155
dampfer mit einer Besatzung von 6000 bis 7000 Personen
und ein Betriebskapital von 110 Mill. Mark. Eine Vorstellung
von den Riesenfortschritten dieser beiden Gesellschaften sowie
der gesamten deutschen Schiffbaukunst erhält man, wenn
man die heutigen Ozeanfahrzeuge mit denen vor 50 Jahren
vergleicht. Der 1847 gebaute Segler »Deutschland«, der
damals größte und schnellste der Hamburg-Amerika-Linie,
hatte nur einen Raumgehalt von 717 Tons, während der im
Besitze der Gesellschaft befindliche Postschnelldampfer gleichen
Namens, der am 10. Januar 1900 auf der Werft des Vulkan
in Stettin vom Stapel lief, 16 502 Tons faßt, also 23 mal
größer ist als jener. Im Gegensatz zur Hamburg-Amerika-
Linie, die gleich mit Beginn ihres Betriebes den transatlantischen
Verkehr mit New York durch eine Anzahl guter Segelschiffe
eröffnete, mußte sich der Norddeutsche Lloyd im ersten Jahre
seines Bestehens auf einen Verkehr mit England beschränken,
da die für die transatlantischen Fahrten erforderlichen Dampfer
erst in England und Schottland in Bestellung gegeben werden
mußten. Im Sommer 1858 konnte mit dem Dampfer »Bremen«
der Schiffsverkehr zwischen Bremen und New York seinen
Anfang nehmen. Die Hamburg-Amerika-Linie hatte bereits
zwei Jahre früher die beiden Dampfer »Borussia« und
»Hammonia« für den Amerikaverkehr in Dienst gestellt. Im
Jahre 1860 wurde dem Norddeutschen Lloyd die Beförderung
der amerikanischen und englischen Postsachen übertragen,
was für die Weiterentwicklung dieses Unternehmens, die durch
den amerikanischen Bürgerkrieg in den sechziger Jahren und
durch den deutsch-französischen Krieg nur vorübergehend
gehemmt wurde, von Bedeutung war. Zu der Linie Bremen
—New York, die erst einen vierzehntägigen, seit 1867 aber
einen achttägigen Verkehr unterhielt, traten neue Linien nach
Baltimore, Westindien und Südamerika hinzu. Die letzt-
genannte Linie mußte der fortgesetzten Verkehrssteigerungen
wegen in zwei Routen (Brasilien und La Plata) geteilt werden.
Die Hamburg-Amerika-Linie, die 1860 bereits 8 Dampfer
für den überseeischen Verkehr besaß, dehnte ihre Fahrten
nach und nach auf Westindien, Mexiko und Südamerika aus.
Das 9. Jahrzehnt wurde für beide Gesellschaften dadurch
von größter Bedeutung, daß der Norddeutsche Lloyd zu Anfang
der 80 er Jahre Schnelldampfer, die Hamburg-Amerika-Linie
gegen Ende dieses Jahrzehnts große und prächtig ausgestattete
Doppelschraubendampfer in den Betrieb einstellte. Die Über-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Extrahierte Ortsnamen: Stettin England England Schottland Bremen New_York Baltimore Westindien Brasilien La_Plata Westindien Mexiko
— 54 —
machen, wenn man bedenkt, daß der Detroitfluß (die Verbindung
von Huron- und Eriesee) einen Gütertransport gleich drei Vierteln
des Verkehrs aller deutschen Binnengewässer vermittelt. — Unter
den Eisenbahnlinien (1906: 33 150 km) ist die Pacificbahn
die hervorragendste. (Gib Ausgangs- und Endpunkte an ! Bezeichne
Orte an ihrer Route !) Eine zweite Durchquerung Canadas (Winnipeg-
Port Simpson) geht (1907) ihrer Vollendung entgegen und eine dritte
wichtige Bahn (Port Simpson—prince Albert) ist im Bau begriffen. —
Dem Außenhandel dienen die Häfen Halifax, Quebec und Montreal
sowie Vancouver und Victoria, von welchen die britischen Linien
nach Asien und Australien auslaufen (Kabelverbindung!).
