Von Belgien ans
drang Pichegru, begünstigt von einem ungewöhnlich strengen Winter,
in Holland ein, welches er nach der Flucht des Erbstatthalters in
eine batavische Republik verwandelte 1795, die mit Frankreich
ein Schutz- und Trutzbündniß schloß.
б) In dem Kriege am Ober- und Mittelrhein waren
die Franzosen auch nach dem allgemeinen Aufgebote Anfangs noch
unglücklich, erst als die Preußen ihre Kräfte durch Entsendung meh-
rerer Heeresabtheilungen nach Polen geschwächt hatten, und die Fran-
zosen ihre Rhein- und Moselarmee vereinigten, die Preußen und
Oesterreicher dagegen sich entzweiten, mußten die Verbündeten sich
ungeachtet mehrmaliger Vortheile bei Kaiserslautern, über den Rhein
zurückziehen; Preußen schloß, als die Schreckensherrschaft Robes-
pierre's beendigt und das Directorium an die Spitze Frankreichs ge-
treten war, mit diesem den Separatfrieden zu Basel 1795,
wonach es seine Länder auf dem linken Rheinufer bis zum Reichs-
frieden in den Händen der Franzosen ließ.
c) Nur im Sekriege waren die Franzosen der überlegenen
Taktik der Engländer nicht gewachsen; diese eroberten die meisten
französischen Colonien in beiden Indien.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Miranda Aldenhoven Jourdan Jourdan Pichegru
Extrahierte Ortsnamen: Holland Basel Basel Schweden Dänemark Frankreich England Belgien Niederrhein Holland Coburg Belgiens Niederlanden Rhein Main Rhein Belgien Holland Frankreich Polen Kaiserslautern Rhein Frankreichs Basel Indien
Theilung Polens.
99
8- 38.
Die zweite und dritte Theilung Polens.
Als Rußland im Bunde mit Oesterreich in einen Krieg mit
den Türken (s. S. 84) und zugleich in einen andern mit Schweden
verwickelt war, glaubten die Polen den günstigen Augenblick benutzen
zu müssen, um sich dem russischen Einflüsse zu entziehen und sich
eine neue Verfassung zu geben, welche das liberum veto abschaffte
und den Thron für erblich erklärte. Kaum aber hatte Rußland mit
der Pforte Frieden geschlossen, als zur Wiederherstellung der alten
Verfassung russische Heere in Polen einrückten, denen die schlecht
organisirten polnischen unter Joseph Pouiatowski's und Thaddäus
Kosciuszko's Anführung vergebens Widerstand zu leisten suchten.
Preußen ließ (um den in Polen sich verbreitenden Jacobinismus zu
bekämpfen) ebenfalls seine Heere einrücken und vereinigte sich mit
Rußland zur zweiten Theilung Polens 1793; Preußen erhielt
den größten Theil von Großpolen (Südpreußen), nebst den Städten
Danzig und Thorn, Rußland nahm etwa die Hälfte von Litthauen,
der auf Befehl der Kaiserin versammelte Reichstag sollte die Pro-
vinzen förmlich abtreten, sein Stillschweigen ward als Zustimmung
gedeutet.
Schon im nächsten Frühjahre kam die Verzweiflung der Polen
zum Ausbruche, die russische Besatzung in Warschau ward theils
gemordet, theils gefangen genommen und Kosciuszko zum Anführer
der Jnsurrection gewählt. König Friedrich Wilhelm Ii. besiegte zwar
den Kosciuszko und eroberte Krakau, mußte aber wegen eines Auf-
standes in Südpreußen die Belagerung von Warschau aufheben. Als
jedoch auch Oesterreich eine Armee in Polen einrücken ließ und zwei
russische Heere ankamen, endete der Kampf nach Kosciuszko's Nieder-
lage mit der blutigen Erstürmung Praga's (durch Suwarow) und
der Capitulation von Warschau. Der Köuig Stanislaus Ponia-
towski mußte abdanken (ff 1798 in Petersburg), und die drei Mächte
einigten sich über die dritte und letzte Theilung Polens 1795
dahin, daß die Weichsel Preußen und Oesterreich, der Bug Oester-
reich und Rußland, der Niemen Preußen und Rußland trennte
(Warschau kam an Preußen).
