Beide bestanden immer hartnäckiger darauf, daß sie einander
nicht nachgeben wollten; jede wollte zuerst hinüber, und so. kam
es vorn Zanke zum Streite und zu Thätlichkeiten. Sie hielten
ihre Hörner vorwärts und rannten zornig gegen einander. Von
dem heftigen Stoße verloren aber beide das Gleichgewicht; sie
stürzten miteinander über den schmalen Steg hinab in den
reißenden Waldstrom, aus welchem sie sich nur mit großer An-
strengung ans Ufer retteten.
So geht's den Eigensinnigen und Hartnäckigen!
Brüder Grimm.
44. Der Kuhhirt.
Ein Knabe weidete ein Rind auf einem Grasplatze neben
einem Garten. Als er nun in die Höhe sah nach einem Kirsch-
baume, merkte er, daß einige reife Kirschen darauf saßen. Die
glänzten ihm rötlich entgegen, und es gelüstete ihn, sie zu pflücken.
Da ließ er das Tier allein und kletterte auf den Baum.
Die Kuh aber, als sie den Hirten nicht sah, ging davon
und brach in den Garten und fraß Blumen und Kräuter nach
ihrem Gelüste; anderes zertrat sie mit den Füßen.
Als der Knabe solches sah, ward er sehr entrüstet, sprang
von dem Baume auf die Erde, lief hin, ergriff das Rind und
schlug und schmähete es jämmerlich.
Da trat der Vater, der alles gesehen hatte, zu dem Knaben,
sah ihn ernst an und sprach: „Wem gebühret solche Züchtigung?
Dir oder dem Tiere, das nicht weiß, was rechts oder links ist?
Bist du weniger deinem Gelüste gefolgt als das Tier, welches
du leiten solltest? Und nun übst du ein so unbarmherziges Ge-
richt und vergissest deiner Vernunft und deiner eigenen Sünde?"
Da schämte sich der Knabe und errötete vor dem Vater.
-Friedrich Adolf Krummacher.
45.
Soll dein Thun inir Wohlgefallen,
so gebeut den Gliedern allen:
deinem Auge, daß es spähe
Gutes fern und in der Nähe!
Deinem Ohre, daß es höre
weisen Rat und weise Lehre!
Deiner Zunge, daß sie bringe
Spruch.
Dank dem Schöpfer aller Dinge;
deinen Händen, daß sie spenden,
das Erworbene nicht verschwenden!
Deinen Füßen, daß sie gern
gehen zu dem Haus des Herrn!
So gebeut den Gliedern allen,
soll dein Thun mir Wohlgefallen!
Friedrich Rückert.
46. Der König und das Kind.
Der König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen war einst
auf der Reise. In einem Dorfe wurde er festlich empfangen.
Die Schulkinder mit ihrem Lehrer begrüßten ihn, und ein kleines
Lesebuch für katholische Volksschulen. 2
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut]]
Extrahierte Personennamen: Grimm Adolf_Krummacher Adolf Friedrich_Rückert Friedrich Friedrich_Wilhelm_Iv Friedrich Wilhelm
233
organische. Die organischen Naturerzeugnisse, welche leben,
empfinden und sich bewegen können, nennt man Tiere, die,
welche leben, aber nicht empfinden und sich nicht bewegen können,
Pflanzen. Die unorganischen Naturerzeugnisse endlich werden
Mineralien genannt. Prenß und Vetter.
379. Der Mensch.
Der Mensch ist die Krone der Schöpfung und der Herr der
Erde. Auch über die menschenähnlichsten Affen (Gorilla, Orang
und Schimpanse) erhebt er sich weit durch das schöne Ebenmaß
seines Körpers, seine glatte Haut, die Fähigkeit, in jedem Klima
zu leben, den aufrechten Gang mit gestreckten Knieen, die kunst-
fertigen Hände mit beweglichem Daumen, den fast rechten
Gesichtswinkel (von der Stirn auf den vorderen Zahnrand und
in der Richtung der Zahnlinie des Oberkiefers), die Vernunft,
die Sprache, die Bildungsfähigkeit und die Unsterblichkeit der
Seele.