Von hervorragender Bedeutung ist Canada als Faktor in der großen
Welthandelspolitik. Es ist das Durchgangsgebiet für den Schnellverkehr
Europas nach dem fernen Osten ; die Route Southampton—tientsin ist
schon jetzt mindestens zwei Tage kürzer, wenn sie über Montreal, als
wenn sie über New York geht, und wird durch den erwähnten Ausbau
der Bahnen nach Port Simpson weiter verbessert werden. Berück-
sichtigt man, daß das Gewicht des Welthandels sich immer mehr nach
dem Osten verschiebt, und daß Canada als Durchgangsgebiet dem Ver-
kehr aus seinem reichen Hinterland Zufuhren in unbegrenzten Mengen
eröffnet, so ergibt sich deutlich, welche außerordentlichen Interessen in
dieser Richtung für die europäischen Großhandelsmächte liegen.
Stelle die wichtigsten Ausfuhrartikel zusammen! Ein-
geführt werden Fabrikate aller Art. Deutschland bezog 1906
von Britisch-Nordamerika für 11,3 Mill. M Waren, führte dagegen
für 24,5 Mill. M. dorthin aus, in der Hauptsache Kleider und Eisen-
bahnmaterial.
Das handelspolitische Verhältnis zwischen den beiden Staaten
erfuhr 1897 eine Trübung, als Canada die Zölle auf englische Ware um
ein Achtel und später gar um ein Drittel heruntersetzte, was die deutsche
Regierung veranlaßte, ihm die Meistbegünstigung zu entziehen. Canada
beantwortete diese Maßregel mit einer Zollerhöhung von 33%% auf
deutsche Waren, so daß unsere Ausfuhr dorthin wesentlich herunterging.
Von jetzt ab wurden canadische Waren bei uns nach dem autonomen
Zolltarif abgefertigt, und es ging nun die Einfuhr nach Deutschland
noch mehr zurück als unsere Ausfuhr nach Canada. Dieser Umstand
scheint die canadische Regierung bewogen zu haben, dem Zollkriege ein
Ende zu machen. Sie hat 1907 einen neuen Tarif geschaffen, der auch
dem Deutschen Reiche zugestanden werden soll, wenn dieses Canada
wieder die Meistbegünstigung gewährt.
b) Britisch-Westindien. In der Hauptsache bestehen die englischen
Besitzungen zwischen Nord- und Südamerika aus der Insel Jamaika,
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Extrahierte Personennamen: Canadas Simpson Albert) Victoria Canada Simpson Canada
Extrahierte Ortsnamen: Halifax Quebec Montreal Asien Europas Canada Deutschland Deutschland Canada Südamerika Jamaika
— 52 —
Mittelmeerbeckens, sehr leicht gesperrt werden, und das Ausgangstor
nach dem Indischen Ozean beherrscht Aden, ebenfalls wieder britischer
Besitz. Die häufigen Aufstände im benachbarten, nominell unter türki-
scher Oberhoheit stehenden Arabien werden sehr oft mit dem Wunsche
Englands, Mekka, die heilige Stadt der Mohammedaner, zu besitzen, in
Verbindung gebracht. Alsdann wäre auch das Rote Meer eine englische
Domäne.
Die nordägyptischen Städte und der ägyptische Handel haben
durch den Suezkanal einen gewaltigen Aufschwung erfahren. 1906
belief sich der Wert des Gesamthandels bereits auf mehr als 1 Mil-
liarde M. Erster Import- und Exporthafen ist Alexandria; an
zweiter Stelle steht Port Said, das man eine Schöpfung des Kanals
nennen kann. Für Kaffee ist Suez erster Platz des Landes. —
Stelle die wichtigsten Ausfuhrartikel zusammen! Eingeführt
werden Textilwaren, Holz, Kohlen, Steine, Kalk, Glas, chemische
Produkte, Metalle und Metallwaren sowie Tabak. Deutschland
empfängt aus Ägypten hauptsächlich Baumwolle (1906 für 65,5
Mill. M) sowie Zigaretten und sendet dorthin Gewebe jeder Art,
Metall-, Porzellan- und Tdnwaren, Bier, Bunt- und Goldpapier,
Parfümerien, Leder, Lokomotiven (1906 für 37 Mill. M).