7
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Pouiatowski's Kosciuszko Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Stanislaus_Ponia-
Erster Friede zu Paris.
117
Der Einfall der Verbündeten in Frankreich 1814.
Mit dem Anfänge des Jahres 1814 erschienen die Verbündeten
in Frankreich: das Hauptheer unter Schwarzenberg war (zum Theil
durch die neutrale Schweiz) bei Basel eingerückt, und Blücher's
Heer ging in der Neujahrsnacht bei Mannheim, Caiib und Coblenz
über den Rhein; beide Heere drangen mit Umgehung der Festungen
in die Champagne vor, Napoleon suchte ihrer Vereinigung zuvor-
zukommen durch einen Angriff auf Blücher^bei Brienne (29. Jan.),
worauf dieser sich zurückzog, aber doch mit der großen Armee sich
vereinigte und dann Napoleon durch die Schlacht bei la Rothiöre
(1. Febr.) über die Aube zurückdrängte.
Dieser faßte nach einer zweiten Niederlage bei Laon den ver-
wegenen Plan, dem Feinde die Straße nach Paris offen zu lassen,
sich ihm (durch einen Zug noch Lothringen) in den Rücken zu werfen,
Besatzungen aus den östlichen Festungen an sich zu ziehen und den
Volkskrieg zu beleben. Allein die Verbündeten rückten mit gleicher
Kühnheit auf die Hauptstadt los stschlugen die Marschälle Marmont
und Mortier bei la Före Chámpenoste), erstürmten die Höhen des
Montmartre (30. März) und hielten (Kaiser Alexander, König Frie-
drich Wilhelm und Fürst Schwarzenberg an ihrer Spitze) in Folge
einer Capitulation am 31. März ihren Einzug in Paris, wo der
Senat (unter Talleyraud's Vorsitz und Einfluß) Napoleon und
seine Familie des Thrones für verlustig erklärte. Dieser
kam um wenige Stunden zu spät und entsagte zu Fontainebleau (11.
April) für sich und seine Erben allen Ansprüchen aus Frankreich,
Italien und jedes andere Land, wogegen die Verbündeten ihm die
Insel Elba als souveraines Fürstenthum nebst einer jährlichen Rente
von 2 Millionen Francs auf Frankreich, seiner Gemahlin aber die
Herzogthümer Parma, Piaceuza und Guastalla mit Erbrecht für ihren
Sohn und dessen Nachkommen, seinen Verwandten Pensionen an-
wiesen. An demselben Tage (4. Mai), an welchem Napoleon auf
Elba landete, hielt Ludwig Xviii. seinen Einzug in Paris und
schloß mit den Verbündeten den Frieden zu Paris (30. Mai),
wonach Frankreich im Ganzen den Umfang vom 1. Jan. 1792 nebst
einigen unbedeutenden Erweiterungen (150 □ M.) gegen Osten und
Nordosten erhielt. Zur definitiven Feststellung der europäischen und
insbesondere der deutschen Angelegenheiten versammelten sich die meisten
bedeutenderen Regenten Europa's (die Kaiser von Oesterreich und
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Extrahierte Personennamen: Schwarzenberg Napoleon Napoleon Mortier Alexander Alexander Wilhelm Napoleon Guastalla Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Jan
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Frankreich Basel Mannheim Coblenz Rhein Laon Paris Lothringen Fürst_Schwarzenberg Paris Fontainebleau Frankreich Italien Elba Frankreich Elba Paris Paris Frankreich Oesterreich
90
Krieg mit Franz I. von Frankreich.
Erster Krieg Karl's V. mit Franz I. (1521 — 1526).