1. Die Knochen sind die Grundpfeiler des menschlichen
Körpers. Sie bestehen aus Knochengewebe, Knochenmark und
der Knochenhaut und sind gebildet aus kalkiger Knochenerde und
Knochenleim. Sie umschließen schirmend die edelsten Teile und
vermitteln durch Gelenke die Bewegung. Zwischen den Gelenken
verhüten Knorpel und ölige Drüsen die Reibung. Eine Ver-
renkung ist eine Verschiebung der Gelenkflächen. Durch Ziehen
muß der Arzt den Knochen wieder ihre richtige Stellung geben.
Bei einer Verstauchung springt ein Knochen aus seiner natür-
lichen Lage, aber auch gleich wieder zurück. Ruhe und kalte
Umschläge mildern Schmerz und Entzündung. Die Knochen der
Kinder sind noch weich, die der Alten spröde. Die englische
Krankheit ist eine Knochenerweichung. Die 213 Knochen (und
32 Zähne) des menschlichen Körpers stehen in inniger Verbindung
und bilden, ohne die Weichteile, das Gerippe oder Skelett.
Dasselbe zerfällt in Kopf, Rumpf und Gliedmaßen.
Der Kopf hat 8 Schädel- und 14 Gesichtsknochen und ist
der Sitz der geistigen Fähigkeit wie der edelsten Sinne. In dem
unbeweglichen Ober - und dem beweglichen Unterkiefer stehen 8
meißelförmige Schneide- oder Vorderzähne, 4 nach oben spitz zu-
laufende Eckzähne und 20 Backenzähne mit breiter, zackiger Krone.
Der Rumpf besteht aus dem Rückgrate mit 7 Hals-, 12
Brust- und 5 Lendenwirbeln, dem Brustbein und dem Becken.
Mit den Brustwirbeln stehen jederseits 12 Rippen, 7 lange und
5 kurze, in Verbindung; die 7 oberen Rippenpaare (die langen)
sind durch Knorpel mit dem Brustbein verbunden.
Die Gliedmaßen sind gelenkige Anhängsel des Rumpfes.
Die beiden Arme sind dem Brustkasten angeheftet und bestehen
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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234
aus Schulter, Ober-, Unterarm und Hand: die Beine sind am
Becken beweglich befestigt und bestehen aus Oberschenkel, Knie,
Unterschenkel und Fuß.
2. Die Muskeln geben dem Körper seine Rundung,
bilden ein Bett für Adern und Nerven und vermitteln die Be-
wegung, entweder willkürlich (z. B. beim Greifen) oder unwill-
kürlich (z. B. beim Blutumlaufe). Sie sind Bündel von
elastischen Fleischfasern, die an den Enden durch Bänder oder
Sehnen an den Knochen befestigt sind. Die Beuger laufen
über die inneren Gelenkwinkel und ziehen zusammen, die
Strecker über die äußeren und strecken aus, z. B. bei den Arm-
bewegungen. Die Rollmuskeln drehen (z. B. den Kopf), die
Ring Muskeln schließen Körperteile (z. B. das Auge).
3. Die Nerven durchziehen den Körper wie ein Netz, er-
regen die Bewegung und vermitteln die Empfindung. Ohne
Nerven wären Knochen und Muskeln tot wie Maschinenräder
ohne Triebkraft, wären wir blind, taub, stumm und empfindungs-
los. Wie die Muskeln üben sie entweder eine unwillkürliche
Thätigkeit (Bauchnerven) oder eine willkürliche (Gehirn- und
Rückenmarksnerven).
Das Gehirn ist ein rundlicher Klumpen einer weißlichen,
dicht geäderten Masse (von etwa 3 Pfd.) in der knöchernen
Kapsel des Schädels, das Rückenmark ein plattgedrückter
Strang in der Wirbelsäule. Beide sind zwiebelartig durch
dreifache Häute eingehüllt. Das Gehirn ist der Sitz geistiger
Thätigkeit. Das „große Gehirn" nimmt den obern Teil der
Schädelhöhle, das „kleine" den untern Teil des Hinterkopfes ein.
