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reiß Dir deßhalb kein Haar aus, 's geht andem ehrlichen Leu-
ten auch so; man meint Wunder, was Einem damit geholfen
sein werde, und ist nicht wahr; hab's auch wol eher gemeint;
aber feit Bartholomäi habe ich mich darauf gesetzt, daß ich von
keinem Dank wissen will, und wenn mir nun Einer weitläufrig
damit angestiegen kommt, so karbatsch' ich darauf los und Alles
aus purem leidigen Interesse, wahrhaftig aus purem Interesse.
Denn sieh, Andres, Du wirst auch finden, wenn die Sach'
unter die Leut' ist, und Dietrich gedankt hat, dann hat man
seinen Lohn dahin, und's ist Alles vorbei; und was ist es denn
groß, zu geben, wenn man's hat? Wenn aber keine Seel 'von
weiß, sieh! dann hat man noch immer den Knopf aufm Beu-
tel, dann ist's noch immer ein treuer Gefährt um Mitternacht
und auf Reisen, und man kann's ordentlich als'n Helm auf'n
Kopf setzen, wenn ein Gewitter aufsteigt. Herzlicher Dank
thut wohl sanft, alter Narre, doch ist das auch keine Hundsföt-
terei, heimlich hinlegen und dann dem armen Volk als'n unsicht-
barer Engel hinterm Rücken stehen und zusehen, wie's wirkt,
wie sie sich freuen und handschlagen und nach dem unbekannten
Wohlthäter suchen. Und da muß man sie suchen lassen, An-
dres, und mit seinem Herzen in alle Welt gehen.
Aber hör', man muß auch nicht jedem Narren geben,
der Einen anpfeift. Die Leut' wollen alle gern haben, „und ist
doch nicht immer gut. Mangel ist überhaupt gesunder als Überfluß,
und traun, glaube mir, 's ist viel leichter zu geben, als recht
zu geben. Aufn Kopf mußte Dietrich was haben und 'n neues
Bein auch, das versteht sich, aber es gibt sehr oft Fälle, wo
es besser und edler ist, abzuschlagen und hart zu thun.
Versteh'mich nicht unrecht; wir sollen nicht vergessen, wohl-
zuthun und mitzutheilen, das hat uns Herr Christus auch ge-
sagt, und was der gesagt hat, Andres, da laß ich mich todt
darauf schlagen. —-
Hast Du wol eher die Evangelisten mit Bedacht gelesen,
Andres? Wie Alles, was Er sagt und thut, so wohlthätig und
sinnreich ist! klein und stille, daß man's kaum glaubt, und zu-
gleich so über Alles groß und herrlich, daß Einem's Kniebeugen
ankömmt, und man's nicht begreifen kann. Und, was meinst
Du von einem Lande, wo seine herrliche Lehr' in eines jedweden
Mannes Herzen wäre? Möchtest wol in dem Lande wohnen?
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut]]
176
da, und als cv zum Docker kam, nahm ihn dieser bei der Hand
und sagte: "Jetzt erzählt mir denn doch einmal von Grund aus,
was euch fehlt!" — Da sagte er: "Herr Doctor, mir fehlt,
Gottlob! nichts, und wenn ihr so gesund seid, wie ich, so soll's
mich freuen."— Der Doctor sagte: „Das hat euch ein guter
Geist gerathen, daß ihr folgsam gewesen seid. Der Lindwurm ist
jetzt abgestanden; aber ihr habt noch Eier im Leibe, deßwegen
müßt ihr wieder zu Fuß heimgehen und zu Hause fleißig arbeiten,
wo es zu thun gibt; ist's nicht für euch, so ist's für Andere! — und
dürft nicht mehr essen, als euch der Hunger ermahnet, damit die
Eier nicht ausschlüpfen! So könnet ihr, wenn's Gott will, bei
eurem Gelde ein alter Mann werden." — Und er lächelte dazu.
Aber der Reiche sagte: „Herr Doctor, ihr seid ein feiner Kauz
und ich verstehe euch wohl!" — Und hat nachher den Rath
befolgt und gelebt über die sieben und achtzig Jahre, wie ein
Fisch im Wasser so gesund und hat alle Neujahr seine dreißig
Ducaten dem Arzte zum Gruß geschickt, so lange er lebte.