Der Krieg zwischen beiden Nebenbuhlern bei der Kaiserwahl,
welche zugleich die beiden mächtigsten Fürsten Europas waren, brach
aus, als Karl die habsburgischen Ansprüche auf das Herzogthum
Burgund, welches Ludwig Xi. dessen Großmutter entrissen hatte, er-
neuerte und sich mit dem Papste zur Vertreibimg der Franzosen aus
Italien verband. Diese verloren durch die Unentschlossenheit ihres
Anführers (Lautrec), der die Vereinigung der päpstlichen und kaiser-
lichen Truppen nicht verhinderte und geschlagen wurde, das Herzog-
thum Mailand. Zwar gelang es Franz I. einen Theil des Herzog-
thums wieder zu erobern, aber bald sahen die Franzosen sich zum
Rückzuge genöthigt, auf welchem auch Bayard, der „Ritter ohne
Furcht und Tadel" fiel. Als nun die Kaiserlichen, ermuthigt durch
den Uebertritt des von Franz beleidigten Connetable Karl von Bour-
von auf ihre Seite, einen Einfall in das südliche Frankreich unter-
nahmen, der aber erfolglos blieb, benutzte Frau; diesen Zeitpunkt zu
einem letzten Versuche der Wiedereroberung Mailands. Er brach
selbst nach Italien auf, nahm fast ohne Widerstand Mailand ein,
hielt sich dann aber mit der Belagerung des festen Pavia auf. In-
zwischen waren die Kaiserlichen zum Entsatz der Stadt herangekom-
men und erfochten den vollständigsten Sieg bei Pavia 1525,
Franz selbst ward gefangen und mußte im Madrider Vertrag
1526 seinen Ansprüchen auf Italien entsagen, in die Herausgabe
Burgunds einwilligen und bei seiner Freilassung seine Söhne als
Geißeln stellen. Kaum hatte er seine Freiheit wieder, so erklärte er,
daß er den Vertrag nicht halten wolle und könne, weil er durch Ge-
walt erzwungen sei, und schloß mit dem Papste (Clemens Vif.) und
den übrigen auf Karl's Ueberlegenheit eifersüchtigen. Mächten (Eng-
land, Venedig, Sforza) die sog. heil. Ligue zur Befreiung Italiens
von der kaiserlichen Herrschaft. Daher begann
der zweite Krieg zwischen Karl und Franz 1527—1529.
Der kaiserliche Feldherr Karl von Bourbon führte sein zucht-
loses, beutegieriges Heer, das er nicht bezahlen konnte, gegen Rom
und vereinigte sich auf dem Wege mit 12,000 deutschen Landsknech-
ten, welche Georg Frundsberg aus eigenen Mitteln geworben und
nach Italien geführt hatte. Rom ward durch Sturm genommen,
und da der Oberfeldherr selbst beim Ersteigen der Mauer gefallen
war, so erfolgte eine fast beispiellose Plünderung der ersten Stadt
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Extrahierte Personennamen: Franz_I._von_Frankreich Franz_I. Franz_I. Karl Karl Ludwig_Xi Ludwig Franz_I. Bayard Franz Franz Karl_von_Bour- Karl Franz Franz Clemens_Vif Sforza Karl Karl Franz Karl_von_Bourbon Karl Georg_Frundsberg
Extrahierte Ortsnamen: Europas Burgund Italien Lautrec Mailand Frankreich Mailands Italien Mailand Pavia Pavia Italien Burgunds Venedig Italiens Rom Italien
76
Dreimaliger Krieg mit Ungarn.