Starke Erschütterungen des Kopfes durch Schläge und Stöße
können sehr gefährlich werden. Bis zum 2. Lebensjahre ist der
Schädel oben offen, bis zum 7. das Gehirn in der Entwickelung
begriffen. Vom Gehirn und Rückenmark laufen viele weiße
Nervenfäden netz- oder baumartig durch den ganzen Körper,
nehmen alle Eindrücke der Sinnenwelt auf und berichten sie dem
Gehirn.
Ihr wunderbares Leben und Wesen kann man mit dem Tele-
graphen vergleichen. Im Gehirn ist die Werkstatt. Der Geist ist
Telegraphist, die Nervenkraft der elektrische Funke. Die Nerven-
fäden die Telegraphendrähte. Die Nerven in Auge, Ohr, Zunge,
Nase und Haul senden blitzschnell Nachricht ins Gehirn von allem,
was auf den Körper wirkt. Der Geist hingegen sendet durch den
Gedanken und Willen seine Befehle aus dem Gehirn überall hin, und
die Nerven führen sie als gehorsame Diener pünktlich aus. indem sie
Muskeln und Knochen in Bewegung setzen.
Am wichtigsten sind Gesichts-, Gehör-, Geruchs-, Geschmacks-
und Gefühls-, kurz die Sinnesnerven.
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241
den Häuten der Böcke verfertigt man Beinkleider und starke
Handschuhe, ferner Wein- und Wasserschläuche. Die Hörner
fallen dem Drechsler zu. Das grobe Haar wird hier und da zu
Pinseln benutzt oder zu Stricken gedreht. Den größten Gewinn
aber geben die feinen Zotteln der edleren Arten. Sie werden in
die schönsten, teuersten Wollstoffe verwandelt. So nutzt das
vortreffliche Tier im Leben wie im Tode. Nach A. E. Br-hm.
284. Das Schwein.
Das Schwein gehört zu den Dickhäutern oder Vielhufern,
zu denen auch die größten Tiere der Erde, der Elefant, das
Nilpferd und das Nashorn gerechnet werden. Es hat vier Hufe
und sein Kopf endigt in einem Rüssel. Stattlich ragen aus
seinem Rachen die glänzend weißen Eckzähne, und aus seinem
Gesicht blitzt zwischen den schmal geschlitzten Augenlidern ein
kleines, aber entschlossenes Augenpaar. Auf kurzen Füßen ruht
ein weich gerundeter, kräftiger, mit dichten Borsten besetzter
Körper, und den Abschluß macht ein neckisch gewundenes
Schwänzchen. Das Tier erreicht eine nicht unbedeutende Größe;
denn wilde Eber messen von der Schnauze bis zum Schwänze
über einen Meter.
Bewunderungswürdig ist die Schnelligkeit, mit welcher ein
Schwein heranwächst. Nicht blind und hülflos wird es geboren,
sondern es ist gleich mit Borsten und ausreichenden Zähnen ver-
sehen. Schon drei Tage nach der Geburt stehen die Jungen so
fest auf eigenen Beinen, daß sie der Mutter folgen können.
Eine L-au mit ihren Jungen gewährt einen possierlichen Anblick.
Die muntern Tierchen, welche der Alten auf ein Haar ähnlich
sind, schwärmen hierhin und dorthin, indem sie alles beriechen
und mit dem Rüssel betasten. Naht sich aber die geringste Ge-
fahr , so flüchten sie furchtsam wieder unter den Bauch der
Mutter, die sie grunzend tröstet und beruhigt. Die Bauern
pflegen die lebendigen Ferkelchen im Sacke auf den Markt zu
bringen, und ein solcher lebendiger, quiekender Sack ist sehr
spaßhaft.
Von allen Haustieren zeichnet sich das Schwein dadurch
aus, daß es sehr schnell fett wird; schon nach Verlauf eines
halben Jahres kann es das Gewicht eines Centners erreichen.
Dabei ist es nicht wählerisch in seiner Kost; auch mit dem
Schlechtesten nimmt es vorlieb, mit den Abfällen des Hauses,
welche sonst von allen seinen Hausgenossen verschmäht werden.
