Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Württemberg
Geschlecht (WdK): koedukativ
I ,
Zur Hebung von Industrie und Handel dienen ferner die Köiiigl. Zentralstes
Handel und Gewerbe, das Landesgewerbemuseum, die Technische Hochschule, die ^'be-
gewerbeschule, die kunstgewerbliche Lehr- und Versuchswerkstätte und die Baugewert die
in Stuttgart, ferner die Fachschulen für Feinmechanik und Elektrotechnik in S>
ningen, für Gerberei in Metzingen, für Klavierindustrie in Stuttgart, die .-f,
schulen zu Reutlingen und Laichingen, die Stickschule in Wolfschlugen, die Gew ' ,l
und Handelsschulen in allen größeren Orten. Den Interessen des Handwerks dum^
insbesondere die 4 Handwerkskammern zu Stuttgart, Ulm, Heilbronn und Reutlings'^
staatliche Lehrkurse, Handwerkergenossenschaften u. a.
4. Das Staatswesen.
Das Königreich Württemberg ist eine erbliche, durch die Verfassung
beschränkte Monarchie. Die Rechte und Pflichten der Staatsbürger und
ebenso die Rechte und Pflichteu des Landesherrn sind festgesetzt durch die
Verfassungsurkunde vom 25. Sept. 1819. Oberhaupt des Staats ist der
König (König Wilhelm Ii., seit 1891).
Die oberste Behörde ist das Staatsministerium, das aus 6 Ministern,
dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten und des Verkehrswesens, dem
Minister des Innern, den: Finanzminister, dem Justizminister, dem Minister
des Kirchen- und Schulwesens und dem Kriegsminister besteht.
Die gesetzgebende Gewalt übt der König in Gemeinschaft mit
den Land ständen ans. Diese setzen sich ans der Ersten und Zweiten
Kammer zusammen. Die Erste Kammer besteht aus den Prinzen des
Königlichen Hauses, aus 20 Häuptern fürstlicher und gräflicher Familien,
6 vom König ans Lebenszeit ernannten Mitgliedern, 8 Mitgliedern des
ritterschaftlichen Adels, 4 Vertretern der evangelischen und 2 der katholi-
schen Kirche, je einem Vertreter der Universität in Tübingen und der Tech-
nischen Hochschule in Stuttgart, 2 Vertretern von Industrie und Handel,
2 Vertretern der Landwirtschaft und 1 Vertreter des Handwerks. Die
Zweite Kammer besteht aus 92 durch allgemeines, direktes, gleiches
und geheimes Stimmrecht gewählten Abgeordneten. Ihr gehören 63 Ab-
geordnete der Oberämter, 6 Abgeordnete für Stuttgart, je 1 Abgeordneter
für die „guten" Städte Ludwigsburg, Tübingen, Reutlingen, Heilbronn,
Ulm und Ellwangen und 17 durch Verhältniswahl bestimmte Vertreter der
Kreise ein.
Der höchste Gerichtshof im Lande ist das Oberlandesgericht in
Stuttgart. Unter diesem stehen die 8 Landgerichte 511 Stuttgart, Heilbronn,
Tübingen, Rottweil, Ulm, Ravensburg, Ellwangen und Hall, sowie die
64 Amtsgerichte des Landes.
Politisch ist Württemberg in vier Kreise und 64 Oberämter
eingeteilt. Die oberste Verwaltungsbehörde in jedem Kreis ist die Kreis-
regierung. Sitz der Regierung des Neckarkreises ist Ludwigsburg, der
des Schwarzwaldkreises Reutlingen, Hauptstadt des Jag st kreise s
ist Ellwaugeu, des Donaukreises Ulm. Neckarkreis und Schwarzwald-
kreis zählen je 17 Oberämter; zum Jagstkreis gehören 14 und zum Donau-
kreis 16 Oberämter. Der Fläche nach die größten sind die Oberämter
Münsingen und Ellwangen, am kleinsten ist das Oberamt Cannstatt.
