8
1. Abschnitt. A. Boden.
§ 6-8-
der Heide. Viele Kilometer weit erstrecken sich die düsteren Nadel-
wälder; sie bedecken eine Fläche von fast 30000 ha, und auf ihrem
Besitz beruht die Wohlhabenheit der Stadt Görlitz. Hier und da
treffen wir in ihnen, ebenso wie auf dem waldfreien Boden, Teiche,
in denen die Fischzucht einen Ertrag liefert, der alljährlich nicht
unerhebliche Summen für den Stadthaushalt ergibt.
Ii. Geologisches.
§ 6. Granit. Ein beträchtlicher Teil des Grund und Bodens
im Oberlausitzer Hügellande besteht aus Granit, einem Urgestein, aus
dem bei Erstarrung der feurig-flüfsigen Erdoberfläche die erste feste
Erdkruste mitgebildet wurde. Er findet sich in der Stadt selbst, dann
aber namentlich im Westen, im Südwesten und jenseits des Schöps-
tales auch im Nordwesten der Stadt. An vielen Stellen tritt er
unmittelbar zutage, an anderen ist er durch Einschnitte, Straßen-
bauten und Steinbrüche freigelegt, so z. B. in der Heiligen-Grab
Straße, am Drachenfels, am rechten Neiße-Ufer zwischen der Reichen-
berger- und der Eisenbahnbrücke, in dem großen Einschnitte der
Görlitz-Zittauer Eisenbahn zwischen der Aktienbrauerei und dem Schieß-
hause, an der verlängerten Goethe-Straße, ain Pomologischen Garten
und vor allen Dingen in den Königshainer Steinbrüchen.
§ 7. Wesen des Granits. Der Granit ist ein kristallinisch-körniges
Gemenge von Feldspat, Qnarz und Glimmer. Seine Farbe wird Haupt-
sächlich durch den Feldspat und in zweiter Linie durch den Glimmer bestimmt.
Frische Bruchstücke lassen gewöhnlich eine vom Feldspat herrührende weißgraue
bis bläulichgraue Färbung erkennen, welche bei längerem Liegen an der Luft
durch Oxydation in eine gelblichgraue übergeht. Ter Quarz kommt in gestalt-
losen weißgrauen Körnern, nicht selten aber auch, wie namentlich im Königs-
hainer Granit, in den regelmäßigen, oft dunkel gefärbten Abarten des Berg-
kristalls, dem Rauchtopas, vor. Der Glimmer ist an seinen hellen oder dunklen,
stark glänzenden und leicht spaltbaren Blättchen zu erkennen.
§ 8. Das Granitgebiet. Es erreicht seine nördliche Grenze an einer
Linie, die vom Jäkelsberge herkommend durch die älteren Stadtteile ungefähr
nach Westen bis Girbigsdorf zieht und von da in nördlicher und nordwestlicher
Richtung nach Torga und Wiesa sich wendet. An dieser Linie schließen sich
ältere sedimentäre Gesteine*), teilweise von schieferigem Gefüge und wahr
scheinlich zur devonischen Formation**) gehörig, an den Granit an. Sie
*) Sedimentäre Gesteine sind solche, die nach Entstehung der ersten festen Erd-
krnste durch Absatz aus Wasser sich bildeten.
**) Eine geologische Formation ist ein System von Gesteinsmassen, die durch
eiue gewisse Gleichartigkeit der Beschaffenheit oder Lagerung oder durch Gleichartigkeit
der in ihnen enthaltenen versteinerten Organismen einen bestimmten Zusammenhang
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
12
1. Abschnitt. B. Bewässerung.
§ 15-17.
§ 15. Kalk und Lehm. Durchaus nicht geringwertige Boden-
schätze sind die Kalk- und Lehmlager in der Umgegend der Stadt.
Ziegeleien liegen von Görlitz aus nach allen Richtungen hin, im
Südwesten und Norden in nächster Nähe der Stadt, und weiter nach
Norden hin geben die Kalkbrennereien und Ziegeleien bei Ludwigsdors
und Charlottenhof sich oft genug durch den in die Atmosphäre ent-
sandten Rauch zu erkennen.
