Physische Geographie.
8t
Blumen, Obstbäume und Weinstöcke. Außer diesen
werden sehr viele wildwachsende Pflanzen auf
die mannigfaltigste Weise benutzt, zur Nahrung, zur
Weide für das Vieh, als Arzneien, als Farbcmate-
riale rc. — 7) Bergwerksprodukte: alle nutzbare
Mineralien, die zum Würzen der Speisen, zur Verferti-
gung von Gerathen aller Art, von Geld, Arzneien,
Farben, Putzwaaren, Töpferwaaren, zum Bauen und
Brennen dienen.
Anmerk. Die systematische Aufzahlung und Beschreibung aller
oder der meisten Naturerzeugnisse ist der Gegenstand einer
besondern Wissenschaft, der Naturgeschichte oder richtiger
Naturbeschreibung. Sie werden in dieser gewöhnlich folgender-
maßen eingetheilt:
A. Organisirte Körper, zwei Reiche umfassend:
I. Das Thierreich, das wieder in 6 Klassen zerfallt:
1) Säugethiere, in 662 lebendigen, mit den fossilen in 760
Arten.
2) Vögel, in 5000 Arten.
3) Amphibien, in 700 Arten. ■
4) Fische, in 2500 Arten.
5) Insekten, in 44*000 Arten.
6) Würmer, deren Zahl sich auch nicht ungefähr angeben läßt.
Ii. Das Pflanzenreich, nach Jussieu's natürlichem Sy-
steme in 110 (jetzt an 200) Familien, nach Linnö's künst-
lichem Systeme in 24 Klassen abgctheilt, mit 50'000 Ar-
ten bekannter Phanerogamien und vielleicht nicht weniger
Kryptogamien.
L. Unorganisirte Körper, das dritte Naturreich aus-
machend:
Iii. Das Mineralreich, mit beinahe 500 Arten. —
Nach den genannten drei Reichen wird die Naturgeschichte
wegen ipveö sehr großen Umfanges wieder in drei besondere
Wissenschaften getheilt, in die Zoologie, Botanik und
Mineralogie.
§. 37. Der Mensch.
Das edelste aller Geschöpfe der Erde ist der Men sch
Er gehört zu der Klasse der Säugethiere, deren erste
6
10
17. Die Wohlthat.
"Hast du wohl einen größeren Wohlthäter unter den
Thieren, als mich?" fragte die Biene den Menschen. —
„Allerdings," erwiederte dieser. — „Und wen?" — Das
Schaf; denn seine Wolle ist mir nothwendig; dein Honig
hingegen ist mir nur angenehm."
18. Die Biene und die Bremse.
Eine Bremse war einst die Zuschauerin der Arbeit meh-^
rerer Bienen. "Hm!" fing sie endlich an zu summen, "was
das doch für ein steifes, gezwungenes, langsames Geschäft
ist! Wozu nützt es, Alles so abzuzirkeln, so sorgfältig
einzutheilen und so rein zu machen? Ihr würdet zehnmal
ein- und ansflicgen können in der Zeit, die ihr mit dieser
nnnöthigen Ordnung verliert."
„Störe uns nicht!" antwortete eine Biene, „Unordnung
scheint zu fördern und ist am Ende der größte Zeitverlust.
Aber die Hälfte seiner Arbeit hat derjenige gethan, der sich
an Ordnung gewöhnt."
19. Der Halm und die Aehre.
Mit stolz gehobner Stirn und nicht durch Last gedrückt
Sprach einst ein leerer Halm zu einer vollen Aehre:
„Wie kommt es, daß dein Haupt so nach dem Boden
nickt?" —
Sogleich versetzte sie dem Brüderchen zur Lehre:
„Ich stünde freilich nicht so tief herabgebückt,
Wenn ich so leer wie du in meiner Stirne wäre."
20. Der Hund und die Kuh.
Ein Spitz hielt Mittagsruh
Auf einem weichen Bunde
Von Grmnmet. Eine Kuh
Schlich hungrig sich hinzu.
Kaum zeigt sie sich dem Hunde,
So bellt er wild sie an,
Und wehrt ihr, sich zu nahn.
„Das Heu kann dich nicht nähren,
Sprach sie voll Traurigkeit,
72
Endlich hörte er von einem Arzte, der hundert Stunden
weit von ihm entfernt wohnte, der wäre so geschickt, daß die
Kranken gesund würden, wenn er sie nur recht anschaue, und
der Tod ginge ihm aus dem Wege, wo er sich sehen lasse.
