Abschluß,
211
wie die sämtlicher Bahnen in Bayern und Württemberg, Von Berlin fährt
man bis an das G e l b e Meer über 2 Wochen.
b) Das Russische Zentralasien wird von 2 Eisenbahnen
durchzogen, die vom Kaspischen Meer und Orenburg nach Taschkent führen.
e) Jnnerasien wird von mehreren Karawanenstraßen durchschnitten.
Die bedeutendste führt von Taschkent über Kuldscha quer durch
Jnnerasien, trifft hier mit der t u r k e st a u i s ch e u K a r a w a n e n st r a ß e
zusammen und endigt in Peking.
ä) In V o r d e r a s i e u ist T e b r i s der eigentliche Knotenpunkt für
die persischen Handelsstraßen, Die wichtigste führt über Teheran,
M e s ch e d , Herat und Kabul bis an die Grenze Vorderindiens. —
Im Gebiete der asiatischen Türkei wird die von einer deutschen
Gesellschaft in Angriff genommene „Bagdad-Bahn", die zunächst nur
von Smyrna bis Angora und Koma fertiggestellt ist, dann aber weiter
über Adana, Mosnl und Bagdad an den Persergolf führen soll,
von großer Bedeutung werden. Die europäische Orieutbahn fände dadurch
gewissermaßen eine Fortsetzung bis zu den Eingangstoren Indiens.
e) Im asiatischen M o n s u n g e b i e t nimmt das großartige Eisen-
bahnnetz Vorderindiens bei weitem den ersten Rang unter
allen Verkehrsstraßen Asiens ein. Aber auch ganz Dekan und Ceylon,
das Jndnsgebiet und insonderheit das T i e f l a n d von H i n d o st a n
sind netzartig von Bahnlinien durchzogen. Sonst haben nur uoch die
Japaner ihrem Lande zahlreiche Schienenwege gegeben, und die
Niederländer auf Java einige Bahnstrecken angelegt. Die Chinesen
verhalten sich gegen größere Eisenbahnbauten noch immer ablehnend,
neuerdings haben aber in den Küstenländern die Europäer immer mehr
Einfluß erlangt,
2. In Amerika, a) Au der Spitze des amerikanischen Binnenland-
Verkehrs steht die Union. Ihr Schienennetz ist das umfangreichste der Erde.
Am berühmtesten sind die fünf Paeificbahnen, die das Atlantische
mit dem Stillen Weltmeer verbinden. Die älteste, 1869 vollendet, heißt
Zentralpacifiebahn und führt von N e u - D o r k über C h i k a g o
und Omaha nach San Francisco, verbindet also die größte Küsten-
stadt der Ostküste mit dem verkehrreichsten Hafen der Westküste. Während
der nur ö1^ Tage dauernden Fahrt im Schnellzuge hat der Reisende
infolge der großartigen inneren Einrichtung der Bahnwagen die größte
Bequemlichkeit.
Das südliche Kanada durchschneidet die Kanada- P.-B., die den
Reisenden in sechs Tagen von Kanada nach Vancouver bringt. Im
Gebiet von Mexiko führt eine Bahn von Veracruz über Mexiko nach
der pacifischen Küste. Den kürzesten Weg zwischen beiden Meeren durchmißt
die schon erwähnte Panamabahn. Der Panamakanalbau ist
noch nicht aufgegeben. Dagegen sind die Kanäle erwähnenswert, die das
Gebiet der Großen Seen mit dem Atlantischen Ozean verbinden. Auf
kanadischer Seite gelangen Seeschiffe mäßigen Tiefgangs auf einem Kanal,
der die Niagarafälle umgeht, bis nach Chikago. Der E r i e - K a u a l ver-
mittelt den Güterverkehr zwischen Neu-York und Bnffalo; der Jllionis-
Kanal verbindet das Seegebiet mit dem Mississippisystem.
14*
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Württemberg Berlin Orenburg Taschkent Taschkent Peking Teheran Herat Kabul Smyrna Angora Adana Bagdad Indiens Asiens Ceylon Amerika Omaha San_Francisco Kanada Kanada Vancouver Mexiko Veracruz Mexiko Chikago Neu-York
Kulturgeographie. 201
Ozeans auf; aber auch das Mittelmeer und der Indische Ozean werden
neuerdings immer mehr in den deutschen Weltverkehr gezogen. Dies
beweisen auch die Dampferlinien nach der Levante, Ostafrika und der
Südsee.