§ 16. Erze. Im Bergbau sind vor Jahren bei Ludwigsdore
Kupfererze zutage gefördert worden, die Arbeit wurde jedoch bald
wieder eingestellt. Eisenerze, die sich bisher nicht als abbauwürdig
erwiesen, lagern besonders bei Iänkendorf, Mangan- und Kobalterze
bei Rengersdorf. Nach Gold ist in einem alten Stollen bei Kunners-
dorf, und, wie der Name „Goldgrube" bezeugt, auch in Görlitz selbst
gegraben worden; es ist aber nicht erwiesen, wie weit diese Goldsucherei
auf einer tatsächlichen Unterlage beruhte, und der Verdacht, daß
betrügerische Absicht dabei im Spiele gewesen sei, ist nicht ohne
weiteres von der Hand zu weisen.
So sind im Erzbergbau und in der Verhüttung der Erze bis auf
das Ausschmelzen von Raseneisenerz in einigen kleinen Hochöfen in
der Heide keine nennenswerten Ergebnisse erzielt worden. Nur der
Bergbau auf Braunkohlen in der Nähe von Moys, Troitfchendorf,
Hermsdorf, Nicolausdorf und Lichtenau hat sich als lohnend erwiesen.
In den letzten Jahren ist ein abbauwürdiges Braunkohlenlager in der
Heide erschlossen. Die geförderten Kohlen sollen hauptsächlich zur Her-
stellung von Briketts dienen.
B. Bewässerung.
§ 17. Teiche, Sümpfe und Moore. Die „Lausitz" ist reich an
fließenden und stehenden Gewässern, wie schon ihr Name verrät, der
von dem wendischen Worte Lusiza, d. i. Sumpfland, herzuleiten ist.
Noch heutzutage trifft diese Bezeichnung namentlich für große Strecken im
Nordwesten und Norden der Oberlausitz zu, wo sich von Wittichenau und
Hoyerswerda her über Uhyst, Creba, Daubitz eine langereihe von Teichen
und nassen Wiesen hinzieht, zum Teil Reste der großen, beim Rückgang
der Eiszeit entstandenen Urstromtäler; mehr vereinzelt treffen wir solche
Reihen von Teichen, Brüchen und Mooren auch noch weiter südlich auf
Görlitz zu bei Jänkendorf-Ullersdorf, bei Kaltwasser und Biehain und
dann wieder vor allem in der Görlitzer Heide nördlich von Kohlfurt,
wo der Wohlenteich, eine alte vermoorte Mulde, mit seinen 140 ha
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
§ 154-
B. Züge des Volkscharakters und Volkslebens.
85
Rübenbaues, des Rapses und der Futterkräuter wird ebenso wie auf
die der Wiesen zusehends größeres Gewicht gelegt. Damit geht Hand
in Hand die Hebung der Rindviehzucht und die Anlage von Molkereien.
Roch einem anderen Erwerbszweige hat der Landwirt jetzt sich zugewandt,
oder vielmehr hat ihn nach altem Vorbild in verstärktem Maße wieder
aufgenommen, nämlich die Fischzucht, die jetzt in der Oberlansitz
große Erträge liefert (f. S. 8). Dem Gemüse-, an einigen Orten auch dem
Obstbau wird seit jüngster Zeit erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet.
Die Wasserkraft der Flüsse und Bäche ist zu mannigfachen gewerb-
lichen Anlagen ausgenützt, und die häufigsten Gest eins arten unserer
Gegend, Granit und Basalt, werden eifrig verwertet (s.s. 11); Dachschieser,
Kalkstein, Raseneisenstein, Sandstein werden ebenso fleißig abgebaut,
finden sich aber nur noch in kleinen Horsten. Um so blühender ist
die Jndnstrie, die sich an das häufige Vorkommen guten Lehms und
Tons anschließt, und ebenso hat die Gewinnung von Braunkohle
immer größere Bedeutung erlangt (f. § 12). — Die Forsten der
Oberlausitz stellen heute einen viel wertvolleren Besitz dar als etwa
noch vor hundert Iahren; heute sind sie nicht mehr das freie Geschenk
der Natur, sondern Beamte und Fachleute hegen und bewirtschaften
den Wald nach den Grundsätzen der Forstwissenschaft, und die Stadt
Görlitz ist mit Recht stolz auf ihre Heide, die nicht nur räumlich einen
stattlichen Umfang hat, sondern vor allem, musterhaft bewirtschaftet,
die beste Einnahmequelle der Stadtverwaltung bildet. Das Holzfällen
bietet für Hunderte von Arbeitern lohnende Beschäftigung; denn nicht
bloß das Bau- und Zimmergewerbe braucht alljährlich große Mengen
von Kiefern und Fichten, sondern auch die Kaiserliche Telegraphen-
Verwaltung sowie Bergwerke und Holzstosfabriken entnehmen der Heide
immer größere Posten von Nutzholz. Auch die großen Glas-
fabriken der Oberlausitz, so die von Penzig, Rauscha, Kohlfurt,
Weißwasser usw., liegen in diesen Heidegegenden, die außer
billigem Holz den nötigen feinen Quarzsand boten. Zuletzt sei noch
erwähnt, daß die Heiden der Oberlausitz einen zwar unscheinbaren,
aber wichtigen Schatz in Pilzen und Beeren besitzen, die alljährlich
den ärmeren Heidedörfern einen ganz hübschen Nebenverdienst sichern,
und daß |ie im August und September, zur Zeit der Heidekrautblüte,
die Wohnstätten zahlloser Bienenvölker bilden, die von den Dörfern
der Umgegend zur „Heidetracht" in oder an den Wald gefahren werden.