von Köln und seinem Domcapitel (welches dessen Absetzung bewirkt
hatte) zu schlichten. Da die Kölner den Kaiser zu Hülfe riefen, so
nahm sich Karl der Kühne des Erzbischofs an, vermochte jedoch die
kleine Stadt Neuß durch eine eilfmonatliche Belagerung und unzäh-
lige Stürme nicht zur Uebergabe zu bringen, und schloß Frieden mit"
dem Kaiser, um Lothringen zu erobern und die Schweizer für einen
Einfall in die Freigrafschaft Burgund zu züchtigen. Die Eroberung
Lothringens war in kaum 3 Monaten vollendet. Aber von den
Schweizern wurde er zweimal, bei Gran so n und bei Murten,
geschlagen (1476), und der Herzog (Renatus) von Lothringen
eroberte sein Land wieder. Der Versuch Karl's, Nancy wieder zu
gewinnen, führte hier eine dritte Schlacht herbei, in welcher er selbst
fiel (1447). Nach seinem Tode kam die Vermählung Maximilian's
mit Maria doch zu Staude, aber über die reiche Erbschaft entstand
ein Krieg mit Frankreich, in welchem Maximilian (durch den Sieg
bei Guinegate 1478) die Oberhand behielt. Zwar mußte er im
Frieden (zu Arras) Ludwig das von diesem (nach Karl's Tode so-
fort) in Besitz genommene Herzogthum Burgund lassen, aber später
(im Frieden zu Senlis 1493) erhielt er auch den Rest der burgun-
dischen Erbschaft. Dazu gewann Maximilian Tirol, indem die tiro-
ler Stände von dem Erzherzog Sigmund, der die meisten österrei-
chischen Besitzungen in der Schweiz durch Kriege verloren, das kle-
brige verkauft und sich durch seine elende Verwaltung verhaßt ge-
macht hatte, abfielen und sich an Maximilian anschlossen, weshalb
der kinderlose Sigmund ihm (1490) das Land abtrat, welches ihm
ohnehin anheim gefallen wäre.
Dreimaliger Krieg mit Ungarn. Papst Pius Ii., obgleich er einst
selbst zu den Baseler Compactaten mitgewirkt hatte, wodurch den Utraquisten der
Gebrauch des Kelches gestattet worden war, faßte den Entschluß, die Hussiten
wieder mit der römischen Kirche zu vereinigen; sein Nachfolger Paul >>. ver-
suchte die Ausführung desselben und bewog den König Matthias Corvinus von
Ungarn durch das Versprechen der böhmischen Krone, ihm beizustehen. So ent-
stand ein verheerender Krieg zwischen Böhmen und Ungarn, in welchem
Kaiser Friedrich für Böhmen Partei nahm. Als Friedrich dem ungarischen Kö-
nig nicht nur seine Tochter (Kunigunde) als Gemahlin verweigerte, sondern auch
den polnischen Prinzen Wladislaw feierlich mit Böhmen belehnte, obgleich er frü-
her diese Belehnung dem Matthias für geleistete Hülfe versprochen hatte, so fielen
die Ungarn in Oesterreich ein, verwüsteten dus Land und zwangen die Einwoh-
uer, ihrem Könige Treue zu schwören. Der Kaiser mußte ihren Abzug mit groß-
ßen Versprechungen erkaufen (1477). Bald erneuerte sich der Krieg, als Frie-
drich den (aus unbekannten Ursachen) zu ihm entflohenen Erzbischof von Gran
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Einzug der Verbündeten in Paris. Napoleon abgesetzt. 147
in der Champagne vor, Napoleon suchte ihrer Vereinigung zuvorzu-
kommen durch einen Angriff auf Blücher bei Brienne (29. Jan.),
worauf dieser sich zurückzog, aber doch mit der großen Armee sich
vereinigte und dann Napoleon durch die Schlacht bei la Rothiere
(1. Febr.) über die Aube zurückdrängte.