Zu dem Arzt faßte der Mann ein Zutrauen und schrieb ihm
seinen Umstand. Der Arzt merkte bald, was ihm fehle,
nämlich nicht Arznei, sondern Mäßigkeit und Bewegung,
und sagte: „Wart', dich will ich bald geheilt haben." —
Deßwegen schrieb er ihm ein Brieflein folgenden Inhalts:
„Guter Freund! Ihr habt einen schlimmen Umstand; doch
wird Euch zu helfen sein, wenn Ihr folgen wollt. Ihr habt
ein böm'thier im Bauch, einen Lindwurm mit sieben
Mäul/rn. Mit dem Lindwurm muß ich selber reden und Ihr
müßt zu mir kommen. Aber fürs erste dürft Ihr nicht fahren
oder auf dem Rößlein reiten, sondern auf des Schuhma-
chers Rappen; sonst schüttelt Ihr den Lindwurm, und er
beißt Euch die Eingeweide ab, sieben Därme auf^ einmal
ganz entzwei. Fürs andere dürft Ihr nicht mehr essen, als
zweimal des^Tagee einen Teller voll Gemüse, Mittags
ein Bratwürstlein dazu und des Abends ein Ei, und am
Morgen ein Fleischsüpplein mit Schnittlauch darauf. Was
Ihr mehr esset, davààrd nur der Lindwurm größer, also,
daß er Euch die Hmrerdiuckl, und der Schneider hat
Euch nimmer viel anzumessen^ aber der Schreiner (Tisch-
ler). Dieß ist mwßrglb, und wenn Ihr nicht folgt, so
hört Ihr im astveim^Frühsahr den Kuckuk nimmer schreien.
Thut, was Ihr wollt!"
Als der Patient W mit sich reden hörte, ließ er sich so-
gleich am andern Morgen die Stiefeln wichsen und machte
sich auf den Weg, wte ihm der Doktor befohlen hatte. Den
ersten Tag ging es so langsam, daß wohl eine Schnecke
hätte können sein Borreiter sein,- und wer ihn grüßte,
dem dankte er nicht, und wo ein Würmlein auf der Erde
kroch, das zertrat er. Aber schon am zweiten und am
dritten Morgen kam cs ihm vor, als wenn die Vögel schon
lange nicht so lieblich gesungen hätten wie heute, und der
Thau schien ihm so frisch und die Kornrose im Felde so
roth, und alle Leute die ihm begegneten, sahen so freundlich
aus, und er auch, und alle Morgen, wenn er aus der
Herberge ging, war's schöner, und er ging leichter und
munterer dahin; und als er am 18. Tage in der Stadt
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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12t
/,Wir gehn! wo Lieb und Frohsinn weilen,
bedarf es keiner Marmorsäulen."
133. Der Wolf und d-ie Ratte.
Der Wolf.
Du schämst dich nicht, du läßt dich sehn?
Vorsichtig würd' ich mich verhehlen,
Denn dein Geschäft ist nur zu stehlen,
Und das ist wahrlich doch nicht schön!
In Speisekammern, Böden, Speicher,
Schleichst du als Dieb dich heimlich ein,
Und mancher würde zehnmal reicher,
Wenn du nicht zu ihm kämest, sein.
Die Natte.
O schweig er doch, raubsücht'ger Schleicher!
An armen Lämmern übt er Mord.
Es schlich der Wolf voll Aerger fort.
>34. Die Fledermaus.
