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1. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 114

1910 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
114 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Erster Abschnitt. Von 1789—1815. der Regierung berufen. Im Gegensatz zu Stein, der überall an das geschichtlich Gewordene anzuknüpfen suchte, war Hardenberg mehr von den Ideen der französischen Revolution, wie sie während deren individualistischer Epoche hervorgetreten waren, beeinflußt. So entfesselte er die wirtschaftlichen Kräfte durch Einführung völliger Gewerbefreiheit und die Emanzipation der Juden. Die Regulierung der bäuerlichen Verhältnisse erfolgte in der Art, daß die Bauern volles Eigentumsrecht gegen Abtretung eines Drittels oder der Hälfte ihres Grundstücks erwarben, was zur Mobilisierung des Bodens und zur Erweiterung des Großgrundbesitzes führte. Um die französische Kriegsschuld zu bezahlen, wurde der größte Teil der Domänen verkauft. b) Die Neugestaltung des Heeres erfolgte durch die 1807 eingesetzte Militär-Reorganisationskommission, deren Vorsitzender der geniale, aber schlichte, bedächtige und schweigsame Gerhard v. Scharnhorst (geb. 1755 als der Sohn eines hannoverschen Bauern) war und zu deren Mitgliedern der feurige, phantasievolle Neithardt v. Gneisenau, v. Grolman, Graf Götzen, v. Boyen u. a. zählten. Als Grundsatz ausgesprochen wurde die allgemeine Wehrpflicht (1814 gesetzlich eingeführt), das Heer sollte „das Volk in Waffen“ sein; demgemäß wurde die ausländische Werbung beseitigt, die entehrenden Strafen abgeschafft, der Eintritt in das Offizierkorps, das verjüngt und gesäubert wurde, auch Bürgerlichen eröffnet. Das sog. Krümpersystem war der Ausweg, um die Fessel der Bestimmung von 1808 (§ 89 Ende) abzustreifen. § 94. 2. Die Erfüllung des deutschen Idealismus mit der Liebe zu Staat und Vaterland. Das Bevormundungssystem des aufgeklärten Despotismus und der unfertige Zustand der deutschen Staaten im 18. Jh. ließen in dem seit der Mitte des Jh. mächtig emporstrebenden deutschen Idealismus eine Staatsgesinnung nicht aufkomraen. So entstand ein rein ästhetisches Bildungsideal. Zunächst brach für die deutsche Tonkunst ihr klassisches Zeitalter an. Der ersten Hälfte des 18. Jh. gehören an Händel, der im Oratorium am größten wurde, und Joh. Seb. Bach, der hervorragendste Kirchenmusiker. In der zweiten Hälfte wurde Wien die musikalische Hauptstadt Deutsch-

2. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 137

1910 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Zeitalter des Jnkkönigtums 1830—1848. 137 und ein wilder Haß gegen Preußen lebten, setzten Männer wie Dahlmann auf diesen Staat ihre Hoffnung. Auch die Erziehung machte in diesem Zeitalter Fortschritte Joh. Friedr. Herbart, durch philosophische Studien zu Jena und durch praktische Erfahrungen als Hauslehrer vorbereitet, legte durch seine Lehrtätigkeit zu Königsberg (1809 — 33) und Göttingen bis 1841) den Grund zu denjenigen, auf Ethik und Psychologie beruhenden pädagogischen Anschauungen, die im wesentlichen heute allgemein anerkannt sind. Sie wurden später durch Tuiskon Ziller (Prof. in Leipzig) weiter ausgebaut. Die bildende Kunst1 fand reiche Pflege: die Baukunst besonders in Berlin durch Schinkel und in Dresden durch Gottfried Semper; die Plastik durch Rauch (Denkmal Friedrichs d. Gr., Marmorbilder Friedrich Wilhelms Iii. und Luisens im Mausoleum zu Charlotten bürg) in Berlin, Rietschel in Dresden, Schwanthaler in München. In der Malerei wurden die Münchener und die Düsseldorfer Kunstschule am bedeutendsten; jener gehören W. von Kaul-bach, der Schöpfer der Fresken im Treppenhause des Berliner Neuen Museums, und Mor. v. Schwind, dieser W. Schadow und K. F. Lessing an. In der Musik2 wurde Treffliches geschaffen von Rob. Schumann und Felix Mendelssohn-Bartholdy. Die Verbreitung von Wissen und Bildung, von politischen, sozialen und religiösen Ideen unter die Massen wurde in hohem Grade durch das sich mächtig entwickelnde Zeitung- und Zeitschriftenwesen gefördert. ß) Die materielle Kultur nahm einen ungeahnten Aufschwung, seitdem man den Dampf in größerem Umfange zum Treiben von Maschinen in der Industrie sowie als Mittel zur Fortbewegung zu Wasser und zu Lande zu benutzen anfing. Der Amerikaner Robert Fulton baute (1807) das erste Dampfschiff, der Engländer Georg Stephenson (1814) die erste Lokomotive; 1830 wurde die Eisenbahnlinie Liverpool - Manchester eröffnet. In Deutschland standen die Regierungen dem Bau von Eisenbahnen, für den der 1) Hervorragende französische Maler im 19. Jh.: David, Horace Yernet, Courbet, Meissonier. 2) Italienische Komponisten im 19. Jh.: Cherubini, Spontini, Rossini, Donizetti, Verdi; französische: ßoieldieu. Auber, Gounod.

3. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 17

1910 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Frankreich unter Ludwig Xiv. und seine Vorherrschaft in Europa. 17 von dem Geiste der „Regeln“, ihr Hauptaugenmerk auf die Form und erzeugte, nach Überwindung des naturwidrig gewordenen Akademismus und Pretiösentums des Hotel Rambouillet, den sehr unklassischen „Klassizismus“. So hat das „Goldene Zeit- alter“ nur ein wahres Genie hervorgebracht, Moliere (Jean Poquelin), dessen Komödien („Les Precieuses ridicules“, „Le Misanthrope“, „L’Avare“, „Le Tartuffe“, „Les Femmes savantes“, „Le Malade imaginaire“) der Weltliteratur angehören. Die bedeutendsten Werke von Frankreichs größtem Tragiker Pierre Corneille („Le Cid“, „Horace“, „Cinna“) fallen vor Ludwigs selbständige Regierung und entsprechen ihren Ideen nach keineswegs den Anschauungen des Königs. Der große Philosoph, Mathematiker und Physiker Rene Descartes (Cartesius) und der jansenistische geistvolle Satiriker und glänzende Stilist Blaise Pascal schrieben gleichfalls vor 1661. In Ludwigs eigentlicher Regierung wird der literarische Höhepunkt bezeichnet durch die Meister der Form, den Tragiker Jean Racine („Andromaque“, „Britannicus“, „Iphigenie“, „Phedre“, „Esther“, „Athalie“), den poetischen Theoretiker des Kassizismus Boileau („Satires“, „Epi-tres“, „Art poötique“), den großen Kanzelredner Bossuet, den Erzieher des Dauphins, und den Fabeldichter Lafontaine. In der zweiten Hälfte seines Königtums folgte bereits eine große Ermattung. Erwägt man das alles, so wird man nicht sagen können, daß sein Regierungssystem schöpferisch und geistig anregend gewirkt habe. Wohl aber erlebte Ludwig noch den beginnenden Widerspruch dagegen in Fenelons, des Erziehers seines Enkels, des Herzogs von Burgund, „Aventures de Tele-maque“ und in dem „Dictionnaire historique et critique“ des hugenottischen Flüchtlings Pierre Bayle, der bereits ein Vorläufer der „Aufklärung“ ist. c) Die bildenden Künste tragen den auf Effekt, Pracht und blendenden Schimmer gerichteten Charakter in noch höherem Grade als die Poesie. So Ludwigs in Sümpfen und Einöden im sog. Barockstil errichtete Prachtschlösser Versailles, Marly und Trianon, so die Werke der Plastik und im ganzen auch der Malerei (Poussin); nur die Landschaftsmalerei leistete Vorzügliches (der Lothringer Claude Gelee gen. Lorrain). In beiden Brettschneider, Hilfsbuch.f. Seminare. Hi. 2. Aufl. p

4. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 8

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Iii. Das kaiserliche Rom. torenkämpfe und Tierhetzen. Der größte römische Bau dieser Art, den das Volk wegen seiner ungeheuren Ausdehnung „Kolosseum" (Coliseo) nannte, hatte 524 Meter Umfang und faßte etwa 80000 Zuschauer. Er zeigt deutlich das besondere Merkmal römischer Baukunst überhaupt: die Verbindung der griechischen Säule mit dem etruskischen Gewölbe. Auch Brücken und Wasserleitungen sind Beispiele dafür. Da man die Druckwasserleitung nicht kannte, sondern die Wassermengen auf meilenlangen, mitunter mehrere Stockwerke hohen Gewölbegängen (Aquädukten) in langsamem Gefälle talabwärts leitete, so machen gerade diese Anlagen den Eindruck des Gewaltigen. Noch heute wird Rom durch seine antiken Wasserleitungen gut versorgt. Weitere wirkungsvolle Bauten, die Roms Macht und Größe versinnbildlichten, waren der „Circus Maximus", der für Wagenrennen bestimmt war, und das „Pantheon", der Tempel aller Götter. Doch den höchsten Prunk entfaltete die Weltstadt in der Errichtung riesenhafter Badeanstalten, der Thermen. Durch diese Anlagen, die das Volk unentgeltlich benutzen durfte, suchten sich die Kaiser beliebt zu machen. In Rom gab es neben drei bis vier Riesenthermen noch eine Anzahl kleinerer; denn man konnte von einer förmlichen Badeleidenschaft sprechen. Die von Diokletian gestiftete Badeanstalt war so groß, „daß das Leipziger Reichsgericht etwa neunmal auf dem Platze aufgestellt werden könnte". Allerdings waren die Thermen zugleich Erholungsplätze, wo man gymnastische Übungen betrieb, Vorträge von Gelehrten und Dichtern hörte oder über die Späße orientalischer Gaukler lachte; auch Theater, Bibliotheken und Kaufhallen fehlten nicht. Später sind die Thermen verfallen. Auch das Äaus des bemittelteren Bürgers ist nicht mehr das einfache Atrium früherer Zeiten, sondern es hat sich zum reichgegliederten Wohnhaus entwickelt. Die weniger wohlhabenden Kreise und das Proletariat mußten allerdings in riesigen Mietskasernen Hausen, die an Ausdehnung kaum denen unserer heutigen Großstädte nachstanden, indessen dürfte man die Wohnlichkeit des antiken Laufes nicht mit der des modernen vergleichen, da der Römer, wie der Südländer noch heute, möglichst im Freien lebte. Daher waren auch im Lause des Vornehmen die Gemächer klein und dunkel. Der Lieblingsaufenthalt der Familie war der mit Gartenanlagen und Standbildern geschmückte Säulenhof. Die kleinen Zimmer waren freilich mit den erlesensten Erzeugnissen einer hochentwickelten kunstgewerblichen Technik ausgestattet, deren gediegene und phantasievolle Formgebung stark auf das kunstgewerbliche Schaffen der Renaissance gewirkt hat und fortwirkt bis heute. Wie geschmackvoll die zierlichen Bade- und Toilettengeräte, die vielfarbigen Gläser und timen, die geschnittenen

