Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück - S. 12

1901 - Osnabrück : Pillmeyer
— 12 — Thür aus den Hos. Nahe bei der einen Thür steht der Tisch, an welchem die Mahlzeiten eingenommen werden. Auf der andern Seite siud Pumpe, Spülstein und Küchenschrank untergebracht. Der schönste Platz ist am Herde. Von hier überschaut die Hausfrau alle drei Thüreu, sieht^ das Vieh und überwacht die Arbeiten der Knechte und Mägde. Sie kann also aufpassen und ihre Befehle er- teilen, ohne selbst von der Arbeit aufstehen zu müssen. Über den Ställen auf den sogenannten Hielen wird das Viehfutter, auf dem Boden über der Wohnstube oder Döuse das Korn aufbewahrt. Der oberste Raum unter dem Dache heißt der Balken; hier liegen die Vorräte an Heu und Stroh. Auf dem Hofe stehen uoch mehrere Nebengebäude, wie Backhaus, Scheune, Wagenschnppeu. Ähnlich wohnten unsere Vorfahren schon vor 200(3 Jahren. 6. Hiinenstcine. In uralter Zeit reichte das Eis und die Kälte des nörd- lichen Eismeeres bis tief in Deutschland hinein. Große Gletscher bedeckten unser Laud, welche von den Bergen Skandinaviens große und kleine Steine, Kies und Lehmmassen mitschleppten und an ihrem unteren Ende ablagerten. Später wurde es wärmer bei uns, die Gletscher schmolzen ab, wurden immer türzer und verschwanden zu- letzt, Die zurückgelassenen Steine und Erdmassen bedecken noch jetzt große Strecken Norddeutschlands. Auch die ungeheuren Felsblöcke, welche im Moor und auf der Heide so viel gefunden werden, stammeu daher. Die Ureinwohner unserer Heimat haben die Blöcke später zu den großen Denkmälern gebraucht, welche wir Hüuen- gräber oder Hünensteine nennen. In unserer Gegend sind sie meistens so gebaut, daß halbgroße Steine als Träger oder Füße dienen. Die größten Blöcke sind dann wie Tischplatten darauf gelegt. Solcher Decksteine hat jedes Denkmal mehrere. Zwischen Lorup und Werlte giebt es ein Hünengrab, welches 13 Decksteiue hat. Sehr oft ist um das Ganze noch ein Krauz von kleineren Steinen aufgestellt. Unter diesen Denkmälern hat man Urnen, d. h. Tongefäße mit menschlichen Gebeinen, Schmuckgegenstände, Waffen u. s. w. gefunden. Daran erkennen wir, daß es wirkliche Gräber sind. Einige waren aber auch Opferaltäre unserer heidnischen Vor- fahren. In uuferm Regierungsbezirke giebt es überall solche Hünengräber; die meisten aber finden sich im Osnabrücker Lande. Am berühmtesten sind neben den Karls st einen die 8 großen Denkmäler auf dem Giersfelde bei Ankum und Alfhausen. Leider sind hier wie überall die meisten zerstört. Da man sonst keine Steine hatte, auch keine Ziegel brennen konnte, sprengte man die Blöcke und benutzte die Brocken für den Bau der Kirchen, Häuser, Mauern und Chausseen. Jetzt hat die Regierung befohlen, alle Hünengräber, Opfersteine u. s. w. zu schonen. 7. Bohlwege. Tief im Moore finden wir an manchen Stellen alte Holzwege. Diese sind aus Balken gemacht, die man wie die Schwellen der Eisen-

2. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 68

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
— 68 — spiel steht das Schlößchen inmitten seiner Nebengebäude. Es gehört jetzt dem Herzog von Arenberg-Meppen, der dort auch für seine Familie eine Begräbnisstätte, ein Mausoleum, erbaut hat. Was ein Findling erzählt. Vor Jahrtausenden lag ich als fester Fels in einem Berge weit, weit von hier im Norden. Zu der Zeit war es viel kälter als jetzt. Weder Mensch noch Tier bewohnte die Erde; kein Baum wuchs, kein Grashalm grünte. Alles war mit Eis bedeckt. Das Eis schmolz nicht, sondern wurde dicker und dicker, wohl 1000 m dick. Diese Zeit nennen gelehrte Leute die Eiszeit. Von dem harten, starken Eise wurde ich mit vielen Kameraden, unter denen wohl stubengroße Blöcke waren, von meinem Berge losge- sprengt. Langsam kroch die Eisschlange, der Gletscher, weiter vor nach Süden bis mitten in Deutschland hinein und trug uns mit. Wir wurden geschoben, gestoßen, gerieben und gerollt, so daß wir hübsch rundlich wurden wie ein Kiesel im Bache. Endlich schien die Sonne wieder wärmer. Der Gletscher begann zu schmelzen und verschwand zuletzt ganz, uns hier auf fremder Erde zurücklassend. Viele meiner Weggenossen haben die Menschen zerschlagen und ihre Straßen aus den Trümmern gebaut. Andere ganz große Steine richteten sie auf als. Opferaltar oder begruben ihre toten Helden darunter. Solche „Hünengräber" kannst du jetzt noch häufig auf dem Hümmling finden. Zu den höchsten Ehren ist wohl ein Findling bei Börger ausersehen, denn: ,,Hier liggt begraven König Surwold Mit sienen gollnen Husehold." Der Dortmund—ems-Kanal. Für größere Schiffe ist die Ems nur bis Papenburg fahrbar. Kleinere Fahrzeuge können noch weiter hinaufgelangen bis Meppen; von dort an ist die Ems nicht mehr schiffbar. Um nun die zahlreichen Fabriken und Kohlenbergwerke Westfalens mit der Nordsee zu verbinden, ist in den Iahren 1892—1899 der Dortmund—ems-Kanal erbaut worden; er kostete 80 Millionen Mark. Der Kanal beginnt bei Dortmund und reicht mit einer Gesamtlänge von 270 km bis Emden. Er ist 30 m breit und 2xk m tief. Bei Dort- mund liegt sein Wasserspiegel 70 m hoch über der Nordsee. Damit er überall genügend Wasser hält, ist er durch 19 Schleusen in Teilstrecken (Hal- tungen) zerlegt. Die Dortmunder Kanalhaltung endigt bei Henrichen- bürg. Dort werden die Schiffe durch ein mächtiges Schiffshebewerk 14 m

3. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 30

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
— 30 — umgekippt hätte. Das muß ein gewaltiger Baumeister gewesen sein; von ihm hören wir ein anderes Mal mehr. Ausgaben: 1. Erzähle vom Steinbruch! 2. Zeichne die Schichten im Steinbruch! Der Ackerboden. Im Steinbruch sehen wir, daß die Gesteinsschichten nach oben immer lockerer und bröckeliger werden. Die Steine liegen einzeln, ohne scharfe Tanten im Steingrus, bis ganz oben der Grus fast keine Steine mehr hat und fein und dunkel wird. Wie kommt das? Am Bocksturm sind manche Steine stark abgerundet, andere blättern ab und zerfallen fast. Wirft man heiße Steine ins Wasser, so zerspringen sie. Im Frühjahr ist oer im Herbst umgepflügte Boden mürbe und locker; Feldsteine zeigen oft Risse oder Spalten und fallen beim Klopfen manchmal auseinander. Diese Zerstörung der Gesteine durch Frost, Hitze und Regen nennt man Verwitterung. Sie ist an der Oberfläche des Bodens am stärksten. Kalkstein verwittert schnell, Kiesel langsam. Auf diese Weise ist auch der Ackerboden entstanden. Er ist sehr oer- schieden, je nach dem Gestein, aus dem er wurde. So spricht man von Kalk-, Sand-, Lehm- und Moorboden. Durch Dünger wird er dunkler und fruchtbarer (Humusboden). Kleine umzäunte Äcker, die meistens Gemüse tragen, heißen Gärten, die großen freien Flächen mit Korn und Kartoffeln nennt man Felder. Mitten in den großen Feldern des Wester- berges liegt die Musenburg, die Milch in die Stadt liefert. Aufgaben: Beschreibe, wie das Feld a) im Frühling, b) im Sommer, c) im Herbst aussieht! Kellern. Von der Martinistraße gelangt man über die Lengericher Straße oder über Bellevue nach Hellern. Dort sind große Tongruben. Der Ton wird durch kleine Feldbahnen zu den Ziegeleien gefahren, wo er in einer Art Mühle gemahlen und zerquetscht wird. Dann formt man daraus weiche vierkantige Steine, die unter riesigen Schuppen vom Winde getrocknet wer- den. Im Ringofen werden die Steine dann durch ein mächtiges Feuer zu roten Ziegelsteinen gebrannt und können nun vermauert werden. Aus besonders feinem Ton verfertigt der Töpfer Vasen, Blumen- töpfe und andere Gefäße. Er formt mit der Hand und tritt mit den Füßen die Drehssteibe, auf welcher der Ton liegt. So werden die Töpfe schön rund. Darauf werden Henkel und Verzierungen angebracht. Um die Glasur hervorzubringen, erhalten die Gefäße noch einen Anstrich und werden dann im Ofen gebrannt.

4. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 45

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
— 45 — lässiger Boden. Acker-, Wiesen- und Waldboden ist durchlässig, denn Regenroasser dringt schnell ein; Wir brauchen nur ein tiefes Loch im Garten auszuwerfen, so sammelt sich in ihm durchgesickertes Wasser. Man nennt es Grundwasser. Auch auf den Bergen dringt das Wasser in den Boden ein und kommt dann durch Spalten und durchlässiges Gestein, z. B. Kalkstein, immer tiefer; es sammelt sich schließlich auf einer undurch- lässigen Schicht und fließt nach der abschüssigen Seite weiter. Wo diese Gesteinsschicht zutage tritt, sprudelt das Wasser als Quelle hervor. Das ist meistens an den Bergen der Fall. Die meisten Quellen liegen daher am Fuße der Berge. Das Elsetal. Flußgabelung. Wenn der Regen auf das Dach eines Hauses fällt, so wird er gezwungen, nach zwei Seiten abzufließen. Die Dachfirst scheidet die Wassertropfen voneinander. So trennen auch Bergzüge, wie der Teutoburger Wald> die Gewässer, sie bilden eine Wasserscheide. Manch- mal fehlt eine solche trennende Höhe. Die Gegend ist so eben, daß das Wasser fast fließen kann, wohin es gerade will. Eine solche Ebene erreicht die Hase in der Nähe des alten Dorfes Gesmold. In raschem Laufe ist sie von der 160 m hoch gelegenen Quelle nach 10 Km auf 80 m herabgestiegen und hat etwa 2—3 m Breite erreicht. Da werden ihre Gewässer uneins. Ein Drittel wendet sich nach Osten, nimmt den Uhlenbach auf und heißt Else, während der Rest als Hase nach Norden weiterfließt. Eine solche Flußteilung nennt man Flußgabelung (Bifurkation). Sie kömmt selten aus der Erde vor. Neben dem am Fuße des Beutling (220 m) gelegenen Welling- holzhausen ist Gesmold ein häufig besuchter Ort. Das nahe gelegene uralte Gut gehört den Herren von Hammerstein, mit denen unsere Stadt in alten Zeiten manchen Streit ausgefochten hat. Melle und seine Berge. Eine dreiviertelstündige Fahrt auf der Bahn Osnabrück—löhne bringt uns nach der Stadt Melle. Am Bahnhofe liegt eine Fabrik neben der anderen. Da werden Maschinen, Möbel, Fleischwaren, Wichse, Kunst- dünger und andere Dinge hergestellt. Meller Streichhölzer sind uns allen wohlbekannt. Auch das Solbad muß genannt werden. Melle hat etwa 4000 Einwohner. Das Wappen der Stadt ist ein Rad mit vier Speichen O. Die hügelige Umgebung hat fruchtbaren Boden, sie ist daher dicht be- wohnt. Stolze, saubere Bauernhäuser und freundliche Dörfer (Neuen- kirchen, Riemsloh) zeigen, daß Armut hier nicht zuhause ist. Auch die

5. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 51

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
51 — sind die Kreidegruben sehenswert, in denen schwarze Kreide gefunden wird. Auch aus der Gegend von Wallenhorst kommen kleine Wässerchen zur Nette. Die alte Kirche von Wallenhorst ist eine der ältesten unserer Heimat. Ihr Turm trägt eine Henne (statt des Hahnes), die, wie die Sage erzählt, sämtliche Kirchturmhähne der Umgegend ausgebrütet haben soll. An der Nette liegt das Dörfchen Rulle. Dort war früher ein Nonnen- kloster. Fromme Leute wallfahrten dahin, um dort an einem wunder- 4'

6. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 56

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
— 56 — schädigung verlangten, baute man Klärteiche, in denen das Wasser sich reinigen sollte, bevor es in die Hase floß. Die Wassermassen wurden aber immer größer, daher mußte man schließlich den Betrieb einstellen und das Bergwerk verlassen. Wie die Steinkohle in die Erde hineingekommen ist, das hat keines Menschen Auge gesehen. Es ist gewiß schon sehr lange her. Man oermutet, daß dort, wo heute der Piesberg steht, einst ein gewaltiges Moor mit riesi- gen Wäldern gewesen ist, welches dann durch Wasserfluten mit Sand und Schlamm zugedeckt wurde. Man findet nämlich in der Kohle Abdrücke und Reste von allerlei Pflanzen. (Museum.) Woher unsere Pflastersteine kommen. Schon von weitem er- kennt man am Südabhange die stufenartig übereinanderliegenden Stein- brüche. Da wird der harte Kohlesandstein gebrochen. Maschinen treiben Bohrlöcher in die Felswände, die mit Schießbaumwolle gefüllt werden. Bei der Entzündung brechen dann unter gewaltigem Getöse die harten Felsen in Trümmer zusammen. Arbeiter eilen herbei und füllen die Wagen, die dann an einem Drahtseil den Bremsberg hinunterrollen zur Halle, wo Steinhauer die viereckigen Pflastersteine herstellen, welche die meisten Straßen unserer Stadt bedecken. Die kleineren Gesteinstrümmer werden gemahlen, mit Zement vermengt und zu einem Kunstsandstein, Durilit, gepreßt. Aus Durilit macht man Rohre, Stufen, Fensterbänke, Kanten- steine u. a. m. Das Gebäude der Handelskammer in Osnabrück ist aus Durilit gebaut. Pflastersteine und Durilit werden weit verschickt, sogar bis ans Meer. Bald wird man auf dem Kanal billiger und besser verladen und ver- senden können. Am Piesberge werden über 2000 Arbeiter beschäftigt - viele sind aus Italien und anderen fremden Ländern. Aufgaben: 1. Miß auf der Landkarte a) die Entfernung vom Penterknapp bis zum Huntetal, b) von Osnabrück nach Essen, e) von der Huntequelle bis zum Dümmer! 2. Welche Berge im Wiehengebirge und den daneben liegenden Höhen sind genannt worden? 3. Berechne nach dem Fahrplan Fahrzeiten und Fahrpreise nach den einzelnen Stationen der Bahn Osnabrück-Bohmte! 4. Zeichne die Haupt- züge des Wiehengebirges, die Bäche und Flüsse desselben! Regierungsbezirk Osnabrück. Der Zweigkanal. Aufgabe: Beobachte das Leben im Hafen, wie ein Schiff durchgeschleust wird k Osnabrück ist neuerdings eine Hafenstadt geworden. Zwischen Ger- trudenberg und Westerberg ist in den letzten Iahren ein Hafen gebaut, der

7. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 21

1858 - Osnabrück : Rackhorst
B. Aus der physikalischen Geographie. 1. Aufgabe -er physischen Er-Kun-e. Die physische Geographie ist durch zwei der größten deut- schen Forscher, welche die Wechselwirkung der Naturverhältnisse und ihren bedingenden Einfluß auf die Formen der Organismen, wie auf die Kulturgeschichte der Lander mit Scharfsinn und überzeugender Klarheit nachgewiesen haben, zu einer neuen groß- artigen Wissenschaft erhoben worden. A. v. Humboldt und C. Ritter haben uns von vielen naturwidrigen Ansichten der altern französischen Geographen befreit, und wenn solche auch noch theilweise in unsere neuern geographischen Lehrbücher her- einspuken, so räumen sie doch mehr und mehr der natürlichen Anschauung das Feld. Jene grundfalsche Lehre eines Buache und Büffon, welche die Gebirge als das Gezimmer, das Knochengerüst unsers Planeten, gleichsam als das Gerippe des großen Erdkörpers betrachteten, auf welches gestützt erst die übrigen Theile des Erdkörpers ihre Ausbildung erlangt hätten — die Theorie eines Central - Gebirgsknotens von Asien und der ihm mehr oder weniger untergeordneten Gebirgsknoten der übrigen Welttheile — sie wurde wissenschaftlich überwunden, als jene berühmten deutschen Forscher, geleitet durch die Lehren der Geognosie über die Zusammensetzung und Entstehung der Ge- birge, den geognostischen vom innern Bau des Gebirges herge- leiteten Begriff auf den rein geographischen übertrugen. Die Geologie lehrt bekanntlich, daß die Gebirge Theile der Erdrinde sind, welche durch Kräfte, die aus dem Innern wirkten, gehoben wurden. Sie zeigt auch, daß die verschiedenen Gebirge nicht gleichzeitig, sondern zu verschiedenen Zeiten nach langen Zwischen- räumen entstanden sind. Aus den Lagerungsverhältnifsen das relative Alter der verschiedenen Gebirge bestimmend, unterscheidet die Geologie verschiedene Hauptepochen der Erhebung, welche sie

8. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 72

1858 - Osnabrück : Rackhorst
72 Linien regelmäßig an einander gereihter Steinmassen gibt. Die Moränen enthalten häufig Blöcke von Gesteinen, welche nur an dem obern Theile des Gletschers, manchmal meilenweit vom un- tern Ende entfernt, anstehen, und aus allen Umständen ergibt sich, daß nur der Gletscher es gewesen sein kann, der sie an ihre jetzige Stelle getragen hat. Das oben nur kurz angedeutete Ent- stehen der Moränen ist nämlich einfach folgendes: Abwechselung von Frost und Wärme, Lawinenfälle, Reibung des Gletschers gegen die Ufer und manche andere Umstände verursachen an den steilen Thalgehängen und Felswänden, zwischen denen die Gletscher sich ausdehnen, Zerbröckelung der Felswände und das Herabstürzen von Schutt, Gerölle und mächtigen Steinblöcken. Nimmt man nun an, daß der obere Theil eines Gletschers sich unter einer solchen zerbröckelnden Felswand hinzieht, so werden zwar die im Laufe der Zeit sich ablösenden und auf den Glet- scher niederfallenden Schutt- und Steinmassen niehr oder weniger an derselben Stelle auf den Gletscherrand niederstürzen, da aber der Gletscher inzwischen weiter thalwärts vorrückt, so führt er zugleich die herabgefallenen Schuttmassen mit sich, es kommen immer neue Stellen des Gletschers unter die Orte der Ufer- wände, wo Schuttmassen von diesen Thalgehängen herabfallen, die nachfolgenden kommen hinter die ersten zu liegen, und so entsteht durch ein gleichmäßig andauerndes Niederrollen von Erde und Steinen auf der Oberfläche des Gletscherrandes, statt ein- zelner Schutthaufen, eine regelmäßig stch fortziehende Linie solcher Felsenbruchstücke, ein langer Seitenwall, die bereits genannten Seitenmoränen, die zwischen dem freien Gletscher und den Ufer- wänden des Thals mächtige Schuttwälle bilden, auf zwei zu- sammenstoßenden Gletscherründern sich zu Mittelmorünen aufhäufen und durch die stete Fortbewegung der sie tragenden Eismasse nach und nach an das untere Gletscherende gelangen, wo sie beim Aufthauen des Eises Herabstürzen und in Verbindung mit dem Gerölle, welches der Gletscherfuß vor sich herstößt, die End-, Stirn- und Frontmoräne bilden. Die letztere wächst, wenn der Endpunkt des Gletschers lange Zeit auf derselben Stelle statio- när bleibt, zu Ungeheuern Block- und Steindämmen an und bietet ungefähr den Anblick eines Walplatzes von Giganten, die in wildem Kampfe tausend Centner schwere Felsblöcke und Würfel gegen einander schleuderten. Eigenthümlich ist auch die Einwirkung, welche die Bewe- gung des Gletschers auf die Felsen ausübt, an denen und über die er sich fortschiebt. Die riesenhafte Eismasse ebnet und rundet

9. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 73

1858 - Osnabrück : Rackhorst
73 bei ihrer Jahrhunderte lang fortgesetzten Reibung die Rauhigkeiten der Felsenunterlage, über welche sie sich fortbewegt, oder des sogenannten Gletscherbettes, sowie der Seitenwände des sie einschließenden Thales, wo dieser Einfluß sich in vielleicht noch höherm Grade bemerklich macht. Die feinen Sandkörnchen und kleinen Steine, die sich an der Unterfläche des Gletschers befin- den, und mit denen er namentlich am Rande überdeckt ist, scheuern unablässig an dem festen Felsen der Unterlage und an den Felsenwänden, an welchen sie beim Dorrücken sich vorüber- drängen. Auch die an dieser Bewegung theilnehmenden Stein- blöcke der Seitenmoränen helfen die etwa vorspringenden Ecken der Felsenwände abstoßen. Auf diese Weise entstehen sowohl an der felsigen Unterlage, als an dem Felsenufer des Gletschers glatte, fast polierte Schliffflächen, Gl et sch er schliffe, am Ufer auch abgeriebene Rund Höcker. Wenn der Gletscher alsdann über diese bereits glatt geschliffenen Flächen noch ferner scharfe und harte Steinsplitter hinschiebt, so entstehen natürlich in der Richtung, welche der Gletscher bei seiner Bewegung thalabwärts einhält, feingeriffene Linien und Streifungen. Am deutlichsten zeigen sich diese Erscheinungen, welche jeder Gletscher mehr oder weniger darbietet, an solchen Stellen, von welchen die Eismasse sich etwas zurückgezogen und dadurch einen Theil der Grund- fläche, über welche, und der Seitenwände, an denen sie sich hin- bewegte, wieder bloßgelegt hat. Mit Ueberraschung findet man ähnliche Glättungen und Streifungen noch an sehr vielen andern Punkten der Alpenthäler, selbst in großer Entfernung von den gegenwärtigen Gletschern, und man glaubt sich zu dem Schluffe berechtigt, daß diese Felsschliffe überall Wirkungen früherer Glet- scher seien, welche bei ihrer Ausdehnung bis an das vordere Ende der Alpenthäler die Felsen in größerer Entfernung und bis zu bedeutender Höbe der Thalsohle stellenweise poliert und zugleich aus den innern Theilen der Alpen die großen Blöcke kryftallinischer Schiefer mit sich geführt haben, die wir gegen- wärtig als erratische Blöcke oder Findlinge allenthalben, selbst im norddeutschen Flachlande, zerstreut finden. Nachdem be- reits Venez und Charpentier die Findlingsblöcke mit den Gletschern in Verbindung gebracht hatten, bildete Agassiz dar- aus eine förmliche Theorie. Es gab nach ihm eine Eiszeit der Erde, während welcher aus irgend einer unbekannten Ursache die nördliche Erde von einer mehrere tausend Fuß dicken Eis- schicht umhüllt wurde. Das Eis habe sich dann, als später wie- der Wärme eintrat, in Gletscher verwandelt, die nach den in-

10. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 36

1858 - Osnabrück : Rackhorst
36 stabe am Iorullo in Mexiko, der 1759 am Geburtstage des Monte nuovo 1500 Fuß hoch mitten aus einer Ebene stieg, die ihrerseits auf einem Flächenraum von 4 Quadratmeilen am Rande um 12, gegen die Mitte um 160 Meter gehoben wurde. Solche Ereignisse können natürlich auch im Meere stattfinden, aus dessen Tiefe dann eine Erhöhung zum Vorschein kommt, die möglicherweise bis zur Oberfläche reichen kann und eine neue Insel bildet. Die so entstandenen Inseln bleiben aber nicht alle- mal stehen, denn man steht leicht ein, daß, wenn dieser unter- meerische Berg wie der Monte nuovo nur aus Schlacken und Asche besteht, nach dem Aufhören der Eruption die Wogen des Meeres ihn bald wegräumen würden, während der auf dem Lande aufgeschüttete stehen bleibt. Hat stch der Boden des Mee- res gehoben, so kann er wie eine Blase wieder zusammensinken, wenn die ihn auftreibenden Gase sich entfernt haben, und auch in diesem Falle verschwindet die Insel; drängen sich aber festere Stoffe unten ein, die nicht mehr herausgeworfen werden, so bleibt sie stehen. Im ägäischen Meere bildet die Insel Santorin (im Alter- thume Thera) mit der kleineren Insel Aspronisi, der durch ein Erdbeben 233 v. Ehr. von ihr getrennten Therasia und den Kaimenis eine merkwürdige Gruppe. Santorin hat die Gestalt eines Halbmondes, Aspronisi und Therasia liegen in der Rich- tung seiner Krümmung. Alle drei schließen im Innern einen ovalen Raum ein, gegen den sie mit steilen, fast senkrechten Ab- stürzen endigen und in diesem Raume erhebt sich von Zeit zu Zeit bald mit, bald ohne Erdbeben und Aschenauswcrfen ein Inselchen (Kaimeni, d. i. die Verbrannten). Im Jahre 196 v. Ehr. entstand in dem früher inselfreien Raume ohne sonstige bedeutende Phänomene eine kleine Insel Paläo- (Alt-) Kaimeni; im Jahre 19 v. Ehr. kam eine neue Insel, die sich wahrschein- lich in der Folge mit der ersteren vereinigte. Die Insel vergrö ßerte sich in den Jahren 726 und 1427 n. Ehr., aber 1573 erhielt sie eine Gefährtin Mikro- (Klein-) Kaimeni und zwischen 1707 und 1709 erschien Neo- (Neu-) Kaimeni, an deren Bil- dung sich die eines Vulcans knüpfte, der mehrere Jahre tobte. Ebenfalls im griechischen Archipelagus in der Nähe der Insel St. Erini war 726 nach Ehr. ein Ausbruch im Meere, der den Boden hob, die gehobene Masse wurde 1427 und 1650 durch Erdbeben vergrößert, und im Jahre 1707 erhob sich bei erneuer- tem Anwachsen eine kleine Insel über das Meer. Neben der Azoreninsel St. Miguel ist ein bereits mehrmaliges Entstehen
   bis 10 von 65 weiter»  »»
65 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 65 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 1
6 0
7 42
8 0
9 2
10 0
11 0
12 0
13 5
14 0
15 0
16 0
17 1
18 15
19 21
20 0
21 3
22 0
23 0
24 2
25 0
26 0
27 0
28 0
29 1
30 3
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 1
38 16
39 0
40 0
41 2
42 0
43 0
44 7
45 8
46 0
47 0
48 0
49 10

