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1. Landeskunde der Provinz Pommern - S. 9

1917 - Breslau : Hirt
Die Ostsee. - Natürliche Landschaften. g Züllchow, Lebbin), Ziegeleien (bei Stettin und ückermünde), Zuckersiedereien, Eisengießereien (bei Torgelow), chemische, Papier- und Papierstoffabriken u. a. m. Auf dem Lande sind Brennereien oder Stärkefabriken im Betriebe? Zuckerfabriken sind in geringerer Zahl vorhanden. Die Schiffahrt aus der Oder oder auf der See nimmt einen großen Umfang ein,- neben Stettin, dem Haupthandelsplatze, besitzen auch kleinere Orte eigene Fahrzeuge für die See- oder Flußschiffahrt. Zu ihrer Hebung dient der Hohen- zollernkanal, der einen Schiffahrtsweg von Stettin nach Berlin für große Kähne darstellt. Fischerei wird in den Binnengewässern und auf der Ostsee betrieben. An der Ucker (d. i. Grenzfluß) liegt wenig über 2 km vom Haff entfernt die Stadt Ückermünde (6250 Einw.), deren Bewohner Seeschiffahrt und Fischerei treiben. In großer Zahl sind in dieser Gegend Ziegeleien vorhanden; auch sonst ist die Industrie recht rege (Torgelow 6740 Einw.). Gleichfalls an der noch schiffbaren Ucker in der Nähe der uckermärkischen Grenze liegt Pasewalk (10400 Einw.), bekannt besonders als Garnison des Kürassier-Regiments Königin (Potnm. Nr. 2). Die Stadt hat jetzt als Eisenbahnknotenpunkt lebhaften Verkehr (Bild 16). In den Kämpfen zwischen Brandenburg und Pommern war die Feste Löcknitz, von deren Burg nur noch ein Turm vorhanden ist, viel umstritten. An dem Punkte der Oder, bis wohin bereits in alter Zeit Seeschiffe hinauffahren konnten, hat sich Stettin, die Hauptstadt der Provinz (236000 Einw.), entwickelt. Auf einer der Höhen des linken Oderufers lag die alte Wendenburg Stettin, an die sich nach dem Flusse zu eine Ansiedlung hauptsächlich slawischer Fischer anschloß. Als das Christentum durch den Bischof Otto von Bamberg hier gepredigt worden war, begann bald ein starker Zuzug deutscher Einwanderer, die sich auf den Höhen neben der alten Burg niederließen. 1243 erhielt Stettin deutsches Stadtrecht, und die deutschen Niederlassungen wurden mit der wendischen vereinigt. Als Residenz der pommerschen Herzöge, als Glied des Hansabundes hob sich die Stadt allmählich, obgleich sie hinter Stralsund zurückblieb. 1648 wurde Stettin schwedisch; 1677 hatte es die schwere Belagerung durch den Großen Kurfürsten auszuhalten. Als die Stadt endlich 1720 preußisch wurde, entwickelte sie sich schneller. Durch den Festungsbau Friedrich Wilhelms I. wurde der Umfang der Stadt vergrößert, der bis 1845 unver- ändert blieb. In diesem Jahre erweiterte man die Festungswerke und zog die so- genannte Neustadt in sie hinein. Aber erst als 1873 die Festung aufgehoben wurde, konnte Stettin sich genügend ausdehnen. Seitdem hat es einen großen Aufschwung genommen und sich nach allen Seiten erweitert. Die Bevölkerungszahl ist außer- ordentlich gewachsen ^), auch durch die Eingemeindung mehrerer Vororte (Grabow, Bredow, Nemitz, Neuwestend, Braunsfelde). Die Stadt liegt am Rande der Seen- platte, die sich in der Nachbarschaft bis zu 130 m erhebt. Von der Höhe führen die Straßen steil zur Oder hinab; auf dem niedrigen Gebiete des rechten Oderufers liegt die Lastadie, der Hauptort des Handelsbetriebes. Die Straßen der alten Stadt sind krumm und winklig, während die neu angelegten breit und mit stattlichen Neu- bauten geziert sind. Hier macht die Stadt mit den zahlreichen Garten- und Schmuck- anlagen einen sehr freundlichen Eindruck. An stolzen Schöpfungen einer früheren Glanzperiode, wie wir sie in Stralsund finden, fehlt es fast ganz, die Stadt ist im wesentlichen modern2). Das stattlichste Gebäude, die Iakobikirche, imponiert besonders durch die Größe; der bei der Belagerung von 1677 eingeschossene Turm wurde 1894 wieder aufgebaut. Auf einer Höhe (24 m) liegt das große, alte Herzogliche Schloß. Als Erinnerung an die Festungszeit sind zwei prächtige, von Friedrich Wilhelm I. erbaute *) 1812: 21 255 Einw. 1843 : 37 142 Einw. 1861: 58 487 Einw. 1871: 76280 Einw. 1875: 80972 Einw. 1880: 91755 Einw. 1885: 99543 Einw. 1890: 116228 Einw. 1895: 140 724 Einw. 1900: 210 702 Einw. 1905: 224119 Einw 1910: 236145 Einw. 2) Siehe Bild 10.

