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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatkunde von Passau - S. 29

1911 - München [u.a.] : Oldenbourg
Ergänzung zu dem Kapitel „Die Entstehung der Landschaft." 29 Ergänzung zu dem Kapitel „Die Entstehung der Landschaft." Auf die Seite 5 gestellte Frage, warum die beiden Flüsse den Gneisrücken nicht umgangen haben, finden wir nach dem neuesten Stand der Forschung eine Antwort, wenn wir uns in eine ferne, ferne Zeit zurückdenken, in welcher der Jura sowohl als auch der Bayerische Wald die Ufer eines großen Meeres (des „Tertiärmeeres") bildeten, das damals die Schweizer und Südbayerische Hochfläche bis tief nach Osterreich und Böhmen hinein bedeckte. Die aus kristallinischem Urgebirge bestehende Landschaft von Passau ist uralt, das Donautal in Bayern selbst dagegen Verhältnis- mäßig recht jung. Viel älter ist das Quellgebiet des Stromes im Schwarzwald und Jura und es bestand noch lange keine Donau, als schon eine Reihe von Flüssen, wie Wörnitz und Altmühl, ans dem Jura in das tertiäre Meer mündete. Die Donau entstand erst, als dieses Meer sich auflöste und verschwand und genau an der Grenze von Jura und tertiärem Meeresufer bildete sich das heutige Donautal heraus. Nun aber stand der Meeresgrund viel höher als der heutige Boden und die Donau floß damals 60—80 m höher als heute. Auf der ganzen Strecke von Ulm bis Passau finden wir in dieser Höhe Terrassenbildungen, die der Donau zugeschrieben werden und speziell in der Umgebung von Passau ist das Quarzgeröll, das wir in verschiedenen Aufschlüssen (bei Hals, auf dem Wege nach Thyrnau, auf der Windschnur usw.) finden, ein Beweis für diese einstige Höhe des Meeresbodens. Daraus ergibt sich der wichtige Schluß, daß im tertiären Meere unsere Passauer Landschaft eine klippenreiche Untiefe war und daß auf dieser Höhe die Donau ihren ersten Taleinschnitt machen mußte. In leicht zerstörbarem Boden, wie im Flinz und in den Quarzschottern, wühlte die Donau ein 10—15 km breites Bett auf, wie dies oberhalb Neuburg, bei Ingolstadt—neustadt und namentlich bei Straubing, gut sichtbar ist. Wie aber ein Juraast, der etwas nach Süden ausgriff, beim Taleinschneiden gefühlt wurde, ver- engte sich sofort das Bett, so bei Neuburg und besonders bei Weltenburg. Genau derselbe Prozeß vollzog sich bei Passau und beim Inn zwischen Schärding und Passau. Ursprünglich flössen beide Ströme in dem das Urgebirge verhüllenden tertiären Schottergebiete, und als sie beim Durchschneiden dieser Ablagerungen auf hartes kristallinisches Gestein kamen, faßten sie ihre furchende (erodierende) Wasser- kraft zusammen und schnitten tiefe Täler ein, die heute so reizenden Täler von Passau und Neuburg, die durch ihre Naturschönheit weithin berühmt sind. Das heutige Donau- und Jnntal bestand also bereits vor der Eiszeit (Diluvialzeit) und nach derselben wurde das tiefe Bett der Donau der Abzugskanal für alle von den Alpen kommenden Gewässer. (In diesem Sinne sind auch die Ausführungen über die Entstehung des Jnntales S. 10 zu korrigieren.)

2. Physische Landeskunde Deutschlands (Oberstufe), Die deutschen Kolonieen - S. uncounted

1893 - Breslau : Hirt
Ilbungsfragen. A. Deutschland. 1. a) Wo fällt unsere Reichsgrenze mit einer natürlichen zusammen? b) Welche Länder bilden außer dem Reiche Deutschland? 2. a) Welches Gebirge bildet den Mittelpunkt unserer Mittelgebirge? b) Unter welcher Gradkreuzung liegt es? c) Welche Gebirge, Flüsse, Städte schneidet der 50. Parallel? ü) Welche Gipfel liegen unier dem Meridian von Helgoland? welche ungefähr unter der Länge von Rügen? e) Welches Mittelgebirge kommt dem Meere am nächsten? _ p 3 a) Warum biegt die Elbe innerhalb des Reiches zweimal nach W? Warum die Weser? Warum der Rhein dreimal? b) Warum schiebt sich die Donau über den 49. Parallel hinaus? "c) Welcher Fluß sammelt die meisten Gewässer Thüringens? Frankens? des Harzes? 4. a) Welche Stromgebiete verbindet die Mährische Pforte? die Burgundische? b) Welche natürlichen Straßen führen aus Oberdeutschland nach Frankreich? welche Straßen über die Sudeten? e) Bezeichne die Durchbruchstäler der großen Flüsse durch das Mittelgebirge! 5. a) Welche Gebirge haben die Streichungsrichtung des Harzes? welche die des Taunus? b) Wo sind unsere längsten Tunnel? 6. a) In welchen Teilen des Mittelgebirges herrscht Sandstein vor? b) Wo tritt Granit auf? Basalt? Porphyr? c) Wo lagert Löß? ü) Welcher Teil unserer Alpen liefert Salz? e) Woraus ergiebt sich die ehemalige Vergletscherung weiter Gebiete? 7. a) Wie gestaltet sich der Längsschnitt des Harzes, von S.-W. gesehen? des Wasgaus von O.? b) Welche Gebirge trifft ein Schnitt von W. nach O. durch das Glatzer Gebirgsland? c) Was sagt die Karte über die Bedeutung der Städte an der Main-Mündnng? 8. a) Welche Mittelgebirge überragen die Waldgrenze? b) Welche sind Stätten des Hausgewerbes? des Großgewerbes? Gründe dafür? 9. a) Welche Küsten müssen durch Deichs geschützt werden? b) Worin unterscheiden sich die Flußmündungen der Nordsee von denen der Ostsee? Grund? c) Wodurch unterscheiden sich die betreffenden Inseln? ä) Die 5 größten See-Jnseln des Reiches? 10. a) Aus welchen ähnlichen Vorgängen sind die Seeen des n. Landrückens und die bayrischen entstanden? wodurch die Eiselseeen? b) Welche liegen im Moore? 11. a) Wo treten die größten Wärmeschwankungen auf? wo die geringsten? b) Wo können Wetterwarten eine Jahreswärme von 10° beobachten? c) Wo tritt die Frühlingsblüte am zeitigsten, wo am spätesten ein? warum in München später als in Berlin? ä) Warum hat der Brocken so starke Niederschläge? warum das innere Böhmen so wenige? B. Kolonieen. 12. a) Welche Kolonie wässert nach 3 Meeren ab? b) Wo kann die Sonne den Scheitel- punkt nicht erreichen? c) Welche Kolonie kommt dem Äquator am nächsten? ä) Welche ist am schnellsten von Hamburg aus zu erreichen? e) Wie führt man am schnellsten nach dem K. W. L.? 13. a) Wo sind 2 außereuropäische Raffen nebeneinander heimisch? b) Der höchste Berg in unseren Schußgebieten? der größte See? die größte Stadt? o) Welche Kolonie berührt niederländischen Besitz? portugiesischen? französischen? ck) Welche liefert das meiste Elfenbein? e) Welche kann ein Eingangsthor in den Sudan werden? f) In welchen Zügen der Bodengestalt ähneln sich alle afrikanischen Schutzgebiete? 14. a) Warum hat Togö wenig Durchgangshandel? b) Wann regnet es dort am meisten? 15. a) Welche Erzeugnisse sind von D. S. W A. zu erwarten? Welche spendet Kamerun? b) Welcher europäische Gipfel kommt dem Kamerunberge an Höhe am nächsten? c) Warum ist das Küstenland von D. S. W. A. eine Wüste? d) Welche deutschen Städte haben mit Victoria zu gleicher Zeit Mittag? 16. a) Was bedeutet Tembe? Mangroven? Durra? b) Bestimme die längste Linie des Nyaffa! o) Ist Tabora oder Moskau am weitesten vom Meere entfernt? ä) Der Hafen für Ufambara? e) Wo wohnen die Masiai? 17. a) Was bedeutet Kopra? Nams? Atoll? Ausleger? b) Nachbarinseln der Marschall-Gruppe? c) Wo finden sich in den Schutzgebieten der Südsee vulkanische Erscheinungen? ä) Welche preußischen Provinzen sind zusammen so groß wie das K. W. L. ?

3. Allgemeine Erdkunde in Bildern - S. 4

1898 - Breslau : Hirt
Erläuternder Text. 1. Allgemeine geographische Übersichten und Gelände- aufnahme. Die Oberfläche der Erdkugel mit ihren vielfachen Erscheinungs- formen zu erkennen und darzustellen, sowie die Wechselwirkungen zwischen der Menschheit und der übrigen Natur (organischen und unorganischen) ausfindig zu machen, das sind die Hauptaufgaben der allgemeinen Erdkunde. Bei der Erdkugel unterscheidet man die Gesteinshülle oder die Lithosphäre, die Wasserhülle oder die Hydrosphäre und die Lufthülle oder die Atmosphäre. Die Gesteinshülle, welche die Unterlage der gesamten Wasserhülle und der Lufthülle, soweit diese nicht auf den Oceanen ruht, bildet, besteht im Gegensätze zu der tropfbaren Hydrosphäre und der gasförmigen Atmosphäre aus festen Massen und übertrifft jene bei weitem an Rauminhalt und Gewicht. Während die Wasserhülle nur ’/* 7« der Erdkugel ausmacht und ihre Dichte (spezifisches Gewicht) 1,026 beträgt, entfallen auf die Gesteinshülle, einschliesslich des unbekannten Erdinnem, 99 */2 %, und ihre Dichte beläuft sich auf 5,6. Die Gesteinshülle tritt nur zum kleineren Teile zu Tage; zum grösseren Teile wird ihre Oberfläche von Wasser bedeckt; das Verhältnis der freien zur bedeckten Fläche stellt sich wie 2 : 5. Der oberflächliche Teil der Gesteinshülle wird, soweit er aus festen Massen (Gesteinen) besteht, als Erdkruste bezeichnet; die Dicke derselben ist unbekannt; die darüber angestelltcn Schätzungen schwanken zwischen 40 und 1560 km; im ersteren Falle würde die Dicke der Erdkruste etwa 1lum, im letzteren etwa 'U des Erdradius ausmachen. Über die Beschaffenheit des Erdinnem, welches nach innen zu auf die Kruste folgt, giebt es nur Vermutungen. Nach Laplace, Fourier und Cordier befindet sich das Erdinnere in einem glutflüssigen Zustande. Sie stützten sich dabei auf die Thatsache, dass den Vulkanen, vgl. Taf. 11, geschmolzene Steine entquellen, die an weit voneinander ge- legenen Stellen der Erdoberfläche die gleiche Zusammensetzung besitzen. Auch die gewaltigen Senkungen und Einbrüche, die uns die Erd- geschichte lehrt, werden als Beweis eines nachgiebigen, also nicht starren Erdinnem gedeutet. Nach G. H. Darwin und Wm. Thomson (Lord Kelvin) soll das Erdinnere trotz der ungeheuren, dort herr- schenden Hitze starr sein. Als Beweis dafür führen sie u. a. die Ebbe- und Fluterscheinungen des Meeres an, deren Grösse sich ganz verschieden je nach dem Grade der Starrheit der Erde gestalten müsse. Andere Forscher, wie Roche, vertreten die Anschauung, dass unter der Erdkruste sich eine flüssige Schicht befinde, der Erdkern aber wieder fest sei. Wieder andere Gelehrte sind der Meinung, dass das Erd- innere eine gasförmige Beschaffenheit habe; als Beweis führen sie den für viele Körper festgestellten Satz an, dass es für sie eine kritische Temperatur giebt, oberhalb deren sie nur noch in Gasform zu bestehen vermögen. Zwischen der Gasform des innersten Erdkerns und dem festen Zustande der Erdkruste giebt es nun eine Reihe von Über- gängen, die zwischeneinander allmählich stattfinden. In einer gewissen Tiefe müssen nämlich die Schichten der Erdkruste viel von ihrer Starrheit eingebüsst haben, so dass sie sich allen Formen anschmiegen können; man kann ihren (latent plastischen) Zustand mit der Be- schaffenheit des Siegellacks vergleichen. Weiter unten würden dann erst zähflüssige Massen wie Pech, dann wie Melasse, schliesslich flüssige wie Öl und wie Wasser folgen. Auch der Übergang von den flüssigen zu den gasförmigen Teilen des Erdinnem vollzieht sich nicht sprungweise; unterhalb der Flüssigkeitshülle folgt nämlich eine Gas- liülle mit Gasen chemischer Verbindungen; endlich in den centralen Teilen des Erdinnem, den Erdkern zusammensetzend, folgt ein ein- atomiges Gas. Die im vorstehenden kurz dargelegte Lehre von der allmählichen Veränderung der Zustände des Erdinnem wird durch die fg. a zur Darstellung gebracht. Der rote, auf der Figur kreisförmige, in Wirk- lichkeit kugelförmige Raum bezeichnet die Centralsphäre des ein- atomigen Gases; die durch die Buchstaben a—e bezeichnten, lila- farbigen Kreisringe bezw. Kugelschalen veranschaulichen die Haupt- übergänge zwischen der Gasform und der Erdkruste, und zwar a die Zone des gemischten Gases, b die Zone des Übergangs vom Gas zur Flüssigkeit, c die Zone der flüssigen Massen, d die Zone der Zäh- flüssigkeit, e endlich die Zone der plastischen Stoffe, unmittelbar unter der Erdkruste, welche auf unserer Figur eine braune Farbe trägt. Die Oberfläche dererdk rüste ist sehr unregelmässig gestaltet und zeigt bedeutende Abweichungen von der Gestalt des reinen Kugel- mantels. Davon giebt unsere fg. a eine Anschauung. Die tiefste Senkung bezw. die grösste Meerestiefe, 9430 m*) betragend, befindet sich nach den neuesten Messungen zwischen Neuseeland und den Tonga- inseln, die grösste Erhebung dagegen, 8840 m, im Himalayagebirge. Das äusserste Mass der Unregelmässigkeiten in der Oberfläche der Erdkruste macht demnach 18270 m oder rund 19 km aus, was etwa dem dreihundertvierundfünfzigsten Teile des Erdradius am Äquator entspricht. Dieses Mass, welches im Verhältnis zur Grösse der Erde sehr wenig bedeutet, kann weder auf bildlichem noch auf plastischem Wege zu einem richtigen Ausdrucke gebracht werden; daher muss dafür stets ein bedeutend vergrösserter Massstab gewählt, die Darstellung also absichtlich gefälscht werden. Auf unserer Figur ist das für die Darstellung der Oberfläche der Erdkruste gewählte Mass 125 mal grösser als das Mass der Erdkugel. Das Verhältnis des sichtbaren Teiles der Oberfläche der Erdkruste zu dem mit Wasser bedeckten stellt sich am Äquator etwa wie 1:4; in vielen Teilen der nördlichen Halbkugel ist es bedeutend grösser, namentlich in der Gegend des 30. bis 70. Breitengrades; auf der süd- *) Auf Tafel 1 fg. c ist die grösste Tiefe versehentlich mit 9417 m an- gegeben worden. liehen Halbkugel ist es überall bedeutend kleiner, südlich des 56.