Die Binnenschiffahrt wird durch schiffbare oder kanalisierte Flüsse
und durch Kanäle ermöglicht.
Schiffe mit mehr als 1000 t Tragkraft (= der Tragkraft von 80 Eisen-
bahnwagen!) verkehren im Binnenlands auf dem Rh ein abwärts Mannheim,
sowie auf dem Kaiser Wilhelm-Kanal, bis zu 1000 t
1. auf der Elbe,
2. auf der Oder,
3. aus der Wasserstraße Od er-Spreekanal, Spree, Havel,
Havelmündung,
4. Unter-Weichsel,
5. Dortmund-Ems-Kanal, Ems.
Von den deutschen Wasserstraßen ist der Rhein am belebtesten. Sehr
befahren wird außerdem die Elbe. Außerdem kommen noch die Wasser-
straßen, die von Berlin nach Hamburg und nach Stettin führen, in
Betracht. — Den westlichen Wasserstraßen fehlt die Verbindung mit der
Elbe und damit mit dem östlichen Flußnetz.
Die Weichsel, Oder und Memel führen größere Mengen Floßholz, das
meist aus Rußland kommt, abwärts.
Verkehr der bedeutendsten Binnenschiffahrtshäfen
1905 in Mill. t.
R Hein gebiet: Oder:
Ruhrort, Duisburg 10,3 Breslau 1,0
Köln 0,8
Ludwigshafen, Mannheim 7,0
Frankfurt a. M. 1,4 Pregel: Königsberg 0,5
Elb gebiet:
Hamburg 5,4 Donau: Regensburg 0,3
Magdeburg 1,3
Berlin ' 7,4
Dresden 0,9
Die Eisenbahnen bewältigen neben der Flußschiffahrt den Innen-
Handel. An Gesamtlänge der Bahnen (1905: 56 Tsd. km)
stehen wir in Europa an der Spitze. Wir werden nur von
der Union übertroffen.
Den größten Güterverkehr haben Berlin, Hamburg, Leipzig,
Mannheim, Köln, Duisburg.
Ergebnisse: Aus den vorausgegangenen Darlegungen ergibt sich, daß
das Deutsche Reich der 2. Handelsstaat und der 3. Industriestaat der Erde
ist. Als Broterzeuger nimmt es die 4. Stelle ein.
Die deutsche Volkswirtschaft hat es also in jeder Beziehung zu ganz
hervorragenden Leistungen gebracht, Deutschland ist auch in dieser Hin-
sicht eins der ersten Kulturländer der Erde.
Dabei hat es im Gegensatz zum industriellen England ein gewisses
Gleichgewicht zwischen Landbau und Gewerbe zu halten
verstanden.
8. Auswanderung.
Seit 1821 sind 6 Mill. Deutsche meist nach Nordamerika ausge-
wandert. Noch heute gehen 90^/g aller deutschen Auswanderer nach Nord-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Hein Königsberg
Extrahierte Ortsnamen: Indische_Ozean Ostafrika Mannheim Spree Rhein Berlin Hamburg Stettin Ruhrort Duisburg Breslau Ludwigshafen Mannheim Frankfurt Hamburg Donau Regensburg Magdeburg Berlin Dresden Europa Berlin Hamburg Leipzig Mannheim Duisburg Deutschland England Nordamerika
212 Abschluß
b) In Südamerika haben nur C h i l e, Argentinien und
Südbrasilien ein größeres Eisenbahnnetz. Argentinien und Chile
haben gemeinsam das Werk einer südlichen Pacisicbahn vollendet.
Die Bahn führt von Buenos Aires 'über Cordoba, Santiago
nach Valparaiso. — Das gesamte tropische Biuuenland Südamerikas
ist ohne Eisenbahnen.
3. In Afrika haben die Franzosen Algier und Tunis durch
Schienenwege erschlossen. Die Engländer haben Südafrika mit einem
bedeutenden Bahuuetz durchzogen und bauen jetzt an einer Nordlinie, die
bereits im s. Betschuaueulande fertig gestellt ist. Das dritte Eisenbahngebiet
ist das ägyptische, von dem die Linie Alexandria-Sues von besonderer
Bedeutung ist. Nach 8. zu reicht eine Strecke bereits bis Khartnm. — Im
N. Afrikas besteht seit langer Zeit ein ausgedehnter Karawanen-
verkehr.