3. In Amerika.
a) Britisch-Nordamerika umfaßt Canada, Labrador und
New Foundland. Diese ungeheure Gebiet (10462000 qkm mit
7,5 Mill. Einwohnern) erstreckt sich durch die gemäßigte Zone bis
weit in die arktischen Regionen hinein, wo es sich in einen Archipel
auflöst und eine Menge natürlicher Häfen bildet, die aber wegen
der Unzugänglichkeit des Meeres und der Unproduktivität des Hinter-
landes ohne Bedeutung sind. Zwischen dem Felsengebirge und dem
niedrigen Canadischen Landrücken im Osten dehnt sich das weite
Arktische Tiefland aus, das im südlichen Teil fruchtbares Acker-
und Weideland, weiter nördlich Wald und an den arktischen Gestaden
unfruchtbare tundrenähnliche Gebiete aufweist. — Nenne die fünf
großen Seen und ihren Abfluß zum Atlantischen Ozean! Welcher
Strom geht zum Eismeer? Da Canada früher französischer Besitz
war, ist jetzt noch fast ein Drittel der Einwohner französischer
Abstammung, zwei Drittel sind Briten, außerdem sind etwa 300 000
Deutsche dort ansässig.
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Extrahierte Ortsnamen: Englands Mekka Alexandria Deutschland Amerika Britisch-Nordamerika Atlantischen_Ozean
— 53 —
Canada besitzt unerschöpfliche Waldungen (3% Mill, qkm),
aus denen besonders Pitch Pine nach Europa exportiert wird. An
die Holzfällerei schließen sich blühende Industrien: Sägemühlen,
Holzstoff-, Papiermasse- und Möbelfabriken, Zuckersiedereien
(Ahorn), Gerbereien bei Ottawa und Quebec sowie in Ontario,
welche die Wasserkräfte des Landes in musterhafter Weise ausnutzen.
Daneben ist die Gewinnung von Harz und Terpentin von großer
Bedeutung (Vancouver-Insel). Canada hat Überfluß an Pelztieren
aller Art, die von Trappern erlegt und deren Felle von verschiedenen
Gesellschaften auf den Markt gebracht werden. Gesucht sind die
Felle von Biber, Bisamratte, Zobel, Nerz, Luchs, Otter, Fuchs, Bär,
Hermelin, Iltis, Skunks und Vielfraß. — Der Ackerbau Canadas
gewinnt steigende Bedeutung. Bereits jetzt, wo erst ein Fünftel des
anbaufähigen Bodens unter den Pflug genommen ist, wird Getreide
in großen Mengen ausgeführt, besonders Weizen, dessen Anbauzone
immer mehr nach Norden vorrückt. In Ontario gedeihen ferner
Hafer, Gerste, Mais, Tabak, Wein, Obst (canadische Äpfel und
Pfirsiche !) sowie Hopfen und Flachs. — In den feuchten, grasreichen
Provinzen Ontario und Quebec steht die Tierzucht auf hoher
Stufe. Rindvieh, Schafe, Schweine (Speck und Schinken), Käse und
Butter werden in besonderen Dampfern mit Kühleinrichtung nach
Großbritannien verschifft. — Die Fischerei auf Lachse, Kabeljaus,
Hummern, Heringe und Makrelen beschäftigt rund 30 000 Fischer-
boote. — Der Bergbau liefert Gold (Jahresausbeute 1905: 21 798 kg
i. W. von 60 Mill. M) im Gebiete des Jukon, des Fraser und des
Klondike (Dawson City). Ungeheure Kohlenfelder im Nordwesten
längs der Rocky Mountains harren noch der Ausbeutung. Von Asbest
liefert Kanada 90% des Weltverbrauchs. Auch die Förderung von
Kupfer, Nickel, Silber, Blei, Piatina (aus den Goldminen) ist bedeutend.
