434
^Zweiter Zeitraum.
folgten dem Beispiele der Garde, und in der Kirche der kasanschen
Mutter Gottes wurde vom Metropoliten von Nowgorod Catha-
rina Ii. als Kaiserinn aller Reußen ausgerufen. Am Abend dieses
Tages ritt sie mit den Garden nach dem Lustschlosse Peterhof, ließ
ihren Gemahl verhaften und nach dem Städtchen Ropscha bei Pe-
tersburg in ein Gefangniß bringen, ohne ihn zu sehen. Nach Verlauf
einer Woche ließ sie ihm einen Giftkrank reichen, der in der ersten
Stunde so schrecklich wirkte, daß Graf Orlow (spr. Orlöff) ihn er-
drosselte, um seinen Tod zu beschleunigen. Orlow war auch ein Günst-
ling von Catharina. Durch Blut bahnte die neue Herrscherin» sich
den Weg zum Throne, durch Blut befestigte sie ihren Thron.
§- 78.
Catharina Ii. von Rußland.
Sie regierte 34 Jahre (1762 —1796\ Im zweiten Fahre ihrer
Negierung kam der Unterlieutenant Mirowitsch mit 38 Soldaten
nach Schlüsselburg, zeigte ein Schreiben von Catharina vor, daß er
den Prinzen Iwan nach Petersburg führen solle. Die wachthabenden
Offiziere ermordeten den Prinzen nun gleich im Kerker (23 Jahr alt),
gemäß ihrer Ordre, und flohen nach Dänemark. Mirowitsch wurde
auf Befehl der Kaiserinn hingerichtet, jene Offiziere aber belohnte sie
nach ihrer Rückkehr kaiserlich.
Neun Jahre später trat in den südlichen Provinzen ein gemeiner
Kosak auf, Namens Pugatschew (spr. Pugatschoff), gab sich für
Kaiser Peter Iii. aus, der nicht todt sey, und machte 2 Jahre der
Kaiserinn zu schaffen. Wohl 100,000 Menschen kamen im Kriege
gegen den Rebellen um, bis er endlich erwischt und zu Moskau als
Betrüger und Rebell hingerichtet wurde.
Nun konnte Catharina ruhiger regieren, aber ganz ruhig wurde
sie niemals; was sie ihrem Gemahl gethan, konnten die Russen ihr
wieder anthun, und darum führte sie fast immer Kriege, ihre Russen
nicht zu Athem kommen zu lassen.
Ihr erster Türkenkrieg dauerte von 1768 volle 6 Jahre.
Bender wurde genommen, das aufgeregte Morea aber im Stich ge-
lassen. Am Dnepr bauete Catharina die neue Stadt Chersün ge-
gen die Türken, und 13 Jahre nach ihrem ersten Türkenkriege faßte
sie den Gedanken, die Türken ganz nach Asien zu verjagen, und in
Constantinopel ein neues griechisches Kaiserthum zu errichten, welches
ein russischer Prinz beherrschen sollte. Da ihrem Sohne Paul eben
ein Prinz geboren wurde, ließ sie ihn deshalb Constantin taufen,
und einem Thore der Stadt Cherson gab sie die Aufschrift: Nach
Constantinopel.
Als die Türken einige russische Schiffe auf dem schwarzen Meere
beleidigten, eröffnete Catharina ihren zweiten Türkenkrieg. Ihr
Potemkin eroberte die Krimm, das Taurien der alten Welt, ließ
30,000 Bewohner niederhauen, und bekam den Titel der Taurier,
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Extrahierte Personennamen: Graf_Orlow Orlow Catharina Catharina_Ii Catharina Peter_Iii Catharina Catharina Constantin Catharina
436
Zweiter Zeitraum.
2000 Rubel Gehalt, nachher 100,000, und noch durfte er aus den
kaiserlichen Kaffen so viel Geld nehmen, wie ihm beliebte, was er
denn auch fleißig that.
Potemkin war es, der recht zu den Lürkenkriegen rieth, und sie
zum Lheil führte. Weil es nun hieß, er habe die zur Kultivirung
der Krimm erhaltenen Millionen in seine Tasche gesteckt, so machte
Catharina 1787 eine Reise dorthin, das Land zu untersuchen. Ue-
berall sah man fette Heerden und geschäftige Menschen am Wege,
aber Potemkin hatte sie aus weiter Ferne herbeitreiben lassen. Die
vielen in Cherson ausgestellten Maaren hatte Potemkin aus Moskau
und Warschau kommen lassen, eben so im Hafen zu Sebastopel alle
Schiffe aus der Nähe und Ferne zusammengebracht, so daß der Hafen
wimmelte, als wenn dieses alle Tage so wäre. Catharina wurde ge-
täuscht, und Potemkin erhielt den Titel der Taurier (die Krimm
hieß in alten Zeiten nämlich Taurien). Die außergewöhnlichen Ge-
schenke der Kaiserinn waren ungeheuer, wenn sie das Geld auch von
den Holländern borgen mußte. Dafür lebte Potemkin auch während
des Türkenkrieges zu Jassy wie ein persischer Satrap des Alterthums.