Zwar reicht man den Schweincheu, welche erst einige Wochen alt
sind, leichte Nahrung, abgerahmte Milch, mit Wasser verdünnt,
auch wohl Kornkleie oder Mehl, in Wasser oder Milch einge-
weicht. Allmählich aber wird die Kost kräftiger, und schon im
Lesebuch für katholische Volksschulen. 16
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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242
dritten Monat können sie fressen, wozu sie Lust haben. Non da
an bis zum sechsten Monat heißen sie Läufer. In diesem Zeit-
raume bekommt ihnen der Aufenhalt in freier Luft vortrefflich,
und es ist gut für sie, wenn sie hinaus auf die Weide geschickt
werden. Da können sie wühlen und sich austoben nach Herzens-
lust. Dabei hat man noch den Vorteil, daß die Brach- und
-Stoppelfelder von allem Ungeziefer, von Schnecken und Enger-
lingen, Regenwürmern, Mäusen und Maulwürfen, durch sie ge-
säubert und die Äcker förmlich umgeworfen werden. Nachdem
sie so feste Muskeln bekommen haben, bringt man sie zurück in
den Stall, und die Mästung beginnt^ In großen Wirtschaften
liegen die Tiere in weiten, luftigen Ställen auf blankem Back-
steinpflaster, welches täglich gefegt und gescheuert wird. Auch
treibt man die Pfleglinge fleißig in kleine Flüsse und Bäche,
weil sie bei reinlicher Haltung desto besser anschlagen. In diesem
Lebensalter kann man ihnen vielerlei anbieten: Kartoffel- und
Erbsenschalen, gefaultes Obst, Bier- und Branntweintreber,
Leinkapseln, Bucheckern, Eicheln, Sauerkraut und Heringslake.
Zum Beschluß der Mästung wird ihnen noch einige Monate lang
ein sehr wirksames Futter gegeben: Gerstenschrot mit gekochten
Kartoffeln, oder auch Erbsen.
Von dem Schweine lassen sich fast alle Teile benutzen.
Nachdem seine Borsten zu Bürsten und Besen verarbeitet worden
find, helfen sie uns Kleider und Zimmer rein halten; auch malt
der Maler mit ihnen seine Bilder. In Schweinsleder kleidet
man die dickleibigen Werke gelehrter Männer, und ehrwürdig
schauen die mächtigen weißgelben Rücken von den Bücherbrettern
herab. E. uhlenhuth.
285. Der Hund.
Auf der ganzen Erde ist der Hund der Gefährte des Menschen;
er folgt ihm in die öden Steppen des heißen Südens und in
die Schneefelder des kalten Nordens, in die fruchtbaren Gefilde
der Ebenen und auf die kahlen Spitzen hoher Berge. Der Hund
ist dem Menschen ein gefügiger Gehülfe geworden, beu ihm seine
Herden und Häuser bewacht, der ihn bei der Jagd^wilder Tiere
unterstützt, der Lasten trägt und den Wagen und schlitten ihm
fortschafft. Und diesen Gehülfen hat sich der Mensch aus einem
gefährlichen Raubtiere gezogen. Man braucht nur sein^Gebiß
anzusehen, um seine ursprüngliche Natur zu erkennen. In der
oberen und unteren Kinnlade hat er sechs scharfe Schneidezähne,
auf jeder einen starken Eckzahn und hinter den Backenzähnen
einen großen Reiß- oder Fleischzahn mit mehreren Spitzen. Die
starken Beine haben an den Vorderfüßen fünf, an den Hinter-
füßen vier Zehen.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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244
geschickt zur Wasserjagd und zur Rettung von Menschen, die
ins Wasser gefallen sind. Der Schäferhund hat aufrecht stehende
Ohren und steife Haare. Er lenkt die Herde nach dem Willen
seines Herrn, läuft auf und ab, wenn ein Kleestück oder sonst
ein verbotener Leckerbissen in der Nähe ist, oder liegt beobachtend
still, bis ein Tier die Grenze überschreitet, springt dann aber
schnell auf und jagt es zurück. In einigen Gegenden von Süd-
amerika haben die Schafe und Ziegen keine anderen Hirten als
die Hunde. Diese treiben am Morgen die Herden vom Hose,
führen sie auf die Weide, begleiten sie den ganzen Tag, vertei-
digen sie gegen jeden Angriff und bringen sie am Abend wieder
nachhause. ' ‘ ®llbe.
