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von Stolberg-Wernigerode verlobt war, vor Overberg zum Katho-
lizismus über. Er verweilte oft auf dem Gute Lütgenbeck in der
Nähe Münsters. 1812 zog er nach dem Gute Tatenhausen (Kreis
Halle) und pachtete die Hannöversche Domäne Sondermühlen im
Osnabrückschen. Am 5. Dezember 1819 ging er in Frieden heim
und wurde in Stockkämpen bei Tatenhausen beerdigt.
Von dem großen Münsterianer, Oberpräsidenten von Vincke,
haben wir schon gehört.
Der letzte Fürstbischof Münsters war Maximilian Franz von
Österreich, ein Bruder der unglücklichen Marie Antoinette; von ihr
bewahrt der Dom ein von ihr für den Bruder verfertigtes Meß-
gewand.
Die Säkularisierung geschah infolge des Luneviller Friedens
durch den Reichsdeputationshauptschluß am 25. Februar 1803.
Damals umfaßte das ganze Stift außer der Haupt- und Residenz-
stadt 1. das Niederstift mit den drei Ämtern Meppen (Emsland),
Vechta, Kloppenburg, von denen als Entschädigung für Abtretungen
am linken Rheinufer das erste der Herzog von Arenberg, die beiden
letztern der Herzog von Oldenburg erhielt, in das Oberstift mit
den neun Ämtern: Ahaus, Bocholt, Dülmen, Horstmar, Sassen-
berg, Stromberg, Werne mit Lüdinghausen, Wolbeck, Rheine mit
Bevergern, im wesentlichen also die östliche Hälfte. Diese
wurde samt der Stadt Münster mit Ausschluß kleiner Gebiete dem
Königreiche Preußen als Erbfürstentum zugeteilt, während die
westliche verschiedene Landesherren bekamen. Durch die Rheinischen
Bundesakte vom 12. Juli und nach Auflösung des deutschen Reiches
am 1. und 6. August 1806 wurde erneut das Oberstift Preußen
zugesprochen; in Bezug auf die übrigen Teile fanden einige Ver-
ändernngen statt. In dem Kriege Preußens mit Napoleon I. 1806
nahm der König Louis Bonaparte Münster und das ganze Land
in Besitz. Im Frieden zu Tilsit 1807 gingen alle preußischen Ge-
biete im Münsterschen verloren und an den Großherzog Joachim
von Berg über; seit 15. Juli 1808 aber fiel es in die Hände
des französischen Kaisers, der den Titel Großherzog von Berg
und Cleve annahm, 1809 aber den minderjährigen Sohn des Königs
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Extrahierte Personennamen: Overberg Maximilian_Franz_von
Österreich Maximilian Franz Marie_Antoinette Stromberg August Napoleon_I. Louis_Bonaparte Joachim
von_Berg
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zogen, die Aufhebung der zahlreichen Klöster 1803, am meisten aber,
als die Sauerländer aus Befehl des neuen Großherzogs, der 1806
dem traurigen Rheinbunde beitrat, Napoleon Heeresfolge leisten
mußten und in Spanien, Osterreich, Rußland für ihn ihr Blut
verspritzten. Die ewigen Zeiten dauerten indessen nicht lange. Der
Pariser Friede 1814 schlug das Herzogtum zur Krone Preußen
und der Großherzog von Darmstadt trat es an diese durch Patent
vom 8. Juli 1816 feierlich und förmlich ab.
2) Im Kreise Arnsberg.
Der Kreis Arnsberg liegt mitten in dem Bezirke gleichen
Namens, von den Kreisen Soest und Lippstadt nördlich, von dem
letztern und Meschede östlich, von diesem und Altena südlich, von
demselben und Iserlohn westlich umgeben, 676 qkm groß.
Der Kreis, durchzogen von dem Arnsberger Walde, der
Helleselder Mark, dem Balver Walde und Teilen des Lenne-
gebirges, ist ganz gebirgig. Er wird von der Ruhr nebst deren
Nebenflüssen, der Möhne, Röhre (Röhr) und Hönne durchflössen.
Kaum 2/7 des Bodens eignet sich zum Ackerbau, über die Hälfte ist
mit Wald bedeckt. In den Waldungen findet sich ein trefflicher
Bestand von Hochwild. Die Bewohner treiben viel Schafzucht,
Holzbau und -Handel, sind auch in Holz- und Eisenwaren, in An-
timon und Papier thätig.
