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1. Theil 4 - S. 269

1862 - Breslau : Max
Tod des Kaisers Nikolaus I. Diplomatische Verhandlungen. 269 stehlichkeit gründlich zerstörten, mußten einen tiefen Eindruck aus die Seele des Kaisers machen und einen Organismus zer- stören, dessen Pathos der Herrscherstolz war. Aber er sollte den Kelch bis auf die Heese leeren und es erleben, daß die von ihm so tief verachteten Türken ein russisches Armeecorps aus russi- schem Boden besiegten (bei Eupatoria). Die Nachricht von die- sem Ereigniß war sein Todesstreich; denn von da ab nahm die Krankheit, eine vernachlässigte Grippe, an welcher der Kaiser seit einiger Zeit litt, einen rapiden Charakter an. Eine Brust- entzündung trat am 28. Februar 1855 hinzu und am 2. März verschied der Kaiser, im Bewußtsein seiner Regenten- und Fami- lienpflichten, vollkommen gefaßt, auch noch im Tode seinem Cha- rakter getreu. Daß der Tod dieses Mannes, welchem sein Sohn Alexan- der Ii. folgte, obwohl er zunächst die Kriegsoperationen nicht hemmte, die Einleitung der Friedensunterhandlungen erleichtern mußte, begreift sich von selbst, wenn man erwägt, daß in Kaiser Nikolaus der Gedanke der russischen Politik seinen eminentesten Ausdruck gefunden hatte und man ihm vor Allem den Willen und die Energie, ihn durchzuführen, zutraute. 143. Die diplomatischen Verhandlungen, betreffend die orientalische Frage, hatten allmälig ganz Europa umspannt, indem sie einerseits, direct oder indirect mit Rußland gepflogen wurden, andererseits eine Coalition des gesammten Europas gegen dasselbe im Auge hatten. In letzterer Beziehung gingen sie hauptsächlich darauf aus, Oestreich und Preußen mit in den Krieg zu verwickeln; doch gelang es nur, den erstern Staat durch das Dece mb erblind n iß an die Westmüchte, oder vielmehr letztere an jenen zu fesseln, während er zugleich durch seinen Vertrag mit der Pforte wegen Besetzung der Donaufür- stenthümer (14. Juni 1854) eine Stellung gewann, deren Dro- hung einen nicht zu leugnenden Druck ausübte. Preußen be- hielt sich aber die Freiheit seiner Action vor, soweit es nicht durch die Convention mit Oestreich (20. April 1854) eine Ver- pflichtung zu dessen Gunsten eingegangen war, und setzte es durch, daß auch Deutschland auf gleicher Linie blieb. Dagegen gelang es den Westmächten, Sardinien an sich zu fesseln und auch, wie wir bereits erwähnt, zur Stellung ei- nes Hülfscorps zu bestimmen und mit Schweden eine Defen-

2. Theil 4 - S. 271

1862 - Breslau : Max
Congreß zu Paris. 271 Frankreich durch den Minister des Aeußern, Drouyn de Lhuys, England durch Lord Rüssel vertreten war, welche bis zum April 1855 dauerten und schließlich eine anscheinende Verstän- digung unter den Abgeordneten herbeiführte, die aber an dem unmittelbaren Widerstände der französischen und englischen Re- gierung scheiterte. — Die Zeit des Friedens kam erst mit dem Falle Sebastopols. Wieder war es Oestreich, welches jetzt die einleitenden Schritte versuchte, indem es im November 1855 den Höfen von Paris und St. James ein Project vorlegte, auf dessen Basis man mit Rußland unterhandeln könnte, wobei es sich zugleich erbot, seinerseits dieses Project als Ultimatum in St. Peters- burg vorzulegen. Die Annahme Seitens der Westmächte erfolgte und schon am 16. Januar 1856 ward die erstaunte Welt durch die Nachricht überrascht, daß Rußland die Bedingungen, auf Grund deren die Friedensunterhandlungen eröffnet werden sollten, annehme. In einem am 1. Februar >856 zu Wien unterzeichneten Protokoll ward der Beitritt Englands und Frankreichs zu den von Oestreich vorgeschlagenen und von Rußland angenommenen Bedingungen förmlich erklärt und Paris zum Sitz des demnächst zu eröffnenden Congresses gewählt. Zu Bevollmächtigten bei demselben wurden ernannt, von Seiten Frankreichs: der Minister des Aeußern Graf Walewski, zugleich Vorsitzender der Conferenz, und Baron von Bourque- ney; von Seiten Englands: der Staatssecretair des Aeußern Lord Clarendon und der englische Gesandte in Paris Lord Cowley; von Seiten Oestreichs: der Minister des Aeußern Graf Vuol und sein Gesandter in Paris Baron Hübner; von Sei- ten der hohen Pforte: der Großvezier Ali-Pascha und Mehe- med-Djemil-Bey; von Seiten Sardiniens: der Conseilpräsi- dent Graf Cavour und der sardinische Gesandte Marquis von Villamarina; von Seiten Preußens, welches indeß erst ngch schon eröffneter Conferenz in dieselbe eintrat: der Minist' Präsi- dent Freih. von Manteuffel und Graf Hatzfelds n as> Rußland sandte den Grafen Orlow, welchem Baron Brunnow, der frühere Gesandte Rußlands in London, bei- gegeben war. Der Congreß ward am 25. Februar 1856 im Hotel des Ministeriums des Aeußern eröffnet und durch Vorschlag des Gra-