286. Die Katze.
Die Katze geht nicht auf den Fusssohlen, sondern auf
den Zehen; daher ist ihr Gang auch sehr leise, und ein
solch leiser, schleichender Gang ist zu ihrem Geschäfte sehr
nötig, denn die Mäuse haben eiu sehr feines Gehör.
Gleich den Hunden hat sie Krallen an den Zehen. Aber
wie künstlich sind diese Krallen eingerichtet! Am Ende
jeder Zehe ist eine Scheide, in welche die Kralle zurück-
gezogen werden kann. Wenn die Katze schläft, so stecken
alle Krallen in den Scheiden. Sobald sie aber eine Maus
fangen oder sich wehren will, so schiebt sie die Krallen
aus der Scheide, wie man einen Säbel auszieht. Auch ihre
Zähne und die Zunge, welche rauh ist, sind zum Mäuse-
fangen eingerichtet.
Weil die Mäuse gewöhnlich des Nachts aus ihren
Schlupfwinkeln hervorkommen, so sind die Augen der
Katzen so eingerichtet, dass sie auch bei Nacht sehen
können. Man braucht ihnen daher beim Fangen einer
Maus nicht zu leuchten; sie haben ihr Licht in den Augen.
Die Katzen miauen nicht bloss, sondern sie schreien
und heulen oft gar jämmerlich. Solcherlei Katzenmusik
führen sie am liebsten an ganz einsamen Orten, auf den
Böden und Dächern der Häuser auf. Dabei kratzen und
beifsen sie einander, dass die Haare davon fliegen.
Die Katze ist für uns ein notwendiges Haustier.
Hätten wir keine Katze, so würden die Mäuse und Ratten
bei Tag und Nacht alles zernagen und uns so beunruhigen,
dass wir weder ruhig essen noch schlafen könnten. Nun
sieht es zwar jedermann gern, wenn sie in ihrem Geschäft
recht eifrig sind; aber das sieht niemand gern, dass sie mit
den gefangenen Mäusen erst noch lange Zeit spielen, ehe
sie dieselben umbringen und auffressen. Sie lassen die ge-
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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*259
tief stellt dieses einfache Skelett noch unter dem kunstvollen
Bau des Knochengerüsts höherer Tiere oder gar des
Menschen! Das Skelett der Fische zeigt weder die Glie-
derung noch die Biegsamkeit höherer Wesen; starr und
regungslos liegen auch die Muskeln auf demselben und der
mit geringer Nervenmasse ausgefüllte Kopf verrät wenig
geistige Fähigkeiten. Gude.
305. Der Hering.
Der Hering ist ein Seefisch und gehört zu den Grätenfischen,
die ein inneres Knochengerüst haben. Er wird bis V3 m lang, ist
oben bläulichgrau und unten silberweiß. Der Körper ist seitlich zu-
sammengedrückt. Er ist mit leicht abfallenden, großen Schuppen,
d. h. hornigen Blättchen, die wie Dachziegeln über einander liegen,
bekleidet; am Bauch stehen sie sägeartig vor, Kopf und Brust sind
ohne Hals verschmolzen, die runden Augen ohne Lider, Ohren und
Nasenlöcher nicht sichtbar, doch hört der Fisch. Der Hering atmet
wie alle Fische durch Kiemen. Das sind kleine Blättchen und Röhr-
chen, die wie Zähne eines Kammes oder wie die Fahnen einer
Feder an einem Knorpelbogen stehen und hinter den Kinnladen
unter einem gestreiften Kiemendeckel liegen. Um zu atmen,
nimmt der Fisch das Maul voll Wasser und drückt es zur
Kiemenöffnung hinaus, wobei die Kiemenblättchen die Luft aus
dem Wasser saugen. Außerhalb des Wassers trocknen die Kiemen
rasch zusammen, und der Fisch muß ersticken. Er hat eine lange
Luftblase, Seele genannt, die er nach Belieben füllen und ent-
leeren kann, um im Wasser zu steigen und zu sinken. Er ist
wie alle Fische stumm, sein Blut rot und kalt wie das Wasser.