Was war das für ein Lindwurm? Hebel.
Müssiggang verzehrt den Leib, wie Rost das Eisen. S. S.
75: 12. Fressen und Saufen macht die Ärzte reich. — Früh
schlafen gehen und früh aufstehen schließt vielen Krankheiten die
Thür zu. Arbeit, Mäßigkeit und Ruh' schließt dem Arzt die
Thüre zu. Arbeit macht das Leben süß, macht eö nie zur Last.
96. Lienhard und Gertrud.
Es wohnt in Bonnal ein Maurer; er heißt Lienhard —
und seine Frau Gertrud. Er hat sieben Kinder und guten
Verdienst. Aber er hat den Fehler, daß er sich im Wirths-
hause oft verführen läßt, und es sind im Dorfe schlaue abge-
feimte Burschen, die darauf losgehen, und daraus ein Gewerbe
machen, daß sie den Ehrlichern und Einfältigem auflauren, und
ihnen bei jedem Anlaß das Geld aus der Tasche locken. Diese
kannten den guten Lienhard, und verführten ihn oft beim Trunk
noch zum Spiel, und raubten ihm noch den Lohn seines Schwei-
ßes. Aber allemal, wenn es am Abend geschehen war, reuete
es Lienharden am Morgen, und es ging ihm ans Herz, wenn er
Gertrud und seine Kinder Brot mangeln sah, daß er zitterte,
weinte, seine Augen niederschlug, und seine Thränen verbarg.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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366
Der schwarze Käfer schweift und schwirrt,
Die Biene summt und sammlet Seim,
Der Hirte zieht mit den Lämmern heim.
Es hallt im Walde weit die Schalmei
Und eind sich der jubelnden Heuer Juchhei,
Und Fluren und Wald und Höh'n und Hain
Und Himmel und Erde jauchzen d'rein,
Und Färb' und Ton und Licht und Klang
Ruft: „Gott in der Höh' sei Preis und Dank!"
v. Se ld t.
187. Gesteine, Pflanzen und Thiere.
Betrachte verschiedene Gesteine, Miner oder Mine-
ralien, so wie sie auf der Oberfläche oder im Schoße der
Erde gefunden werden. Fast jeder derselben zeigt dir oben und
unten, rechts und links, vorn und hinten, im Innern wie im
Äußern eine große Gleichartigkeit seiner Theile. Anders ist es
bei den Pflanzen und Thieren. Wie sind am Baum
Wipfel und Wurzel, Stamm und Blätter, und Blüthen und
Früchte verschieden. — Welcher Unterschied ist zwischen dem
Kopfe und Rumpfe und den Gliedmaßen des Vogels, zwischen
den Augen, Ohren und andern Theilen des Hundes. Sieh den
Baum hinauf gegen den Himmel wachsen, die Gesteine werden
nicht größer; sieh, wie der Hirsch sich schnell von Hügel zu
Hügel, von Berg zu Berg bewegt, der Adler hoch über der
Berge Spitzen sich emporschwingt; die Gesteine, aus denen
Hügel und Berge bestehen, sie bleiben an ihrem Ort, es sei
denn, daß ein Stein durch seine Schwere vom Gchfel des
Berges sich ablös't und hinab ins Thal rollt, oder Gesteine aus
dem Schlunde vulkanischer Berge durch des unterirdischen Feuers
Gewalt empor gen Himmel geschleudert werden. Die Gesteine
tragen das Gepräge der Gleichartigkeit ihrer Theile an sich; sie
sind zum Beharren an ihrem ursprünglich angewiesenen Ort be-
stimmt, bis der Mensch, oder eine andere Kraft sie davon ent-
fernt. Die Gesteine sind das Beständige, die unbewegten und
unbelebten Theile der Erde, es mangeln ihnen die eigenthüm-
lichen Werkzeuge oder Organe, um, wie Pflanzen und Thiere
es thun, Stoffe zu ihrem Wachsthum aufzunehmen und zu ver-
arbeiten, um sich wie die Thiere von einem Ort zum andern
bewegen zu können; es mangelt ihnen die Lebenskraft,
410
übertreffen, nur mit Erstaunen ansehen können. Die einen kommen vom
Felde mit Materialen und Verrathen beladen, während die andern ans-
fliegen, um dergleichen zu sammeln, und noch andere da drinnen schal-
ten und walten und bauen. Und höher steigt die Bewunderung, wenn
man sie in ihren Stöcken selbst beobachtet, 'ihre Waben, ihre Arbeiten,
wann sie ausruhen, Ketten bilden, indem die eine mit ihren Vorder-
süßen sich an den Hintertheil der andern hängt, wobei man kaum be-
greifen kann, wie die obere im Stande ist, die vielen unter ihr hängen-
den zu tragen, ohne los zu lassen.
