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1. Die neuere Zeit - S. 337

1872 - Paderborn : Schöningh
— 337 — lungen schuf und in seinen Bildern in der Ludwigskirche zu München die christlichen Ideen von der Erschaffung der Welt bis zum jüngsten Gericht in einer tief durchdachten Schilderung darstellte, ihren hervorragendsten Vertreter. Unter seinen Schülern steht Wilh. v. Kaulbach, welcher in der Hunnen schiacht und in andern Fresken im Treppenhause des Berliner Museums lebensvolle Formschönheit mit grossartiger Com-position verband, oben an. Von den französischen Malern zeichnete sich besonders Horace Vernet (f 1863) durch seine Schilderung afrikanischer Kämpfe, Paul Delaroche durch psychologisch feine Charakteristik seiner Gestalten, Gustav Dore durch seine Darstellung biblischer Scenen aus. b) Die Bildhauerkunst, welche mehr als jede andere Kunst auf die unübertroffene Einfachheit und den reinen Adel der Antike hingewiesen ist, erhielt durch die Steigerung des nationalen Bewusstseins ein neues Leben. Der Venetianer Canova (f 1822) zeigte in seinen Gestalten eine der Antike abgelauschte Anmuth. Der Däne Thorwald-sen (t 1844) brachte in seinem Fries des Alexanderzuges in der Villa Sommariva am Comersee den griechischen Reliefstiel in seiner ganzen Reinheit wieder zur Geltung. Schwanthaler (f 1848) verband in seinem Colossalbilde der Bavaria zu München, Rauch (t 1857) in seinem Standbilde Friedrichs d. Gr. zu Berlin und sein Schüler Rietschel in seiner Schiller- und Göthestatue zu Weimar echt plastischen Stil mit glücklicher Ausführung des Einzelnen. Ein trefflicher Bildner religiöser Gruppen ist der Münsterländer Wilh. Achtermann zu Rom. Zur Hebung der Plastik und Malerei trug insbesondere der Kunstsinn der Könige Ludwig von Baiern und Friedrich Wilhelm Iv. von Preussen, welche ihre Hauptstädte mit den herrlichsten Kunstschöpfungen bereicherten, sehr viel bei. Auch mancherlei Erfindungen, wie die des Steindrucks durch Senefelder, des Stahlstichs, der Photographie gewährten der Kunst eine mächtige Unterstützung. c) In der Musik erreichte Ludwig van Beethoven (f 1827), ein Schüler Haydns, durch seine einen unerschöpflichen Reichthum der Melodie ausströmenden Symphonien eine bisher unerreichte Höhe. Nächst ihm sind die bedeutendsten Tonkünstler der Neuzeit Karl Maria von Weber (f 1826), welcher in seinen Opern das phantastische Element der Romantik entfaltete, Felix Mendelss ohn-Bartholdy (f 1847), welcher in seinem Oratorium Paulus Ernst und Fülle des Tons vereinigte und Richard Wagner, welcher im „Tannhäuser“ und „Lohengrin“ einen grossartigen Versuch machte die tiefsinnigen Sagen der Vorzeit mit den Beizen der Tonkunst auszustatten. d) Handel und Verkehr gewannen in der neuesten Zeit besonders durch die Entdeckung und Anwendung der Dampfkraft eine früher nicht geahnte Ausdehnung. Der Amerikaner Robert Fulton erfand 1808 das Dampfschiff, der Engländer Georg Stephens on 1814 die flocomotive. Eisenbahnen durchschneiden fast alle Theile der gebildeten