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 73

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Politische Ereignisse in der zweiten Hlste der Regierungszeit Friedrichs d. r. 73 noch mglich war. Denn die gewaltsame Staatsumwlzung, die tu Frankreich bereits begonnen hatte, erschtterte bald die schon morschen Gruud-festen des ehrwrdigen rmischen Reichs deutscher Nation. Leopolds Il Nachfolger Franz Il (17921806) war der letzte Trger der ihres Glanzes lngst beraubten Kaiserkrone. 56. Kulturzuftnde in Deutschland während der Zeit des frftlichen Hbfolutismus. Whrend des Reiches Oberhaupt, wie der Hofleben. Gang der Geschichte bewies, gegenber der Souvernitt der Reichssrsteu fast alle Gewalt eingebt hatte, der stndige stndische Regens-brg er Reichstag seinen Beschlssen keine Geltung verschaffen konnte, das Reichskammergericht zu Wetzlar trotz aller Anstrengungen die Berge von Prozessen nicht abzutragen vermochte, bten die kleinen Potentaten ihre Herrschergewalt gegen ihre Untertanen mit vollster berzeugung un-beschrnkten Herrscherrechtes. Die Mittel fr die kostspieligen Launen des Landesvaters, fr Lustschlsser, die Sttten der endlosen Vergngungen und lockerer Sitten, fr Theater, Opern, Hetzjagden, Leibgarden und Heere", denn es gab auch kleine Soldatennarren" muten die Landeskinder liefern. An den Hfen mancher geistlichen Herren ging es nicht viel besser zu, als an den Residenzen ihrer weltlichen Standes-genossen. Doch war es in den geistlichen Frstentmern fr das Volk vorteilhaft, da die geistlichen Gter reich waren und die Inhaber wechselten. Im allgemeinen war das Sprichwort Unterm Krummstab ist gut wohnen" noch berechtigt. Manche Landesherren und zwar gerade geistlichen Standes regierten als wahre Wohltter ihres Volkes, andre wie Tyrannen. Mehrere verkauften ihre Landeskinder als Soldaten an England. Segensreich Schn-wirkte als Minister und Generalvikar des Frstbistums Mnster besonders ^eben^ sr die Erziehung und Bildung der Jugeud der Freiherr Friedrich Wilhelm Franz von Frstenberg, der den vortrefflichen Pdagogen Overberg berief (1783). Ihr hoher Geist durchwehte auch den Kreis der edeln Frstin Gallitzin, eine kleine Gesellschaft auserlesener, ernster Denker. Berhmter ward (seit 1775) Weimars Musenhof, dessen Mittelpunkt die Herzogin Literatur. Amalie, deffen Apollo Goethe war. Erst in der berschumenden Jugend-kraft des Freuudespaares Goethe und Karl August, Herzogs von Sachsen-Weimar, ein Bild der Sturm- und Drangperiode der Literatur, bot er spter den Anblick eines der ruhigen, klaren Schnheit geweihten an-tiken Tempelgebietes, in welchem vornehmlich zwei Gttergestalten, Dios-kuren der Dichtkunst, Hand in Hand wandelten. Goethe und Schiller, aber auch andere Geister sannen und sangen, Herder, der Apostel der Humanitt", der echte Harfner der Volkspoesie, und der ehrsame und in dem Reich der Phantasie so ausgelassene Patriarch" Wieland. Das Verstndnis sr den Geist des klassischen Altertums, wie er in den an-tiken Bildwerken zum Beschauer redet, weckte in diesem Kreise wie allent-halben namentlich Winckelmanns Geschichte der Kunst des Altertums"

