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1. Sächsischer Zeitspiegel - S. VI

1862 - Döbeln : Thallwitz
Yi Gegenwart sich noch genauer unterrichten will, den erlaube ich mir, auf meine „Umschau im Watex- lande" (Leipzig, bei Herrmann Fritz, che) hiermit auf- merksam zu machen. — Für Diejenigen übrigens, welche einzelne Episoden aus der Geschichte des Vaterlands voll- ständiger, und mehr in biographischer Form bearbeitet zu haben wünschen, hat der Verfasser bereits ein drittes Werk: „Bilder aus der Geschichte Sachsens und Thüringens," unter der Feder, welches nächstens im Druck erscheinen wird. — Daß bei Verfassung dieser gegenwärtigen Schrift aus den besten Quellen geschöpft worden, von Widu- kind und Dithmar an bis auf die neuesten trefflichen Werke Eines von Langenn, Klemm, Märker, Preusker, Sckäfer, Tittmann u. A. werden ein- sichtsvolle Veurtheiler bald erkennen. Hier und da, na- mentlich in den culturhistorischen Abschnitten, sind auch archivalische Nachrichten benutzt worden. So möge denn auch dieses Büchlein ein wirksames Mittel werden, Liebe zu unserm Vaterlande und zu unserm angestammten Königshause in den Herzen von Alt und Jung zu wecken und zu beleben! Zschaitz bei Döbeln, den 1. November I86l. Earl Wilhelm Hingst, 0

2. Sächsischer Zeitspiegel - S. 137

1862 - Döbeln : Thallwitz
137 schickten nehme man hinein, die Geschickten schließe man aus, in Lrti!)U8 und Philosophie werde unordentlich, unflcißig und unschicklich gelesen, die Disputation versäumlich gehal- ten, nicht halb so ehrlich und herrlich, wie vor Zeiten." Herzog Georg, der selbst eine gelehrte Bildung genossen, suchte wohl diesen Uebelstanden abzuhelfen und die Bedeu- tung der Universität Leipzig, der ncucrblühenden Schwester- anftalt zu Wittenberg gegenüber, ausrecht zu erhalten; er zog mehrmal Männer, welche der neuen Richtung huldigten, nach Leipzig, durch welche die alte Scholastik verdrängt und das Studium der griechischen und he- bräischen Sprache gefördert werden sollte;*) allein die alten störrigcn Theologen, die mit unverbesserlicher Zähigkeit an der Scholastik hingen, dabei aber, wie Luther sagte, kein Capitel der Schrift richtig zu erklären verstanden, mach- ten jene Männer dem Herzoge verdächtig, stellten das Stu- dium der griechischen und hebräischen Sprache als Grund- lage der neuen Ketzerei dar und wirkten ein Verbot dagegen aus. Erst dem Herzoge Heinrich, mehr aber seinem groß- ßen Sohne, Moritz, war es Vorbehalten, die Leipziger Hoch- schule dem tiefen Verfalle wieder zu entreißen. Letzterer ver- dient mit Recht der zweite Stifter der Universität genannt zu werden Aus den Gütern und Einkünften der Bisthümcr und ausgehobenen Klöster begabte er die Hoch- schule auf eine für die damalige Zeit glänzende Weise. Tie Gebäude des Paulinerklosters wurden derselben geschenkt; aus den Büchersammlungcn mehrerer Ungezogener Klöster wurde der Stamm der jetzigen Universitätsbibliothek gebildet. Zur Unterstützung unbemittelter Studenten wurde eine gemeinsame Speiseanstalt (Convictorium) errichtet; die Lehrergehalte wurden ansehnlich verbessert und neue tüchtige Lehrkräfte herbeigezogen sjoachim Camerarius, Melanchthons Freund und Biograph. Peter Loriot, Alexan- der Alcsius u. A.). Wohl wurde Herzog Moritz wegen dieser Freigebigkeit gegen die Hochschule vielfach getadelt, aber er ging fest und unbeirrt seinen Weg, und scheute keinen Tadel, wo cs darauf ankam, als protestantischer Fürst in der geistigen Erhebung seines Volks die stärkste Säule der *) Z. B. Richard Erocus, Petrus Mosellanus, Jakob Ce- ratinu«, Johann Cellarius.