3. Theil 4 - S. 272

1862 - Breslau : Max
272 Neueste Geschichte. 5. Periode. fen Buol dem Grafen Walewski das Präsidium übertragen, wel- cher den Director im Ministerium des Aeußern, H. Venedetti, zum Protokollführer ernennen ließ. Um die Verhandlungen ab- zukürzen, wurde das Wiener Protokoll vom 1. Februar als In- begriff der Friedenspräliminarien anerkannt, worauf man sich darüber verständigte, daß ein Waffenstillstand zu Land und zu Wasser einträte, welcher mit dem 31. März aufhören sollte, wenn bis dahüt der Friede nicht p Stande gekommen wäre; doch sollte der Blockadezustand dadurch nicht Uttterbrochen werden. Diese Form des Waffenstillstandes war eine indirecte Warnung für Ruß- land, welche indeß kaum nöthig war. Der neue Czar, Alexan- der Ii., wollte den Frieden, welcher, da Frankreich ihn ebenso lebhaft wünschte, weit es Alles erreicht hatte, was es durch den Krieg erreichen konnte, und England sich, wenn auch wider- willig, der Pression seines Alliirten fügen mußte, rasch zu Stande kam. Derselbe ward am 30. März*) um 1 Uhr Nachmittags unterzeichnet. Die hauptsächlichsten Bestimmungen waren: 1) die Neutra- lisation des Schwarzen Meeres, welches künftig von keinem Kriegsfahrzeug irgend einer Nation befahren und an dessen Kü- sten kein Marine-Militair-Arsenal errichtet werden soll; 2) die Freiheit der Donauschifffahrt, zu deren Sicherstellung Rußland einen Theil Bessarabiens opfern mußte, so daß es aufhörte, ein Donauufer-Staat zu sein, während eine europäische Commission zur definitiven Regelung der Donauschifffahrts-Verhältnisse ein- gesetzt werden sollte; 3) die Beseitigung des russischen Protecto- rats über die Donaufürstenthümer, welche fortfahren sollten, un- ter Suzerainetüt der Pforte und unter Garantie der contrahi- renden Mächte die Privilegien und Immunitäten, in deren Besitz sie sich befinden, zu genießen; 4) die Aufnahme der Türkei in das System des europäischen Völkerrechts, so daß fortan jeder Angriff aus die Unabhängigkeit und die Territorialität des otto- manff.^en Reichs als eine Frage des allgemeinen Interesses be- wer^n soll. — Andere Bestimmungen bezogen sich auf wechselseitige Rückgabe der gemachten Eroberungen, Feststellung der Grenzen und die künftige Organisation der Donaufürsten- *) Also am Jahrestage des einst für Frankreich so demüthigenden Friedens, für welchen Napoleon Iii. jetzt Revanche nahm.

