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und beschäftigen 5000 Arbeiter und Arbeiterinnen; die Schuhwaren
werden bis nach Amerika geschickt. Unsere Stadt ist einer der
bedeutendsten Plätze für Schuhwaren.
4. Die Kürschnerei ist auch noch bedeutend. Die Felle russischer
Eichhörnchen (Feh) werden hier zugerichtet und zu Pelzen ver-
arbeitet. So erhalten viele Frauen und Kinder lohueuden Erwerb.
Dasselbe gilt auch von der Anfertigung der Zahnstocher.
Erinnere dich auch der Eisengießerei, der Zuckerfabrik, der
Papierfabrik und der vier Brauereien, alles Einrichtungen, die
dem unbemittelten Manne Gelegenheit zum Erwerbe bieten.
Große Gartenanlagen erzeugen eine Menge von Zierpflanzen und
Sämereien zur Ausfuhr.
Demnach ist unsere uicht allzugroße Stadt reich an G ew erb e,
Industrie, Handel und Verkehr.
§ 15.
Tie Geschichte der Ttadt.
Aufgaben: 1. Erzähle die Geschichte des Schlosses!
2. - - - - Klosters!
3. - - - der Kirche!
4. - - - des Marktplatzes, der Promenade,
der Brücke, einzelner Straßen!
5. Zeichne den Stadtplan ab!
Iii. Die Umgebung der Stadt.
§ 16. ~
Von Weiszenfels nach Dehlitz.
1. Die Saale ist ein Fluß. Sie durchfließt das Saalthal.
Die Riuue, in welcher das Wasser fließt, heißt sein Bett. An
den Seiten des Bettes sind die Ränder oder Ufer. Es giebt
ein rechtes und ein linkes Ufer. Blicke ich einem schwimmenden
Hölzchen nach, so habe ich zur Rechten das rechte, zur Linken das
linke Ufer.
Die Oberfläche des Wassers heißt Spiegel; unten ist der
Grund. Das Saalwasser treibt Mühlen und Fabriken (Papier-
fabrik, Schneidemühle, Herrenmühle). Bei der Herrenmühle ist
ein Damm in der Saale. Das Wasser wird eingedämmt.
So entsteht ein Mühlwehr; die Mühle hat dadurch stets gleich
hohes Wasser. Große Fahrzeuge können nicht über das Wehr;
deshalb hat man oberhalb des'wehres Schleusen gebaut. Sie
haben ein Bett mit gemauerten Wänden. An jedem Ende ist ein
Thor. Beide öffnen sich gegen den Saallauf. Das Fahrzeug
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
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5. Nordhausen (27000 Einwohner, auch bis 1802 freie
Reichsstadt) hat viele Kornbranntweinbrennereien und handelt
mit Getreide.
Merke noch die Exklaven:
Den Kreis Schleusingen am Südfuße des Thüringer Waldes; er
hat schöne Waldberge. Darin Suhl Ql1000 Einwohner) mit Stahl-
waren und Gewehrfabriken und den Kreis Ziegenrück an der Saale.
§ 39.
Ter Regierungsbezirk Magdeburg.
Der Regierungsbezirk hat 210 Quadratmeilen — 11500 qkrn
und 1072000 Einwohner.
Die Stadt Magdeburg ist eiue der bedeutendsten Städte des
deutscheu Reiches. Hier ist die Zuckerfabrikation aufs großartigste
entwickelt. Man findet auch Eisengießereien und Maschinenfabriken.
Die Elbschiffahrt und sieben Eisenbahnlinien nach allen Richtungen
befördern den Handel. Die Festung Magdeburg heißt das Boll-
werk des Landes.
Im Kriege brancht der Feind eine große Armee, um Magdeburg
zu belagern; und dann würden die deutschen Soldaten aus zwölf
Erdwällen (Forts) viele Kanonen in die Reihen der Feinde zielen
lassen. Früher wurde die Stadt belagert, ja zerstört; es war am
10. Mai 1631, und es geschah durch den grausamen General Tilly.
Die Greuel sollt ihr in der Geschichtsstnnde erfahren. 30000
Menschen kamen an dem einen Tage um ihr Lebeu. Damals
lag die Stadt uieder und hatte noch 500 Einwohner; heute hat
sie 224000 Einwohner.
Andere Städte des Regierungsbezirks sind:
1. Burg (17000 Einwohner) mit Tuchfabriken. Bei Möckern
schlug am 5. April 1813 der preußische General Jork die Franzosen.