3. Sächsischer Zeitspiegel - S. 138

1862 - Döbeln : Thallwitz
138 durch das Schwert des Geistes, wie durch Gewalt der Waf- fen schwer errungenen Kirchenverbesserung aufzurichten. Unter den Männern (aus Sachsen), welche bereits frühe, auch bei wenig Bildungsmiitcln, doch eine bedeutende Höhe im Reiche der Wissenschaften erstiegen, verdienen genannt zu werden: Petrus von Zittau, geboren daselbst um 1270, Abt zu Königssaal in Böhmen, berühmt und hochverdient als der beste Geschichtschreiber Böhmens im Mittelalter. An- gelus von Dobelin, ein Grimmaischer Mönch, dessen Be- redtsamkeit auf dem Concil zu Costnitz Bewunderung erregte. Petrus von Dresden, Rector der dasigen Schule, später Professor zu Prag, der noch eher, als Johann Huß, die Be- hauptung ausgestellt haben soll, daß den Laien bei der Feier des heil. Abendmahls auch der Kelch zu reichen sei. Dr. Georg Agrícola, geb. 1494 zu Glauchau, berühmt als Arzt, mehr aber noch als Mineralog, gestorben zu Chemnitz 1555. Peter Ap i a n (Bennewitz), aus Lcisnig (geb. 1495), seit 1524 Professor zu Ingolstadt, tüchtiger Mathematicus und Astronom. Adam Riese, geb. 1492, 4 1559, Lehrer der Mathematik zu Annaberg, Vater einer wahren Rcchner- familie. Dr. Simon Pistoris, geb. zu Leipzig 1498, 4 zu Seußlitz 1566; ingl. Gregor H alo and er (Hosmann), aus Zwickau, berühmte Juristen. Johann Ha in pol (Corna- rius), aus Zwickau, berühmter Arzt und tüchtiger Sprachforscher. Johann Pfeil, aus Dresden, berühmter Arzt und Anatom. Georg Pylander (Thormann), aus Zwickau, berühmter Arzt. Paul Rebhuhn. Rector zu Plauen, dann Superin- tendent zu Oclsnitz, dramatischer Dichter. Johann Her- mann, aus Zittau, um 1540 Cantor zu Freiberg, ein tüchtiger Musiker. Das Polizei wesen wurde allmählig geordneter. Die Landesordnungen der fürstlichen Brüder Ernst und Albrechr vom Jahre 1482, Friedrichs dcs Weisen und seines Bruders Johann des Beständigen vom Jahre 1497, und des Herzog Moritz vom Jahre 1543 enthalten viele wohlthätige Vor- schriften. Doch streifte noch viel lüderliches Gesindel im Lande herum und die Mannschaft der Acmter mußte zuwei- len aufgeboten werden, um die Straßen zu reinigen. 1475 mußte der Lommatzscher Jahrmarkt in Meißen abgehaltcn werden, wegen der großen Räuberei, die nicht weit von Lom- matzsch in einem „dicken Geheck" getrieben wurde.

4. Sächsischer Zeitspiegel - S. 200

1862 - Döbeln : Thallwitz
200 Fußreifende, Alte und Gebrechliche getragen hatten. Länger behielt man die schwarzen Mäntel bei. Die Anfangs runden Hüte gingen endlich in die dreieckige Form über. Frankreich, dessen Hof an Glanz, Ueppigkeit und aristocratischem Wesen über alle andern Höfe hervorragte, wurde für Deutschland und namentlich auch für Sach- sen seit Johann Georg Ii. tonangebend. Selbst die Sprache begann ein Kauderwälsch zu werden, da man allenthalben französische Worte einzuflcchten bemüht war und die Abson- derung der einzelnen Stände von einander nahm hier wie dort, zum großen Schaden der Geselligkeit, stark überhand. Neue Genüsse verbreiteten sich. Zu Leipzig entstand 1694 das erste Kaffeehaus und in Dresden wurde 1745 der erste Kaffeeschank gestattet. In F reib erg trieb um jene Zeit der Italiener Malinverno zuerst den Kaffee- schank. Durch die östreichischen und preußischen Soldaten verbreitete sich der Kaffee-, leider aber auch der Branntwein- Genuß mehr und mehr auch auf den Dörfern. Nun ließ das Biertrinken nach und die Brauereien kamen in Ver- fall. Das Tabakrauchen war im 30jährigen Kriege durch die schwedischen Krieger im Lande bekannt und beliebt geworden; doch ergingen Anfangs mehrere Verordnungen ge- gen dieses ..Tabaktrinken," als etwas der Gesundheit Nach- theiliges und zugleich Feuergefährliches. Zu Anfänge des 18. Jahrhunderts (1717) wurden die ersten Kartoffeln zu Würschnitz, im Voigtlande, angebaut, und verbreiteten sich bald im ganzen Lande. Der Genuß der Fleisch- und Mehl- speisen verminderte sich damit. Die große Einfachheit der Lebensweise der Mittlern und niedern Stände trug wohl hauptsächlich dazu bei, daß einzelne Personen zu jener Zeit ein ungewöhnlich hohes Alter erreichten. 1687 starb Hans Himmerlich, im Dorfe Grießbach bei Schneeberg, in dem hohen Alter von 110 Jahren. Seine Ehefrau hatte ein Alter von 105 Jah- ren erreicht. Die alte Wolf Richterin im Städtchen Lößnitz starb 1772 im Alter von 117 Jahren. Zu Roßwein starb 1674 ein alter Bürger, 120 Jahre alt. Michael Mende, zu Nassau bei Frauenstein (st 1630) erreichte ein Alter von 123 und Stephan Steiner, Schuhmacher zu Leipzig (f 1664) ein Alter von 124 Jahren. Die Landwirthschaft, die unter Johann Georgs