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 142

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
142 Die Zeit des Ringens um Verfassungen ?c. (t 1906) und der unheilvolle Friedrich Nietzsche (f 1900) durch die Irrlichter seines geistigen Nihilismus. Knste. Die erste Hlfte des Jahrhnnberts trug einen berwiegenb stheti-schen Charakter. Der Geist der Romantik sprach ans der Literatur, aus dem religisen Sehnen, aus der Vorliebe fr die gotische" Baukunst, welche zu neuem Leben erwachte besonbers durch die Klner Bauhtte und den im Jahre 1842 in Angriff genommenen Ausbau des Klner Domes. Baukunst, Skulptur und Malerei erfreuten sich namentlich der Gunst Friedrich Wilhelms Iv. von Preußen und Lubwigs I. von Bayern. Zu den lteren vervielsltigenben Knsten des Holzschnitts, des Kupfer- und Stahlstichs traten die Lithographie und die Photographie. Gegen Ende des Jahrhnnberts burchbrang neues Leben die Mlbenben Knste, bereu Meister mehr auf den Gesamteinbruck eines Kunstwerkes hinarbeiten, als auf beffen sorgfltigste Behanblung im einzelnen. Dieser Zug nach Schpfung eines Gesamtkunstwerkes sanb schon frher in der Tonkunst einen gewaltigen Vertreter in der Person Richarb Wagners, auf besten Pfaben in gewiffem Sinne Johannes Brahms und viele Epigonen wanbeln. Grelle Diffonanzen zu ertragen verlangt der neue Geschmack von Auge und Ohr. Und boch ruhen sie gerne aus beim Genu des ruhigeren Alten, das unvergnglichen Wert hat. So klingen fort und fort die herrlichen Schpfungen der lteren Tonknstler Bach, Hnbel, Gluck, Haybn. Beethoven, Mozart, Schubert, Menbelssohn, Schumann usw. und das ewig junge Volkslieb, der innige Klang aus der tiefen Seele des Volkes. Und ob von beni berreichtum der mobernen Dichtung soviel ihm eigen und lieb wirb, als ihm vom Alten zum Eigentum warb, das brste fraglich erscheinen. Ber. 92. Reaktion unter dem Syftem Itletternidi". Whrenb das sassungen. franzsische Volk sich der mannigfachen Segnungen, welche die groe Um-Partei^ wlzung der Jahre 1789 bis 1815 neben allem Schmerzlichen mit sich brachte, erfreute, blieb das Sehnen des beutfchen Volkes nach politischer Mnbigkeit und nationaler Einheit ungestillt. Einige Staaten zwar, Weimar, Nassau, Wrttemberg, Bayern. Baden, Hessen-Darmstabt und anbere erfllten das Versprechen des Artikels 13 der Bunbesakte vom 8. Juni 1815 und gaben Verfaffungen, die dem Volke eine Mitwirkung beim Staatsleben sicherten, anbre aber stellten nur die alten lanbstnbischen Vertretungen wieber her ohne gesetzgebenbe Befugnisse. Im allgemeinen bewies der den den Forberungen der Zeit gegenber mehr Verstnbnis, als der Norben, was sich aus der strkeren Einwirkung der franzsischen Reformen auf die ehemaligen Rheinbunblnber erklrte. In den Einzelstaaten selbst trat ein hnlicher Gegensatz zutage: Eine Partei erkannte in dem Festhalten an dem Alten, an dem von den Vtern her berkommenen die sicherste Gewhr fr die Wahrung der Orbnung und Ruhe, eine anbre erblickte eine Brgschaft fr biefe in zeitgemen Re-