2. Landeskunde der Provinz Pommern - S. 10

1917 - Breslau : Hirt
10 Landeskunde der Provinz Pommern. Tore (Königstor und Berliner Tor) erhalten (Bild 12). Das Rathaus (Bild 11) ist ein neuer Bau in gotischem Stile. Auf dem Königsplatz stehen Denkmäler Friedrichs des Großen (1793 enthüllt), Friedrich Wilhelms Iii. (1848) und Kaiser Wilhelms I. (1894), auf der Hakenterrasse, die sich mit dem Museum, dem Regierungsgebäude und anderen stattlichen Bauten über der Oder erhebt, ein Standbild des Kaisers Friedrich Iii. (1912); zwei künstlerisch ausgeführte Brunnen zieren die ausgedehnten Schmuckplätze der Stadt*). Die Bedeutung der Stadt beruht hauptsächlich auf ihrem Handel; sie liegt von allen deutschen Häfen am weitesten im Lande und Berlin am nächsten; sie wird von einem Strome durchflössen, dessen Oberlauf die wichtigen ober- schleichen Industriebezirke berührt. Die zum Teil enge und gewundene Fahrstraße zum Meere macht fortgesetzt Verbesserungen notwendig, um der Stadt ihre heutige Stellung im Seehandel zu erhalten. Der Hafen der Stadt, der hauptsächlich durch die zwar nicht sehr breite (122—166 m), aber tiefe Oder (7—8 m) und ihre Seitenarme Dunzig und Parnitz gebildet wird, ist von vielen Schiffen belebt2). (Er hat durch die Anlegung eines großen Freihafens sowie eines Industriehafens eine umfangreiche Erweiterung erfahren. Dem Schiffsverkehr nach ist Stettin der erste deutsche Handels- platz an der Ostsee3). Neben dem Handel ist die Industrie in Stettin und den Vor- orten von großer Bedeutung; nach beiden Seiten erstrecken sich an der Oder Fabriken, und die rauchenden Schornsteine verkünden die Tätigkeit vieler Tausende von Arbeitern. Die Oder abwärts liegt die ehemalige Stadt Grabow, die zusammen mit dem sich daranschließenden Dorfe Bredow 1900 mit Stettin vereinigt worden ist. Hier befinden sich bedeutende Maschinenfabriken und Schiffswerften, vor allem die Bauten und An- lagen der berühmten Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft Vulkan, auf deren Werften viele deutsche und ausländische Kriegsschiffe und Schnelldampfer erbaut worden sind^). Weiter liegen hier und in dem darauffolgenden Dorfe Iüllchow (8060 Einw.) große Dampfmühlen und Iementfabriken. Über das Dorf ragt der Turm der bekannten Anstalten für innere Mission mit Brüderanstalt und Rettungshaus hervor. Danach folgen die lieblich gelegenen Ortschaften Frauendorf (4000 Einw.) und Gotzlow mit dem bewaldeten Iulo. Bei Kratzwiek erheben sich die großen Anlagen des Eisen- Werkes Kraft, in dem namentlich schwedische Erze geschmolzen werden. Roch weiter unterhalb am linken Ufer, etwas entfernt von der Oder, liegt Pölitz (4150 Einw.), wo früher reger Hopfenbau betrieben wurde, und unweit des Papenwassers das Dorf Iasenitz, wo sich einst ein Augustinerkloster befand. Am Haff liegt auf einer Halbinsel die Stadt Neuwarp (1940 Einw.), die besonders ein Ladeplatz für das Holz der ausgedehnten Forsten ist. Die am Eingang des Haffes gelegenen Ortschaften Stepenitz (1570 Einw.) und Iiegenort sind gleichfalls kleine Zwischenhäfen. Über das Große Haff hinüber geht es durch die Kaiserfahrt in die Swine nach Swinemünde, dem Seehafen Stettins °) (13900 Einw.). Der Hafenbau wurde von Friedrich dem Großen 1740 begonnen, die Stadt damals erst angelegt. Zwei 1818—1823 erbaute Molen (die Ostmole 1492 m, die Westmole 1030 m lang) schützen die Einfahrt zur See. Auf dem östlichen Ufer steht der 69 m hohe Leuchtturm, dessen Licht ungefähr 45 km weit in See sichtbar ist. Der Verkehr zwischen Stettin und Swinemünde wird durch Eisbrecher (stark gebaute Schraubendampfer) im Winter offen gehalten. Starke Be- festigungen sind bei Osternothafen auf Wollin angelegt. Swinemünde ist auch als Seebad sehr stark besucht, ebenso wie das etwas nach Nw an der Küste gelegene, liebliche Heringsdorf (Bild 8). In der Südwestecke der Insel Usedom liegt die kleine Stadt Usedom (1770 Einw.). Auf der Insel Wollin liegen das Seebad Misdroy, in dessen Nähe sich der romantische Jordan-See (Bild 20) befindet, am Haff das Dorf Lebbin mit Kalkbergen und einer großen Zementfabrik und an der Dievenow die Stadt Wollin (4540 Einw.), das alte Iulin und Vineta der Sage. Schon in ältester Zeit begegnet uns dieser Ort als wichtiger Handelsplatz; jetzt leben die Bewohner i) Siehe Bild 10. 2) Siehe Bild 9. 3) Zur Stettiner Reederei gehörten Anfang 1913: 260 Schiffe mit 104985 Reg.- Tonnen (29 Segel- und 231 sonstige Schiffe). Die wichtigsten Einfuhrartikel Stettins sind: Steinkohlen, Eisenerze, Steine, Roheisen, Fische, Gewürze, Petroleum, Getreide. Ausgeführt werden besonders Getreide, Zucker, Heringe, Holz, Zink, Spiritus, Zement. *) Siehe Bild 13. ®) Swinemünde ist von Stettin 63,75 km entfernt.

3. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 14

1858 - Breslau : Hirt
14 Wie es in Schlesien ausficht. übrigen Lust mengt und, wenn zufällig durch ein Grubenlicht ange- zündet, furchtbare Explosionen veranlaßt. Schon mancher Bergmann hat durch dieses Gas, welches er Schwaden oder schlagendes Wetter nennt, sein Leben verloren. Um Unglück zu verhüten, haben die Bergleute in Gruben, wo schlechte Luft ist, Oellampen, die mit einem feinen Drathgitter umgeben sind. Durch die Oeffnungen desselben dringt wohl die brennbare Luft bis zur Flamme, kann aber nicht zurückbrennen und das Gasgemenge außerhalb der Lampe anzünden, da enggeflochtener Eisendraht die Flamme so bedeutend abkühlt, daß sie mcht durch das Gitter zu schlagen vermag. — Eisen findet man als Braun-, Thon- und Raseneisenstein in der Erde, und aus diesen Erzen wird in mehr denn 60 Eisenhütten 1 Million Centner Roh- eisen geschmolzen. In mehreren Blechhütten wird das Eisen in Schwarz- und Weißblech verwandelt, welches besonders die Klemptner verarbeiten. In der Gegend von Tarnowitz wird ein Bleierz, Bl ei glanz, ge- sunden, der wie Blei aussieht, etwas Silber beigemischt enthält und jährlich 2000 Mark Silber und 9000 Centner Blei liefert. Südlicher, da, wo Beuchen liegt, giebt es bedeutende Lager von Galmei, aus welchen jährlich in den dasigen Zinkhütten an 500,000 Centner Zink erzeugt werden. Man walzt aus demselben Platten und Blech zum Dachdecken, zum Graviren von Zeichnungen, überhaupt zu man- chen Dingen, zu welchen sonst nur Blei, Zinn oder Kupfer verwen- det wurde. Bei Reichenstein, am Fuße des Jauersberges, ist in dem Serpentingestein Arsenikkies enthalten. In der Arsenikhütte wird daraus das Arsenikglas gewonnen, welches in Glasfabriken, Färbe- reien und Druckereien verwendet wird. Ein Land, das so viele und mächtige Gebirge enthält, wie unser Schlesien, muß auch einen großen Reichthum an Bau- und Nutz- st einen besitzen. Granit liefern mehrere Gegenden, namentlich die Brüche am Zobten, bei Strehlen, Striegau und Görlitz. In der Grafschaft Glaz, in Oberschlesien, im Bunzlau'schen und Löwenberg'- schen giebt es rochen und weißen Sandstein, aus welchen Fenster- und Thürbekleidungen, Wassertröge, Schleif- und Mühlsteine u. s. w. gehauen und dann weit und breit verschickt werden. Von noch grö- ßerer Bedeutung sind die Kalksteinlager Oberschlesiens, sowie bei Reichenstein, im Schweidnitz'schen und Jauer'schen. Die in den oa- sigen Brüchen gewonnenen Steine werden theils als gewöhnliche Bau- steine verbraucht, theils in besonderen Oefen gebrannt und dann zum Häuserbau, zum Düngen der Aecker rc. verwendet. Es findet ein bedeutender Absatz nicht nur in die benachbarten, sondern selbst in die entfernteren Gegenden statt; so werden z. B. von Gogvlin ansehnliche Maffen auf der Eisenbahn und ganze Schiffsladungen rohen und gebrannten Kalks die Oder herab nach Mittel- und Niederschlesien versendet. Aus den feineren Arten, die den Namen Marmor füh- ren, werden bei Prieborn, Kauffung rc. winkelrechte Quadern, Trep-

4. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 16

1858 - Breslau : Hirt
16 Wie is in Schlesien ausfieht. kauft wird. Flachsspinnerei und Leinwandweberei werden in den meisten Gebirgsdörfern handwerksmäßig getrieben, so daß in jedem Hause die Bewohner ohne Unterschied des Geschlechts und Alters sich damit beschäftigen und dadurch ihren, wenn auch kärglichen Lebensunterhalt gewinnen. Neben der Handspinnerei sind auch Spinn- maschinen im Gange, die ein vorzugsweise feines und gleichmäßig gesponnenes Garn liefern. Ein Theil des Garnes wird zu Zwirn, der ungleich größere Theil aber zu einfacher Leinwand, Damast, Zwillich und Drillich verwebt; zur Anfertigung von Schleiern kann nur feines Lothgarn gebraucht werden. Der Flachs wird im Lande selbst gewonnen; bei Neustadt und Neiße, bei Trebnitz und Namslau, in der Grafschaft Glaz, um Löwenberg und Groß-Glogau sind große Strecken mit Leinpflanzen angebaut. — In den Dörfern um das Eulengebirge und in der Grafschaft ist an die Stelle der Leinwand- weberei die Baumwollenweberei getreten, wozu das Garn meist aus England bezogen, oder aus roher Baumwolle mit der Hand oder auf Maschinen gesponnen wird. Langenbielau, Peilau, Seifers- dorf, Wüste-Giersdorf und Eisersdorf können als die Hauptsttze dieses Industriezweiges gelten.

5. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 6

1858 - Breslau : Hirt
6 Wie es in der Provinz Sachsen aussieht. unter Aufsicht des Staates standen und gehörig in Ordnung gehalten wurden, mußte öfter ein Landwirth seine Aecker verlassen, weil er nicht im Stande war, die durchbrochenen Stellen wieder auszufüllen. Daher stammt noch die Redensart: ,,Er kann nicht mehr deichen," welche bedeutet: ,,Er kann sich nicht mehr in seiner Besitzung be- haupten." 3. Die schwarte Elfter. Die schwarze Elster entspringt im Königreiche Sachsen, geht dann ein Stück durch Schlesien und fließt in unserer Provinz an den Städten El st er werda, Lieben werda, Herzberg und S ch w e i- nitz vorüber. Die schönen Waldungen des Liebenwerdaer Kreises sind von vielem Hochwilde belebt. Daneben breiten sich Wiesen und Sümpfe aus, auf denen große Heerden von Pferden, Rindern und Gänsen weiden. Nur weniges Land ist bebaut, und dieß liefert kei- nen sonderlichen Ertrag. Es wird Lein, Hirse, Haidekorn, Hopfen und Tabak gewonnen. Selbst einiger Wein wächst bei Lieben- werda. In den Kieferwäldern wird viel Pech und Theer gesotten, und die Bewohner der Walddörfer beschäftigen sich meist mit dem Einsammeln von Heidel-, Prcißelbeeren und Pilzen, mit Korb- und Strohflechten, mit der Anfertigung von Holzpantoffeln und Dach- spänen. Das in den Wäldern geschlagene Scheitholz wird auf Floß- gräben nach Elsterwerda und von da in Kähnen aus einem Kanäle in die Elbe befördert, um Meißen, Dresden und andere Städte mit Brennholz zu versorgen. Da, wo die Elster aus Schlesien eben herausgetreten ist, findet sich auch ein Hüttenwerk, Lauchhammer, in welchem Naseneisen- stein geschmolzen und verarbeitet wird. In thurmartigen Hochöfen tvird das Eisen aus dem Erze gewonnen; aus diesem wird in meh- reren Hammerwerken Stabeisen geschmiedet, und in der Gießerei werden allerlei Maschinen und Geräthe gegossen. Auf der linken und rechten Seite der schwarzen Elster ziehen sich nur unbedeutende Höhen hin; die Gegenden sind meist flach und sandig, streckenweise auch sumpfig. Obstgärten findet man in den Dörfern wenig, aber an manchen Orten wird an hohen Stangen Hopsen gezogen. Was den Leuten an Obst abgeht, ersetzen sie sich durch den Honig, den die Waldbienen in Menge eintragen. In den Städten, wie in Herzberg, wird Tuch gewebt und Töpsergeschirr gebrannt, auch viel Flachs wird hier aus den Markt gebracht. Am untern Lause sind auf der rechten Seite die Anhöhen mit Wein bepflanzt, und Weinbergshüuser schauen freundlich in die Ge- gend hinab; sonst ist aber auch dieser Strich eben, sandig und un- fruchtbar; die Felder haben auch oft von Ueberschwemmungen zu leiden. Zwischen der Elster und Elbe liegt das Schloß Annaburg, in welchem 400 Knaben verdienter Soldaten fast unentgeltlich er-

6. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 14

1858 - Breslau : Hirt
14 Me es in der Nheinprovin; ausfieht. 800 Jahre lang war nach Karl dem Großen Aachen die Krönungs- ftadt der deutschen Kaiser und ihrer 38 wurden dort gekrönt und hielten Reichstage daselbst; heute noch ist es eine der größten preu- ßischen Rheinstädte. An der Roer, welche in die Maas fließt, liegt Jülich, die Hauptstadt des ehemaligen Herzogthumes; die Umgegend ist reich und als eine Kornkammer für die Gebirgsbewohner anzusehen; wäh- rend die Gegenden der Eifel und der hohen Veen wenig bevölkert sind, beginnt bei Jülich die fruchtbare Ebene, in welcher 6-7000 Menschen auf der Quadratmeile wohnen. Wie der Regierungsbezirk Aachen im Gebiete der Roer liegt, so zieht sich der westliche Theil des Regierungsbezirkes Düsseldorf an der Niers entlang; diese fließt fast ganz in demselben; in ihrem Gebiete liegen viele und wohlhabende Städte, so Crefeld, eine der blühendsten Städte des Rheinlandes, wo namentlich viele und gute Seidenwaaren gefertigt werden; Geldern hat einem großen Herzogthume den Namen gegeben, welches freilich lange nicht mehr besteht. Cleve ist eine alte Stadt; es war früher die Haupt-und Residenzstadt der Grafen von Cleve. Die Stadt lehnt sich an die niedrige Hügelreihe an, welche den Rhein bis zur holländischen Grenze begleitet. Obgleich die Höhen nicht über 200 Fuß hoch sind, so hat man von den Bergen um Cleve doch eine weite Aussicht, indem mgn 24 Städte überschaut und über den Rheinstrom, sowie über die fruchtbaren Niederungen meilenweit hinsieht. Die wichtigsten Eisenbahnen auf dieser Seite des Rheines sind die von Cöln nach Aachen, von wo Bahnlinien nach Belgien und Frankreich weiter führen, und die von Aachen und von Cöln nach Düsseldorf und nach Ruhrort. 4. Das Land östlich vom Rhein. Von der Lahn bis zur Sieg zieht der Westerwald; er ist reich an Eisen. Im Siegenschen Lande ist der Boden überall von Stollen und Schachten durchwühlt; Hüttenwerke erheben sich mit Rauchwolken an sehr vielen Orten. Die meisten Bewohner sind bèi Berg- und Hüttenwerken beschäftigt. Weiter nördlich fließt die Wupper oder Wipper; sie ist nicht sehr groß, aber durch die Menge von Fabriken, die an ihr entstan- den sind, einer der merkwürdigsten Flüsse Deutschlands. Die volk- reichste und gewerbreichste Gegend des Wupperthales ist die von Barmen und Elberfeld. Beide Städte sind die ersten Manu- fakturstädte unseres deutschen Vaterlandes. An den Usern des Flusses ziehen sich die Baumwollenspiunereien, die Wollenwebereien, die Zeug- druckereien, die Bleichen, die Türkischrvth-Färbereien entlang; Bar- men liegt dicht bei Elberfeld am oberen Laufe des Flusses; beide Städte dehnen sich fast 3 Stunden lang aus und haben zusammen

7. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 3

1858 - Breslau : Hirt
Umschau im Lande. 3 gierungsbezirk Arnsberg; er umfaßt das Gebirgsland. Der größte Fluß unserer Provinz ist zwar die Weser, aber diese berührt nur ein kleines Stück im Osten. Im Münsterlande fließt die Ems, welche auch in die Nordsee mündet. Wichtiger aber für den Ver- kehr als diese sind zwei Nebenflüsse des Rheines, die Lippe und die Ruhr. Erstere hat ihren Ursprung im Eggegebirge bei dem freundlich gelegenen Bade Lippspringe; sie durchfließt die Pro- vinz der Länge nach gerade nach Westen. Aus dem Sauerlande entspringt die Ruhr, welche südlicher, aber in fast gleicher Richtung mit der Lippe dem Rheine zufiießt. Nicht überall ist der Boden so fruchtbar, wie zwischen der Ruhr und Lippe; sondern nördlich von dieser und östlich von der Ems bei Warendorf und Tecklenburg ist viel Sand, und Moore und Haiden machen die Gegend arm und düster. Südlich vom Haar- strange liegt das rauhe, gebirgige Sauerland; da mangelt es zwar nicht an Wald, aber der Boden ist steinicht und für Getreide- bau nicht geeignet. Dort liegt jedoch der Reichthum tiefer, nämlich in den Gruben, Schachten und Bergwerken. Da werden Eisen, Kupfer, Blei und Steinkohlen gewonnen, verarbeitet und verfahren. In den Wäldern dampfen die Holzmeiler, welche Kohlen für die Stahlschmieden liefern. Fabriken neben Fabriken erheben sich an den Flüssen; da arbeitet man Eisen-, Stahl- und Messingwaaren, webt und spinnt, färbt und bleicht. Im südlichsten Theile der Provinz, im Siegenschen, findet man besonders Eisenbergwerke und Hütten, in denen das Eisenerz geschmolzen und geschmiedet und zu allerlei Geräthen verarbeitet wird; auch Kupfererz wird gewonnen und in dampfenden rauchigen Hütten geschmolzen. Im Ravensbergischen und im Münsterlande dagegen beschäftigt die Leinwandweberei viele Tausend Hände. Besonders bei Herford und Bielefeld breiten Meilenweit die Wohnungen der Spinner und Weber sich aus; hier reiht sich im Sommer Bleiche an Bleiche; denn nirgends kommt sonst im ganzen preußischen Staate so viel Leinwand zum Bleichen zusammen, als bei Bielefeld, Warendorf und Her- ford. Auch giebt es in der ganzen Provinz viele Papiermühlen, Puloermühlen und Glashütten. So werden viele und einträgliche Gewerbe getrieben, wo der Boden nicht fruchtbar ist. Es ist noch nicht sehr lange her, daß die verschiedenen Landestheile, die zur Provinz gehören, ein Land ausmachen. Freilich hat das Brand en - burgische Fürstenhaus schon länger als 250 Jahre Besitzungen in unserer Provinz gehabt; aber wie sie jetzt ist, besteht sie erst seit 1815. Die Grafschaft Mark, welche die Kreise Hamm, Soest, Bochum, Iserlohn, Hagen, Altena und Theile von Olpe und Dortmund umfaßte, ebenso Ravensberg, wozu die Kreise Biele- feld,Herford,Halle und Bünde gehörten, sind seit 1609 schon im Besitze Brandenburgs und haben sich stets als treue Lande bewiesen. 1*

8. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 4

1858 - Breslau : Hirt
4 Me c« in Schlesien anssieht. 2. Doch Wir verlassen das österreichische Gebiet und gehen über die vaterländische Grenze in die Grafschaft Glaz. Das ist ein rings von hohen Bergen eingeschloffenes Ländchen, etwa 30 Qua- dratmeilen groß; von Schlesien, Böhmen und Mähren wird die Graf- schaft durch das Schnee-, Mense-, Heuscheuer- und Eulenge- birge getrennt; mitten hindurch fließt die Neiße; an ihr liegt die Stadt Glaz, deren freundliche Häuser sich terrassenartig übereinander erheben, und in welche die stark befestigten Höhen mit ihren hohen steilen Schanzen kriegerisch ernst und drohend hineinschauen. In ihrem oberen Laufe berührt die Neiße Mittelwalde und Habelschwerdt; am großen Schneeberge hat sie ihre Quelle, und durch den Eng- paß von Wartha tritt sie bei dem Kapellberge, auf dessen Gipfel eine weithin sichtbare Wallfahrtskapelle steht, nach Schlesien ein. Alle fließenden Gewässer der Grafschaft vereinigen sich in der Neiße; sie zeichnen sich sämmtlich durch ihren raschen Lauf aus und richten nicht selten, namentlich zur Zeit der Schneeschmelze und bei heftigen Regen- güssen, große Ueberschwemmungen an. Kunststraßen durchziehen in allen Richtungen das Ländchen, führen auch über die reichbewaldeten Gebirge, aus denen der große Schnee- berg, die hohe Eule, die Heuscheuer und der Spitzberg zu Maria- Schnee hervortreten. Ersterer ist nur um 500 Fuß niedriger als die Riesenkoppe, ragt daher über die Waldregion hinaus. Seine obersten Abhänge sowohl, wie die ausgedehnte sanft gewölbte Scheitelfiäche sind des Sommers mit einem verfilzten Grasteppich bekleidet, in wel- chen bunte Blumen und mancherlei Kräuter eingestickt erscheinen. Hier findet das Rindvieh der nahen Schweizerei treffliche Nahrung und lohnet dem Eigenthümer mit Milch, Butter und Käse. Wandert man abwärts durch den Wölfelsgrund, so kann man auf dem Wege den schönsten schlesischen Wassersturz, den Wölfelsfall, beschauen, neben welchem sich der Spitzberg, ein Bergkegel mit einer Wallfahrtskirche, erhebt. Auf verschiedenen Punkten sehen wir aus den Bergen einen mit sonderbarer Form heraustreten; er ist wie ein riesengroßer Sarg oder auch wie eine ungeheure Scheuer anzuschauen; Heu sch euer hat man ihn vielleicht deßhalb genannt; 6oo Fuß hoch steigt dieser steile Kamm in die Höhe, welcher aus einer Masse von vielfach zerklüfteten Quader-Sandsteinen besteht und nur ein und ein halb Tausend Schritt lang ist. In nächster Nähe erscheinen der berühmte Wallfahrtsort Albendorf mit herrlicher Kirche und Anlagen, welche die Oertlichkeit des alten Jerusalem darstellen, und die Gesundbrunnen Reiner; und Chud ow a. Bei Reinerz befinden sich auch Papiermühlen und Glas- hütten, deren Erzeugnisse sehr gesucht sind. Dort wohnen auch viele Glasschleifer und Glasschneider, die mittelst einer Drehbank und ver- schiedener Stahlscheiben Buchstaben, menschliche Figuren und Thier- gestalten, ja ganze Landschaften in die Glasgefäße einzuschneiden ver- stehen. Während in Reinerz Brustkranke Befreiung von ihren Leiden, in Chudova Nervenschwache Stärkung ihrer Nerven suchen, eilen mit
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