Die Zahl der Bewohner beläuft sich auf 49 605, von denen
46 158 katholisch, 3084 evangelisch, 363 jüdisch, in 2 Städten:
Arnsberg, Neheim, und in 5 Ämtern: Allendors, Balve, Freienohl,
Hüsten, Warstein mit 55 Landgemeinden und dem Gutsbezirke
Melschede.
Die Kreisstadt und Regierungs - Hauptstadt Arnsberg mit
7786 Einwohnern, von denen 6296 katholisch, 1379 evangelisch,
Iii jüdisch, liegt höchst anmutig an und auf einem Bergrücken,
nach drei Seiten von der glitzernden und blitzenden Ruhr wie
von einer Schleife umflossen. Die Stadt verdankt ihr Entstehen den
alten Grafen und ihre wenn auch nur langsame Entwickelung den
Kurfürsten, die hier ihre westfälische Kanzlei und Residenz hatten;
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Hochwild Melschede
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von Preußen sich selber vor und beschenkte mit denselben zwei
Marschälle. Die Rentmeister dieser Herren schickten nun alljährlich
sehr viel Geld nach Paris; vielleicht aber waren die Summen ihnen
nicht groß genug, vielleicht auch trauten sie dem Frieden nicht
recht — kurz, sie stellten nach erhaltener kaiserlicher Genehmigung
die Güter zum öffentlichen Verkaufe aus. Damit auch weniger
Wohlhabende sich bei dem Kauf beteiligen könnten, wurden die
Ländereien in kleinere Abteilungen zerlegt.
Obschon nun der König in dem Friedensschlüsse von Tilsit
die Grafschaft Mark förmlich und feierlich an den glücklichen Sieger
abgetreten und also der neue Ankäufer nichts zu fürchten hatte,
und obschon der Reiz, mit wenigem Gelde zu schönen Besitztümern
zu gelangen, nicht gering war, so war doch das Gefühl der An*
hänglichkeit an den angestammten Landesherrn ungleich größer.
Denn was geschah? — Die Ältesten und Familienväter der Ge-
meinden traten still zusammen; durch Abgeordnete wurde der ein-
mütig gefaßte Beschluß im ganzen Lande verbreitet: „Die Domänen
sollen und dürfen nicht verkauft werden! Sie find und müssen
bleiben ein unveräußerliches Eigentum unseres Königs, seiner Krone
und seines Hauses; — wer sie kauft, kauft gestohlen Gut! Unsere
gesetzmäßige Obrigkeit haben die Feinde vertrieben; nun ist es
unsere Sache und Pflicht, über das Eigentum des alten Landes-
Herrn zu wachen und es zu behüten, bis Gott ihn nns wieder-
giebt; und er wird ihn uns ganz gewiß wiedergeben! Der Tilsiter
Friede ist ein gezwungener; was gehen uns seine Mispeltüten an!
Verderben jedem, der sich im Verkaufstermine einfindet und die
verruchte Hand nach des Königs Gut ausstreckt!"
Und es erschien kein einziger Markaner! Die Domänen konnten
nicht verkauft wnden; sie blieben ein unangetastetes königliches
Eigentum und wurden nach glorreich beendetem Freiheitskampfe
dem fiegegekrönten königlichen Herrn unversehrt und als ein heiliges
Erbe seiner Ahnherren zurückgegeben, geziert mit dem Stempel
unwandelbarer, kühner Volkstreue.