Seine Bewegungswerkzeuge, gleichsam seine Wasserstügel, heißen
Flossen. Sie bestehen aus hornigen Strahlen mit häutigem
Zwischengewebe. Hinter den Kiemen stehen hüben und drüben
die beiden Brustflossen, tiefer und nach hinten gerückt die zwei
Bauchflossen, auf dem Rücken die Rücken- und unter dem
Schwänze die Steißflosse. Der Schwanz endet in eine senkrecht
stehende Steuerflosse. Die Heringe leben in unzählbaren Scharen
in den nördlichen Meeren. Zu gewissen Zeiten kommen sie aus
der Tiefe des Meeres an die Küste von Norwegen, Holland und
Deutschland, um in ruhigen und flachen Meeresbuchten zu laichen.
Sie bilden oft meilenlange und turmtiefe Fischbänke, und das
Meer glänzt von den abgeriebenen Schuppen und der Milch der
Milchner silberweiß. Sie leben von kleinen Meertieren, während
sie selbst die Beute der Möven, Wale und Seehunde werden.
Ihr schlimmster Feind ist aber der Mensch, der sie millionenweise
sängt, einsalzt und in Tonnen durch alle Länder schickt, in die
Paläste der Reichen und in die Hütten der Armen. Die Herings-
17*
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
Extrahierte Ortsnamen: Norwegen Holland Deutschland
248
er endlich die Beute. _ — Im Herbst besticht er auch die Wein-
berge und läßt sich die süßen Trauben trefflich schmecken. «Leine
schlimmste Zeit ist der Winter. Dann plagt ihn der Hunger oft
so, daß er sich in die Bauernhöfe wagt, um die Hühner und das
übrige Hausgeflügel zu würgen. Zu dieser Zeit stellen ihm auch
die Jäger nach, weil sein Balg dann am schönsten ist. Es ist
aber schwer, ihn zu schießen und noch schwerer, ihn in Fallen zu
fangen, da er sehr vorsichtig und geschickt ist. Nach suben.
390. Das Eichhörnchen.
Wer hat nicht schon ein Eichhörnchen im Walde belauscht!
Hoch sitzt es auf dem Tannenaste. Mit den Vorderfüßen hält
es den Zapfen und nagt rüstig den Samen aus dem dichten und
festen Blättergehäuse heraus. Dabei stützt es sich auf den buschi-
gen Schweif; mit den lebhaften Augen blickt es rings umher.
Das Eichhörnchen ist fast so munter und possierlich wie ein Affe,
aber weniger dreist und nicht so boshaft. — Nur am ruhigen
Mittag und bei gar zu schlimmem Wetter liegt es still im Neste.
Sonst hat es immer etwas zu schaffen; es hüpft von Ast zu Ast,
setzt von Baum zu Baum drei Meter weit. In der Not springt
es vom Gipfel einer Tanne bis auf den Boden, ohne Schaden
zu nehmen. Dabei breitet es die vier Beine weit auseinander
und streckt den Buschfchweif geradeaus.
Es hält sich am liebsten da auf, wo Haselstauden wachsen.
Es baut mehrere Nester aus Reisig, Laub und Moos. Diese
sind rundlich und so angelegt, daß der Windzug nicht dazu kann.
Wenn es wettert, verstopft es den Eingang. Wegen der Länge
der Hinterfüße kann es nur hüpfend gehen. Es klettert aber
und schwimmt außerordentlich gut. Am liebsten fressen die Eich-
hörnchen Nüsse, Knospen und Kerne. Die härtesten Schalen
knacken sie mit den vier Nagezähnen rasch auf. Für den Winter
sammeln sie große Vorräte von Nüssen. Oft verstecken sie die-
selben so gut, daß sie sie selbst nicht wiederflnden. Sie stellen
auch den Vögeln nach, fressen die Eier, die Nestjungen und selbst
die Alten. Ihre Jungen hüten sie sorgfältig in ihrem Neste,
das sie gut ausfüttern. Werden sie bedroht, so tragen sie die
zierlichen Kleinen im Maule in ein anderes Nest. Ihre gefähr-
lichsten Feinde sind die Baummarder und die Eulen. Im harten
Winter geht es ihnen oft schlimm. Sie schlafen dann etliche
Tage lang. Hindert sie aber der Schnee, zu ihren Vorräten
zu kommen, so sterben sie leicht.
