Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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ten stelle twt Dürfe aufging, so bewarb er sich um diese,
und erhielt sie auch wegen seiner Fertigkeit im Rechnen
und Schreiben ohne Schwierigkeit. . Nun gab er seine
Bauerwirthschafr ganz auf; er verpachtete sein schönes
Gut um ein Spetcgeld an lüderliche Personen, welche
es ganz verwildern ließen, er spielte den ganzen Tag
die Vivnn oder Flote, um ein rechter Meister darauf
Kn werden, er gab allen Umgang mit seinen ehemali-
gtlkanteraden auf und liest sich mcht anders als -Herr
Ewer,nann oder Herr Einnehmer nennen. Endlich kam
er einmal"aus langer Weile auf den Einfall ein Elavier
zu-berfertige-n. Und dieses fiel wirklich weit besser auch
als man es von ihm hatte erwarten sollen, da er in
solchen Arbeiten gar keinen Unterricht erhalten hatte, und
ihm nie ein gutes Instrument dieser Art zu Gesicht gekom-
men war. Dieses 'aber war die Veranlassung zu seit
nem gänzlichen Verderben ; denn nun glaubte er, daß
ihn seine- Ku-nst anständiger und ehrenvoller in einer
großen-Städt als auf dein Dorfe ernähren würde. Er
bsrka'ufk« dabei sein schönes Gut um den halben Werth,
und zog Nach Weimar', um sich da von dem Elavierr
hauen z» ernähren, oder als Violinspieler in die her«
Hoglichs Kapelle zu kommen. Wie sehr hatte ersieh
aber i'n^ seiner Rechnung betrogen! Weil er gar keinen
Puterricht im Instrumentmachen erbalten batte, und
«ns Eigendünkel von verständigen' Leuten keine Lcbre
annahmen wollte-, so waren seine Klaviere sehr mittet:
mäßig, und er mnßte froh sein, wenn er nur noch
einmal so viel davor bekam, als ihm das Holz und
die Saiten dazu gekostet Einige schlechte Men-»
schen lernten bald die Eitelkeit dieses nnerfahrnen Men-
schen kennen, und suchten von derselben Vortheil zu
ziehen. Sie lobten fein Diolinspielen als unvergleich-
lich/ und versprachen ihm, daß sie ihn auf jede Weift
dem Herzoge empfehlen würden. Der getäuschte Thor
ließ sich durch dieses Lob bestechen und traktirte mit
Wein und Kaffee, ,nachte ihnen Geschenke- oder ver-
borgte an sid fein Geld. In zwei Jahren hatte er da-
her von seinem schönen, väterlichen Erbtheile nichts
mehr übrig, Nvd feine- falschen Freunde, welche nun
glaub-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
glaubten, daß er seine Schulden einfordern, ohxr ih-
nen auf andere Weise beschwerlich fallen würde, sag-
ten nun zu ihm, daß sie oft mit dem Herzoge seinet-
wegen gesprochen hätten ; daß Dieser aber erklärt ha-
be, daß er keinen in seine Kapelle aufnähme, welcher
nicht vorher auf Reisen gewesen wäre, und sich in an-
dern Residenzstädten als Künstler habe hören lasten.
Wenn es ihm also ein Ernst wäre, in die Kapelle zu
kommen, so müsse er auf Reisen gehen. Einem so groß-
ßen Violinspieler wie ihm werde es nie an Gelde feh-
len, sondern er werde dieses an den fürstlichen Höfen
in Menge verdienen, und überdies dadurch die schön-
ste Gelegenheit bekommen in dem Dienste eines grö-
ßer» und freigebigern Fürsten angestellt zu werden.
— Diese Nebe war ihm recht nach dem Sinne gespro-
chen. Er verkaufte seine wenigen Habseeligkeiten, und
begab sich auf Reisen. Aber wie sehr täuschte er sich
in seinen Erwartunaen! Er ließ sich an einigen Orten
mit seiner-Violine hören, aber er wurde überall aus-
gelacht, weiter bei aller seiner Fertigkeit ohne Ausdruck
und Empfindung spielte, und hatte mehr Kosten als Vor-
theile. Weil sein weniges Geld bald aufgezehrt war, so sa-
he er sich genöthigt, sich mit einem Trupp Fulbaer Musi-
kanten zu vereinigen und in der Welt herumzuziehen, um
sich gegen den Hunger zu schützen. Nun sahe er endlich
seine Thorheit ein; aber leider war eö zu spät, und
er hatte blos die Reue davon. Wie oft sehnte er sich
nach seinem Geburtsorte und nach feiner ehemaligen
Lage zurück! Welch ein unsinniger Thor, sagte ex oft
zu sich selbst, bin ich gewesen, daß ich mich vom Hoch-
muthe so blenden ließ, und etwas besseres als ein
Bauer seyn wollte! Wie gern wollte ich jetzt, wenn
ich mich nicht vor der Schande- fürchtete, bei meinen
Brüdern alö Knecht oder als Tagelöhner dienen, dann
hätte ich doch Obdach und Kleidung. Jetzt bin ich un?