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— 544 —
die ihm für den Verlust der Erbstatthalterschaft in Holland zuge-
wiesenen Entschädigungsgebiete, Fulda, Corvey, Dortmund und an-
dere, abgetreten und dieser übernahm auch nach des Vaters Tode
die nassauischen Stammländer. Wilhelm V. hatte nach dem Ver-
luste der holländischen sich mit dem Erbprinzen nach den nassauischen
Stammländern begeben und im Sommer 1802 in Siegen residiert,
hochgeehrt und geliebt vom Volke. Als aber Wilhelm Friedrich sich nicht
dem Rheinbunde anschließen und lieber alles verlieren wollte, als „den
Namen seines Geschlechts schänden", verlor er alle seine Lande,
kämpfte gegen Napoleon, kam nach der Schlacht von Jena in
französische Kriegsgefangenschaft und lebte bis 1813 im Exil. Sein
Fürstentum Siegen wurde dem Großherzogtum Berg einverleibt,
während das übrige nafsau-oranische Gebiet an die Rheinbundfürsten,
seine Vettern, die Herzöge von Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg,
verteilt wurde. Das Siegerland, bergisch oder französisch, stand
nun unter dem Oberpräfekten zu Dillenburg und dem Unterpräsekten
in Siegen und empfand schmerzlich den Verlust so mancher guten
und lieben Eigentümlichkeit von 1806—1813. Nach dem Sturze
Napoleons erhielt Wilhelm Friedrich, zum Könige der Niederlande
erhoben, seine deutschen Länder, also auch Siegen, wieder; indessen
verzichtete er zu Gunsten Preußens, welchem nach den Abtretungen
an Nastau, Kurhessen und Weimar außer Corvey und Dortmund
noch Siegen und die Dillenburger Ämter Bürbach und Neukirchen
verblieben. So kam durch Vertrag zwischen Preußen und Nassau
zu Wiesbaden am 19. Oktober 1816 das gesamte Siegerland mit
Siegen, dem fteien Grunde Seelbach und Burbach und dem Birken-
gründe zu Preußen. Die neue Erwerbung wurde zunächst dem
Regierungsbezirke Koblenz, seit dem 1. Juni 1817 aber dem von
Arnsberg zugeteilt. Aus der früheren Geschichte sei noch erwähnt,
daß bei der Teilung der nassauischen Stammgüter Johann Vi.
aus der Ottonischen Linie der nähere Stammvater der Fürsten-
familie zu Siegen, Dillenburg, Dietz, Hadamar wurde und sein
mittlerer Sohn Johann Vii. Siegen erhielt. Er hinterließ, das
Land seinem ältesten Sohne Johann Viii., der die katholische, und
seinen jüngern Söhnen Wilhelm und Johann Moritz, welche die
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_V. Wilhelm Friedrich Friedrich Napoleon Napoleons Wilhelm_Friedrich Wilhelm Friedrich Johann Dietz Johann Johann_Viii Johann Wilhelm Johann_Moritz Johann
V
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und verübte Gewaltthatkgkeiten, wie , es ihm beliebte.
Dies wollten Rußland, England und Ostreich nicht län-
ger dulden. Sie verbanden sich, um die Franzosen mit
den Waffen zur Ordnung zu bringen. Jeder wollte
nun Preußen zum Bundesgenossen haben. Napoleon
that große Versprechungen, doch unser edler König ver-
achtete den ungerechten Eroberer und wies seine Anträge
zurück. Das nahm aber der französische Kaiser sehr übel,
und von dieser Zeit an haßte er unfern geliebten Friedrich
Wilhelm und unser Vaterland und benutzte jede Gelegen-
heit, um Preußen zu kränken. Ohne erst Anfrage zu
thun, ließ er seine Kriegesheere durch preußische Länder
marschiren, um die Russen und Ostreicher an der Donau
zu überraschen, und als unser König darüber sehr ernst
redete, that er, als ob ihm solche Dinge Niemand wehren
könne. Dies konnte Friedrich Wilhelm nicht gleichgültig
hinnehmen. Er neigte sich auf die russische Seite. Der
edle russische Kaiser Alexander kam nach Berlin, und
dort schloß man ein Bündniß, nach welchem Preußen
Alles zur Erhaltung des Friedens anwenden, wenn aber
Napoleon eigensinnig wäre, dann mit den Waffen auf-
treten sollte. Am 5. November, in der Nacht um 1 Uhr,
gingen die edlen Herrscher so vieler Millionen in die
durch Fackeln erhellte Garnisonkirche zu Potsdam, um in
der Gruft Friedrichs des Ii. den schönen Bund zu be-
schwören. Am Sarge des großen Königs legten die bei-
den Monarchen die Hände in einander und schwuren
sich ewige Freundschaft und stete Treue. Ein wichtiger
Schwur, der auch so herrlich und treu gehalten ist!
Alexander eilte darauf zu seinem Heere, ein preu-
ßischer Minister zu Napolon, um die Vermittelung aus-
zurichten, oder den Krieg zu erklären. Aber Napoleon's
Glücksstern war noch immer im Steigen. Am 2. De-
zember gewann er die große Schlacht bei Austerlitz, und
der östreichische Kaiser gerieth dadurch in solchen Schrecken,
daß er einen schimpflichen Frieden dem Kriege vorzog.