“ s. Br. verschwindet das Land vollständig, und das Wasser herrscht aus- schliesslich. Letzteres ist, nach den neuesten Annahmen, auch in der unmittelbaren Umgebung des Nordpoles der Fall. Über die Verteilung von Land und Wasser in der Südpolarregion haben wir keine Kenntnis; aus der Beobachtung aber, dass dort Eisberge von ungewöhnlichem Umfange Vorkommen, glaubt man schliessen zu dürfen, dass in der Nähe des Südpoles ein ausgedehntes Festland liegt. Die vergleichende Zusammenstellung einer Anzahl wich- tiger Berge befindet sich auf fg. b. Diese sind in der Richtung von Süden nach Norden angeordnet, um auf dieser Figur zugleich auch den Verlauf der Grenzen des Pflanzen Wuchses und des ewigen Schnees zeigen zu können. Aus früher angegebenen Gründen ist der Massstab der Höhen im Verhältnis zu dem der Längenerstreckung des dar- gestellten Gebietes in sehr bedeutendem Grade übertrieben, denn unsere Bergreihe erstreckt sich vom Feuerland unter 50° s. Br. bis nach Spitz- bergen unter 70° n. Br., also durch 128 Breitegrade oder rund 14200 km. Wollte man der Höhe denselben Massstab geben wie der Länge, so würde der höchste Berg der Erde, der Gaurisankar, nur eine Höhe von 0,2 mm erhalten; sollte aber der letztere eine Höhe von etwa 40 mm, wie er sie auf unserer Figur hat, erhalten, so würde diese reichlich 6 m lang werden müssen. Ebenso wenig wie der Höhenmassstab ist auf unserer Figur auch die Gestalt der Berge natur- getreu wiedergegeben, aber die dargestellten Bergformen sind wenigstens naturähnlich; manche Teile gleichen Gebirgen bezüglich des Verlaufes der Kammlinie und der Gestalt der Vorgebirge, andere stellen wieder Berggruppen oder Massive dar, andere wiederum charakteristische Einzelberge, namentlich in der Form, wie sie sich aus der Feme be- trachtet darbietet; im ganzen überwiegt allerdings die Pyramidenform. Wichtig sind auf unserer fg. b die Linien, welche die Grenzen des ewigen Schnees und der hauptsächlichsten Regionen des Pflanzenwuchses darstellen. Das hellere Grün bezeichnet die Region der immergrünen Laubbäume, welche in den tropischen Ge- birgen bis zu einer Höhe von 2000 m, teilweise auch noch höher hinaufreichen. Das dunklere Grün drückt die Region der sommer- grünen Laubbäume und der Nadelhölzer aus, welche je nach der Breitenlage der Gebirge eine verschiedene Höhe erreichen, in den Tropen bis 4000 m, in den europäischen Alpen bis 1800 m; je weiter nach Norden, desto weiter nach unten. Dieselbe Beobachtung macht man bezüglich der Höhenlage der Mattenregion, welche, durch braune Farbe angedeutet, in den nördlichsten und südlichsten Gebirgen am Meeresspiegel liegt, in manchen Teilen der Tropen bis an 5500 m hinaufgeht. Die obere Grenze der Matten bildet zugleich die untere Grenze der Region des ewigen Schnees, welche die weissefarbe erhalten hat. Die in der weissen Farbe hervortretenden Schraffenlinien sollen an deuten, dass die Gebilde des ewigen Schnees Unterbrechungen durch kahle Felspartien erleiden. Aus dem Firnschnee entstehen die Gletscher — näheres darüber vgl. zu Taf. 4 —, welche durch die Mattenregion bis in die Region der Laubbäume hineinreichen, und deren unteres Ende durchschnittlich in der halben Höhe der Schneegrenze liegt. Im einzelnen gestalten sich die Verhältnisse allerdings sein- verschieden. Ausser den besprochenen Gegenständen zeigt unsere fg. b noch manches Andere, so die tiefe Erdsenke des Toten Meeres (Spiegel 400 m, Grund 800 m) als Beispiel der Depressionen, den Titicacasee als Beispiel eines hochgelegenen Gebirgssees und, durch rote Farbe angedeutet, die höchste menschliche Wohnung in den Alpen und in Tibet. Ver- gleichsweise sei bemerkt, dass die mittlere Höhe der Hauptregenwolken zwischen 500 und 2000, die der oberen Wolken zwischen 4000 und 7000 und die der höchsten Federwolken gegen 14000 m beträgt. Die höchste Ballonfahrt mit Bemannung stieg bis 9200, ohne Bemannung bis 16500 m. Eine vergleichende Zusammenstellung der wichtigeren Meeres- tiefen bietet fg. c. Auch hier kann.von Gleichmässigkeit der Tiefen- und Längenmasse, sowie von der Naturtreue der Darstellung des Meeresbodens keine Rede sein. Das dunklere Blau zeigt die mittlere Tiefe des Weltmeeres. Um die Sache zu vereinfachen, ist das nördliche Eismeer unter dem Atlantischen, das südliche Eismeer unter dem Grossen Ocean dargestellt. Der Beginn und das Ende der Tiefenlinien bezeichnen die mittlere Tiefe, die eingetragenen Zahlen die grösste bekannte Tiefe der betreffenden Oceane und ihrer Teile. Die Grundform der Erdteile ist in ihrem Querdurchschnitt eine doppelte. Die eine und zwar die bei weitem häufigere zeigt Ähn- lichkeit mit dem Querschnitt eines dreiseitigen Prismas, der bekanntlich ein Dreieck bildet. Die Grundlinie des letzteren ist nur an den Be- rührungspunkten des Landes mit dem Wasser sichtbar. Die beiden sichtbaren Seiten bilden eine Ärt unregelmässiges Dach, indem der eine Abhang schärfer abfällt als der andere. In Wirklichkeit besteht also die Reliefbildung im grossen in der Zusammenlegung von zwei schiefen Ebenen, die an ihrer Berührungslinie die relativ höchste Erhebung des ganzen Gebietes besitzen. Von dieser Berührungslinie aus, der Kamm- linie des höchsten Gebirges und in der Regel der Hauptwasserscheide, flacht sich nun das Terrain mehr oder weniger zusammenhängend oder von Absätzen (Terrassen) oder Gebirgen unterbrochen bis zum Nullpunkt der Erhebung, dem Meeresspiegel, ab. Diesem prismatischen Durch- schnitt nähert sich am meisten die westöstliche Gestaltung Südamerikas, fg. g, und die südnördliche Oberflächenbildung Europas, fg. e. Mannig- faltiger gestaltet sind Nordamerika, fg. f, und besonders Asien, fg. d, insofern als sich bei ihnen die Haupterhebung in zwei Gebirgswällen anordnet und speziell bei Asien die Unterbrechung der schiefen Ebene durch den Thianschan und Altai viel entschiedener ist als diejenige durch die betreffenden Gebirge bei den anderen genannten Erdteilen. Die zweite Grundform der Oberflächenbildung entspricht in ihrem

4. Allgemeine Erdkunde in Bildern - S. 6

1898 - Breslau : Hirt
6 Montblancbesteiger und -beschauer. Die erste Ersteigung der höchsten Spitze führte im Jahre 1786 ein Schweizer, Namens Pacquard, mit 17 Führern aus; jetzt wird dieselbe jährlich zu wiederholten Malen besucht. Das geologische Profil des Montblanc befindet sich auf Taf. 12. Ein Gebirgscirkus, fg. b, entsteht, wenn zwei parallele Quer- riegel sich an die Hauptkette in einem rechten Winkel ansetzen. Fig. c zeigt das umgekehrte Bild; der Beschauer steht auf dem Haupt- rücken. Solch ein Cirkus ist in der Regel der Entstehungsherd besonders kräftiger Flüsse, da von drei Seiten aus Gletschern und Hochgebirgs- quellen zahlreiche Gewässer sich in ihm vereinigen. Der hintere Teil des Cirkus pflegt mit Felsstücken und Gesteinsgeröll besät zu sein, die teils infolge der Verwitterung von den Felsen der Seitengehänge sich ablösten, teils von den Gewässern losgerissen wurden. Der Verkehr über die Querriegel oder über den Hauptrücken erfolgt auf Saumpfaden, die nur von Fussgängem, den vorsichtigen Alpenpferden oder Maul- eseln betreten werden können. Auf der linken Seite von fg. b ist ein solcher angedeutet. Je weiter sich die Querriegel von ihrer Hauptkette entfernen, um so niedriger, weniger steil und weniger wild sehen sie aus, bis sie schliesslich an der dem Hochgebirge vorgelagerten Ebene oder an einem Hauptthalo des Gebirges ihr Ende finden. Während der Cirkus selbst an seinen Seitenhängen keine Spur von Pflanzen- w'uehs erkennen lässt, sind seine Ausläufer an den unteren Gehängen mit Wald bestanden, fg. f, der dem angebauten und bewohnten Tliale Schutz gegen Steinfall und Lawinensturz gewährt; die Gebiete über dem Walde bedeckt eine mit bunten Blumen, vgl. Taf. 24, fg. v, untermischte Grasdecke, und erst jenseits dieser tritt das nackte Gestein in Form von geschlossenen Fels- oder Trümmermassen zu Tage. Farbige Hochgobirgsansichten finden sich auf Taf. 8, e und f. Kein Hochgebirge ragt mit seiner Gesamtmasse über die Schnee- linio hinaus; vielmehr enthält es an seinen Rändern stets niedrigere Teile, welche streng genommen dem Charakter des Mittelgebirges ent- sprechen. In den europäischen Alpen z. B. lassen sich nach Höhe und landschaftlicher Erscheinung drei Typen unterscheiden: die Berge der äussersten Randzone, welche innerhalb der Vegetationszone liegen, die Berge der mittleren Zone, welche über die Grenze des Pflanzenwuchses reichen, ohne in grösserem Umfange schneebedeckt zu sein, und die Schneeherge. Eine Ansicht aus der mittleren alpinen Region gewährt fg. d; die Zugspitze, 2974 m, ist bekanntlich der höchste Berg des Deutschen Reiches. Die Pässe, welche im Durchschnitt in halber Höhe der umgebenden Gipfel liegen, sind häufig nur die letzten Ausläufer von tiefen Quer- spalten, die das ganze Massiv des Gebirges aufgerissen haben und in Ver- bindung mit den Längsspalten das ganze Gebirge in eine Anzahl von Gruppen zerlegen. Die Quergliederung mit Rissen und Spalten setzt sich aber im einzelnen fort, unterstützt von der nie rastenden Thätigkeit der Gewässer. Jene tiefen Klüfte und Schluchten, in Tirol Klamm genannt, fg. e, bilden die schauerliche Seite des Hochgebirgs, und in sie verlegt die Phantasie der Alpenbewohner den Vorgang schreckenerregender Er- eignisse. Häufiger sind sie in den Ostalpen als in den westlicheren Teilen, am grossartigsten aber treten sie im nordamerikanischen Hoch- gebirge auf, wo sie mehrere tausend Fuss tief in die kompakte Gesteins- masse eingeschnitten und von jähen, zerrissenen Felswänden umrahmt sind. Dort heissen sie Canon, vgl. Taf. 9, fg. i. Da wo der regelmässige Verlauf der schiefen Ebene durch einen Gebirgsquerriegel oder durch eine Bodensenkung unterbrochen wird, bilden sich die Seen, jener liebliche Schmuck der Hochgebirgswelt, wie er uns in fg. d entgegen tritt, vgl. Taf. 8, e, der Zeller See mit sanft ansteigenden, wohlbewaldeten Gehängen und smaragdgrünen Alpen- weiden; im Hintergründe wird der Horizont geschlossen durch die Hauptkette mit ewigem Schnee und Gletschern. Diese Seelandschaften mit den traulichen Wohnstätten sind eine Hauptzierde des europäischen Hochgebirges. Asien und Amerika bieten in jeder Beziehung gross- artigere Formen und ausgedehntere Massen: die freundlichen, lachenden, einladenden Seelandschaften Oberösterreichs, Bayerns, der Schweiz und Italiens mit allen Reizen der Gebirgswelt und allen Annehmlichkeiten des Kulturlebens besitzen unsere Alpen allein. 4. Zur Hochgebirgskunde il (namentlich Gletscher und Verkehrsmittel). Die Gletscher bilden neben dem blendenden Saum des ewigen Schnees, den himmelanstrebenden Felswänden, den wunderbaren Licht- wirkungen und Wolkenfonnationen einen ebenso eigenartigen wie herr- lichen Schmuck des Hochgebirges. Da wo das Gletschereis nicht mit Steintrümmem und Geröll beladen oder von Schmutzstreifen überzogen ist, gewährt es, von der Sonne beschienen, einen unvergesslichen An- blick mit prachtvollen Licht- und Farbenwirkungen, besonders wenn der Gletscher, der steilen Unterlage folgend, durch einen majestätischen Absturz gewaltige Spalten bildet. Aber abgesehen von ihrer malerisch- landschaftlichen Wirkung erweisen die Gletscher dem ganzen Vorlande des Hochgebirges dadurch einen ganz unschätzbaren und durch nichts anderes ersetzbaren Nutzen, dass sie Sommer wie Winter, wenn auch mit ungleicher Fülle, die Ströme nähren und daher im Frühjahr und Sommer die Gefahren der Überflutung vermindern, und anderseits im Herbst und Winter einen beständigen Zuschuss an Wasser liefern. Auch würde sich ohne sie der jährlich fallende Schnee auf dem Gebirge in cilchem Masse anhäufen, dass das Klima der Nachbargebiete, in Europa wenigstens, allmählich kälter werden müsste. Die Entstehung von Gletschern kann nur dann erfolgen, wenn ein Gebirge sich in beträchtlichem Masse über diejenigen Gebiete erhebt, in denen der Schnee von der Sonnenwärme aufgezehrt wird. Dass die Linie des ewigen Schnees je nach der Breitenlage der Ge- birge sich ändert, wurde schon bei Taf. 1 angedeutet. Der in den Mulden und Thälern oberhalb der Schneelinie liegende körnige Schnee (Firn), fg. a, schiebt sich, wenn diese nach unten zu geöffnet sind, durch Einwirkung der Sonne und seitlichen Druck der aufeinander- liegenden Schneemassen allmählich in Eis verwandelt, hinab bis an die Stelle, wo sein Eis durch das wärmere Klima in Wasser aufgelöst wird. Der Abtauungspunkt der Gletscher liegt im allgemeinen in halber Höhe der Schneelinie, doch kommen je nach der örtlichen Lage des Gletschers Abweichungen von diesem Durchschnittsmass vor. Der Gletscher macht jede Bewegung seines Bettes mit, und je unebener seine Bahn ist, um so mehr ist er von langen, breiten und tiefen Spalten zerrissen und durchsetzt, fg. b. Die Spalten und Risse setzen sich vielfach bis auf die felsige Unterlage des Gletschers fort und erweitern sich zu Höhlen, denn der Gletscher taut nicht nur an seinem Ende ab, sondern verliert auch von seiner Eismasse auf seiner ganzen Bahn, da durch die jeweilige Einwirkung der Sonnen wärme die oberen Schichten abschmelzen. Diese Schmelzwasser dringen bis auf den Grund, lösen Teile auch von dem Binneneis auf und suchen sich unter dem ganzen Gletscher hin einen Ausweg. Von den Nachbargehängen fallen Massen von Felsblöcken und Gesteinssplittem auf seine Ober- fläche und von da in die Spalten und I/iehor, und diese, durch die Masse des Eises thalab gezogen und niedergedrückt, erzeugen auf dem Felsboden jene Schliffe und Risse, fg. b, die mit anderen Merk- malen zum Beweis für die ehemalige Vergletscherung jetzt gletscher- freier Gegenden dienen. Das Eis der Oberfläche des Gletschers ist selten ganz rein, sondern meist mit grösseren und kleineren Gesteinsstücken, Schutt, Schmutz