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TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
I
— 203
mangelhaft und teilweise unlauter war, und das in kirchlichen
Dingen eine einseitig presbyterianische Richtung verfolgte, wider-
strebte seiner gänzlichen Ersetzung durch Neuwahlen und wurde
von Cromwell April 1652 gesprengt. Der Lordgeneral
Cromwell regierte jetzt mit Hilfe eines neuen Staatsrates, der
zu 2/3 aus Offizieren bestand. Ein von diesen aus Listen puri-
tanischer Vertrauensmänner ausgelesenes „kleines Parla-
ment“ (Bareboneparlament), dem Cromwell die Souveränität
übertrug, war bei allem Uebermass von Gottseligkeit doch viel-
fach von modernen Ideen geleitet; als es die Interessen wichtiger
Berufsstände gefährdende Reformen (z. B. Abschaffung des
Zehnten) unternahm, das Heer einschränken, andrerseits zur
Vorbereitung der „fünften Monarchie“, d. h. der Herrschaft
Christi völlige Niederwerfung der Niederlande wollte, wurde es
Dezember 1653, teils gütlich, teils durch Waffengewalt zur
Auflösung gebracht.
Eine neue Verfassung wies dem lebenslänglichen Lord
Protektor Cromwell („Hoheit“ — Hof halt in Whitehall)
Regierung, Verordnungsrecht und Kriegshoheit über eine
stehende Streitmacht von bestimmter Höhe, sowie
Leitung der äusseren Politik zu; Schottland und Irland
wurden mit England vereinigt (je 30 Sitze im Parlament;
England 340), von der Kultfreiheit blieben Papisten und Episko-
pale ausgeschlossen. Dem Parlament, dessen Wahl in
einer für die Städte günstigen Weise neugeordnet wurde, wurde
die Gesetzgebung Vorbehalten. Aber als das neue
Parlament, von dessen Wahl man alle „Malignanten“ aus-
geschlossen hatte, wiederholt versuchte, die Macht des Protektors
zu seinen Gunsten einzuschränken, und die Summe für die militia
höchstens für die Lebenszeit Cromwells festlegen wollte, wurde
es Januar 1655 aufgelöst, Willkürliche Verhaftungen häuften
sich immer mehr; die wohlhabenden Royalisten wurden mit
einer Einkommensteuer von 10°/o belastet und im Sommer das
Militärregiment so organisiert, dass die Generalmajore
der zwölf Distrikte auch für Verwaltung und Gericht grosse
Vollmacht erhielten. Als ein grosses Deficit ein neues Parlament
nötig machte, wurde den trotz grossen Drucks gewählten etwa
100 Oppositionellen vom Staatsrat der Zutritt verweigert. Die
ihm dann angebotene Königskrone, der beträchtliche Teile des
Heeres widerstrebten, lehnte Cromwell ab, nahm aber sonst die
neue Verfassung an (Mai 1657), die ein Oberhaus schuf,
dessen Mitglieder der Protektor ernannte, und diesem das Recht
verlieh, seinen Nachfolger zu ernennen. Ein Parlament
der neuen Verfassung mit nur schwach besetztem Oberhaus
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Extrahierte Personennamen: Cromwell Cromwell Cromwell Christi Cromwell Cromwell
Extrahierte Ortsnamen: —_Hof Whitehall Schottland Irland England England
Diplomatie mit einer Verschwörung ungarischer Magnaten —
einen Neutralitätsvertrag geschlossen. Schweden schloss
mit Frankreich, weil es besser zahlte als die Niederlande,
April 1672 ein zehnjähriges Bündnis, in dem Schweden
sich verpflichtete, jeden Reichsfürsten anzugreifen, der Holland
beistehen würde. Der damalige Leiter der Niederländischen
Politik Johann de Witt erkannte die von Frankreich drohende
Gefahr ziemlich spät; aber selbst die von ihm für notwendig er-
kannte Vermehrung des Landheeres war infolge des Widerstands
der Mehrheit seiner Partei nur zum Teil durchgeführt worden.
Der holländische Krieg* bis zur Erklärung: des Reichs-
krieg*s 1672—74. England erklärte den Niederlanden zuerst
den Krieg (Seeschlacht bei Solsbay zwischen der englisch-
französischen und der holländischen Flotte unter de Ruyter
Juni), Frankreich, Köln-Lüttich und Münster im April. Die
schlecht vorbereiteten und uneinigen Niederlande wurden von
verschiedenen Seiten zugleich angegriffen; die französische Haupt-
macht drang aus dem Lütticher und Kurkölner Gebiet vor
(clevische Festungen wurden jetzt von Frankreich besetzt).
Schnelle Fortschritte und Eroberungen der Franzosen und die
Verzweiflung grosser Teile der niederländischen Handelsaristo-
kratie brachten „Holland in Not“; ein Friedensanerbieten, das
Frankreich die Generalitätslande u. a. abtrat, wies Ludwig durch
höhere Forderungen ab. Aber nachdem Wilhelm Iii. von
Oranien (geb. 1650) zuerst Statthalter der Provinz Holland,
dann Generalkapitän und Generaladmiral der ge-
samten Republik geworden war (Juli), that das Durch-
stechen der Deiche dem französischen Vordringen Einhalt.