2. Die neuere Zeit - S. 108

1872 - Paderborn : Schöningh
— 108 Louvre verwandte, bei dem Mangel eines schöpferischen Talentes keine wesentliche Förderung. Doch bildete sich besonders in der Ausschmückung der Innenräume der unter dem Namen Rococco bekannte Stil aus, welcher mit seinen Schnörkeln und Verzierungen so recht eigentlich der Abglanz des üppigen, bis zur Ueberladung genusssüchtigen Hoflebens jener Zeit ist. Der Schöpfer schöner künstlicher Gartenanlagen wurde Le Notre. d) Der Hol. Der Sammelpunkt all dieses Glanzes war Versailles, wo Ludwig mit ungeheuren Kosten (90 Mill. Livres) aus einem kleinen Jagdhause ein Schloss von märchenhafter Pracht geschaffen hatte. Das Vorbild des ganzen Hofes war der König selbst. Obwohl er nur eine mangelhafte Jugendbildung genossen hatte, so zeigte er doch in allen Regierungsgeschäften viel natürlichen Verstand und angeborenes Geschick. Voll körperlicher Kraft und Schönheit, voll Hoheit in seinem ganzen Wesen übte er auf Alle eine zauberische Macht aus. Mit grosser Genusssucht paarte er eine grössere Thätigkeit. Die Hofetiquette war in mehr als spanischer Weise auf das Genaueste vorgeschrieben. Aber alle diese glänzenden Außenseiten verdeckten nur schlecht den Mangel an Sittlichkeit in den prunkenden Hoftesten und in dem Privatleben des Königs. In der letzten Zeit seiner Regierung war neben dem Könige die Frau von Maintenon, die Wittwe des komischen Dichters Scarron, mit der er sich später auch vermählte, die Hauptperson bei Hofe. Ihrem Einflüsse sind manche wohlthätige Stiftungen (St. Gyr) und die spätere sittlichere Haltung des Hofes zuzuschreiben. In seinem Familienleben war der König nicht sehr glücklich; sein Sohn, der Dauphin Ludwig, den Fenelon sorgfältig erzogen, starb früh. Von allen seinen Nachkommen überlebte ihn nur sein Urenkel, der spätere Ludwig Xv. Die bedeutende Machtentfaltung Ludwigs Xiv. wurde bei seiner grossen Eroberungslust auch für die Nachbarstaaten gefahrdrohend. Namentlich würde das deutsche Reich, schwach und ohnmächtig, wie es nach dem dreissigjährigen Kriege war, eine leichte Beute Frankreichs geworden sein, wenn nicht auch die übrigen Staaten, um die Aufrechthaltung des europäischen

3. Die neuere Zeit - S. 200

1872 - Paderborn : Schöningh
— 200 — der gemüthvolle Claudius, der Wandsbecker Bote, anschlossen, gründeten den sogenannten Hainbund (1772), welcher sich dem französischen Wesen gegenüber die Pflege vaterländischer Gesinnung zur Aufgabe stellte. Schon begann unter Göthe und Schiller eine neue Blütezeit der deutschen Dichtkunst. 3. Die Künste. a) Die Malerei sank von der Höhe, welche sie im 16. Jahrhundert in Italien eingenommen hatte, allmählich wieder herab. Jedoch wusste der Spanier Murillo (f 1682) noch die ganze Höhe der alten Meister zu erreichen. Seine Madonnen, von weissen Gewändern umwallt, von Himmelslicht umflossen und mit sehnsüchtig aufwärts gekehrtem Blicke, athmen eine unnachahmliche andachtsvolle Inbrunst. b) Die Musik. Die neuere kirchliche Musik, welche zuerst in Italien durch Palästrina (t 1594) ausgebildet wurde, entwickelte Sebastian Bach (t 1750), Cantor der Thomasschule zu Leipzig, zu einer unübertroffenen Vollendung. Auch die übrigen bedeutenden Tonkünstler dieser Zeit waren Deutsche. Händel (t 1759) schuf während seines Aufenthaltes in England seine gewaltigen Oratorien „Messias,“ „Judas Maccabäus“ u. a. Wenige Jahrzehnte später schrieb Haydn (f 1808) seine anmuthvollen Oratorien , „die Schöpfung“ und „die Jahreszeiten.“ In der Composition von Operntexten zeichnete sich Gluck aus, dessen „Orpheus und Eurydice“ und „Iphigenie auf Tauris 6 besonders in Paris grosse Anerkennung fanden, während in Wien Wolfgang Amadäus Mozart (f 1796) in der üppigen Tonfülle seiner Opern „die Entführung aus dem Serail,“ „Figaro,“ „Don Juan,“ „Zauberflöte“ deutsche Gemüthstiefe mit südländischer Gluth der Leidenschaft paarte. Dritte Iperiode. Von der französischen Revolution 1789 bis auf die Gegenwart. Erster Abschnitt. Die Revolution und das erste französische Kaiserreich, 1789-1815.*) §. 50. Die französische Revolution, nächst der grossen Kirchentrennung das folgenschwerste Ereigniss der neueren Geschichte, hatte hauptsächlich folgende Ursachen: *) Histoire de la revol. frany. par Thiers 6 voll. 13me Ed. 1865. par Mignet 1865. Dahlmann, Gesch. der franz. Revolution