u. dgl. beladen, die besonders an den beiden Seiten zu scharf geneigten Wällen (Seitenmoränen) sich ansammeln, was auf den Bildern a, c und d sichtbar ist. Wo zwei Gletscher sich ver- einigen, entsteht durch den Zusammenstoss der zwei inneren Seiten- moränen die Mittelmoräne, fg. a, und endlich häuft sich da, wo der Gletscher sein Ende erreicht, die ganze vom Gletscher auf seinem Rücken herabgetragene Masse zu einer Stirn- oder Frontmoräne auf. Jeder einigormassen beträchtliche Gletscher liefert einen tüchtigen Bach eiskalten Wassers. Die Abtauungsstelle wölbt sich zuweilen in archi- tektonischen Formen zu Gletscberthoren, fg. c im Vordergründe, die einstürzen, wenn die Seitenpfosten unterwaschen oder durch Wärme- wirkung mürbe geworden sind. Die Gletscher sind in einer ununter- brochenen Bewegung begriffen, welche sowohl nach den Jahren als nach den Gegenden sehr verschieden ist und zwischen einigen Zenti- metern und 20m im Tage schwankt. Gletschertische, fg. a im Vorder- gründe, nennt man Felsblöcke, welche von Eissäulen getragen werden. Das Betreten der Gletscher erfordert sicheren Tritt und grosse Vorsicht, einmal wegen der auf ihm liegenden spitzen Steine, die schwere Verwundungen beibringen können, hauptsächlich aber wegen der Spalten und Löcher, die sie durchsetzen, und schon mancher allzu- vertrauensselige Tourist oder Führer hat seine Unvorsichtigkeit mit einem Sturz in die Tiefe, ja sogar mit dem Tode bezahlt. Am gefähr- lichsten sind die Gletscher dann zu überschreiten, wenn frisch ge- fallener Schnee die Spalten verhüllt. In solchen Fällen kann nur durch äusserste Vorsicht und durch richtigen Gebrauch des Seils, fg. e, Unglück verhütet werden. Alle Beobachtungen sowohl in Europa als in den ausser- europäischen Gletschergebieten liefern das übereinstimmende Ergebnis, dass die Gletscherthätigkeit in der Gegenwart im Vergleich zu früheren Zeiten im allgemeinen- im Rückgang begriffen ist. Die erhalten gebliebenen Seiten- und Frontmoränen, die Gletscherschliffe und -risse, die erratischen Blöcke und Geschiebemassen liefern den Beweis für ihr ehemaliges Vorhandensein auch an solchen Stellen, wo das Auge nicht auf den ersten Blick sich vom Zurückgehen des Gletschers überzeugen kann, wie in fg. d. Das Vorrücken der Gletscher über ihren gewöhnlichen Abtauungs- punkt hinaus wird viel seltener beobachtet als die entgegengesetzte Bewegung. Wichtige Vorgänge, welche nicht mit den Gletschern Zusammen- hängen, aber in den höheren Gebirgen zu den häufigsten Erscheinungen gehören, sind die Schuttkegel und die Karrenfelder. Schuttkegel, fg. f, bestehen in Anhäufungen von Trümmergestein, welches von den höheren Gebieten infolge der mehr und mehr fortschreitenden Ver- witterung abrutscht und sich am Fusse der Berge und am Rande der Tliäler anhängt. Von besonders grosser Ausdehnung sind die Schutt- kegel in pflanzenarmen Gebirgen, wozu gewisse Teile des grossen amerikanischen Westgebirges gehören. Karrenfelder, fg. g, entstehen namentlich in den höheren Gebieten der Kalkgebirge dadurch, dass die weicheren Bestandteile der Felsen durch die atmosphärischen Kräfte aufgelöst und fortgeführt werden. Von besonders grosser Aus- dehnung und typischer Bildung sind die Karrenfelder des Dachstein- gebietes. Das Überschreiten der Hochgebirge ist wegen der durch die Gletscher, Schneefelder, Lawinen und Felsstürze bereiteten Gefahren, sowie wegen der Unwegsamkeit und Unbewolmtheit der Hochgebiete jo nach der Höhe der Gebirge äusserst beschwerlich, und deshalb sind es die Hochgebirge, welche der Verbieitung der Völker und der Aus- dehnung der politischen Macht oft festere Grenzen gezogen haben als das Meer. Aber auch sie haben dem erfindsamen, vor keiner Gefahr zurückschreckenden Menschen nur zum Teil widerstanden. Die europäischen Alpen, sowie der Kaukasus und die amerikanischen Ge- birge sind in neuerer Zeit um vieles wegsamer geworden. Zahlreiche normalspurige Alpenbahnen sind im Betrieb. Herr- liche Fahrstrassen, welche die steilen Höhen in vielen Windungen (Serpentinen) überwinden, fg. i im Vordergründe, haben Österreich, die Schweiz, Italien, Frankreich und Russland mit grossen Kosten angelegt und zum Teil mit regelmässigem Postverkehr versehen, der mit grosser Sicherheit im Sommer mit Wagen, im Winter mit Schlitten ausgeführt wird. Schutz gegen Lawinen und Steinstürze wird ihnen durch Holz- galerien verliehen. Indes mit Fahrstrassen sind nur die wichtigeren, verkehrsreicheren Pässe ausgestattet, und überall da, wo sie fehlen, ist der Wanderer auf die Saumpfade oder auf seine eigene Findigkeit angewiesen. Die Saumpfade sind in den besuchteren Teilen des europäischen Hochgebirges, besonders in der Schweiz, in einem solchen Zustande, dass ausser Pferden und Mauleseln auch die verwöhnten Städter sie ohne Beschwerde betreten können, vgl. Taf. 3, fg. b, und die bekannteren Aussichtspunkte der europäischen Alpen sind zur Zeit so gut mit Pfaden versehen, dass sich ihre Spitzen ohne Führer erreichen lassen. In den höchsten Regionen des Eises, Schnees und

5. Allgemeine Erdkunde in Bildern - S. 8

1898 - Breslau : Hirt
8 Pflanzen Wuchses verursacht. Die deutschen Gebirge — fg. a stellt eine Ansicht aus dem Thüringer Walde mit der Wartburg im Hinter- gründe dar — zeichnen sich durch ihre herrlichen Wälder aus, unter denen wiederum die Buchenhaine den Preis davontragen. Einen wesentlich andern Eindruck machen die Wälder Australiens mit ihren Eukalypten, Kasuarinen, Flaschenbäumen, Baumfarn, Grasbäumen u.s.w. Unser Bild, fg. b, zeigt vorzugsweise Eukalypten, vgl. Taf. 23 f, und Grasbäume, letztere im Vordergründe links. In die Klasse der unbewaldeten Mittelgebirge gehören die An- sichten c und d; erstere stellt die Ebene von Sparta mit dem Taygetos-Gebirge dar, letztere den allbekannten Vesuv mit Neapel; links neben dem eigentlichen Vesuv, der den Ausbruch- krater trägt, erhebt sich der Monte Somma; zwischen beiden ist das Thal Atrio del Cavallo eingesenkt, vgl. Taf. 11, a und b. Man beachte die schöne Farben Wirkung, namentlich den Gegensatz zwischen dem Blau des Meeres und dem Violett des Borges. Die Abbildungen e und f endlich führen uns in das Hochgebirge. Den mittelhohen Teilen desselben gehören die drei Zinnen, fg. f, an, welche zu der Gruppe der südtiroler Dolomiten gehören und sich durch die mauerartige Gestaltung ihrer Abhänge sowie durch ihre kräftige Farbenwirkung auszeichnen. Eine eigentliche Hochgebirgs- kette mit Eirnfeldern und Gletschern zeigt uns das Bild Zell am See mit dem Blick auf die Hohen Tauern im Hintergründe. Die am See aufsteigenden Abhänge sind bewaldet, weiter hinauf folgen die Matten und über diesen die Region des Schnees, des Eises und der kahlen Felsen. 9. Flusskunde. Das fliessende Wasser, hervorgerufen und genährt durch den Kreislauf des Wassers, der in der Einwirkung der Wärme seine Ur- sache hat, überzieht, sich anschliessend an die Relieftormen des Landes, den bei weitem grösseren Teil desselben mit einem mehr oder weniger feinmaschigen Netz, das in der jüngsten geologischen Epoche keine wesentlichen Veränderungen erlitten zu haben scheint. Es tritt auf in Gestalt von Einzelindividuen (ungegliederten Küstenflüssen) und mehr oder weniger entwickelten Flusssystemen, deren Teile in der Regel das ganze Jahr hindurch Wasser enthalten; nur in Wüsten und Steppen zeigen sich zeitweise fliessende Gewässer. Ihren Ursprung haben alle Wasseradern entweder in Gletschern, vgl. Taf. 4, oder in Quellen und Seen, die ihrerseits in der Regel von Gletschern oder Rinnsalen oder Quellen gespeist werden. Quelle nennen wir die Ausbruchstelle des Wassers, das den oberen Schichten des Landes durch die Niederschläge zugeführt und dem Gesetz der Schwere gemäss eingesickert war und an bestimmten Stellen (Höhlungen oder porösen Schichten) sich angesammelt hatte. Von wesentlicher Bedeutung für die Qucllenbildung ist ausser der Niederschlagsmenge die Pflanzendecke und die Gesteinsformation. Bei massigen Gesteinen können überall Quellen entstehen, fg. a; bei Schicht- gesteinen, fg. b, liegen die Quellen an der Einfallseite der Schichten. Wenn die Schichtenbildung der Darstellung von fg. c entspricht, so kann das Grundwasser nicht an die Oberfläche gelangen, sondern es muss durch Bohrung ein künstlicher Ausweg geschaffen werden. Artesische Brunnen, zuerst in der Grafschaft Artois angelegt und danach benannt, sind neuerdings namentlich in Südalgerien zahlreich erbohrt. Eine Anhöhe, von welcher aus die Gewässer nach ver- schiedenen Seiten abfliessen, nennt man eine Wasserscheide, fg. d. Die Entwickelung der Quelle zum Bach, Fluss und Strom erfolgt in genauem Zusammenhang mit dem Gelände, auf dem sie entstanden; am interessantesten und mannigfaltigsten gestaltet sie sich in den Ge- birgen, wegen der reicheren Niederschläge, der Schneefelder und Gletscher etc., wegen der abwechselungsreichen Bodenbildung, des verschiedenartigen Gesteins, am einförmigsten und dürftigsten vollzieht sich der Vorgang in der Ebene. Der Gebirgsbach, der vielfache und grössere Hindernisse zu über- winden hat, aber auch reichlicher genährt wird und einen steileren Fall hat, entwickelt eine ganz andere Kraft als der zwischen niedrigen Hügeln oder in der Ebene dahinschleichende, kraftlose. Er frisst sich geradezu in das Gestein ein, fg. e, und durchsägt mit Hilfe von Roll- steinen ihm entgegenstehende Felsriegel. In manchen Gebieten der Erde haben sich die Gewässer ganz tief in den Boden eingefressen und bilden schmale Rinnen mit steilen Wänden. Solche Bildungen, besonders häufig in Nordamerika, nennt man Canons (Röhren), fg. i. Man beachte auf diesem Bilde die allmähliche Abtragung der Hoch- j ebene. Da wo sich das Gelände stufenförmig gestaltet, stürzen sich die Gewässer in die Tiefe und bilden Wasserfälle, fg. k, 1, und m. Die Gebirgswasserfälle, von tiefem Falle und genügender Wasserfülle, erhöhen den Reiz der Landschaft. Unzählig und ungezählt ist die Menge der kleinen Rinnsale, aus denen füglich ein stattlicher Fluss entsteht. Fg. n will von dieser Fülle der Wasseradern eine annähernde Vorstellung geben, und dabei bleibt zu beachten, dass die gegebene Zeichnung 1850000 mal kleiner ist als die Natur, und dass die grössere Hälfte aller der das Wasser- geäder bildenden Rinnsale nicht dargestellt werden konnte. Der Mittellauf der Flüsse gestaltet sich zwar im allgemeinen regelmässiger als der Oberlauf; aber immerhin wird er durch die Bodenbildung des zu durchströmenden Gebietes stark beeinflusst. Wo kräftige Seitengebirge, fg. g, sich erheben, wird ihm wenig Spielraum gegeben; wo ihm eine Felsbarre den Weg verlegt und auch die Seiten- ausgänge durch Gebirge verstellt sind, muss er sich hindurchzwängen und bildet Stromschnellen (Katarakte), fg. f, indem er sich in zahl- reiche Kanäle zerteilt und gefährliche Wirbel zeigt. So ausser dem Nil z. B. die Donau bei Orsowa u. a. m. Am wenigsten interessant gestaltet sich der Fluss an seinem Unterlauf: er ist träge und seicht geworden, fg. h, wechselt in seinem Wasserstand, so dass zur Zeit des Hochwassers die Uferebenen weithin überschwemmt werden, wenn er nicht durch Uferdämmo (Deiche) in Schranken gehalten wird, und die Mehrzahl der grösseren Flüsse spaltet sich schliesslich in eine Anzahl von Armen, weil der geringere Fall des Geländes ihnen nicht gestattet, ihre Wassermasse zusammenzuhalten. 10. Flussnutzung und Wasserbau. Der Nutzen, welchen die Flüsse den Menschen mittelbar und unmittelbar gewähren, ist ebenso gross wie mannigfaltig. Da die Voraussetzungen zu dem gewünschten Nutzen nicht überall von vorn- herein erfüllt sind, so bedarf es gewisser Anlagen und Verbesserungen durch den Geist und die Hand des Menschen. Beide Gesichtspunkte kommen auf diesem Bogen in einigen Beispielen zum Ausdruck. Die Flüsse bilden natürliche Bahnen für den Verkehr von Personen und Gütern: die Kraft der Strömung befördert Holzscheite, die freilich im Gebirge vor dem Steckenbleibeil bewahrt worden müssen, fg. a, ferner Kähne, Flösse, fg. d, und Schiffe der mannigfachsten Art, fg. 1. Wo der Fluss unbeständig und unruhig ist, muss er durch Dämme und Schiengen (Buhnen), fg. g. reguliert und Kanäle müssen da angelegt werden, wo der Fluss selbst nicht schiffbar ist, z. B. der Rhein zwischen Basel und Strassburg, oder da, wo es gilt, zwei schiffbare Flüsse miteinander zu verbinden. England, Holland und Frankreich besitzen sehr ausgedehnte Kanalsysteme, Russland wenigstens die günstige Gelegenheit dazu, die auch zum Teil benutzt worden ist. In Deutschland hat man neuerdings dem Kanalwesen grössere Auf- merksamkeit geschenkt. Wo zwischen den zu verbindenden Flüssen Anhöhen liegen, können diese, wenn sie nicht allzu bedeutend sind, mittelst Schleusen überwunden werden. Dieses sind durch Thore abschliessbare, höher gelegene Teilstrecken des Kanals, die man voll Wasser laufen lässt, und wenn ein Schiff in eine solche gelangt, wird es auf diese Weise in den nächsten Kanalabschnitt gehoben. Die Holtenauer Schleuse, fg. c, bildet den Eingang zum Kaiser Wilhelm-Kanal von der Kieler Bucht aus, welche auf der rechten Seite des Bildes sichtbar ist. Der Kaiser Wilhelm-Kanal, die Verbindung der Ostsee mit der Elbe (bei Brunsbüttel) und der Nordsee, i.j. 1895 dem Verkehr übergeben, hat eine Gesamtlänge von 99 km, eine Spiegelbreite von 64 m und eine Fahrwassertiefe von 9 m. Da er die Wasserscheide zwischen Ostsee und Elbe vollständig durchsticht, sind auf seinem ganzen Laufe keine