der Aufmerksamkeit und des Nachdenkens. 11
lichen Maiabend in den Garten gehen, es ist wunder-
schön darin!
Kinder. Ach ja, liebes Väterchen, ja, ja, das ist
herrlich! (Alle spazierten nun in d^n Garten.)
Vater. Hier unter diesem blühenden Apfelbaume,
meine Lieben, setzt euch neben mich. Erst einige Monate sind
seitdem verflossen, als der Teich dort mit einer dicken Eis-
decke überlegt und die Erde hart, wie ein Stein, gefroren war.
August. Als wir hier mit dem Schlitten fuhren.
Karl. Ja, Vater, und wir den großen Schneemann
machten.
Vater. Als die Baume so kahl und trocken, wie
ein dürrer Besen, aussahen, und der eisige Nordwind mit
wildem Geheul in den nackten Baumwipfeln tobte. —
Stellt euch das unfreundliche Bild des öden Winters noch
einmal recht lebhaft vor, und vergleichet damit die gegen-
wärtige Pracht des Gartens und der ganzen lieben Natur;
besonders betrachtet hier unsern wahrhaft festlich geschmück-
ten Apfelbaum!
August. O seht nur, seine ungeheure Blüthenzahl!
Lotte. Ja, und dieser Blüthen Farbenpracht!
Louise. Ach, und wie duften sie?
Mutter. Seht nur, wie der liebe Baum immer
noch schöner wird! Die untergehende Sonne wirft ihre
letzten Strahlen auf ihn, und ist es, als wenn die ganze
zahllose Blüthenmenge in einem Goldmeere schwämme!
Lotte. Und jene Bäume sind auch so schön, Mutter.
Mutter. Ja, heute Abend können wir mit Recht
von unserm Garten sagen:
Ringsum grünen die Hecken,
Ringsum blühen die Bäume,
Ringsum zwitschern die Vögel,
Ringsum summet das Bienenvolk.
Vater. Horch, was ist das? (Man hörte cm liebli-
ches Flöten.)
Alle. Ah, da ist die liebe Nachtigall wieder!
Vuter. Sie sitzt dort in der Linde.
Louise. Ei, tausendmal willkommen, Freundinn
Nachtigall!
Lotte. O wie köstlich singt das liebe Vögelchen!
August. Ja, das klingt ein wenig angenehmer,
als wenn des Winters der kalte Nordwind oben in der
Linde pfeift. —
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: August August Louise Louise August
16
Gespräche zur Erweckung
Mubtev. Aber seht einmal nach jenem Hügel!
Louise. Ah, der liebe Mond geht auf!
B^er. Wie majestätisch er immer höher steigt!
August. Gleich können wir ihn ganz sehen. —
Lotte. Nun noch einen Schritt, mein freundlichermond.
Louisen. August. Jetzt, jetzt! ah, da ist er ganz!
Mutter. Nun seht einmal im Mondenscheine un-
sern schönen Apfelbaum!
Louise. Ach ja, jene Bäume sind auch so prachtvoll!
August. Ja, Alles ist heute Abend wunderschön!
Lotte. Darum lasst uns einmal den Vers singen:
„O wunderschön ist Gottes Erde!"
Alle Kinder. Ach ja, ja! (Sille gingen nun aus dem
Garten in's Haus zurück und sangen:)
O wunderschön ist Gottes Erde,
Und werth, darauf vergnügt zu sein!
Drum will ich, bis ich Enget werde,
Mich dieser schönen Erde freun!
Zweite Abtheilung.
Erzählungen
Erster Abschnitt.
- Erzählungen aus dem Leben zur Warnung und
Beförderung der Sittlichkeit.