4. Theil 4 - S. 274

1862 - Breslau : Max
\ 274 Neueste Geschichte. 5. Periode. hohe Stellung Rußlands noch mehr gestärkt ward. Die fran- zösische Juliregierung verfolgte eine entgegengesetzte Richtung: sie suchte sich zur Lösung jenes europäischen Mißtrauensbundes an England zu lehnen. Aber sie hatte stets gegen die syste- matische Feindseligkeit Rußlands und gegen das Mißtrauen Deutschlands zu kämpfen und im Augenblicke ihres Falles war selbst das Verhältniß zu England gelockert. Die zweite Repu- blik konnte das Band zwischen Frankreich und den Continental- staateu nur noch mehr lockern, und bot andererseits Rußland die Gelegenheit, seinen Einfluß mehr zu stärken. Es schien, als gäbe es in Europa nur noch zwei große Mächte: England und Rußland; die ganze Welt schien sich nothwendig um sie zu dre- hen, Viele glaubten, daß selbst England nicht mehr im Fortschritt begriffen und die Welt providentiell Rußland vorbehalten sei. Beide Idole hat der orientalische Krieg zerstört und Frankreich geht aus der Krisis mit Allianzen hervor, welche die großen Mächte wieder in ihre natürliche Lage bringen und die Grund- lage eines den wesentlichen Interessen Europas wirklich ent- sprechendeu politischen Systems bilden. Die Ausführung des Pariser Friedens bot übrigens noch so viele Schwierigkeiten dar, daß die bedeutendsten Bestim- mungen desselben bis heute noch nicht erledigt sind. Auch fühl- ten Oestreich und die Westmächte bald nach Unterzeichnung des- selben, daß er mehr dem Kriege ein Ende machte, als daß er die allgemeine Sicherheit dauernd garantirte und gaben diesem Ge- fühl durch Abschließung eines Specialbündnisses (15. April 1856) Ausdruck. Wirklich führte die ungenaue Abfassung des Vertrags zu Differenzen wegen der bessarabischen Grenze, welche verdrieß- liche Unterhandlungen zur Folge hatten, den Aufenthalt der englischen Flotte im Schwarzeil Meere verzögerten und erst im folgenden Jahre zur Erledigung kamen. (Durch das Protokoll vom 6. Januar 1857: auf Grund dessen die Grenzregulirung vorgenommen und endlich am 19. Juni 1857 in Paris vertrags- mäßig angenommen ward.) Die Bestimmung wegen der Reorga- nisation der Donaufürstenthümer und der Donauschiffsahrt ha- den aber bis heutigen Tag noch nicht ihre Erledigung gesunden. Andererseits hat der orientalische Krieg ein Nachspiel ge- funden in dem allerdings nur kurzen englisch-persischen Kriege. Zum Verständniß desselben ist es nöthig, daran zu erinnern,

5. Theil 4 - S. 314

1862 - Breslau : Max
314 Neueste Geschichte. 5. Periode. guter Ordnung zurückgezogen undbenedek, welcher die Piemon- tesen bei San Martino geschlagen hatte, erhielt mitten in seinem Siegeslauf Befehl zum Rückzug. Wie bei Magenta hatte der Soldat — noch überdies mit leerem Magen — glorreich gestritten; aber Oestreichs altes Ver- hängnis sich durch elendes Commando die besten Armeen ruini- ren zu lassen, hatte auch hier gewaltet. Die Oestreicher verloren 3300 Todte und 10,500 Verwun- dete, während 9000 vermißt wurden; die Franzosen verloren 12,000, die Sardinier 5000. Der Held des Tages war Niel, wie bei Magenta: Mac Mahon, welcher dafür den Titel eines Herzogs von Magenta erhalten hatte. Indessen war selbst nach dieser neuen Niederlage die Stel- lung der Oestreicher nichts weniger als verzweifelt, um so weniger als gerade in jenem Augenblicke Preußen sehr energische Ent- schließungen gefaßt hatte, welche fast nothwendig zu einem Kriege mit Frankreich führen mußten; alle Welt war daher aufs Aeußerste überrascht, als rasch hinter einander sich die Kunde von dem in Folge einer persönlichen Zusammenkunft der beiden Kaiser zu Villafranca abgeschlossenen Waffenstillstand (8. Juli) und Frieden (11. Juli) verbreitete. Oestreich trat in Folge dieses Friedens die Lombardei ab (leider auch das Stilsser-Joch, welches bisher Tirol schützte), be- hielt aber Venedig und das Festungsviereck. Auch die mittel- italienischen Fürsten sollten hergestellt, die Staaten Italiens aber zu einem Bunde unter dem Vorsitz des Papstes vereinigt werden. Auf einer später in Zürich zusammentretenden Conferenz, von welcher jedoch die übrigen europäischen Staaten ausgeschlos- sen blieben, sollten die Specialitäten des Vertrages verabredet werden. Die Ueberraschung, mit welcher Europa diese Nachrichten aufnahm, wurde noch vergrößert durch die Proclamation, mittels deren Kaiser Franz Joseph seinen Völkern von dem Abschluß des Friedens Kunde gab, indem er darin nicht undeutlich die Schuld seines Mißerfolgs auf Preußen schob. — Erst spätere Enthüllungen, namentlich die Erklärungen der Minister im eng- lischen Parlament, klärten das Räthsel mindestens zum Theil auf und ließen den Kaiser Franz Joseph als Opfer einer Mystification erscheinen. Preußen aber erhielt die glänzendste Rechtfertigung durch