Schleusen erforderlich; nur an seinen beiden Mündungen, ebenso bei Rendsburg (Eider) sind Schutzschleusen gegen die Wirkungen bei Hoch- und Niedrigwasser angebracht. Die Fahrzeit von Holtenau bis Brunsbüttel beträgt 18 bis 24 Stunden; dadurch wird der Seeweg zwischen der Nord- und Ostsee um 450 km gekürzt und die beiden deutschen Kriegshäfen Kiel und Wilhelmshaven gewisser- massen zu einem gemacht. Ferner bietet das Wasser der Bäche und Flüsse eine vortreff- liche Betriebskraft, die schon seit langen Zeiten zu Mühlenanlagen zugezogen worden ist, aber auch auf industrielle Unternehmungen anderer Art Anwendung findet. Allerdings werden die Mühlen meist nicht unmittelbar an den Wasserläufen selbst gebaut, sondern das Wasser wird in einen besonders angelegten Kanal geleitet, der es dann dem Hauptrade zuführt, hauptsächlich deshalb, weil der Müller eine bestimmte Kraft gebraucht, und er den Wasserzugang durch Wehr und Schleuse regulieren kann, fg. b. Die Flüsse vermögen aber nicht nur den Verkehr zu fördern, sondern ihn auch zu erschweren und zu hindern, indem sie benachbarte Gebiete, die aufeinander angewiesen sind, scheiden. Zur Überwindung dieser Schwierigkeit dienen namentlich die Brücken, deren Errichtung von jeher zu den wichtigsten Aufgaben der Baukunst, insbesondere der Wasserbaukunst, gehört. Von den verschiedenen Arten der Brücken bietet unsere Tafel drei Typen; eine derselben gehört der älteren Zeit an, während die beiden anderen erst in der neueren Zeit in An- wendung gekommen sind. Die Brücke über die Oder bei Breslau, fg. d, ist ein Bau alter Konstruktion, wie sie gegenwärtig kaum noch errichtet werden: quer durch den Fluss ist eine Reihe massiger Stein- pfeiler angelegt, auf deren Köpfen die eigentliche Brücke ruht. Die East-Riverbrücke zwischen New York und Brooklyn, fg. 1, von dem deutschen Ingenieur J. Rohling erbaut und i. J. 1883 dem Verkehre übergeben, ist eine Hängebrücke und ruht auf zwei starken Pfeiler- paaren. Sie ist 1785 m lang, 27 m breit und ungefähr 40 m über der Hochwassermarke errichtet, so dass die grössten Seeschiffe mit ihren Mastspitzen ungehindert unter ihr hindurchfahren können. Zwei Schienenwege für Kabelwagen, je eine Wagenfahrstrasse zu beiden Seiten der Bahn und ein oberhalb der Bahn in der Mitte angebrachter Weg für Fussgänger führen über die Brücke. Eine Eisenbahnbrücke neuerer Konstruktion wird durch fg. h veranschaulicht. Das Flussbett mit seinem Untergründe ist vom im Durchschnitt dargestellt, um zugleich verschiedene Arten der Pfeiler- fundamentierung zeigen zu können. Im allgemeinen wird man danach streben, eine zu errichtende Brücke aus Stein zu erbauen, da dieses Material von keinem andern an Dauerhaftigkeit übertroffen wird, allein bei den Anforderungen, welche heute an die Eisenbahnen bezüglich Weite bei Überschreitung von Wasserläufen, Strassen u. s. w. gestellt werden, ist dies nicht überall durchführbar. Daher werden die mittleren und grösseren Brücken, soweit es sich um den eigentlichen Überbau handelt, aus Stahl hergestellt, und nur für den Unterbau (Mittelpfeiler und Land- widerlager) verwendet man Stein. Der in lg. li dargestellte Flussüber- gang ist typisch für eine Stelle, wo ein Fluss aus dem Hügelland in das Flachland eintritt. An der linken Seite erkennt man hinter dem Deiche das Flachland, rechts die letzten Ausläufer des Hügellands. Auch das geologische Profil entspricht den Verhältnissen Norddeutsch- lands; oben auf liegt der Flusssand, darunter der Geschiebesand; unter diesem folgt der Geschiebethon. Über dem Geschiebesand findet sich an einzelnen Stellen Moor (rechts), welches zur Folge hatte, dass der rechte Landpfeiler erheblich tiefer fundiert werden musste als die andern. Als brauchbarer Baugrund dieses Profils ist der Geschiebe- sand und der Geschiebethon anzusehen; auf letzterem ist der linke Landpfeiler unmittelbar aufgemauert, aber gegen Unterspülung bei Hoch- wasser an seiner vordem Seite durch eine hölzerne Spundwand ge- schützt. Die Unterkanten der vier mittleren Pfeilerfundamente reichen bis auf den Geschiebesand, sind jedoch vollständig in dichte hölzerne Spundwände, welche bis in den Geschiebethon reichen, eingeschlossen. Diese Wände verhindern das Ausweichen des belasteten Sandes und

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9 schützen gleichzeitig die Pfeiler gegen Unterspülung. Der erste Mittel- pfeiler von links ist wegen der dort befindlichen Moorlage auf einen Pfahlrost fundiert, der bis auf den Geschiebethon reicht. Zwischen die Pfähle wird Beton, d. h. eine Mischung von Sand, hydraulischem Kalk und Steinbrocken, gebracht und darauf der eigentliche Pfeiler aufgemauert. Der rechte Landpfeiler ist auf einen hinabgesenkten Brunnen gegründet, welcher in seinem Innern nach Entfernung der Bodenmassen gleichfalls mit Beton ausgefüllt ist. Der eiserne Ober- bau bestellt aus drei festen und einem drehbaren Joche, welches letztere den Durchgang von Schiffen an der tiefsten Stelle des Flusses ge- stattet. Damit derartige Joche in geöffnetem Zustande den Betrieb der Bahn nicht stören können, befindet sich an jeder Seite der Brücke ein Vorsignal, welches automatisch die nötigen Mitteilungen giebt. Auf der Brücke selbst sind zwei weitere Signale angebracht, welche die richtige Einstellung des Drehjoches anzeigen. Die festen Joche sind sogenannte Fachwerke. Die Telegraphenleitung ist mit Rücksicht auf die durchfahrenden Schiffe unter der Brücke durchgeführt, wie in der Zeichnung durch die punktierte Linie angedeutet ist. Das Bett der Flüsse zeigt nicht selten so grosse Unregelmässig- keiten, dass im Interesse des Verkehrs und zur Sicherung der Ufer- gebiete ein Umbau, eine sog. Korrektion oder Regulierung, stattfinden muss. In welcher Weise dies geschehen kann, das wird aus fg. k ersichtlich. Die Regulierung der Oder, i. J. 1844 durchgreifend begonnen und seit 1868 thatkräftig gefördert, gelangte seit 1886 von Iiosel abwärts überall zum Abschluss. Sie verfolgt den Zweck, einer- seits ein schnelles Abfliessen der Hochfluten zu bewirken, anderseits aber den Abfluss der geringen Wassermenge bei mittlerem und niedrigem Wasserstande derartig zu regeln, dass für die Schiffahrt ein ausreichend tiefes Fahrwasser gesichert werde. Zu letzterem Zwecke wurden Buhnen angelegt, feste Einbaue, welche, gewöhnlich paarweise einander gegenüber- liegend, vom Ufer aus nicht genau im rechten Winkel, sondern etwas stromaufwärts errichtet, gegen die Mitte des Stromes vorspringen. Diese Einengung des Querprofils für den Durchfluss des Niederwassers steigert die Geschwindigkeit und befördert durch Ausspülung der Flusssohle eine durchgehende Vertiefung der Fahrrinne. Die Ablagerung von Sinkstoffen in ihr selbst wird verhindert; vielmehr werden diese teils im Stromzuge fortbewegt, teils sichtlich in dem ruhigen Wasser zwischen den Buhnen zum Niederschlage gebracht. Niedrig gehaltene Anpflanzungen schwachen Weidengesträuchs fördern und festigen diese Verlandungen. Da der fest abgepflasterte Kopf, mit dem die sanft vom Ufer sich niedersenkende 2 in breite Krone einer Buhne endet, genau in Mittelwasserhöhe an- gebracht ist, so gestattet er dem Zuge des Hochwassers ein unge- hemmtes Überfliessen. Das wichtigste Werkzeug beim Wasserbau ist unstreitig der Bagger, durch welchen das nicht steinige Erdreich ausgehoben wird. Man unterscheidet Trocken- und Nass(fluss)bagger; beide werden mit Dampfkraft betrieben. Den wesentlichen Teil eines Dampftrocken- baggers, fg. e, machen Schöpfeimer von entsprechender Festigkeit aus, welche, an eine Kette ohne Ende gereiht, durch Maschinenkraft in den Boden eingedrückt werden und diesen ausheben. Das auf diese Weise ausgehobene Erdreich wird in Eisenbahnzügen fortgcschafft. In der Hauptsache die gleiche Vorrichtung besitzen die Flussbagger, fg. f, welche auf den Flüssen schwimmen oder verankert sind. Da die Schöpf- eimer der Nassbagger auf der Sohle der Gewässer arbeiten, so haben sie Vorrichtungen, um das Wasser ablaufen zu lassen. Das ausgebaggerte Material, meist Sand oder Schlick, wird in Schleppkähnen fortgeschafft. Die Bestimmung der Stromgeschwindigkeit eines Flusses ist eine wichtige und interessante Aufgabe. Wie unser Querprofil, fg. i, zeigt, erfolgt das Abfliessen des Wassers in einem Flusse nicht gleicli- mässig, sondern je nach der Stelle mit verschiedener Geschwindigkeit. 11. Vulkane und heisse Quellen. Vulkane sind in der Regel kegelförmige Berge, an ihrer Spitze mit einer trichterförmigen Einsenkung, dem Krater, versehen, von welchem eine Röhre in das Innere der Erde hinabgeht. Aus dieser Röhre steigen verschiedene Stoffe als Gase, Asche, geschmolzenes Gestein (Lava) empor und tragen, ein jeder in seiner Weise, zum Aufbau des Berges bei. Man unterscheidet tliätige und erloschene Vulkane; erstere sind solche, welche in geschichtlicher Zeit einen oder mehrere Ausbrüche gehabt haben; bei letzteren hat man diese Vorgänge nicht beobachtet. Befindet sich ein Vulkan in voller Thätigkeit, fg. a, so brechen mit furchtbarer Gewalt hochgespannte Dämpfe und Gase aus dem Krater hervor, und Dampfwolken steigen zum Himmel empor. Bei ruhiger Luft erheben sich dieselben, kugelförmig geballt, senkrecht und treiben die darüber befindlichen, bereits sinkenden Dampfkugeln immer höher hinauf. Ist dies endlich nicht mehr möglich, so nehmen die Dämpfe die Form einer langgestreckten Wolke an, und so entsteht ein Wolkengebilde, das man wegen seiner charakteristischen Gestalt in Italien von jeher als Pinie bezeichnet. Gase, Wasserdämpfe und feine Teile vulkanischen Staubes sind es, welche die Pinie bilden. Durch die heftigen Bewegungen werden jene Wolken in hohem Grade elektrisch, und da sich die Dämpfe in den höheren, kälteren Luftregionen zu Tropfen verdichten, so entwickeln sich bei vulkanischen Ausbrüchen gewöhnlich heftige, von furchtbarem Blitzen und Donnern begleitete Regengüsse. Sie richten oft viel mehr Schaden an als die ausgeworfenen Aschen und Schlacken. Es bilden sich Bäche und Ströme, die vorher nicht bestanden, und durch sie werden tiefe Furchen in die Abhänge des Vulkans gezogen. Oft sind die Wildwasser wahre Schlammströme, indem sie den feineren vulkanischen Staub mit hinwegführen. bg. c, die Insel Volcano (nördlich von Sicilien) darstellend, zeigt uns Vulkane im Zustande der Ruhe. Der Kratervertiefung des einen Kegels entsteigt ein lichtes Gewölk; dem anderen Kegel fehlt auch diese Lebensäussarung. lg. b giebt uns den Idealquerdurchschnitt eines Vulkans. Die Schichten bei a, b und c bestehen ausschliesslich aus vulkanischen Stoffen, d. h. aus feineren und gröberen Aschen und Schlacken; sedi- mentäre Schichten (d) bilden höchstens den Untergrund des gesamten vulkanischen Gerüstes. Man hat sich also einen solchen Vulkan nicht durch eine glockenförmige Auftreibung der Schichten entstanden zu denken, wie dies eine ältere Theorie lehrt; vielmehr ist seine Entstehung der eines Maulwurfliügels zu vergleichen, indem sich um die Auswurfs- öffnung das ausgeworfene Material zu einem Berge anhäuft. Die Schichten a sind die Reste eines älteren Kegels, dessen Krater durch Verwitterung und Einstürze sich stark erweitert hat; bei b sehen wir noch solchen Schutt vor seinen Kraterwänden. Durch spätere Aus- brüche ist in ihm ein neuer Eruptionskegel c entstanden, an dessen Spitze sich gegenwärtig der eigene Eruptionsschlund öffnet. Nicht selten trifft man in der Nähe von Vulkanen kraterähnliclie, trichterförmige Löcher, aus denen unter lautem Zischen und Brausen Dämpfe und Gase (Wasser- und Schwefeldämpfe, Kohlensäure) entweichen. Besonders kräftig sind z. B. die Wasserdampfaushauchungen der Dampfquelle Karapiti auf Neu-Seeland, fg. d. Bei den erloschenen Vulkanen, fg. e, ist die ursprüngliche Kegelgestalt vielfach noch vorhanden, nicht selten aber auch durch Einsturz sowie durch die Wirkung der atmosphärischen Kräfte zer- stört. Häufig sammelt sich in den Kratern atmosphärisches Wasser an, und es entstehen dann die sog. Kraterseen, wie man sie in den meisten altvulkanischen Gebieten trifft. In Deutschland gehören hierher die Maare der Eifel. Die grössten Gebiete erloschener Vulkane hat die Oberfläche des Mondes aufzuweisen; zum Vergleich mit den entsprechenden Ver- hältnissen der Erde dient das Bild fg. k, das nach einer der be- rühmten Mondphotographien von Nasmyth hergestellt worden ist. Zu den Ausbruchstoffen der Vulkane gehört die Lava. Dieselbe ergiesst sich entweder in Strömen aus dem Gipfel des Kraters oder aus Spalten an den Seiten des Berges, wobei sich bisweilen merk- würdige Schlackenschornsteine auf der Oberfläche bilden, fg. h, oder es werden durch die Dampfexplosionen im Ausbruchkanal grössere oder kleinere Lavaklumpen in die Luft geschleudert, wobei diese zu verdrehten und gewundenen Schlackenstücken (vulkanische Bomben, auch Lapilli genannt, fg. g) werden, welche sich in der Luft meist abkühlen und erstarren. Zerstiebt die Lava durch die Dampfexplosion im Krater oder durch die Reibung der auf- und niederfüegenden grösseren vulkanischen Bomben in sehr feine Teile, so entsteht die sog. vulkanische Asche. Fliesst die Lava an einem Vulkane herab, so entsteht ein Lavaström. Dieser erkaltet nach und nach, und die Lava bricht in Form von Schollen, fg. f, oder wurstartigen Wülsten oder Gesteinstrümmern auseinander. Sammelt sich die Lava in einem seeartigen Bocken, wie dies am Abhang des Mauna Loa auf der Insel Hawaii geschieht, so bietet sieb die ebenso