Der Sieg der oranischen Partei über die Aristokraten und der
Entschluss der Volksmasse zu zähem Widerstande gegen Frank-
reich wurde besiegelt und geschändet durch die tumultuarische
Ermordung der Brüder Jan und Cornelius de Witt im
Haag (August). Der Befehl, den Ludwig bei seiner Rückkehr
nach Frankreich hinterliess („manger le pays“), wurde von
Luxemburgs Heer durch Misshandlung und Plünderung der Be=
wohner nach Kräften befolgt. Derkurbrandenburger hatte
den Kaiser Juni zum Abschluss eines Bündnisses
behufs Schutzes der Friedensverträge seit 1648
bestimmt; jedoch erklärte keiner von beiden Frankreich den
Krieg. Dem Kaiser war es nur darum zu thun, durch kriegerische
Demonstrationen einigermassen das Reich zu schützen, er stellte
16000, Brandenburg 12000 Mann. Des Kaisers damaliger Minister
Lokköwitz (Oktober 1675 gestürzt und bald vom Hofe verwiesen)
wollte Frankreich zulieb Kurbrandenburg von energischem Ein-
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Extrahierte Personennamen: Johann Ludwig Ludwig Wilhelm Cornelius_de_Witt August Ludwig Ludwig Derkurbrandenburger Lokköwitz
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schweden Holland Frankreich England Frankreich Frankreich Frankreich Holland Frankreich Luxemburgs Frankreich Brandenburg Frankreich
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1
Français“) auch in der Exekutive beschränkte (Ernennung nur
eines Teils der Beamten und Offiziere). Frankreich wurde
in 83 Departements geteilt, die an Stelle der alten Pro-
vinzen traten; die Departements zerfielen in Distrikte, diese in
Kantone, diese in Gemeinden. Von allen selbständigen Männern
des Departements, die mindestens 25 Jahre alt waren und eine
direkte Steuer im Mindestbetrag eines dreitägigen Arbeitslohns
zahlten, den „Aktivbürgern“, sollten die „Wahlmänner“
des Departements, deren Zensus 373mal so gross war, von
diesen d i e A b g e o r d n e t e n für die Nationalversammlung (im
ganzen 745) gewählt werden, die wieder einen höheren Zensus
und Grundbesitz haben mussten. Von den Wahlmännern waren
auch die Verwaltungsbeamten der Departements und Distrikte,
von den Aktivbürgern die Gemeindebeamten zu wählen. Die
Verwaltung wurde einheitlich geregelt, insbesondere Gleich-
heit der Münze, des Masses und Gewichts angeordnet. Die Stadt
Paris wurde in 48 Sektionen eingeteilt, die städtische
Verwaltung sollte von einem grossen und einem kleinen Rat
mit einem Maire an der Spitze geführt werden, aber unter dem
Einfluss der zu einer stehenden Einrichtung gemachten Distrikts-
versammlungen, deren Besucher Taggelder erhielten. Der Grund-
satz der Abschaffung der indirekten Steuern wurde ausgesprochen,
aber nicht durchgeführt; zur direkten Steuer wurden alle
Franzosen nach Massgabe ihres Einkommens herangezogen.
Die Rechtsprechung wurde von der Verwaltung getrennt
und nach den Grundsätzen der Gleichheit vor dem
Gesetz und der Oeffentlichkeit des Verfahrens ge-
ordnet, Folter, körperliche Züchtigung und Verschärfung der
Todesstrafe durch irgend welche Martern abgeschafft; die Richter
wurden durch die Aktivbürger, bzw. die Wahlmänner auf sechs
Jahre gewählt; die Entscheidung der Thatfrage in Kriminalsachen
erhielten Geschworenen-Gerichte; Pressfreiheit wurde
eingeführt. Die Kirche wurde durch die „Zivilverfassung
des Klerus“ (Juli 1790) zu einer rein nationalen An-
stalt gemacht: die bisherigen Diöcesen wurden aufgehoben,
jedes Departement erhielt seinen Bischof; die Geistlichen sollten
gewählt werden und „der Nation, dem König und den Gesetzen
Treue“ schwören, die Bischöfe dem Papst-ihre Wahl einfach an-
zeigen und keinen geistlichen Eid schwören ausser dem, dass sie
i sich zur katholischen Kirche bekennen ; die Kirchengüter waren
„zur Verfügung der Nation gestellt“ und auf sie schon
Dezember 1789 400 Mill. Frs. „Assignaten“ ausgegeben
worden ; die Besoldung der Geistlichen übernahm der Staat. Den
Orden war Februar 1790 die Eigenschaft gesetzlich anerkannter
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bald einen zersetzenden Einfluss. Wöllner, der mit dem Flügel-
adjutanten Oberst Bischoffsiverder den König beherrschte, erliess
nach Verdrängung des Justiz- und Kultministers v. Zedlitz sofort
das „Religionsedikt“ (9. Juli 1788), das durch Androhung
der Amtsentsetzung Kanzel, Schule und Katheder von der Auf-
klärung säubern sollte, aber nur Heuchelei erzeugte; und das
„erneuertezensuredikt“ (Dezember 1788) verhinderte wohl
öffentliche Besprechung bestehender Missstände, aber nicht das
Erscheinen von Schmähschriften gegen König und Regierung.