Die Russen zogen sich in ihr Reich zurück. Nun ge-
rieth aber der preußische Minister in Verlegenheit.
Bei dem Glücke der Franzosen war ein Krieg gewagt,
und eine Vermittelung unmöglich. Er dachte deshalb,
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Alexander Alexander Napoleon Friedrichs Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: England Donau Berlin Potsdam Friedrichs
95
gen sah, tief er freudig r „Da ist sie denn endlich, diese
hochberühmte Stadt! und die französischen Soldaten
sprangen lustig um ihn herum und jubelten r Moskau!
Moskau! Denn ihr Kaiser hatte ihnen versprochen, daß
sie hier vom langen Kriegszuge sich den ganzen Winter
über erholen und recht gütlich thun, im folgenden Jahre
aberpetersburg und das übrige Rußland besetzen sollten.
Wie sonderbar wurde aber den Franzosen zu Muthe, als
sie bei ihrem Einzuge in die große Stadt die langen
Straßen so still fanden und nur Greise und verdächtiges
Gesindel sahen. Es währte gar nicht lange, so sing es
hier und da und dort an zu brennen. Immer großer
wurde die Gluth, und immer dicker der schwarze Rauch.
Ein heftiger Wind trieb die Flamme von Haus zu Haus,
Hunderte von Häusern standen bald in Feuer, die ganze
Stadt brannte. Die Franzosen erschraken schrecklich.
Mit Grausen sah Napoleon in das Flammenmeer, das
weithin leuchtete, und rief: Entsetzlicher Anblick! Er
mußte nur eilen, mit seinen Soldaten aus diesem Gräuel
der Verwüstung zu entkommen, sonst verbrannte Alles.
Ihm selbst versengten Haar und Kleider.
Da lag nun die Hoffnung der Franzosen, den Win-
ter über in Moskau zu schwelgen, in Asche. Wäre Na-
poleon gleich rasch zurückgezogen, so- hätte er vielleicht
Manches gerettet; doch er hoffte, Rußlands Kaiser zum
Frieden zu bringen, und damit verbrachte er die Zeit.
Aber Alexander antwortete, an Frieden sei nicht zu den-
ken, sondern jetzt fange der Krieg erst recht an.
Es war an einem schönen Herbsttage im Lctober
1812, als die französische Armee ihren Rückzug aus Ruß-
land begann. Die Russen hatten sich aber schon in
Bewegung gesetzt, und so sahen die Franzosen vor
und neben und hinter sich Feinde, die beständig heran-
stürmten und angriffen. Dessen ungeachtet ging der
Zug noch ziemlich regelmäßig. Plötzlich erhob aber der
Himmel die Racherhand, um die übermüthigen Welten-
stürmer zu bestrafen. Es wurde gräßlich kalt, und der
Schnee siel ellenhoch. Da ward die Roth unaussprech-
lich groß. Die Flüchtigen sahen nichts, als Eisfelder,
und auf diesen wilymelte es von Russen, welche an die
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Extrahierte Personennamen: Gluth Napoleon Alexander Alexander Roth
leicht. Der Eine forderte dies, der Andere jenes, und
es war schon im voraus zu denken, daß man in allen
Stücken nicht gleich einig sein werde. Als Napoleon
dies hörte, freute er sich, denn er meinte, nun entstände
große Uneinigkeit unter den verbündet gewesenen Fürsten,
und jetzt sey es Zeit, seinen heimlichen Plan auszuführen.
Er hatte nämlich immer recht fleißig an seine Anhänger
in Frankreich geschrieben und gesagt, er wolle recht bald
kommen und sich wieder zum Kaiser der Franzosen ma-
chen. Die alten Soldaten und Anführer, dazu viele
andere Menschen, die von den steten Kriegen großen
Nutzen gehabt hatten, hörten dies gern und warteten
mit Sehnsucht auf Napoleons Erscheinen. An einem
Sonntage giebt er Befehl, schnell sich einzuschiffen. 1109
Mann seiner alten Garde, die er mitgenommen hatte,
eilen dem Ufer zu und gehen mit ihm zu Schiffe. Die
englischen und französischen Wachtschiffe, die bei Elba
lagen, um den treulosen Eroberer zu beobachten, werden
überlistet und am I.märz 1815 landet er wirklich mit sei-
nem Häuflein an der Küste von Frankreich. Plötzlich ertönte
nun durcheuropa der Schreckensruf: Napoleon ist vonelba
weggegangen und nach Frankreich gekommen, um wieder
Kaiser zu werden. Auch nach Wien kam die Nachricht.