seltene als grossartige Erscheinung eines Lavasees, fg. i, dar. Der Krater des Mauna Loa besteht aus einem 5000 m langen und über 2000 m breiten ovalen Becken und ist in seinem inneren Teile be- ständig von einem See glühend flüssiger Lava erfüllt. Der letztere ist etwa 4000 m lang und 1500 m breit. Die Lava ist in unablässiger Bewegung, und der Schaum spritzt an vielen Stellen durch die heftigen Dampfentwickelungen 10—15 m hoch empor. Selbst bei wirklichen Ausbrüchen fehlen die Erdbeben und das unterirdische Getöse fast ganz; die Ausbrüche verraten sich nur durch plötzliches Steigen und Fallen der Lava. Diese fliesst nie aus dem Becken heraus, obwohl sie sich dem Rande desselben bisweilen nähert; viel- mehr brechen die Lavaströme erst einige Meilen entfernt am Abhange hervor. Ausschliesslich auf vulkanische Räume beschränkt sind die heissen Springquellen oder Geiser. Der letztere Name ist der bekanntesten aller derartigen Bildungen, dem grossen Geiser auf Island, fg. 1, ent- lehnt. In den Gipfel eines ca. 10 m hohen und 70 m im Durchmesser haltenden Kegels von Kieselsinter ist ein kreisrundes Becken von 2 m Tiefe und 17 m Durchmesser eingesenkt, aus dessen Grunde ein Kanal nach der Tiefe führt. Das Becken wird von einem krystallhellen, bläulich - grünen Wasser erfüllt, welches an der Oberfläche eine Temperatur von 76 bis 89“ C., in der Tiefe aber viel höhere Wärme- grade aufweist, Von Zeit zu Zeit, gewöhnlich nach einer Pause von 24 bis 30 Stunden, erfolgt nach einigen vorangehenden kleineren Aus- brüchen eine äusserst grossartige Wassereruption. Eine silberglänzende Säule von etwa 3 m Dicke steigt pfeilschnell bis mehr als 30 m hoch empor. Sie sinkt bisweilen auf einen Augenblick teilweise oder ganz zusammen, bricht jedoch dann mit um so grösserer Gewalt wieder hervor. Ungeheure Dampfwolken verhüllen öfter die Wassergarbe. Doch währt das unvergleichliche Schauspiel nur etwa 10 Minuten. Um den grossen Geiser scharen sich zahlreiche andere Sprudel. Noch bedeutsamer als die Geiserbildungen auf Island sind die- jenigen auf Neu-Seeland (Mitte der Nordinsel) und im Gebiete des oberen Yellowstone-River (Nebenfluss des Missouri) in den Vereinigten Staaten. Dem letzteren gehört der in fg. m dargestellte Grotten- geiser an. 12. Zur Geologie I. Faltungen, Erdbebenwirkungen. Die Geologie beschäftigt sich mit der Entstehung und dem Bau des Erdkörpers, sowie mit allen die Erdkruste und das Erdinnere zusammensetzenden Bestandteilen, welche gemeiniglich als Gesteine bezeichnet werden. Bezüglich ihrer Entstehung zerfallen die Gesteine in zwei Gruppen: Sedimentär- oder geschichtete Gesteine und Eruptivgesteine. Die letzteren, vgl. Taf. 1, fg. m, haben eine überraschende Ähnlichkeit mit der den Vulkanen entströmenden Lava, vgl.taf.il, fg. f, und sind ohne Zweifel wie diese in engen oder weiteren Kanälen als glutflüssige Massen aus der Tiefe emporgestiegen. Die geschichteten Gesteine aber, welche dieselbe Gestaltung aufweisen, wie die heute noch in Meeren und Seen sich bildenden Absätze, sind offenbar Ablagerungen des Meeres und der Seen; daher enthalten auch sie allein Ver- steinerungen. Eine derartige Entstehung bringt es notwendig mit sich, dass die ursprüngliche Lage aller Schichten eine wagerechte war; wo sich heute derartige Schichten aufgerichtet oder stark verbogen finden, müssen starke Störungen erfolgt sein. Über die Richtung solcher gestörten Schichten wird man belehrt durch Angabe des Streichens 3

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5 Querdurchschnitt demjenigen eines sehr langgezogenen Trapezes. Der- artig gebaute Festlandkörper zeigen demnach abgesehen von der nur teilweise sichtbaren Grundlinie drei Erstreckungen: nämlich je eine von den Berührungspunkten des Wassers mit dem Lande aufsteigend und eine, welche die höchsten Punkto dieser beiden verbindet. Es erhebt sich demnach das Gebiet an den beiden gegenüberliegenden Küsten mehr oder weniger unmittelbar und steil, um dann in eine Art Hochfläche, die gleichmässig verläuft oder von Erhebungen oder Einsenkungen unterbrochen ist, überzugehen. In diese Gattung ge- hören Afrika, fg. h, und Australien, fg. i, nach ihrem westöstlichen Durchschnitt. Doch ist damit nicht gesagt, dass jeder der genannten Erdteile seiner Grundform in allen Teilen treu bliebe. Asien z. B. hat grosso Gebiete, welche in die zweite Gattung gehören: nämlich Arabien, Persien und Teile von Kleinasien, während anderseits das Nilgebiet und Ostaustralien einen dreiseitig prismatischen Bau besitzen. Für die Gesamtentwickelung eines Festlandkörpers in natür- licher und kulturhistorischer Beziehung ist es nicht gleichgiltig, wie sein Bau gestaltet ist. Je höher sich nämlich die beiden schiefen Ebenen der ersten Grundform zu einem Hauptwall emportürmen, ein um so grösserer Wasservorrat wird geschaffen, und je weiter und je all- mählicher sie zum Meeresspiegel abfallen, um so regelmässiger gestaltet sich der Abfluss des Wassers nach dem Meere hin: das ganze Gebiet wird mit einem ausgebildeten Netz von fliessendem Wasser überzogen. Eine Betrachtung der Karten wird zeigen, dass von den Erdteilen Europa und Südamerika die besten, am gleiclimässigsten verteilten Wasseradern besitzen; als weniger gut erweist sich schon die Wasser- verteilung des Westens von Nordamerika, das in seinem Gebirgsdoppel- wall Wüsten mit Salzseen einschliesst, oder dessen Flüsse in tiefen zerrissenen, unwegsamen Schluchten einen Ausgang suchen. Dasselbe gilt in noch höherem Grade von Asien, das in seinem riesigen Gebirgs- doppelwall ein abflussloses, daher wüstenartiges Gebiet einschliesst, im ganzen betrachtet aber den Übergang der ersten zur zweiten Grundform bildet. Die Länder dieser zweiten Grundform sind durch den Mangel an grossen Flüssen und gleichmässig gebildeten Flusssystemen, an ver- trockneten Flüssen, Salzseen und Salzsteppen gekennzeichnet. Ganz Nordafrika vom Suezkanal bis Kap Yerde besitzt z. B. abgesehen vom Nil keinen nennenswerten Fluss, ebensowenig Arabien, und vom Hochlande Persien (Persien und Arabien zusammen sind halb so gross wie Europa) erreicht kein Tropfen Wasser das Meer. Dasselbe gilt von West- australien. Es bedarf nur noch der Andeutung, dass auf die in diesen Gebieten auftretende Wüstenbildung ausser dem Belief auch das Klima von entscheidendem Einfluss gewesen ist. Die genaue Ermittelung der Geländebildung kann auf verschiede- nem Wege erfolgen. Wir erwähnen nur die Nivellierung und die Winkel- messung. Die Nivellierung, fg. k, liefert die zuverlässigsten Er- gebnisse für Höhenmessung; aber da sie sehr zeitraubend und kost- spielig ist, so findet sie in der Kegel nur da Anwendung, wo durch die Aufnahme des Geländes andre Kulturzwecke erreicht werden sollen, z. B. Anlegung von Eisenbahnen, Kanälen, Bodenverbesserungen u. dgl. Komplizierter zu gewinnen, aber unter bestimmten Voraussetzungen ebenso zuverlässig, erweisen sich diejenigen Zahlen, welche auf trigonometrischem Wege, d. h. durch Winkelmessung von einer bestimmten Standlinie aus erlangt wurden, fg. 1. Das für diese Arbeit unentbehrliche Instrument ist der Theodolit. Mit der Feststellung des Baues der Erdrinde und der dazu ver- wendeten Gesteinsbestandteile beschäftigt sich die Geologie, deren wichtigste Ergebnisse auf den Tafeln 12 und 13 dargcstcllt sind. Der ideale Durchschnitt der Erdrinde, fg. m, zeigt die Lagerung der Formationen und die Durchbrechung derselben durch Eruptivgänge. Die gelagerten Schichten sind nach dem Alter angeordnet, in der Weise, dass die jüngsten auf der rechten Seite liegen; je weiter nach links, desto älter sind die Schichten und Formationen. Ideal heisst der Durchschnitt deshalb, weil die Formationen an keiner Stelle der Erde in derjenigen Vollständigkeit auftreten, wie sie das Bild bietet; stets fehlen ein oder mehrere Glieder der Reihe. 2. Ebene, Hügelland und Mittelgebirge. Ebenen sind solche Teile der festen Erdoberfläche, welche dem mathematischen Kugelmantel entsprechen, also nach allen Seiten gebogen sind, dem Beschauer aber von jedem Standpunkt aus wagerecht er- scheinen. Je nach ihrer Höhenlage unterscheidet man Tiefebenen und Hochebenen; eine feste Zahlengrenze zwischen beiden giebt es nicht; doch pflegt man wagerechte Flächen bis zu einer Meereshöhe von 200 bis 300 m stets als Tiefebenen oder richtiger als Tiefländer zu be- zeichnen. Solche finden sich in allen Erdteilen, namentlich in Mittel- und Osteuropa, in Nord- und Mittelasien und Amerika. Von geringerer Ausdehnung sind die Tiefländer Afrikas und Australiens. Der landschaftliche Eindruck sowie die Benennung der Ebene ändert sich mit dem Fehlen oder Vorhandensein des Pflanzen Wuchses und dessen besonderer Beschaffenheit. Unbewachsene oder mit sehr spärlichem Pflanzen wuchs (Salzpflanzen) bestandene ebene Gebiete, mit Gesteinstrümmem und Sand bedeckt, von Glutwinden und Sandstürmen durchbraust, heissen Wüsten, vgl. Taf. 7, a; waldlose, mit Frühjahrs- pflanzen (Kraut, Stauden und Gras) sich bedeckende, ebene Strecken nennt man Steppen, vgl. Taf. 7, b (Pussten, Prairien, Savannen, Pampas, fg. a; Heiden, vgl. Taf. 7, c); auf ihnen entfaltet sich häufig ein reges und anziehendes Tierlehen, dem heftige Staubstürme und Prairienbrände oft Verderben bringen; waldlose, mit ausdauernder Gras- und Krautdecke überzogene Gebiete werden Wiesen, vgl. Taf. 7, d, genannt; wenn in ihnen wegen Nichtabflusses des Wassers der Pflanzen- wuchs verfault und darauf ein neuer entsteht, so heissen sie Sümpfe (Röhricht), und, wenn er nur vermodert, Torfmoore. Letztere, meist öde, traurige Landschaften, sind insofern nicht ohne volkswirtschaftliche Bedeutung, als die sich aufhäufenden und mit der Bodenerde sieh ver- mischenden Moderstofte, von Zeit zu Zeit abgestochen und abgegraben, einen Brennstoff (den Torf) abgeben, der das solchen Gegenden in der Regel fehlende Brennholz bis zu einem gewissen Grade zu ersetzen vermag. An anderen Stellen brennt man die obere Pflanzenschicht ah, um in das dadurch gedüngte und getrocknete Gebiet Früchte (Buchweizen) zu säen (fg. b, im Hintergründe Moorrauch!). Der Ertrag freilich ist kärglich. Die in wirtschaftlicher Beziehung wichtigste Form der Ebene ist die Kulturebene, fg. c, welche allen Zwecken des Menschen dient: sie trägt Wiese und Wald, Garten- und Feldfrüchte, Viehzucht und Ackerbau, Dörfer und Städte, gewerbliche und industrielle Anlagen, Brücken und Strassen, Kanäle und Eisenbahnen. Die Hügel treten entweder in den Tiefländern auf, oder sie bilden den Übergang von der Ebene zum Gebirge. Vom niedrigen Mittel- gebirge unterscheiden sie sich dadurch, dass sie in der Regel nicht aus kompaktem Gestein, sondern aus Anhäufungen von Gesteinstrümmern (Schutt, Sand u. a.) bestehen, und dass sie mehr oder weniger stumpfe Kegel bilden, die sich in Parallelketten aneinander schliessen, fg. d. Ihre Höhe wechselt mit der Erhebung desjenigen Gebietes, auf welchem sie stehen. Hochebenen sind mehr oder minder wagerechte Flächen von mehr als 300 m Meereshöhe, welche von Randerhebungen begrenzt sind. Dolinen, fg. e, sind rundliche Einsenkungen in der Karsthochebene, in denen sich genügend Wasser und fruchtbare Erde vorfinden, um Pflanzen wachsen zu lassen. Die Hochflächen des Karstes, der sich namentlich in der österreichischen Provinz Krain ausdehnt, sind meist steinig und pflanzenarm. Gebirge sind zusammenhängende Bodenerhebungen von ansehn- licher Ausdehnung und beträchtlicher Meereshöhe (mindestens 300 m), welche aus kompaktem Felsgestein bestehen und sich nach Länge und Breite in mannigfacher Weise gliedern. Man unterscheidet Mittel- und Hochgebirge, ohne dass aber bisher eine allgemein anerkannte scharfe Begriffsbestimmung Platz gegriffen hätte. In landschaftlicher Beziehung lässt sich eine solche leicht aufstellen. Als Mittelgebirge bezeichnen wir solche Gebirge, welche die Linie des ewigen Schnees, vgl. Taf. 1, fg. b, nicht erreichen und meist mit Pflanzenwuchs bedeckt sind. Wo dieser fehlt, liegt die Schuld entweder an der Bevölkerung oder an den klimatischen Verhältnissen. Die meisten Gebirge der Erde sind Mittelgebirge. Nach der Höhe und Massenentfaltung kann man sie in solche ersten und zweiten Ranges teilen. Als Mittelgebirge ersten Ranges, -welche in der Regel über die Vegetationsgrenze hinaussteigen, sind zu bezeichnen: in Europa: die spanischen Gebirge, der Apennin, die türkisch-griechischen Gebirge, die Karpaten, in Asien: die vorderasiatischen Gebirge (Kleinasien, Armenien, Persien, Syrien, Arabien), die Gebirge Chinas, Japans und der grösseren südostasiatischen Inseln, der Altai und seine nordöstlichen Fortsetzungen, in Afrika: der Atlas, das abessynisclie Gebirge, Teile der Randgebirge der Südwestküste, das Gebirge auf Madagaskar, in Amerika: das Gebirgsland von Brasilien und Venezuela. Als Mittelgebirge zweiten Ranges, welche in der Regel inner- halb der Vegetationsgrenze liegen: in Europa: das deutsche, französische und englische, der Ural, in Asien: das vorderindische, hinterindische, manche unter den sibirischen und chinesischen, in Amerika: das Alleghanygebirgo und in Australien: das ostaustralischo Gebirge. Der Charakter der Mittelgebirge zweiten Ranges macht sich vor allem in dem stumpfen Rücken (unentschiedenen Kamm) und der Bildung der Thäler geltend. Der Wald und die übrige Pflanzendecke benimmt den Mittelgebirgen den schroffen Charakter, fg. f, vgl. Taf. 8, a, den sie jedoch wieder annehmen, wenn sie durch den Menschen oder durch Naturereignisse derselben beraubt werden. Dies widerfuhr z. B. den südeuropäischen Mittelgebirgen, vgl. Taf. 8, c. Im nördlichen Europa dagegen trifft man eine ausgezeichnete Waldkultur. (Die wichtigeren Waldbäume in verschiedenen Breiten werden durch Taf. 22—24 dar- gestcllt.) Den neuzeitlichen Verkehrsmitteln vermag das Mittelgebirge kein Hemmnis zu bereiten: in allen Kulturländern wird es von Fahr- strassen, Eisenbahnen, ja von Kanälen durchzogen, zumal wenn es sich durch Reichtum an brauchbaren Mineralien, besonders Kohle und Eisen, auszeichnet. 