Die geplante Steuerreform scheiterte an dem Widerstand des
Beamtentums, es kam nur zur Erhöhung der indirekten Steuern
auf notwendige Lebensmittel, ohne dass das Anwachsen einer
beträchtlichen Staatsschuld verhütet wurde. Ergebnisse von
bleibendem Wert waren die dem König abgerungene Anerken-
nung des Grundsatzes, dass kein Staatsbeamter ohne
richterliches Urteil entlassen werden könne, und die
Einführung des preussischen Landrechts (s. S. 279).
- Die Politik, die zur Gründung des deutschen Fürstenbunds
geführt hatte, wurde nicht weiter geführt, wohl aber der Ver-
such der die Anschauungen des „Febronius“ (s. S. 262) ver-
folgenden deutschen Erzbischöfe, durch die „Emser Punktation“
vom 25. August 1786 im Einverständnis mit Kaiser Joseph die
katholische Kirche Deutschlands dem Papst gegenüber selb-
ständiger zu stellen, dadurch vereitelt, dass der Erzbischof von
Mainz als Mitglied des Fürstenbunds veranlasst wurde, von der
Punktation zurückzutreten. — Die Markgrafschaften Ansbach
und Baireuth (6 500 qkm = 115 Qm) wurden auf Grund eines
Vertrags mit Karl Alexander, dem Letzten des markgräflichen
Hauses, 1792 in preussische Verwaltung genommen.
§ 88. Oesterreich unter Joseph Ii. und Leopold Ii.
Josephs Reformpolitik. Das Ziel, das Joseph Ii. als
Alleinherrscher in Oesterreich (1780—90) verfolgte, war die
Vereinigung aller Teile der Monarchie zu einem stramm
zentralisierten Einheitsstaat deutschen Gepräges: er
wollte „ohne Rücksicht auf Vorurteile und Vorrechte der ver-
schiedenen Völker seines Reiches nur das Wohl des Ganzen im
Auge haben“. Aber die Verfolgung dieses Ziels musste ihn an
und für sich in Widerspruch mit einem grossen Teil seiner Unter-
thanen bringen, und die Art seines Vorgehens war vielfach
überstürzt; so kam es, dass die wenigsten seiner Einrichtungen
ihn überlebten, während andererseits von seiner Regierung viele
fruchtbare Anregungen für später ausgingen. Die Stände wurden
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: August Joseph Karl_Alexander Karl Alexander Joseph_Ii Leopold_Ii Leopold Joseph_Ii
dessen Mitglieder unter sich uneins und der Mehrzahl nach un-
fähige und selbstsüchtige Persönlichkeiten waren, verfolgte
im Innern eine schwächliche Schaukelpolitik („jeu
de bascule“) und war seiner Hauptaufgabe, die Staats-
finanzen in Ordnung zu bringen, so wenig gewachsen,
dass es durch ungeheuerliche Vermehrung der Assignaten diese
vollends entwertete und dadurch einen schweren Notstand her-
vorrief. Unehrlichkeit und Unterschleife in der Verwaltung
steigerten sich immer mehr; selbst manche der Direktoren be-
reicherten sich durch Börsenspekulationen. Ein Zeichen der
herrschenden Unzufriedenheit war, dass die Verschwörung Babeufs,
deren Ziel eine Umwälzung mit allmählicher Abschaffung des
Privateigentums war, zahlreichen Anhang und von seiten jako-
binischer Kreise Unterstützung fand; die Verschwörung wurde
noch rechtzeitig (Mai 1796) entdeckt und unterdrückt. Aber die
Wahlen von 1797 brachten in beide Räte eine royalistische
Mehrheit, die sich äusserlich gut republikanisch gebärdete.
