21
Zweiter Theil: Das Volk.
Argolis in einen Staat vereinigt und über diesen geherrscht habe; Ae-
gialeus, der Bruder des Phoroneus, wird als Gründer von Sikyon
genannt. (Vielleicht hat man hier einen bloßen Mythos; Inachos läßt
sich als Personifikation des argivischen Flusses dieses Namens deuten.)
— Der Name der Pelasger verschwand allmalig mit der immer größeren
Ausdehnung der Hellenen. (S. unten.)
b) Andere vorhellenische Stämme.
Für die früheste Zeit werden als Bewohner einzelner Gegenden
außer den Pelasgern noch mehrere andere Stämme genannt, zum Theil
ausdrücklich als pclasgisch, zum Theil neben den Pelasgern —t die
Perrhäber, Doloper, Aenianen, Kentauren, Hestiaer,
Dryoper; die Kaukonen, Leleger, Ku reten, Kar er u. A.
Ihre Stammverhältnisse genau bestimmen zu wollen, dazu liegt zu
wenig vor; zum Theil scheinen sie Schaaren verschiedener Abkunft ge-
wesen zu sein, vereinigt durch gemeinsame Unternehmungen.— Mehrere
von ihnen finden wir noch in historischer Zeit.
c) Die Hellenen.
Das ist eine feststehende Thatsache, daß das Volk der Hellenen
(''Ell^veg') sich allmalig über Griechenland verbreitet, die andern
Stämme verdrängt, unterworfen, in sich ausgenommen oder durch-
drungen und sich zum herrschenden Volke gemacht hat. Als solches ste-
hen sie in der historischen Zeit unbestritten da; ihr Name wurde Ge-
sammtname. Die Alten selbst (zuerst wohl Hesiodos) führten die Helle-
nen auf Deukalion's Sohn Hellen und auf dessen Söhne und
Enkel als ihre Stammväter und auf The ssa li e n als ihr Stammland
zurück. (Wahrscheinlich hängt der Name zusammen mit dem Namen
des um Dodona wohnenden Volkes der °Elloi oder Sellol — beide
scheinen abzuleiten von "Ela oder cellú, der Bezeichnung des dodonäi-
schen Heiligthums.) ruelh-¡reg ist noch bei Homer für die Zeit des tro-
janischen Krieges nur eines einzelnen thessalischen Volkszweiges Name
(Tliucyd. I, 3: Tovg {usr3 Ayillímg ix rijg (Jirllcnridog, 6¿neo xal icqlo-
Toi'ellrive.g r\aav). — Ob die Hellenen ein von den Pelasgern verschie-
dener oder ein diesen verwandter, aus ihm hervorgegangener Volks-
stamm gewesen, darüber sind die Ansichten der Men und Neueren
getheilt. Herodot (I,, 57 — 58) hat zuerst die gänzliche Stammver-
schiedenheit entschieden ausgesprochen —• seine Gründe scheinen indeß
nicht auszureichen; triftige Gründe sind besonders in der neuesten Zeit
für die entgegengesetzte Ansicht beigebracht, wonach man die Hellenen
nur als eine, in der Mitte von freien Landgemeinden (Pelasgern) herr-
schend gewordene, politische Gestaltung ritterlicher Helden- und Fürsten-
geschlechter mit Gefolgschaften von Dienstmannen zu betrachten hat.
Wenn man Pelasger und Hellenen als stammverwandt annimmt, nur
dann läßt sich begreifen, wie einzelne Landschaften, deren Bewohner
für Nachkommen von Autochthonen galten (Attika, Böotien), zugleich
unbestritten den Hellenen zugezählt werden konnten.
Die Hellenen der historischen Zeit scheiden sich in vier Haupt-
stämme: Aeoler (Aioleig), £>onzx (Acoqieig), Joner
vag) und azx (A%aioí). Für diese hat man — in einer Weise,
wie man überhaupt zu genealogisiren pflegte — einen Aeolos, einen
Doros, einen Jon und einen Achäos als Stammväter erdichtet; die
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22
Antiquitäten der Griechen.
beiden ersteren, Aeolos und Doros, gab man für Söhne, die beiden
anderen, Jon und Achäos, für Enkel (durch Xuthos) des gemeinsamen
Stammvaters Hellen aus*). Unter den einzelnen Stämmen fanden cha-
rakteristische Unterschiede statt, am meisten zwischen den Doriern und
den Jonern.^ (Ueber den Namen und die Entstehung dieser beiden
Stämme s. §76,3 und 114.) Jene waren kräftiger, fester, tiefer,
rauher; diese mehr nach Anmuth strebend, beweglicher, bildsamer, wei-
cher. Im äolischen Wesen war dorische Rauhheit mit ionischer Uep-
pigkeit gepaart; indeß fanden wieder innerhalb des Aeolischen mannig-
fache Schattirungen statt: dieser umfassendste aller Stämme hatte in
sich die wenigste Einigkeit. Dem Aeolischen standen die Achäer sehr
nahe und man rechnete diese auch wohl zu jenen; sie traten am wenig-
sten aus sich heraus und in Verbindung mit Anderen.
d) Einwanderer.