Dieser faßte nach einer zweiten Niederlage bei Laon den ver-
wegenen Plan, dem Feinde die Straße nach Paris offen zu lassen,
sich ihm (durch einen Zug nach Lothringen) in den Rücken zu wer-
fen, Besatzungen aus den östlichen Festungen an sich zu ziehen und
den Volkskrieg zu beleben. Allein die Verbündeten rückten mit glei-
cher Kühnheit auf die Hauptstadt los (schlugen die Marschälle Mar-
mont und Mortier bei la Före Chantpenoise), erstürmten die Höhen
des Montmartre (30. März) und hielten (Kaiser Alexander, König
Friedrich Wilhelm und Fürst Schwarzenberg an ihrer Spitze) in
Folge einer Capitulation am 31. März ihren Einzug in Paris,
wo der Senat (unter Talleyrand's Vorsitz und Einfluß) Napoleon
und seine Familie des Thrones für verlustigerklärte. Die-
ser kam um wenige Stunden zu spät und entsagte zu Fontainebleau
(11. April) für sich und seine Erben allen Ansprüchen auf Frank-
reich, Italien und jedes andere Land, wogegen die Verbündeten ihm
die Insel Elba als souveraines Fürstenthum nebst einer jährlichen
Rente von 2 Millionen Francs auf Frankreich, seiner Gemahlin aber
die Herzogthümer Parma, Piacenza und Guastalla mit Erbrecht für
ihren Sohn und dessen Nachkommen, seinen Verwandten Pensionen
anwiesen. An demselben Tage (4. Mai), an welchem Napoleon
auf Elba landete, hielt Ludwig Xviii. seinen Einzug in Paris und
schloß mit den Verbündeten den Frieden zu Paris (30. Mai),
wonach Frankreich im Ganzen den Umfang vom 1. Jan. 1792 nebst
einigen unbedeutenden Erweiterungen (150 om.) gegen Osten und
Nordosten erhielt. Zur definitiven Feststellung der europäischen und
ins Besondere der deutschen Angelegenheiten versammelten sich die
meisten bedeutenderen Regenten Europa's (die Kaiser von Oesterreich
und Rußland, die Könige von Preußen, Dänemark, Baiern und Wür-
temberg) und viele andere Fürsten, Staatsmänner und Feldherren auf
dem Congresse zu Wien (1. Nov. 1814—9. Juni 1815). Nach
langen Unterhandlungen, die aber auf die Nachricht von Napoleon's
Rückkehr einen rascheren Gang nahmen, erhielten: 1) Oesterreich: die
illyrischen Provinzen (jetzt die Königreiche Illyrier: und Dalmatien),
10 *
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Laon Paris Lothringen Fürst_Schwarzenberg Paris Fontainebleau Frank- Italien Elba Frankreich Piacenza Elba Paris Paris Frankreich Oesterreich Dänemark Baiern Wien Oesterreich Dalmatien
Ludwig der Baier.
67
einer größern Hausmacht: er brachte Böhmen an sein Haus, indem
die böhmischen Stände, unzufrieden mit ihrem Könige (Heinrich von
Kärnthen), Heinrich's Vi l. Sohne Johann mit der Hand der böh-
mischen Prinzessin Elisabeth die Krone von Böhmen anboten. Dann
zog er nach Italien und stellte nicht nur die deutsche Herrschaft
über Italien, sondern auch das römische Kaiserthum nach
62jähriger Unterbrechung her.
Nach Heinrich's Vii. Tode erwartete Herzog Friedrich der
Schöne von Oesterreich, der älteste Sohn des getödteten Al-
brecht, um so eher die Krone, als des verstorbenen Kaisers Sohn
noch minderjährig war, aber während er von einem Theile der
Wahlfürsten gewählt wurde, ernannte eine Gegenpartei, welche
die Erhebung Friedrich's von Oesterreich wegen seiner zu großen
Macht mißbilligte und die auch den vorigen König Heinrich haupt-
sächlich auf den Thron gesetzt hatte, den Herzog Ludwig von
B a i e r n.
5. Ludwig Iv. der Baier 1314 —1347 und Friedrich von
Oesterreich 1314 — 1330.
Noch ehe es zum Kriege zwischen beiden Königen kam, wollte
Oesterreich Rache nehmen cm den Waldstädten für ihren Aufstand
gegen Albrecht I. und weil sie für Ludwig Partei genommen hatten,
da sie von einem habsburgischen Kaiser die Bestätigung ihrer Unab-
hängigkeit nicht erwarten konnten. Aber der Herzog Leopold von
Oesterreich, Friedrich's Bruder, mit seiner unbeholfenen Reiterei un-
terlag im Kampfe bei Morgarten 1315 den (1300) leicht beweg-
lichen Schweizern, welche darauf den ewigen Bund zu Brunnen
schlossen, und Friedrich wurde in dem Kampfe mit Ludwig dem
Baier bei Mühldorf (am Inn) und Ampfing 1322 von dem
baierischen Feldhauptmann Seyfried Schweppermann geschlagen und
selbst gefangen. Da aber Friedrich's Brüder den Krieg gegen Lud-
wig mit mehr Glück fortsetzten, so schloß dieser mit seinem Gegner
einen Vergleich, wonach er ihm gegen Verzichtleistung auf den deut-
schen Thron die Freiheit wiedergab, und als Friedrich, weil er die
eingegangenen Bedingungen nicht erfüllen konnte, sich dem Vertrage
gemäß selbst wieder als Gefangenen stellte (?), war Ludwig durch
diese Treue so erschüttert, daß er sich nun mit ihm zu einer gemein-
schaftlichen Regierung vereinigte; jedoch blieb Friedrich ohne Einfluß
auf die Reichsgeschäfte.