6. Theil 4 - S. 316

1862 - Breslau : Max
316 Neueste Geschichte. 5. Periode. Victor Emanuel sich auf Grund eines Plebiscits der Aemilia bemächtigte, that er alle Urheber und Theilnehmer der Revolution im Kirchenstaate in den Bann (26. März 1860). Inzwischen waren in Zürich die Unterhandlungen eröffnet worden, welche zum definitiven Abschluß des Friedens führten (Io. Nov. 1859). Den Präliminarien von Villafranca gemäß, ent- sagte Oestreich der Lombardei, welche Frankreich empfing und an Sardinien abtrat. Letzteres übernahm % der Schuld des lom- bardisch-venetianischen Leihhauses und 40 Millionen Gulden von Nationalanleihe von 1854. Oestreich und Frankreich verpflichte- ten sich, die italienische Conföderation zu fördern, behielten dem Großherzog von Toscana und den Herzögen von Modena und Parma ihr Recht vor und verpflichteten sich, den h. Vater um Reformen im Kirchenstaate anzugehen. Mehr Interesse als dieser Friedensschluß, welcher zur Zeit seiner Unterzeichnung schon unmöglich war, erregte aber die all- mälig in die Oeffentlichkeit dringende Kunde von einer beabsich- tigten Territorialabtretung Sardiniens an Frankreich, welches sich dieselbe wahrscheinlich schon vor dem Kriege bedungen hatte, obwohl man der französischen Eitelkeit mit der Phrase geschmeichelt hatte: Frankreich allein sei im Stande, um einer Idee willen Krieg zu führen. — Es handelte sich um die Abtretung Niz- za's und Savoyens an Frankreich! — Die Sache machte groß- ßes Aussehen; denn einmal ward dadurch klärlich dargethan, daß die Idee der Nationalität, mit welcher man die Sympathien für die italienische Revolution geködert hatte, nur ein Vorwand war, um dynastische Interessen zu fördern; andererseits verrieth dadurch Napoleon sein Gelüst nach der Herstellung des ersten französischen Kaiserthums und die Thorheit jener, welche in dem Kriege nur eine italienische, keine europäische Frage hatten sehen wollen, wurde recht offenbar. — Zugleich verletzte die Abtretung Savoyens ganz direct ein durch Verträge geschütztes europäisches Interesse. In den Verträgen von 1815 war nämlich der Schweiz nicht nur ewige Neutralität zugesichert, sondern man hatte auch das savoyische Gebiet von Chablais und Faucigny neutralisirt und die Bestimmung getroffen, daß dasselbe im Falle eines Krieges nur von Schweizer Truppen besetzt werden dürfe. Diese Be- stimmung war zum Schutz gegen Frankreich getroffen worden, welches nun selbst in den Besitz jener Territorien trat. — Die

7. Theil 4 - S. 365

1862 - Breslau : Max
Zeittafel. 365 1856 Die diplomatischen Verhandlungen und der Pariser Frie- den. Der englisch-persische Krieg. Die griechische und neapolitanische Frage. Der Sundzoll und die Neuenburger Angelegenheit. Die chinesische Revolution. 1857 Der Ausstand in Indien. 1858 Die englisch-französische Expedition gegen China. — Ein- tritt der Regentschaft in Preußen. 1859 Der Krieg Oestreichs gegen Frankreich und Sardinien. Friede zu Villa Franca. — Schamyl in russischer Gefan- genschaft. 1860 Garibaldi's Landung in Sicilien. Der Krieg Spaniens gegen Marokko. . Metzeleien in Syrien. 1861 Tod Königs Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen.