Einige griechische Schriftsteller berichten, daß in frühester Zeit,
zwischen 1580 und 1350 v. Ehr., Einwanderer aus Asien und Aegypten
nach Griechenland gekommen seien und aus ihrer Heimath hierher man-
cherlei Erfindungen und Einrichtungen mitgebracht hätten; namentlich
geben sie Kekrops als das Haupt einer nach Attika gekommenen
ägyptisch-sa'ttischen Kolonie an und als den Gründer des Athenedienstes
(Neith), der Ehen, der Begräbnisse und unblutigen^Opfer (1582 v.
Ehr. marm. par.); Kadmos als das Haupt einer phönikischen Kolonie
und als den, welcher die Burg Kadmeia (Theben) gebaut und das
Alphabet übergeführt habe (1519 v. Ehr.); Dañaos als das Haupt
einer ägyptischen (aus Chemmis) in Argos seßhaft gewordenen (1511
v. Ehr.); Pelops, den Sohn des Tántalos, als das Haupt einer
kleinasiatischen (vom Paktolos) und als den, von welchem der Pelopon-
nes seinen Namen erhalten habe (1350 v. Ehr.). Von diesen Einwan-
derungen hat allein die letzte historische Sicherheit; die übrigen sind von
neueren Gelehrten bezweifelt worden, weil sie auf jüngeren, nicht durch-
aus zuverlässigen Zeugnissen beruhen und keine deutliche Spuren in den
bedeutendsten Aeußerungen des hellenischen Volksthums, wie dieses vor
uns liegt, namentlich keine Spuren in der Sprache daraufhinführen.
Die Lage Griechenlands und die Wanderlust der ältesten Völker machen
cs an sich wahrscheinlich, daß solche Koloniesirungen statt gefunden; die
Kraft des hellenischen Wesens, Fremdartiges zu^zersetzen und zu seinem
gänzlichen Eigenthume zu machen, läßt es erklärlich finden, daß nicht
deutlichere Reste übrig geblieben sind und so möchten vielleicht die Fakta
als richtig, Namen und Nebenumstände (so die fünfzig Töchter des Da-
ñaos) als mythisch anzunehmen sein.
e) Das Volk als Ganzes.
Diese verschiedenen Elemente verschmolzen allmälig zu einem Gan-
zen, indeß haben sich doch fortwährend in einzelnen Gegenden Spuren
der besonderen Urelemente erhalten. Der Einfall der Dorier
undheraklidenindenpeloponnes(i) xád-odog tcuv^Hqu-
x^Eidoir) 1104 v. Ehr. ist derjenige Punkt, von welchem an die Herr-
*) Daß diese verschiedenen Stämme nicht jeder aus einer Wurzel erwachsen
sind, zeigt das allgemeine Vorhandensein von Phylen (cpvlaf) als ihren
Bestandtheilen.
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Extrahierte Personennamen: Jon
Extrahierte Ortsnamen: Asien Griechenland Attika Burg_Kadmeia Theben Argos Griechenlands
38
Antiquitäten der Griechen.
6) Seewesen.
37.
Schon in sehr alten Nachrichten erscheinen die Griechen als kundig
der Seefahrt. (Argonautenzug.) Kriegerische Unternehmun-
gen, insbesondere Räubereien, waren es in den ältesten Zeiten
vorzüglich, für die man sich der Schiffe als Ueberfahrtsmittel bediente;
Homer erwähnt öfters räuberischer Seezüge.— Auch fürdenhandel
wurden die Schiffe benutzt, indeß war doch dieser, was Griechenland
betrifft, in der trojanischen und in Homer's Zeit noch nicht bedeutend
— nur Korinth kommt bei Homer als wichtiger Stapelplatz vor; die
Phöniker trieben auch an den griechischen Küsten den meisten Han-
delsverkehr ; nächst diesen zeichneten sich K r e t e r und P h ä a k e n durch
Seefahrt aus. — Nach dem zweiten Buche der Iliade (v. 509 — 760)
war die Flotte, welche die Griechen zur Ueberfahrt nach Troja zusam-
mengebracht hatten, sehr ansehnlich (l 186 Schiffe); indeß kann gerade
dieses Buch insbesondere hier vielleicht am allerwenigsten als sichere
Quelle gelten. Die Größe der damaligen Schiffe läßt sich ungefähr
berechnen nach der Angabe, daß je 50 bis 120 Mann auf ihnen die
Ueberfahrt gemacht haben (Ii. lib.c.); hier sind jedoch die überfahrenden
Streiter zugleich als Ruderer zu denken. — Die Construítion der
Schiffe war noch sehr einfach. Ruder waren das Hauptmittel zur
Fortbewegung; ihrer bediente man sich zum Theil in großer Zahl (wohl
meist in eben so großer, als Ueoerfahrende da waren), doch noch nicht
übereinander, sondern neben einander. Auch Segel wandte man
an, und zwar, wie es scheint, auf manchen Schiffen mehr als eines.