Will man aber den Arbeiten zusehen, so muß man statt der Bie-
nenstöcke aus 4 Brettern oder statt der glockenförmigen Bienenkörbe aus
Weiden oder Stroh Glasfenster anbringen, worauf man erst in der
neuern Zeit gekommen ist.
Die meiste Zeit des Jahres wird man nur einerlei Bienen in der
Beschäftigung wahrnehmen, nämlich die sogenanntenarbeitsbienen;
zu Zeiten steht man aber größere mit dickerem und runderem Kopfe, die
sogenannten Drohnen, weil sie lauter summen als die andern. Es
sind Männchen, welche man nur vom Anfang Mai bis Ende Juli be-
merkt, aber in viel kleinerer Zahl, als die Arbeitsbienen. Die Arbeits-
bienen haben keine andere Bestimmung, als nur Honig und Wachs ein-
zutragen und die Zellen zu bauen. Man wußte schon seit alten Zeiten,
daß in den Stöcken eine größere Biene vorkommt, welche man den
Bienenkönig oder Weisel nannte; es ist aber ein Weibchen, und daher
die Königin des Stocks, die alle Eier legt, woraus die verschiedenen
Bienen kommen. Die Königin ist weit länger als die andern, und be-
sonders ragt der Hinterleib bis zur Hälfte über die Flügel hervor;
sie ist übrigens immer dünner als die Drohnen und gleicht an Gestalt
den Arbeitsbienen.
Die Bienen sammeln die Wachsmaterie bloß in den Blumen, nur
im Vlüthenstaub, womit man auch die Bienen oft bedeckt sieht. Wenn
sich die Biene in einer Blume herumtummelt, so bleibt zwischen den
blättrigen Haaren der Blüthenstaub hängen, so daß sie säst unkenntlich
dadurch wird; dann bürstet sie sich mit ihren Füßen ab und bringt ihn
in die Körbchen an den Hinterfüßen in der Gestalt von dicken, länglichen
Ballen, welche man Höschen nennt. Sie bringt den Staub von den
vordem auf die mittleren Füße und von diesen auf die hintern mit
einer Geschwindigkeit, fast wie ein Taschenspieler. Auf dieselbe Weise
sammeln sie auf andern Pflanzentheilen eine harzige Materie, was
ihnen aber mehr Mühe macht. Auch diese Harzballen werden mit den
Füßchen in das Körbchen gebracht. Die Höschen sind meistens gelb;
cs gibt aber auch rothe, weißliche und selbst grüne, weil cs solchen
Bluthenstaub gibt. Im Mai sammeln sie den ganzen Tag, im heißen
Juni und Juli aber nur bis 10 Uhr.
Außerdem sammeln sie noch Honig aus den sogenannten Honig-
drüsen und Honigbehältern der Blumen, verschlucken denselben und tra-
gen ihn nach Hause, in welchem Falle sie ohne Höschen ankommen.
Solche dürfen daher nicht für faul gehalten werden. Zum Sammeln
des Honigs bedienen sie sich des Säugrüssels. (Nach Oken.)
Daö Bienchen ist in vieler Hinsicht ein Lehrmeister für uns.
411
Der Seidenwurm.