5. Sächsischer Zeitspiegel - S. 210

1862 - Döbeln : Thallwitz
210 vertrauen. theils in Folge andrer eingetretener Hindernisse nicht zu Stande. Durch Verbesserung der Straßen wurde der Handelsver- kehr wesentlich erleichtert. Schon Johann Georg 111. richtete sein Augenmerk darauf; mehr noch that August der Starke, der 1706 ein förmliches Straßenbau-Mandat erließ. Die bedeutendsten, der das hiesige Land durchschneidenden Straßen waren: Die hohe Stapelstraße von Leipzig über Lützen, Weißenfels. Naumburg, Eckardsberge, Bujtelstädt, Erfurt, Gotha, Eisenach n. nach Frankfurt am Main, durch Mandat vom 24. Febr. 1653 sestgestellt; die sogenannte Kupfer- und Weinstraße von Leipzig über Lützen, Weißenfels, Naumburg, Auerstädt, Blankenhain, Saalfeld rc. nach Frank- furt a. M., durch Mandat vom 12. März 1656 zu benutzen verstattet; die Reichsstraße von Leipzig über Borna, Al- tenburg, Gößnitz, Zwickau, Reichenbach, Mylau, Plauen nach Hof in Franken oder Eger in Böhmen, durch Mandate von 1521, 25, 26, 64, 1702 und 1708 sestgestellt; die ober- lausitzsche Königsstraße, von Leipzig über Grimma. Oschatz, Großenhain, Bautzen k. führend. Für Hebung des Kunstsinnes im Lande geschah in dieser Periode erstaunlich viel. Johann Georg 11. ließ zu Dresden ein geräumiges Opern- und Schauspiel- haus, mit vieler Maschinerie, in italienischem Geschmacke, aufführen und darin namentlich auch die aus Italien da- mals nach Deutschland verpflanzten, beliebten Singspiele (Opern) vortragen. Er bereicherte die Kunstsammlun- gen, die seine Vorgänger, Georg und August, begründet hat- ten, durch schätzbare Ankäufe im Auslande und durch Werke in- ländischer Künstler, und wurde dadurch ein Beförderer der Kunst. Es florirte damals in Schneeberg eine ganze Künst- lerfamilie, die Böhme, Vater, Söhne und Enkel, welche als Bildhauer und Maler sich auszeichneten, besonders Heinrich Böhme (ck 1679) und dessen gleichnamiger Sohn, der als Bildhauer sein Talent in Rom ausgebildct hatte und Vorzügliches leistete. Melchior Barthel (geb. in Dres- den, f 1672), Schüler des alten Johann Böhme in Schnee- bcrg, der sich auch lange in Italien aufgehalten hatte und vorzüglich schön in Elfenbein arbeitete, wie denn das grüne Gewölbe mehrere solcher Kunstsachen von ihm auf« zuwciscn hat.