8. Theil 4 - S. 333

1862 - Breslau : Max
Zusammenkünfte in Teplitz und Warschau. 333 sprechung mit seinem Neffen, dem Könige von Baiern, kam man über die Hauptfrage ins Reine und Max I. erwarb sich das Verdienst, nunmehr auch Oestreich herbeizuziehen. Die Verständigung Preußens und Oestreichs wurde durch eine französische Jndiscretion erleichtert. Der Engländer King- lake hatte nämltch am 12. Juli öffentlich im Parlament ver- kündigt: „Napoleon Iii. habe zu Villafranca dem Kaiser Franz Joseph die Rückerstattung der Lombardei angeboten, wenn Oestreich dulde, daß Frankreich sich des linken Rheinufers bemächtige. Franz Joseph aber habe einfach geantwortet: nein, ich bin ein deutscher Fürst." Bei solchem Begegnen der beiden mächtigsten deutschen Für- sten in den lautersten Gefühlen großherziger Loyalität mußte ein persönliches Begegnen ihnen erwünscht sein und fand im Juli zu Teplitz statt. Dasselbe führte, wenn auch ohne Protokollirung, zum erwünschtesten Einverständniß in der innern wie äußern Politik Preußens. Wie aber in Baden durch den König von Baiern die Verständigung von Teplitz vorbereitet worden war; so sollte wieder in Teplitz durch den Prinz-Regenten eine weitere Verständigung mit England und Rußland vorbereitet werden. — Die Rheinreise der Königin Victoria gab Gelegenheit zu einer Besprechung des Freiherrn von Schleinitz und Lord Rüssel, welche indeß, wie die bald darauf veröffentlichten diplomatischen Actenstücke bewiesen, die Divergenz der Allsichten in Bezug auf die Politik Cavours nicht auszugleichen vermocht hatten, dagegen nöthigte die Zusammenkunft der Kaiser von Rußland und Oest- reich, so wie des Prinz-Regenten von Preußen zu War- schau (21. October) den Kaiser Napoleon dazu, sich über sein Verhalten bei einem eventuellen Angriff Sardiniens auf den öst- reichischen Besitzstand in Italien offen ausznsprechen. Was sonst noch als die Frucht der Warschauer Entrevue anzusehen ist, kann erst die Folgezeit lehren. Man fand es für angemessen, dieselbe sofort nach ihrer Beendigung für — resul- tatlos auszugeben; auch wurde sie, wegen der lebensgefährlichen Erkrankung der Kaiserin Mutter früher abgebrochen, als anfäng- lich im Plane war. Während das Ansehen Preußens nach außenhin mächtig stieg und die Mächte um seine Freundschaft buhlten, ward in einem in Berlin geführten Proceß (Stieber) der Finger auf manche faule Stelle im preußischen Staatsorganismus gelegt, welche

9. Theil 4 - S. 65

1862 - Breslau : Max
Schlacht bei Hohenlinden. Friede von Luneville. 65 mit frischen Truppen auf dem Schlachtfelde, stellte schnell die Ordnung wieder her und die Franzosen erfochten einen so voll- kommenen Sieg, daß, obgleich Desaix sein Leben dabei verlor, durch diesen einen Schlag die ganze Lombardei für Oestreich verloren war und die cisalpinische Republik wieder hergestellt wurde. In Deutschland ging es für die Oestreicher nicht viel besser, Moreau führte hier wieder die Franzosen an, drängte die Oest- reicher aus einer Stellung in die andere und schlug endlich, am 3. December, den Erzherzog Johann, einen Bruder des Kai- sers, beim Dorfe Hohenlinden in Baiern vollständig. Nun nahm man zum Erzherzoge Karl seine Zuflucht. Er sollte schnelle Hülfe schaffen. Aber wie war das bei der allgemeinen Muthlo- sigkeit möglich? Er war froh, daß Moreau einen allgemeinen Waffenstillstand einging, während dessen man ant Frieden arbei- ten wollte. Dasselbe geschah in Italien. Am 9. Februar 1801 wurde auch schon der Friede von Luneville unterzeichnet, der den Frieden von Campo Formio bestätigte, aber noch be- stimmte, daß der Herzog von Parma Toscana, welches zum Kö- nigreich Hetrurien erhoben wurde, erhalten sollte. Der bishe- rige Großherzog aber und die deutschen Fürsten, welche auf dem linken Rheinufer Besitzungen verloren, sollten in Deutschland selbst entschädigt werden, also nicht etwa auf Kosten der Fran- zosen, sondern der Deutschen selbst. Diesmal hatte Kaiser Franz das deutsche Reich mit in den Frieden eingeschlossen. So waren denn wieder Ströme von Blut vergebens geflos- sen, um Frankreichs Anmaßung zu demüthigen; ja, es war im Gegentheil noch vergrößert aus dem Kampfe davongegangen. Der König von Neapel erhielt nun auch Frieden, mußte ihn aber mit großen Opfern an Geld, Ländereien und Kunstwerken erkau- fen. Auch der Kirchenstaat wurde fürs erste wieder hergestellt. Die Cardinale wählten einen neuen Papst, der sich Pius Vii. nannte. Wenige Wochen nach dem Frieden von Luneville war der Kaiser von Rußland, Paul I., ermordet worden. Er war ein heftiger, mißtrauischer und veränderlicher Mann, der nur nach Launen handelte und selbst nicht recht wußte, was er wollte. Dabei hatte er einen übertriebenen Begriff von seiner Würde. Daher befahl er, daß Jedermann, der ihm begegnete, auf die Kniee fallen, ja selbst, die in Kutschen oder zu Pferde saßen, aus- Weltqeschichte für Töchter. Iv. 13. Aufl. 5