stät und flüchtig, ich weiß nicht, wo ich mein Haupt
hinlegen soll, und alles was ich verdiene, muß ich als ein
Allmosen betrachten. Waö würde jetzt aus mir wer-
den, wenn mich in der Fremde eine Krankheit befiele,
wo ich niemanden habe, der mich pflegen würde, und
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dahin, daß er den andern Schulkindern gleich kam,
welche bessere Geistesgaben von Gort empfangen hat-
ten, als er; und Jedermann liebte ihn, und wünschte
dem Vater Glück zu einem solchen Sohne.
Moritz aber war leichtsinnig, und achtete nicht auf
die guten Lehren, die er in der Schule hörte; Spie-
len, Reiten, Fischen und dergleichen Vergnügungen
waren ihm lieber, als Lernen. Wann er ermahnt wur-
de, fleiffig zu seyn, so sagte er: ich werde ein Land-
wirth, und da braucht man nicht viel zu wissen; wenn
ich lesen, schreiben und rechnen kann, so bin ich ge-
schickt genug, und dazu habe ich immer noch Zeit.
So ging ein Jahr nach dem andern hin, und weil
er glaubte, immer noch Zeit genug zu haben, so
lernte er auch das Lesen, Schreiben und Rechnen nur
sehr mittelmässig. Der Vater hätte es freilich lieber
gesehn, wenn sein Sohn sieissiger gewesen wäre; aber
zwingen wolce er ihn auch eben nicht, und überdies
dachte er ebenfalls, daß derselbe in seinem künftigen
Stande nicht viel zu wissen brauche, sondern, wenn
er ihm das Gut wohl eingerichtet hinterliesse, so könne
es ihm nicht fehlen. Aber beide irreten hier sehr; denn
sie dachten nid>t daran, daß die Verwöhnung zu un-
nützen Vergnügungen noch weit schlimmere Folgen hat,
alö blos die Versaumniß des Guten, das man in der
Jugend hätte lernen können.
Als Moritz in die Jahre trat, wo er die Schule
verlassen müsse, wolte ihn der Vater zur Wirthschaft
anführen, und trug ihm also bald diese, bald jene Ge-
schäfte auf: aber Moritz ging lieber seinen gewohnten
Lustbarkeiten nass). Anstatt auf dem Felde zu seyn,
um die Knechte zur Arbeit anzutreiben, ritt er in die
Stadt zu seinen Bekannten, und spielte, und ließ die
Knechte arbeiten, so viel sie wolten. /
Der Vater schalt ihn zwar deswegen hart; aber es
half nichts , und er starb, wie man sagt, vor Verdruß
über die Liederlichkeit seines Sohnes. Nun war Moriy
Herr des Guts, und er konnte ganz nach seinem Wil-
len handeln. Nach dem Sprüchwvrt: jung gewohnt,
alt gethan; blieb er auch eben so ein leichtsinniger
> Mensch,
*
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Extrahierte Personennamen: Moritz Moritz Moritz Moriy
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ftfiti-ünd !hf Üv-^X ‘vin <S$£nflct /£
wt>ut' ttn-w r$/^iftwtt'up»
fpiaa die Jldwecfpiung zwifcien
i ffreude und vfcsnne/rz rnrnft uriger
dreien angenefm. Unseretfcfw'nften
fsreuiien würden uns g£eicigüitig
werden, wenn wir sie tägiicf ge-
nöfsm. •
typarum ergötzt um die'erste*
zfrüfitingsrofe, und warum ge/ien
ivir naef wenig typocien gieicsgüf-
tig ror itir vorüber ? fyparunb er•
freut um imppinier der Jtnsiici
der cfanne mefir als im Hammer ?
2)er Cfenufs eines uneriadisten
Vergnügens ist furz ? a&er die
ffleue ist fang. •* • < > >
Pjede fcaiecfte ihandlung nimmt
Zusetzt einen f'cfiiecft&n Plus gang.
3)as
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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dehnten Hülfslaue, noch viel weniger nach einem
Hauptlaut folgen. Z. B. Schiff, Ball, Kamm,
Mann/ Trupp / Narr, Tritt, Stock, Sitz.—
Hof, Gastmahl, Keim, Vulkan, Kahn, Ge-,
fahr, paar, That, Haken, Reiz, Kalk, Schmerz.
z. Bei solchen Wörtern, wo weder die Ab-
stammung noch die Aussprache die Art zu schrei-
den bestimmen, beobachte man den allgemeinen
Schreibgebrauch.