Als Gotthold etliche Seidenwürmer, welche ein Knabe
in einer Schachtel mit Maulbeerblättern speisete, sahe, ge-
dachte er bei sich selbst,: So ist's denn ein Wurm, der den
Menschenkindern zur Üppigkeit und Pracht dienet. Ich wollte
wünschen, daß niemals ein Seidengewand verkauft und an-
gelegt würde, ehe man einen solchen Wurm vorgezeigt und
betrachtet, damit der Mensch bedenken mochte, wie albern es
ist, daß ein Wurm mit des andern Gespinnst prange, da doch
endlich er in seiner Pracht von Würmern gefressen wird. —
Mein getreuer Gott, meine vornehmste Sorge betrifft die Wohl-
fahrt meiner Seele, die weiß ich nicht besser als mit der wei-
ßen, schönen Seide der Gerechtigkeit zu schmücken (Offenb. 19, 8.).
I. Scriver.
207. Amphibien und Fische.
Kein Theil der Naturgeschichte sollte dem Menschen unbekannt blei-
den. am allerwenigsten sollte man sich durch die Häßlichkeit oder Schäd-
lichkeit eines Thieres abschrecken lassen, cs näher kennen zu lernen; denn
immer wird man, was für ein Thier es auch sein mag, Neues und
Merkwürdiges und Lehrreiches erfahren.
Auch die Amphibien oder Reptilien, so häßlich und widerlich
viele derselben sind, sind doch in mancher Hinsicht merkwürdig, nützlich und
lehrreich. Es sind sehr ungleiche, äußerlich einander sehr unähnliche Arten
von Thieren: Schlangen, Eidechsen, Frösche und Schildkröten, die aber alle
schon durch Lungen athmen; doch ist das Athemholen bei ihnen weder
so regelmäßig, noch so unentbehrlich zur Fortdauer des Lebens, wie bei
den Vögeln und Säugethieren, indem sie auch ziemlich lange ohne
dasselbe am Leben bleiben können. Es sind überhaupt Thiere von sehr
zähem Leben, die sogar eine lange Zeit in Eisschollen von Gletschern
eingefroren sein können, ohne zu sterben. Bei einigen von ihnen wachsen
sogar einzelne abgeschnittene Glieder wieder, und alle können sehr lange
ohne Nahrung leben.
Die Amphibien brauchen auch nicht täglich zu schlafen, die meisten
aber halten (meist in Gesellschaften) einen Winterschlaf. Viele können
auf dem Lande und im Wasser leben; einige sind nur in der ersten
Zeit ihres Lebens im Wasser, andere, wie die Wasserschildkröten, werden
auf dem Lande ausgebrütet und gehen erst von da in's Wasser. Manche
legen Eier, manche gebären auch lebendige Junge. Es sind meistens
sehr stumpfsinnige Thiere, die sehr alt werden.
Göthe nannte die Eidechsen "Laccrten," »denn," sagt er, -ich brauch
sie noch oft als gefälliges Bild."
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
395
säße aufgesogen und in das Herz und durch dasselbe in die
Lungen geführt. Der durch das Athmen eingenommene Sauer-
stoff der Luft verwandelt hier den Nahrungssaft in Blut, wel-
ches jetzt durch das Herz hindurch mittelst der Schlagadern in
alle Theile des Körpers zur Ernährung geführt wird, und sich
daselbst in alle möglichen feste und flüssige Theile des Körpers
ansetzt und verwandelt. Die Lebenskraft hat den äußern Stoff
mittelst ihrer Organe sich innerlich angeeignet und denselben zu
einem innern Bestandtheil des Körpers gemacht. Deßhalb sagt
auch die heilige Schrift: „Des Leibes Leben ist im Blut."
3 Mos. 17, 11.
Anders ist es mit denjenigen Verrichtungen des Thieres,
welche aus der Empfindung und Willensbewegung hervorgehen,
indem sich das thierische Leben eben dadurch aufs Bestimmteste
vom Pflanzenleben unterscheidet, und als eine Stufenleiter da-
steht, auf welcher in der ganzen langen Reihe der Thiere die
Organe und ihre Verrichtungen immer höher und höher ausge-
bildet werden, bis das thierische Leben seine höchste Vollkom-
menheit erreicht hat, und eine andere Ordnung von Geschöpfen
mit dem Menschen beginnt.
