2
darunter eine große, schöne Gegend zu verstehen, die durch
natürliche Grenzen, wie Berge, Gewässer und Wälder, gleichsam
eingezäunt und von andern Gegenden abgesondert war. Hier aber,
wo die ersten Menschen Alles hatten, was ihr Herz wünschte, ver-
sündigten sie sich an Gott durch Ungehorsam; darum wur-
den sie des Aufenthalts im Garten Eden (dem Paradiese) ver-
lustig, und es blieb ihnen der Zugang zu demselben fortan ver-
schlossen. Während sie ohne große Mühe in dem von Gott ihnen
angewiesenen, sehr fruchtbaren Wohnplatze ihren Unterhalt fanden,
mußten sie nun im Schweiße ihres Angesichts ihr Brod essen.
Ueber die Lage des Paradieses ist von gelehrten Leuten Viel
geforscht und gestritten, aber Nichts weiter herausgebracht worden,
als daß es wahrscheinlich in den, vom kaspischen Meere süd-
lich gelegenen Landstrichen (am Flusse Euphrat nt Asien) befind-
lich gewesen sei. Die Menschen vermehrten sich nach und nach sehr,
und singen an, sich über die Erde zu verbreiten. Da sie sich aber
auf tausenderlei Weise an ihrem Schöpfer versündigten, so ließ Gott
eine große Wasserfluth kommen, durch welche das Menschenge-
schlecht bis auf den von Gott erwählten Noah vernichtet wurde.
Die Schöpfungstage.
1. Mos. Kap. 1.
Als todt und schweigend noch die Erde
In tiefer Nacht verhüllet lag,
Da sprach der Ewige: Es werde!
Da ward der erste Tag!
Er schwebte hernieder im röthlichen Schein,
Ihn weihten die Lieder der Himmlischen ein.
Gott sprach: — es flohen mit Getümmel
Die schwarzen Wasser von den Höh'n,
Hoch wölbte sich der blaue Himmel
Zur Veste rund und schön.
Hoch strahlet des Himmels entzückendes Blau,
Er sendet der Erde das Licht und den Thau.
Gott sprach: — Er hieß die Fluth entrollen,
Die Erde hob ihr Haupt empor,
Es rauschten Ströme, Bäche quollen
Aus Berg und Fels hervor.
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7
Da blickt der Herr aus seinen: Wolkensitze:
„So lang' die Erde steht durch meine Macht,
Soll wechseln Saat und Ernte, Frost und Hitze,
Der Sommer mit dem Winter, Tag und Nacht.
Drum will ich einen Bund mit euch errichten,
Jehovah soll euch Trost und Helfer sein,
Und keine Sündfluth soll die Welt vernichten,
Wenn eu're Sünden auch zum Himmel schrei'n.
Ein Bogen, der dem Himmel angehöre,
Und dessen Fuß ruh auf der Erde Grund,
Das sei der cw'ge Herold, der euch lehre:
Jehovah schloß mit euch den Gnadenbund."
Er spricht's. Die Erde ruht im heil'gen Schweigen,
Und Alle liegen betend auf den Knie'n.
Jetzt schau'n sie auf und seh'n das Friedenszeichen,
Den Regenbogen durch die Wolken zieh'n.
I- St.
3.
Ninus und Semiranns,
um 2000 vor Ehr.
Nach der Sündfluth vermehrten sich die Menschen wieder
außerordentlich schnell, jagten, fischten und trieben B i eh zuch t
und Ackerbau. Um sich das Leben zu erleichtern und zu
verschönern, ordneten sie sich nach und nach in kleinere Ge-
sellschaften, welche jedoch ohne Oberhaupt nicht bestehen
konnten. Man unterwarf sich daher einem verständigen oder-
mächtigen Manne, dessen Befehle Alle, der guten Ordnung we-
gen, befolgten. So entstanden Könige und zuerst kleinere,
dann größere Reiche. Das assyrische und babylonische
Reich, beide am Euphrat und Tigris gelegen, wurden nach
und nach mächtig und blühend.
Der Stifter des assyrischen Reiches, das in Westasieu
lag, war Assur, ein Sohn Sems.
In Assyrien herrschte etwa 2000, nach Andern schon um
2000 v. Ehr.,
Ninus,
welcher dieses Reich zu einem der mächtigsten Reiche Asiens erhob.