Eiserne Anker kannte man noch nicht; man pflegte die Fahrzeuge durch
Taue an Ufcrsteinen zu befestigen, bei längerem Aufenthalte zog man
sie auf's Land und stellte ffe hier auf Unterlagen auf (so das Schiffs-
lager vor Troja). Verdecke, die einen Theil des Schiffes schützten,
finden sich schon (Od. V, 257. Xii, 229. 414. Ii. Xv, 676 — aber
vollständig bedeckte Schiffe, rtlolu y.uiùcpçu.xxu, gab es noch nicht, Thu-
cyd. I, 10). Laftschiffe scheinen im Bau von den anderen schon ver-
schieden gewesen zu sein (runder und tiefer), da ein besonderer Ausdruck
für sie vorkommt (yoqxideg). Förmliche Seegefechte kannte man noch
nicht; indeß mochte es doch wohl nicht selten sein, daß einzelne Schiffe
einander angriffen — Homer erwähnt große, cisenbeschlagene, zum
Seekampf bestimmte (vuvuuyu) Stangen (I1._Xv, 677).
7) Bürgerliche Gewerbe.
38.
Unter den friedlichen Beschäftigungen des homerischen Zeitalters
steht die Viehzuchr oben an. Heerden aller Art machten vorzüglich
den Reichthum aus (Ii. Xiv, 124. Xx, 22. Od. Xiv, 100) und
wurden daher häufig zur Bezeichnung desselben gebraucht (avö^sg no-
Xvfiovxui, Ttohvqqtjvsg, noh'iaprtg, noxvutjxot). Wie geehrt der Stand
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Inhalt.
Antiquitäten Äer Griechen.
Einleitung.
Begriff der klassischen Antiquitäten 1. Nutzen und Behandlungsart 2.
Quellen 3. Hülfsmittel 4.
Einleitender Theil.
Chorographische Uebersi'cht der von Hellenen bewohnten Länder. Vom
Namen Hellas 5.
A. Das Mutterland.
I. Das Festland: Grenzen, Naturbeschaffenheit, Eintheilung:
1) Die südliche Halbinsel 7. 2) Hellas im engeren Sinne 8. 3) Nord-
Griechenland 9.
Ii. Inseln, zu Hellas gehörig:
1) Größere. 2) Kleinere 10.
Nebenländer: Makedonien, Juprien 11.
B) Griechische Kolonien.
I. Im Osten des Mutterlandes:
1) Auf der Küste von Kleinasien und den dabei liegenden Inseln. 12.
2) An den Küsten der Propontis, des Pontos Euxinos, der Palus Mäotis
und in Thrakien am Hellespont und dem ägäischen Meere 13.
Ii. Im Westen des Mutterlandes:
1) In Unteritalien. 2) Auf den zu Italien gehörigen Inseln. 3) An
der gallischen, spanischen und afrikanischen Küste 14.
Zweiter Th eil.
Das Volk nach seinen Elementen und als Ganzes.
a) Die Pelasger. b) Andere vorhellenische Stämme, e) Die Hellenen.
6) Einwanderer, e) Das Volk als Ganzes 15.
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Iv
Dritter Theil.
Zustand der vornehmsten griechischen Staaten von den ältesten
Zeiten bis auf den Verlust ihrer Freiheit.
Erste Äbtheituna.
Zustand der Griechen in den älteren Zeiten bis auf die Entstehung
' republikanischer Verfassungen.
Vorerinnerungen 16.
I. Oeffentliche Verfassung:
1) Von der Staatenbildung und dem heroischen Staate
im Allgemeinen 17.
2) Die einzelnen Staatselemente, hauptsächlich in Rücksicht
ihres Regkerungsantheils:
a) Das Staatsoberhaupt 18.
b) Der Heroenadel 19.
c) Das Volk 20.
3) Gesetzgebung und Rechtspflege: Gesetzliches Herkommen 21.
Verbrechen und Strafen 22.
4) Religionszustand: Entstehung des religiösen Kultus 23. 24.
Heilige Gebräuche 25. Opfer und andere Geschenke 26. Heilige Oerter 27.
Priester 28. Wahrsagung 29. 30.