Diesem Schretbgebrauch zufolge werden die Deh-
nungsbuchstaben a, h, e in vielen Wörtern gebraucht,
und in vielen wieder weggelassen, als: Saat, Sa-
men, lahm, kam, hier, dir, wider, wieder,
Thon, Ton u. s. w.
4. Fremdewörter, wenn sie das deutsche Bür-
gerrecht *) erhalten haben, schreibe man, so wie
alles was deutsch ist, mit deutschen Buchstaben
und nach deutscher Aussprache, als: Koffer, On-
kel, marschiren, Pöbel, Riesche, Truppen, Ban-
kerott, Sekretär rc.
Fremde eigene Nahmen werden zwar mit deutschen
Buchstaben, aber nicht nach deutscher Aussprache, ge,
schrieben, als: Voltaire, Seine, Leszcpnsky, Sa-
voyen.
5. Mit großen Anfangsbuchstaben schreibe man:
a. Alle Hauptwörter.
b. Solche Wörter, welche als Hauptwörter ge-
braucht werden, als: das Mein und Dein. Das
Schö-
*) Ein Wort hat das deutsche Bürgerrecht erhalten,
wenn es auf deutsche Art geschrieben und ausge-
sprochen wird , und dabei allgemein verständlich rst.
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TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
Dorfe aufging, so bewarb er sich um diese und erhielt sie
auch wegen seiner Fertigkeit im Rechnen und Schreiben
ohne Schwierigkeit. Nun gab er seine Vanerwirtbschast
ganz auf; er verpachtete sein schönes Gut um ein Spott-
geld an lidcrliche Personen, welche es ganz verwildern lie-
ßen, spielte den ganzen Tag die Violine oder Flöte, um
ein rechter Meister darauf zu werden, gab allen Umgang mit
seinen ehemaligen Kameraden auf und ließ sich nicht anders
als H e r r E ck e r m a n n oder Herrei n n e h m e r nennen.
Endlich kam er einmal aus langer Weile auf den Ein-
fall, ein Klavier zu verfertigen, und dieses fiel wirklich
weit besser aus, als man es von ihm hätte erwarten sollen,
da er in solchen Arbeiten gar keinen Unterricht erhalten harte,
und ihm nie ein gntes Instrument dieser Art zu Gesicht -
gekommen war. Dieses aber war die Veranlassung zu
seinem gänzlichen Verderben; denn nun glaubte er, daß/
ihn seine Kunst anständig und ehrenvoller in einer großen
Stadt, als auf dem Dorfe ernähren wurde. Er verkaufte
daher sein schönes Gut um den halben Werth, und zog
nach Weimar, um sich da von dem Klavierbauen zu er-
nähren, oder als Violinspieler in die herzogliche Kapelle
zu kommen. Wie sehr hatte er sich aber in seiner Rech-
nung betrogen! Weil er gar keinen Unterricht im Justru-
mentmachen erhalten hatte und aus Eigendünkel von ver«
ständigen Leuten keine Lehre annehmen wollte, so waren
seine Klaviere sehr mittelmäßig, und er mußte froh sein,
wenn er nur noch einmal so viel dafür bekam, als ihm
das Holz und die Saiten dazu gekostet hatten. Einige
schlechte Leute lernten bald die Eitelkeit dieses «»erfahrnen
Menschen kennen und suchten von derselben Vortheil zu
ziehen. Sie lobten sein Violinsplielen als unvergleichlich
und versprachen ihm, daß sie ihn auf jede Weise dem
Herzoge empfehlen würden. Der getäuschte Thor ließ sich
durch dieses Lob bestechen und traktirte sie mit Wein und
Kaffee, machte ihnen Geschenke, oder verborgte an sie sein
Geld. In zwei Jahren hatte er daher von seinem schönen
väterlichen Erbtheile nichts mehr übrig, und seilte falschen
Freunde, welche nun glaubten, daß er seine Schulden ein-
fordern, oder ihnen auf andere Weise beschwerlich fallen
würde, sagten nun zu ihm, daß sie oft mit dem Herzoge
feinet-
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TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
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seinetwegen gesprochen hätten; daß dieser aber erklärt habe,
daß er Keinen in seine Kapelle aufnähme, welcher nicht vor-
her auf Reisen gewesen wäre und sich in andern Residenz-
städten als Künstler habe hören lassen. Wenn es ihm also
ein Ernst wäre, in die Kapelle zu kommen, so müsse er
auf Reisen gehen. Einem so großen Violinspieler, als ihm,
werde es nie an Gelde fehlen, sondern er werde dieses an
den fürstlichen Höfen in Menge verdienen und überdies da-
durch die schönste Gelegeuheit-bekommen, in dem Dienste eines
größern und freigebigern Fürsten angestellt zu werden. —
Diese Rede war ihm recht nach dem Sinne gesprochen.