Der Sinn des Gefühls in den Ohren und Flughäuten der Fle-
dermäuse ist so fein, daß sie, selbst wenn sie nicht sehen können, im
Fluge nirgends anstoßen. Manche fliegen sehr geschwind und mit
mancherlei Wendungen, andere dagegen langsamer; für manche ist
es schwer, vom Boden aufzufliegen, und sie müssen daher erst an
einem Gegenstände hinaufklettern, von dem sie sich dann fallen lassen,
um mit den Flügeln Luft zu fangen. Das Läufen und Klettern be-
wirken sie vorzüglich durch die scharfe Kralle der Daumenzehe, die
an der Ecke der Flügel sitzt, so wie durch die Hinterfüße Auch in
der Ruhe hängen sie sich mit ihren Krallen auf, und öfters hängen
sich sogar mehrere an einander. Den Tag bringen sie ruhend an
dunkeln Orten, in Gebäuden, Felsenklüften und hohlen Bäumen zu,
wo man sie oft in großer Menge^ beisammen trifft; gegen Abend
fliegen sie hervor, um ihre Nahrung aufzusuchen; die Zeit des Er-
scheinens ist aber, je nach den Arten verschieden; ihre Flügel sind
fettig, was ihren Flug bei Regenwetter sehr erleichtert. Die Nah-
rung besteht uur aus Insekten, die sie im Fluge erhaschen, unv ihr
Nutzen ist um so größer, da sie sehr gefräßig sind, und da nur we-
nige andere Thiere, wie der Ziegenmelker und die kleineren Eulen,
129
tercr. Er ist langsam und so furchtsam, daß er sich, wenn
er Gefahr ahnet, sogleich zusammcnkugelt, und erst dann,
wenn er sich wieder sicher glaubt, den Kopf hervorzustrecken
und sich zu entwickeln wagt. Im Sommer verbrei-
tet er einen merklichen Bisamgeruch. Seine Nahrung
nimmt er aus. dem Thierreiche, frißt aber auch Obst,
wenn er keine Ehiere haben kann. Er frißt Regenwürmer,
Erdschnecken, Käfer, Heuschrecken und dgl., Frösche, selbst
Kröten; doch scheint ihm der scharfe Saft der letzteren zu-
wider, indem er sich Anfangs nach jedem Bisse, den er
in ihre Haut thut, die Schnauze an der Erde abwischt.
Mäuse liebt er sehr und wird auch zuweilen als Mäuse-
jäger in Häusern gehalten, wozu er aber, da er des
Nachts zu viel poltert, wenig taugt; auch weiß man ein
Beispiel, wo ein Igel, der als Rattenfänger dienen sollte,
von einer Schaar derselben ermordet und verzehrt wurde,
obgleich er eine einzelne Ratte leicht überwältigt. Junge
Vögel sucht er ebenfalls auf. Sehr wichtig wird er da-
durch, daß er Schlangen, selbst giftige, verzehrt; zumal da
er gern die Orte, wo jene sich aufhalten, bewohnt.
Ich hatte, sagt Lenz, einen ganz zahmen Igel in einem
großen Kasten. Blindschleichen und Ringelnattern, welche
ich ihm gab, fiel er sehr begierig an, ohne sich daran zu
kehren, daß sie sich oft, wenn er sie in der Mitte des
Leibes, gepackt hatte, um ihn herumwanden; auch ist es
ihm ganz einerlei, ob er zuerst den Schwanz, Leib oder
Kopf verzehrt. Sein Kampf mit der giftigen Kreuzotter
gewährt einen überaus merkwürdigen, ja lächerlichen An-
blick. So wie er sie in seiner Nähe riecht, (denn er scheint
nie dem Sinne des Gesichtes, der bei ihm äußerst schwach
sein muß, zu folgen) rückt er auf sie zu und beschnuppert
sie, am liebsten am Kopfe, packt aber nicht fest zu, son-
dern kneipt sie nur oft mit den Zähnen. Die Otter wird
wüthend, zischt und beißt fürchterlich; er aber kehrt sich
nicht im geringsten daran, zuckt auch kaum vor ihren Bissen
zurück. Endlich, wenn sich die Otter ermüdet hat, packt
er sie beim Kopfe, (auch die Bussarde packen immer die
Otter mit dem Schnabel zuerst beim Kopfe, während sie
diesen bei nicht giftigen Schlangen gar nicht berücksichtigen)
zermalmt ihn sammt den Giftzähnen und der Giftdrüse
zwischen seinen Zähnen, wobei er sich gewiß öfters am
Fischer's Lesestücke. 9
137
nicht zu stehen, fast keine Fchcchpitze zu hoch, von der
sie nicht hinabzuspringen versuchten. Gerade dieser Vor-
sicht und Schnelligkeit verdankt auch manche ein Alter von
fünf und zwanzig bis dreißig Jahren.