2. Salzwedel in der Alt- oder Nordmark (9000 Einwohner),
so nennt man den nordöstlichen Teil des Regierungsbezirks
Magdeburg.
3. Stendal (18000 Einwohner) mit einer Rolaudsbildsäule.
4. Schönebeck (14000 Einwohner) mit einer Saline, die
dem preußischen Staate jährlich eine Million Centner Salz
liefert. Dabei das Bad Elmen.
5. Staßfnrt an der Bode mit dem größten Steinsalzbergwerke
Deutschlands (19000 Einwohner).
6. Aschersleben (24000 Einwohner). Ackerban, Gärtnereien,
wollene Decken. Tuchfabriken. Färbereien. Salze.
7. Quedlinburg (22000 Einwohner) gleicht mit ihren Um-
gebungen einem großen Gemüse- und Blumengarten und treibt Handel
mit diesen Erzeugnissen. — Branntweinbrennereien. Getreidehandel.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
— 21 —
und Verderben in ihre Reihen. Die Franzosen zogen sich ins Thal zurück,
dem Dorfe Reichardtswerben zu. Da sprengte von Osten her General Seydlch
mit der preußischen Kavallerie; er hatte den Höhenzug tm Osten umgangen
und fiel dem Feinde in die Flanke. Nach kurzem Kampfe (3^/.z bts 4 Uhr)
weichen die Franzosen. Ihren Rückzng hemmt ein langer, tiefer Hohlweg Bei
Reichardtswerben; bald ist derselbe angefüllt mit Menschen und Pferden. Kurze
Zeit darauf (4 bis 4v2 Uhr) gerät auf der Höhe zwischen Reichardtswerben
und Sunstedt die Infanterie gegen einander. Bald ist anch dieser Kampf zu
Gunsten der Preußen entschieden, und der Feind flieht über Freyburg der Hei-
mat zu. Soubife schrieb an seinen König: „Ich schreibe Ew. Majestät in der
größten Verzweiflung. Die Armee hat eine gänzliche Niederlage erlitten." Es
war ihm nicht gelungen, Friedrich mit seiner „Wachtparade" gefangen nach
Paris zu bringen; dem König aber gereichte der Tag von Roßbach zum
höchsten Ruhme.
3. Nordöstlich von Kriechau liegt Schkortleben mit einem
Rittergute, dann folgt Groß-Corbetha. Eine Viertelstunde vom
Orte ist der Bahnhof, dabei die Glashütte. Man zerstampft
hier Quarz (Kieselstein), Soda und Kalk. Diese Masse wird in
thönernen Häsen (Töpfen) geschmolzen. Aus der flüssigen Masse
werden Flaschen geblasen.
§ 20.
Das Nippachgebiet.
1. Auch südlich der Stadt Weißenfels zeigt sich eine Ebene,
welche sich bis zu den Höhen der Rippach ausdehnt. Dieser Bach
ist rechts und links bis zur Mündung von Höhenzügen be-
gleitet. Die Rippach entspringt hinter der Kirche zu Kistritz.
(Quelle.) Anfangs ist sie klein, vergrößert sich aber durch
Bächlein, so daß sie zu Zeiten des Hochwassers stellenweise zu
einem gefährlichen Gewässer wird. Anfangs windet sie sich durch
den Kistritzer Grund, eine liebliche Gegend mit fruchtbarem
Boden und saftigen Wiesen, und erreicht nach einer Wegstunde
das Städtchen Teuchern (5000 Einwohner). Dasselbe war früher
ein Flecken von nur 600 Einwohnern; neuerdings aber haben
die Braunkohlenbergwerke zur Hebung des Ortes beigetragen.
In der Umgegend giebt es große Thongruben, weshalb das
Töpferhandwerk hier vornehmlich vertreten ist. Es werden Öfen,
Ofenanffätze, Blumentöpfe und Kochgeschirre versertigt. Im Thale
ist ein Rittergut, früher ein Schloß. Ehedem war dieses ein
fester Platz, der mancher Belagerung widerstand.