In diesem Stufengange der lebendigen Geschöpfe nun ge-
wahrt man, daß die unvollkommneren am zahlreichsten, und je
vollkommner die Thiergattungen werden, sie desto weniger zahl-
reich sind. So gibt es viel weniger Säugethiergeschlechter, als
Jnsektenarten. Ungeheuer ist die Vermehrung der letzteren. Es
gibt Ameisenarten, von welchen ein einziges Weibchen viele Mil-
lionen Eier in einem Jahre (?) legt, ja eine Blattlaus bringt in
einem Sommer mehre tausend Millionen (?) Zunge hervor. Dar-
um, weil eine Menge Vögel und Raubinsekten bei ihrer Nahrung
auf diese Thierarten angewiesen sind. Auch Amphibien und
Fische haben eine viel größere Menge von Eiern, als Vögel.
So will man bei einem Heringe 36,000, bei einem Stockfisch
gar 9 Millionen Eier gezählt haben. Die Vögel brüten wieder un-
gleich mehr Junge aus, als je ein Säugethier gebiert, und un-
ter diesen haben die edelsten nur Ein Junges.
Um nun dem Thiere dieses höhere Leben über dem Pflan-
zenleben möglich zu machen, ist sein Körper mit jenen feinen
und markigen Organen ausgestattet, welche man Nerven
heißt, und worauf die Empfindungs- und Willensthä-
tigkeit des thierischen Körpers begründet ist. Als Mittel
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auch oft zu schlafen, da man sie dann mit Vorsicht leicht be-
schleichen und mit der Hand erhaschen kann.
Ihr Alter scheint sehr hoch werden zu können, doch hat
man noch nirgends recht sicher beglaubigte Beispiele und erzählt
sich nur von 200jährigen Karpfen und Goldfischen in Teichen. Sie
können große Kälte ertragen und unter dem Eise aushalten, ja
ganz gefroren gewesene Fische hat man wieder zum Leben ge-
bracht, indem man sie nur in kaltes Wasser setzte. Auch der
franz. Armeearzt Larrey erzählt, daß er auf Neufundland dem
Stockfischfange beigewohnt und das Ausnehmen der Eingeweide
dieser Fische mit angesehen habe, wobei den Arbeitern die Hände
im Bauche derselben so eiskalt geworden, daß sie zu Zeiten
mit dem Geschäft innehalten mußten.
Der Nutzen und Gebrauch der Fische für den Menschen
ist unermeßlich zu nennen. Es gibt kein Volk der Erde, wel-
ches nicht Fische genösse, und viele, zumal Küstenbewohner, ha-
den fast ausschließlich ihre Nahrung von ihnen. Auch weiß
man sie zu dörren, zu backen, zu Mehl zu mahlen, einzusalzen
und zu räuchern, und ihr Fang und Handel beschäftigt nicht nur
zahllose Menschen, sondern bildet auch für das Leben, wie wir's
beim Häringsfang der Holländer bereits angedeutet.
Der Fischfang bildet ein eigenes Studium, wie das der
Jägerei, und die Bereitung der verschiedenen Netze, Angeln und
Fahrzeuge, so wie die Anlage der Teiche, ist jedem Landwirth
zu kennen nothwendig.
Nächst dem genießbaren Fleisch und Rogen der Fische
wird auch von vielen der Thran benutzt; die östlichen Küstenbe-
wohner von Mittelasien kleiden sich in gegerbte Lachshäute, die Haut
der Rochen und Haie dient zum Poliren und zu Kunstsachen, die
Hausenblase ist ein wichtiges Produkt, und der Ubexzug der
Schuppen einer Karpfenart wird zu künstlichen Perlen benutzt.
F. S. Voigt (Zoologie)
208. Vögel.
Reichlich 200 Arten von wilden Vögeln halten sich theils beständig,
theils als Zugvögel bei uns auf. Die größere Hälfte derselben gehört
zu fast gleichen Theilen zu den Ordnungen der Sing-und der Schwimm-
vögel.
Von Singvögeln gibt es hier beinahe 70 Arten: von Lerchen
die Ackcrlerche, die gegen den Winter in wärmere Gegenden zieht und
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
397
gungen hervor, sie gehen, schreiten, laufen, Hüpfen, springen,
schleichen, kriechen, klettern, scharren, schwimmen, fliegen, schwe-
den, flattern, stoßen, kreiseln sich, wirbeln u. s. w.