Die Industrie, die in dem Reichtum des Landes an Rohstoffen
aller Art sowie in den großen Wasserkräften eine entwicklungsfähige
Grundlage besitzt, schließt sich vorläufig noch an die Land- und
Forstwirtschaft an. (Siehe diese!) Für den Binnenhandel hat
Canada an den großen Seen (Flächeninhalt = der Hälfte des Deutschen
Reiches) und dem St. Lorenzstrom, der bis Montreal von Schiffen
mit 8,5 m Tiefgang befahren werden kann, eine vorzügliche Wasser-
verbindung von mehr als 3600 km Länge. Von dem Verkehr zwischen
den canadischen Binnenplätzen kann man sich eine Vorstellung
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Extrahierte Personennamen: Zobel Canadas
Extrahierte Ortsnamen: Europa Ottawa Quebec Ontario Ontario Ontario Quebec Kabeljaus Kanada Montreal
— ii; —
Die wichtigste Getreideart ist der Mais. Er gedeiht überall,
am besten in den Staaten Ohio, Indiana, Kentucky, Iowa, Nebraska,
Missouri und Arkansas. (Der Ernteertrag stellte 1906 mit 73 Mill, t
i. W. von über 4 Milliarden M etwa 90% der Welternte dar.) Der
Mais findet Verwendung als Menschennahrung (geröstet, gekocht,
eingelegt, gemahlen, zu Zucker verarbeitet), als Viehfutter und
Streumaterial. Wichtiger für die Ausfuhr ist der Weizen. Er ist
Hauptfrucht des „Neulandes" und gedeiht außer in den Maisstaaten
besonders gut in den nördlich, östlich und westlich von jenen ge-
legenen Staaten (Michigan, Minnesota, Pennsylvanien, Dakota,
Kansas), wie auch in Californien, Oregon und Washington. Die
Weizenernte betrug 1906 18,8 Mill, t i. W. von rund 3,5 Milliarden M
und damit nahezu ein Viertel der Welternte. Fast 40% des Ertrages
gelangen zur Ausfuhr. An dritter Stelle folgt dann der Hafer (1906
22 Mill, t i. W. von 3,5 Milliarden M), während Roggen und Gerste
wesentlich kleinere Anbauflächen haben und meist nur von Deutschen
und Skandinaviern kultiviert werden. Die ersten Getreidemärkte
der Union wie gleichzeitig der Welt überhaupt sind New York und
Chicago. An den Börsen dieser Plätze vollzieht sich der Getreide-
handel, man kann fast sagen, der ganzen Welt; ihre Festsetzungen
bestimmen den Weltmarktpreis. Hauptausfuhrhäfen sind im
Osten neben New York Portland, Boston, Philadelphia, im Süden
New Orleans, im Westen San Francisco und Los Angeles.
b) Anbau von Gespinstpflanzen. Von allergrößter Wichtig-
keit für die wirtschaftliche Vormachtstellung der Vereinigten Staaten
ist der Anbau der Baumwolle. Von der gesamten Weltproduktion
liefert die Union 65—70% (1906 = 13,5 Mill. Ballen zu 250 kg).
Dadurch geraten alle Industriestaaten der Welt in eine gewisse
Abhängigkeit von ihr, und der Amerikaner weiß durch fortwährende
Preissteigerung diesem Umstände sehr gut Rechnung zu tragen.
(Das Deutsche Reich bezog 1906 62,4% seines Baumwollenbedarfs
von der Union gegen nur 15,5 bzw. 7,2% aus Britisch-Indien und
Ägypten- Erzähle von Bestrebungen anderer Völker, sich im Baum-
wollenbau unabhängig zu machen!) Die Baumwollenzone bedeckt
etwa die dreifache Fläche Deutschlands, und die Hauptbaumwollen-
staaten sind Texas, Georgia, Mississippi, Alabama, Südcarolina, Arkan-
sas, Louisiana und Nordcarolina. Als wichtigste Baumwollen-
häfen sind zu nennen : Neworleans, Galveston, Savannah, Charleston.
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Extrahierte Personennamen: Dakota
Extrahierte Ortsnamen: Ohio Indiana Kentucky Iowa Nebraska Missouri Arkansas Maisstaaten Michigan Minnesota Pennsylvanien Californien Oregon Washington Chicago New_York_Portland Boston Philadelphia Süden
New_Orleans Westen_San_Francisco Britisch-Indien Deutschlands Texas Georgia Alabama Südcarolina Louisiana Charleston
— 118 —
Der Anbau des Flachses in den Nordstaaten geschieht weniger
zur Gewinnung der Spinnfaser als zu der des Leinöls. Der Hanfbau
ist gegen früher ebenfalls zurückgegangen. Trotzdem liefern die
Vereinigten Staaten (mit der Hanfernte der Philippinen) ein Sechstel
der Welterzeugung.
c) Anbau sonstiger Kulturpflanzen. Der Anbau der Kartoffel
nimmt zwar zu, hat aber bei der Größe der Maisernte nicht die Be-
deutung wie in der Alten Welt, obwohl Amerika die Heimat der
Kartoffel ist. Die Reis kultur bevorzugt die sumpfigen Landschaften
des Südens und liefert geschätzte Früchte (Carolina-Reis). Rohr-
zucker wird hauptsächlich in Louisiana und Texas, Rüben-
zucker in Californien, Ahornzucker in den Nordstaaten erzeugt.