Überall erschrak man, aber Jeder glaubte, der Waghals
werde bald verloren sein, so tollkühn erschien das Unter-
nehmen. Selbst die Franzosen erstaunten zuerst. Doch
bald nahmen sie ihren alten Kaiser mit Frohlocken auf,
denn sie dachten noch an die Zeiten, als sie das große
Volk und die Unbesiegbaren sich nannten. Der alte
Hochmuth stieg ihnen gewaltig in den Sinn. Die
Städte öffneten den Wiedergekommenen die Thore, die
Soldaten traten zu ihm über, die Landleute gingen ihm
entgegen. Der arme König Ludwig schickte gegen den
gefährlichen Mann Truppen, um ihn zurückzutreiben,
oder gefangen zu nehmen, aber diese gingen zu ihrem
alten Führer über. In 20 Tagen machte Napoleon ei-
nen Weg von 100 Meilen und hielt unter lautem Jubel
seinen Einzug in Paris. Der französische König mußte
nach den Niederlanden fliehen. —
Eine solche Schändlichkeit hatte die Welt noch nie
gesehen. Alle Völker wurden darüber zornig. Dies
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleon Hochmuth Ludwig Ludwig Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Napoleons Elba Frankreich Frankreich Wien Paris
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thenden herankommen und wichen der Schlacht nicht
aus. Bei Wanze »geschah sie. Napoleon hatte
50,000 Mann mehr, als die Verbündeten, und rechnete
darauf, einen großen Sieg zu erkämpfen. Auf einer
Trommel seiner Garde saß er, und trieb seine Soldaten
vorwärts, doch unsere Krieger standen und fochten als
Helden und wichen nicht. Zwei Tage währte die gräß-
liche Schlacht. 20,000 Franzosen lagen auf dem groß-
ßen Leichenfelde, aber auch 12,000 der Unsrigen. Am
Abende des zweiten Tages hielten es die beiden ver-
bündeten Monarchen für das Beste, sich langsam nach
Schlesien zurückzuziehen, wo unterdeß große Verstärkun-
gen angelangt waren. Napoleon jubelte, als er diesen
Rückmarsch erfuhr, und wollte nun die Verbündeten recht
drängen. Er wagte sich mit seinem Gefolge so vor,
daß die Kugeln ihm um den Kopf flogen. Eben war
er auf eine Ecke der Landstraße gekommen, da sauste
dicht hinter ihm eine Kanonenkugel, streckte zwei Ge-
nerale zu Boden und riß dem Dtarschall Düroc, dem
Lieblinge des Kaisers, gräßlich den Leib auf. Napo-
leon wurde vor Schrecken starr, wendete sein Roß, ritt
über einen naheliegenden Bauernhof und stieg hinter
dem hohen Korne ab. Lange sah er still nach der
Stelle, wo Düroc gefallen. Schon nach wenigen Stun-
den starb der Feldherr in einem benachbarten Hause,
wohin man ihn getragen hatte. Den Kaiser aber er-
griff ein innerer Schauder, es war, als ob Gottes
warnende Hand endlich sein Herz gerührt habe. Doch
Napoleon war zu sehr verhärtet; bald eilte er wieder
vorwärts, rückte in Schlesien ein und besetzte Breslau.
Als man dies in Deutschland erfuhr, wurde man
bange. Noch mehr gerieth man aber in Angst, als es
hieß: Es ist Waffenstillstand. Viele glaubten,
jetzt werde Napoleon wieder, durch Hinterlist die Für-
sten bethören, und es würden also doch die Völker vom
Sclavenjoche nicht frei werden. In Preußen murrte
man sogar hin und wieder. Da sprach unser König:
Der Feind hat einen Waffenstillstand angeboten, und
ich habe ihn deshalb angenommen, damit wir uns des-
ser rüsten können. Bisher waren uns die Franzosen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Dtarschall_Düroc Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Breslau Deutschland
100
an Zahl überlegen, wir müssen jetzt eilen, eben so stark
zu werden. — Dies Wort wirkte. Ueberall errichtete
man Regimenter; die Russen rückten heran; wohin
man sah, wimmelte es von Soldaten. Napoleon that
auch sein Möglichstes. Aus allen Theilen seiner großen
Herrschaft eilten Haufen heran, seine Verbündeten
mußten noch einmal Geld und Menschen hergeben.