§ 154. Die alten Volksfeste sind in der Stadt entweder ganz
abgekommen oder ihrer ursprünglichen Bedeutung entkleidet; jedenfalls
haben sie diese zumeist verloren. So ist vor allem die Kirmes, d. h.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
§ 9—11.
Ii. Geologisches.
9
sind freigelegt in dem Steinbruche am Jäkelsberge, in einem Bruche am Wege
nach Hennersdorf und find wiederholt im Schöpstale zwischen Ebersbach und
Siebenhufen zu beobachten. Deutlich ist die Grenze des Granits und des
devonischen Gesteins an dem Wege zu erkennen, der unmittelbar neben dem
Gasthause zum Deutschen Hose in der Pragerstraße nach Osten hinauf auf die
Felder führt. Am nördlichen Hange dieses Weges ist Grämt und ein quarziger
Tonschiefer wiederholt ineinander eingekeilt. An einigen Stellen nördlich von
Görlitz ist das devonische Gestein durch Biegungen und Faltungen der Erdkruste
zerrissen und zerklüftet, es sind Spalten entstanden, die später mit anderem
Gesteinsmaterial ausgefüllt wurden. Derartiges Ausfüllungsmaterial bildet
die Kalklager von Ludwigsdorf und Hennersdorf und den Teufelsstein bei
Hennersdorf. Dieser besteht aus Quarz und ragt über seine nächste Umgebung
empor, weil sein festes Material den Einwirkungen der Atmosphärilien größeren
Widerstand als das ihn umgebende weichere Gestein entgegensetzte.
§ 9. Jüngere Formationen. Von den Formationen, die nach der
devonischen zur Ausbildung gelangten, sind in unserer Heimat nur geringe An-
deutungen vorhanden. Bei Sohra und Florsdorf lagert Z ech stein kalk, der
durch sein charakteristisches Leitfossil Productus horridus bestimmt wurde, und
nordöstlich davon, um Hohkirch und weiterbin um Waldau herum, der Quader-
sandstein der Kreideformation.
Wichtiger sind die kleinen Inseln der Tertiärformation zwischen Görlitz
und Lauban; in ihnen befinden sich die Braunkohlenlager dieser Gegend,
die mit Erfolg abgebaut werden.
§ 10. Basalt. In der Tertiärperiode entstanden ferner die
Basaltkuppen und kegelförmigen Basaltberge der Umgegend von Görlitz.
Ihr Gesteinsmaterial drang in glutflüssigem Zustande aus dem Erd-
innern in Spalten empor; dabei verbreitete es sich einesteils innerhalb
der festen Erdkruste und erstarrte in ihr zu Gängen und Lagern,
anderenteils erreichte es die Oberfläche und breitete sich auf ihr in
Form von Decken aus oder türmte sich, dem größeren oder geringeren
Grade seines Flüssigkeitszustandes entsprechend, zu gewölbten Kuppen
und Kegelbergen auf. Zu diesen Kegelbergen gehören die Landes-
kröne (420 in; s. Abb. 11), der Schwarze Berg bei Jauernick (393 m), der
Heidersdorfer Spitzberg (357 m). Die Form der gewölbten Kuppen
zeigen die Basaltberge von Köslitz, Thielitz (Kuhn«), Lauterbach u. ct.
§ 11. Wesen des Basalts. Der Basalt ist ein inniges Gemenge von
Feldspat (oder den feldspatähnlichen Mineralien Leueit und Nephelin) und
den beiden das Gestein dunkel färbenden Mineralien Augit und Magneteisenerz;
als nebensächlicher Bestandteil tritt in vielen Basalten der Olivin auf, dev
unregelmäßige, grünlich oder gelblichgrün gefärbte Körner bildet. Dem Magnet-
eisenerz verdankt mancher Basalt, so z. B. auch einige Blöcke auf der Landes-
kröne, seine Eigenschaft, die Magnetnadel aus der Nordsüdrichtung abzulenken.
erkennen lassen. Devonisch wird die Formation nach der englischen Grafschaft
Devonshire genannt.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
10
1. Abschnitt. A. Boden.
§ 12. 13.