Die Hauptstadt darin war Ninive, die nach ihm benannt ist,
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11
dem Zanke ihrer Hirten aus Stolz oder Eigennutz Antheil ge-
nommen und sich selbst untereinander verfeindet.
Fast scheint es auch, als habe Lot den Anfang dazu machen
wollen; allein der friedliebende Abraham sprach zu ihm: „Lie-
der, laß nicht Zank sein zwischen mir und dir, denn
wir sind Gebrüder. Steht dir nicht alles Land vor
dir offen? Lieber, scheide dich von mir. Willst du
zur L ink en, so will ich zur Rechten, oder w illst du zur
Rechten, so will ich zur Linken." (1. Mos. 13, 8).
So edelmüthig handelte der ältere und mächtige Abraham
gegen den Sohn seines Bruders.
Lot gab der wasserreichen Gegend am Jordan, dem schönen
Thale Siddim *), wo damals die reichen Städte Sodom und
Gomorra lagen, den Vorzug, und wohnte von der Zeit an in
der Stadt Sodom.
Bemerkung. Abraham wird als der Stammvater der Jude^
bezeichnet. Seine Nachkommen hießen Israeliten, von Jacob, der
auch den Namen Israel (= Gottes Fürst) führte; Inden, von Juda,
einem der Söhne Jacobs; Hebräer, d. h. von jenseits (des Euphrats)
gekommene Fremdlinge, wurden sie von den Kanaaniten genannt. (Abra-
ham hieß bei ihnen Hebri, d. h. der Jenseitige).
5.
Isaaks Geburt und Opferung.
Die morgenländischen Hirten (Nomaden) wohnten gerne in
Zelten. Einmal, in der heißen Mittagsstunde, saß Abraham vor-
dem Eingänge seines Hirtenzeltes in dem Schatten eines Baumes.
Als er von ungefähr seine Augen aufhob, sah er drei unbe-
kannte Männer gegen sein Zelt herankommen. Er ging ihnen
sogleich eilends entgegen, neigte sich, nach morgen ländischer
Sitte, sehr tief und bat sie, bei ihm einzukehren und eine Er-
quickung anzunehmen. Die Männer folgten der freundlichen Ein-
ladung, und Abraham bewirthete sie auf das Beste; denn Sara,
sein Weib, mußte schnell Kuchen von dem feinsten Mehle backen;
Abraham aber eilte zur Heerde, suchte das schönste Kalb heraus
*) Siddim, ein sehr fruchtbares Thal, wird jetzt vom „todten Mee-
re" ausgesüllt. 1. Mos. 14, 8 ff.
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Extrahierte Personennamen: Abraham Abraham Abraham Jacob Isaaks Isaaks Abraham Abraham Abraham
Extrahierte Ortsnamen: Jordan Thale_Siddim Sodom Sodom Israel Gottes Juda
18
Aegypten zöge. Joseph beschenkte seine Brüder vor der Abreise
reichlich und schickte auch seinem Vater viel köstliches Gut zum
Gruß und Wagen zur Reise.
Mit den Worten: „Zanket nicht auf dem Wege!"
(1. Mos. 45, 24.) entließ er seine Brüder, welche ganz beglückt
der Heimath zueilteu, um dem guten alten Vater die frohe Bot-
schaft zu bringen: Joseph, dein Sohn, lebt! (1. Mos. 45, 24.)
Anfangs glaubte der Vater ihnen nicht. Als er aber die
Wagen sah und die Geschenke, welche sein Sohn ihm schickte, da
lebte er auf und sprach: „Ich habe genug, daß mein Sohn
Joseph noch lebt. Ich will hin und ihn sehen, ehe ich sterbe."
(1. Mos. 45, 28.)
Also zog Jacob mit seinen Kindern und Enkeln, sechsuud-
sechszig Seelen an der Zahl, und mit seiner ganzen Habe aus
Kanaan fort, daß er zu seinem Sohne nach Aegypten käme.
Dort erhielten sie das wasserreiche Land Gosen, wo sie ihr
Hirtenleben fortsetzten und zu einem zahlreichen Volke anwuchsen.
Joseph, der sein ganzes Leben hindurch glücklich und geehrt blieb,
erreichte ein Alter von 110 Jahren. Vor seinem Tode weissagte
er noch seinen Brüdern den Auszug ans Aegypten nach
Kanaan und befahl, seine Gebeine nach diesem gelobten Lande
mitzunehmen.
Verkauf Josephs von seinen Brüdern.