Zu seinen üppigen Gelagen ließ er Luxusartikel kommen, die an der
russischen Gränze 12,000 Rubel Zoll trugen, aber Fürst Potemkin be-
zahlte sie nicht. Er hoffte einst die Moldau und Wallachei als ein rus-
sischer Basall zu regieren, starb aber 1791 in Folge seiner Aus-
schweifungen.
§. 80.
Die Vernichtung Polens.
Polen war schon lange ein Wahlreich, aber gewöhnlich setzte es
bei der Königswahl die heftigsten Streitigkeiten ab, und auswärtige
Mächte mischten sich immer mehr in die Angelegenheiten des Landes.
August Ii. und August Iii. waren zugleich Kurfürsten von Sachsen.
Als Letzterer 1763 starb, ließ Catharina Ii. 10,000 Russen in Polen
einrücken, und befahl den Magnaten, den Grafen Stanislaus Po-
niatowski zum Könige zu wählen, weil er als Gesandter zu Peters-
burg ihr lieb geworden war. Die Polen murrten, klagten auch über
die vielen Durchmärsche der Russen nach der Türkei, so daß Catharina
immer verstimmter wurde. Sie sagte zu den östreichischen und preu-
ßischen Gesandten, Polen sey ein Land, wo man sich nur zu bücken
brauche, um etwas zu nehmen. So wurden denn 1772 diese drei
Mächte einig, von Polen Landschaften abzureißen: Rußland nahm Li-
thauen, Oestreich Galizien, Preußen Westpreußen, und das
ursprüngliche Preußen erhielt den Namen Ostpreußen.
Die Polen duldeten knirschend. Als in Frankreich die Revolution
ausbrach, machten sie unruhige Bewegungen, doch dies diente nur
dazu, daß man ihr Land noch kleiner machte. Preußen nahm 1793
Südpreußen (jetzt Posen), Rußland auch einen großen Landstrich.
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Extrahierte Personennamen: Catharina Catharina August August Catharina_Ii Stanislaus_Po- Catharina
488
Vierter Zeitraum.
ihnen Hände und Füße ab, bratete dieselben, und zwang die Unglück-
lichen, von ihrem eigenen Fleische zu essen. An andern Orten grub
man die Griechen in die Erde bis an den Mund, den man ihnen aber
durch ein Sperrholz offen hielt, so daß nun Ameisen zu Hunderten
bis in den Hals hinabkrochen, und weil auch der Schädel noch ge-
schoren und mit Honig bestrichen war, so sammelten sich zahllose In-
sekten auf ihm. Im April 1822 wurde die reiche Insel Chios in
eine Wüste verwandelt, im August Cyp ern. Auch die Griechen feier-
ten nicht: den 19. Juni 1822 steckten 3 griechische Brander bei Chios
3 türkische Linienschiffe in Brand, 7 Fregatten strandeten, die übrigen
türkischen Schiffe flohen.
In den folgenden Jahren wechselte das Kriegesglück, denn leider
wollten die griechischen Heerführer selten der Regierung gehorchen.
Doch konnten die Türken Morea nicht wieder gewinnen, und die Hoff-
nung der Griechen, das türkische Joch abzuwerfen, wuchs, als im Fe-
bruar 1825 der ägyptische Erbprinz Ibrahim Pascha mit 20,000
Negern und Arabern auf Geheiß des Sultans in Morea landete, um
die Griechen wieder zu unterjochen, oder zu vertilgen. Er machte große
Fortschritte, eroberte Navarino, belagerte Missolounghi, das fe-
steste Bollwerk der Griechen, 3mal, und eroberte es den 22. April
1826, aber hier sprengten die Griechen durch Anzündung der Pulver-
minen ihre Feinde mit sich in die Luft.
§. 126.
Russisch - türkischer Krieg.
Als die europäischen Machte, besonders Rußland, Frankreich und
England, merkten, mit welcher Kraft die Griechen nun schon viele
Jahre lang ihren Kampf gegen die Türken durchführten, singen sie an,
das Heldenvolk zu achten, und sandten 1827 eine Flotte nach Grie-
chenland, den Griechen sowohl als den Aegyptern das Auslaufen ihrer
Flotte zu untersagen, damit der Handel Europa's nach dem Morgen-
lande nicht ferner gelähmt werde. Die Flotte der Türken und Ae-
gypter wollte solche Einschränkung im Hasen von Navarino sich nicht
gefallen lassen. Da segelte die verbündete Flotte unter Codringtons
Anführung den 20. October 1827 eben nach Mittag in den Hafen
von Navarino hinein, und da die Türken Feuer gaben, so begann die
Seeschlacht bei Navarino, die sich gegen Abend mit der Ver-
nichtung der türkischen Flotte endigte.
Daß Rußland so kräftig gegen die Türken einschritt, rührte zum
Thcil von dem Thronwechsel her. Kaiser Alexander war den
1. Decemb. 1825 plötzlich gestorben, und sein jüngerer Bruder Ni-
kolaus I. hatte den Thron bestiegen. Auch der regierende türkische
Sultan Mahmud Ii. entwickelte neue Kraft, da er im Juni 1826
die Janitscharen vernichtete, und Militair aus europäischem Fuße ein-
führte. Weil aber Kaiser Nikolaus darauf bestand, daß die Moldau
von allen türkischen Truppen befreiet würde, und^ Sultan Mahmud
die Moldau noch nicht so frei geben wollte, so erklärte Rußland, auch
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Extrahierte Personennamen: August Ibrahim_Pascha Navarino Navarino Alexander Alexander Decemb Nikolaus Nikolaus Mahmud
Extrahierte Ortsnamen: Chios Chios Morea Frankreich England
492 Vierter Zeitraum.
Diebitsch nicht günstig. Zwar siegte er in der blutigen Schlacht bei
Ostrolenka den 6. Mai 1831, aber kurz darauf starb er an der Cho-
lera, einer neuen aus Asien eingebrochenen Seuche, deren Opfer auch
der Großfürst Constantin wurde. Graf Paskewitsch-Erivanski,
der die Perser bei Erivan besiegt, und auch glücklich gegen die Türken
gekämpft hatte, führte die Rüsten über die Weichsel, und ihm gelang
es endlich im Sept. Warschau nach einer zweitägigen Bestürmung zu
besetzen, und das Land wieder unter russische Gewalt zu bringen.
Glücklicher als Diebitsch wurde er zum Fürsten von Warschau und
zum Statthalter in dem nun ganz mit Rußland vereinten Polen er-
nannt. Harte Strafen trafen die Urheber und Theilnehmer der Revo-
lution, welche nicht so glücklich waren, durch die Flucht aus dem Lande
sich zu retten. Von den Flüchtlingen leben noch viele in Frankreich
und England zum Theile in großer Dürftigkeit.
Auch in mehreren Ländern Italiens brachen Unruhen aus, und
selbst der Kirchenstaat blieb ungeachtet der milden päbstlichen Regierung
nicht davon verschont. Der Pabst Pius Viii., Nachfolger des am
9. Febr. 1829 verstorbenen Pabstes Leo Xii., starb den 6.,Dec.
1830, und am 2. Febr. 1831 wurde unser jetzige Pabst Gregor Xvi.
(Mauro Capellari) gewählt. Gleich nach seiner Wahl erhob sich
in Bologna ein Aufruhr, dem sich bald mehrere Städte anschlossen.
Umsonst ermahnte der Pabst zur Ruhe und Ordnung; die Aufrührer
wollten eine Republik stiften, und glaubten schon am Ziele zu sein,
als der Kaiser von Oestreich durch seine Truppen Bologna und die
andern aufrübrischen Städte besetzen, und dem Unwesen ein Ende ma-
chen ließ. Die Ruhe war wiederhergestellt, und die Oestreicher zogen
wieder ab. Die Milde des Pabstes gegen die Aufwiegler ermuthigte
zu neuen Aufständen; aber schnell kehrten die Oestreicher zurück, und
besetzten Bologna. Damit nun aber der Kaiser von Oestreich durch
wiederholtes Einschreiten nicht ein zu großes Uebergewiebt in Italien
erlangen möchte, besetzten gegen den Willen des Pabstes im Sommer
1832 die Franzosen Ancona, unterdrückten hier zwar auch die Un-
ruhen, hielten aber bis 1838 die Stadt militairisch besetzt.
Auch in Brasilien brach eine Revolution aus, wodurch der Kai-
ser Pedro I. vertrieben, und sein sechsjähriges Söhnchen Pedro Ii.
zum Kaiser ausgerufen wurde. Don Pedro folgte seiner Tochter
Donna Maria da Gloria nach Europa, und unternahm im Sommer
1832 von der Insel Terciera aus eine Expedition gegen Portugal, um
seinen Bruder Don Miguel von dem angemaßten Thron zu stür-
zen, und denselben für seine Tochter zu erobern. Ein blutiger Bru-
derkrieg begann. Don Pedro's tapferer General Villaflor nahm
zuerst Oporto ein, vertheidigte diese Stgdt über ein Jahr glücklich
gegen die Miguelisten, und eroberte dann- Lissabon. Don Miguel
mußte, als auch sein neuer General, Marschall Bourmont, der Ero-
berer Algier's, besiegt war, und ein spanisches Heer ihn angriff, Por-
tugall verlassen, und lebt seitdem in Italien. Don Pedro führte als
Vormund seiner Tochter die von Don Miguel aufgehobene Constitu-
tion wieder ein, und machte viele Neuerungen. Er starb im ^Septem-
der 1834, und seine fünfzehnjährige Tochter Donna Maria übernahm
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Constantin Leo_Xii Leo Gregor_Xvi Gregor Mauro_Capellari Oestreich Pedro_Ii Pedro Donna_Maria_da_Gloria Maria Marschall_Bourmont Pedro Maria
Extrahierte Ortsnamen: Ostrolenka Asien Warschau Warschau Frankreich England Italiens Bologna Bologna Bologna Italien Brasilien Europa Portugal Lissabon Italien
494 Vierter Zeitraum.
1839 bei Nisib geschlagen und zersprengt. Wenige Tage nach dieser
Niederlage seines Heeres starb Sultan Mahmud, und seitdem regiert
sein Sohn Abdul Meschid (geb. 1823.) Unzufrieden mit dem neuen
Minister überlieferte der Kapudan Pascha (Admiral) dem Mehemed
Aly die ganze türkische^ Seemacht. Die fünf Hauptmächte Europa's
nehmen sich der ohnmächtigen Pforte an, und suchen den alten hart-
näckigen Mehemed Aly zu einem billigen Frieden zu bewegen. Der
neue Sultan hat seinen Unterthanen eine Verfassung gegeben, wodurch
nicht allein die Türken, sondern auch die Christen gegen Willkühr ge-
schützt, und diese jenen ziemlich gleich gestellt sind.
Seit dem Frieden zu Adrianopel^ war Griechenland für den Sul-
tan verloren. Es wurde von- seinen Schutzmächten für ein unabhängiges
Königreich erklärt; aber der neue Staat war so klein und so arm, daß
der Herzog Leopold von Sachsen-Coburg, jetzt König der Belgier, die
ihm angebotene Krone desselben ausschlug. Die heftigsten Partheien
tobten und kämpften gegen einander; der Präsident der Regierung des
Landes, Ioh. Capodistria, wurde ermordet, die ganze griechische
Flotte verbrannt. Die inneren Unruhen dauerten fort bis zur Ernen-
nung des Prinzen Otto von Baiern, zum Könige von Grie-
chenland. Dieser ist der zweite Sohn des Königs Ludwig von Bai-
ern, geb. den 1. Juni 1815. Im Frühjahr 1834 kam er mit Geld
und Truppen nach Griechenland, und bald war die Ruhe und Ord-
nung von den weisen Rathgebern, die dem Könige bis zu seiner Groß-
jährigkeit beigegeben waren, wiederhergestellt. Von Nauplia wurde die
Residenz nach dem berühmten Athen verlegt, und dieses zur Hauptstadt
Griechenlandes erhoben. Am 1. Juni 1835 übernahm der König selbst die
Regierung, kam im Sommer 1836' nach Deutschland, und vermählte
sich im Nov. mit,der Prinzessinn Amalia von Oldenburg, und
führte die neue Königinn in Athen ein. Die Blüthe Griechenlands
entwickelt sich täglich mehr und mehr, denn durch eine weise Regierung,
durch Beförderung des Unterrichtes und der Bildung, des Ackerbaues
und des Handels sucht König Otto I. die Wunden, welche die Ty-
rannei der Türken und der lange blutige Kampf für die Freiheit dem
Lande geschlagen hat, zu heilen, und seine Unterthanen zu beglücken.
Von den Monarchen, welche sich zum Kampfe gegen Napoleons
Herrschsucht verbunden, und seinen Stolz gedemüthigt haben, lebt
allein noch König Friedrich Wilhelm Hl. von Preußen; Kai-
ser Franz t. von Oestreich starb am 2. März 1835, als Vater von
seinen Unterthanen beweint. Sein ältester Sohn bestieg als Ferdi-
nand I. den Kaiserthron Oestreichs. Des Vaters weiser Rathgeber,
der hochbejahrte Fürst Metternich steht auch ihm zur Seite; er herrscht
mild und gerecht, wie fein Vater,, und die Unterthanen sind auch ihm
mit Liebe und Treue ergeben.
tz. 128.
Schluß.
Hier stehen wir am Ziele unserer Geschichte. Wenig erfreulich war
die neue Geschichte in allen Welttheilen, voll von Revolutionen, Krie-
e
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
Extrahierte Personennamen: Sultan_Mahmud Abdul_Meschid Kapudan_Pascha Leopold_von_Sachsen-Coburg Leopold Capodistria Otto Ludwig_von_Bai- Ludwig Otto_I. Napoleons Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Franz Franz Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Mehemed
Aly Griechenland Baiern Griechenland Athen Deutschland Oldenburg Athen Griechenlands
D ie Deutschen. 401
Theil ihrer Niederlande, dann griff er auch die Holländer an. Nur
Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der große Kurfürst, trat für
die Holländer auf, und beredete auch den Kaiser zu dem schönen Bünd-
nisse. In der Schlacht bei S asb ach (1675) wurde Frankreichs
erster Feldherr Turenne erschossen, und die Deutschen erfochten
einen herrlichen Sieg. Da hetzte Ludwig Xiv. die Schweden gegen
den Kurfürsten von Brandenburg auf, und diese brachen in die Mar-
ken ein, wahrend Friedrich Wilhelm noch am Rhein zu thun hatte.
Er schrieb seinen Unterthanen, sie möchten nur eine kleine Weile Ge-
duld haben, eilte mit seiner ganzen Macht herbei, überfiel die Schwe-
den bei Fehrbellin (28. Juni 1675),^und schlug sie so, daß sie
Brandenburg und Pommern fast völlig räumten, und Dänemark und
Münster sich mit Brandenburg verbündeten.
Drei Jahre lang verwüsteten die Franzosen die Rheinländer. Vor
Entsetzen verließen sämmtliche Bewohner manche Ortschaft mitten im
Winter, flüchteten in die Wälder, und kamen durch Kälte oder Hun-
ger um. Und als 1678 zu Nimwegen Friede geschlossen wurde,
bekam Frankreich die Festung Freiburg im Breisgau und die Graf-
schaft Burgund und schöne Stücke von den spanischen Niederlanden.
In den letzten Friedensschlüssen hatte es geheißen, Deutschland
trete diese und jene Städte und Landschaften mit allen ihren De-
pendenzen an Frankreich ab. Nun setzte Ludwig Xiv. vier Ge-
richtshöfe nieder, zu untersuchen, welche Städte und Dörfer in alten
Zeiten mit den eroberten Besitzungen zusammen gehangen haben, und
diese ließ er dann ohne weiteres wegnehmen. Solches nannte er Re-
union. Auf diese Weise gewann er auch Straßburg im Elsaß,
welches als freie Reichsstadt im westfälischen Frieden Deutschland noch
Vorbehalten war. Um in seinen Reunionen nicht gehindert zu werden,
beredete Ludwig die Türken, dem Kaiser ins Land zu fallen.
§■ 50.
D i e Türken vor Wien.
Der kriegeslustige Großvezier Kara Mustapha rückte schnell
mit 200,000 Türken vor Wien, Kaiser Leopold floh nach Linz.
Nur der Herzog von Lothringen warf 12,000 Mann Truppen in die
Stadt, und der^ Graf von Stahremberg als Commandant schlug alle
Stürme der Türken glücklich ab. Aber diese beschossen die Stadt
nach einem Plane, den ihnen Ludwig Xiv. zugeschickt hatte, und auf
dem Lande nahmen sie 50,000 Kinder, 6000 Männer, 11,000 Wei-
der, 51,000 Jungfrauen, und schickten sie als Sclaven nach der
Türkei. In Wien waren 200,000 Menschen — wie sollte es die-
sen gehen?
Als die Noth eben am größten war, den 11. Septemb. (1683),
da erschien der tapfere Polenkönig Joannes Sobiesky mit 15,000
Mann auf der Hohe des Kahlenberges, und meldete den Belagerten
seine Ankunft durch einige Schüsse. Bei ihm waren auch die Trup-
26
t
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_von_Brandenburg Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Ludwig Kara_Mustapha Leopold Leopold Graf_von_Stahremberg Ludwig_Xiv Ludwig Joannes_Sobiesky
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Brandenburg Rhein Fehrbellin Brandenburg Pommern Nimwegen Frankreich Burgund Deutschland Frankreich Deutschland Wien Wien Linz Lothringen Wien
402
Zweiter Zeitraum.
pen des fränkischen und schwäbischen Kreises, die Kriegesmacht von
Baiern und Sachsen, ja der Kurfürst von Sachsen Joann Georg Hi.