Wie die Einrichtung des thierischen Körpers, so ist auch
Aufenthalt, Nahrung und Lebensweise der verschiedenen
Thiergattungen sehr verschieden. Zahllose Thiere leben beständig
im Wasser, andere theils im Wasser, theils auf dem Lande,
andere wohnen in der Erde, andere auf der Erde, auf Bäumen,
auch auf andern Thieren, und wieder andere halten sich die
größte Zeit in der Luft auf.
Gehen wir den Thieren nach, um zu belauschen, wie sie
ihre Nahrung, ob und wo sie ihr Tischlein durch die Güte Got-
tes gedeckt finden, ob er sie auch nähret, da sie doch nicht säen:
so werden wir bemerken, daß sie auf mannigfaltigen Wegen im
Pflanzen- und Thierreich immerhin finden, was sie bedürfen.
Unzählige Raupen und andere Insekten werden wir auf den
Blättern der Pflanzen, sich von ihnen nährend, finden; die
Eiche allein soll einigen 100 verschiedenen Insekten zur Nahrung
dienen; die Blüthen werden auch von Raupen und andern In-
sekten zur Nahrung genommen, schwirrend umflattert der Schwär-
mer die duftenden Blumen, um mit seinem langen Säugrüssel
die Honigsäfte daraus zu saugen, während zu gleichem Zwecke
andere Schmetterlinge, die Bienen und andere Insekten sich
auf die Blumen setzen oder in sie hineinkriechen. Manche Vögel
und Säugethiere sressen die aus den Blüthen entstandenen Früchte.
Muß von den Kirschbäumen nicht der Vögel Schaar abgehalten
werden, die sie gern plündert? Kriechen nicht Mäuse hinauf auf
die Köpfe des Mohns? Gehen nicht naschend die Sperlinge in
die Schoten? Sieht nicht lüstern der Fuchs nach der reifenden
Traube? Knackt nicht das Eichhörnchen manche harte Nuß auf?
— Holzkäfer, aber auch der Biber und andere Nagethiere fressen
das Holz der Bäume und Sträucher. Rinder, Hirsche, Hasen,
Käfer und Raupen und Vögel fressen Kräuter und Gräser
des Feldes und Waldes und Blätter der Bäume; manche
Käfer und Käferlarven benagen die Wurzeln der Pflanzen.
Andere verschmähen die Pflanzenkost und fressen lieber das
Fleisch der Thiere, die fleischfressenden oder reißenden Thiere
(Wolf, Marder, Adler und Falke), andere begnügen sich mit
den Leibern der Insekten, wie viele Vögel, Mäuse und selbst
398
Insekten. Noch andere saugen wol gar lebenden Thieren die
Säfte aus, die Schmarotzer.
Nach ihrer verschiedenen Nahrung richtet sich auch ihr
verschiedener Aufenthalt, er ist noch mannigfacher als der Stand-
ort der Pflanzen.
Viele liegen den Tag über verborgen und gehen zur Nacht-
zeit ihrer Nahrung nach. Die meisten aber lieben den Tag und
schlafen bei Nacht. Viele leben in Gesellschaft beisammen und
haben sich in wohlgeordneter, wundersam thätiger Gemeinschaft
verbunden, während andere einsam und ungesellig umherirren.
Manche Thiergattungen halten ihren Winterschlaf. Manche ver-
lassen, wenn die Kälte herannaht, ihren Aufenthalt, und ziehen
in wärmere Gegenden, aus welchen sie mit dem Frühlinge wie-
der zurückkehren, und das alte Nest wieder aufsuchen. Viele
bauen sich künstliche Wohnungen und pflegen mit zärtlicher
Sorgfalt ihre Zungen, während andere kein Nest haben und
unbekümmert um ihre Nachkommen das Ausbrüten ihrer Eier
der Sonne überlassen. Eben so verschieden ist auch die Lebens-
dauer der Thiere, und dieselbe gewöhnlich in dem Maaße kürzer,
je schneller das Thier aufgewachsen ist. Am längsten soll die
Lebensdauer des Elephanten sein, der ein Alter von 150— 200
Jahren erreicht.