Die Direktoren Carnot und Barthélemy (der Vermittler des Basler
Friedens) verkannten die der Republik drohende Gefahr und wollten
keine Gewalt brauchen. Nach einem missglückten Versuch der
Mehrheit des Direktoriums (besonders Barras'), durch General
Hoche die Gegner unschädlich zu machen, bewerkstelligte
Bonaparte die „Rettung der Republik“ durch Sendung
des Generals Augereau, mit dessen Hilfe der Staatsstreich vom
18. Fructidor (4. September 1797) gemacht wurde: Barthélemy,
Picbegru, der Präsident des Rats der 500, 50 Mitglieder der
beiden Räte und viele Journalisten wurden verhaftet; Carnot
entkam. Die verstümmelten Bäte mussten über die Verhafteten
Deportation nach Cayenne verhängen und die Ungültigkeit der
Wahlen von 49 Departements aussprechen. Am 30. September
folgte ein Gesetz, das den Staatsbankerott aussprach: von den
Renten der Staatsgläubiger wurden zwei Drittel gestrichen
und das „konsolidierte“ Drittel auf 20prozent herunter-
gesetzt; ein anderes Gesetz führte die Zensur ein. Das Direk-
torium, das seine Rettung Bonaparte verdankte, machte vergebens
den Versuch, an den Bedingungen, die inzwischen Bonaparte
Oesterreich gegenüber für den endgültigen Frieden festgestellt
hatte, zu ändern; Oesterreich, das sich bisher vergebens um
Russlands Hilfe bemüht hatte und ohne Grund eine Verbindung
Preussens mit Frankreich befürchtete, nahm jetzt diese Be-
dingungen an. So gab Bonaparte Frankreich, in dessen
innere Politik er eben entscheidend eingegriffen hatte, auch den
Frieden, der Frankreich grössere Vorteile bot, als irgend ein
früher geschlossener.
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Hoche Barthélemy
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Oesterreich Russlands Frankreich Frankreich Frankreich
1
V
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— 330 —
können glaubte: zu den von der Constituante ausgegebenen Assignaten im
Gesamtbetrag von 1800 Millionen kamen Assignaten unter der Legislative für
900, unter dem Konvent für 7274, unter dem Direktorium für 35 603 Mill. fr.
hinzu; im selben Mass sank der Kurs der Assignaten (1791 auf 91 Prozent,
1792 auf 51, 1794 auf 34, 1795 von 18 auf 0,67, 1796 auf 0,29 Prozent), bis
sie ganz ausser Kurs gesetzt wurden (die aus der Zeit des Königtums schon
1793, die aus der Zeit der Republik 1799); nachdem die rückständigen Zinsen
von der Staatsschuld allmählich bis auf 5 Prozent ihres Betrags herabgesetzt
waren, erfolgte 20. September 1797 eine Herabsetzung der Staatsschuld auf
7з ihres ursprünglichen Betrags (s. S. 327). — Von indirekten Steuern hatte
die Constituante beibehalten die Stempel- und die Registrierungssteuer (that-
sächlich wurden auch andere indirekte Steuern noch vielfach forterhoben);
neugeschaffen wurde 1791 die Patentsteuer und 1797 und 1798 endgültig ge-
regelt (1798 ein Markenschutzgesetz mit Markensteuer eingeführt); 1798 griff
man zu der drückenden Fenster- und Thürsteuer.
Für den Handel war die Aufhebung aller Verkehrsschranken
innerhalb der Grenzen Frankreichs (5. November 1790) am bedeu-
tungsvollsten. Aber der Binnenhandel litt unter den allgemeinen Wirkungen
der Revolution, am schwersten unter dem vom Konvent 11. September 1793 für
Frankreich (schon 3. Mai für Paris) eingeführten, 24. Dezember 1794 wieder
abgeschafften „Maximum“ (d. h. der Festsetzung eines Höchstpreises für die
notwendigen Lebensrnittel, bald auch für verschiedene Gegenstände des täglichen
Gebrauchs), ausserdem namentlich unter dem sich immer mehr verschlechternden
Zustand der Strassen: 1789 gab es in Frankreich öffentliche Strassen in einer
Gesamtlänge von 10000 lieues (= Wegstunden); diese wurden nicht nur nicht
vermehrt, sondern verfielen immer mehr, sodass zu „freiwilligen Fronen“ auf-
gefordert werden musste und 1797 (bis 1806) Weggelder eingeführt wurden.