In iv.=6. Richtung durchziehen Nordafrika eine nördliche und südliche
Pilgerkarawanenstraß e. Jene geht von Fes aus, läßt Algier und
Tunis lings liegen und führt über Tripolis und Ägypten nach Mekka. Die
südliche führt von Senegambien über Timbuktu weiter am Tfa dsee
vorüber durch Wadai und Dar For und dann nilabwärts. Die Knoten
punkte dieser alten Straßen sind durch nordsüdliche Wege, die die Sahara
durchkreuzen, miteinander verbunden. Der wichtigste Knotenpunkt im N. ist
Tripolis, irrt S. Timbuktu mit Kuka.
4. In Australien. In Südost- und Südaustralien sind
die wichtigsten Städte durch Bahnlinien verbunden und das Eisenbahnnetz
dehnt sich immer mehr nach dem Binnenlande aus. Der Bau einer
Überlandbahn von Adelaide nach Port Darwin an der Nordküste
entlang der Linie des Überlandtelegraphen ist in Angriff genommen. Ein
ziemlich engmaschiges Bahnnetz weist bereits Neuseeland auf.
Druck von A. Klippel in Etsleben.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
1ü4
Gruudzüge der allgemeinen Erdkunde.
Die Gase des Erdinnern befinden sich aber infolge des gewaltigen
Druckes, der ans ihnen lastet, in einem zähflüssigen Zustande. Sie sind
nicht mehr zusammendrückbar, nehmen sogar einen geringern Raum als
feste ein und sind demnach als feste Körper anzusehen.
Magnetische Kräfte. Auf große Mafseu metallischer Stoffe im
Erdinnern weifen auch magnetische Kräfte hin. Die frei hängende
Magnetnadel ist stets nach N gerichtet, und ferner neigt sie sich nach
dem Horizont hin. Ihre Bewegungen beweisen, daß man die Erde als
einen großen Magneten betrachten kann, der zwei magnetische Pole besitzt.
Diese fallen nicht mit den Erdpolen zusammen.
Der magnetische Nordpol wurde von John Roß i. I. 1831 auf der
Halbiusel Boothia Felix (buß'ie) in Nordamerika unter 70 '/a0 N und 93 2/30 W
aufgefunden. Der magnetische Sädpol wurde in jüngster Zeit, am 13. Januar 1909,
durch den Südpolarforscher Mursou unter 72° 45' 8 und 154 0 festgestellt.
Die Abweichung der Magnetnadel von der Nordrichtnng
wird Deklination genannt. Die Abweichung nach 0 nennt man
positive, die nach W negative Deklination. Europa hat negative
Deklination. Für Mitteldeutschland beträgt sie zur Zeit etwa — I2v20.
Die Neigung der Magnetnadel zum Horizont wird In-
klination genannt. Diese beträgt in Mitteldeutschland etwa 70°.
Nach N wird der Inklinationswinkel größer, bis sich am magnetischen
Nordpol die Magnetnadel senkrecht, also unter einem Winkel von 90°
zur Erde hinneigt. Zwischen dem magnetischen Nord- und Südpol liegt
der magnetische Äquator, auf dem die Nadel eine genau wagerechte
Lage einnimmt.
Außer Dekliuatiou und Inklination kann an der Magnetnadel
drittens ihre Kraft oder Intensität erkannt werden, indem man ihre
Schwingungen zählt, bis sie in die Ruhelage zurückkehrt. Die Intensität
ist am größten nach den Polen hin.
Deklination, Inklination und Intensität wechseln auch
in zeitlicher Hinsicht. Ihre Werte bleiben an dem nämlichen Orte
nicht die gleichen. Man ist daher berechtigt, große magnetische
Strömungen anzunehmen, die ihren Ursprung iu der Sonne oder an
anderen Stellen des Weltalls haben. Für.eine Äußerung magnetischer
bezw. elektrischer Strömungen hält man auch die großartige Erscheinung
des Polarlichts, dessen Licht und Farbenpracht oft minutenlang den
Polarhimmel beleuchtet.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: John_Roß Felix
Extrahierte Ortsnamen: Boothia_Felix Nordamerika Europa Mitteldeutschland Polen
128
Grundzüge der allgemeinen Erdkunde.
höher oder niedriger als die des umgebenden Meeres ist. Die Eni-
stehung der Meeresströmuugeu wird auf Windbeweguug zurück-
geführt. Wenn Meeresströmungen ein Festland erreichen, müssen sie
einen Gegenstrom erzeugen. (Siehe Atlas.)