Beim Übergang aus dem flüssigen in den festen Zustand nimmt der Basalt
zuweilen die Form von Säulen, gewöhnlich von sechseckigen, an (Basaltbruch
am Steinberge bei Lauban und im Stiftswalde östlich von Linda).
§ 12. Phonolith. Ein dem Basalt in vielen Beziehungen ähnliches
Gestein ist der Phonolith. Er zeigt die schwarze oder schwarzgraue Farbe wie
der Basalt, ist ebenfalls glutflüssig aus dem Erdinnern emporgedrungen und
hat wie dieser Berge in Form von Kuppen und Kegeln gebildet, zu denen in
"der weiteren Görlitzer Umgegend der Hochwald bei Zittau und die Lausche ge-
hören. Beim Anschlagen gibt Phonolith, der sich leicht in dünne Platten
spaltet und den Eindruck eines geschichteten Gesteins macht, einen hellen Klang
(daher der Name = Klingstein) und läßt beim Verwittern eine weiße Kruste
entstehen.
§ 13. Gletscher und erratische Blöcke. Zwischen der Tertiär-
zeit und der jetzigen Periode der Erdentwicklung trat eine merkwürdige
Veränderung der klimatischen Verhältnisse ein, welche der Entwicklung
der Gletscher in den deutschen Gebirgen außerordentlich günstig war.
Gletscher lagen auf Mittelgebirgen, von denen sie längst wieder ver-
schwunden sind; gewaltige Eisströme bewegten sich in den Alpentälern
abwärts und bedeckten die vorgelagerten Ebenen, die schweizerische und
die schwäbisch-bayrische Hochfläche; noch riesenhaftere Gletscher endlich
zogen von den skandinavischen Gebirgen herab, schoben ihre Eismassen
weit nach Süden und bedeckten die norddeutsche Tiefebene bis an
den Nordrand der deutschen Mittelgebirge, also auch die Umgegend
von Görlitz. Diese Tatsache ist durch das Studium der Vorgänge
an den heutigen Gletschern erwiesen. Bis vor wenigen Jahren zogen
sich fast alle Alpengletscher zurück; ihr unteres Ende schmolz schneller
ab, als von oben her neue Eismassen nachrückten. Da zeigte sich,
daß das Gletscherbett — der Boden, über welchen der Eisstrom sich
dahinbewegt hatte — in auffallender Weise geebnet und geglättet,
fast abgeschliffen war; Felsmassen, die der Eisstrom nicht ohne weiteres
hinwegbewegen konnte, zeigten sich ebenso geglättet, und anf den
entstandenen Schliffflächen war eine große Zahl kleiner Furchen und
Ritze zu erkennen, welche die Bewegungsrichtung des Gletschers wieder-
gaben. Diese Furchen sind dadurch entstanden, daß Steine, die im
Gletschereise fest eingefroren waren, bei der Abwärtsbewegung in den
Boden des Gletscherbettes eingedrückt wurden und so die Spur ihrer
Bahn hinterließen. An seinem unteren Ende, wo der Gletscher beständig
abschmilzt, fallen die Gesteinstrümmer und Blöcke, die von höheren
steilen Rändern des Gletscherbettes auf den Eisstrom niederstürzen
und die er als Moränen mit sich führt, zu Boden und häufen sich
nicht selten zu wahren Wällen, den Stirnmoränen, an. An ihrem
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
Iii. Bodenschätze.
11
Material ist dann deutlich zu erkennen, aus welchem Gebirgsteile der
Gletscher herniedergekommen ist.