3. Zur Hochgebirgskunde I. Unter Hochgebirge verstehen wir diejenigen Bodenerhebungen, welche auf ihren oberen Teilen beständig Schnee, Eis, Gletscher und nackten Felsen zeigen und entweder gar kein oder ein sehr beschränktes organisches Leben tragen. Da wir nun diesen Begriff nicht an eine bestimmte Höhenzahl knüpfen, sondern an klimatisch-biologische Er- scheinungen, deren eigentümliches Auftreten oder Fehlen dem Gebirge eben sein charakteristisches Gepräge verleiht, so ist es klar, dass seine Höhe je nach der Breitenlage eine verschiedene sein muss. Über den Verlauf der Schneelinie in den verschiedenen Teilen der Erde vgl. Taf. 1, fg. b. Hocligebirge in diesem Sinne besitzt Europa in den Alpen, dem skandinavischen Gebirge und in den Pyrenäen; Asien im Kaukasus, in dem Himalaya, dem Hindukusch, dem Kuenlun und Thianschan; Amerika in dem grossartigen Längszug der Anden; in dem Erdteil Australien ist das einzige Beispiel das Gebirge auf der Südinsel von Neuseeland. Afrika enthält Hochgebirge in der äquatorialen Seenregion. Die Anschauung einer Hochgebirgskette wird durch fg. a in der Gestalt des Montblanc gewährt. Daran lässt sich beobachten die Zickzacklinie des Kammes, welche die Wasserscheide zwischen Arve (Rhone) und Dora Baltea (Po) bildet, eine Anzahl Spitzen (Piks), die Gletscher, deren der Montblanc 30 besitzt, die Gestaltung der Seiten- gehänge, das Längsthal der Arve (Chamonix) und die relative Höhe des ganzen Stockes, welche bei der höchsten Spitze dos Montblanc 3750 m beträgt, sowie die Baumgrenze. Von der Flegere aus erblickt man ferner unten im Tlxale schwach angedeutet das stattliche Dorf Chamonix, das Hauptquartier der 2

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7 der Felsen hört Weg und Steg auf, und wer nicht ein Alpentourist ersten Ranges ist, muss sich der Sachkenntnis eines der vielen berufs- mässigen Bergführer an vertrauen. Der Besuch des Hochgebirges hat mit den erleichterten Ver- kchrsbodingungen in den letzten Jahrzehnten eine ungeahnte Aus- dehnung genommen; es sind deshalb in den besuchteren Teilen der Alpen ausserordentliche Veränderungen vor sich gegangen, und vor allem hat das Hotelwesen einen ungeahnten Aufschwung genommen. Die feinsten, mit jeder erdenklichen Bequemlichkeit eingerichteten Gast- häuser finden sich in den entlegensten Thälcrn und auf ansehnlichen Höhen. Von dem Verkehr in einem Alpenwirtshaus sucht fg. h eine Vor- stellung zu geben. Die Bereisung der Alpen ist in den letzten Jahr- zehnten durch Anlage von Zahnrad- und Drahtseilbahnen ausser- ordentlich erleichtert worden. Bei den Zahnradbahnen, fg. 1, befindet sich in der Mitte zwischen den beiden gewöhnlichen Schienen eine Doppelschiene, welche in kurzen Zwischenräumen starke Eisenzapfen enthält. Ferner hat jede Lokomotive und jeder Wagen ein Zahnrad, dessen Zähne beim Fahren in die Hohlräume der Mittelschiene ein- greifen. Dadurch wird die vollständige Sicherheit des Betriebes gewährleistet. Drahtseilbahnen, fg. k, werden mittels eines Draht- seiles ohne Ende bewegt, können aber nur bei geradlinigen Strecken von kürzerer Entfernung angewendet werden. 5. Gebirgstypen. Hinsichtlich ihrer Erhebungsform tragen Gebirgsgegenden im wesentlichen einen dreifach verschiedenen Charakter an sich: entweder bestehen sie aus zahlreichen vereinzelten Bergen, von denen fg. a mehrere verschiedene Arten darstellt, oder die Berge treten zu einem geschlossenen Wall zusammen (fg. b: Kamm-oder Kettengebirge), oder sie gleichen einer Hochebene, in deren tief ausgewaschenen Thälern allein der Gebirgscharakter hervortritt (fg. c: Massengebirge). An diesen drei Figuren lassen sich zugleich die Begriffe Kegel, Spitze (Horn), Tafelberg, fg. a, Pass, vorgelagerte Berge, fg. b, und Erosions- thal, fg. c, erkennen. Fg. d (Hohe Tatra) zeigt die scharfkantigen Formen eines Granit- und Gneiswalles. Bisweilen beobachtet man an den Granitfelsen eine quaderförmige Absonderung (fg. e: Mittagstein auf dem Riesengebirge), und so offenbaren sie in dieser Form eine gewisse äussere Ähnlichkeit mit den Quadersandsteinen (z. B. in der Sächsischen Schweiz, fg. f). Die plattenförmige Schichtung des Schiefergesteins bringt fg. g (Bild aus der Umgebung von St. Goar am Rhein) zur Darstellung. Durch grossartige Zerklüftung imponieren Kalk- und Dolomitgebirge (fg. h: Partie vom Rosengarten bei Bozen); ausserdem sind die Kalkgebirge durch ihren Reichtum an Höhlen ausgezeichnet, welche vielfach die seltsam geformten Tropfsteingebilde enthalten (vgl. fg. i: die Adels- berger Grotte). Die Berge aus eruptivem Gestein sind fast immer durch die sanfte Abrundung ihrer Kuppen gekennzeichnet, wie uns das Bild von den Braunauer Porphyrbergen, fg. k, zeigt. Auf dem Bild von der Insel Staffa, fg. 1, erblickt man im Hintergründe eine Basaltgruppe von gleicher Form; vor allem aber führt es uns die schöne säulenförmige Absonderung des Basalts vor. Fg. m (Terrassen aus Kieselsinter an der heissen Tetarata-Quelle auf Neu-Seeland) ist das Musterbild einer Terrasse; zugleich sehen wir hier die grossartigsten Kieselsinterablagerungen der Erde vor uns. Es ist, als ob ein über Stufen stürzender Wasserfall plötzlich in Stein verwandelt worden wäre. Jede der Stufen hat einen kleinen erhabenen Rand; sie stellen somit Meine Becken dar, welche durch die von oben herabkommenden warmen Wasser gefüllt werden. Jene Becken bilden gleichsam Badebassins, wie sie der raffinierteste Luxus nicht prächtiger und bequemer hätte schaffen können. 6—8. Farbige Landschaften. Die achtzehn farbigen Landschaften, welche die Tafeln 6—8 ausfüllen, sollen eine Ergänzung zu den vorhergehenden wie auch zu den folgenden Tafeln bilden, soweit diese Ansichten aus der unbelebten Natur darstellen. So lehrreich und deutlich nämlich die Schwarz- bilder auch sind, so fehlt ihnen doch eins zur Erreichung der voll- ständigen Naturtreue, und das ist die Farbe, deren Veränderungen nach Ort und Zeit sowohl den Landschaften als den Einzelgegen- ständen der Natur ihr besonderes Gepräge verleihen. Die folgenden achtzehn Bilder stellen die wichtigsten Typen dar und sind geordnet nach den jeweilig vorherrschenden Hauptbestandteilen der Landschaft. Demnach zeigt die Tafel 6 eine Reihe solcher Formen, welche durch die gegenseitige Berührung von Land und Wasser zu- stande kommen. Die Tafel 7 enthält solche landschaftliche Gebilde, die, vorwiegend in der Ebene oder im schwach bewegten Gelände ge- legen, ihre Eigenart durch die besondere Gestaltung der Pflanzendecke erhalten. Auf der Tafel 8 endlich sind solche Bilder vereinigt, deren Haupteigenschaft in der verschiedenartigen Aufrichtung der entspre- chenden Teile der Erdoberfläche, also in der Gebirgsbildung, besteht, wovon wiederum die besondere Erscheinungsform des Pflanzenwuchses abhängig ist. 6. Küstenbilder. Die Anordnung der hier vereinigten sechs Küstenbilder folgt der Richtung von Norden nach Süden und führt den Beschauer aus dem höchsten Norden durch die gemässigten Gebiete bis in die Tropen, wobei zugleich die Erscheinungen und Wirkungen des Lichtes, die Färbung des Meeres und die Gestaltung der Küsten berücksichtigt sind. Fg. a stellt eine Polarküste mit Nebensonnen dar, vgl. Taf. 21a; zugleich bemerken wir einen Eisberg, vgl. Taf. 15, n, und eine Es- kimogruppe, vgl. Taf. 26, aa. Fg. b, Norwegischer Fjord, führt uns in tiefere Breiten, etwa in die Gegend von 55 bis 60°, wo so viele Küsten, namentlich auf der nördlichen Halbkugel, den Fjord- charakter tragen, vgl. Taf. 15, m. Besonders bemerkenswert für die norwegischen Fjorde ist der ausserordentliche Reichtum an Wasserfällen. Bei fg. c, Ostseeküste mit Dünen auf Rügen, wolle man die tief- blaue Farbe des Meeres und die Gestaltung des Pflanzenwuchses be- achten, der gruppenweise und in struppiger Form auf'tritt. Über die Dünen vgl. Taf. 15, g und li. Im Gegensatz zu der salzarmen Ostsee hat die Nordsee, fg. d, grünliches Wasser, aus dem sich der rotbraune Felsen von Helgoland wirksam abhebt. Auf unserm Bilde ist die See leicht bewegt und bildet schwache Wellen mit weissen Schaumkämmen. Ein Küstenbild aus der wärmeren gemässigten Zone bietet Taf. 8, d, mit dem Vesuv im Hintergründe. In die Tropen führen uns die fg. e und f der vorliegenden Tafel, fg. e stellt eine tropische Sumpfküste mit Mangroven dar; solche finden sich an vielen Stollen der tropischen Flachküsten und sind in der Regel die Herde gefährlicher Fieber. Über die Mangroven vgl. Taf. 22,1. Einen andern Typus tropischer Küsten mit Palmen bietet fg. f dar. Über die hier vorkommenden Palmyrapalmen vgl. Taf. 22, b. 7. Vegetationsbilder aus dem Flachlande. Wie in dem Text zu Taf. 2a auseinandergesetzt wurde, ist das Landschaftsbild in dem Flachlande in hohem Grade von der Besonder- heit des Pflanzenwuchses abhängig. Dieser aber wird in erster Linie durch die klimatischen Verhältnisse bedingt. Die Anordnung der auf der vorliegenden Tafel vereinigten Bilder geht von dem vollständigen Mangel an Pflanzen wuchs aus und zeigt, wie dieser unter dem Ein- fluss der klimatischen Verhältnisse verschiedene Formen annimmt. Die Wüste, fg. a, ist die Folge von Wassermangel oder sehr grosser Wasserarmut, wie sie sich in der Nähe der Wendekreise, namentlich in der Alten Welt, in weiten Gebieten bemerklich macht. Die Wüste selbst zeigt verschiedenartige Obeiflächonbedeckung als Sand, vielfach in Form von Dünen, steinige und felsige (Hammadas und Sserirs) Gebiete, mehr oder minder scharf ausgebildete Thäler (Wadis) und gelegentlich auch Gebirge. Zur Bereisung der Wüsten ist das Kamel unentbehrlich. Eine kleine Kamelkarawane ist im Vordergründe unseres Bildes zu sehen. Die Steppe, fg. b, ist der Ausdruck eines Klimas mit geringen oder ungleichmässig verteilten Niederschlägen, wie. sie ebenfalls in der Nähe der Wendekreise in allen Teilen der Erde Vorkommen. Nicht selten ist der Boden der Steppen reich an Salz. Dieser Umstand sowie die nahrhafte, aus Gräsern, Kräutern und Stauden, gelegentlich auch aus Gebüschen bestehende Pflanzendecke ist dem Gedeihen der Tierwelt zuträglich. Daher sind die Steppen die Stätten einerseits der nomadischen Viehzucht, anderseits einer an Arten und Individuen reichen wilden Fauna. Unser Bild stellt eine tibetanische Hoch- steppe mit Jaks (Grunzochsen), Antilopen, wilden Eseln, Trappen, Nagetieren u. a. dar. Unter den Begriff der Steppe fällt in gewissen Beziehungen auch die Heide, fg. c, die namentlich im nordwestlichen Europa ausge- dehnte Strecken einnimmt und zur Zeit der Blüte (Juli) einen präch- tigen Anblick darbietet, sonst aber den Eindruck grosser Öde macht. Die Heideflächen sind vielfach von Äckern, Gehöften und Wäldern unterbrochen; neuerdings hat die Aufforstung, namentlich der Lüne- burger Heide, ansehnliche Fortschritte gemacht. Marschlandschaften, fg. d, sind vortreffliche Wiesen, hervor- gerufen durch tiefe Lage und reiche Niederschläge sowie durch ge- legentliche Überschwemmungen der benachbarten Gewässer; sie finden sich namentlich im kontinentalen Küsten- und Hinterland der Nordsee, von Holland angefangen bis an die deutsch-dänische Grenze und zeichnen sich durch ergiebige Viehzucht, namentlich von Rindern und Pferden aus. Die holländischen Marschen sind durch Kanäle, die zur Be- und Entwässerung dienen, aber auch für den Verkehr eine grosse Wichtigkeit haben, in rechteckige Flächen geteilt; die zahlreichen Windmühlen, welche man hier beobachtet, werden teils zum Mahlen, teils zur Regulierung des Wasserstandes der Flüsse und Kanäle ge- braucht. Die Marschen sind baumlos; nur in der Nähe der mensch- lichen Niederlassungen begegnet man Anpflanzungen von Bäumen und Gesträuchern. Laubwälder sind ein herrlicher Schmuck weiter Gebiete der gemässigten Zone in der Umgebung des 50.° n. Br. in der Alten wie in der Neuen Welt, und eine grossartige Farbenpracht entwickelt sich im Herbste. Bei weitem länger als in den mitteleuropäischen Wald- landschaften dauert die herbstliche Verfärbung des Laubes in Nordamerika, fg. e, namentlich im Gebiete des Lorenzstromes und von den kanadischen Seen hinab zu beiden Seiten des Alleghanygebietes nach Virginia und Kentucky. Das Verfärben des sommergrünen Laubes beginnt bei einigen Arten schon Anfang September und erstreckt sich bis in die Mitte des Oktobers. Die amerikanische Buche verfärbt sich in derselben Weise wie die europäische, auch die amerikanischen Birken haben dasselbe Goldgelb wie die europäischen Schwesterarten; aber die Eichen zeigen in ihrem herbstlichen Laube alle Tinten von Gelb durch Orange zu Rotbraun; der rote Ahorn hüllt sich in tiefes Rot, der Tulpenbaum bietet das hellste Gelb dar, die grossdornigen Weiss- dorngebüsche, der Schneeball und der Giftsumach werden violett, der Essigbaum und die in dem Gezweige emporklimmenden wilden Reben kleiden sich in brennenden Scharlach. In dieses bunte Gemenge von grellen Farben mischen sich die kanadische Tanne mit ihrem tiefen dunklen Grün und die Weimutskiefer mit dem matten Bläulichgrün ihrer Nadelkronen. Der tropische Wald, wie man ihn in Brasilien, fg. f, und in manchen Teilen Asiens und Afrikas namentlich in der Nähe des Äquators findet, stellt, begünstigt durch das heissfeuchte Klima, die höchste freiwillige Leistungsfähigkeit der Natur in Bezug auf Menge und Mannigfaltigkeit des Pflanzen Wuchses dar. Eine kurze Charakteristik des typischen Tropenwaldes geben wir zu Tafel 22 c. 8. Gebirgsansichten. Der besondere Eindruck der Gebirge hängt von verschiedenen Eigenschaften ab, von denen hier nur die Höhe, die Art der Auf- richtung, die Gesteinsbildung sowie die Art der Entstehung hervorge- hoben sein mögen. Durch die Höhe und die dadurch bedingte Ver- änderung des Klimas wird auch vorzugsweise die Gestaltung des 2*