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 19

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Sieg des Despotismus in Frankreich, politisches Ubergewicht k. 19 Colberts Hauptaufgabe und darum auch Hauptziel seiner Finanzverwaltung. die bei allen unleugbaren Vorteilen doch ebenso groe Schattenseiten auf-wies und den Steuerdruck auerordentlich erhhte. Da die Erhebung Steuerdruck, der indirekten Steuern (z. B. Salz) verpachtet wurde, gestaltete sie sich zu einer erbarmungslosen Erpressung seitens der Steuerpchter und ihrer Beamten. An dem Mehr, welches Colbert dem kniglichen Schatze jhr-lich zufhrte, klebte das Blut des Volkes, dessen verzweifeltes Aufbumen gegen die himmelschreiende Aussaugung mit den hrtesten Strafen, Plnderung. Tod und massenhafter Verurteilung zu den entsetzlichen Ga-leeren niedergeschmettert ward. 14. Kunft, hiterntur. Mit dem jmmerlichen Zustande, unter Li|cr1aeild welchem die rmere Bevlkerung, besonders die buerliche, seufzte, stand das glnzende, verschwenderische Hofleben, das den Adel zu feinem eignen Nachteil in feinen Zauber lockte, im schroffsten Gegensatze. Gerade als ob der Sonnenknig zeigen wollte, da sein bloer Wink in der de Paradies oder Olymp hervorzubringen vermge, schuf er mit Vorliebe in naturarmer Gegend seine Lustschlsser mit Galerien, Parkanlagen, Wasser-knsten, den Alleen von Bildsulen seines Ich und der von seiner Gunst Bestrahlten in klassischem Aufputz. Die Prunkbauten Marli), Fontaineblean. Baukunst. Chambord, Trianon und vor allem das Hauptschlo zu Versailles, ver-schlangen Millionen. Versailles allein rund 64 Millionen Livres, nach anderen, aber bertriebenen Berechnungen 150 Millionen. Beim Versuch, den Eureflu nach Versailles zu leiten, fanden 30 000 Soldaten durch Krankheiten den Tod. Dem Hang nach Pracht gengte die einfache Form der Renaissance ^arockst^ nicht. Aus ihr entwickelte sich der groartigere, prunkvolle Barockstil, tunft. dessen bedeutendster franzsischer Meister der Erbauer von Versailles war. Hardonin Mansart. Auch in der Malerei kam nach der edlen Ruhe Malerei, eines Nicolas Poussin und Claude Gelee genannt Lorrain die Sucht nach Pomp, nach berbieten des Natrlichen, besonders im Portrt zum Ausdruck. Es wetteifern gleichsam die Knste miteinander, den Geist des Heroischen und Souvernen, der in dem Herrscher verkrpert ist, ber-all in der Form zur Darstellung zu bringen und zu verherrlichen. Dem Schiefrund" der Bauten, der steifen Galatracht entsprechen die geknstelten Gartenanlagen, die tu ihrer Regelmigkeit und unnatrlichen Ver-einigung des Fremdartigen den Eindruck des Zwanges machen. Ludwigs Gartenknstler Lentre stellte die Plastik in seinen Dienst, wie der Despot der Malerei. Lebrnn, das Kunsthandwerk zur Rolle eines schmei-chelnden und geschmeidigen Hoflakaien herabwrdigte. Wie der Bildhauer dem toten Marmor nicht das Leben des von ihnen nachgeahmten klassischen Altertums einzuhauchen vermgen, so ghnt ans den lobhudelnden Versen Dichtkunst, des Nicolas Boileau Despreanx tdliche Langweile, mag er auch den Wissenschaft 2*

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 74

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
74 Der ausgeklrte Despotismus. (1764), die auch auf den scharfen Kritiker Lessing, den Besieger der Franzosen auf der Bhne, mchtig einwirkte. Whrend diese Dichter sich laben an dem Scheine der Ausklrung, weist ein andrer Dichter, auf der lichten Hhe des christlichen Glaubens stehend, zu dem wahren Lichte em-por, das ausstrahlt vom Kreuze des Erlsers, und versucht durch fremde Klnge des deutschen Volkes Nationalgefhl zu neuem Leben zu ent-flammen. Aber die seltsam weihevollen Tne, welche der Barde Klop-stock seiner Harfe entlockte, verrauschten fr die Menge und erfllten nur wenige Schwrmer mit frommem Schauer. Einsam lebte gleichzeitig in stillem, tiefem Sinnen ein reiner Denker, Immanuel Kant, sein Altersgenosse, dessen Hauptwerk Kritik der reinen Vernunft" in demselben Jahre erschien, wie Schillers Ruber" und die Odyssee von Johann Hein-reich Vo, im Todesjahre Lessings (1781). Lessing und Kant, beides kritische Naturen, beides Geistesheroen, bten eine grere Herrschaft, als alle Po-litischen und literarischen Despoten ihrer Zeit, jener in dem Gebiete der Kunstgesetze der Poesie, dieser in der Philosophie, beide von dem reinen Drange nach Wahrheit erfllt, beide das moralische Gesetz als Triebfeder des menschlichen Willens betrachtend. Die Gebildeten, in ihrer Mehrheit von der ttigen Teilnahme am Gemeinwohl des Staates und der Stadt ausgeschlossen, bekmmerten sich um ihre wirtschaftlichen Bedrfnisse und Pflichten und amsierten sich" nach groen Mustern oder schwrmten in empfindsamer Hingabe an _ die schne Literatur. In manchen Familien erfreute sich die Musik eifriger Pflege. Reichste Talente fhrten ein kmmerliches Dasein als Mitglieder frstlicher Hofkapellen. Genossen srher Italiener und Franzosen den Ruhm, die bedeutendsten Toukustler fr sich in Anspruch nehmen zu drfen, so gehren die Meister der klassischen Kunst des 18. Jahrhunderts dem deutschen Volke an. Joh.- Sebastian Bach (1685-1750), Georg Friedrich Hndel (16851759), Christoph Ritter" von Gluck (1714 1787), die Begrnder des musikalischen geistlichen Epos und der Resor-mator der Oper, ferner der Schpfung" Schpfer Joseph Haydn (1732 1809) und der an kostbarem Melodienschatz unerschpfliche Wolsgang Amadeus Mozart (17561791), endlich der Titan der Kunst Ludwig van Beethoven (1770-1827). Die Hfe von Wien, Mnchen, Dresden, London, ffneten sich eher den Tonknstlern als den Dichtern. Der preuische Held war selbst geschickter Tonsetzer und ein Meister ans der Flte. Auch das 19. Jahrhundert gab dem Tempel der Musik hehre Priester wie Franz Schubert, Felir Mendelssohn. Robert Schumann und seine Gattin Klara. Richard Wagner. Berlioz. Liszt. Brahms und viele andre, Cherubini, Anber, Verdy usw. Das deutsche Volkslied klang nur in manchen von der Kultur weniger heimgesuchten Landschaften fort. Die Kirchenlieder nahmen vielfach in Wort und Weise den verschwommenen u?Su.ton des religisen Jndisserentismns an. den die dogmenfeindliche