4. Die neuere Zeit - S. 338

1872 - Paderborn : Schöningh
— 338 — Welt. Der von Gauss 1833 erfundene, von dem Amerikaner Morse 1844 verbesserte elektro-magnetische Telegraph trägt das Wort fast mit Gedankenschnelle selbst durch die Tiefen des Meeres von einem Ende der Erde zum andern. Grossartige Weltausstellungen zu London (1851) und zu Paris (1867) zeigten der erstaunten Menschheit die riesigen Fortschritte der Gewerbthätigkeit. Der von dem französischen Consul von Lesseps 1869 angelegte Canal von Suez und die Bahn über den Mont Cenis sind Schöpfungen, welche alle Wunderwerke der Vorzeit tief in Schatten stellen. 1

5. Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 108

1918 - Paderborn : Schöningh
108 Das deutsche Reich bis zum Ende des Interregnums. tauben selten und bei festlichen Gelegenheiten Verrvenbung. Die Rume heizte entroeber ein ummauerter Kamin ober ein eiserner Ofen, in den vom Flur aus Holz mittels einer Ofengabel geschoben mrbe; in einzelnen Gegenben waren die Zimmer auch mit fen aus Lehm, die mit Kacheln bekleibet wrben, ausgestattet. Die kahlen Wnbe des Saales verhngte man mit Teppichen, die mit Stickereien der Ritterfrauen geziert waren. Auf manchen Burgen herrschte ein reger Verkehr. Frembe Ritter, Geistliche und Pilger, auch angesehene Kaufleute fanben auf ihren Reisen gastliche Ausnahme in den Schlssern der begterten Ritter und Fürsten, Nach der Veenbigung des Tagewerks, der Sorge fr die Haus- und Lanbwirlschafl, wibmeten sich der Hausherr und sein Gemahl" der Unterhaltung ihrer Gste. Das alte Brettspiel und das aus dem Morgenlanbe eingefhrte Schachspiel waren dazu sehr beliebt. Auch reigenartige, von Gesang begleitete Tnze dienten zur Kurzweil. Lauten-unb Harsenspiel wrben gepflegt, und nicht selten erfreuten fahrenbe Snger Gste und Gastgeber durch den Vortrag ihrer Lieber. Eine befonbere Freube machte den Rittern die Iagb, die gleichzeitig wirtschaftlichen Zwecken biente. Auch manche Ritterfrauen nahmen an ihr teil. Man hetzte die Tiere mit Hunben und erlegte sie mit dem Speere, ober der Jger sanbte dem enteilenben Wilb den tobbringertben Pfeil nach. Den Vgeln stellte man mit den zur Beize abgerichteten Falken nach. Auch fiel mancher Vogel den Schlingen in den Dohnen fliegen zum Opfer, obfchon das Fangen mit Garn und Fallen nicht fr fein gehalten wrbe. Die Ausbung des eblen Weibwerks wrbe mit der Zeit ein Vorrecht der Groen des Reiches. Selbst der niebere Abel hatte nur feiten Anteil an der hohen Iagb. Der Bauer wrbe ganz von ihr ausgeschlossen. Doch galt es als Pflicht der Herren, die Saaten bei der Iagb zu schonen und durch Abschieen allzu groer Wilbbestnbe den Bauer vor bermigem Wilbschaben zu bewahren. Die Bewaffnung der Ritter, in den Einzelheiten je nach Zeiten und Lnbern recht verschieben, bestanb aus Angriffs- und Schutzwaffen. Jene waren Lanze und Schwert; dem Schutze bienten Schilb und Rstung, Harnisch genannt. Der hlzerne Schilb war anfangs runb und mit einem Metallranb und hohem Buckel versehen, oft mit dem Wappen des Eigentmers bemalt. Der Ritter trug ihn an einem Riemen der der rechten Schulter und regierte ihn mit feinem linken Arm mittels eines Riemengeflechts an der Rckfeite des Schilbes, Als die Rstung den Krper mehr als anfangs schtzte, wrbe der Schilb kleiner und erhielt die Form eines Dreiecks mit abgerunbeten Rnbern; schlielich bebienten sich die Ritter feiner nicht mehr. Der Harnisch beckte den ganzen Krper. Dazu gehrte auch der Helm, der in feiner vollenbeten Ausbilbung mit einem aufklappbaren Visier (Gesichtsmaske) und dem Kinnschutz versehen war. Die Panzer -jacke, die Brust und Unterleib beckte, mar in der ltesten-Zeit aus Leber gefertigt und mit aufgenhten Ringen besetzt; man nannte sie Brnne. Ebenso waren die Hosen hergestellt, welche die Beine

6. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Dreißigjährigen Krieges bis 1815 - S. 132

1907 - Paderborn : Schöningh
132 Friedrich Ii. der den preuischen Staat unter seinem Vater. die nur anderen zur Last liegen, gesubert, und jene unglcklichen Menschen, die wir nur mit Ekel und Mitleid ansehen, und welche die Natur sties-mtterlich behandelt hat, fanden Aufnahme in den ffentlichen Krankenhusern. Whrend diese Vernderungen vorgenommen wurden, verschwanden Luxus, Prunksucht und Vergngungen; der Geist der Sparsamkeit ver-breitete sich der alle Stnde, bei Reichen wie bei Armen. Unter den vorigen Regierungen verkauften viele Adlige ihre Besitzungen, um Drapd'or (Goldgewebe) und Tressen zu kaufen. Diese Torheit hrte jetzt aus. In den meisten preuischen Staaten mssen die Edelleute sehr sorgfltig Haus-halten, um ihre Familien zu ernhren, weil das Erstgeburtsrecht nicht statt-findet, also Vter, die viele Kinder auszustatten haben, die nach ihrem Tode ihr Haus in neue Zweige teilen, nur durch Sparsamkeit sich ein anstndiges Einkommen verschaffen knnen. Diese Verminderung der Ausgaben im Volke verhinderte nicht, da viele Handwerker ihre Kunst vervollkommneten; unsere Kutschen. Tressen, Sammet und Goldarbeit gingen nach ganz Deutschland. Aber was zu beklagen ist, man lie während dieser ntzlichen und gro-artigen Anordnungen die Akademie der Wissenschaften, die Universitten, die freien Knste und den Handel gnzlich in Verfall geraten. Die Vakanzen in der Kniglichen Akademie der Wissenschaften wurden schlecht und ganz ohne Wahl wieder besetzt. Die Zeit schien infolge seltsamer Entartung etwas darein zu setzen, eine Gesellschaft von so hehrem Ursprnge, deren Arbeiten ebensosehr den Nationalruhm wie die Fortschritte des menschlichen Geistes frderten, geringznachten. Whrend diese Gesellschaft in Todesschlaf ver-sank, erhielten doch die Medizin und Chemie sich in Ansehen. Pott, Marggraf und Eller verbanden und zersetzten mancherlei Stoffe; sie klrten die Welt mit ihren Entdeckungen auf, und die Anatomen erlangten ein Gebude fr ffentliche Sektionen, das nachmals die blhende Schule fr Chirurgen wurde. Die Universittssthle wurden nach Gunst und Kabalen besetzt . . . Der junge Adel, welcher sich dem Kriege widmete, meinte durch Studien sich herabzusetzen, und wie der menschliche Geist gern bertreibt, so hielten sie Unwissenheit fr einen verdienstlichen Titel und Wissen fr abgeschmackte Pedanterie. Aus demselben Grunde verfielen die freien Knste. Die Maler-akademie ging ein; der Direktor Pesne verlie die Akademie und malte Portrts. Tischler wurden Bildhauer und Maurer Baumeister. Ein Chemiker, namens Bttcher, ging von Berlin nach Dresden und bergab dem König von Polen das Geheimnis, Porzellan zu verfertigen, welches an Schnheit der Gestalten und Feinheit des Farbenwechsels das chinesische bertrifft. Unser Handel war noch nicht geboren. Die Regierung selbst hielt ihn zurck durch Befolgung solcher Grundstze, die ihn geradezu verhindern emporzukommen.

7. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 64

1906 - Paderborn : Schöningh
64 v. Lher: Die Bedeutung der Klster fr das Abendland. es sei denn auf frstlichen Pltzen, und die Benediktinerregel schrieb aus-drcklich vor: das Kloster solle alles enthalten, was man zum Leben und Arbeiten brauche, die Mnche sollten drauen nichts zu tun haben, als das Feld bestellen und der Seelsorge obliegen. Nun kamen auch die Frauen aus der Umgegend, um zuzuschauen und womglich zu lernen, wie Teppiche zu weben und allerlei buntes Bildwerk auf Vorhnge und Megewnder gestickt werde. Immer aufs neue lieen sie von den kundigen Mnchen sich anvertrauen, welche Kruter und Rinden gut zu Heilsalben und Arzneitrnken, und wenn sie nach Hause gingen, dann nahmen sie gern Samen und Pflnzlinge von noch unbekannten, feinen Ge-Msen und von den Blumen mit. die allmhlich die grne Waldeinfrmigkeit lieblich belebten. Die Männer aber holten aus dem Kloster Reben, junge Obstbume und besseres Saatgetreide, als man es im Lande gewohnt war. Manch hbsches Kalb oder Rlein ging mit. Die Klosterbrder lieen dergleichen aus Gallien und Italien kommen. Bei ihnen konnte man auch sehen, wie das Vieh in trefflicher Stallftterung gedieh, wie die Wiesen entwssert und Felder und Grten vortrefflich bestellt wurden, da sie Frucht trugen in einer Gte und Menge, wie sie bisher unerhrt gewesen. Die fremden Handelsleute aber, welche durch die Gegend kamen, richteten den Zug ihrer Saumrosse und Karren gewi zuerst auf das Kloster, unter dessen Mauern sie gern ihre Buden und Zeltlager aufschlugen. Dort konnte man am ersten brauchen und bezahlen, was sie an Ware. Schriften und Nachrichten aus der Fremde brachten. Dort lieen sich die Bcher und kleinen Kunstwerke kaufen, die auch anderswo gesucht wurden; dorthin strmte das Volk aus der umliegenden Landschaft an Sonn- und Festtagen. So war jedes Kloster in Wahrheit Ausgangspunkt besserer Gesittung fr weite Umgegend. Vielkundige Männer, die einen in dieser, die anderen in jener Kunst oder Wissenschaft bewandert, deren Leben zugleich als ein heiliges angesehen wurde, wohnten und verkehrten dort mit den Leuten, die weit und breit herbeikamen, um gute Lehren zu holen und eine Musterwirtschaft anzuschauen. Das Kloster lieferte alles zur Ausstattung fr Geist und Krper, fr Haus und Feld, fr Staat und Gemeinde. Demgem stellte es sich uerlich dar. nmlich als eine Festung, die Gotteshuser. Wohnungen, Fabriken, Werksttten, landwirtschaftliche Gebude und ver-fchiedene Anstalten, dazwischen Pltze und Grten enthielt, das Ganze um-schlssen von Mauer und Graben. Literatur: Montalembert, Die Mnche des Abendlandes. bersetzt von Brandes und Mller. 7 Bde. Regensburg. 186078. Heimbucher, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche. 2 Bde. Paderborn. Schningh. 1897.

8. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 138

1906 - Paderborn : Schöningh
138 Schultz: Die ritterlichen Waffenspiele. So wogt der Kampf hin und her; mancher Speer wird auch noch zur Ehre der Geliebten gebrochen; endlich kommt der Abend heran, und es dunkelt. Da rumen die Ritter endlich den Kampfplatz. Manches Turnier dauert nur einen Tag, andere werden mehrere Tage hintereinander fortgesetzt. Da aber beim Scheine einer Kerze, welche die auserwhlte Dame auf ihrem Turme anznden lt, der begnstigte Held noch weiter kmpft, das drfte denn doch eine Phantasie des Dichters sein. Es wurde das Signal zur Einstellung der Feindseligkeiten geblasen oder durch die Grogierer den Rittern befohlen, jetzt den Platz zu rumen. So trabten denn alle nach ihrer Herberge zurck, wo ihnen ein Bad bereitet war, in dem sie sich erquickten und den Schwei, Staub und Harnischrost von sich absplten. Die Verwundeten lieen sich verbinden und ihre Brauschen^ salben; denn so mancher war braun und blau geschlagen, wenn er auch blutige Wunden nicht zu beklagen hatte. Andere waren schlimmer davon-gekommen, hatten sich Arme gebrochen oder sonst schwer verletzt und behielten die Narben, solange sie lebten. Leute wurden ausgesendet, die Verwundeten, die selbst nicht mehr zu gehen oder zu reiten vermochten, aufzusuchen, die Toten zu sammeln und auf Bahren heimzufhren. Was auf dem Felde liegen geblieben war von Waffen, Kleiderresten, Sattelzeug und Lanzen-splittern, das berlie man den fahrenden Leuten, den Grogierern. Die Ge-sangenen wurden von den Siegern, die es den Romanhelden gleichtun wollten an ihre Geliebten geschickt, denen es freistand, sie umsonst oder gegen Entschdigung freizulassen. Zuweilen wurde gleich nach Beendigung des Turniers der Sieger proklamiert; bei manchen Spielen gab es berhaupt keinen Preis. Mit dem Turnier sind nun aber allerlei Lustbarkeiten verbunden. Schon bei der Ankndigung desselben wurde bekannt gemacht, da Spiele aller Art, Waffenbungen, Gesellschaftsunterhaltungen veranstaltet werden sollten, da musikalische Gensse in Aussicht standen, da die Gste endlich auch einen Markt mit allerlei Kostbarkeiten finden wrden. So haben die Kaufleute ibre Buden aufgeschlagen, Snger, Musikanten, Jongleure. Seiltnzer und andere derartige Knstler, Bettler, mit einem Worte die fahrenden Leute, sich eingefunden, und das gewhrte der so wenig verwhnten Gesellschaft damaliger Zeit schon viel Vergngen. War es schon anziehend, einen Anverwandten oder Freund beim Turnier zu beobachten, fanden so manche Liebesintrigen bei solchen Gelegenheiten ihre Anknpfung, Fortsetzung oder Lsung, so bot ein solches Fest doch auch das Angenehme, da die ganze gute Gesellschaft aus der Umgegend und zum Teil aus weiter Ferne sich da traf. Man begrte alte Freunde, machte neue Bekanntschaften, erfreute sich an den Schauspielen, kaufte Vorrte ein und kehrte dann, um 1 Brauschen Beulen.

9. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 203

1906 - Paderborn : Schöningh
v. Wei: Die Anfnge der hussitischen Bewegung. 203 dort 1393 Baccalaureus der freien fnfte, 1394 der Theologie, 1396 Magister wurde. Sein Name steht jedesmal in der Mitte der Graduierten, demnach glnzte damals sein Talent noch nicht so auffallend und gehrte er zu den langsam sich entwickelnden Naturen. Er selber klagt seine Jugend einer Richtung zur Eitelkeit an, da er damals schne und berflssige Kleider getragen, gern und oft Schach gespielt und die Zeit versumt habe, doch hat er von allen Seiten her das Zeugnis eines ehrbaren und untadel-haften Wandels; sein Flei mu eisern gewesen sein; denn seine Schriften zeigen ihn wohlbewandert in den Klassikern, in der Philosophie und Theologie jener Zeit, in Plato und Aristoteles wie in den Kirchenvtern; dagegen waren seine Kenntnisse im Griechischen und Hebrischen notdrftig. Hus war Redner und Dichter, doch als Redner gewaltiger, seine Lieder leiden an einem moralisierenden Ton. Fr die bhmische Literatur ist seine Ttigkeit auch insofern bedeutsam, da er die damals schwankende bhmische Ortho-graphie auf eine Weise feststellte, wie sie es bis auf wenige Abnderungen bis auf die heutigen Tage geblieben ist. In der Philosophie war Hus ein tchtiger Dialektiker, aber ohne eigentliches spekulatives Talent: er hat Stze ausgesprochen, deren Tragweite er nicht verstand. 1398 trat Hus als Lehrer an der Universitt auf; 1401 war er schon Dekan an der philosophischen Fakultt. Um diese Zeit wurde er durch Hieronymus von Prag mit den Schriften Wiclifs bekannt; die realistische Richtung, der er ohnehin angehrte, ward dadurch in ihm bestrkt. Im Jahre 1402 wurde Johannes Hus Prediger an der Bethlehems-kapelle; diese hatte kurz vorher, wahrscheinlich von Matthias von Janow angeregt, der knigliche Rat Johann von Mhlheim zu dem Zweck erbauen lassen, da hier an jedem Sonn- und Feiertag vor- und nachmittags das Wort Gottes in tschechischer Sprache gepredigt werde: das Wort sei das Brot des Lebens, darum bekam die Kirche den Namen Bethlehem, Haus des Brotes. Ein Kaufmann stiftete dazu noch eine Studeuteuburfe/ welche der Prediger zu leiten htte. Indem Hus diese Stelle erhielt, kam er mit dem tschechischen Volk in die innigste Berhrung, entwickelte er zugleich sein groes Talent, auf das Volk durch feine Rebe zu wirken, feine Ansichten in bte Massen zu werfen und sie in Bewegung zu setzen. Der Ernst, die Begeisterung seiner Reben fllten bald bte Rume der Kirche, die ungefhr 3000 Menschen fassen konnte. Selbst die Knigin Sophia fanb sich bei jeher Prebtgt ein und whlte den Hagern, bleichen Prebiger zu ihrem Beichtvater. Sogar feine Gegner gestehen feine strengen Sitten zu: Sein ernstes Leben, fern von allem Genu, gegen welches niemanb eine Klage vorbringen konnte, fein trauriges, abgezehrtes Gesicht, fein gegen jeben, auch 1 Wohn- und Kvsthaus fr Studenten.

10. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 268

1906 - Paderborn : Schöningh
268 Fürsten, Adlige und Brger in der zweiten Hlfte des 16. Jahrhunderts. nach dem Dreiigjhrigen Kriege angehrt. Leichtlebig war Joachim Ii. von Brandenburg; hchst anstige Dinge gingen am Hose von Jlich-Kleve vor sich, wo die Gemahlin des bldsinnigen Herzogs Johann Wilhelm Iii., Jakoba von Baden, ihre Ausschreitungen mit dem Tode bte. Die neue Art des Festprunkes zu entfalten, gaben namentlich frstliche Vermhlungen und Taufen Veranlassung. Zwar turnierte man noch bis in die zweite Hlfte des 16. Jahrhunderts nach alter Ritterweije, aber von da ab verlor sich der Geschmack an dem ernsteren Kampfspiel, besonders seit im Jahre 1559 König Heinrich Ii. von Frankreich an einer im Turnier erhaltenen Verwundung gestorben war. Maurisch-spanische Bruche wurden nach Deutschland verpflanzt, seit 1570 auch das neumodische Ringelrennen. Groe Schaugerste mit mythologischen und allegorischen Figuren wurden dahergesahren; in wunderlicher Tracht erschienen die kmpfenden Parteien, denn an die Stelle der Turnierrstung trat ein phantastisches Maskenkleid. Grundzug derartiger Jnventionen, in denen Landgraf Moritz von Hessen sich auszeichnete, war lange der, da eine Partei, die Manutenadores", eine bestimmte Behauptung z. B. (Wien 1560) die von der Undankbarkeit der Jungfrauen gegen die andere, die Avantureros", mit einer Anzahl von Lanzensten und Schwertstreichen verteidigte. Aber die Waffen waren stumpf, die Lanzen so schwach, da sie bei dem ersten Anprall zersplitterten. Spter gaben die Erlebnisse der Trkenkriege zu weiteren Schauspielen Ber-anlassung: da wurde denn wohl ein Trkenschlo verteidigt und bestrmt und viel Feuerwerk verpufft. Endlich kam auch infolge franzsischen Ein-flusses das Wohlgefallen an arkadischen Schferspielen aus. Die fremdlndischen Einflsse wurden auch dadurch untersttzt, da es mehr und mehr Sitte ward, die deutschen Frstenshne zur Sammlung vielseitiger Kenntnisse und Aneignung weltmnnischer Bildung auf die Uni-versitten Italiens und an den Hof von Paris zu schicken. Da ging denn viel nationaler Sinn verloren: mit fremder Sprache, Sitte und Unsitte brachten die jungen Fürsten die Geringschtzung des Vaterlndischen heim. An mehreren Hfen war im Anfang des 17. Jahrhunderts das Franzsische schon elegante Hofsprache. Als 1613 Elisabeth Stuart als Pfalzgrfin in Heidelberg einzog, sagten geschmckte Kinder franzsische Phrasen auf. Ihre Tchter Elisabeth und Agnes waren schon als Kinder des franzsischen Stils mchtig, und Elisabeth schrieb spter in italienischer Sprache Petrarkische Madrigale.1 In Anhalt und Hessen trieb man die franzsische Sprache; in Berlin war im Jahre 1617 an der ersten Kavalierstafel, der Grafentafel", die Unterhaltung französisch. 1 Madrigal = Hirtenlied.
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