Gezeitenbewegung. Die Gezeitenbewegung oder Ebbe und
Flut nennt man das täglich zweimalige langsame Fallen und Steigen
des Meeresspiegels. Auf dieselbe war mau schon im Altertum aufmerksam
geworden, obfchou sie sich an den Küsten des Mittelmeeres wenig bemerkbar
macht. Die Alten brachten Ebbe und Flut auch schon ganz richtig mit
dem Mondwechsel in ursächliche Verbindung. Vor allem war ihrer
Beobachtung nicht entgangen, daß die Fluthöhe am größteu immer zur
Zeit des Neu- und des Vollmondes ist. Durch Anziehung des
Mondes entsteht auf der ihm zu- und ebenso auf der abgewaudteu
Seite ein großer Wellenberg, auf jener infolge unmittelbaren Anziehens
des Mondes, auf dieser infolge stärkerer Anziehnng des Erdkörpers, der
dadurch von der dor-
tigen Wassermasse
gleichsam abgerückt
wird. Auf den beiden
anderen Seiten der
Erde müssen große
Wellentäler entstehen.
Abb. 36. Die Entstehung der Gezeitenbewegung. ^ndem innerhalb 24
Die beiden großen Wellenberge und Wellentäler zur Zeit Stunden 50 Minuten
des Neumonds und Vollmonds. . .
nicht in genau 24
Stunden, weil der Mond weiter geht—die beiden Wellenberge und Wellentäler
einmal rund um die Erde wandern, muß zweimal abwechselnd 6 Stunden
lang ein Steigen und Sinken des Meeresspiegels eintreten. Neben dieser
Mondwelle muß durch die Anziehung der Sonne auch eine Sonnenwelle
entstehen. Diese ist aber schwächer und verhält sich zur Mondwelle
wie 4: 9. Auch wandert sie etwas schneller, weil sie genau 24 Stunden
gebraucht. Mond- und Sonnenwelle können sich gegenseitig schwächen
und verstärken. Sie verstärken sich bei Neumond und Vollmond
(Abb. 36), so daß eine sehr hohe Flut, sog. Springflut, entsteht. Zur
Zeit des ersten und letzten Mondviertels ist die Flut dagegen niedrig,
eine sog. Nippflut.
Da die Fortpflanzung der Gezeitenbewegung durch die Kontinente gehemmt
wird, bleibt die Gezeitenbewegung hinter dem Laus des Mondes zurück. Diese Ver
zögerung nennt man Hafenzeit, die z. B. für Lissabon 4, für London 2-7-t und
für Hamburg 5 Stunden 6 Minuten beträgt. Wie die Hasenzeit, so ist auch die Flut
höhe sehr verschieden. Am höchsten steigt sie in trichterförmigen Buchten, weil sie
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Ortsnamen: Wellenberg Lissabon London Hamburg
I
Verkehr. 93
Bedeutung erlangt. Die Elbe hat, trotzdem bei ihr im Winter eine längere ver-
eisung eintritt, eine große Bedeutung als natürliche Verkehrsstraße. Ozeandampfer
können bis Hamburg, Flußkähne bis Budweis an der Moldau gelangen. Dazu
kommt noch, daß die Elbe ein großes Netz schiffbarer Nebenflüsse besitzt, unter denen
Saale und Havel-Spree von besonderer Wichtigkeit sind. Die Oder hat unter einer
noch stärkeren Vereisung als die Elbe zu leiden. Sie ist für Seeschiffe bis Stettin,
für leichte Kähne bis Ratibor zugänglich, Ruch besitzt sie schiffbare Zuflüsse von
großem Wasserreichtum, dazu aber noch Kanäle gegen Elbe und Weichsel zu. —
Außerdem sind Weichsel, pregel und Memel in ihrem deutschen Unterlauf treff-
liche Floß- und Schiffswege. Sie würden namentlich für den Grenzverkehr noch
wertvoller sein, wenn die Mündungshaffe für den Verkehr günstiger wären, und
wenn die Sperrung der Flußläufe durch Eis nicht monatelang dauerte.