10. Theil 4 - S. 72

1862 - Breslau : Max
72 Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich. halten. So langten denn die Franzosen selbst in Wien an. Der Kaiser war über die Donau nach Mähren gegangen und hatte ausdrücklich dem Fürsten Auersperg befohlen, die Donau- brücke zu verbrennen, sobald sich die ersten Franzosen in Wien sehen ließen. Aber der schwache Mann ließ sich von Murat über- reden, daß schon ein Waffenstillstand geschlossen sei, und während Beide noch miteinander sprachen, ließ Murat die Brücke besetzen. Nun ergossen sich die französischen Haufen auch über Mähren. Eben kam das russische Heer (Kaiser Alexander war selbst dabei) in Mähren an und vereinigte sich mit den Oestreichern. Beim Städtchen Austerlitz kam es am 2. Dec. 1805 zur entscheiden- den Schlacht. Napoleon (so hieß er, seitdem er Kaiser war) erfocht einen glänzenden Sieg. Mehrere Tausend russischer Gar- den fanden ihren Tod, indem sie sich über einen gefrorenen See zu retten suchten und Napoleon das Eis unter ihnen durch Ka- nonenkugeln zerschmettern ließ. 30,000 Todte und Verwundete lagen auf dem Schlachtfelde. Die Hoffnungen Oestreichs waren nun dahin. Zwar war ein neues russisches und östreichisches Heer im Anzuge; aber Franz hatte allen Muth verloren, und nahm den Frieden an, welchen ihm Napoleon anbot. Er wurde am 26. December 1805 in Preßburg geschlossen. Daß Oestreich große Opfer bringen mußte, verstand sich von selbst. Es mußte Venedig an das Königreich Italien abtreten und auf Tirol und alle Be- sitzungen in Schwaben verzichten, womit sich Baiern und Würtem- berg bereicherten, deren Beherrscher, zum Lohne ihrer Anhänglich- keit an Frankreich, noch dazu die Königswürde erhielten. Die Russen zogen nun ruhig wieder nach Hause. So glücklich auch Napoleon zu Lande war, so schlecht ging es ihm zur See. Er hatte eine große französische Flotte, die noch durch eine spanische verstärkt worden war, auskaufen lassen. Aber Admiral Nelson, der schon bei Abukir als ein furchtbarer Gegner ihm erschienen war, traf bei dem Vorgebirge Trafal- gar, unweit Cadiz, am 21. October auf sie. Zwar wurde Nel- son, als er, mit allen Ordenszeichen, um besser von den Seinigen gesehen zu werden, bekleidet, mitten im Pulverdampfe auf dem Verdecke stand und Befehle gab, von einem Franzosen aus dem Mastkorbe erschossen; aber die Schlacht wurde für die Engländer so glorreich gewonnen, daß seitdem weder französische noch spa- nische Schiffe sich mit ihnen zu messen gewagt haben. Mit Oestreich war Napoleon nun fertig. Aber der König
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