145. Das Rennthier.
Wo aus Mangel an Wärme und Nahrung kaum ein
Hausthier mehr sein Fortkommen findet, da ist das Renn-
thier des Menschen ganzer Reichthum; es ist sein Zug-
und Lastthier, das ihn mit ungewöhnlicher Schnelligkeit
an einem Tage wohl zwanzig Meilen weit fährt; das
Weibchen ist seine Kuh, die ihn mit einer fetten, wohl-
schmeckenden Milch, so wie mit ausgezeichnet gutem Käse
nährt; es liefert ihm ein Fleisch, das von Kennern dem
besten Rothwildpret noch vorgezogen wird; es gibt in sei-
ner Haut ihm den Stoff zu seiner Bekleidung, in seinen
zu Fäden zertheilten Sehnen den Zwirn zum Nähen, in
seinen Knochen die Nadeln dazu und die übrigen unent-
behrlichen Stich- und Schnittwerkzcuge, so wie die Löffel,
in seinen Klauen die Trinkgeschirre, in seiner Harnblase,
Beutel und Flaschen; es kostet ihn wenig in seiner Er-
nährung und begnügt sich mit Flechten und besonders einer,
dem fälschlich sogenannten Nennthiermoose, auch mit dür-
rem Laube. Gewiß unschätzbare Vortheile in Erdstrichen,
die so wenig bieten, wie der höchste Norden. Der Be-
wohner desselben erkennt sie auch in ihrer ganzen Größe,
und achtet es für sein höchstes Erdenglück, möglichst zahl-
reiche Heerden von Rennthiere zu haben. Aber wie sollte
er für diese während des kurzen Sommers die nöthigen
Nahrungsmittel zusammenbringen oder sie im Winter unter
der tiefen Schneedecke hervorholen? Auch dafür ist durch
eine eigne Einrichtung des Nennthiers weise gesorgt. Sein
ungewöhnlich großes, dem der Hirsche ähnliches Geweih,
ist am Ende schaufelartig verbreitet. Mit seiner und der
breiten Füße Hülfe scharrt und schaufelt sich das Thier
selbst unter dem mehrere Fuß tiefen Schnee die nach ihm
genannte, ganze Landstrecken bedeckende (auch in unsern
Nadelwäldern häufige) Flechte hervor und nährt sich da-
mit, wenn nicht der Schnee eine dichte, undurchdringliche
Eisrinde erhält, so reichlich, daß es im Winter sogar
«
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141
schweren Loose, das diese Thiere den Winter hindurch zu
tragen haben, besteht ihre Kost nur aus gesäuerten oder
in Fäulniß übergegangenen und getrockneten Fischen; und
doch werden ihnen erstere als die bessere Speise nur zur
Erquickung und Stärkung gereicht, weil man bemerkt hat,
daß sie weichlich werden und leichter ermüden, wenn sie
diesen Leckerbissen kurz vor dem Antritt einer Reise erhal-
ten. Ihr gewöhnliches Futter sind verschimmelte und an
der Luft getrocknete Fische, ein Gchmaus, bei welchem sie
sich selten anders, als mit blutendem Maule sättigen kön-
nen, weil Gräten und Zähne den größten Theil desselben
ausmachen. Für diese Härte rächen sie sich aber auch
durch ihre erstaunliche Gefräßigkeit, die keinen Gegenstand
verschont, dessen sie habhaft werden können. Mit diebischer
List steigen sie die Leitern hinauf in die luftigsten Vorraths-
kammern ihrer tyrannischen Herrn; mit unnatürlichem
Heißhunger fressen sie Riemen und Lederwerk an, wo sie
es finden; so weit geht ihre Entartung, daß sie selbst
um die eckelhaftesten und von allen andern Thieren -ver-
abscheuteit Dinge mit einander bis auf das Blut streiten.