Der Hopfenbau wird sowohl hier als in den pazifischen Staaten
gepflegt. Altberühmt ist die Kultur des Tabaks. Früher wurde
sie in großen Plantagen, heute wird sie in kleineren Farmen betrieben.
Die Hauptproduktionsländer sind Kentucky, Nordcarolina, Virginia
und Maryland. Von der reichen Ernte wird fast die Hälfte ausgeführt;
anderseits gelangt auch eine bedeutende Menge (von Cuba und Puerto-
rico) zur Einfuhr.
d) Die Obst kultur erfreut sich in den Vereinigten Staaten
einer von Jahr zu Jahr wachsenden Ausdehnung. Die Hauptfrucht
ist der Apfel (New York, Maine, Californien), der sowohl frisch als
getrocknet (Ringapfel) ein bedeutender Ausfuhrgegenstand geworden
ist. Auch californische Pflaumen und Birnen sind geschätzt.
Pfirsiche gedeihen in den Nordstaaten am Atlantischen Ozean
und am Eriesee, Südfrüchte kommen aus Florida (Jacksonville)
und Californien (Los Angeles). Der Weinbau blüht in Californien,
New York, Ohio und Missouri und liefert sowohl Wein als auch
Tafeltrauben und Rosinen.
2. Die Forstwirtschaft. Der Wald bedeckt rund 2 Mill, qkm
und damit noch 25% der Bodenfläche. Die mittleren Alleghanies,
der Nordosten und das Seengebiet sind reich an Laub- und Nadel-
wäldern. Ebenso hat das Mississippibecken noch großen Waldbestand,
und im Süden zieht sich um die südatlantische und Golfküste ein
breiter Waldgürtel (bis 300 km breit) hin. Die Gebirgswälder des
Felsengebirges sind weniger ausnutzbar wie die kräftigen Waldungen
im Gebiet der pazifischen Küste, die in der Douglastanne ein
geschätztes Bauholz liefern. Daneben ergeben Buche, Walnuß-
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Carolina-Reis Louisiana Texas Californien Kentucky Nordcarolina Maryland Cuba Maine Californien Atlantischen_Ozean Eriesee Florida Californien Californien Ohio Missouri
— 120 —
in der Förderung von Quecksilber wird sie nur von Spanien
übertroffen.
Steinkohle findet sich fast überall in vorzüglicher Qualität.
Von den sechs großen Kohlenbezirken ist der der Apalachischen Kohlen-
felder (am Nordwestrand des Gebirges) der wichtigste. Dieses Gebiet
erzeugt zwei Drittel der Gesamtförderung, die 1906 36g Mill, t,
d. h. fast dreimal so viel wie die deutsche Ausbeute betrug. Pennsyl-
vanien allein erzeugt hiervon mehr als ein Fünftel der besten Anthra-
zitkohle. Überaus ergiebig sind die Petroleumquellen desselben
Gebietes. Pennsylvanien, Ohio, Westvirginien und Indiana liefern
das beste öl. Pittsburg, Oil City und Titusville sind die Mittel-
punkte der Petroleumgewinnung (Röhrenleitung „Pipe lines" nach den
Hafenstädten, Tankdampfer), New York, Philadelphia, Cleve-
land und Buffalo die Hauptpetroleumhäfen (Standard Oil Comp.