1. Mos. 37.
Armer Joseph, deine Brüder
Haben dich als Sclav verkauft!
Kehrest nicht zum Vater wieder,
Der im Schmerz sein Haar zerrauft.
Ach, gerecht sind deine Thranen!
Aus der Heimath nun verbannt,
Wirst du stets nach ihr dich sehnen,
Fern dort in Aegyptenland.
Wenn sich Bruderherzen trennen,
Neid die schönen Bande bricht,
Müssen sie das Wort nicht kennen,
Welches Jesus Christus spricht:
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Extrahierte Personennamen: Joseph Joseph Joseph Jacob Joseph Joseph Jesus_Christus
51
der berühmteste das Theseum ist, in welchem seine Thaten in
Gemälden vorgestellt waren. Auch wurden seine Gebeine, auf
Befehl des Orakels zu Delphi, später nach Athen gebracht und in
diesem herrlichen Tempel, von dem setzt noch Trümmer vorhan-
den sind, aufbewahrt.
Was leisteten die tapfern Helden,
Von denen uns die Lieder melden,
Die zu der Götter Glanz und Ruhm v
Erhob das blinde Heidenthum?
Sie reinigten von Ungeheuern
Die Welt in kühnen Abenteuern!
Theseus lebte im loten Jahrhunderte, und aus dieser Zeit
bringt uns die Geschichte noch keine zuverlässige Kunde. Wie
viel also Wahres an den Erzählungen ist, die wir aus früherer
Zeit haben, wissen wir nicht; doch vermögen wir wohl, das Wahre
vom Falschen, daß Mögliche vom Unmöglichen zu unterscheiden.
14.
König Priamus und seine Familie (1200 v. Ehr.).
Der trojanische Krieg (1194—1184 v. Ehr.).
Ein bemerkenswerthes Unternehmen der Griechen ist der tro-
janische Krieg. Troja war ein Reich in Kleinasien. Aus
der Halbinsel, welche den Namen Kleinasien führt, fand schon
seit den frühesten Zeiten ein Drängen und Treiben der verschiede-
nen Völker statt Die thätigsten unter denselben waren griechi-
scher Abkunft. Zn diesen gehörten auch die Trojaner. Ueber
die damals blühende Stadt Troja *) regierte zu jener Zeit der
König Priamus, dessen Sohn Paris den lacedämouischen Kö-
nig, Mene laus, dadurch beleidiget, hatte, daß er ihn: seine Ge-
*) Der Gründer der Stadt Troja war Teukrus, der älteste König
der Trojaner, von dem sie auch Teukrer hießen; von Dardanus,
dessen Nachfolger, Dardaner; von dessen Enkel, Troas, Troja-
ner; von dessen Sohne, Jlus, wurde die Stadt Jlium (Ilion) ge-
nannt. Auf Jlus folgte sein Sohn Laomedon und dann dessen
Sohn Priamus. Die Burg hieß Pergamus oder Pergamum,
und so wird auch die Stadt bisweilen genannt.
4 *
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54
ger zu benennen, der sich durch Größe und Körperkraft aus-
zeichnet.
Gleich der Fichte, die, vom Sturm zersplittert,
Niederstürzet in das hohle Thal —
Das Gebirg erbebt, der Grund erzittert
Unter ihrem lauten Donnerhall:
So stürzt in sein Schwert der Telamone
Und Sigeion wankt, es wankt der Wald;
Wehruf wogt durch's Heer im dumpfen Tone
Wie durch's Meer, das am Gestade schallt.
6. Diomedes,
Sohn des Tydeus, zeichnete sich in hohem Grade durch Tapfer-
keit aus, so daß er der Stolz der Griechen aber der Schrek-
ken der Trojaner war. Dabei besaß er eine solche Klugheit,
daß ihm selbst Nestor seine Hochschötzung wegen dieser Eigen-
schaft nicht versagte. Er war es vorzüglich, welcher des entmu-
thigten Agamemnon's Plan, die Eroberung Troja's endlich auszu-
geben, durch Muth und Standhaftigkeit zu verhindern wußte. Nach
Troja's Falle kehrte er glücklich nach Argos zurück. —
15.
Rector,
ein Sohn des Königs Priamus, war der Vornehmste unter den
trojanischen Helden. Er wurde von Achilles getödtet, an sei-
nen Wagen gebunden und um Trojas Mauern herumgeschleppt.