6. Sächsischer Zeitspiegel - S. 211

1862 - Döbeln : Thallwitz
211 Als Maler bildeten sich in dieser Zeit aus: Zacharias Wagner, ein geborner Dresdener, der vorzüglich Thiere und Früchte sehr gelungen zeichnete; Christian Schiebung, Hofmaler (4 1663), war Landschafts- und Thiermaler; Jo- hann Rauscher, aus Leipzig, hatte sich lange in den Nie- derlanden aufgehalten, kam 1665 nach Dresden und malte für den Hof eine große Landschaft. Als Kupferstecher thaten sich hervor: Daniel Kon- rad (4 1678), aus Dresden, ein Schüler Daniel Keller- thalers (geb. 1574 zu Dresden), der diese Kunst zuerst in Sachsen eingeführt und bereits unter Johann Georg I. ge- übt hatte. Von beiden Künstlern sind noch schätzbare Werke vorhanden. Nicolaus Weishuhn, aus Dresden (4 1687), Augustin John, aus Dresden, und Johann Dens heim er, ebendaher, widmeten sich ebenfalls unter Johann Georg Ii. die- ser Kunst und erlangten darin einen nicht unbedeutenden Rust Auch die Musik kam nun wieder empor. Heinrich Schütz, aus Köstritz (4 1672). Kapellmeister am Hofe zu Dresden, der sein Talent in Italien ausgebildet, erlangte unter den deutschen Tonkünstlern jener Zeit einen ausgezeich- neten Ruf. Unter seiner Direction waren als Kapellmeister noch mehrere Italiener angestellt, von denen Palavicini verschiedene Opern componirte. Jetzt kommen auch mili- tairische Musikchöre vor; jede der verschiedenen Leib- garden des Kurfürsten — er hatte unter andern eine Schwei- zergarde und eine Kroatenleibgarde zu Pferde —, erhielt ihr eigenes Musikcorps. Der ritterliche Johann Georg Iii. hatte doch auch am väterlichen Hofe und auf längern Reisen in Italien den Sinn und Geschmack für musikalische Genüsse erweckt und gebildet. Er gründete eine italienische Oper und zog zu diesem Behuf italienische Dichter, Componisten, Sän- ger, Sängerinnen und Jnstrumentisten nach Dresden, die auch an seinem Nachfolger Johann Georg Iv. einen kunstsinnigen Beschützer fanden. Friedrich August 1. von Polen, bekannt als Freund und Beschützer der Künste und Wissenschaften, ließ stets junge Männer von Talent auf seine Kosten reisen, um das Bessere des Auslands nach Sachsen zu verpflanzen. Die Künstlerfamilie Dinglinger fand unter ihm ihr zweites Vaterland in Sachsen. Der Vater, Johann Melchior, 14*

7. Sächsischer Zeitspiegel - S. 212

1862 - Döbeln : Thallwitz
212 ein tüchtiger Goldarbciter, ließ sich 1693 in Dresden nie- der und wurde später von dem Könige reichlich beschäftigt und belohnt. Seine schönsten Werke enthält das grüne Ge- wölbe. Sein jüngerer Bruder, Georg Christoph, unterstützte ihn. und der einzige Sohn, Johann Friedrich, vollendete, nach des Vaters Todte (1731), die angefangenen Werke. Auch der treffliche Künstler Balthaser Perm oser (st 1732) fand seinen Unterhalt durch den kunstliebenden Kö- nig, welcher ihn herrliche, in Elfenbein gearbeitete, Gruppen und Figuren für's grüne Gewölbe fertigen ließ. Den trefflichen Maler Samuel Botschild inachte Fried- rich August (1705) zum Direetor der damals zu Dresden errichteten Malerakademie, und später folgte ihm in die- sem Posten sein Verwandter und Schüler Heinrich Christian Fehling (st 1725). Für die in Dresden befindlichen W issensch afts- und Kunstsammlungen sorgte Friedrich August als ein wah- rer Vater. Die Porzellansammlung, einzig in ihrer Art, begründete er; die Kunstkammer erweiterte er durch schätzbare Ankäufe in den Jahren 1720—30 dermaßen, daß eine besondere Abtheilung von modernen Statuen unter dem Namen Augusteum, nöthig wurde; das Münzkabinet wurde durch ihn sehr bereichert; die große Bibliothek verstärkte er durch Einverleibung der Bibliothek des verstor- benen Herzogs Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz und durch Ankauf anderer werthvoller Bibliotheken; die M i- neralien-Galerie wurde durch ihn unter dem Titel: Akademie der Naturmerkwürdigkeiten begründet; die im mathematischen Salon befindlichen Sammlun- gen wurden bedeutend vermehrt; das Kupferstich-Cabi- net ließ er durch den Hosrath Heuch er gründen; der Bil- dergalerie und der Rüstkammer verschaffte er manchen werthvollen Zuwachs und auf Kunstgegenstände für das grüne Gewölbe verwandte er ungeheuere Summen. Auch durch Veranstaltung glänzender Bauten bekun- dete Friedrich August seinen Kunstgeschmack. Er baute in Dresden den japanschen Palast, das Ritterakade- miegebäude, die Ca fernen, das Opernhaus*), den *) 122 Ellen lang, 50 Ellen breit, 8000 Zuschauer fassend, mit einem Lheater für 540 Menschen.