1. Die ungezogenen Kinder.
2öenn Franz und Christian aus der Schule kamen,
so gingen sie nie still und ordentlich nach Hause, sondern
immer stürzten sie mit lautem Geschrei aus dem Schul-
hause heraus, wenn sie merkten, dass der Lehrer ihnen
nicht nachsähe. Kaum waren sie auf die Straße gekommen,
so jagten sie sich wild umher, und warfen einander mit
Erdklößen, oder auch wol gar mit Steinen. Hatte es ge-
regnet, so gingen sie nicht, wo es trocken war, sondern sie
wateten mitten durch die Pfützen hindurch und besprühten
einander mit dem schmutzigen Wasser. Wenn sie ein Huhn,
oder eine Ente, oder ein anderes Thier auf ihrem Wege
antrafen, so jagten sie es vor sich hin, warfen es mit
Steinen, und hatten eine boshafte Freude daran, das
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Louise August August Louise August Franz Franz Christian
und zur Beförderung der Sittlichkeit. 25
wollte die Mutter nicht zugeben, weil sie dadurch leicht
hätte angesteckt werden können. Weinend ging Wilhelminc
in ihre Kammer, zog sich hastig aus, und steckte aus Furcht
den Kopf unter das Deckbett. Von Zeit zu Zeit zog sie
ihn dann scheu hervor, um Luft zu schöpfen, und sich ängst-
lich in der Kammer umherzusehen. Auf einmal glaubte sie
an der Kammerthür eine lange weiße Gestalt zu erblicken.
Voller Schrecken zog sie sich das Deckbett über den Kopf,
und der Angstschweiß lief ihr von der Sstirn. Lange konnte
sie es in dieser Lage nicht aushalten; sie wagte es endlich
auf einen Augenblick, den Kopf hervorzuziehen, und siehe
da, die schreckliche weiße Gestalt stand nicht nur immer
noch an der Kammerthür, sondern bewegte sich auch. Jetzt
sing Wilhelmine laut an zu schreien, und in dem Augen-
blicke trat ihre Mutter in die Kammer. Aber Kind, was
ist dir denn! rief sie ihr zu; träumst du? oder wachest du?
Ach Mutter, Mutter! die weiße Gestalt! Ich glaube gar,
du siebst Gespenster, erwiederte die Mutter; ermuntre dich,
und fasse Muth. Was ängstiget dich denn? Es kam nun
heraus, dass Wilhelmine ein weißes Handtuch, welches
an der Kammerthür hing, und worauf der Mond schien,
für eine weiße Gestalt gehalten hatte. Die Mutter hatte
an der Kammerthür gehorcht, ob Wilhelmine schliefe, und
indem sie die Thür öffnete, hatte sich das Handtuch be-
wegt. Wilhelmine schämte sich ihrer kindischen Furchtsam-
keit, und sah seit dieser Zeit nie wieder Gespenster.
Furcht ist beständig bei Unwissenheit und Aberglau-
den. Weish. 17, 6. 12. 13.
Trau auf Gott und fasse Muth;
Blinde Furcht thut niemals gut.
12. Das neugierige Mädchen.
Margarethe war als ein höchst,neugieriges Mädchen
bekannt, und schon oft hatten ihre Ältern sie wegen ihrer
thörigten Neugierde bestraft. Sobald sie nur das geringste
Geräusch auf der Straße hörte, lief sie an das Fenster, um
zu sehen, was es gäbe; und eines Tages machte die heftige
Neugierde sie so vlind, dass sie mit dem Kopfe gegen die
Fensterscheiben fuhr, und sich sehr beschädigte, indem sie
nicht einmal bemerkt hatte, dass das Fenster zugemacht war.
Nicht selten verlor sie auf der Straße ihr Strickzeug, oder
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
religiöser und tugendhafter Gefmmmgeu.
sie hat gerade das Stück mit meinem Namen hineingesetzt.
— Die Unglückliche wurde sogleich eingezogen, konnte den
Kindermord nicht leugnen, und — ward mit dem Tode
bestraft. —
Ferner: Ein ziemlich alter Schmied, der eine junge
Frau hatte, lag wol ein halbes Jahr krank und starb. Die
Wittwe heirathete bald darauf ihren Gesellen wieder, und
kein Mensch dachte an etwas Arges. —Zwanzig Jahre
waren nach dieser Zeit verflossen, und was sich nun offen-
barte, hatte kein Mensch vermuthet. Der Todtengräber
hatte ein neues Grab gemacht und einen Todtenkopf mit
ausgegraben, den er aber nicht weiter beachtete. Tag's
darauf sieht er den Todtenkopf wackeln. Er hebt ihn auf
und findet, dass eine hineingekrochene Kröte an der Bewe-
gung Ursache fist. Zugleich aber wird er auch gewahr,
dass oben im Kopfe ein großer eiserner Nagel steckt.