Und das that dem grausigen Eroberer jetzt auch Noth,
denn seiner Feinde Zahl hatte sich sehr vermehrt. Der
Kaiser Franz von Ostreich konnte einem so großen Kam-
pfe nicht ruhig zuschauen. Anfangs wollte er den Frie-
den vermitteln, als aber Napoleon unverschämte For-
derungen machte, trat Ostreich auf Rußland's und Preu-
ßen's Seite. Eben das that auch Schweden. Alle
diese Mächte beschlossen nun, den übermüthigen Erobe-
rer niederzudrücken.
Vierzigste Erzählung.‘
Der Kampf beginnt auf's neue.
^ie Verbündeten hatten drei große Heere aufgestellt,
eins an der Grenze von Böhmen, eins in Schlesien
und eins in der Mark Brandenburg. Diese bildeten
einen großen Halbkreis und umstellten den französischen
Kaiser so, daß er zum ersten Male in seinem Leben
nicht recht wußte, wie er das Werk angreifen sollte.
Endlich gedachte er, durch eine glänzende That die
Feinde zu schrecken. Er schickte 80,000 Mann ab mit
dem Befehle, es koste, was es wolle, Berlin zu nehmen.
Schnell suchte man dies Gebot zu erfüllen. Am 23. Au-
gust waren die Franzosen auch wirklich bis Groß bee-
ren, 2 Meilen von Berlin, gekommen. Den folgen-
den Tag wollten sie ihren Siegeseinzug in die Haupt-
stadt halten. Doch noch vor Abend wirbelten plötzlich
die Trommeln, schmetterten die Trompeten und ertönte
ein wildes Hurrahgeschrei. Die Preußen unter Bülow
stürmen heran. Zwar stürzt der Regen in Strömen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Franz_von_Ostreich Franz Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Schlesien Brandenburg Berlin Berlin
115
man auf ihn gar nicht hörte, zog er still nach Elba bei Jta-
lien,welche Insel man ihm zumwohnsitze angewiesen hatte.
Mit dem neuen französischen Könige schlossen die
Herrscherden ersten Pariser Frieden. Dann zo-
gen die fremden Heere aus Frankreich. Auch unsere
braven Soldaten wendeten sich der Heimath zu. Der
König dankte ihnen für ihre Treue und Tapferkeit und
befahl, daß Jeder, der dem großen Kampfe beigewohnt,
eine Denkmünze aus dem Metalle der eroberten Kanonen
zur Erinnerung haben sollte. Am 7. August hielt der ge-
liebte Monarch mit den Garden einen feierlichen Einzug
in Berlin. Das war ein wahrer Freudentag! Die Zu-
schauer weinten Freudenthranen, daß nun das schöne Ziel
errungen sei. Bis vor das königliche Schloß ging langsam
der majestatischezug. Dort hatte man.einen Altar errichtet,
denn vor Allem dem gnädigen Gott Lob und Preis zu
bringen, das hatte unser guter frommer König befohlen.
In großen Reihen standen da die Schaaren und Tausende
von Zuschauern, in der Mitte der König und das Ge-
folge. Ein feierlicher Gottesdienst wurde gehalten.
Und als am Schlüsse der Geistliche im inbrünstigen Ge-
bete die Hände gen Himmel erhob, da sank der König
auf die Knie und mit ihm Alle die Tausende, welche
zugegen waren. Jp demselben Augenblicke brach die
Sonne mit freundlichen Strahlen aus dem bisher düstern
Himmel und bcschien milde die Betenden. Der himm-
lische Water offenbarte sein gnadenreiches Wohlgefallen
und zeigte, daß er nahe sei allen denen, die in seiner
Furcht wandeln. ' ;
Sieben und vierzigste Erzählung.
Napoleon kommt wieder nach Frankreich.
waren seit 20 Jahren in Europa durch die Fran-
zosen und ihren Kaiser solche Umwälzungen geschehen,
daß man jetzt, nachdem Frieden war, genug zu thun
hatte, um Alles wieder in Ordnung zu bringen. Die
Fürsten und Abgeordneten versammelten sich daher in
Wien und wollten dort gemeinschaftlich berathen, wie
man Jeden nach Gebühr befriedige. Das war aber nicht
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Extrahierte Personennamen: August Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Elba Frankreich Berlin Frankreich Europa Wien