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1. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 121

1843 - Altona : Schlüter
121 reiß Dir deßhalb kein Haar aus, 's geht andem ehrlichen Leu- ten auch so; man meint Wunder, was Einem damit geholfen sein werde, und ist nicht wahr; hab's auch wol eher gemeint; aber feit Bartholomäi habe ich mich darauf gesetzt, daß ich von keinem Dank wissen will, und wenn mir nun Einer weitläufrig damit angestiegen kommt, so karbatsch' ich darauf los und Alles aus purem leidigen Interesse, wahrhaftig aus purem Interesse. Denn sieh, Andres, Du wirst auch finden, wenn die Sach' unter die Leut' ist, und Dietrich gedankt hat, dann hat man seinen Lohn dahin, und's ist Alles vorbei; und was ist es denn groß, zu geben, wenn man's hat? Wenn aber keine Seel 'von weiß, sieh! dann hat man noch immer den Knopf aufm Beu- tel, dann ist's noch immer ein treuer Gefährt um Mitternacht und auf Reisen, und man kann's ordentlich als'n Helm auf'n Kopf setzen, wenn ein Gewitter aufsteigt. Herzlicher Dank thut wohl sanft, alter Narre, doch ist das auch keine Hundsföt- terei, heimlich hinlegen und dann dem armen Volk als'n unsicht- barer Engel hinterm Rücken stehen und zusehen, wie's wirkt, wie sie sich freuen und handschlagen und nach dem unbekannten Wohlthäter suchen. Und da muß man sie suchen lassen, An- dres, und mit seinem Herzen in alle Welt gehen. Aber hör', man muß auch nicht jedem Narren geben, der Einen anpfeift. Die Leut' wollen alle gern haben, „und ist doch nicht immer gut. Mangel ist überhaupt gesunder als Überfluß, und traun, glaube mir, 's ist viel leichter zu geben, als recht zu geben. Aufn Kopf mußte Dietrich was haben und 'n neues Bein auch, das versteht sich, aber es gibt sehr oft Fälle, wo es besser und edler ist, abzuschlagen und hart zu thun. Versteh'mich nicht unrecht; wir sollen nicht vergessen, wohl- zuthun und mitzutheilen, das hat uns Herr Christus auch ge- sagt, und was der gesagt hat, Andres, da laß ich mich todt darauf schlagen. —- Hast Du wol eher die Evangelisten mit Bedacht gelesen, Andres? Wie Alles, was Er sagt und thut, so wohlthätig und sinnreich ist! klein und stille, daß man's kaum glaubt, und zu- gleich so über Alles groß und herrlich, daß Einem's Kniebeugen ankömmt, und man's nicht begreifen kann. Und, was meinst Du von einem Lande, wo seine herrliche Lehr' in eines jedweden Mannes Herzen wäre? Möchtest wol in dem Lande wohnen?

2. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 176

1843 - Altona : Schlüter
176 da, und als cv zum Docker kam, nahm ihn dieser bei der Hand und sagte: "Jetzt erzählt mir denn doch einmal von Grund aus, was euch fehlt!" — Da sagte er: "Herr Doctor, mir fehlt, Gottlob! nichts, und wenn ihr so gesund seid, wie ich, so soll's mich freuen."— Der Doctor sagte: „Das hat euch ein guter Geist gerathen, daß ihr folgsam gewesen seid. Der Lindwurm ist jetzt abgestanden; aber ihr habt noch Eier im Leibe, deßwegen müßt ihr wieder zu Fuß heimgehen und zu Hause fleißig arbeiten, wo es zu thun gibt; ist's nicht für euch, so ist's für Andere! — und dürft nicht mehr essen, als euch der Hunger ermahnet, damit die Eier nicht ausschlüpfen! So könnet ihr, wenn's Gott will, bei eurem Gelde ein alter Mann werden." — Und er lächelte dazu. Aber der Reiche sagte: „Herr Doctor, ihr seid ein feiner Kauz und ich verstehe euch wohl!" — Und hat nachher den Rath befolgt und gelebt über die sieben und achtzig Jahre, wie ein Fisch im Wasser so gesund und hat alle Neujahr seine dreißig Ducaten dem Arzte zum Gruß geschickt, so lange er lebte. Was war das für ein Lindwurm? Hebel. Müssiggang verzehrt den Leib, wie Rost das Eisen. S. S. 75: 12. Fressen und Saufen macht die Ärzte reich. — Früh schlafen gehen und früh aufstehen schließt vielen Krankheiten die Thür zu. Arbeit, Mäßigkeit und Ruh' schließt dem Arzt die Thüre zu. Arbeit macht das Leben süß, macht eö nie zur Last. 96. Lienhard und Gertrud. Es wohnt in Bonnal ein Maurer; er heißt Lienhard — und seine Frau Gertrud. Er hat sieben Kinder und guten Verdienst. Aber er hat den Fehler, daß er sich im Wirths- hause oft verführen läßt, und es sind im Dorfe schlaue abge- feimte Burschen, die darauf losgehen, und daraus ein Gewerbe machen, daß sie den Ehrlichern und Einfältigem auflauren, und ihnen bei jedem Anlaß das Geld aus der Tasche locken. Diese kannten den guten Lienhard, und verführten ihn oft beim Trunk noch zum Spiel, und raubten ihm noch den Lohn seines Schwei- ßes. Aber allemal, wenn es am Abend geschehen war, reuete es Lienharden am Morgen, und es ging ihm ans Herz, wenn er Gertrud und seine Kinder Brot mangeln sah, daß er zitterte, weinte, seine Augen niederschlug, und seine Thränen verbarg.

3. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 366

1843 - Altona : Schlüter
366 Der schwarze Käfer schweift und schwirrt, Die Biene summt und sammlet Seim, Der Hirte zieht mit den Lämmern heim. Es hallt im Walde weit die Schalmei Und eind sich der jubelnden Heuer Juchhei, Und Fluren und Wald und Höh'n und Hain Und Himmel und Erde jauchzen d'rein, Und Färb' und Ton und Licht und Klang Ruft: „Gott in der Höh' sei Preis und Dank!" v. Se ld t. 187. Gesteine, Pflanzen und Thiere. Betrachte verschiedene Gesteine, Miner oder Mine- ralien, so wie sie auf der Oberfläche oder im Schoße der Erde gefunden werden. Fast jeder derselben zeigt dir oben und unten, rechts und links, vorn und hinten, im Innern wie im Äußern eine große Gleichartigkeit seiner Theile. Anders ist es bei den Pflanzen und Thieren. Wie sind am Baum Wipfel und Wurzel, Stamm und Blätter, und Blüthen und Früchte verschieden. — Welcher Unterschied ist zwischen dem Kopfe und Rumpfe und den Gliedmaßen des Vogels, zwischen den Augen, Ohren und andern Theilen des Hundes. Sieh den Baum hinauf gegen den Himmel wachsen, die Gesteine werden nicht größer; sieh, wie der Hirsch sich schnell von Hügel zu Hügel, von Berg zu Berg bewegt, der Adler hoch über der Berge Spitzen sich emporschwingt; die Gesteine, aus denen Hügel und Berge bestehen, sie bleiben an ihrem Ort, es sei denn, daß ein Stein durch seine Schwere vom Gchfel des Berges sich ablös't und hinab ins Thal rollt, oder Gesteine aus dem Schlunde vulkanischer Berge durch des unterirdischen Feuers Gewalt empor gen Himmel geschleudert werden. Die Gesteine tragen das Gepräge der Gleichartigkeit ihrer Theile an sich; sie sind zum Beharren an ihrem ursprünglich angewiesenen Ort be- stimmt, bis der Mensch, oder eine andere Kraft sie davon ent- fernt. Die Gesteine sind das Beständige, die unbewegten und unbelebten Theile der Erde, es mangeln ihnen die eigenthüm- lichen Werkzeuge oder Organe, um, wie Pflanzen und Thiere es thun, Stoffe zu ihrem Wachsthum aufzunehmen und zu ver- arbeiten, um sich wie die Thiere von einem Ort zum andern bewegen zu können; es mangelt ihnen die Lebenskraft,

4. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 410

1843 - Altona : Schlüter
410 übertreffen, nur mit Erstaunen ansehen können. Die einen kommen vom Felde mit Materialen und Verrathen beladen, während die andern ans- fliegen, um dergleichen zu sammeln, und noch andere da drinnen schal- ten und walten und bauen. Und höher steigt die Bewunderung, wenn man sie in ihren Stöcken selbst beobachtet, 'ihre Waben, ihre Arbeiten, wann sie ausruhen, Ketten bilden, indem die eine mit ihren Vorder- süßen sich an den Hintertheil der andern hängt, wobei man kaum be- greifen kann, wie die obere im Stande ist, die vielen unter ihr hängen- den zu tragen, ohne los zu lassen. Will man aber den Arbeiten zusehen, so muß man statt der Bie- nenstöcke aus 4 Brettern oder statt der glockenförmigen Bienenkörbe aus Weiden oder Stroh Glasfenster anbringen, worauf man erst in der neuern Zeit gekommen ist. Die meiste Zeit des Jahres wird man nur einerlei Bienen in der Beschäftigung wahrnehmen, nämlich die sogenanntenarbeitsbienen; zu Zeiten steht man aber größere mit dickerem und runderem Kopfe, die sogenannten Drohnen, weil sie lauter summen als die andern. Es sind Männchen, welche man nur vom Anfang Mai bis Ende Juli be- merkt, aber in viel kleinerer Zahl, als die Arbeitsbienen. Die Arbeits- bienen haben keine andere Bestimmung, als nur Honig und Wachs ein- zutragen und die Zellen zu bauen. Man wußte schon seit alten Zeiten, daß in den Stöcken eine größere Biene vorkommt, welche man den Bienenkönig oder Weisel nannte; es ist aber ein Weibchen, und daher die Königin des Stocks, die alle Eier legt, woraus die verschiedenen Bienen kommen. Die Königin ist weit länger als die andern, und be- sonders ragt der Hinterleib bis zur Hälfte über die Flügel hervor; sie ist übrigens immer dünner als die Drohnen und gleicht an Gestalt den Arbeitsbienen. Die Bienen sammeln die Wachsmaterie bloß in den Blumen, nur im Vlüthenstaub, womit man auch die Bienen oft bedeckt sieht. Wenn sich die Biene in einer Blume herumtummelt, so bleibt zwischen den blättrigen Haaren der Blüthenstaub hängen, so daß sie säst unkenntlich dadurch wird; dann bürstet sie sich mit ihren Füßen ab und bringt ihn in die Körbchen an den Hinterfüßen in der Gestalt von dicken, länglichen Ballen, welche man Höschen nennt. Sie bringt den Staub von den vordem auf die mittleren Füße und von diesen auf die hintern mit einer Geschwindigkeit, fast wie ein Taschenspieler. Auf dieselbe Weise sammeln sie auf andern Pflanzentheilen eine harzige Materie, was ihnen aber mehr Mühe macht. Auch diese Harzballen werden mit den Füßchen in das Körbchen gebracht. Die Höschen sind meistens gelb; cs gibt aber auch rothe, weißliche und selbst grüne, weil cs solchen Bluthenstaub gibt. Im Mai sammeln sie den ganzen Tag, im heißen Juni und Juli aber nur bis 10 Uhr. Außerdem sammeln sie noch Honig aus den sogenannten Honig- drüsen und Honigbehältern der Blumen, verschlucken denselben und tra- gen ihn nach Hause, in welchem Falle sie ohne Höschen ankommen. Solche dürfen daher nicht für faul gehalten werden. Zum Sammeln des Honigs bedienen sie sich des Säugrüssels. (Nach Oken.) Daö Bienchen ist in vieler Hinsicht ein Lehrmeister für uns.

5. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 411

1843 - Altona : Schlüter
411 Der Seidenwurm. Als Gotthold etliche Seidenwürmer, welche ein Knabe in einer Schachtel mit Maulbeerblättern speisete, sahe, ge- dachte er bei sich selbst,: So ist's denn ein Wurm, der den Menschenkindern zur Üppigkeit und Pracht dienet. Ich wollte wünschen, daß niemals ein Seidengewand verkauft und an- gelegt würde, ehe man einen solchen Wurm vorgezeigt und betrachtet, damit der Mensch bedenken mochte, wie albern es ist, daß ein Wurm mit des andern Gespinnst prange, da doch endlich er in seiner Pracht von Würmern gefressen wird. — Mein getreuer Gott, meine vornehmste Sorge betrifft die Wohl- fahrt meiner Seele, die weiß ich nicht besser als mit der wei- ßen, schönen Seide der Gerechtigkeit zu schmücken (Offenb. 19, 8.). I. Scriver. 207. Amphibien und Fische. Kein Theil der Naturgeschichte sollte dem Menschen unbekannt blei- den. am allerwenigsten sollte man sich durch die Häßlichkeit oder Schäd- lichkeit eines Thieres abschrecken lassen, cs näher kennen zu lernen; denn immer wird man, was für ein Thier es auch sein mag, Neues und Merkwürdiges und Lehrreiches erfahren. Auch die Amphibien oder Reptilien, so häßlich und widerlich viele derselben sind, sind doch in mancher Hinsicht merkwürdig, nützlich und lehrreich. Es sind sehr ungleiche, äußerlich einander sehr unähnliche Arten von Thieren: Schlangen, Eidechsen, Frösche und Schildkröten, die aber alle schon durch Lungen athmen; doch ist das Athemholen bei ihnen weder so regelmäßig, noch so unentbehrlich zur Fortdauer des Lebens, wie bei den Vögeln und Säugethieren, indem sie auch ziemlich lange ohne dasselbe am Leben bleiben können. Es sind überhaupt Thiere von sehr zähem Leben, die sogar eine lange Zeit in Eisschollen von Gletschern eingefroren sein können, ohne zu sterben. Bei einigen von ihnen wachsen sogar einzelne abgeschnittene Glieder wieder, und alle können sehr lange ohne Nahrung leben. Die Amphibien brauchen auch nicht täglich zu schlafen, die meisten aber halten (meist in Gesellschaften) einen Winterschlaf. Viele können auf dem Lande und im Wasser leben; einige sind nur in der ersten Zeit ihres Lebens im Wasser, andere, wie die Wasserschildkröten, werden auf dem Lande ausgebrütet und gehen erst von da in's Wasser. Manche legen Eier, manche gebären auch lebendige Junge. Es sind meistens sehr stumpfsinnige Thiere, die sehr alt werden. Göthe nannte die Eidechsen "Laccrten," »denn," sagt er, -ich brauch sie noch oft als gefälliges Bild."

6. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 395

1843 - Altona : Schlüter
395 säße aufgesogen und in das Herz und durch dasselbe in die Lungen geführt. Der durch das Athmen eingenommene Sauer- stoff der Luft verwandelt hier den Nahrungssaft in Blut, wel- ches jetzt durch das Herz hindurch mittelst der Schlagadern in alle Theile des Körpers zur Ernährung geführt wird, und sich daselbst in alle möglichen feste und flüssige Theile des Körpers ansetzt und verwandelt. Die Lebenskraft hat den äußern Stoff mittelst ihrer Organe sich innerlich angeeignet und denselben zu einem innern Bestandtheil des Körpers gemacht. Deßhalb sagt auch die heilige Schrift: „Des Leibes Leben ist im Blut." 3 Mos. 17, 11. Anders ist es mit denjenigen Verrichtungen des Thieres, welche aus der Empfindung und Willensbewegung hervorgehen, indem sich das thierische Leben eben dadurch aufs Bestimmteste vom Pflanzenleben unterscheidet, und als eine Stufenleiter da- steht, auf welcher in der ganzen langen Reihe der Thiere die Organe und ihre Verrichtungen immer höher und höher ausge- bildet werden, bis das thierische Leben seine höchste Vollkom- menheit erreicht hat, und eine andere Ordnung von Geschöpfen mit dem Menschen beginnt. In diesem Stufengange der lebendigen Geschöpfe nun ge- wahrt man, daß die unvollkommneren am zahlreichsten, und je vollkommner die Thiergattungen werden, sie desto weniger zahl- reich sind. So gibt es viel weniger Säugethiergeschlechter, als Jnsektenarten. Ungeheuer ist die Vermehrung der letzteren. Es gibt Ameisenarten, von welchen ein einziges Weibchen viele Mil- lionen Eier in einem Jahre (?) legt, ja eine Blattlaus bringt in einem Sommer mehre tausend Millionen (?) Zunge hervor. Dar- um, weil eine Menge Vögel und Raubinsekten bei ihrer Nahrung auf diese Thierarten angewiesen sind. Auch Amphibien und Fische haben eine viel größere Menge von Eiern, als Vögel. So will man bei einem Heringe 36,000, bei einem Stockfisch gar 9 Millionen Eier gezählt haben. Die Vögel brüten wieder un- gleich mehr Junge aus, als je ein Säugethier gebiert, und un- ter diesen haben die edelsten nur Ein Junges. Um nun dem Thiere dieses höhere Leben über dem Pflan- zenleben möglich zu machen, ist sein Körper mit jenen feinen und markigen Organen ausgestattet, welche man Nerven heißt, und worauf die Empfindungs- und Willensthä- tigkeit des thierischen Körpers begründet ist. Als Mittel

7. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 416

1843 - Altona : Schlüter
416 auch oft zu schlafen, da man sie dann mit Vorsicht leicht be- schleichen und mit der Hand erhaschen kann. Ihr Alter scheint sehr hoch werden zu können, doch hat man noch nirgends recht sicher beglaubigte Beispiele und erzählt sich nur von 200jährigen Karpfen und Goldfischen in Teichen. Sie können große Kälte ertragen und unter dem Eise aushalten, ja ganz gefroren gewesene Fische hat man wieder zum Leben ge- bracht, indem man sie nur in kaltes Wasser setzte. Auch der franz. Armeearzt Larrey erzählt, daß er auf Neufundland dem Stockfischfange beigewohnt und das Ausnehmen der Eingeweide dieser Fische mit angesehen habe, wobei den Arbeitern die Hände im Bauche derselben so eiskalt geworden, daß sie zu Zeiten mit dem Geschäft innehalten mußten. Der Nutzen und Gebrauch der Fische für den Menschen ist unermeßlich zu nennen. Es gibt kein Volk der Erde, wel- ches nicht Fische genösse, und viele, zumal Küstenbewohner, ha- den fast ausschließlich ihre Nahrung von ihnen. Auch weiß man sie zu dörren, zu backen, zu Mehl zu mahlen, einzusalzen und zu räuchern, und ihr Fang und Handel beschäftigt nicht nur zahllose Menschen, sondern bildet auch für das Leben, wie wir's beim Häringsfang der Holländer bereits angedeutet. Der Fischfang bildet ein eigenes Studium, wie das der Jägerei, und die Bereitung der verschiedenen Netze, Angeln und Fahrzeuge, so wie die Anlage der Teiche, ist jedem Landwirth zu kennen nothwendig. Nächst dem genießbaren Fleisch und Rogen der Fische wird auch von vielen der Thran benutzt; die östlichen Küstenbe- wohner von Mittelasien kleiden sich in gegerbte Lachshäute, die Haut der Rochen und Haie dient zum Poliren und zu Kunstsachen, die Hausenblase ist ein wichtiges Produkt, und der Ubexzug der Schuppen einer Karpfenart wird zu künstlichen Perlen benutzt. F. S. Voigt (Zoologie) 208. Vögel. Reichlich 200 Arten von wilden Vögeln halten sich theils beständig, theils als Zugvögel bei uns auf. Die größere Hälfte derselben gehört zu fast gleichen Theilen zu den Ordnungen der Sing-und der Schwimm- vögel. Von Singvögeln gibt es hier beinahe 70 Arten: von Lerchen die Ackcrlerche, die gegen den Winter in wärmere Gegenden zieht und

8. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 397

1843 - Altona : Schlüter
397 gungen hervor, sie gehen, schreiten, laufen, Hüpfen, springen, schleichen, kriechen, klettern, scharren, schwimmen, fliegen, schwe- den, flattern, stoßen, kreiseln sich, wirbeln u. s. w. Wie die Einrichtung des thierischen Körpers, so ist auch Aufenthalt, Nahrung und Lebensweise der verschiedenen Thiergattungen sehr verschieden. Zahllose Thiere leben beständig im Wasser, andere theils im Wasser, theils auf dem Lande, andere wohnen in der Erde, andere auf der Erde, auf Bäumen, auch auf andern Thieren, und wieder andere halten sich die größte Zeit in der Luft auf. Gehen wir den Thieren nach, um zu belauschen, wie sie ihre Nahrung, ob und wo sie ihr Tischlein durch die Güte Got- tes gedeckt finden, ob er sie auch nähret, da sie doch nicht säen: so werden wir bemerken, daß sie auf mannigfaltigen Wegen im Pflanzen- und Thierreich immerhin finden, was sie bedürfen. Unzählige Raupen und andere Insekten werden wir auf den Blättern der Pflanzen, sich von ihnen nährend, finden; die Eiche allein soll einigen 100 verschiedenen Insekten zur Nahrung dienen; die Blüthen werden auch von Raupen und andern In- sekten zur Nahrung genommen, schwirrend umflattert der Schwär- mer die duftenden Blumen, um mit seinem langen Säugrüssel die Honigsäfte daraus zu saugen, während zu gleichem Zwecke andere Schmetterlinge, die Bienen und andere Insekten sich auf die Blumen setzen oder in sie hineinkriechen. Manche Vögel und Säugethiere sressen die aus den Blüthen entstandenen Früchte. Muß von den Kirschbäumen nicht der Vögel Schaar abgehalten werden, die sie gern plündert? Kriechen nicht Mäuse hinauf auf die Köpfe des Mohns? Gehen nicht naschend die Sperlinge in die Schoten? Sieht nicht lüstern der Fuchs nach der reifenden Traube? Knackt nicht das Eichhörnchen manche harte Nuß auf? — Holzkäfer, aber auch der Biber und andere Nagethiere fressen das Holz der Bäume und Sträucher. Rinder, Hirsche, Hasen, Käfer und Raupen und Vögel fressen Kräuter und Gräser des Feldes und Waldes und Blätter der Bäume; manche Käfer und Käferlarven benagen die Wurzeln der Pflanzen. Andere verschmähen die Pflanzenkost und fressen lieber das Fleisch der Thiere, die fleischfressenden oder reißenden Thiere (Wolf, Marder, Adler und Falke), andere begnügen sich mit den Leibern der Insekten, wie viele Vögel, Mäuse und selbst

9. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 398

1843 - Altona : Schlüter
398 Insekten. Noch andere saugen wol gar lebenden Thieren die Säfte aus, die Schmarotzer. Nach ihrer verschiedenen Nahrung richtet sich auch ihr verschiedener Aufenthalt, er ist noch mannigfacher als der Stand- ort der Pflanzen. Viele liegen den Tag über verborgen und gehen zur Nacht- zeit ihrer Nahrung nach. Die meisten aber lieben den Tag und schlafen bei Nacht. Viele leben in Gesellschaft beisammen und haben sich in wohlgeordneter, wundersam thätiger Gemeinschaft verbunden, während andere einsam und ungesellig umherirren. Manche Thiergattungen halten ihren Winterschlaf. Manche ver- lassen, wenn die Kälte herannaht, ihren Aufenthalt, und ziehen in wärmere Gegenden, aus welchen sie mit dem Frühlinge wie- der zurückkehren, und das alte Nest wieder aufsuchen. Viele bauen sich künstliche Wohnungen und pflegen mit zärtlicher Sorgfalt ihre Zungen, während andere kein Nest haben und unbekümmert um ihre Nachkommen das Ausbrüten ihrer Eier der Sonne überlassen. Eben so verschieden ist auch die Lebens- dauer der Thiere, und dieselbe gewöhnlich in dem Maaße kürzer, je schneller das Thier aufgewachsen ist. Am längsten soll die Lebensdauer des Elephanten sein, der ein Alter von 150— 200 Jahren erreicht. Der Bestimmung ihres auf das Äußere, Irdische und Sinnliche gerichteten Lebens ist auch die Verrichtungsweise und Willensthätigkeit der Thiere entsprechend, und jene richtige Empfin- dung der Thiere, wornach sie durch ihre S innen thätig keit zur Erhaltung, Sicherheit und zum Genuß ihres Lebens und zur Fortpflanzung sich leiten lassen, heißt man den Instinkt der Thiere, den thierischen Trieb oder Naturtrieb. Deßhalb, weil das Thierleben lediglich beschränkt ist auf das körperliche, sinnliche Leben, besitzt das Thier keine durch Bildung und Lern- begier gewonnene Kunst und Fertigkeit; und so künstlich und wundersam regelmäßig die Biene und Wespe ihre Zellen bauen, die Ameise ihre Wohnung einrichtet, der Vogel sein Nest, die Spinne ihr Gewebe herstellt, sie haben's nicht erst durch Unter- weisung, Mühe und Anstrengung erlernen müssen, sie alle sind unbewußt dazu geboren. Die Thiermutter braucht dem Zungen nicht erst zu sagen: laß das! es ist Gift! Die Sinnenthätig- keit hat es ihm schon zuvor gesagt. Das Lamm kennt seinen Feind, ehe es von demselben ergriffen rst, und die Henne ruft

10. Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen - S. 400

1843 - Altona : Schlüter
400 betrachten und benutzen, daß sie uns Abbild und eine Dar- stellung sind aller der verschiedenen Eigenschaften, Gesinnungen und Neigungen des menschlichen Herzens und Geistes, und nicht leicht ist ein Thier so klein und unbedeutend, daß du nicht von ihm lernen könntest gar Mancherlei zur Erkenntniß und Weis- heit. Da ist das schreckliche, wilde Raubthier, und in thieri- scher Gier wilder Grausamkeit haben schon oft die Menschen ge- wüthet. Da ist die heimlich lauernde Schlange, daß sie züngelnd ihre Beute ersässe; und in der Tücke heimlicher Bos- heit können Menschenherzen einander auflauern und verderben, -,denn ihr Wüthen ist gleichwie das Wüthen einer Schlange" (Ps. 58, 5.). Da sind die unreinen Th i erg e sch lech t er, die im Kothe sich wälzen, und wie oft thun's ihnen die unreinen, niedrigen Triebe verderbter Menschen in Sünde und Laster gleich 2 Petri 2, 22. — Da aber ist auch die natürliche Mäßig- keit des Thieres, das sein Bedürfniß kennt und darüber hinaus nicht mehr begehrt; und sieh' den Menschen dagegen, der im Schlamme der Unmäßigkeit und Völlerei unter das Thier hinab- sinkt. Da ist das hülfreiche Zusammenwirken in festgeregelter Ordnung und der unermüdete Fleiß der gemeinsam lebenden Thiere. Und wir Menschen stören so oft Einer das Werk und den Frieden des Andern, und Trägheit und Müssiggang des Einen zehret am Erwerb des Andern. Deßhalb heißt es: „Gehe hin zur Ameise, du Fauler, siehe ihre Weise an und lerne. Ob sie wol keinen Fürsten, noch Hauptmann, noch Herrn hat, bereitet sie doch ihr Brot im Sommer und sammlet ihre Speise in der Ernte." Spr. Sal. 6, 6. 8. Da endlich ist manche rührende Treue und Anhänglichkeit eines vernunftlosen Thieres an Seinesgleichen oder selbst an Menschen. Und welche Hart- herzigkeit, Rohheit und Selbstsucht stört und vernichtet so oft den Frieden und die Wohlfahrt ganzer Familien und Ge- schlechter! — Nicht minder können wir aus der vielfach gestalteten Um- wandlung und Erneuerung mancher Thiere lernen. Siehe an die Raupe, die ungemein gefräßig und schädlich ist, indem sie eine große Menge von Blättern und Knospen frißt. Auf ein- mal wird die Raupe krank, sie krümmt und windet sich und muß als Raupe sterben, nachdem sie sich vorher ihr Sterbekleid gesponnen, oder ihren Sarg zurecht gemacht hat. Da liegt sie
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