2. In Teuchern herrschte früher eine eigene Sitte, die des Fitzelns. Die
Knaben schlugen die ihnen Begegnenden am Fastnachtstage mit einem Tannen-
reis und empfingen dafür Backwerk zc. Einer gleichen Srtte begegnet man noch
heute am 4. Weihnachtsfeiertage. Ein anderer Branch ist der: Am 1. Öfter-
tage singt ein Knabenchor unter Leitung des Kantors das Lied Gellerts: „Meine
Lebenszeit verstreicht it." — Dieses Lied wurde nebst anderen von Gellert unter
einer Linde auf dem Markte dem Hutmacher Kneisel aus Leipzig vorgeleseu,
wodurch dieser so gerührt war, daß er 500 Reichsthaler stiftete, damit das Lied
alljährlich in der genannten Weise in Erinnerung gehalten werde.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Gellerts Gellert Kneisel
Extrahierte Ortsnamen: Freyburg Hei- Paris Roßbach Weißenfels Leipzig
— 22 —
3. Von Teuchern aus durchfließt die Rippach ein reiches
Kohlenbecken (Gebiet) mit den Ortschaften Gröben, Runthal,
Werfcheu, Keutschen. Von Zembschen aus fließt die Rippach nach
Norden und läßt ans der Höhe rechts das kleine Landstädtchen
Hohenmölsen liegen (3000 Einwohner). Der Ort war früher eine
ansehnliche Stadt des Königreichs Thürina en mit festem
Schlosse.
4. In der Schlacht bei Hohenmölsen 1080, zwischen Heinrich Iv. und
Rudolf von Schwaben, wurde Rudolf besiegt, und er verlor seine rechte Hatid.
Dabei soll er gerufen haben: „Das ist die Hand, mit der ich meinem Kaiser
den Eid der Treue geschworen habe!" Die Hand wird im Dome zu Merseburg
gezeigt. Hohenmölsen litt sehr viel im 30jährigen Kriege und brannte 1671
zum größten Teile nieder.
5. Unterhalb der Stadt mündet ein kleines Bächlein, welches
dnrch ein gesegnetes, sehr fruchtbares Thal mit einem reichen
Kohlenlager fließt. Darin liegen die Ortschaften Neffa, Werns-
dorf, Köpfen, Rössuln, Webau ?c.
6. Au der Weißeufels-Hohenmölsener Straße sind reiche
Brannkohlenlager, besonders bei Granschütz, Gerstewitz und Zorbau.
7. Taucha au der Rippach ist ein größeres Kirchdorf. Nördlich
davou liegt Poserna, der Heimatsort des Dichters Senme. (Ge-
denktasel am Geburtshause.) Bei Poserua mündet der Grnnabach.
In seiuem Thale liegen Dobergast, Grimma und Gruua.
§ 21.
Tas Gebiet der Wethau.
1. Die südlich von Weißeufels gelegeue Ebeue wird au ihrer
Westseite von Höhenzügen, die von Norden nach Süden laufen,
begrenzt. Diese Züge dachen sich nach Westen ab und entsenden
viele Bächlein nach der im Thale fließenden Wethan. Wir be-
trachten das Wethanthal.
2. Die Wethau zieht sich von Süden nach Norden der Saale
zu und zeigt an ihren Ufern Pappeln, Erlen und Weidengebüsch.
Das untere Thal ist das wegen seiner Schönheit gern besnchte
Kroppenthal. Wiesen, im Frühling von Primeln, im Herbste von
Zeitlosen übersät, rahmen das Bett des Baches ein. Sie werden
zweimal im Jahre geschnitten, und das Heu steht dem besteu nicht
nach, wie z. B. dem des Lohthales. Ans den Anhöhen sind
Weinberge.
3. Zu deu Bächeu, welche die Wethau vergrößern, gehören der
Mönchsbach im Westen, der Steinbach, der Osterfelder Steinbach, die
Nantzschke (im Lohthale) im Osten. Schkölen am Mönchsbache
ist ein Städtchen von 1900 Einwohnern. Es liegt zwischen Bergen
und hügeligen Umgebungen. In der Nähe sind Braunkohlengruben.
Die Bewohner nähren sich neben ihrem Handwerke von Ackerbau.
Die Töpferei steht in gutem Rufe. Die Stadt ist in den Kriegen
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Rudolf_von_Schwaben Rudolf Rudolf Rudolf Poserna
- 23 —
der letzten Jahrhunderte stark heimgesucht, anch zerstört worden.
Im Jahre 1861 ging hier ein Wolkenbruch nieder; es stürzten
plötzlich solche Wässermengen nieder, daß sie die Straßen manns-
hoch anfüllten; es ertranken drei Personen und viele Tiere.
4. Unweit Schkölen liegt das Dorf Nautschütz, wo 1729 der
Begründer des Taubstnmmen-Unterrichts geboren wurde (Samuel
Heinicke).
5. Am Osterfelder Bache liegt eine Anzahl von Ortschaften,
nämlich Waldau, Osterfeld, Listen und andere.