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TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Baier Ludwig Heinrich_von
Kärnthen Heinrich Johann Elisabeth Friedrich_der
Schöne Friedrich Heinrich Heinrich Ludwig_von
B Ludwig Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_von
Oesterreich Friedrich Oesterreich Albrecht_I. Albrecht_I. Ludwig Ludwig Leopold_von
Oesterreich Leopold Friedrich Friedrich Ludwig_dem
Baier Ludwig Feldhauptmann_Seyfried_Schweppermann Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich
Das Reich der Perser. Cambyses. §. 17. 31
Gunstell deutete. Er ging über den Halys, zog sich aber nach
der unentschiedenen Schlacht bei Pteria vor dem weit stärkern
Heere des Cyrus nach seiner Hauptstadt Sardes zurück und ent-
ließ sogar die Contingente der unterworfenen Völker bis zum
nächsten Frühjahre. Auf diese Nachricht zog Cyrus schnell gegen
Sardes, verscheuchte die lydische Reiterei mit seinen Kameelen,
nahm die Stadt nach kurzer Belagerung ein und plünderte sie.
Während Harpagus die Westküste Vorderasiens unterwarf,
setzte Cyrus selbst die schon vor dem lydischen Kriege begonnene
Unterjochung der Völker im Osten von Iran fort. Er bezwang
die Baktrer und die nomadischen Völker an der Nordseite des
iranischen Hochlandes in den Steppen des Oxus (die Chorasmier
und Saken) und dehnte die Grenzen seines Reiches bis zum Ja-
xartes aus, wo er gegen die Massageten Burgen und eine größere
Stadt (Cyropolis oder Cyreschata) anlegte *).
Der Fall Babylons, 538.
Der Zusammenhang zwischen seinen östlichen und den jetzt
bis zum ägäischen Meere ausgedehnten westlichen Besitzungen wurde
noch unterbrochen durch die selbständige babylonische Monarchie
im Thale des Euphrat und Tigris. Diese sollte daher vernichtet
werden. Der babylonische König Nabonetus vertraute auf die
starke Befestigung seiner Hauptstadt, auch konnte Cyrus sie nur
durch Ableitung des Euphrat und durch Ueberraschung der Be-
wohner bei einem Feste einnehmen. Die Provinzen des babyloni-
schen Reiches scheinen sich ohne Widerstand dem Sieger unterworfen
zu haben, daher behielten auch die Städte der Phönizier ihre ein-
heimischen Könige. Um seine Herrschaft in Syrien zu befestigen,
erlaubte Cyrus den nach Babylon weggeführten Juden, in ihr
Land zurückzukehren und ihren Tempel wieder aufzubauen (vgl.
S. 19), denn an ihnen hoffte er dadurch dankbare und treue Ver-
bündete gegen jeden Versuch der Erneuerung der babylonischen
Herrschaft zu haben.
Auf einem Zuge gegen die Massageten soll Cyrus in einer Schlacht
umgekommen sein und die Königin Tomyris seinen Kopf in einen mit
Menschenblut gefüllten Schlauch gesteckt haben.
2) Cambyses (529 — 522) setzte die Eroberungen seines
Vaters fort, indem er Aegypten, die letzte der vier Großmächte,
i) Den Umfang des Reiches des Cyrus s. in Pütz, historisch-geographischem
Schulatlas, I. 1. Blatt.
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TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Cambyses Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus