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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 340

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 340 — von Stolberg-Wernigerode verlobt war, vor Overberg zum Katho- lizismus über. Er verweilte oft auf dem Gute Lütgenbeck in der Nähe Münsters. 1812 zog er nach dem Gute Tatenhausen (Kreis Halle) und pachtete die Hannöversche Domäne Sondermühlen im Osnabrückschen. Am 5. Dezember 1819 ging er in Frieden heim und wurde in Stockkämpen bei Tatenhausen beerdigt. Von dem großen Münsterianer, Oberpräsidenten von Vincke, haben wir schon gehört. Der letzte Fürstbischof Münsters war Maximilian Franz von Österreich, ein Bruder der unglücklichen Marie Antoinette; von ihr bewahrt der Dom ein von ihr für den Bruder verfertigtes Meß- gewand. Die Säkularisierung geschah infolge des Luneviller Friedens durch den Reichsdeputationshauptschluß am 25. Februar 1803. Damals umfaßte das ganze Stift außer der Haupt- und Residenz- stadt 1. das Niederstift mit den drei Ämtern Meppen (Emsland), Vechta, Kloppenburg, von denen als Entschädigung für Abtretungen am linken Rheinufer das erste der Herzog von Arenberg, die beiden letztern der Herzog von Oldenburg erhielt, in das Oberstift mit den neun Ämtern: Ahaus, Bocholt, Dülmen, Horstmar, Sassen- berg, Stromberg, Werne mit Lüdinghausen, Wolbeck, Rheine mit Bevergern, im wesentlichen also die östliche Hälfte. Diese wurde samt der Stadt Münster mit Ausschluß kleiner Gebiete dem Königreiche Preußen als Erbfürstentum zugeteilt, während die westliche verschiedene Landesherren bekamen. Durch die Rheinischen Bundesakte vom 12. Juli und nach Auflösung des deutschen Reiches am 1. und 6. August 1806 wurde erneut das Oberstift Preußen zugesprochen; in Bezug auf die übrigen Teile fanden einige Ver- ändernngen statt. In dem Kriege Preußens mit Napoleon I. 1806 nahm der König Louis Bonaparte Münster und das ganze Land in Besitz. Im Frieden zu Tilsit 1807 gingen alle preußischen Ge- biete im Münsterschen verloren und an den Großherzog Joachim von Berg über; seit 15. Juli 1808 aber fiel es in die Hände des französischen Kaisers, der den Titel Großherzog von Berg und Cleve annahm, 1809 aber den minderjährigen Sohn des Königs

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 445

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 445 — zogen, die Aufhebung der zahlreichen Klöster 1803, am meisten aber, als die Sauerländer aus Befehl des neuen Großherzogs, der 1806 dem traurigen Rheinbunde beitrat, Napoleon Heeresfolge leisten mußten und in Spanien, Osterreich, Rußland für ihn ihr Blut verspritzten. Die ewigen Zeiten dauerten indessen nicht lange. Der Pariser Friede 1814 schlug das Herzogtum zur Krone Preußen und der Großherzog von Darmstadt trat es an diese durch Patent vom 8. Juli 1816 feierlich und förmlich ab. 2) Im Kreise Arnsberg. Der Kreis Arnsberg liegt mitten in dem Bezirke gleichen Namens, von den Kreisen Soest und Lippstadt nördlich, von dem letztern und Meschede östlich, von diesem und Altena südlich, von demselben und Iserlohn westlich umgeben, 676 qkm groß. Der Kreis, durchzogen von dem Arnsberger Walde, der Helleselder Mark, dem Balver Walde und Teilen des Lenne- gebirges, ist ganz gebirgig. Er wird von der Ruhr nebst deren Nebenflüssen, der Möhne, Röhre (Röhr) und Hönne durchflössen. Kaum 2/7 des Bodens eignet sich zum Ackerbau, über die Hälfte ist mit Wald bedeckt. In den Waldungen findet sich ein trefflicher Bestand von Hochwild. Die Bewohner treiben viel Schafzucht, Holzbau und -Handel, sind auch in Holz- und Eisenwaren, in An- timon und Papier thätig. Die Zahl der Bewohner beläuft sich auf 49 605, von denen 46 158 katholisch, 3084 evangelisch, 363 jüdisch, in 2 Städten: Arnsberg, Neheim, und in 5 Ämtern: Allendors, Balve, Freienohl, Hüsten, Warstein mit 55 Landgemeinden und dem Gutsbezirke Melschede. Die Kreisstadt und Regierungs - Hauptstadt Arnsberg mit 7786 Einwohnern, von denen 6296 katholisch, 1379 evangelisch, Iii jüdisch, liegt höchst anmutig an und auf einem Bergrücken, nach drei Seiten von der glitzernden und blitzenden Ruhr wie von einer Schleife umflossen. Die Stadt verdankt ihr Entstehen den alten Grafen und ihre wenn auch nur langsame Entwickelung den Kurfürsten, die hier ihre westfälische Kanzlei und Residenz hatten;

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 477

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 477 — von Preußen sich selber vor und beschenkte mit denselben zwei Marschälle. Die Rentmeister dieser Herren schickten nun alljährlich sehr viel Geld nach Paris; vielleicht aber waren die Summen ihnen nicht groß genug, vielleicht auch trauten sie dem Frieden nicht recht — kurz, sie stellten nach erhaltener kaiserlicher Genehmigung die Güter zum öffentlichen Verkaufe aus. Damit auch weniger Wohlhabende sich bei dem Kauf beteiligen könnten, wurden die Ländereien in kleinere Abteilungen zerlegt. Obschon nun der König in dem Friedensschlüsse von Tilsit die Grafschaft Mark förmlich und feierlich an den glücklichen Sieger abgetreten und also der neue Ankäufer nichts zu fürchten hatte, und obschon der Reiz, mit wenigem Gelde zu schönen Besitztümern zu gelangen, nicht gering war, so war doch das Gefühl der An* hänglichkeit an den angestammten Landesherrn ungleich größer. Denn was geschah? — Die Ältesten und Familienväter der Ge- meinden traten still zusammen; durch Abgeordnete wurde der ein- mütig gefaßte Beschluß im ganzen Lande verbreitet: „Die Domänen sollen und dürfen nicht verkauft werden! Sie find und müssen bleiben ein unveräußerliches Eigentum unseres Königs, seiner Krone und seines Hauses; — wer sie kauft, kauft gestohlen Gut! Unsere gesetzmäßige Obrigkeit haben die Feinde vertrieben; nun ist es unsere Sache und Pflicht, über das Eigentum des alten Landes- Herrn zu wachen und es zu behüten, bis Gott ihn nns wieder- giebt; und er wird ihn uns ganz gewiß wiedergeben! Der Tilsiter Friede ist ein gezwungener; was gehen uns seine Mispeltüten an! Verderben jedem, der sich im Verkaufstermine einfindet und die verruchte Hand nach des Königs Gut ausstreckt!" Und es erschien kein einziger Markaner! Die Domänen konnten nicht verkauft wnden; sie blieben ein unangetastetes königliches Eigentum und wurden nach glorreich beendetem Freiheitskampfe dem fiegegekrönten königlichen Herrn unversehrt und als ein heiliges Erbe seiner Ahnherren zurückgegeben, geziert mit dem Stempel unwandelbarer, kühner Volkstreue.