6. In der Waldauer Gegend sind Braunkohlengruben; deshalb
finden wir hier Paraffin - und Mineralölfabriken. Weiter
nach Süden kommt der B r a n n k o h l e n f a n d st e i n (Knollenstein)
vor, welcher als Bau- und Pflasterstein verwendet wird.
7. Osterfeld hat i960 Einwohner. Die Stadt ist am Berg-
abhange gelegen. Hier blüht Ackerbau und Viehzucht. Die im
Frühjahre hier abgehaltenen Taubenmärkte sind besucht. Die
Backwaren der Stadt sind berühmt (Matzkuchen). Die Uberreste
einer ölten Burg, wovon noch Umfassungsmauern und ein starker
Tnrm zu sehen sind, zengen von der früheren Bedeutung des
Ortes in Kriegszeiten.
8. Dicht bei der Stadt liegt das Dorf Liffen mit Färberei,
Stärke-, Ofen- und Chamotte-Fabriken.
9. Eiue Stunde nördlich von Osterfeld ist das Städtchen
Stößen mit etwa 1500 Einwohnern. Es hat eine große Zncker-
fabrik, welche die in dieser Gegend reichen Zuckerrübenfelder aus-
beutet. Bei der Feldarbeit sind außer deu Bewohueru der dortigeu
Gegend (wie auch bei Weißenfels) Arbeiter aus Polen und
Schlesien beschäftigt. Sonntags und au katholischen Feiertagen
strömen diese „Sachsengänger" in ihren eigentümlichen Trachten
nach den katholischen Kirchen zu Weißenfels, Naumburg ic. — Die
Stadt liegt an der Nanmbnrg-Zeitzer Chaussee und ist zugleich
mit Weißenfels dnrch eine Chaussee verbunden. An dieser liegen
Gröbitz und Prittitz (Eisenbahn-Haltestelle).
§ 22.
Tas Elstergebiet.
1. Die Ebene zwischen Stößen und Weißenborn ist ziemlich
hoch gelegeu (Hochebene) und scheidet die Gewässer der Bäche
und Bächlein, die ihren Lauf entweder in nordwestlicher, oder
östlicher und nordöstlicher Richtung nehmen. Die Ebene bildet
die Wasserscheide zwischen den Bächen der Wethan einerseits,
und der Rippach nebst anderen Bächen andererseits. Letztere
fließen einem Nebenflüsse der Saale zu, welcher die weiße Elster
heißt. Diefe Bäche durchfließen zugleich eiueu Kanal, Floßgraben
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
— 24 —
genannt, welcher auf der linken Elsterseite einhergeht und die
Orte Wetterzeube im Süden und Werben im Norden berührt.
2. Von Wetterzeube aus geht man durch schattige Wälder
und liebliche Felder nach Nordosten und kommt nach Droyßig.
Der Flecken hat 1700 Einwohner und liegt in einer herrlichen
Aue des Hasselbachs. Inmitten des Ortes liegt das Schloß des
Prinzen Hugo von Schönburg-Waldenburg mit schönen Park-
anlagen. Das dortige Lehrerinnen-Seminar beruht aus einer
Stiftung, ist 1852 errichtet und bildet Lehrerinnen aus. Ju der
Nähe sind Sandsteinbrüche und Braunkohlengruben. Nördlich
davon liegen die Kirchdörfer Qnesnitz, Kirchsteitz, Gladitz und
andere.
3. An der Quelle des Maibaches liegt das Pfarrdorf Meine-
weh mit einem Rittergute, auch Ziegelei und Spiritusbrennerei.
In der Umgegend wird viel Obst gezogen, anch Walnüsse.
4. Am unteren Maibach merken wir noch Theißen, ein Pfarr-
dorf mit etwa 900 Einwohnern. Hier finden sich wieder Braun-
kohlenlager. Manchmal herrscht hier Wassermangel. Der Ort liegt
an der Bahn, die von Weißenfels nach Zeitz führt. Die Bahn-
stationen sind Weißenfels, Prittitz, Bahnhof Tenchern, Denken,
Luckenan, Theißen, Zeitz. — An der Straße von Weißenfels bis
eitz findet man die Ortschaften: Wernsdorf, Ober-Werschen, die
irchdörfer Wildschütz, Naundorf, Theißen. Nordöstlich der Zeitzer-
straße liegen noch die Kirchdörfer Mutschau, Köttichau, Döbris,
Pirkau.
§ 23.
Der Kreis.