Die einheitliche Richtung der deutschen Stromadern nach Nord- und Ostsee,
ihre Bedeutung als billige Frachtstraßen und ihre zahlreichen Ranalverbindungen
erleichtern und fördern den Handel.
Die Donau, die, soweit sie in.deutschland fließt, nur für Fahrzeuge von
geringem und mittlerem Tiefgang geeignet ist, hat auf ihrem Lauf im Deutschen
Reich für Handel und Verkehr eine viel geringere Bedeutung als die norddeutschen
Ströme. Jedenfalls übertrifft der Bodensee als Handelsweg zwischen Deutschland,
der Schweiz und Vorarlberg-Tirol die deutsche Donau bei weitem.
Die wichtigsten deutschen Wasserstraßen,
a) Kanäle.
\. 3m Nordostseegebiet.
1. Der Kaiser Wilhelm-Kanal verbindet Gst- und Nordsee.
2. ver Vortmund-Ems-Kanal verbindet Ruhr und Nordsee.
3. ver Clbe-Trave-Kanal verbindet Hamburg und Lübeck.
4. ver plauesche Kanal verbindet Havel und Elbe.
5. Der Finow-Kanal verbindet Havel und Gder.
6. Der (Dder-Spree-Kartal verbindet Oder und Spree.
2. )m Ostseegebiet.
1. Der Klodnitz-Kanal verbindet Gberschlesien mit der Gder.
2. Der Bromberger Kanal verbindet Gder und Weichsel.
Z. Der Große Friedrichsgraben verbindet Inemel und pregel.
3. Im Donaugebiet.
Der Ludwigs-Kanal verbindet Donau und ttcatn.
4. 3m Rheingebiet.
1. Der Laar-Kanal verbindet das 5aar-Kohlengebiet mit dem Rhein-Inarne-Kanal
und der Bahnlinie Ltratzburg-Paris.
2. Der Rhein-Inarne-Kanal verbindet den Rhein mit Paris.
3. ver Rhein-Rhone-Kanal verbindet Rhein und Laone-Rhone.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Budweis Stettin Ratibor Ostsee Deutschen
Reich Deutschland Schweiz Donau Nordsee Nordsee Hamburg Dder-Spree-Kartal Donaugebiet Ludwigs-Kanal Donau Rhein-Inarne-Kanal Rhein-Inarne-Kanal Rhein Paris Rhein-Rhone-Kanal Rhein
§ 4
Die Oberfläche Deutschlands.
4
Abb. §3. Aufgabe: 1. Zeichne den Um-
riß: a) nach der Vorlage, b) aus dem
Gedächtnis!
Beachte die mit Namen versehenen Ein-
buchtungen und Vorsprüuge (1 ist die
Halbinsel Wagrieu, 2 die Mecklenburgische,
3 die Pommersche Halbinsel).
6» Mill. Einw. die zweite Stelle ein (Frank-
reich ist etwas kleiner, Rußland 10 mal so
groß). Deutschland macht ungefähr Viooo
der Erdoberfläche aus; Viooo Deutschland
ist soviel wie der Bodensee (540 qkm). —
Auf 1 qkm kommen 120 Einw. (Berechne!)
Bon den größeren Staaten ist nur Eng-
land dichter bevölkert. Die Kleiustaateu
einbezogen, stehen auch Belgien (251!) und
die Niederlande (177) voran.
3. Deutschlands Einwohnerzahl nimmt
jährlich um rund 900000 zu. Damit hängt
es zusammen, daß wir jährlich für 500
Mill. Mk. Getreide einführen müssen,
daß wir immer mehr ein Industrie-
staat werdeu (alljährlich will rund eine
neue Million Menschen Arbeit haben!),
daß wir Kolonien haben müssen, daß
wir ein großes Heer ausstellen und eine starke Flotte halten und bemanneu
können. — Frankreichs Einwohnerzahl will nicht von: Fleck; es ist ein kinder-
armes Land. Unmittelbar nach dem Kriege von 1870/71 hatte Deutsch-
land nur 5, heute hat es 2572 Mill. Einw. mehr als Frankreich (1871 bzw. 72:
41 gegeu 36, 1910: 65 gegen 39.72 Mill.). Siehe Abb. §39, Heft Ii!