Auch in der Görlitzer Umgegend sind Erscheinungen, wie die oben
angedeuteten, beobachtet worden. Gletscherschlisse wurden wieder-
holt in nächster Nähe der Stadt gefunden. Eine besonders lehrreiche
Stelle, die leider b?i der räumlichen Erweiterung von Görlitz in aller-
jüngster Zeit verschwunden ist, war eine größere, nördlich vom Heiligen
Grabe anstehende Granitmasse, die durch das bewegte Gletschereis
geglättet und mit den charakteristischen Furchen und Ritzen versehen
war. Unverkennbarer Moränenschutt, Stücke bis zur Faustgröße
in lehmiges Material eingebettet, wurde beim Bau der neuen Kaserne
und an der Straße unmittelbar vor Moys aufgedeckt. Endlich wurden
auch in der Nähe der Stadt hier und da größere und kleinere
Gesteinsblöcke gefunden, die weder mit dem Grund und Boden, auf
dem sie ruhen, etwas gemeinsam haben, noch in ihrem Materiale mit
demjenigen des Berg- und Hügellandes identisch sind. Der Fachmann
erkennt in ihnen und in allen den vielen Blöcken, die unter dem
Namen Findlinge oder erratische Blöcke über das norddeutsche
Tiefland zerstreut sind, dasselbe Material, das die skandinavischen
Hochgebirge aufbaut. Auf gewaltigen Gletschern kamen die erratischen
Blöcke in die Oberlausitzer Gegenden herab, aus Gletschern, die auch
in der nächsten Umgegend von Görlitz den felsigen Boden anschliffen,
glätteten und ritzten und in ihn in nordsüdlicher Richtung ihre Bahn
einzeichneten, aus Gletschern, die bei ihrem Abschmelzen die Gesteins-
trümmer auf den Boden niederfallen und dort als stumme Zeugen
ihrer Herkunft aus den nordischen Gebirgen liegen ließen. Zwei
solcher nordischen Granitblöcke von vorherrschend rötlicher Farbe wurden
beim Bau der Jakob-Böhme-Straße freigelegt; sie befanden sich noch
vor kurzem an der Stelle, an welcher sie einstmals vom Gletscher nieder-
fielen und nach Jahrtausenden vom Menschen aufgefunden wurden.
Iii. Bodenschätze.
§ 14. Granit und Basalt. In beiden bietet der Oberlausitzer
Boden außerordentlich wichtige Baumaterialien. Viele Menschen
sind jahraus, jahrein in den Steinbrüchen beschäftigt und bearbeiten
den Granit zu großen Quadern für Brückenbauten, für Grundmauern
und für Außenmauern mancher Häuser sowie zu Treppenstufen und
zu Bürgersteigplatten. Chausseen werden mit kleinen Granit- und
Basaltstücken aufgeschüttet, und regelmäßig behauene Stücke beider
Gesteinsarten bilden meistens das Pflcister von Görlitz.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
Dritter Abschnitt.
Tiere und Pflanzen.
§ 33. Einleitung. Wenn die Tier- und Pflanzenwelt der in
der nördlichen gemäßigten Zone (s. S. 17) liegenden Oberlausitz auch
den Formenreichtum wärmerer Länder nicht aufweist, so birgt sie doch
eine Fülle verschiedener Arten, die wohl geeignet ist, den Natur-
sreund zur Beobachtung und Forschung anzuregen.
Dem klimatischen Übergangsgebiete fehlen bestimmte charakteristische
Arten, und im folgenden können nur diejenigen hervorgehoben werden,
die für die Ausgestaltung des Gesamtbildes besonders wichtig sind.
A. Hierc.
I. Wirbeltiere. 1. Säugetiere.
tz 34. Allgemeines. Neben der vollständig vertretenen Ordnung
der Insektenfresser kommen Flattertiere und Nager, die Raub-
tier-Familien der Marder und Hunde und nur einzelne Zwei-
und Vielhufer vor. Das Geschlecht der Katzen erlosch mit der
letzten, 1790 im Königshäuser Gebirge erlegten Wildkatze und dem
1740 in Ranscha ausgerotteten Luchse. 1736 wurde der letzte Bär
im Isergebirge geschossen, und die Wölfe sind seit 1845 nicht mehr
in den Lausitzer Heiden aufgetreten. Der größte Nager, der Biber,
ist seit 1787, wo man ihn noch bei Leschwitz und Deutsch-Ossig ge-
sangen hat, ausgerottet, und von dem Elen meldet lnan 1675 zum
letztenmal das Vorhandensein in den niederschlesischen Heiden.
§ 35. Von Flatterticren, die in der gemäßigten Zone durchweg
durch Vertilgung von Insekten sehr nützlich sind, finden wir am
häufigsten, besonders an warmen Abenden, die gemeine und die
langohrige Fledermaus, weniger häufig die spätfliegende sowie die
große Speckmaus. Sehr selten begegnen wir der kleinen Hufeisen-
nase.
§ 36. Die Insektenfresser sind ebenfalls nützliche Tiere. Der
Igel, der seltsame Einsiedler, ist, da er meist erst abends seinen