Er besorgt, dass dieser Mensch einstens ermordet worden
sei; geht nach Hause und schlägt in seinem Grabbuche
nach, und findet, dass an diefer Stelle jener alte Schmied
begraben worden ist. Er trägt den Todtenkopf zum Bürger-
melster. Dieser lässt die, von den: Schmied nachgelassene
Frau kommen, redet ihr ernstlich zu, und hält ihr den Hirn-
schädel mit dem Nagel vor.— Sie kann es nicht leugnen, dass
sie mit Hülfe des ehemaligen Gesellen — ihres jetzigen Man-
nes — den Nagel hineingeschlagen und so den Alten ermor-
det habe. — Sie und ihr Mordgehülfe wurden beide hin-
gerichtet. Also nach zwanzig Jahren brachte eine Kröte
einen begangenen Mord aus. — O wie wunderbar
sind die Fügungen unsers großen Gottes! —
* *
%
Ach, welch ein schreckliches Gericht erwartet jenseit
des Grabes den Todtschläger! — Denn wisse, du gott-
loser Bösewicht: Auferstehen wird sammt dir einst der
Gemordete; dem du seine Lebensfreuden, ja sein köst-
lichstes irdisches Gut selbst, sein Leben raubtest. Dort
oben wird er dir entgegen treten, wird dich beim Welten-
richter anklagen, und dein Urtheil wird lauteil: „Wir
wissen, dass ein Todtschläger nicht hat das ewige
Leben bei ihm bleibend!" Und die Gefilde der Un-
endlichkeit werden eö laut und fürchterlich wiederhallen. —
O wehe, wehe dem, dem dieser Donner dort in's Ohr
rollt! -
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
112
Allgemeine Erdbeschreibung.
die tiefsten Bergwerke nicht über 1800 Fuß in dieselbe
eindringen; vermuthlich besteht dasselbe aus einem festen
Gestein. Nur das, was in geringer Tiefe der Erde sich
befindet, und was auf der Oberfläche derselben ist und
vorgeht, können wir kennen lernen.
Die Oberfläche der Erde nun besteht theils aus
trocknein festen Lande, theils aus Wasser. Beinahe
zwei Dritttheile der Erdoberfläche sind mit Wasser, den
großen Weltmeeren, bedeckt, welche meistens sehr lang,
breit und tief sind.
11) Bon dem festen Lande. Die großen zu-
sammenhängenden Landflächen heißen festes Land. Das
feste Land der Erde hat man in fünf große Theile einge-
theilt, welche Erd theile genannt werden. Jeder Erdtheil
hat einen besondern Namen. Der kleinste derselben, wel-
cher auf der östlichen Halbkugel oben liegt, heißt Europa,
und zu diesem gehört das Land, in welchem wir wohnen.
Deshalb können wir uns auch Europäer nennen. Auf
eben dieser Halbkugel, gerade unter Europa, liegt noch
ein Erdtheil, welcher Afrika heißt; und der Erdtheil,
welcher an der rechten Seite von Europa noch auf dieser
Halbkugel liegt, heißt Asien. Auf der westlichen Halb-
kugel liegt ein langes Land, welches Amerika genannt
wird. Endlich liegt noch ein Theil des festen Landes auf
der östlichen Halbkugel unter Asien, und auf der westlichen
Halbkugel im stillen Meere; dieser heißt Austral!en oder
auch Südindien.
Europa, Asien und Afrika waren schon früher be-
kannt; Amerika und Australien wurden weit später ent-
deckt. Man nennt deshalb jene drei Erdtheile wol die
alte, und diese beiden die neue Wá
Auf dem festen Lande wechseln B erge, Thäler und
Ebenen mit einander ab. Manche Ebenen sind sehr
fruchtbar, andere nicht; und können deshalb an letzter»
Orten so wenig Menschen als Thiere leben. Solche gänz-
lich unfruchtbare Gegenden werden gewöhnlich Wüsten
genannt. Z. B. die Wüste Sahara in Afrika, welche
600 Meilen lang und 200 Meilen breit ist; die Wüsten in
Asien, z. B. Gobi oder Sch amo. Die niedrigen, meistens
schmalen Landstriche zwischen Bergen und Gebirgen, heißen
Thäler, welche gewöhnlich sehr fruchtbar sind. Ganz
schmale Vertiefungen aber zwischen einzelnen Bergen nennt
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Afrika Europa Asien Amerika Asien Europa Asien Afrika Amerika Afrika Asien
72 Erzählungen aus dem Leben zur Erweckung
rch nun davon das Brot, und die Aussaat, und die herr-
schaftlichen Abgaben abrechne, so könnte ich doch wol,
wenn es sonst der liebe Gott segnet, 16 bis 18 Thaler in
den Beutel bekommen. — Dieses sagte der glückliche Land-
mann mit solcher Fröhlichkeit, dass Fielding darüber sehr
verwundert und begierig wurde, den Mann näher kennen
zu lernen. Er ging mit bis an des Landmanns Haus.