Diejenigen Säugetiere, welche wie das Eichhörnchen vier-
scharfe Nagezähne haben, nennt man Nagetiere. Zu der Familie
der Nagetiere gehört der Hase, das Kaninchen, die Maus, die
Ratte u. a. ». Tw-di.
263
Körbchen, in das der Blutenstaub gebürstet und geknetet wird;
gefüllt heißt es „Höschen". Königiunen und Arbeitsbienen haben
als Waffe hinten einen Giftstachel, aus dem sie beim Stechen
einen atzenden Saft in die Wunde laufen lassen, schmerz und
Geschwulst können durch das Herausziehen des Stachels, Salmiak
und kühle Umschläge gelindert werden. Der Biene kostet der
Stich meist das Leben. Die Bienen hausen entweder wild in
hohlen Bäumen oder als Haustiere in hölzernen und strohernen
Körben. In denselben hängen senkrecht die Waben, d. h. läng-
lichrunde Wachsscheiben mit wunderbar regelmäßigen sechskantigen
Zellen. Es giebt Honig-, Brut- und Königinnen-Zellen. Die
gefüllten sind mit einem feinen Wachsdeckel geschlossen. Die
Bienennahrung ist eine Mischung aus Honigsaft und Blumen-
staub. Der Honig wird im Magen bereitet und ausgespieen,
das Wachs zwischen den Ringen des Hinterleibes ausgeschwitzt.
Gegen den Herbst wird die Zahl der Fresser vermindert, indem
die Drohnen getötet oder hinausgeworfen werden (Drohnenschlacht).
Im Winter wird eine Zelle nach der andern angebrochen. Nicht
selten tritt Mangel und Tod im Stocke ein, wenn die Blüten
zu lange auf sich warten lassen. Um sich zu erwärmen, rücken
die Bienen dicht zusammen. Ihr Summen entsteht durch die
ein- und ausströmende Lust der Atemlöcher am Hinterleibe. Die
Bienen sind durch ihren köstlichen, goldgelben Honig, das nütz-
liche Wachs und ihr geschäftiges Wesen Lieblinge der Menschen.
Im Sommer schwärmen sie, d. h. eine Königin zieht mit ihrem
Anhange aus dem übervölkerten Stocke und gründet einen neuen
Haushalt. Nach ihrem Hochzeitszuge mit den Drohnen beginnt
das Eierlegen. In jede Brutzelle setzt sie ein weißes, längliches
Ei, aus dem nach vier Tagen eine weiße Made schlüpft, die von
den Arbeitsbienen gefüttert und gehätschelt wird. Nach sieben Tagen
spinnt sie sich in einen Fadensarg und wird in ihrer Zelle ein-
gesargt. Nach neun Tagen bohrt sich die junge Biene durch den
Wachsdeckel, wird beleckt, gestreichelt, gefüttert und in die Arbeit
eingewiesen. Eine Königin kann jährlich bis 50,000 Eier legen.
In größeren Zellen entstehen Königinnen. Weiserlose Stöcke
(die keine Königin haben) gehen zugrunde. In der Not er-
ziehen sich die Bienen durch besseres Futter -eine Königin aus
einer Arbeitsbiene. d^ck.
311. Der Naieätsr.
Halden ckie Maikäfer 8—14 Tage vergnügt umherge-
schwirrt und Laub gefressen, so graben sich die Weibchen,
die man leicht an den kleineren Fühlhörnern erkennt, einige
Zoll tief in die Erde und legen dort ihre Eier. Bald da-
rauf sterben sie. Nach 4—6 Wochen entstehen aus den