Der Krieg brachte ein Verbot aller Erzeugnisse der Länder, mit denen Frank-
reich Krieg führte, insbesondere Englands ; 21. September 1793 wurde für den
französischen Seehandel ein der englischen Navigationsakte (s. S. 204) nach-
gebildetes Gesetz gegeben. Am 12. Juli 1793 wurde die Anlegung der ersten
optischen Telegraphenlinie nach der Nordostgrenze angeordnet, die am 30. August
1794 das erste Telegramm beförderte.
Für die Entwickelung der Industrie war bedeutsam die
Einführung der Erfindungspatente (31. Dezember 1790 bis 7. Januar
1791) und vor allem die Aufhebung der Zünfte und Innungen
(17. März 1791). Aber die Luxusartikel, die die Stärke der französischen
Industrie ausmachten, gingen während der Revolution nicht mehr; so wurde
die Seidenfabrikation von Lyon nahezu vernichtet. Die erste französische
Industrie-Ausstellung (1798) zählte 110 Aussteller.
Die tiefstgreifenden Wirkungen übte die Revolution
auf die landwirtschaftlichen Verhältnisse: nicht bloss wurde
ungefähr Vio des französischen Grund und Bodens von der Revolution ver-
kauft (für die Gesamtheit der Emigrantengüter berechnet man 370000 Ver-
käufe im Durchschnittsbetrag von 1630 fr.), wovon der grössere Teil in
die Hände des Kleinbauernstands überging (ziemlich viel auch in die des
Gewerbe- und Handelsstands der kleineren Städte), es wurde auch der
Grund und Boden frei von allen bisher auf ihm ruhenden Lasten,
insbesondere den Fronen und dem Zehnten, sowie dem Jagdrecht
eines bevorzugten Standes, und frei von allen Beschränkungen des
freien Verfügungsrechts des Eigentümers, was ein weiteres Fort-
schreiten der durch den Verkauf der Kirchen- und der Emigrantengüter be-
gonnenen Auflösung des Grossgrundbesitzes bewirkte und die Entstehung
neuen Grossgrundbesitzes erschwerte. Der sofortige Nutzen für den Anbau
des Bodens war allerdings gering, weil wiederholte lokale Verbote, etwas
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Frankreich Paris Frankreich Englands Lyon
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anderes als Weizen zu bauen, zusammen mit den Bestrebungen, den Preis
der Körnerfrucht durch gesetzliche Massregeln möglichst nieder zu halten,
von einer intensiven Ausnützung des Bodens abschreckte.
Unterrichts wesen. Ein grosses Verdienst erwarb sich die Bevolution
durch die Organisation des Unterrichtswesens. Als dafür mass-
gebende Grundsätze stellte ein Bericht Condorcets (vom 20. April 1792) auf:
staatlich organisierter Unterrichtso allgemein, gleichartig und vollständig
als möglich, allen zugänglich durch vollständige Unentgeltlichkeit, unabhängig
von der Staatsgewalt gestellt, um seinem ausschliesslichen Zweck der „Mit-
teilung von Wahrheiten“ dienen zu können; sie kamen aber im Drang der
politischen Kämpfe nur langsam und unvollständig zur Ausführung. Das
„organische Gesetz“ vom 25. Oktober 1795 (3. Brumaire Iv.) bestimmte,
dass in jedem Kanton mindestens eine Primär schule mit getrenntem Unter-
richt für Knaben durch Lehrer, für Mädchen durch Lehrerinnen, in Lesen,
Schreiben, Rechnen und den Elementen der republikanischen Moral sein solle;
der obligate Charakter und die Unentgeltlichkeit war auf gegeben ; ein Viertel
der Schüler konnte „wegen Bedürftigkeit“ durch die Municipalität vom Schul-
geld befreit werden; die Freiheit der häuslichen Erziehung und der Privat-
schulen war wiederhergestellt, ebenso die Unterrichtsmethode wieder frei-
gegeben. Von den „Zentralschulen“ sollte mindestens eine in jedem Departe-
ment sein ; zehn Professoren sollten Physik und Chemie, Logik und „Analyse
der Empfindungen und Gedanken“, Staatswissenschaft und Gesetze, philo-
sophische Geschichte der Völker, Hygiene, Künste und Gewerbe, allgemeine
Geschichte, schöne Litteratur, alte und lebende Sprachen, Zeichnen lehren;
aber den Schülern sollte die Wahl zwischen verschiedenen Kursen freistehen.