— Rockefeller). Auch Texas und Alaska, besonders aber Californien,
liefern viel Petroleum, wenn auch ihre Produktion noch hinter der
des Hauptölgebietes zurückbleibt. Der Wert der californischen
Petroleumproduktion belief sich 1905 bereits auf mehr als 110 Mill. M,
und die amerikanische Petroleumgewinnung übertrifft die russische
seit einigen Jahren bereits wesentlich. In der Eisenerzförderung
marschieren die Vereinigten Staaten ebenfalls an der Spitze. Eisen
findet sich fast überall, Erze unter 50% Gehalt werden kaum aus-
gebeutet. Von maßgebender Bedeutung sind die Lager am Oberen
See und die in den Apalachen. (Pittsburg ist Mittelpunkt der Eisen-
und Stahlgewinnung.) Von der Weltproduktion an Roheisen liefert
die Union etwa 45% (1906 : von rund 58 Mill, t die Vereinigten Staaten
fast 26 Mill. t). Wenn trotz der reichen eignen Förderung doch noch
Eisen und Stahl aus Deutschland und England eingeführt werden
muß, so erklärt sich das nur aus dem Riesenverbrauche an Eisen-
bahnschienen und Trägereisen.
In der Edel met all Produktion spielen die Vereinigten Staaten
ebenfalls eine führende Rolle. Fast jeder Staat hat Gold und Silber
gebracht oder bringt es noch heute. Die Staaten Colorado (Denver),
Californien, Süddakota und Alaska liefern das meiste Gold; die
reichsten Silbergebiete sind Colorado, Montana, Utah, Idaho und
Nevada. Die Produktion betrug 1905 an Gold 132 682 kg, an Süber
rund 1,8 Mül. kg; der Wert der geförderten Edelmetalle stellte sich
auf rund 510 Mill. M. Von der etwa 780 000 t betragenden Welt-
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Extrahierte Ortsnamen: Spanien Pennsylvanien Ohio Westvirginien Pittsburg Philadelphia Texas Alaska Californien Pittsburg Deutschland England Californien Süddakota Alaska Montana Utah Idaho Nevada
121
Produktion an Kupfer erbrachten die Bergwerke der Union mehr
als die Hälfte (1906: 415 0001). Hauptfundort ist Michigan (Detroit),
wo gediegenes Kupfer in großen Blöcken gefunden wird. Die Blei-
schätze sind ebenfalls bedeutend, und die Förderung beträgt reichlich
ein Drittel des auf der Erde gewonnenen Bleis (1906: 330000 t).
Hauptfundstätten sind die Silberstaaten, außerdem der Staat Missouri.
Ebendort wie auch in Kansas, am oberen Mississippi, in Illinois,
New Jersey und Colorado wird das meiste Zink ausgebeutet (1907;
223 265 t, Deutschland 205 500 t, siehe Teil I, S. 55). Die Queck-
silber gewinnung liefert reiche Erträge in Californien (Neu-Almaden
und Neu-Idria, südlich und nördlich von San Francisco). Von der
Weltausbeute an Nickel ergeben die Vereinigten Staaten die Hälfte,
von der an Aluminium ein Drittel. Salz wird in jeder Form ge-
wonnen. Bausteine, besonders Sandstein und Marmor liefert der
Nordosten, auch Graphit, Antimon, Borax, Gips und Schwefel sind
vielfach vorhanden.
Iii. Industrie. 1. Entwicklung. Den Riesenzahlen der land-
wirtschaftlichen und bergbaulichen Produktion entsprechen auch
Umfang und Fortschritt der amerikanischen Industrie. (1900 betrug
die Zahl der industriellen Anlagen 513 000, das Anlagekapital 1905
über 48 Milliarden M.) Noch vor drei Jahrzehnten kaum in den ersten
Anfängen vorhanden, droht sie heute bereits die europäischen Märkte
mit ihren Erzeugnissen zu überschwemmen. Ungeheure Kapitalien
sind in den „Trusts" vereinigt. Es sind dies Organisationen für be-
stimmte Erwerbszweige, die den Zweck haben, sowohl den Roh-
materialmarkt zu beherrschen als auch den Absatz zu regeln und die
Preisbildung zu beeinflussen.
Die gesamte industrielle Produktion ist von den Trusts abhängig,
und die Folgen dieser Kapitalkonzentration sind nicht immer wohltätige.
(Die größte Gesellschaft ist die United States Steel Corporation, New
York, die mit einem Kapital von über 6 Milliarden M arbeitet und die
gesamte Eisen- und Stahlfabrikation beherrscht.) Eine Folge der Be-
strebungen der Trusts, recht hohe Preise für ihre Erzeugnisse zu er-
zielen, sind die übermäßig hohen Industriezölle, die für die fremden
Industrien fast absperrend wirken. Dadurch werden die Industrie-
erzeugnisse im Inlande sehr verteuert. Was über Bedarf hergestellt wird,
wandert dagegen zu billigen Preisen ins Ausland und macht den dortigen
Waren Konkurrenz.