Aber nicht bloß in der Gefräßigkeit, sondern in der
ganzen Eigenthümlichkeit der thierischen Sitten zeigt sich
diese Entartung. Statt der Wachsamkeit, Treue und An-
hänglichkeit, die der Hund überall seinem Ernährer zeigt,
haben die kamtschatkischen Hunde die Art heimtückischer
Sklaven angenommen. Scheu und unfreundlich meiden sie
ihren Herrn, unbekümmert um die Sicherheit seines Eigen-
thums , das sie gegen keinen Unbekannten zw vertheidigen
wagen. Furchtsam und traurig schleichen sie einzeln um-
her, und blicken beständig aus Mißtrauen um sich. Mit
List und Betrug muß man sie vor die Schlitten zu spannen
suchen; während dies geschieht, strecken sie sämmtlich die
Köpfe empor und erheben ein wehmüthiges Geschrei; so-
bald aber die Fahrt beginnt, verstummen sie plötzlich, und
dann scheinen sie durch hundert tückische Streiche wetteifernd
die Geduld ihres Führers ermüden oder sein Leben in Ge-
fahr bringen zu wollen. Wenn sie an eine gefährliche
Stelle kommen, verdoppeln sie ihre Schnelligkeit im Laufen,
und um nicht von einem steilen Berge heruntergestürzt
oder in einen Fluß geworfen zu werden, sieht mau sich
gewöhnlich gezwungen, ihnen den Schlitten zu überlassen,
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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119
Dafür ist jedoch in einer fleißigen Hand der Rechen
aut. Aber wer hats gesehen, daß der Maulwurf die
Wurzeln abfrißt? Wer kanns behaupten?
Nun man sagt so: "Wo die Wurzeln abgenagt sind
und die Pflanzen sterben, wird man auch Maulwürfe fin-
den, und wo keine Maulwürfe sind, geschieht das auch
nicht. Folglich thuts der Maulwurf." — Der das gesagt,
ist vermuthlich der nämliche, der einmal so behauptet hat:
"Wenn im Frühling die Frösche zeitig quaken, so schlägt
auch das Laub bei Zeiten aus. Wenn aber die Frösche
lange nicht quaken wollen, so will auch das Laub nicht
kommen. Folglich quaken die Frösche das Laub heraus."
Seht doch, wie man sich irren kann!
Aber da kommt-ein Advokat,des Maulwurfs, ein er-
fahrner Landwirth und Naturbeobachter, der sagt also:
"Nicht der Maulwurf frißt die Wurzeln ab, sondern
die Butten, Quqden oder die Engerlinge, die unter der Erde
sind, aus welchen hernach die Maikäfer und anderes Un-
geziefer kommen; der Maulwurf aber frißt die Engerlinge
und reinigt den Boden von diesen Feinden." — Jetzt wird
es also begreiflich, daß der Maulwurf immer da ist, wo
das Gras und die Pflanzen krank sind und absterben,
weil die Engerlinge da sind, denen er nachgebt und die er
verfolgt Und dann muß ers gethan haben, was-diese an-
stellen und bekommt für seine Wohlthat, die er euch erwei-
sen will, des Henkers Dank.
Dis hat wieder Einer in der Stube erfunden oder
aus Büchern gelernt, werdet ihr sagen, der noch keinen
Maulwurf gesehen hat.
Halt, guter Freund, der das sagt, kennt den Maulwurf
bester, als ihr Alle; ihr könnt zweierlei Proben anstellen,
ob er die -Wahrheit sagt.
* Erstlich, wenn ihr dem-Maulwurf in den Mund schaut.
Denn alle vierfüßigen Säugthiere, w'lche die "Natur zum
Nagen am Pflanzenwerk bestellt hat. tnb'ii in jeder Kinn-
lade , oben und unten, nur zwei einzige, und zwar scharfe
Vorderzähne, und gar keine Eckzähne, sondern eine Lücke
bis zu den Stockzähneu. Alle N uibtyiere aber, welche an-
dere Thiere fangen und fressen, haben ‘5 und mehrere spitzige
Vorderzähne, dann Eckzähne auf beiden Seiten und hinter
diesen zahlreiche Stockzähne. Wenn ihr nun das Gebiß
143
Selbst bei dem schönsten Leibgericht
Ward ihm das Leben oft zur Plage;
Warum? das wußt' es selber nicht.
Mit manchem Seufzerchen erzählet
Es einst sein Leid dem Kettenhund
Und spricht: „Was ist's nur, das mich quälet?
Warum bin ich nie ganz gesund?
Du bist so lustig an der Kette,
Hast doch nur Brod und schläfst auf Stroh;
Mich nährt Confekt, ich hab' ein Bette,
Und doch bin ich so selten froh!"
„Hm!" spricht der Freund, „das wußt' ich lange;
Es zu ergründen, ist nicht schwer;
Das kommt, mein Freund, vom Müßiggänge
Und von den guten Tagen her."