Auch hier war die Wahl der Methode dem Lehrer freigestellt; auch hier gab
es Freiplätze für „Bedürftige“ (früher „élèves de la patrie“). Einzelne dieser
Schulen blühten, so in Paris, Besançon, die meisten führten neben den mehr
und mehr aufkommenden Privatschulen ein kümmerliches Dasein. Für den
„höheren Unterricht11 begnügte man sich, nach Abschaffung der alten Uni-
versitäten, bis 1795 mit der durch das jeweilige Bedürfnis veranlassten Er-
richtung einzelner Specialschulen; das „organische Gesetz“ bestimmte, dass
es „écoles de services publics“ (polytechnische Schule, Artillerieschule, Schulen
für Genie-Offiziere, für Brücken- und Wegebau, Bergbau, Geographie, Schiff-
bau, Schiffahrt und Marine) und Specialschulen (für Astronomie, Geometrie
und Mechanik, Naturgeschichte, Medizin, Tierheilkunde, Landwirtschaft,
Altertümer, Staatswissenschaft, bildende Künste, Musik) geben solle. Die
bedeutendste dieser Schöpfungen war die von Lamblardie, Carnot u. a. orga-
nisierte „polytechnische Schule“ (seit 1. September 1795), mit Labora-
torien, Sammlungen und Bibliothek reich ausgestattet; an ihr wirkten Ge-
lehrte wie Berthollet und Lagrange; der Unterrichtskurs war dreijährig;
die Schüler hatten freien Unterricht und erhielten jährlich 1200 fr. Die
„Normalschule“ wurde 20. Januar 1795 eröffnet mit der Bestimmung, die
Kunst des Unterrichts, besonders in der Moral, beizubringen in einem vier-
monatlichen Kurs, zu dem je ein mindestens 25 Jahre alter Schüler auf
20 000 Einwohner, von den Municipalitäten gewählt, mit einem Bezug von
1200 fr., beigezogen wurde; die Normalschule, an der ebenfalls die hervor-
ragendsten Gelehrten wirkten, hörte nach dem ersten Kurs auf und hatte so
wesentlich den Wert einer bedeutungsvollen Anregung für die Zukunft. Das
medizinische Studium, das an drei Specialschulen („écoles de santé“ in Paris,
Montpellier und Strassburg) betrieben wurde, war gegründet auf den prak-
tischen Unterricht im Amphitheater und Spital und auf „klinische Vorlesungen“.
An Stelle der von Ludwig Xiv. gegründeten école des jeunes de langue (für
Heranbildung von Dragomans) führte der Konvent 2. April 1793 Kurse für
alle Sprachen, die für Politik und Handel von Nutzen sein könnten, ins-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Paris Artillerieschule Altertümer Paris Montpellier Strassburg
332
besondere die orientalischen, ein; ans der Vereinigung dieser Kurse wurde
die école spéciale des langues orientales. Der jardin des plantes wurde 1795
zu einem naturwissenschaftlichen Museum mit 13 neuen Lehrstühlen, einer
Bibliothek und einer Menagerie erweitert, 1795 ein bureau des longitudes
gegründet. Von der neugeschaffenen militärischen Luftschiffahrt wurde in
der Schlacht bei Fleurus (s. S. 324) zum erstenmal Gebrauch gemacht. Die
frühere königliche Bibliothek wurde, bedeutend vergrössert und trefflich
organisiert, als Nationalbibliothek dem unbeschränkten Gebrauch des Publikums
zugänglich gemacht, in jeder Departementshauptstadt eine öffentliche Bibliothek
errichtet. Für alle Urkunden „von Interesse für Geschichte, Wissenschaft
und Kunst“ wurde ein Generalarchiv im Louvre geschaffen. 1794 wurde
die Errichtung eines Konservatoriums für Künste und Gewerbe mit Modell-
sammlungen, drei „démonstrateurs“ und einem Zeichner verfügt. Das Werk
der Einrichtungen für den öffentlichen Unterricht wurde gekrönt durch das
Institut de France, das durch das organische Gesetz vom 25. Oktober
1795 an Stelle der alten Akademien geschaffen wurde als „Vertretungskörper
der Republik der Wissenschaften“, mit der Bestimmung, an der Vervollkomm-
nung der Künste und Wissenschaften durch ununterbrochene Forschungen
und Veröffentlichung von Entdeckungen, sowie durch Korrespondenz mit andern
gelehrten Gesellschaften zu arbeiten; es hatte drei Klassen (später wieder
„académies“) : für Physik und Mathematik, für Litteratur und schöne Künste,
für Moral und Politik. (Letztere wurde 1803 von Napoleon beseitigt, 1832
wieder hergestellt; hinzugekommen war die wiederaufgerichtete Académie
française und eine Académie des beaux arts, sodass das Institut de France
heutzutage aus fünf [1806—32: vier] Akademien besteht.)