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 3
1 1
2 1
3 7
4 0
5 1
6 16
7 0
8 0
9 0
10 1
11 0
12 28
13 0
14 0
15 1
16 8
17 5
18 1
19 0
20 0
21 44
22 0
23 0
24 0
25 2
26 0
27 2
28 6
29 0
30 1
31 0
32 1
33 4
34 0
35 1
36 1
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 7
43 3
44 0
45 4
46 0
47 1
48 4
49 7
50 3
51 0
52 1
53 0
54 2
55 0
56 0
57 7
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 2
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 26
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 2
77 3
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 0
84 2
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 7
92 25
93 10
94 1
95 1
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 91
1 21
2 3
3 18
4 2
5 12
6 119
7 6
8 1
9 5
10 13
11 32
12 73
13 40
14 36
15 0
16 2
17 0
18 4
19 11
20 12
21 4
22 1
23 2
24 79
25 85
26 1
27 1
28 39
29 9
30 4
31 6
32 56
33 19
34 65
35 8
36 17
37 0
38 103
39 30
40 12
41 1
42 30
43 34
44 10
45 10
46 23
47 33
48 10
49 1
50 17
51 39
52 17
53 19
54 6
55 5
56 2
57 4
58 4
59 27
60 6
61 14
62 9
63 2
64 3
65 9
66 15
67 3
68 1
69 0
70 11
71 6
72 20
73 4
74 8
75 18
76 16
77 8
78 58
79 0
80 5
81 141
82 18
83 67
84 29
85 1
86 33
87 14
88 1
89 44
90 23
91 12
92 0
93 7
94 12
95 65
96 7
97 7
98 7
99 17
100 15
101 16
102 27
103 7
104 18
105 13
106 12
107 24
108 6
109 51
110 30
111 6
112 6
113 21
114 22
115 6
116 0
117 6
118 0
119 60
120 1
121 12
122 42
123 15
124 67
125 32
126 19
127 53
128 0
129 54
130 6
131 80
132 2
133 60
134 16
135 7
136 65
137 27
138 7
139 14
140 4
141 4
142 88
143 11
144 10
145 17
146 0
147 6
148 6
149 2
150 5
151 6
152 40
153 10
154 11
155 19
156 6
157 8
158 2
159 30
160 36
161 5
162 0
163 0
164 24
165 8
166 16
167 6
168 11
169 7
170 6
171 6
172 11
173 42
174 9
175 120
176 12
177 22
178 15
179 7
180 20
181 0
182 22
183 60
184 23
185 5
186 9
187 6
188 32
189 2
190 0
191 2
192 5
193 48
194 5
195 31
196 17
197 4
198 2
199 28