4. Sehr dünn ist die Bevölkerung ans den Sandrücken und Heideflächen Nord-
dentschlands, zehmnal so dicht im rheinisch-westfälischen und sächsischen Industrie-
gebiet.
3. Die Oberfläche Deutschlands.
(Vaterl. Erdk. § 12—30.)
1. Wo ist Tiefland, wo Mittelgebirge, wo ein Hochgebirge? Benenne in
Abb. 1, §1, alle eingezeichneten
Gebirge! Zugspitze in den Alpen
3000 m, Schneekoppe im Riesen-
gebirge 1600 m.
2. Deutschland isteinschiilleulaud.
a) Wodurch sind die Gebirge
der Erde überhaupt entstanden? (Ab-
kühlnng, Znsammenschrumpfung;
vgl. den abkühlenden heißen Brat-
apfel!)
b) Infolge der Zusammen-
schrumpfung der Erde entstanden
zwei Hauptarten von Gebirgen:
1. An einigen Stellen Faltung der
Erdrinde (Abb. 1, §4); 2. an andern
Zerstückelung zu Schollen, die sich
Abb. 1, § 4. Gebirgsbildung durch Faltung.
Gebirgsbildung durch Abgleiten von
Schollen.
Abb. 3, § 4. Gebirgslandschaft dadurch entstanden,
daß Flüsse eine Hochfläche zersägten (s. auch Sachs.
Schweiz, Abb. 5, § 26!).
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Erdk Sachs
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Rußland Deutschland Deutschland Belgien Niederlande Deutschlands Frankreichs Frankreich Deutschlands Deutschland
— 60 -
§. 26. Heinrich Iii., der Schwarz (1039-1056).
Heinrich, Konrads Sohn, suchte, wie sein Vater, die kaiserliche Macht vollkommen unumschränkt herzustellen und besonders die Macht der Fürsten zu unterdrücken.
(Deshalb zwang er einige nach Unabhängigkeit strebende, widerspenstige Herzöge öfters zum Gehorsam und vergab die Lehen nach seinem Willen.)
Im 11. Jahrhundert finden wir eine Verwilderung der Sitten, die sich besonders in der Kirche zeigte. So wollten im Jahre 1046 drei Päpste zugleich regieren. Heinrich setzte alle drei ab und setzte einen deutschen Bischof (Papst Clemens Ii.) ein.
Die abgefallenen Polen wurden von ihm abermals zum Gehorsam gebracht. (Sogar Ungarn stand auf kurze Zeit unter seiner Herrschaft.)
Unter Heinrich erreichte die kaiserliche Macht die größte Ausdehnung. (Von der Rhone bis zum Bug.)
Der Willensstärke, ritterliche Kaiser starb in voller Manneskraft und hinterließ das große Reich seinem unmündigen Sohne Heinrich.
§. 27. Heinrich Iv. (1056-1106;. -
Die Erziehung des 6jährigen Kaisers leitete seine Mutter Agnes, die auch anfangs das Reich verwaltete.
Trotz ihres guten Willens gelang es ihr nicht, sich die Mächtigen des Reiches geneigt zu machen. Der herrschsüchtige Bischof Hanno von Köln, in Verbindung mit anderen Herzögen und Grafen, die sich von einer Frau nicht regieren lassen wollten, entriss sogar der Mutter den Sohn, um ihn in seine Gewalt zu bekommen. Bei einem von Hanno veranstalteten Feste zu Kaiserswerth, dem die Kaiserin beiwohnte, wurde Heinrich auf ein Schiff gelockt und entführt. Hanno erzog den Knaben in mönchischer Strenge, aber bald bemächtigte sich Erzbischof Adalbert von Bremen des Prinzen und erzog ihn zu einem Wüstling und Tyrannen. Die edlen Anlagen Heinrichs wurden durch die schlechte Erziehung vollständig verwahrlost.
Als mündiger Fürst erbitterte Heinrich Iv, die Fürsten und Völker, besonders die Sachsen durch seine Tyrannnei (Zwingburgen, Abgaben) und sein ausschweifendes Leben.
Otto von Nordheim und Magnus (sächsische Grafen) wurden von ihm besonders beleidigt. Die Sachsen, 80,000 Mann stark,, zerstörten seine Hofburg Harzburg und andere Festen. Heinrich floh nach Worms. Aber nachdem Heinrich in Süddeutschland ein großes Heer gesammelt hatte, wurden die Sachsen in der Schlacht unweit Langensalza (1075) geschlagen, und Heinrich drückte sie aufs Neue. Da klagten die Sachsen beim Papst Gregor Vh.