Da sprangen ihm zwei Kinder barfuß, aber gesund und
fröhlich, entgegen, und riefen: Vater! hast du uns Erd-
nüsschen mitgebracht? — Die ganze Tasche voll, antwor-
tete er. Da waren die Kinder voll Freude, liefen hinein
zur Muttermund riefen: Mutter, weißt du etwas Neues?
der Vater ist da, und hat uns Erdnüsschen mitgebracht,
Erdnüsschen, eine ganze Tasche voll! Da kam ihm seine
Frau mit fröhlichem Gesichte entgegen und sagte: Kommst
du, lieber Mann? es ist dir gewiss recht sauer geworden.
Die Sonne hat sehr gestochen. Geh hinein und iss; ich
will dein Pferd in den Stall bringen; Heu habe ich ihm
schon aufgesteckt. Aber der Mann ließ es nicht zu, son-
dern führte sein Pferd selbst in den Stall und schirrte es
ab. Dann ging er nach der Stube zu, und fragte Herrn
Fielding, ob er wolle sein Gast sein? —
Fielding nahm die Einladung an. Er musste sich
bücken, als er zur Stubenthür einging, so niedrig war sie.
Die Stube selbst war seit des Besitzers Hochzeittage nicht
geweißt worden; sie hatte zwei niedrige Fenster mit dun-
keln Scheiben, wovon zwei ausgestoßen und die dadurch
verursachten Öffnungen mit Papier, von Tabackstuten, ver-
klebt waren. Statt eines Sopha's stand eine hölzerne
Bank da, auf die sich nach Tische insgemein der Hausherr
zu legen und eine Pfeife- Taback zu rauchen pflegte. Alle
übrigen Möbeln in der Stube waren ebenfalls von gerin-
gem Werthe und sehr einfach.
Der Tisch war mit einem reinen, saubern, blau und
weiß gestreiften, Tuche bedeckt, und mit einer irdenen
Schale voll Milch, in welche Brot gebrockt war, etlichen
hölzernen Tellern und hölzernen Löffeln, einem Stücke
Butter, einigen Käsen und einem schwarzen Brote, wol
zwanzig Pfund schwer, besetzt.
Komm, lieber Balzer, setz' dich, sagte die freundliche
und reinliche Frau, lass dir es gut schmecken, du hast heute
einen sauern Tag gehabt. Und er setzte sich und neben ihn
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
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religiöser und tugendhafter Gesinnungen. 73
Fielding, dem man einen blechernen Löffel anbot, um
mit zu essen. Er nahm ihn zitternd; denn sein Lebtage
hatte er noch keinen blechernen Löffel in Händen gehabt,
tunkte ihn in die Schaale und konnte sich kaum entschließen,
ihn in den Mund zu nehmen. Da er aber sah, wie gut es
Allen schmeckte, versuchte er es doch, und es schmeckte ihm
auch gut. Der Ackermann und seine Familie schienen wäh-
rend des Essens vergnügter, als die reichsten Leute zu sein.
Fielding saß in tiefen Gedanken über Alles, was er
da sah und sagte endlich zu seinem Wirthe: Lieber Freund,
er scheint recht glücklich zu sein! — Das bin ich auch,
sagte dieser. Ich bin gesund, habe ein gutes Gewissen,
habe Brot, Milch, Butter und Käse; meine Frau und
Kinder haben mich lieb. Sollte ich mich nun nicht für
glücklich halten? —
Fielding ging gleichsam beschämt fort, dankte herzlich
für die genossene Mahlzeit, und dachte bei sich selbst: Bin
ich nicht ein rechter Thor, dass ich glaubte, ich müsste so
viel haben, um glücklich zu sein? — Dieser Mann hatte
ja von dem allen nichts, was ich wünsche, und war doch
so glücklich, so fröhlich, als ich vielleicht nie werde. Du
willst heute anfangen glücklich zu leben, willst das Wenige,
was du hast, genießen; damit zufrieden sein, und dich
nicht grämen über das, was dir fehlt. — Er that es
und war glücklich, ob er gleich noch nichts mehr hatte, als
den Tag vorher.