Er verkaufte seine wenigen Habseligkeiten und begab sich
auf Reisen. Aber wie sehr täuschte er sich in seinen Er-
wartungen ! Er ließ sich an einigen Orten mit seiner Vio-
line hören, aber er wurde überall ausgelacht, weil er bei'
aller seiner Fertigkeit ohne Ansdruck und Empfindung spielte,
und hatte mehr Kosten als Vortheile. Weil sein weniges
Geld bald aufgezehrt war, so sahe er sich genöthiget, sich
mit einem Trupp Fuldaer Musikanten zu vereinigen und
in der Welt umher rn ziehen, um sich gegen den Hunger
zu schützen. Nun sahe er endlich seine Thorheit ein;
aber leider war es zu spät, und er hatte bloß die Rene
davon. ' Wie oft sehnte er sich nach f seinem Geburtsorte
und nach seiner ehemaligen Lage zurück! Welch ein un-
sinniger Thor, sagte er oft bei sich selbst, bin ich gewesen,
daß ich mich vom Hvchmnthe blenden ließ, und etwas
besseres, als ein Bauer sein wollte ! Wie ¿ent wollte ich , - ■
jetzt, wenn ich mich nicht vor der Schande fürchtete, bei
meinen Brüdern als Knecht oder Taglöhner dienen;
dann hätte ich doch Obdach und Kleidung. Jetzt bin ich
unstät und flüchtig; ich weiß nicht, wohick ich mein Haupt
legen soll, und Alles, was ich verdiene, muß ich als ein
Almosen betrachten. Was würde jetzt ans mir werden,
wenn mich in der Fremde eine Krankheit befiele, wo ich
Niemanden habe- der mich pflegte, und wo ich keinen Arzt
bezahlen kann! Wenn ich zu'hause geblieben wäre, so
hätte ich vielleicht jetzt ein gutes Weib und liebe Kinder,
die mir das Leben angenehm machen, und meine Stütze
im Alter sein wurden; jetzt stehe ich allein und von Allen
verlassen da! —
E End-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
Schach kam und erklärte, so viel Gerste trage das ganze
Reich nicht, als da herauskomme.
So erzählt die Sage. lind eine kleine Untersuchung
must wenigstens der Rechnung des Magazinaufsehers bei-
pflichten. Eine auf Acten gegründete Thatsache sei dazu
das Gegenstück.
Ein Edelmann kaufte 1717 ein Pferd und stellte dar-
über folgenden Wechsel ans:
Leipzig den 17. October 1717.
Gegen diesen meinen Solawechsel zahle ich an Herrn
Ioh. Heinr. Beiern binnen 24 Stunden und zwar jede
Stunde, deren 24, die erste einen Pfennig, die zweite
zwei Pfennige, die dritte vier Pfennige, die vierte acht
Pfennige, und also wieder bis zu Ende der 24 Stunden
jede allezeit dnplicirt, es mache auch an Thalern so viel,
als es in Rechnung ansträgt. f Des Werths bin durch
einen Pferdchandel wohl vergnügt rc. rc.
Ioh. Karl von Eckenberg,"
Der ehrliche Mann hatte sich durch die Zabl der Pfen-
nige in den ersten vier Stunden täuschen lassen und ge-
glaubt, einen herrlichen Kauf gethan zu haben, aber wie
erschrak er, als er nun die ganze Summe in ihrer 7) Pro-
gression wahrnahm und sie zahlen sollte. Sie betrug
nicht weniger, als 58274 Thaler 5 Ggr. 3 Pf. zu folge
der mühsamen Rechnung des vereideten, dazu gezogenen
Stadtrechenmeisters Gottlieb John. Der Ueberlistete
wurde, da er weder bezahlen wollte noch konnte, arretirt,
und die Sache von Rechtswegen erst 17.'»i völlig aus-
einander gesetzt, nachdem die Justiz den Wechsel für listig
erschlichen und dadurch ungiltig erklärte. Merkwürdig
ist die Sache schon darum, weil nur durch selbst versuchte
Berechnung der Art die ungeheuere, aus Kleinigkeiten
so hervorgehende Summe in die Augen fällt, und sogar
gute Rechner an dep Möglichkeit derselben einen Augen-
blick zweifeln können. Ein Pferd auf obige Art nach
seinen Hufnägeln (deren 28 sind) gekauft, könnte kaum
ein Fürst baar bezahlen.
') steigenden Reihe.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Extrahierte Personennamen: Karl_von_Eckenberg Karl Gottlieb_John