Kapitel Xxviii.
Der zweite Koalitionskrieg und die Errichtung
der Militärmonarchie in Frankreich.
§ 100. Honapartes Zug nach Aegypten und der zweite
Koalitionskrieg bis zum Rücktritt Russlands.
Der Zug- nach Aegypten. Bis Ende 1797 wurden die
österreichischen Truppen vom Rhein zurückgezogen, Januar 1798
von den Franzosen das seiner Flotte und seiner Kunstschätze
beraubte Venedig an Oesterreich übergeben. Aber die Verhand-
lungen in Rastatt über den Reichsfrieden kamen sofort ins Stocken,
weil die französischen Gesandten das ganze linke Rheinufer ver-
langten und Oesterreich als Ersatz die Legationen (s. S. 326) haben
wollte; sie gaben nur der französischen Diplomatie Gelegenheit,
mit den deutschenvmittel- unctlhnlnstaaten enge Fühlung zu
bekommen. Der Friede auf demfestland wurdefranzösischer-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Russlands Rhein Oesterreich Rastatt Oesterreich
336
Zürich zurückgebliebenen Russen und Oesterreicher unter Korsä-
kow und Hotze von Massénas Uebermacht vernichtend geschlagen
(25. September 1799), sodass Suworoff, der drei Tage darauf
im Muottathal ankam, sich nur unter den äussersten Anstreng-
ungen und Opfern den Rückzug ins Vorderrheinthal erkämpfen
konnte; von da ging er nach Feldkirch und dann hinter den
Lech zurück. Die Franzosen waren wieder Herren der
Schweiz. Die Engländer hatten ihren Angriff auf Holland mit
der Wegnahme der ganzen holländischen Flotte glücklich ein-
geleitet (31. August), aber das englisch-russische Landungsheer
wurde von General Brune so geschlagen, dass es froh sein musste,
unter dem Schutz des Waffenstillstands von Alkmar (18. Oktober)
sich wieder einschiffen zu dürfen. Der russische Kaiser
aber, über die besonders gegen Sardinien gerichteten öster-
reichischen Vergrösserungspläne schon längst ungehalten, kün-
digte auf die Nachrichten vom Schweizer Kriegsschauplatz dem
Kaiser Franz die Waffengemeinschaft; im März 1800
brach er auch jede Verbindung mit England ab.
§ 101. Die Errichtung des Konsulats in Frankreich.
Der Staatsstreich vom 18. Brumaire. Diedirektorial-
regierung hatte sich nicht ohne neue Ge waltthätig-
keiten behaupten können: um das Emporkommen der
Jakobiner („Anarchisten“) zu verhindern, waren am 11. Mai
(22. Floréal) 1798 mehr als sechzig Wahlen umgestossen und ein-
fach die Kandidaten der Minderheit für gewählt erklärt worden ;
trotzdem war das Verhältnis zwischen den Räten und Direktorium
ein so unleidliches geworden, dass der Rat der 500 am 18. Juni
(30. Prairial) 1799 den Rücktritt von zwei Direktoren erzwang;
aber das Direktorium in seiner neuen Zusammensetzung war
auch sofort wieder mit dem Rat der 500, der jakobinische An-
wandlungen zeigte, in Streit geraten, und Gesetze, über die
man sich unter dem Eindruck der äusseren Gefahr einigte, das
sogenannte Geisselgesetz, das für die sich wieder mehrenden Un-
ruhen und Gewaltthaten ausschliesslich die „Royalisten“ des
betreffenden Bezirks verantwortlich machte, und eines, das ein
Zwangsanlehen in Form einer progressiven Grundsteuer (bis über
die Hälfte des Ertrags) einführte, riefen überall die Furcht vor
Wiederkehr der Konventszeiten hervor. Der Jakobinerklub ent-
stand, mit weitreichenden Verzweigungen, unter anderem Namen
wieder, wurde aber bald wieder geschlossen. Der Zerfall
der Regierungsgewalt und aller inneren Ordnung, das all-
gemein verbreitete Gefühl der Unsicherheit, das Stocken des
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TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Personennamen: Massénas August Brune Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Feldkirch Schweiz Holland Sardinien England Frankreich