Was frag ich viel nach Geld und Gut,
Wenn ich zufrieden bin;
Giebt Gott mir nur gesundes Blut,
So hab' ich frohen Sinn;
Und sing' aus dankbarem Gemüth
Mein Morgen- und mein Abendlied.
23. Liebet eure Feinde, segnet die euch fluchen; —
der Menschenfreund kennt dieses Gebot und übt's!
(§in Schlachter aus Kassel, Namens Schnell, ging aus,
um Vieh einzukaufen. Nnterweges begegnete ihm ein
Mann, der ihn um ein Almosen bat. Schnell, gern hierzu
bereit, wandte sich um, damit jener das viele Geld nicht
iehen möchte, das er bei sich hatte, und suchte einige Stücke
hervor; plötzlich aber schlug der Bettler ihn mit einem
knotigen Stocke so heftig auf den Kopf, dass er betäubt
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
7 4 Erzählungen aus dem Leben zur Erweckung
zu Boden stürzte. Sogleich fiel der Thäter über ihn her,
um ihm das Geld abzunehmen. Allein des Schlachters
beiden Hunde ergriffen ihn wüthend und schleppten ihn,
schrecklich zugerichtet, in einen nahen Sumpf. Sodann
kehrten sie zu ihrem Herrn zurück, und beleckten ihm das
Gesicht so lange, bis er aus der Ohnmacht erwachte. Nach-
dem er völlig wieder zu sich gekommen war, sein Geld noch
vorfand, und seinen Weg fortsetzen wollte, hörte er in der
Nähe ein ängstliches Wimmern. Er ging dem Blute nach
und sah, dass seine Hunde sich wieder mit jenem Elenden
herum zerreten. Sogleich sprang Schnell in den Sumpf,
jagte die Hunde fort, und zog den übel zugerichteten Thä-
ter auf das Trockene! und nun erst fragte -er ihn um jene
mörderische That. Die äußerste Noth, entschuldigte sich
dieser, trieb mich zu dieser Handlung. Der Mitleidigen
giebt es wenige, und meistens werde ich mit Spott und
Verachtung zurückgewiesen. — Der Schlachter antwortete
ihm: Ich könnte dich mit Recht dem Gerichte, als einen
Mörder, überliefern, ich will es aber nicht thun. Da,
nimm das für deine Wunden, welche dir meine Hunde
gemacht haben, und gehe deines Weges, — Mit diesen
Worten gab Schnell seinem Mörder einige Thaler und
verließ ihn mit dem edlen Bewusstsein, das Gebot erfüllt
zu haben: Thut wohl denen, die euch beleidigen!
24. Der Gerechte erbarmt sich auch seines
Viehes!
(As ist unglaublich, wie grausam oft Thiere, sowohl von
Kindern als auch von Erwachsenen, gequält werden. Da
der Vater der Liebe aber geboten hat, dass die Menschen
auch gerecht gegen die Thiere sein sollen, so
werden solche rohe und gefühllose Böscwichte, die Thiere
unbarmherzig behandeln, gewöhnlich von der Obrigkeit
bestraft.
In der Stadt Abo, vormals Hauptstadt in Finnland,
ward vor einigen Jahren ein Hund übergefahren, und das
arme sterbende Thier kroch zu' der Thür eines Lederhänd-
lers hin. Der fünfzehnjährige Sohn dieses Mannes, ein
gefühlloser unbarmherziger Bube, war so grausam, dass er
das leidende Thier erst mit Steinen warf, und ihm dar-
auf einen Tops mit kochendem Wasser über den Leib goss.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Allgemeine Erdbeschreibung. 119
der Engländer Eduard Bright dienen, welcher 1750
starb, 909 Pfund wog, und so dick war, daß sich sieben
erwachsene Männer in seine Weste knöpfen konnten.