149. Das Schafkameel.
Unter den in Peru einheimischen viersüßigen Thieren
verdient das Schafkamcel in vorzüglichem Grade die Auf-
merksamkeit des Reisenden. Dieses Thier gleicht in der
That in vieler Hinsicht dem Kameele der alten Welt, wie-
wohl es sich auch wiederum wesentlich von ihm unter-
scheidet. Es ist kleiner, aber netter gebaut, und hat einen
kleinen Kopf ohne Hörner, an der Stirne mit einem brei-
ten Haarbüschel verziert. Sein Nacken ist sehr lang und
schlank, die Ohren sind regelmäßig geformt, die schwar-
zen Augen groß und völlig, die Schnauze ist klein und die
Oberlefze mehr oder weniger gespalten. Sein Leib ist
schön gebogen, die Beine sind lang und schmächtig und die
Füße zweigeteilten. Die Bekleidung seines Felles besteht
aus einer Mischung von Haaren und Wolle. Die untere
Kinnlade hat sechs Schneide-, zwei Hunds- und mehrere
Backenzähne; die obere blos Backenzähne. Unter dem Fett
ist der Leib mit einer Lage Fett bedeckt, wie dieß bei den
Schweinen und den Polarthieren der Fall ist, ohne Zwei-
fel, mm dem Körper die gehörige Wärme zu bewahren,
da dieses Thier die kälteren Gegenden der Cordilleras be-
wohnt. Es gehört zu den wiederkäuenden Thieren und
hat vier Mägen. Der zweite aus zwei Haupttheilen be-
stehende enthält eine Menge Höhlen zum Aufbewahren des
Wassers. Beim Schlafen zieht es seine Beine völlig unter
den Leib, und ruhet auf der Brust. Sein einziges Ver-
theidigungsmittel ist das Auswerfen einer klebrigen Flüssig-
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bliebe; alle lägen auf einander, keiner könnte gedeihen,
und wo vorher keine Pflanze war, käme doch keine hin.
Das hat die Natur vor uns bedacht und nicht auf unsern
guten Rath gewartet. Denn einige Kerne, wenn sie reif
sind, fliegen selbst durch eine verborgene Kraft weit aus
einander, die meisten sind klein und leicht und werden
durch jede Bewegung der Luft davon getragen, manche
sind noch mit kleinen Federlein besetzt, wie der Löwenzahn
(die Butterblume, Kettenblume); Kinder blasen sie zum
Vergnügen auseinander und thun damit der Natur auch -
einen kleinen Dienst, ohne es zu wissen. Andere gehen
in zarte breite Flügel aus, wie die Samenkerne von Na-
delholzbäumen. Wenn die Sturmwinde wehen, wenn die
Wirbelwinde, die im Sommer vor den Gewittern hergehen,
Alles von der Erde aufwühlen und in die Höhe führen, dann
säet die Natur aus und ist mit einer Wohlthat beschäftigt,
während wir uns fürchten oder über sie klagen und zür-
nen ; dann fliegen und schwimmen und wogen -eine Menge
von unsichtbaren Keimen in der bewegten Luft umher,
und fallen nieder weit und breit, und der nachfolgende
Staub bedeckt sie. Bald kommt der Regen und befeuchtet
den Staub, und so wird's auf Flur und Feld, in Berg
und Thal, auf First und Halden auch wahr, daß Etliches
auf dem Wege von den Vögeln des Himmels gefressen
wird, Etliches unter den Dornen zu Grunde geht, Etli-
ches auf trockenem Felsengrund in der Sonnenhitze erstirbt,
Etliches aber gut Land findet und hundertfältige Frucht bringt.
Weiter sind manche Kerne für den Wind zu groß und
zu schwer; aber sie sind rund und glatt, rollen auf der
Erde weiter und werden mit jedem leichten Stoß von Menschen
oder Thieren fortgeschoben. Andere sind mit umgebogenen
Spitzen oder Häcklcin versehen, sie hängen sich an das
Fett der Thiere oder an die Kleider der Menschen an,
werden fortgetragen und an einem andern Orte wieder
weggeftreift oder abgelesen und ausgesäet, und der es thut,
weiß es nicht, oder denkt nicht daran. Viele Kerne gehen
unverdaut und unzersiört durch den Magen und die Ge-
därme der Thiere, denen sie zur Nahrung dienen sollen,
und werden an einem andern Orte wieder abgesetzt. So
haben wir ohne Zweifel durch Strich-Vögel schon manche
Pflanze aus fremden Gegenden bekommen, die jetzt bei
12 *
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]