Muth, Tapferkeit, Keuschheit, Edelmnth und ein zartes Gefühl
zeichnete diesen Helden aus, dessen theuern Leichnam der Vater
aus dem Lager des Achilles nur erst nach vielen Bitten und nach
Zahlung eines bedeutenden Lösegeldes zurückerhielt.
Obgleich Trojas größter Held gefallen war, so blieb dennoch
die Stadt noch unerobert.
Endlich aber erdachten die Griechen eine List. Sie bauten
ein großes hölzernes Pferd, ließen eine Menge guter Krieger, un-
ter andern den Odysseus, Diomedes, Men ela us in den
hohlen Leib desselben schlüpfen und gingen zurück aus ihre Schiffe,
segelten auch wirklich zum Schein davon, gleich als ob sie die
Belagerung anfgeben wollten. Das Pferd aber ließen sie im La-
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23
Und ob der König auch den Mord befahl,
Er unterbleibet, und des Volkes Zahl
Vermehrt sich immer noch. — Des Königs Wort
Ruft fetzt fein ganzes Volk zum Kindermord:
„Die Knaben sollt ihr in dem Nil ertränken;
Den Töchtern nur will ich das Leben schenken.
Kirsch.
Moses Berufung.
2. Mos. 3.
Auf Morgenlandes Erde
Still hütend seine Heerde,
Sah Moses, bieder, fromm und gut,
Entbrennen eines Haines Gluth.
Und hörte göttlich tönen
Den Ruf zum Ewigschönen:
„Du sollst ein neues Volk erzieh'n —
Dazu ward dir die Kraft verlieh'n!"
Und sah, in tiefem Schweigen,
Die Helle Flamme steigen;
Ihm gab die himmelhohe Gluth
Zur großen Unternehmung Muth.
Wir seh'n ihn kämpfend siegen,
Die Thorheit unterliegen.
Der Gott in Moses hat's gethan!
Den Gott, den Gott, den betet an!
Müglich.
Moses empfängt die Gebote auf Sinai.
Moses, der Mann, einst der Hirtenknabe,
Den der Herr zu Israels Führer gemacht,
Stieg langsam durch die Nacht
Zum Berg empor am Wanderstabe.
Noch über ihm hob unbelaubt
Der Sinai sein Felsenhaupt;
Tief unten auf des Thales Grün
Lag fromm das Volk auf seinen Knie'n.
Und Jehovah, in schwarze Wolken gehüllt,
Fuhr hinab zu Sinais Spitze,
Umleuchtet vom Blitze,
Vom Donner umbrüllt.
Aber des Donners tausendfältiger Hall,
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56
Und den hohen Göttern zündet
Kalchas jetzt das Opfer an.
Pallas, die die Städte gründet
Und zertrümmert, ruft er an,
Und Neptun, der um die Länder
Seinen Wogengürtel schlingt,
Und den Zeus, den Schreckensender,
Der die Aegis grausend schwingt.
Aus gestritten, aus gerungen
Ist der lange schwere Streit,
Ausgefüllt der Kreis der Zeit,
Und die große Stadt bezwungen.
Atreus Sohn, der Fürst der Schaaren,
Uebersah der Völker Zahl,
Die mit ihm gezogen waren
Einst in das Skamander Thal,
Und des Kummers finstre Wolke
Zog sich um des Königs Blick:
Von dem hergeführten Volke
Bracht' er Wen'ge nur zurück.
Drum erhebe frohe Lieder,
Wer die Heimath wieder sieht,
Wem noch frisch das Leben blüht,
Denn nicht Alle kehren wieder.
Alle nicht, die wiederkehren,
Mögen sich des Heimzugs freun:
An den häuslichen Altären
Kann der Mord bereitet sein.
Mancher fiel durch Feindestücke,
Den die blut'ge Schlacht verfehlt!
Sprach's Ulyß mit Warnungsblicke,
Von Athenens Geist beseelt.
Glücklich, wenn der Gattin Treue
Rein und keusch das Haus bewahrt,
Denn das Weib ist falscher Art,
Und die Arge liebt das Neue.
Und des frisch erkämpften Weibes
Freut sich der Atrid und strickt
Um den Reiz des schönen Leibes
Seine Arme hochbeglückt.
Böses Wort muß untergehen,
Rache folgt der Frevelthat;
Denn gerecht in Himmelshöhen
Waltet des Chroniden Rath!
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57
Böses muß mit Bösem enden;
An dem frevelnden Geschlecht
Rächet Zeus das Gastesrecht,
Wägend mit gerechten Händen.