In Hinsicht der Farbe und Gesichtsbildung ist
die Verschiedenheit der Menschen noch größer. Hiernach
werden fünf Menschenstamme unterschieden; als:
») Der weiße oder kaukasische Stamm, er heißt
deshalb so, weil er vom Gebirge Kaukasus herstammen
soll, mit weißer Hautfarbe, rothen Wangen, erhabener
Stirn, und schlichten oder lockigen, blonden oder braunen
Haaren. Diese Menschen wohnen am häufigsten in Europa,
West- und Südasicn und Nordafrika.
fo) Der gelbe oder mongolische Stamm mit gel-
der Farbe, plattem Gesichte, hervorstehenden Backenknochen,
eng und schief gespaltenen Augen und schwarzen, straffen
Haaren. Zu diesen gehören die sämmtlichen übrigen Be-
wohner Asiens; in Europa die Samojeden, Lappen und
Finnen; und in Amerika die Eskimos.
e) Der braune oder malayische Stamm mit
schwärzlich-brauner Farbe, hoher Stirn, breiter Nase, groß-
ßem Munde und schwarzen, lockigen, dichten, weichen
Haaren. Derselbe findet sich auf der Halbinsel Malacca
(in Hinter-Indien), den südasiatischen und australischen
Inseln und auf vielen Inseln der Südsee.
d) Der schwarze oder Neg er-Stamm mit schwarzer
Farbe, runder Stirn, breiter, dicker Nase, dicken ausge-
worfenen Lippen und wolligen, krausen Haaren. Man
findet diesen Menschenstamm in Süd- und Mittelafrika
und Australien; auch in Amerika leben viele Neger.
e) Der rothe oder amerikanische Stamm mit.
braunrother Farbe, niedriger Stirn, tiefliegenden Augen,
kleiner Nase, breitem Gesichte und schwarzen, straffen und
dünnen Haaren. Zu diesem Stamme gehören die meisten
Urbewohner Amerika's. (Die Rothhäute.)
Auch in Ansehung ihrer Lebensart weichen die ver-
schiedenen Völker mehr oder weniger von einander ab.
Einige nämlich, welche man wilde Völker nennt, treffen
gar keine Veranstaltung, um ihres Lebensunterhaltes sicher
zu sein. Sie säen und pflanzen nicht, und sorgen über-
haupt gar nicht für die Zukunft, sondern gehen nur dann
auf Nahrung aus, wenn der Hunger sie dazu treibt. Ihre
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Eduard_Bright Eduard
Extrahierte Ortsnamen: Europa Nordafrika Asiens Europa Amerika Malacca Hinter-Indien Süd- Australien Amerika
80 Poetische Erzählungen.
„So dacht’ ich, liebster Sohn! so sucht’ ich auch zu leben.
„Und dieses Glück kannst du, mit Gott, dir selber geben.
„Vergiss es nicht, das wahre Glück allein
„Ist, ein rechtschaffner Mann zu sein.ic
6- Wie man9* treibt, so gehvs.
Hans war im Kinderrocke schon
Ein ungezog’ner Knabe.
Keck sprach er allen Menschen Hohn:
Das war so seine Gabe.
Mit seiner Kraft wuchs auch sein Muth
Sein Ungestüm, sein Toben,
Kein Nachbar war dem Buben gut,
Kein Lehrer konnt’ ihn loben.
Er sprang, er lief und kletterte
Hoch über Mau’r und Hecken:
Oft schrie die Mutter Ach und Weh!
Und sah es an mit Schrecken.
Kein Graben war für ihn zu breit,
Er musst’ hinüber springen,
Doch wollte die Verwegenheit
Nicht immer recht gelingen.
Sah er des Vaters Ross im Stall,
Husch, war der Junge droben;
Und dann ging’s über Berg und Thal,
Dass Kies und Funken stoben.
Das Sitzen war nun gar sein Tod,
Das Lernen seine Plage;
Die Lehrer hatten ihre Noth,
Und führten bittere Klage.
Beim Schreiben hatt’ er selten Ruh ;
Ihn schreckten die Vocabeln;
Kaum hört’ er noch geduldig zu
Der Amme Wunderfabeln.
Nun wuchs der Bursche so heran
Im zügellosen Wesen;
Der Bart verkündigte den Manu,
Doch konnt’ der Mann kaum lesen.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
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