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10 und F allen s derselben, fg. a. Unter Streichen versteht man die Richtung einer auf der Schichtungsoberfläche gezogen gedachten wage- rechten Linie gegen den Meridian des Beobachtungsortes. Der Winkel, den eine in der Schichtungsfläche auf der Streichungslinie (s t) recht- winklig stehende Linie (v f) mit der Ebene bildet, giebt die Grösse des Fallen® an. Die mächtigen Faltungen der Schichten, wie sie besonders in Gebirgen häufig beobachtet werden, bringen fg. b, c, d, i und k zur Darstellung. In fg. b zeigen die Ketten links eine einfache Faltung. Bisweilen entstanden jedoch beim Aufsteigen der Gesteinsmassen auf dem Kamme der Anschwellung mächtige Spalten, wobei der Kamm wohl gar seiner ganzen Länge nach völlig barst (fg. b rechts). Nicht selten wurden die Schichten sogar knieförmig umgebogen, fg. c, so dass die ehemals unteren Schichten obenauf zu liegen kamen. So erscheint an dem Mettenberge (im Berner Oberland) eine mächtige Kalkmasse knieförmig umgekehrt; auf der Höhe des Berges erkennt man deutlich, dass die Schichtenfolge verkehrt liegt gegen die am Fusse bei Stieregg, im Hintergründe des unteren Grindelwaldgletschers, beobachtete. Be- sonders merkwürdig ist die in den krystallinischen Zentralmassen der Alpen vielfach wiederkehrende Fächerstellung, fg. d. Offenbar barsten die krystallinischen Massen, wenn sie bis zu einer gewissen Höhe emporgedrängt wurden, worauf sie sich wie die Halme von Garben aus- einander legten. Brachen die krystallinischen Massen in mehreren parallelen Zonen hervor, so wurden die zwischen ihnen liegenden Mulden durch die krystallinischen Felsarten an beiden Flanken emporgehoben und bisweilen gänzlich umgebogen wie etwa die Blätter eines Buches, so dass die Sedimentärgesteine in den inneren Räumen fast ganz ver- schwanden (s. das Profil des Montblanc, fg. 1, und das des St. Gott- hard, fg. m). War bei der Aufrichtung der Gebirge die Biegung der Schichten eine so starke, dass sie die Dehnbarkeit der Gesteinsmassen überschritt, so bildeten sich Spalten (Verwerfungsspalten), und es traten Ver- werfungen ein, fg. e, f, h, wobei gewöhnlich ein Teil der Schichtenmasse unter seine ursprüngliche Höhenlage hinabsank. Liefen die Verwerfungs- spalten parallel oder nahezu parallel, so konnte ein treppenförmiger Schichtenbau entstehen, wie ihn fg. e darstellt. Die Schichten a, b, c, d bildeten ursprünglich ein zusammenhängendes horizontales Lager, ebenso die entsprechenden benachbarten Schichten. Der Höhenunterschied der verworfenen Gesteine, die „Sprung- höhe“, ist oft für das Auge des Laien unmerklich, erhebt sich aber in vielen Gegenden auf Hunderte, ja auf Tausende von Metern. Das rings von solchen Sprüngen umgebene Landstück heisst eine Scholle und ein aus einzelnen Schollen zusammengesetztes Land ein Schollenland. Auffallende Unebenheiten des Bodens, die selbst den Charakter von Gebirgen annehmen können, zeigen sich im allgemeinen an den Schollenwänden. Bei wagerecht gelagerten Schollen tritt uns die Schollenstufe von der Oberfläche des gesenkten Flügels, dem Senkungs- feld, fg. g in der Mitte, oft schon als Gebirge entgegen, während wir nach Aufstieg auf die Platte nichts von einem solchen bemerken. Ist ein Stück der Erdrinde stehen geblieben, während rings um dasselbe die Rindenteile hinabgesunken sind, so bezeichnet man das stehen- gebliebene Stück als Horst, fg. f. Die Senkungsfelder bezeichnet man als Grabenversenkung oder Graben, fg. g, wenn die Ränder miteinander parallel laufen (Ober- rheinische Tiefebene, Totes Meer, Ostafrikanischer Graben); von einem Kesselbruch spricht man, wenn die Ränder mehr oder weniger kreisförmig sind wie beim Ries im deutschen Jura. Von den eigentümlichen Krümmungen und Berstungen des Schichten- baues hängt auch der Bau der Thäler ab. Sie lassen sich am ein- fachsten in Mulden-, in Hebungs- und in Scheidethäler oder besser in Synklinale, antiklinale und isoklinale Thäler zerlegen, deren charakte- ristische Merkmale fg. i darstellt. Daneben giebt es freilich auch Thäler, die nicht mit dem Bau des Gebirges gegeben, sondern in der Hauptsache eine Schöpfung des Wassers sind: die Erosionsthäler. Von grosser Wichtigkeit ist es, das Alter eines Gebirges bestimmen zu können. Natürlich lässt sich niemals feststellen, vor wieviel Jahren dasselbe aufgerichtet wurde; vielmehr lässt sich nur das relative Alter angeben. Können sich Gesteine irgendwo ruhig ablagern, so folgen die neueren Bildungen den älteren immer in wagerechten Schichten. Wurden aber, bevor eine Schicht im Meere sich ablagerte, die älteren Schichten gefaltet oder verworfen, so füllte die jüngere Bildung zunächst die vorhandenen Faltungen und Thäler aus. Überall da, wo sich wagerecht liegende Schichten über Schichten mit gestörten Lagerungsverhältnissen ausbreiten, ereignete sich demnach der Vorgang der Schichtenstörung, nachdem die jüngste gefaltet, aber bevor die älteste horizontale Schichtenreihe entstanden war, fg. k. Gehört z. B. die unterste wagerechte Schicht dem ältesten tertiären Abschnitt, ihre gefaltete Unterlage (das Liegende) aber der jüngsten Stufe der Kreide- formation an, so vollzog sich die Fältelung oder Hebung am Ausgang der Kreidezeit. Aus dem Querschnitt der fg. k aber ergiebt sich, dass die früher wagerechten Schichten A und B aufgesprengt und aufge- richtet wurden, als sich der Granit G hindurchdrängte. Die Hebung war vollendet, bevor sich die neueren Schichten C horizontal am Ab- hange von B niedergeschlagen hatten. Der ursprüngliche Bau der Gebirge wird durch die zerstörende Thätigkeit des Wassers unablässig verwischt; dasselbe verwandelt that- säclilich jene stolzen Bauwerke in Ruinen. Die Verheerungen des Wassers sind in einzelnen Fällen so bedeutend, dass der ursprüngliche Bau des Gebirges kaum noch zu erkennen ist. Das Wasser schafft Berge da, wo sich eigentlich Thäler finden sollten (vgl. das Profil von den Schwyzer Mythen, fg. o), während es anderwärts Thäler an solchen Stellen ausnagt, wo sich Berge erheben sollten, fg. n. Erdbeben sind Erzitterungen des Bodens, welche durch ver- schiedene Verhältnisse, wie Einsturz unterirdischer Hohlräume, Ver- schiebungen in der Erdkruste, Bewegung des glühendflüssigen Erd- innern u. a. hervorgerufen werden und erfahrungsgemäss am häufigsten in vulkanischen Gebieten Vorkommen. Die Einwirkungen der Erdbeben auf den Boden können sehr verschieden sein. Häufig entstehen Spalten und trichterförmige Vertiefungen sowie Senkungen von aus lockerem Material bestehenden Ufersteinen, so z.*B. bei dem achäi- schen Erdbeben i. J. 1861, fg. q. Dort glitt das ganze aus Schutt- massen bestehende Gebiet nach Norden ab und geriet mit seinem äussersten Rande unter den Meeresspiegel. Zugleich wurde das Land vollständig von Spalten zerrissen, welche etwa l1/* m tief und mit Erde, Sand und Schlamm gefüllt waren. Durch den vielfach und rasch wechselnden ungleichen Druck wurden diese leicht beweglichen Massen an manchen Stellen herausgequetscht und bildeten unter Umständen kleine Kegel. Kamen dazu noch Gasblasen oder Wasserstrahlen, so bildeten sich kleine Krater in den Kegeln, letztere mit Durchmessern bis zu 1 m. Furchtbar sind oft die Zerstörungen, welche durch die Erd- beben an Gebäuden angerichtet werden; doch richten sie sich sehr nach der Bauart und nach dem verwendeten Material. Hohe Gebäude und Gewölbe werden am meisten beeinflusst. Als Beispiel möge die Kapelle von Kasina, fg. p, dienen, welche von dem Agramer Erd- beben am 9. November 1880 betroffen wurde. Der aufgesetzte Turm ist auffallend gegen Nno geneigt, die Sprünge durchziehen ohne Regel die Wände und zeigen nur Abhängigkeit von den Fensteröffnungen. Die Aussenansiclit aber lässt kaum die Zerstörungen im Innern ahnen, die durch das vollständig eingestürzte Gewölbe angerichtet worden waren. Bekanntlich nimmt die Eigenwärme der Erde nach der Tiefe hin zu. In welchem Masse dies geschieht, zeigt fg. r, welche einer- seits die Wärmeverhältnisse an der Aussenseite des St. Gotthard, anderseits diejenigen im Tunnel darstellt. 13. Zur Geologie Ii. Die geologischen Zeitalter. Als der Mensch auf dem Schauplatze der Schöpfung erschien, hatte der Erdkörper bereits eine unermessliche Entwickelungsperiode hinter sich. Nachdem der glutflüssige Erdball an seiner Oberfläche erkaltet war und sich mit einer festen Kruste bedeckt hatte, wurde die Wassorbildung möglich, und so breitete sich nach und nach ein tiefer Ozean über den ganzen Erdkreis aus. In dem anfänglich noch überhitzten Wasser jenes uiältesten Meeres lagerten sich die ältesten Schichten ab, die wir kennen: das sog. Urgebirge (Urgneis- und Ur- schieferformation). Das Pflanzen- und Tierleben war in jenem Zeit- alter, welches sicher viele Millionen von Jahren umfasst, noch nicht erwacht; somit fehlen dem Urgebirge auch die pflanzlichen und tierischen Überreste. Auch weiterhin entwickelten sich, nachdem mittlerweile die ersten Weltinseln emporgestiegen waren, nur niedrig organisierte Pflanzen und Tiere. Nach Ablauf grosser Zeiträume hat. die Natur allmählich eine Tracht nach der anderen abgelegt. Zugleich wurden ihre Or- ganismen immer vollkommener. Von besonderer Bedeutung dabei ist es, dass sich jede derartige Änderung im allgemeinen gleichzeitig auf der ganzen Erde ereignete, und dass niemals die Tier- und Pflanzen- welt einer früheren Periode wiederkehrte. Eine Reihe von Schichten, die im allgemeinen eine und dieselbe Pflanzen- und Tierwelt (beide natürlich versteinert) umschliessen, nennt man eine Formation. Es wird demnach bei der Einteilung der Formationen keinerlei Rücksicht genommen auf die Gesteinsbeschaffenheit, die innerhalb einer Formation eine ganz verschiedenartige und umgekehrt innerhalb verschiedener Formationen eine gleichartige sein kann, sondern lediglich auf die Versteinerungen, welche das Gestein umschliesst. Die Paläontologie, d. i. die Wissenschaft von der Tier- und Pflanzenwelt der Vorzeit, ist gewissermassen eine Altertumskunde des organischen Lebens. Zu dem alten oder paläozoischen Zeitalter gehören die Silur-, Devon-, Steinkohlen- und Dyasformation. Von Pflanzen sind aus der Silurzeit‘) nur Seetange bekannt; hingegen sind niedere See- tiere (Weichtiere, Strahltiere und Gliedertiere) in reicher Anzahl vor- handen. In der obersten Stufe erscheinen sogar schon einige Fische (haiartige Knorpelfische), die ältesten Vertreter der Wirbeltiere. Während der Devonzeit®) müssen die Kontinente bedeutend an Umfang gewonnen haben; denn wir begegnen in dieser Formation ausser den Seegewächsen auch Farnen, Sigillarien (Siegelbäume) und Lepidodendren (Schuppen- bäume), wenngleich deren Entfaltung keine so üppige ist wie im Stein- kohlenzeitalter. Das Tierleben weist keine neuen Charaktererscheinungen auf. Das Pflanzenleben der Steinkohlenperiode, fg. a, welches im Ver- gleich zu dem devonischen ein ungemein üppiges war, trug den Charakter einer tropischen Sumpf- und Morastvegetation an sich. Am mannigfaltigsten waren die Farne (250 Arten in Europa); doch sind sie als kohlenbildendes Material wegen ihres geringen Holzreichtums nirgends von Bedeutung. Als Kohlenbildner spielen die Kalamiton (den Schafthalmen ähnlich), Sigillarien und Lepidodendren die wich- tigste Rolle. Seltener waren die Nadelhölzer und Zapfenpalmen (Cycadeen). Unzweifelhaft besass der Urwald der Steinkohlenzeit die traurigste Eintönigkeit, welche wir uns denken können. Er entbehrte völlig des mannigfaltigen Laubschmuckes, sowie des Blütenreichtums unserer tropischen Wälder. Wohin auch das Auge sah, erblickte es nichts als mit dürftigem Blattwerk besetzte Kalamiten, säulenförmige Schäfte von Sigillarien, mit formlosen Zweigen und borstigen Blättern ausgestattete Schuppenbäume; mattgrüne Farne und steife Schafthalme überwucherten, Gras und Blumen vertretend, den Boden. Nirgends ertönte der Laut eines Tieres — es gab ja weder Säugetiere noch Vögel; nur schleichende Amphibien, stumme Fische und andere niedere Tiere bevölkerten die sumpfigen, waldreichen Niederungen und ihre Wasserbecken. Fürwahr, ein so eintöniges und ödes Waldgebiet, wie es gegenwärtig in keinem Teil der Erde vorkommt! Von den Tieren erschienen Süsswasser- und Landmollusken, Insekten (Käfer), Spinnen und Reptilien (Froschsaurier, Labyrinthodonten) auf der Weltbühne. * 2 ’) Die Silurer waren ein kleiner keltischer Volksstamm, welcher während der römischen Herrschaft diejenigen Teile des heutigen Wales be- wohnte, wo der englische Geolog Murchison die Silurformation zum ersten Male genau untersuchte. 2) Dieser Name ist der englischen Grafschaft Devonshire entlohnt.