^ (Unter diesem mutvollen, mit großen Geistesgaben ausgestatteten Papste, der der Sohn eines Zimmermanns war, hatte die päpstliche Macht einen großen Aufschwung genommen. Sein Ziel war, die Kirche über alle weltliche Macht zu erheben. Um diesen Zweck zu erreichen, gab er
1. das Verbot der Simonie, d. h. „der willkürlichen Vergebung der geistlichen
Aemter für Geld oder aus Gunst an Unwürdige.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iii Heinrich Heinrich Heinrich Konrads Heinrich Heinrich Clemens_Ii Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Agnes Hanno_von_Köln Hanno Heinrich Heinrich Hanno Erzbischof_Adalbert Heinrichs Heinrich_Iv Heinrich Otto Magnus Magnus Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Gregor_Vh Gregor
— 70 —
gewann sich die Liebe des Volkes. Er starb auf der Burg Germersheim und ward zu Speier begraben.
§• 42. Adolf von Nassau (1291—1298).
Aus Furcht vor der Macht der Habsburger wählten die Kurfürsten nicht Rudolfs Sohn, Albrecht, zum Kaiser, sondern den Grafen Adolf von Nassau.
Derselbe strebte ebenfalls seinehausmacht, nicht immer auf gerechte Weise, zu vermehren; die unzufriedenen Fürsten setzten ihn daher ab und wählten Albrecht von Oesterreich. Adolf fiel in der Schlacht bei Göllheim, in der er gegen Albrecht stritt.
§• 43. Albrecht I. (1298—1308).
1. Albrecht von Oesterreich suchte ebenfalls sein Haus so stark und mächtig als möglich zu machen. Dadurch reizte er Volk und Fürsten gegen sich auf.
Seine Versuche, Holland, Burgund, Thüringen und Böhmen an sich zu bringen, scheiterten.
Er wurde von seinem Neffen, Johann von Schwaben, dem er sein Erbe vorenthielt, bei Win disch an derreuß ermordet. Albrecht war zwar ein tapferer und freigebiger, aber dabei auch herrschsüchtiger und habgieriger Herrscher.
2. Freiheitskriege der Schweizer. Wie Albrechts Pläne, seine Hans-macht zu vergrößern, fast überall scheiterten, so geschah es auch besonders in der Schweiz. Dieses Land gehörte theils schon seit 843, theils seit Conrad Ii. zum deutschen Reiche und stand unter verschiedenen kleinen Herren. Die Städte waren meist reichsunmittelbar. Als Albrecht I. auf den Kaiserthron kam, suchte er auch die reichsunmittelbaren drei Waldstätten Schwyz, Uri und Unterwalden durch Lift und Gewalt mit seinen österreichischen Erb-staaten zu vereinigen. Aber es gelang ihm nicht, trotz aller Gewalt; denn während seiner ganzen Regierung erschienen keine Landvögte in der Schweiz. Nach seinem Tode bestätigte König Heinrich Vii. (1309) ihre Reichsunmittelbarkeit.
(Die gewöhnliche Ueberlieferung stellt den Gang der Ereignisse folgendermaßen dar: Albrecht setzte Landvögte ein, die das Volk der Schweizer drückten (Geßler v. Brun eck und Beringer v. Landenberg). Geßler bauete eine Zwingburg in Uri und Beringer von Landenberg wohnte in Sarnen. Als ihr Druck unerträglich wurde, schlossen Werner Stauffacher v. Schwyz, Walter Fürst von Attinghausen und Arnold von Melchtlial in Unterwalden mit 30 andern freiheitsliebenden Männern einen Bund (auf dem Rütli). Geßler wurde bald darauf von Wilhelm Tell aus Bürglen getöd-tet (Hut auf der Stange, der Apfelschuss), und Landenberg wurde 1308 gefangen genom-men und über die Grenze gebracht. Die Waldstätter wurden frei und der König Heinrich Vii. bestätigte ihre Reichsfreiheit. Später (1315) wollte Leopold I., Albrechts Bruder, Rache an den Schweizern nehmen, wurde aber in dem Engpass bei Morgarten geschlagen. Im Jahre 1386, — so lange dauerten die Kämpfe zwischen den Schweizern und Oesterreichern, — zog ein anderer Leopold von Oesterreich nochmals in die
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Extrahierte Personennamen: Adolf Adolf Rudolfs Albrecht Albrecht Adolf_von_Nassau Adolf Albrecht_von_Oesterreich Albrecht Adolf Adolf Albrecht Albrecht Albrecht_I. Albrecht_von_Oesterreich Albrecht Johann_von_Schwaben Johann Albrecht Albrechts_Pläne Albrechts Conrad_Ii Albrecht_I. Heinrich_Vii Heinrich Albrecht Albrecht Beringer Werner_Stauffacher Walter_Fürst Arnold_von_Melchtlial Wilhelm_Tell Wilhelm Heinrich_Vii Heinrich Leopold_I. Leopold_I. Albrechts Albrechts Leopold_von_Oesterreich Leopold
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§. 9. Moritz von Sachsen. — Luther's Tod. — Der schmalkaldische Krieg.