Wohl dem Glücklichen mag's ziemen,
Rufet Oileus tapfrer Sohn,
Die regierenden zu rühmen
Auf dem hohen Himmelsthron!
Ohne Wahl vertheilt die Gaben,
Ohne Billigkeit das Glück,
Denn Patroklus liegt begraben,
Und Thersites kommt zurück!
Weil das Glück aus feinen Tonnen
Die Geschicke blind zerstreut,
Freue sich und jauchze heut,
Wer des Lebens Loos gewonnen!
Ja, der Krieg verschlingt die Besten!
Ewig werde dein gedacht,
Bruder, bei der Griechen Festen,
Der ein Thurm war in der Schlacht.
Da der Griechen Schiffe brannten,
War in deinem Arm das Heil;
Doch dem Schlauen, Vielgewandten
Ward der schöne Preis zu Theil.
Friede deinen heil'gen Resten!
Nicht der Feind hat dich entrafft,
Ajax fiel durch Ajax Kraft;
Ach, der Zorn verderbt die Besten!
Dem Erzeuger jetzt, dem Großen,
Gießt Neoptolem des Wein's;
Unter allen ird'schen Loosen,
Hoher Vater, preis' ich dein's,
Von des Lebens Gütern allen
Ist der Ruhm das Höchste doch;
Wenn der Leib in Staub zerfallen,
Lebt der große Name noch.
Tapfrer, deines Ruhmes Schimmer
Wird unsterblich sein im Lied;
Denn das ird'sche Leben flieht,
Und die Todten dauern immer.
Weil des Leidens Stimmen schweigen
Von dem überwund'nen Mann,
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30
Trau' nicht auf deinen Tressenhut, noch auf die Troddel dran!
Ein großes Maul es auch nicht thut, das lern' vom langen Mann;
Und von dem kleinen lerne wohl,
Wie man mit Ehren fechten soll.
Claudius.
b. (ernster). Vergl. 1. Sam. Kap. 16 u. 17.
Einst thät ein mächt'ger Riese im heil'gen jüd'schen Land
Des Königs Volk erschrecken, ward Goliath genannt.
Er war gehüllt in Eisen, trug in der Hand 'nen Speer
Gleich einem Webebaume; — so kam er stolz daher.
Und sprach zum Volk im Hohne: „Ihr Juden, jung und alt,
Wer wagt's mit mir zu streiten? er komme nur recht bald."
Doch Keiner mochte wagen, den Zweikampf einzugeh'n;
Da ward dem König bange, sich so gehöhnt zu seh'n.
Es kam ein Hirtenknabe vor seinen hohen Thron,
Gewandt im Harfenspiele, und Jsai's jüngster Sohn;
War blond gelockt von Haaren, von Wangen roth und fein,
Und zart und weich von Seele, und sittig, keusch und rein.
Der Jüngling spricht zum König: „Erlaube mir den Streit!
Mich ärgert der Philister. Gott war mit mir bis heut'."
Drauf lächelt Saul bedenklich in seiner Leiden Gluth;
„Doch," spricht er, „magst du kämpfen! Gott stärke deinen Muth!"
Dann gibt er ihm die Lanze und auch ein Eisenhemd,
Und einen Kriegesmantel von Sammt, mit Gold verbrämt;
Doch David mocht' nicht tragen des Eisenpanzers Last,
Drum zog er aus die Zierden in seiner edlen Hast.
Und sucht im Hirtenkleide, mit Schleuder und mit Stab,
Sich in dem Bache Steine; dann eilt er kühn herab.
Da brummte der Philister: „Was willst du, kleiner Wicht?
Mit Stöcken schlägt man Hunde, doch einen Kriegsmann nicht!"
Und David schwingt die Schleuder, und sendet mit Gewalt
Den Stein ihm an's Gehirne, daß er danieder prallt. —
Der Riese stürzt zur Erde, wie eine Fichte fällt;
Die Juden auf den Bergen, die jauchzten, daß es gellt.
Der Knabe eilt zum Riesen und nimmt sein eigen Schwert,
Schlägt ihm das Haupt vom Rumpfe, daß ihm die Seel' entfährt.
Dann ging er zu den Seinen nach solchen Kampfes Roth,
Die ihm mit Lob empfingen. Er pries im Herzen Gott,
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Extrahierte Personennamen: Claudius Gluth David David David David Roth