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 6

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
6 Barock, Rokoko. und der an sie anschlieenden Kolonnaden, der gewundenen Treppe des Palazzo Barberini usw., sein Neider Francesco Borromini (1599 - 1667) und der Thea-tiner Guarino Guarini (1624 - 1683), der nicht verwechselt werden darf mit dem Dichter des Schferspiels Ii Pastor fido" (1537- 1612), Andrea dal Pazzo S. J. (1642- 1709), von dessen Bedeutung als Architekt und Maler namentlich Wien er-zhlen kann, aber auch Rom, Baldassare Longhena (16021682) der Maria della Salute in Venedig (S. 4) baute und Filippo Iuvara (1685 - 1735). Den neuerwachten Glaubenseifer im deutschen Katholizismus bettigen Fürsten, Kirchenfrsten und bte des sdlichen Deutschland, der Schweiz und sterreichs durch Pracht-bauten des Barockstils, bei deren Errichtung und Ausschmckung sie sich oft italienischer Knstler bedienen. Aus der Menge der Barock-Kirchen seien nur erwhnt: die Dome von Salzburg (16141675) und Fulda (1704-1712), dieser ein Werk Io-Hann Dientzenhofers (t 1726) dessen Bruder Christoph (1655- 1722) die St. Nikolauskirche auf der Kleinseite von Prag baute- berhmt sind ferner die groartige (1663 begonnene) Thea-tinerkirche in Mnchen, die Klosterkirche von Ottobeuren, die Mannheimer Ie-suitenkirche, die von Ioh. Bernard Fischer von Erlach (1650 1723) begonnene (1716), von Martinelli vollendete (1736) Karlskirche in Wien, in Dresden die vom Ratszimmermeister Georg Bhr (f 1738) als Zentralkirche angelegte protestantische Frauenkirche u. die von (Eaetano Chiaveri (1689-1775) gebaute Hofkirche (1738 - 1754). In Profanbauten wie in Tracht und Hofleben gibt Frankreich den Ton an. Die Prachtschlsser des Sonnen-Knigs mit ihren ppigen Garten-anlagen (Wasserknsten) und den vor-Tor an der Residenz in Wrzburg. gelagerten Schlopltzen werden von den groen und kleinen Souvernen Deutschlands nachgeahmt. Ludwigs Xiv. (Barten-bauknstler war der Mater und Architekt Andre enutre (1613- 1700), der Schpfer des unnatrlichen Parkstiles. Als Muster fr die Schlobauten des 17. und 18. Jahrhunderts galt vor allem das Bersailler Schlo, ein Werk der Architekten Louis Levau (1612- 1670), Jules Hardouin Manfort (1646-1708) (Mansardendcher) und sein Schwager Robert de (Lotte (1656 1735) (1699 Intendant der Bauten), der auch das Schlo zu Brhl baute. Die Dekoration des Innern der Bauten erfuhr durch den Einflu des Malers Charles Lebrun (1619- 1690) und die Ornamentzeichner Jean Berain (1636- 1711), und Daniel Marot (1712) eine Umwandlung von Schwulst zu anmutiger Ornamentierung mit verschlungenen Bndern und Blattkelchen (culots).