Außer demreichtum ankapitalie n ist der Grund für das Wachstum
der Industrie vor allem in der amerikanischen Arbeitsmethode zu suchen.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Ortsnamen: Michigan Illinois Deutschland Californien Neu-Idria
— 122 —
Der Arbeiter ist leistungsfähiger als der deutsche und englische, da
die größte Arbeitsteilung herrscht, so daß jeder Arbeiter in seiner Arbeits-
verrichtung Spezialist ist. Die Löhne sind nach unsern Begriffen sehr
hoch (im Durchschnitt 6 M pro Tag). Dabei hat der amerikanische
Arbeiter Brot und Fleisch billiger, nicht aber Wohnung und Kleidung.
Soziale Fürsorge ist dem Unternehmer ein fremder Begriff, und das
Verhältnis zwischen Arbeitgeber und -nehmer entbehrt jedes inneren
Zusammenhangs, es ist rein Geschäftssache. Die Maschinenarbeit ersetzt
die Menschenarbeit soviel wie möglich, und der amerikanische Unter-
nehmer scheut sich nicht, eine neue teure Maschine aufzustellen, wenn
sie mehr leistet als eine noch brauchbare alte.
Es gibt kaum einen Zweig der Industrie, der nicht hervor-
ragend vertreten wäre, und wenn trotzdem die Union noch ein
Hauptabsatzgebiet für die anderen Länder, besonders auch für
Deutschland ist, so ist das auf den Wohlstand des Volkes zurück-
zuführen, das kaufkräftiger und aufnahmefähiger ist als irgend ein
anderes Volk der Erde.
2. Die einzelnen Erwerbszweige, a) Folgen wir der Produktion der
drei Naturreiche, so ist zunächst die durch den Getreidereichtum des
Ostens und Californiens hervorgerufene großartige Müllerei zu nennen.
Minneapolis, St. Paul, St. Louis sind neben Chicago und Milwaukee die
Mittelpunkte der Mehlerzeugung. Ebenda hat ebenso wie in Omaha,
Cincinnati, Buffalo, Baltimore und Boston die Brauerei ihre größten
Betriebe. (Anhäuser & Busch, St. Louis, haben einen Ausstoß von
i,4 Mill, hl; Pabst Brewery, Milwaukee, 1,2 Mill, hl.) Sie steht in der
Menge der Erzeugung gleich hinter der deutschen Brauereiindustrie.
Spiritus- und Weinfabrikation sind nicht so bedeutend, dagegen wieder
hoch entwickelt die Herstellung von Backwaren (Biskuits), Back-
pulver, Zuckerwaren und Pflanzenkonserven (San Francisco, Los Angeles,
Boston, New York). In der Tabakindustrie übertreffen die Vereinigten
Staaten alle anderen Länder der Erde. Die wichtigsten Tabaksorte
sind New York, Baltimore, Richmond, Detroit, St. Louis und Key-West
(Florida). Die Baumwollenindustrie hat die schnellste Entwicklung
gehabt. Sie hat ihre Hauptsitze im Nordosten, wo sie besonders die
Kraft der zahlreichen Wasserfälle ausnutzt, und in den Baumwollen-
staaten des Südens. (Sie beschäftigt über 300000 Arbeiter und verfügt
über 25,5 Mill. Spindeln; Baumwollenverbrauch 3,4 Mill. Ballen.) Garne
liefert Massachusetts, Gewebe erzeugen New York, Boston, Philadelphia,
Atlanta und andere Orte. S e il er waren kommen aus Milwaukee, New
York und Boston, Segelleinwand aus Baltimore. Baumwollöl-
und L e i n ö 1 fabriken gibt es in New York, wo auch die blühende
Kautschuk- und G u m m i Warenfabrikation ihren Hauptsitz hat. Die
Holzindustrie ist gewaltig entwickelt im Gebiet der großen Seen, ferner
in den Südoststaaten und in Californien. Das Möbelgewerbe blüht in
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Extrahierte Personennamen: Louis Louis Pabst_Brewery Louis
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Californiens Minneapolis Chicago Omaha Cincinnati Baltimore Boston Milwaukee Boston Baltimore Richmond Florida Boston Philadelphia Atlanta Milwaukee Boston Baltimore New_York Californien
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Chicago, Indianapolis und New York, der Wagenbau hat seine Stätte
außer in Chicago in Cincinnati und Columbus. Zellulosefabriken
besitzt Philadelphia, und Zündhölzer liefert wieder Chicago.