Im Jahre 1545 wurde endlich ein Concilium nach Trient berufen. Da aber die Protestanten auf demselben nicht vertreten waren, so verweigerten sie demselben ihre Anerkennung. Nun beschloss Karl den Krieg gegen die Protestanten und verband sich deshalb mit dem lutherischen Herzoge Moritz von Sachsen, einem Vetter Johann Friedrichs, und versprach demselben Vergrößerung seiner Länder.
Als die Protestanten die Gefahr herannahen sahen, vereinigten sie ihre Heere, und hatten, trotz aller Hindernisse, bald 40,000 Mann schlagfertig, während der Kaiser seine Truppen noch aus den Niederlanden und Italien erwartete.
Gegen den Willen ihres Feldherrn, Echärtlin von Bnrtenbach, zögerten die Protestanten so lange bis der Kaiser seine Truppen zusammen hatte. Dieser eroberte viele süddeutsche protestantische Städte, welche ihre Unterwerfung mit großen Summen bezahlen mussten, zog durch Böhmen und vereinigte sich mit Moritz von Sachs en, der in Abwesenheit seines Vetters, Johann Friedrichs, dessen Land besetzt hatte.
Im Frühjahr 1547 drang plötzlich der Kaiser ins Kurfürstenthum Sachsen ein, ging, von einem Verrathet geführt, durch die Elbe, schlug den Kurfürsten Johann Friedrich bei Mühlberg, nahm denselben gefangen und verlieh das Kurfürstenthum an Moritz. Johann Friedrich aber, über den das Todesurtheil gesprochen war, musste mehrere Jahre als Gefangener dem kaiserlichen Hoflager folgen.
Seine Kinder erhielten von Moritz: Weimar, Jena, Eisenach und Gotha.
Auch der Landgraf Philipp von Hessen wurde vom Kaiser gefangen genommen.
Ehe dieser Krieg, der schmalkaldische genannt, begonnen hatte, war in seinem 63. Jahre, am 18. Februar 1546, Dr. Luther gestorben.
(Er war von Wittenberg nach Eis leben gegangen, um dort eine Streitigkeit zwischen den Grafen von Mansfeld zu schlichten. Seine Leiche brachte man unter großem Geleite nach Wittenberg, wo sie in der dasigen Schlosskirche beigesetzt wurde.)
§. 10. Kurfürst Moritz und der Kaiser.
Da die protestantische Stadt Magdeburg dem Kaiser noch widerstand, so wurde sie vom ihm in die Acht erklärt, Moritz von Sachsen sollte dieselbe vollziehen und belagerte die Stadt. Magdeburg vertheidigte sich heldenmütig, plötzlich hob jedoch Moritz die Belagernng auf, schloss ein Bündnis mit den protestantischen Fürsten und wandte sich nachtyrol gegen seinen früheren Verbündeten, den Kaiser, der nur mit Mühe und Noth ans Innsbruck entfliehen konnte. Darauf wurde am 31. Juli 1552 der Passau er Vertrag geschlossen, worin den Protestanten Religionsfreiheit und bürgerliche Rechtsgleichheit eingeräumt wurde. Die gefangenen Fürsten wurden in Freiheit gesetzt. Im Augsburger Religionsfrieden, 1555, wurde der Passauer Vertrag bestätigt.
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