in eigener Person. Sobiesky siel mit seiner leichten Reiterei wie ein
Sturmwind über die Türken her, und schlug sie aus dem Felde
(13. Sept.) Am andern Morgen war Kara Mustapha entwichen, sein
Zelt — 400,000 Thaler an Werth — seine Kriegeskasse mit 2 Mil-
lionen Thaler siel in die Hände der Sieger. Zwei Tage später kam
der Kaiser von Linz, und veranstaltete einen feierlichen Einzug; aller
Augen waren auf Joannes Sobiesky und auf den Herzog von Loth-
ringen gerichtet. Die Predigt am Siegesfeste führte den Text: «Es
war ein Mann von Gott gesandt, der hieß Joannes» (Joann. 1, 6).
was die Wiener bis zur Begeisterung hinriß. Joannes Sobiesky
schrieb seiner Gemahlinn die Nachricht des Sieges, und am Ende des
Briefes sagt er: «Ich mußte lange mit dem Vezier fechten, bis der
linke Flügel mir zu^ Hülfe kam. Da waren um mich der Kurfürst
von Baiern, der Fürst von Waldeck und viele andere Neichsfürsten,
die mich umhalseten und küßten. Die Generale faßten mich bei den
Händen und Füßen, die übrigen Obersten und Offiziere sammt ihren
Regimentern riefen mir zu: Unser braver König! Heut Morgen kam
der Kurfürst von^Sachsen und der Herzog von Lothringen zu mir,
auch der wiener Statthalter Graf von Stahremberg mit vielem Volke,
hohen und niederen Standes; Jedermann hat mich geherzet, geküsset,
und seinen Erlöser genannt. Als ich nach der Tafel wieder hinaus
in's Lager ritt, begleitete mich das gemeine Volk mit aufgehobenen
Händen bis aus dem Thore. Für diesen uns zugesandten höchst vor-^
trefflichen Sieg sey dem Allerhöchsten Lob, Preis und Dank gesagt in
Ewigkeit!»
Man hätte die räuberischen Türken nun verfolgen sollen, aber
das geschah nicht, sie hauseten noch 6 Jahre in Ungarn, und dieses
Land, das vorher selbst gern gegen Oestreich rcbellirt hatte, wurde da-
durch so gebeugt, daß es dem Hause Oestreich die Krone Ungarns erb- .
lich zuerkannte, da es sonst ein Wahlreich gewesen war.
§. 51.
Die französischen Reunionen.
Kaum waren die Türken fort, so nahm Ludwig Xiv. seine ^Re-
unionen wieder vor, 9 Jahre lang wurden die Rheinländer verwüstet,
blühende große Städte bis auf das letzte Haus niedergebrennt, als
Mannheim, Offenburg, Bruchsal, Rastadt, Baden, Worms, Speier.
Im Dom zu Speier wurden die silbernen Särge der Kaiser aus der
Gruft gerissen und die Gebeine aufs Feld geworfen. Der Herzog von
Crequi, der die Mordbrenner befehligte, hatte eine Liste von 1200
Ortschaften, die vom Erdboden vertilgt werden sollten. Die Armeen,
welche das deutsche Reich gegen die Franzosen sendete, hatten uneinige
Anführer, und wurden immer geschlagen. Im I. 1097 machte Lud-
wig Xiv. Frieden zu Ryswyk (spr. Reiswed, einem Dorfe zwi-
schen Delft und Haag, und gab die verheerten Rheinländer, wie auch
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
430
Zweiter Zeitraum.
nur 1 Stunde vom filmischen Meerbusen entfernt, ist gelegener zum
Handel, als Moskau mitten im Lande. Im Ausflusse der Newa
legte Peter 1704 die furchtbare Festung Kronstadt mit einem herr-
lichen Hafen an.
Indessen rückte nun Carl Xii. in Rußland ein, im Winter zu
Anfang des Jahres 1708. Die Russen flohen vor ihm, verheerten
aber vor ihm her das Land. Im Juli stand Carl nur noch 12 Tag-
reifen von Moskau, da wandte er sich auf einmal nach Süden, denn
die Kosacken wollten sich mit ihm vereinigen. Diese aber täuschten
ihn; nach einem halben Jahre, mitten im Winter, mußte er wieder
nach Norden hinauf ziehen, und dieser Winter ist durch seine Kalte
berühmt. Viele Schweden erfroren, andere versanken nachher beim
Thauwetter. Im März 1709 kam Carl vor Pultawa (spr. Pol-
täwa) an, und belagerte es 4 Monate, er hatte nur noch 28,000
Mann. Im Sommer erschien die russische Hauptarmee, 70,000 Mann,
und den 8. Juli 1709 war die berühmte Schlacht bei Pultawa.
Carl hatte wegen einer Wunde am linken Fuße lauge nicht reiten kön-
nen, und mußte während der Schlacht sich in einem Sessel tragen
lassen, an ein zweckmäßiges Commandiren war nicht zu denken. In
2 Stunden waren die Schweden völlig geschlagen. Diese Schlacht
entschied den nordischen Krieg, Schweden blieb hinter die Ostsee zu-
rückgewiescn.
Carl floh von dem Schlachtfelde mit etwa 1000 Schweden über
den Dnepr, und eilte der türkischen Gränze zu.
§. 74.
Carl Xu. unter den Türken.
Jussuf, der Pascha von Bender, empfing den nordischen Hel-
den ehrenvoll, und gab ihm Lebensmittel und allerlei Bequemlich-
keiten. Carl bezog ein schönes Lager bei Bender, und sah bald wie-
der 1800 Schweden und Polen um sich, die er täglich musterte. Der
Großsultan ließ ihm täglich 500 Thaler reichen, ja sich endlich von
seinem Gesandten Poniatowsky bereden, den Russen den Krieg zu
erklären. Peter wollte den Türken zuvorkommen, und rückte ihnen in
die Moldau. Aber nun überfiel der Großvezier mit 200,000 Türken
ihn am Pruth, schlug ihn 3 Tage hinter einander, bis 40,000 Rus-
senleichen den Boden bedeckten, und den Rest der Russen schloß er so
fest ein, wie einst der Samnitergeneral die Römer bei Caudium. ^ Peter
verzweifelte. Da packte seine Kathinka ihre Juwelen in ein Kästchen,
und schickte sie den Generalen des Großveziers zum Geschenke. Das
half: der Großvezier ließ sich von Peter versprechen, Asow wieder her-
auszugeben, und dem Suttan Abbitte zu thun, und dann gab er den
Russen freien Abzug, einfältig den Großmüthigen spielend, und stolz
darauf, schnell den Frieden dictirt zu haben. Freilich verklagte Carl
den Vezier als einen Verräther, und derselbe verlor auch seinen Kopf,
aber der Augenblick, Rußland durch die Türken zu züchtigen, war vor-
über. Der Sultan schloß mit Peter sogar ein Bündniß, dessen vor-
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Extrahierte Personennamen: Peter Carl_Xii Carl Carl Carl Carl Carl_Xu Pascha_von_Bender Carl Bender Poniatowsky Peter Kathinka Peter Carl Peter
Die nordischen Staaten. 431
nehmster Artikel war, der Sultan solle den Schwedenkönig aus seinen
Staaten entfernen.
Nun ließ der Sultan an Carl 600,000 Thaler Reisegeld zahlen,
und ihn bitten, die Türkei zu verlassen. Carl wollte nicht. Nach vie-
len vergeblichen Unterhandlungen erstürmten die Türken sein Lager,
und brachten ihn als Gefangenen nach Adrianopel. Hier lebte er 10
Monate, außerhalb der Türkei hielt man ihn für todt, und in Schwe-
den wollte man einen neuen König wählen. Das bewog ihn, nach-
dem er noch einmal kostbare Geschenke vom Sultan erhalten hatte, den
1. October 1714 die Rückreise anzutreten. Vermummt eilte er bald
mit nur 2 Offizieren den Seinigen voraus, reifete Tag und Nacht
ohne Unterbrechung, und stand den 22. Novemb. Nachts 1 Uhr vor
dem Thore Stralsunds; in 14 Tagen hatte er 286 Meilen zurückgelegt,
d. h. täglich 40 Stunden Weges.
§. 75.
Ende des nordischen Krieges.
Indessen hatte August Ii. den Stanislaus Lesczinsky^ vertrieben,
und sich wieder zum Könige von Polen gemacht. Die Dänen hatten
Bremen und Verden weggenommen, und auch England und Preußen
waren dem Bündnisse gegen Schweden beigetreten, der alte Dessauer
eroberte fast ganz Schwedisch-Pommern, selbst Stralsund.
So viel Feinden war Carl nicht gewachsen. Er knüpfte mit Pe-
ter Unterhandlungen an, wollte den Russen ihre Eroberungen überlas-
sen, und sich durch die Eroberung Norwegens entschädigen. Mit
17,000 Mann siel er in den südlichen Theil Norwegens ein, und be-
lagerte Friedrichshall. Hier wurde er den 30. Nov. 1718, als
er Abends 0 Uhr noch ausgegangen war, um nach seinen Leuten zu
sehen, um 10 Uhr erschossen gefunden, wahrscheinlich von der Hand
eines schwedischen Soldaten.
Carls jüngste Schwester Ulrike Eleonore wurde nunköniginn
von Schweden, und nun machte man schnell mit allen Feinden Frieden.