Der Bestimmung ihres auf das Äußere, Irdische und
Sinnliche gerichteten Lebens ist auch die Verrichtungsweise und
Willensthätigkeit der Thiere entsprechend, und jene richtige Empfin-
dung der Thiere, wornach sie durch ihre S innen thätig keit zur
Erhaltung, Sicherheit und zum Genuß ihres Lebens und zur
Fortpflanzung sich leiten lassen, heißt man den Instinkt der
Thiere, den thierischen Trieb oder Naturtrieb. Deßhalb,
weil das Thierleben lediglich beschränkt ist auf das körperliche,
sinnliche Leben, besitzt das Thier keine durch Bildung und Lern-
begier gewonnene Kunst und Fertigkeit; und so künstlich und
wundersam regelmäßig die Biene und Wespe ihre Zellen bauen,
die Ameise ihre Wohnung einrichtet, der Vogel sein Nest, die
Spinne ihr Gewebe herstellt, sie haben's nicht erst durch Unter-
weisung, Mühe und Anstrengung erlernen müssen, sie alle sind
unbewußt dazu geboren. Die Thiermutter braucht dem Zungen
nicht erst zu sagen: laß das! es ist Gift! Die Sinnenthätig-
keit hat es ihm schon zuvor gesagt. Das Lamm kennt seinen
Feind, ehe es von demselben ergriffen rst, und die Henne ruft
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
400
betrachten und benutzen, daß sie uns Abbild und eine Dar-
stellung sind aller der verschiedenen Eigenschaften, Gesinnungen
und Neigungen des menschlichen Herzens und Geistes, und nicht
leicht ist ein Thier so klein und unbedeutend, daß du nicht von
ihm lernen könntest gar Mancherlei zur Erkenntniß und Weis-
heit.
Da ist das schreckliche, wilde Raubthier, und in thieri-
scher Gier wilder Grausamkeit haben schon oft die Menschen ge-
wüthet. Da ist die heimlich lauernde Schlange, daß sie
züngelnd ihre Beute ersässe; und in der Tücke heimlicher Bos-
heit können Menschenherzen einander auflauern und verderben,
-,denn ihr Wüthen ist gleichwie das Wüthen einer Schlange"
(Ps. 58, 5.). Da sind die unreinen Th i erg e sch lech t er,
die im Kothe sich wälzen, und wie oft thun's ihnen die unreinen,
niedrigen Triebe verderbter Menschen in Sünde und Laster gleich
2 Petri 2, 22. — Da aber ist auch die natürliche Mäßig-
keit des Thieres, das sein Bedürfniß kennt und darüber hinaus
nicht mehr begehrt; und sieh' den Menschen dagegen, der im
Schlamme der Unmäßigkeit und Völlerei unter das Thier hinab-
sinkt. Da ist das hülfreiche Zusammenwirken in festgeregelter
Ordnung und der unermüdete Fleiß der gemeinsam lebenden
Thiere. Und wir Menschen stören so oft Einer das Werk und
den Frieden des Andern, und Trägheit und Müssiggang des
Einen zehret am Erwerb des Andern. Deßhalb heißt es: „Gehe
hin zur Ameise, du Fauler, siehe ihre Weise an und lerne.
Ob sie wol keinen Fürsten, noch Hauptmann, noch Herrn hat,
bereitet sie doch ihr Brot im Sommer und sammlet ihre Speise
in der Ernte." Spr. Sal. 6, 6. 8. Da endlich ist manche
rührende Treue und Anhänglichkeit eines vernunftlosen Thieres
an Seinesgleichen oder selbst an Menschen. Und welche Hart-
herzigkeit, Rohheit und Selbstsucht stört und vernichtet so oft
den Frieden und die Wohlfahrt ganzer Familien und Ge-
schlechter! —
Nicht minder können wir aus der vielfach gestalteten Um-
wandlung und Erneuerung mancher Thiere lernen. Siehe an
die Raupe, die ungemein gefräßig und schädlich ist, indem sie
eine große Menge von Blättern und Knospen frißt. Auf ein-
mal wird die Raupe krank, sie krümmt und windet sich und
muß als Raupe sterben, nachdem sie sich vorher ihr Sterbekleid
gesponnen, oder ihren Sarg zurecht gemacht hat. Da liegt sie
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]