8. Sächsischer Zeitspiegel - S. 214

1862 - Döbeln : Thallwitz
214 Haus häufig zur Aufführung brillanter Opern des genia- len Hasse benutzt; die prachtvollsten Hoffeste wurden zu Dresden, Moritz- und Hubertusburg, Uibigau und Sedlitz gefeiert. Da gab es Venus feste in den Lustgärten, Dia- nen feste in den Hainen, Nymphenseste auf dem Flusse, Saturnusfeste in den Klüften. Der ganze Hof nahm an solchen Festen Theil. Den in der Hauptstadt befindlichen Sammlungen für Wissenschaft und Kunst widmete Arlgust Ii. nicht minder große Sorgfalt, als sein Vater. Die königliche Bibliothek wurde durch ihn jehr bedeutend vermehrt, ebenso die P o rzellanfammlung. der mat hematische Salon, die Ku nst- und R ü stk am m er und das grüne Gewölbe. Die Gemäldegalerie aber jchuf er fast neu und brachte sie dadurch, daß er die Werke der berühmtesten Meister kaufte, dahin, daß sie nach der Pariser Galerie die erste in der Welt wurde. Folgende Sachsen haben sich, außer den bereits Genann- ten, zu jener Zeit durch ihre Kunstleistungen berühmt gemacht: Gottfried Silbermann, sächsischer Hof- und Land-Orgel- bauer zu Freiberg (geb. 1683 zu Niederbobritzsch). Er hat in Sachsen 47 Orgeln gebaut, die alle ihren Meister loben. E. Gottlieb Schröter, der Erfinder des Fortepiano (geb. zu Hohenstein 1690). Johann Gottlob Jmman. Breitkopf, Buchdrucker in Leipzig und zu seiner Zeit der berühmteste in Deutschland (geb. 1719 zu Leipzig). Gottfried Friedrich Rie- dels ein namhafter Porzellanmaler (geb. 1714 zu Rosenthal b. Pirna). Auch die berühmte Schauspielerin Caroline Neu- der (geb. 1700 zu Reichenbach im Voigtland) gehört hierher. Sebastian Bach, gebürtig aus Eisenach (p 1750), Cantor und Musikdirector zu Leipzig, glänzte in dieser Zeit als vollendeter Meister im Gebiete der Kirchenmusik und des Orgelspiels, und seine Werke erregen noch jetzt durch ihre Tiefe und Erhabenheit die Bewunderung der Kenner. Raphael Mengs, der größte Maler des 18. Jahrh., (geb. 1728 zu Aussig in Böhmen) legte in Dresden den Grund zu seiner Größe. Das herrliche Altargemälde in der katholischen Kirche (die Himmelfahrt) ist sein Werk. Bildung und Gelehrsamkeit sehen wir nach und nach allgemeiner und lebenskräftiger werden. Die Regsam- keit erstreckte sich bis auf die Volksschule herab, deren An-