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 544

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 544 — die ihm für den Verlust der Erbstatthalterschaft in Holland zuge- wiesenen Entschädigungsgebiete, Fulda, Corvey, Dortmund und an- dere, abgetreten und dieser übernahm auch nach des Vaters Tode die nassauischen Stammländer. Wilhelm V. hatte nach dem Ver- luste der holländischen sich mit dem Erbprinzen nach den nassauischen Stammländern begeben und im Sommer 1802 in Siegen residiert, hochgeehrt und geliebt vom Volke. Als aber Wilhelm Friedrich sich nicht dem Rheinbunde anschließen und lieber alles verlieren wollte, als „den Namen seines Geschlechts schänden", verlor er alle seine Lande, kämpfte gegen Napoleon, kam nach der Schlacht von Jena in französische Kriegsgefangenschaft und lebte bis 1813 im Exil. Sein Fürstentum Siegen wurde dem Großherzogtum Berg einverleibt, während das übrige nafsau-oranische Gebiet an die Rheinbundfürsten, seine Vettern, die Herzöge von Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg, verteilt wurde. Das Siegerland, bergisch oder französisch, stand nun unter dem Oberpräfekten zu Dillenburg und dem Unterpräsekten in Siegen und empfand schmerzlich den Verlust so mancher guten und lieben Eigentümlichkeit von 1806—1813. Nach dem Sturze Napoleons erhielt Wilhelm Friedrich, zum Könige der Niederlande erhoben, seine deutschen Länder, also auch Siegen, wieder; indessen verzichtete er zu Gunsten Preußens, welchem nach den Abtretungen an Nastau, Kurhessen und Weimar außer Corvey und Dortmund noch Siegen und die Dillenburger Ämter Bürbach und Neukirchen verblieben. So kam durch Vertrag zwischen Preußen und Nassau zu Wiesbaden am 19. Oktober 1816 das gesamte Siegerland mit Siegen, dem fteien Grunde Seelbach und Burbach und dem Birken- gründe zu Preußen. Die neue Erwerbung wurde zunächst dem Regierungsbezirke Koblenz, seit dem 1. Juni 1817 aber dem von Arnsberg zugeteilt. Aus der früheren Geschichte sei noch erwähnt, daß bei der Teilung der nassauischen Stammgüter Johann Vi. aus der Ottonischen Linie der nähere Stammvater der Fürsten- familie zu Siegen, Dillenburg, Dietz, Hadamar wurde und sein mittlerer Sohn Johann Vii. Siegen erhielt. Er hinterließ, das Land seinem ältesten Sohne Johann Viii., der die katholische, und seinen jüngern Söhnen Wilhelm und Johann Moritz, welche die

5. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 85

1834 - Minden : Eßmann
V 85 und verübte Gewaltthatkgkeiten, wie , es ihm beliebte. Dies wollten Rußland, England und Ostreich nicht län- ger dulden. Sie verbanden sich, um die Franzosen mit den Waffen zur Ordnung zu bringen. Jeder wollte nun Preußen zum Bundesgenossen haben. Napoleon that große Versprechungen, doch unser edler König ver- achtete den ungerechten Eroberer und wies seine Anträge zurück. Das nahm aber der französische Kaiser sehr übel, und von dieser Zeit an haßte er unfern geliebten Friedrich Wilhelm und unser Vaterland und benutzte jede Gelegen- heit, um Preußen zu kränken. Ohne erst Anfrage zu thun, ließ er seine Kriegesheere durch preußische Länder marschiren, um die Russen und Ostreicher an der Donau zu überraschen, und als unser König darüber sehr ernst redete, that er, als ob ihm solche Dinge Niemand wehren könne. Dies konnte Friedrich Wilhelm nicht gleichgültig hinnehmen. Er neigte sich auf die russische Seite. Der edle russische Kaiser Alexander kam nach Berlin, und dort schloß man ein Bündniß, nach welchem Preußen Alles zur Erhaltung des Friedens anwenden, wenn aber Napoleon eigensinnig wäre, dann mit den Waffen auf- treten sollte. Am 5. November, in der Nacht um 1 Uhr, gingen die edlen Herrscher so vieler Millionen in die durch Fackeln erhellte Garnisonkirche zu Potsdam, um in der Gruft Friedrichs des Ii. den schönen Bund zu be- schwören. Am Sarge des großen Königs legten die bei- den Monarchen die Hände in einander und schwuren sich ewige Freundschaft und stete Treue. Ein wichtiger Schwur, der auch so herrlich und treu gehalten ist! Alexander eilte darauf zu seinem Heere, ein preu- ßischer Minister zu Napolon, um die Vermittelung aus- zurichten, oder den Krieg zu erklären. Aber Napoleon's Glücksstern war noch immer im Steigen. Am 2. De- zember gewann er die große Schlacht bei Austerlitz, und der östreichische Kaiser gerieth dadurch in solchen Schrecken, daß er einen schimpflichen Frieden dem Kriege vorzog. Die Russen zogen sich in ihr Reich zurück. Nun ge- rieth aber der preußische Minister in Verlegenheit. Bei dem Glücke der Franzosen war ein Krieg gewagt, und eine Vermittelung unmöglich. Er dachte deshalb,

6. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 95

1834 - Minden : Eßmann
95 gen sah, tief er freudig r „Da ist sie denn endlich, diese hochberühmte Stadt! und die französischen Soldaten sprangen lustig um ihn herum und jubelten r Moskau! Moskau! Denn ihr Kaiser hatte ihnen versprochen, daß sie hier vom langen Kriegszuge sich den ganzen Winter über erholen und recht gütlich thun, im folgenden Jahre aberpetersburg und das übrige Rußland besetzen sollten. Wie sonderbar wurde aber den Franzosen zu Muthe, als sie bei ihrem Einzuge in die große Stadt die langen Straßen so still fanden und nur Greise und verdächtiges Gesindel sahen. Es währte gar nicht lange, so sing es hier und da und dort an zu brennen. Immer großer wurde die Gluth, und immer dicker der schwarze Rauch. Ein heftiger Wind trieb die Flamme von Haus zu Haus, Hunderte von Häusern standen bald in Feuer, die ganze Stadt brannte. Die Franzosen erschraken schrecklich. Mit Grausen sah Napoleon in das Flammenmeer, das weithin leuchtete, und rief: Entsetzlicher Anblick! Er mußte nur eilen, mit seinen Soldaten aus diesem Gräuel der Verwüstung zu entkommen, sonst verbrannte Alles. Ihm selbst versengten Haar und Kleider. Da lag nun die Hoffnung der Franzosen, den Win- ter über in Moskau zu schwelgen, in Asche. Wäre Na- poleon gleich rasch zurückgezogen, so- hätte er vielleicht Manches gerettet; doch er hoffte, Rußlands Kaiser zum Frieden zu bringen, und damit verbrachte er die Zeit. Aber Alexander antwortete, an Frieden sei nicht zu den- ken, sondern jetzt fange der Krieg erst recht an. Es war an einem schönen Herbsttage im Lctober 1812, als die französische Armee ihren Rückzug aus Ruß- land begann. Die Russen hatten sich aber schon in Bewegung gesetzt, und so sahen die Franzosen vor und neben und hinter sich Feinde, die beständig heran- stürmten und angriffen. Dessen ungeachtet ging der Zug noch ziemlich regelmäßig. Plötzlich erhob aber der Himmel die Racherhand, um die übermüthigen Welten- stürmer zu bestrafen. Es wurde gräßlich kalt, und der Schnee siel ellenhoch. Da ward die Roth unaussprech- lich groß. Die Flüchtigen sahen nichts, als Eisfelder, und auf diesen wilymelte es von Russen, welche an die

7. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 116

1834 - Minden : Eßmann
leicht. Der Eine forderte dies, der Andere jenes, und es war schon im voraus zu denken, daß man in allen Stücken nicht gleich einig sein werde. Als Napoleon dies hörte, freute er sich, denn er meinte, nun entstände große Uneinigkeit unter den verbündet gewesenen Fürsten, und jetzt sey es Zeit, seinen heimlichen Plan auszuführen. Er hatte nämlich immer recht fleißig an seine Anhänger in Frankreich geschrieben und gesagt, er wolle recht bald kommen und sich wieder zum Kaiser der Franzosen ma- chen. Die alten Soldaten und Anführer, dazu viele andere Menschen, die von den steten Kriegen großen Nutzen gehabt hatten, hörten dies gern und warteten mit Sehnsucht auf Napoleons Erscheinen. An einem Sonntage giebt er Befehl, schnell sich einzuschiffen. 1109 Mann seiner alten Garde, die er mitgenommen hatte, eilen dem Ufer zu und gehen mit ihm zu Schiffe. Die englischen und französischen Wachtschiffe, die bei Elba lagen, um den treulosen Eroberer zu beobachten, werden überlistet und am I.märz 1815 landet er wirklich mit sei- nem Häuflein an der Küste von Frankreich. Plötzlich ertönte nun durcheuropa der Schreckensruf: Napoleon ist vonelba weggegangen und nach Frankreich gekommen, um wieder Kaiser zu werden. Auch nach Wien kam die Nachricht. Überall erschrak man, aber Jeder glaubte, der Waghals werde bald verloren sein, so tollkühn erschien das Unter- nehmen. Selbst die Franzosen erstaunten zuerst. Doch bald nahmen sie ihren alten Kaiser mit Frohlocken auf, denn sie dachten noch an die Zeiten, als sie das große Volk und die Unbesiegbaren sich nannten. Der alte Hochmuth stieg ihnen gewaltig in den Sinn. Die Städte öffneten den Wiedergekommenen die Thore, die Soldaten traten zu ihm über, die Landleute gingen ihm entgegen. Der arme König Ludwig schickte gegen den gefährlichen Mann Truppen, um ihn zurückzutreiben, oder gefangen zu nehmen, aber diese gingen zu ihrem alten Führer über. In 20 Tagen machte Napoleon ei- nen Weg von 100 Meilen und hielt unter lautem Jubel seinen Einzug in Paris. Der französische König mußte nach den Niederlanden fliehen. — Eine solche Schändlichkeit hatte die Welt noch nie gesehen. Alle Völker wurden darüber zornig. Dies

8. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 99

1834 - Minden : Eßmann
99 thenden herankommen und wichen der Schlacht nicht aus. Bei Wanze »geschah sie. Napoleon hatte 50,000 Mann mehr, als die Verbündeten, und rechnete darauf, einen großen Sieg zu erkämpfen. Auf einer Trommel seiner Garde saß er, und trieb seine Soldaten vorwärts, doch unsere Krieger standen und fochten als Helden und wichen nicht. Zwei Tage währte die gräß- liche Schlacht. 20,000 Franzosen lagen auf dem groß- ßen Leichenfelde, aber auch 12,000 der Unsrigen. Am Abende des zweiten Tages hielten es die beiden ver- bündeten Monarchen für das Beste, sich langsam nach Schlesien zurückzuziehen, wo unterdeß große Verstärkun- gen angelangt waren. Napoleon jubelte, als er diesen Rückmarsch erfuhr, und wollte nun die Verbündeten recht drängen. Er wagte sich mit seinem Gefolge so vor, daß die Kugeln ihm um den Kopf flogen. Eben war er auf eine Ecke der Landstraße gekommen, da sauste dicht hinter ihm eine Kanonenkugel, streckte zwei Ge- nerale zu Boden und riß dem Dtarschall Düroc, dem Lieblinge des Kaisers, gräßlich den Leib auf. Napo- leon wurde vor Schrecken starr, wendete sein Roß, ritt über einen naheliegenden Bauernhof und stieg hinter dem hohen Korne ab. Lange sah er still nach der Stelle, wo Düroc gefallen. Schon nach wenigen Stun- den starb der Feldherr in einem benachbarten Hause, wohin man ihn getragen hatte. Den Kaiser aber er- griff ein innerer Schauder, es war, als ob Gottes warnende Hand endlich sein Herz gerührt habe. Doch Napoleon war zu sehr verhärtet; bald eilte er wieder vorwärts, rückte in Schlesien ein und besetzte Breslau. Als man dies in Deutschland erfuhr, wurde man bange. Noch mehr gerieth man aber in Angst, als es hieß: Es ist Waffenstillstand. Viele glaubten, jetzt werde Napoleon wieder, durch Hinterlist die Für- sten bethören, und es würden also doch die Völker vom Sclavenjoche nicht frei werden. In Preußen murrte man sogar hin und wieder. Da sprach unser König: Der Feind hat einen Waffenstillstand angeboten, und ich habe ihn deshalb angenommen, damit wir uns des- ser rüsten können. Bisher waren uns die Franzosen

9. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 100

1834 - Minden : Eßmann
100 an Zahl überlegen, wir müssen jetzt eilen, eben so stark zu werden. — Dies Wort wirkte. Ueberall errichtete man Regimenter; die Russen rückten heran; wohin man sah, wimmelte es von Soldaten. Napoleon that auch sein Möglichstes. Aus allen Theilen seiner großen Herrschaft eilten Haufen heran, seine Verbündeten mußten noch einmal Geld und Menschen hergeben. Und das that dem grausigen Eroberer jetzt auch Noth, denn seiner Feinde Zahl hatte sich sehr vermehrt. Der Kaiser Franz von Ostreich konnte einem so großen Kam- pfe nicht ruhig zuschauen. Anfangs wollte er den Frie- den vermitteln, als aber Napoleon unverschämte For- derungen machte, trat Ostreich auf Rußland's und Preu- ßen's Seite. Eben das that auch Schweden. Alle diese Mächte beschlossen nun, den übermüthigen Erobe- rer niederzudrücken. Vierzigste Erzählung.‘ Der Kampf beginnt auf's neue. ^ie Verbündeten hatten drei große Heere aufgestellt, eins an der Grenze von Böhmen, eins in Schlesien und eins in der Mark Brandenburg. Diese bildeten einen großen Halbkreis und umstellten den französischen Kaiser so, daß er zum ersten Male in seinem Leben nicht recht wußte, wie er das Werk angreifen sollte. Endlich gedachte er, durch eine glänzende That die Feinde zu schrecken. Er schickte 80,000 Mann ab mit dem Befehle, es koste, was es wolle, Berlin zu nehmen. Schnell suchte man dies Gebot zu erfüllen. Am 23. Au- gust waren die Franzosen auch wirklich bis Groß bee- ren, 2 Meilen von Berlin, gekommen. Den folgen- den Tag wollten sie ihren Siegeseinzug in die Haupt- stadt halten. Doch noch vor Abend wirbelten plötzlich die Trommeln, schmetterten die Trompeten und ertönte ein wildes Hurrahgeschrei. Die Preußen unter Bülow stürmen heran. Zwar stürzt der Regen in Strömen

10. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 115

1834 - Minden : Eßmann
115 man auf ihn gar nicht hörte, zog er still nach Elba bei Jta- lien,welche Insel man ihm zumwohnsitze angewiesen hatte. Mit dem neuen französischen Könige schlossen die Herrscherden ersten Pariser Frieden. Dann zo- gen die fremden Heere aus Frankreich. Auch unsere braven Soldaten wendeten sich der Heimath zu. Der König dankte ihnen für ihre Treue und Tapferkeit und befahl, daß Jeder, der dem großen Kampfe beigewohnt, eine Denkmünze aus dem Metalle der eroberten Kanonen zur Erinnerung haben sollte. Am 7. August hielt der ge- liebte Monarch mit den Garden einen feierlichen Einzug in Berlin. Das war ein wahrer Freudentag! Die Zu- schauer weinten Freudenthranen, daß nun das schöne Ziel errungen sei. Bis vor das königliche Schloß ging langsam der majestatischezug. Dort hatte man.einen Altar errichtet, denn vor Allem dem gnädigen Gott Lob und Preis zu bringen, das hatte unser guter frommer König befohlen. In großen Reihen standen da die Schaaren und Tausende von Zuschauern, in der Mitte der König und das Ge- folge. Ein feierlicher Gottesdienst wurde gehalten. Und als am Schlüsse der Geistliche im inbrünstigen Ge- bete die Hände gen Himmel erhob, da sank der König auf die Knie und mit ihm Alle die Tausende, welche zugegen waren. Jp demselben Augenblicke brach die Sonne mit freundlichen Strahlen aus dem bisher düstern Himmel und bcschien milde die Betenden. Der himm- lische Water offenbarte sein gnadenreiches Wohlgefallen und zeigte, daß er nahe sei allen denen, die in seiner Furcht wandeln. ' ; Sieben und vierzigste Erzählung. Napoleon kommt wieder nach Frankreich. waren seit 20 Jahren in Europa durch die Fran- zosen und ihren Kaiser solche Umwälzungen geschehen, daß man jetzt, nachdem Frieden war, genug zu thun hatte, um Alles wieder in Ordnung zu bringen. Die Fürsten und Abgeordneten versammelten sich daher in Wien und wollten dort gemeinschaftlich berathen, wie man Jeden nach Gebühr befriedige. Das war aber nicht
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197 1
198 12
199 19