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11 Die Fische waren teils echte Knorpelfische, teils kleinschuppige Schmelz- schupper (Ganoiden) mit ungleichen Lappen der Schwanzflossen. 1) as Pflanzenleben der Dyas1) giebt sich sofort als eine Tochter desjenigen der Steinkohlenzeit zu erkennen. Besonders wucherten die Farne und Kalamiten noch üppig; hingegen waren Sigillarien und Lepidodendren im Aussterben begriffen. Einzelne Nadelhölzer er- langten ungeheure Grösse. Die Tierwelt erreichte den Gipfelpunkt ihrer Entwickelung in einem echten Reptil, einer dem ägyptischen Monitor in Grösse und Gestalt nahestehenden Landeidechse (Protero- saurus). Dürfen wir die paläozoische Gruppe als das Altertum in der Ent- wickelungsgeschichte des organischen Lebens betrachten, so tritt in der mesozoischen Gruppe gewissermassen das Mittelalter vor uns. Die- selbe umschliesst die drei sogenannten sekundären Formationen: die Trias-,2) Jura-3) und Kreideformation.4) Die paläozoischen Dschungeln von Sigillarien und Lepidodendren sind für immer verschwunden, und an ihrer Stelle finden sich Waldungen von tropischen und später von subtropischen Nadelhölzern, zwischen denen mächtige Farne und riesige Equisetaceen (Schafthalme) üppig wuchern. Kräftiger als sonst jemals entfalten sich die Zapfenpalmen (Cycadeen). (Vgl. hierzu fg. b und c, die Landschaften aus dem Keuper [obere Trias] und dem Jura.) Doch wird gegen Ende der Kreidezeit der Charakter der Wälder durch das Auftreten zahlreicher Laubbäume von tropischem Aussehen wesentlich verändert. Auch das Tierlcben ist durchweg umgestaltet. Von den Mollusken gewinnen die Cephalopoden eine hervorragende Bedeutung in den Ammoniten (Ammonshörner) und Belemniten (Donnerkeile). Die Sehmelzschupper (Ganoiden) mit ungleichen Schwanzflossen weichen allmählich denen mit symmetrischen, also gleichlappigen Schwanzflossen. Im Jura tauchen die ersten wahren Knochenfische mit festen Wirbeln auf; sie sind also die Vorläufer der Typen, welche heute unsere Fisch- welt bilden. Spuren von Säugetieren (Beuteltieren), sowie von Vögeln finden sich zwar schon in der Trias; doch spielen die Reptilien die erste Rolle unter den Tieren. Dieselben zeigen vielfach die sonder- barsten Mischformen; so besitzt Mastodonsaurus Frosch- und Saurier- merkmale, Ichthyosaurus Saurier- und Fischmerkmale, Dinosaurus Eidechsen-, Krokodil-, Vogel- und Säugetiermerkmale, Archaeopteryx Vogel- und Reptilmerkmale. Die känozoische Formationsgruppe (gewissermassen die geologische Neuzeit) umfasst die Tertiär- und Quartärformation, von denen die letztere wieder in das Diluvium und Alluvium zerfällt. In der Tertiär- zeit treten die vorher s6 wichtigen Cycadeen und Nadelhölzer zurück, während die Laubhölzer in grosser Arten- und Individuenzahl erscheinen. Zum ersten Male verändert das Pflanzenleben gegen den Pol hin wesentlich seinen Charakter. Was das Tierleben anbetrifft, so sterben die im mesozoischen Zeitalter so überaus zahlreichen Ammoniten und Belem- niten ganz aus; die Schmelzschupper (Ganoiden) und grossen Reptilien verlieren an Bedeutung; dagegen erlangen die Säugetiere eine überaus hohe Wichtigkeit. Fast die Hälfte der heutigen Gattungen war am Schlüsse der Tertiärzeit schon mit denselben Gattungsmerkmalen aus- gerüstet wie jetzt; unsere heutigen Rüsseltiere und Dickhäuter stammen ohne Ausnahme, die Wiederkäuer, Raubtiere, Nager und Affen wenigstens teilweise unmittelbar aus der letzten Periode der Tertiärzeit. Fg. d stellt eine Landschaft aus dem mittleren Abschnitt der Tertiärzeit (Miocänzeit) dar. Das Quartär (Diluvium und Alluvium), in welches auch das Auftreten des Menschen fällt, leitet hinüber in die geologische Gegenwart. Zu den bekanntesten Tieren der Diluvialzeit gehören der Mammutelefant, das Knochennashorn, der Riesenhirsch, der Höhlen- bär, die Höhlenhyäne und der Höhlenlöwe. Die älteren geologischen Formationen enthalten in der Regel, sei es an der Oberfläche, sei es in grösserer oder geringerer Tiefe, die Fundstätten der technisch und wirtschaftlich verwend- und verwert- baren Mineralien, unter denen die Edelmetalle eine besonders wichtige Rolle spielen. Die Fundorte sind keineswegs gleichmässig über die Erde verteilt. Arm an wertvollen Mineralien sind die Polar- gebiete, massig reich sind die Tropen, am reichsten die gemässigten Gebiete der Erde, fg. e. Die Ausbeute von Gold, dem wertvollsten der Edelmetalle, ist in beständigem Steigen begriffen. Für das Jahr 1883 zu 153470 Kilo beziffert, betrug sie i. J. 1895 301592 Kilo im Werte von rund 1642 Mill. Mk. Die Hauptfundländer sind (1895) die Vereinigten Staaten von Nordamerika mit 70132, Australien mit 67406, Afrika mit 67040 und das russische Reich mit 43476 Kilo. Der Wert des Goldes steht fest, während derjenige des Silbers bedeutenden Schwan- kungen unterliegt und in neuerer Zeit ausserordentlich gesunken ist. Trotzdem hat auch die Ausbeute an Silber in neuerer Zeit gewaltig zugenommen; sie machte i. J. 1882 2 690109 Kilo im Werte von 390 Mill. Mk., i. J. 1895 5 236059 Kilo im Werte von 448 Mill. Mk. aus. Die Hauptfundländer sind (1895) die Vereinigten Staaten von Nordamerika mit 1733662, Mexiko mit 1 461008, Bolivia mit 684418 und Australien mit 389102 Kilo. Die Ausbeute an Kupfer stieg von 1882 bis 1893 von 1,992 auf 3,12 Mill. dz (Wert: 269 Mill. Mk.); fast die Hälfte davon entfällt auf die Union. Riesig der Menge und dem Wert nach ist die Förderung der sog. schwarzen Metalle, auf denen in gewisser Beziehung die moderne Kultur beruht. Von 1883 bis 1895 stieg die Gesamtausbeute an Stein- kohlen von rund 382 auf 527 Mill. Tonnen (= 1000 Kilo). Die drei wichtigsten Länder sind Grossbritannien mit rund 190, die Vereinigten Staaten mit 172 und das Deutsche Reich mit 79 Mill. Tonnen. Die *) *) Dyas (Zweiheit) nennt man diese Formation, weil sie aus zwei Haupt- gliedern, dem Rotliegenden und dem Zeohstein, besteht. 2) Trias (Dreiheit) heisst die Formation wegen ihrer Dreiteilung in Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. 3) Die Juraformation hat ihren Namen von dem Schweizer Jura, weil sie den geologischen Bau desselben vollständig beherrscht und hier zuerst richtig erkannt worden ist. 4) Die Kreideformation verdankt ihren Namen dem zufälligen Um- stande, dass sie in Nordfrankreich und England, wo sie zuerst genauer untersucht wurde, hauptsächlich aus Kreide besteht. Im übrigen besitzt sie ein sehr mannigfaltiges Gesteinsmaterial. Erzeugung von Roheisen betrug i. J. 1880 18,23, i. J. 1895 29 Mill. Tonnen im Werte von rund 1600 Mill. Mk. Auch hier stehen Gross- britannien, die Vereinigten Staaten und das Deutsche Reich in erster Linie; das Verhältnis derselben zu einander ist ungefähr dasselbe wie bei der Steinkohle. 15. Inseln und Küsten. Als Insel bezeichnet man jeden vom Meere rings umgebenen Festlandkörper, welcher kleiner als das kontinentale Australien ist. Die Grössenunterschiede der Inseln sind sehr beträchtlich, verschiedenartig ist auch ihre Form, Anordnung und Entstehung. In letzterer Be- ziehung teilt man sie in kontinentale und in oceanische Inseln ein. Kontinentale (Festland-) Inseln, fg. a, werden sie genannt, wenn sie dem nie rastenden Kampfe zwischen Wasser und Land ihren Ursprung verdanken. Diese liegen in unmittelbarer Nähe derjenigen Landmasse, von der sie durch Senkung der Küste und durch Steigen des Meeresspiegels abgetrennt worden sind, und tragen deren wesentlichen Charakter in Bezug auf Oberflächengestalt, Gestein, Pflanzen, Tierwelt und oft auch Bevölkerung an sich; einer Flachküste entsprechen flache Inseln, einer gebirgigen Küste felsige Inseln. Beispiele für Festland- inseln: die friesischen, dänischen, britischen, die westindischen, hinter- asiatischen und die Lofot-Inseln. Die oceanischen Inseln zerfallen wieder in vulkanische und korallische. Die vulkanischen (hohen) Inseln, durch vulkanische Kräfte ent- standen, treten zuweilen ganz vereinzelt mitten im Ocean auf, z. B. St. Helena, oder im Anschluss an andre Inseln, z. B. Santorin, fg. b, Barren Island, fg. c (zu den Andamanen gehörig), oder in Form von Kurven: die Perlenschnüre Ostasiens, die Aleuten, der sogenannte innere Inselgürtel im Stillen Ocean. Die niedrigen Koralleninseln, Atolle, fg. d, sind die Ergebnisse der Arbeit und des Lebens der Korallentierchen, die bei der Berührung mit der atmosphärischen Luft absterben und verkalkend eine Art Gerüst mit Asten und Verzweigungen bauen und so ringförmige Inseln vor- bereiten. Diese fallen an ihrer Aussenseite schroff zum Meeresboden ab und schliessen eine mehr oder weniger seichte Lagune ein, die nicht selten durch einen oder mehrere Kanäle mit dem Aussenwasser in Ver- bindung steht. Die Inseln erheben sich nur wenige Meter über den Meeresspiegel und tragen in der Regel eine dürftige Flora und Fauna. Ihre örtliche Verbreitung ist auf die Meere zwischen dem 28. Breiten- grad nördlich und südlich des Äquators beschränkt, da die landbauenden Korallentiere eine Wasserwärme von mindestens 16° verlangen. Die Korallenbauten erscheinen aber nicht nur als Inseln, sondern auch in Form von Korallenbänken (Saumriffen), die wenig oder gar nicht über den Meeresspiegel hervorragend sich den Küsten des Landes anschliessen, oder als Korallenriffe (Barrierenrifie), fg. e, welche gürtelartig der Küste folgen, aber von dieser durch einen Kanal getrennt sind. Kleine felsige Inseln, welche eine Festlandküste begleiten, nennt man Schären; fg. i, berühmt sind die Schären Skandinaviens. Ähn- liche Erscheinungen findet man an den meisten Fjordküsten. Unter Küste versteht man nicht nur diejenige Linie, welche das Zusammentreffen von Land und Wasser bezeichnet, sondern auch das an diese Linie sich anschliessende Hinterland, allerdings ohne überall eine zahlenmässige gleiche Grenze zu ziehen. Eine Steilküste entsteht, wenn ein Gebirge unmittelbar an das Meer tritt, fg. b, c, f, k. 1, m; die Abhänge zum Meere gestalten sich nach Beschaffenheit des Gebirges zu mehr oder minder imposanten Formen. Berühmt sind die Steil- küsten Norwegens, Dalmatiens, Griechenlands u. a. Flachküste ist die schwach geneigte Fortsetzung einer das Meer erreichenden Tiefebene, sie ist umgeben von Untiefen und Sandbänken und steht in der Regel wegen der Angriffe des Meeres in beständiger Gefahr der Überflutung, der man durch Eindeichung zu begegnen sucht. Eine Art Schutz für das Hinterland bauen unter bestimmten Bedingungen die feindlichen Wellen selbst in Verbindung mit den Winden, indem sie aus Sand und Geröll Wälle in der Regel bis zu 20 m, selten höhere, häufig aber mehrere parallel miteinander der Küste entlang anhäufen, die Dünen, fg. h. Freilich zerstört diese nicht selten der sich drehende Wind, der den Sand landeinwärts treibt und alles unter sich vergräbt, fg. g. Einen gewissen Schutz gegen die Veränderlichkeit der Dünen gewährt deren Bepflanzung mit Strandhafer oder mit Strandkiefern. Am grossartigsten in Europa treten die Dünen an der Westküste Frankreichs zwischen Adour und Gironde auf. An der deutschen Küste sind die äusseren Dünen meist durchbrochen und als Inseln (Friesland) oder als Nehrungen (Ostsee) übrig geblieben. Die älteren, mehr nach dem Binnenlande zu gelegenen Dünen haben sich hier im Laufe der Zeit meist mit Nadel- wald überzogen und bilden als „Geest“ eine willkommene Unterbrechung der sonst so einförmigen und reizlosen Küstenebene. Dazwischen haben die Flüsse die fetten, mit gutem Gras bestandenen Marschen abgelagert, vgl. Taf. 7, d. . Die Küste ist ungegliedert, wenn sie ohne entschiedenes Ein- dringen des Meeres (Meerbusen, Golfe, Baien) und ohne deutliche Halbinseln und Inseln verläuft (Südamerika, Afrika); reich gegliedert ist sie, wenn diese Fonnationen zahlreich vorhanden sind (Europa, Asien, Nordamerika). Die am tiefsten in das Land eindringenden Meerbusen nennt man Fjorde, fg. m, Taf. 6, b; sie sind auf die gemässigte und die Polarzone beschränkt, und Norwegen hat solche, die sich bei einer geringen Breite zu einer Länge von 160 km ausdehnen. Ähnliche Bildungen zeigt die Westküste von Schottland und Irland, Südchile, Nordamerika in der Gegend von Vancouver und Neu-Seeland. Keine Küste bleibt völlig bewahrt von den Angriffen des Meeres: selbst das steilste Gebirge muss ihm seinen Tribut entrichten, der in der Regel in einem Klippensaum besteht, fg. i; die Flachküste ist den Über- flutungen im höchsten Masse preisgegeben und erleidet, wenn sie nicht geschützt wird, starke Einbusse (Dollart!); die aus Thon oder Kreide- wänden bestehende Küste dagegen wird unterwaschen. Das Tag und Nacht ohne Unterbrechung arbeitende Wasser unterminiert die Ufer- wände, bis schliesslich diese, ihrer Stütze beraubt, einstürzen und den 3*
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