9. Sächsischer Zeitspiegel - S. 215

1862 - Döbeln : Thallwitz
215 gelegensten 1724 durch eine neue „Instruction" geregelt wurden, in welcher auch der weiblichen Jugend zum ersten Male gedacht wird. Doch bestand noch kein Schul« zwang, woraus sich erklären läßt, wie es noch zu Anfänge des 18. Jahrhunderts Kirchengemeinden geben konnte, in denen 15 Jahre lang kein einziges Kind zur Schule gegangen war. Dagegen führte man in Dresden über die vielen Winkelschulen Klage, deren 1670 nur allein in der An- nenvorstadt 50 waren; denn die Ausübung des Lehrer- beruss war damals noch nicht an eine geregelte Vorbildung und an zu bestehende gesetzliche Prüfungen gebunden, sondern eine für Jeden zugängliche „freie Kunst", der sich arme Stu- denten. Handwerksleute. Schreiber, abgedankte Soldaten und Herrenbedienten zuwendeten. Auf der Universität Leipzig, auf welcher nach dem dreißigjährigen Kriege nur durch die strengsten Gesetze dem Unwesen des Pennalismus gesteuert worden war. wäh- rend dagegen der mit dem Pennalismus verfchwisterte Na- tionalismus sich eryielt, wirkte von 1725 bis 1766 Jo- hann Christoph Gottsched mit leidenschaftlichem Eifer für Einführung der Leibnitz - Wolfschen Philosophie und be- reitete der alten aristotelischen Schule vollends den Untergang. Nicht minder kämpfte er für die Reinigung der deutschen Sprache von beigemischten lateinischen und französischen Flos- keln. Später veredelte Christian Fürchtcgott Geliert (geb. 1715 zu Hainichen) das Deutschtbum durch seine trefflichen Leistungen im Gebiete der Dichtkunst. Johann August Er- nesti gab dem Unterrichte in den alten Sprachen die rechte Weihe. Als gelehrte Theologen glänzten: Johann Gott- lob Carpzov (geb. 1679 zu Dresden). Johann und Gottfried Olearius, Friedrich Börner und Salomo D e t) 1 i n g Im Reiche der Rechtswissenschaft sah es Anfangs noch dürftig aus; doch machte man auch hier bedeutende Fortschritte. Johann Benedict Carpzov (ff 1661) galt als juristisches Orakel im Civilsache; Maskov bearbeitete später das Lehn- und Staatsrecht; Gärtner legte, nachdem Thomasius die Hexenproceffe verbannt hatte, durch ordent- liche Gestaltung des peinlichen Rechts den Grund zu einer wissenschaftlichen Form der Strasrechtslehre. und bald sehen wir, als Folge dieser wissenschaftlichen Bestrebungen, eine

10. Sächsischer Zeitspiegel - S. 216

1862 - Döbeln : Thallwitz
216 neue Pro ce ß ordnun g entstehen (1724), an welcher die Universität Leipzig, besonders aber derhosrath Grib« ner, vielen Antheil hatte. Die Heilkunde hatte zu Leipzig ihre Vertreter in den berühmten Männern Lohn (4 1718). Rivinus (ausleip- zig, 1652), Walther, Ettmüller, Platner und He- den streit. In Dresden stiftete der König Friedrich Au- gust Ii. 1748 zur Bildung junger Armee-Chirurgen das medicinisch-chirurgische Collegium. Zu welchen sonderbaren Heilmitteln aber die Aerzte jener Zeit noch grei- sen zu müssen glaubten, lehrt die Freiberger Apothe- kerordnung vom Jahre 1673, welche den Apotheker ver- pflichtet, folgende Dinge immer vorräthig zu halten: Ge- dörrte Kröten, gebrannte Igel, Erdkrokodile, Hirschthranen, Niemen von Menschenhaut, Pferdewarzen, praparirte Men- schenbeine. Natter-Rückgräten, Schlangenhäute, weißen Hunds- koth, Schlangenfett :c. Quacksalbernde Aerzte zogen von Stadt zu Stadt, begleitet von anpreisenden Hans- würsten und Possenreißern, uin die Aufmerksamkeit zu erregen; wogegen, da viel unanständige Scherze mit un- terliefen, §cr Leipziger Stadtrath 1676 durch Verord- nung einzuschrciten sich bewogen fand. Im Uebrigen zeichneten sich in dieser Periode folgende Sachsen in verschiedenen Zweigen der Gelehrsamkeit aus: Georg Samuel Dörfel, tüchtiger Mathematiker und Astro- nom (geb. zu Plauen 1642). Gottfried Wilhelm Leib- nitz, berühmter Mathematiker und Philosoph (geb. 1646 zu Leipzig). Christian Thomasius, Philosoph (geb. 1655 zu Leipzig). Gotthold Ephraim Lessing, berühmter Phi- losoph und deutscher Schriftsteller (geb. 1729 zu Kamenz). Abraham Gotthelf Kästner, berühmter Mathematiker (geb. 1719 in Leipzig). Dr. Johann Friedrich Mayer, einer der ersten Theologen und Kanzelredner seiner Zeit (geb. 1650 in Leipzig). Esaias und Samuel Pufendorf, zwei Brü- der (geb. zu Dorfchemnitz bei Stollbcrg), davon ersterer als berühmter Staatsmann und Rechtsgelehrter 1689, Letzterer als zweiter Schöpfer der Natur- und Völkerrechtslehre 1694 starb. Johann Theodor Gleditzsch, Naturforscher (geb. 1714 in Leipzig). Johann Burchard Menke (geb. 1675 zu Leipzig) und Christian Schöttgen (geb. 1687 zu Wur-
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