England behielt Bremen und Verden für 1 Million Thaler, Preußen
Stettin und Vorpommern für 2 Millionen, Dänemark gab seine Er-
oberungen für 600,000 Thaler heraus. Peter verheerte erst noch
Schweden ganz unmenschlich zwei Sommer lang, und dann schloß er '
1721 mit Schweden den Frieden zu Nystadt, behielt alle den
Schweden entrissenen Landschaften, und zahlte für dieselben 2 Mil-
lionen Thaler. Für diesen den Russen höchst vortheilhaften Frieden
wurde der Czar Peter vom russischen Senate der Große und Kai-
ser aller Reussen titulirt.
tz. 76.
Peters letzte Thaten.
Noch vor dem Friedensschlüsse, 1716, machte Peter wieder eine
große Reise nach Preußen, Dänemark, Holland und Frankreich, und
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Extrahierte Personennamen: Carl Carl August Stanislaus_Lesczinsky^ Carl Ulrike_Eleonore Peter Peter
Extrahierte Ortsnamen: Schwe- Stralsunds Polen England Schweden Schwedisch-Pommern Norwegens Norwegens Carls Schweden England Stettin Dänemark Holland Frankreich
Die nordischen Staaten. 435
die Statthalterschaft der neuen Provinz und 16 Millionen Rubel, die
Provinz für Rußland recht blühend zu machen.
Nun kamen die Türken, und nahmen Oczakow. Potemkin
hatte 70,000 Russen unter seinen Fahnen, und belagerte die Türken
in Oczakow. Er blieb so weit von der Festung, daß ihn die tür-
kischen Kugeln nicht erreichen konnten. Am Feste des h. Nicolaus,
des russischen Schutzheiligen (6. Decemb. 1787), eroberte Potemkin
Oczakow, und die Russen mordeten hier wehrlose Türken, warfen sie
auf das Eis, und gaben sie den Hunden zur Speise. In Ismail
machten die Russen den 22. December 1790 sogar 50,000 wehrlose
Türken nieder, und Catharina ließ von den graulichsten Scenen Ge-
mälde in ihrem Speisesaale aufhangen. In ganz Europa stellte man
bald die Russen den Türken in der Grausamkeit gleich. Im Januar
1792 wurde der Friede von Jassy geschlossen, und der Dnepr zur
Granze gegen die Türken bestimmt.
Größer, als durch ihre Eroberungen und ihr Privatleben ist Ca-
tharina durch die innere Verwaltung ihres Reiches. Sie verbesserte
das Gerichtswesen, gab der Geistlichkeit ihre Güter wieder, errichtete
Seminarien zur bessern Bildung junger Geistlichen, bauete 260 neue
Städte im Lande, zog Ausländer — Fabrikanten und Bauern — in
ihre Staaten, versah die Städte und Dörfer mit Volksschulen. Unter
ihrer Regierung erhielt Petersburg seine Prachtgebäude. Sie eröffnete
in Rußland auch den Bergbau, und das Uralgebirge (spr. Urahl) gab
sogar Silber und Gold. Catharina Ii. wurde die zweite Schöpferinn
der jetzigen Größe Rußlands.
§. 79.
Potemkin der Taurier.
Dieser Günstling Catharina's, der Sohn eines abgedankten Ma-
jors, machte durch die Degenquaste sein Glück, welche er der Kaiserinn
im Augenblicke der Insurrection anband. Sie ernannte ihn zum Ge-
neral und gab ihm Zimmer in ihrem eigenen Schlosse. Potemkin war
ein roher Mensch: bisweilen, wenn die Kaiserinn allein seyn wollte,
so drang er doch in ihr Kabinet, im Schlafrock, mit fliegenden Haa-
ren, wie ein Kosak, und hatte wohl eine Hundepeitsche in der Hand.
Man sagt sogar, die Kaiserinn habe seine Hundepeitsche zuweilen ge-
fühlt. Catharina trug seine Grobheit mit Geduld, denn eben der schreck-
liche Potemkin war der rechte Mann, der alle Russen in Furcht hielt,
keinen Gedanken an Aufruhr aufkommen ließ. Was hätte Catharina
machen sollen, wenn er sich zu ihren Feinden schlug? Potemkin prü-
gelte den vornehmsten Russen, so oft es ihm einsiel. Handwerkern
und Kaufleuten bezahlte er die Rechnungen nicht, sondern trieb sie mit
seiner- Hundepeitsche aus dem Hause, so daß Kaufleute ihn kniend ba-
ten, sie mit seinen Bestellungen zu 'verschonen, sie nicht zu ruiniren.
Schon sein Gesicht war schrecklich anzusehen, denn das eine Auge in
seinem Kopfe war beweglich, das andere starr. Anfangs hatte er
28 *
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Nicolaus Potemkin
Oczakow Ismail Catharina Jassy Catharina_Ii Catharina Catharina