1. Auf unseren Wanderungen trafen wir sechs Städte, viele
Dörfer und alleinliegende Gehöfte an. Die Orte alle zusammen
bilden eiue Gemeinschaft, die Kreis Weißenfels genannt wird. Der
Kreis hat eine wenig abgerundete Form; er bildet ein nnregel-
mäßiges Viereck von etwa 36 km Länge und Breite. Er hat einen
Flächenraum von etwa 500 qkm oder 9 Quadratmeilen und 91000
meist evangelische Einwohner. Der nördlichste Punkt ist das Kirchdorf
Groß-Kayna mit Klein-Kayna, der südlichste Trebnitz, der westlichste
Meyhen, der östlichste Werben. Im Südwesten liegt ein kleines
Stück Land, vom Kreise geschieden, aber zu ihm gehörig, Exklave
genannt, mit dem Hauptorte Kischlitz. Dafür hat der Kreis auch
eine Enklave (ein eingeschlossenes nicht znm Kreise gehöriges
Gebiet) mit dem Hauptorte Hainichen.
2. Wie an der Spitze der Stadtgemeinden der Bürgermeister
steht, so sehen wir an der Spitze der Ortschaften den Schulzen
oder Ortsrichter (Gemeindevorsteher); der erste Beamte des
l
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
— 28 —
für die Anlagen und Verbesserung der Straßen und Brücken.
Auch besieht er die Gebäude der Gemeinden, das Schulhaus, das
Gemeindehaus und andere, und ordnet Verbesserungen an. Ihm
Hilst der Kreisbaumeister. Damit Diebe und andere Bösewichte
nicht die guten Leute schädigen und belästigen, schickt der Landrat
Gendarmen aus.
Oft treten bösartige Krankheiten auf, an denen viele Lente
sterben; aber es würden noch mehr umkommen, wenn nicht der
Landrat auch für die Gesundheit Sorge trüge. Dabei Hilst ihm
ein Arzt, der Kreis ph ysikns genannt wird. Bricht dagegen
eine Seuche unter dem Vieh aus, so ordnet der Kreistierarzt an,
was die Leute thun sollen, um die Seuche zu unterdrücken. Auch
die Militär-Aushebung geht den Landrat besonders an, ebenso
das Steuerwesen. Bei ihm wird bestimmt, wieviel Steuer jeder an
den Staat zu zahlen hat, und er wacht über die Geldmittel der
einzelnen Gemeinden. Damit jeder seine Spargelder sicher anlegen
und zur Zeit der Not Vorschüsse erhalten kann, ist eine Kreis-
sparkasse eingerichtet. — Wenn jemand einen Acker verkauft hat,
so muß das angezeigt werden, damit solches in dem großen Buche,
welches Grundbuch genannt wird, eingetragen werde.
Kurz, der Laudra't hat so viel zu überblicken, daß seine zwei
Augen nicht ausreichen, und so viel zu thuu, daß seine zwei Hände
nicht genügen; er muß Hilfe haben.
2. Er hat Gehilfen und Schreiber. Die Mitglieder des
Kreistages versammeln sich im Ständehause Hierselbst und be-
raten mit ihm über so vieles Gute, z. B. über Steuern und Ver-
sichernngen, über Einrichtungen zum Wohle aller. Um die Arbeit
zu erleichtern, hat man den Kreis in 24 Amtsbezirke geteilt. An
der Spitze eines solchen steht der Amtsvorsteher. Die Amts-
bezirke heißen: 1. Groß-Corbetha, 2. Reichardtswerben, 3. Burg-
werben. 4. Uichteritz, 5. Pörsten, 6. Zorbau, 7. Poserna, 8. Domseii,
9. Köttichau, 10. Oberwerschen, 11. Theißen, 12. Webau, 13. Langen-
dors, 14. Gröbitz, 15. Teuchern, 16. Obernessa, 17. Kistritz, 18. Gladitz,
19. Droyßig, 20. Meineweh, 21. Groß-Helmsdors, 22. Schkölen,
23. Haardorf, 24. Löbitz.
§ 29.
Tas Gerichtswesen.
1. Zur Schlichtung aller Streitigkeiten und znr Bestrafung
des Unrechts befinden sich in Weißenfels, Teuchern, Osterfeld und
Hohenmölsen Amtsgerichte. Hier werden Streitigkeiten über
das Mein und Dein bis zum Werte von 300 Mark zwischen
Herrschaft und Gesinde, Mieter und Vermieter, Käufer und Ver-
känser geschlichtet.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]