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 47

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Emporsteigen Brandenburg-Preuens. 47 Verlegung an die Nordseekste nach Emden hatte bei der Eifersucht der Hollnder so wenig dauernden Ersolg als die kolonialen Unternehmungen des weitschauenden Herrschers. Weit nachhaltiger war der Segen, der wi^f^n von den hollndischen und schweizerischen Kolonisten in der Mark ausging, fr die nach dem Dreiigjhrigen Kriege ganz brach liegende Landwirtschaft. Am liebsten htte Friedrich Wilhelm des Reiches Streusandbchse" in ein blhendes Gartenland umgewandelt, wie er Holland kennen gelernt hatte. Er sorgte eifrig fr die Wiederbestellung der verwsteten Felder, fr Anpflanzung der aus Holland eingefhrten Kartoffel (vor 1657), fr Dngung des Ackers, fr Obstzucht, Gemsebau und Anlage von Alleen, wie der Strae Unter den Linden". Im Geschmacke der Zeit bezog er fr viel Geld auslndische Gewchse wie die Tulpen und Orangebume und frderte sogar die Tabakkultur. Bei dieser Liebhaberei und landes-srstlichen Frsorge zugleich erfreute er sich der verstndnisvollen Mit-Wirkung feiner ersten Gemahlin Luise Henriette, der Tochter Friedrich^^lkes Heinrichs von Oranien (f 1667), die ihre Gter tu kleine Pchtereien ^ zerteilte und sehr klug bewirtschaftete. Ihr schnster Lustgarten aber war das von ihr gegrndete Oranienburger Waisenhaus, ein noch heute leben-des Denkmal ihres Edelsinnes. Auch sr das geistige Wohl der Unter-tanen sorgte Friedrich Wilhelm nach Magabe seiner Mittel und ent-sprechend den Bedrfnissen der Zeit, die im allgemeinen eher ein Gym-nasium als eine Volksschule fr notwendig hielt, mehr fr Hofnarren, Zwerge, Riesen, Scharlatane ausgab als fr Erzieher und Bildner des Volkes, groe Summen opferte fr glnzende Ausstattung der Schlsser und Prunkfeste, auch fr allerhand wirkliche oder vermeintliche Selten-heiten, wertvolle Kunstschtze und Bcher, wenig aber oder nichts brig hatte fr die Hebung des Gesamtunterrichtswesens. Kurz vor seinem Tode berief der Kurfürst den berhmten Staatsrechtslehrer Samuel Pufendorf an seinen Hof. Dieser Gelehrte schrieb die erste Geschichte des hochbe-deutenden Diplomaten und Feldherrn, den die Mitwelt, Freund und Feind, als den Groen Kurfrsten" anerkannte, die Nachwelt bewundert, Preußen als den ersten Baumeister seines Staates ehrt. Friedrich Wil-Helm starb am 9. Mai 1688. Seine letzten Lebensjahre waren durch die huslichen Zerwrsnisfe, die seine zweite Ehe mit der Prinzessin Dorothea von Holstein verursachte, getrbt. Das Testament,. wonach deren Kindern einzelne Gebietsteile vermacht waren, focht sein Sohn und Nachfolger Friedrich Iii. an. doch entschdigte er die Stiefgeschwister durch Geld. Die ertten preislichen Könige. 40. Friedrich Iii., als König Friedrich I. (16881701 1713). Erwerbung An Geistesgre so wenig wie an hoheitsvoller Erscheinung seinem Ssater be\?one9' gleichend, legte Friedrich Iii. weit hheren Wert auf ueren Glanz als auf inneren Gehalt. Seine Politik trug weniger den Stempel der Gro-
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