b) Molkerei und Meierei sind in den Nordoststaaten sehr ent-
wickelt, die Fleischindustrie wurde früher schon erwähnt. Die Her-
stellung von Fisch ko nser ven ist in San Francisco und Portland
(Oregon) sowie in den Häfen der Nordostküste zu Hause ; Sardinen liefern
New York und Chicago. Die Herstellung von Wollwaren hat ihren
Hauptsitz wieder in Massachusetts, Tuche, Hüte, Filzwaren und
Teppiche kommen aus Boston, New York, Philadelphia. Hauptorte
der großartigen Lederindustrie sind New York, Pittsburg und Louisville,
größere Gerbereien gibt es in Milwaukee und Buffalo; die Schuh-
war e n fabrikation erzeugt weit über Bedarf und ist in allen Städten des
Nordostens verbreitet. Pelz- und Rauchwaren verfertigt St. Paul,
und Mittelpunkt der Seidenindustrie ist Paterson (New Jersey).
c) Die Eisen- und Stahlerzeugung hat ihre Hauptsitze in den
früher genannten Bergbaubezirken. Nenne dieselben noch einmal!
Pittsburg, Chicago (Schmiedeeisen und Eisenbahnwagen — „Pullmann &
Co."), New York, Philadelphia („Baldwinwerke"), San Francisco („Union
Iron Works"), Boston, Buffalo, Cincinnati, St. Louis, Omaha, Wilmington
liefern neben vielen anderen Orten Lokomotiven, Eisenbahnmaterial
aller Art, Geschütze, Panzerplatten, Eisenröhren und andere Gußwaren,
Maschinen für Gewerbe und Landwirtschaft, Pflüge, Näh- und Schreib-
maschinen. Große Schiffswerften befinden sich in allen Hafenplätzen
an der atlantischen und pazifischen Küste, am Golf von Mexiko wie
an den Ufern der großen Seen; Boston („American Bell Telephon and
Telegraph Co.") und New York beherrschen die Telegraphen- und
Telephonindustrie, überhaupt die Herstellung elektrischer Apparate
(Edison). Die Uhrenindustrie blüht in Philadelphia, Gold- und
S i 1 b e r arbeiten hefern New York, Pittsburg, Chicago und San Francisco;
Messi ngwaren erzeugt Buffalo, Blechwaren New York, Blei waren
aller Art St. Louis. In der Herstellung von Porzellan, Steingut und
Töpferwaren hat sich Trenton (New Jersey) einen Namen gemacht;
Pittsburg erzeugt Glas und Glaswaren sowie feuerfeste Ziegelsteine.
Kalk fabrizieren Chicago und Montgomery (Alabama), Zement Phila-
delphia und New York; letzteres hat auch bedeutende Asphalt- und
Sch mirgelwerke.
Die chemische Industrie hat ebenso wie das Bekleidungs-
gewerbe den Hauptsitz in New York. In letzterem ragen daneben noch
Boston, Chicago und Cincinnati hervor. Seifen und Kerzen liefern
ebenfalls die beiden letztgenannten Städte; bedeutende Papierfabriken
gibt es im Staate Massachusetts; im Bücher-, Bunt-, Zeitungs- und
Steindruck steht wieder New York obenan.
Iv. Handel und Verkehr, i. Umfang und Bedeutung. Auch hier
hat sich der weit ausschauende Blick des Amerikaners überall be-
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Extrahierte Personennamen: Columbus Paterson Louis Edison Messi Louis Trenton_(New_Jersey Montgomery
Extrahierte Ortsnamen: Chicago Indianapolis Chicago Cincinnati Philadelphia Chicago Nordoststaaten San_Francisco Portland Oregon Chicago Massachusetts Boston Philadelphia Pittsburg Louisville Pittsburg Chicago Philadelphia Boston Cincinnati Omaha Mexiko Boston Philadelphia Pittsburg Chicago Blechwaren_New_York Pittsburg Chicago Alabama New_York Boston Chicago Cincinnati Bunt-