5) Kriegswesen: Veranlassungen zum Kriege 31. Waffen 32.
Theile des Heeres 33. Lager 34. Schlacht 35. Verhalten gegen den
Besiegten. Friedensschluß 36.
6) Seewesen 37.
7) Bürgerliche Gewerbe: Landwirthschaft 38. Gemeinnützige
Künste 39. Tauschhandel. Anhang: Sklaven 40.
Ii. Privat leben:
1) Die Ehe 41. 2) Erziehung 42. 3) Sitten und Gebräuche:
a) Nahrungsmittel, Gastmahle 43. b) Kleidung 44. c) Wohnung 45.
d) Beschickung der Todten 46.
Iii. Das äußere Staatsverhältniß 47.
Iv. Vom Kulturzustande im Allgemeinen 48.
Zweite Äbtheitung.
Zustand der griechischen Staaten von der Entstehung republikanischer
Verfassungen bis auf den Verlust ihrer Freiheit.
Uebergang der Monarchien in Republiken. Gesetzgebungen. Verfassungsr
formen 49. Dorier und Joner — Sparta und Athen 50.
Erste Unterabtheilung.
Der hellenische Staatenbund.
Erstes Kapitel.
Politische Verbindung der Hellenen.
Mittel zur politischen Vereinigung der Hellenen 51. 1) Die Ver--
sammlung deramphiktionen: Name. Die zwölf verbundenen Volker.
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47
Dritter Theil, 2te Xbtt).: Die historische Zeit,
mit welchem Landbesitz zusammenhing) bildete die Plutokratie
(nlovtuxqutía) oder Timokratie (tl^oy.qut'l u — ano rou
Tifiaros), d. l). die Staatsform, wo die Regierungsrechte nachdem
Vermögen und den nach diesem bestimmten Abgaben abgemessen waren
(Plat. de rep. nimmt Timokratie als Bezeichnung der Aristokratie des
Verdienstes). — Unter alavsía verstand man die Herrschaft
eines vom Volke erwählten rvqavvog. — cf. Herod. Iii, 80 — 82.
Plat. Polit. p. 291. D. sqq. de republ. Viii, p. 543. — Ix, p. 580. —
Aristot. Pol. Iii, 5. Iv, 2 etc. Ethic. Nie. Viii, 10. Polyb. Vi, init.
50.
Zwei Staaten traten sowohl in Rücksicht ihrer äußeren Macht als
in Rücksicht ihrer inneren Bedeutsamkeit besonders seit den Perserkriegen
so sehr vor den anderen hervor, daß sie ein größeres Interesse in An-
spruch nehmen, als das ganze übrige Griechenland zusammen und daß
sie vorzugsweise eine genaue Betrachtung ihrer gesammten Staatsver-
hältnisse verdienen: Sparta an der Spitze der dorischen, Athen an
der Spitze der ionischen Staaten. Fortdauernd blieb Verschiedenheit
zwischen den beiden Hauptstämmen der Nation, wovon die Ursachen
theils in der ursprünglichen geographischen Lage derselben zu suchen sind,
theils in den verschiedenen Wegen, auf welchen sie zur Kultur geführt
wurden. Die Dorier wohnten ursprünglich in dem nördlichen, gebir-
gigen Theile Griechenlands, vom Meere entfernt; die Ioner auf der
östlichen Küste, am ägäischcn Meere; die Kultur kam zu jenen durch
den Ackerbau, zu diesen durch den Handel und die Schifffahrt; bei jenen
wurde die Liebe zum ländlichen, bei diesen zum städtischen Gewerbe
herrschende Neigung; der dorische Charakter wurde in Griechenland
selbst völlig ausgebildet, der ionische entwickelte sich auf den Ebenen
Kleinasiens. In politischer Rücksicht war bei den Doriern Achtung des
Bestehenden vorherrschend, bei den Ionern das Bestreben, die alten
Formend« zu zerbrechen, wo sie neuem Leben hinderlich zu sein schienen;
jene neigten zu aristokratischen, diese zu demokratischen Verfassungen
hin — diese Verschiedenheit findet ihre Erklärung zum Theil in dem
Umstande, daß jene in ihren Hauptstaa'ten, in denen des Peloponnes,
wo :hr Charakter sich entschieden ausbildete, als Sieger unterdrückten
Völkerschaften entgegenstanden, welche sie nicht politisch sich gleich stellen
mochten, diese dagegen (so namentlich die ihrer Grundlage nach ioni-
schen Athener) in ihren Staaten keinen Gegensatz dieser Art hatten.
S. § 80.
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49
Dritter Theil, 2te Abth.: Die historische Zeit.
ihren ursprünglichen Kreis beschränkt blieben, also für das Ganze nicht
bedeutsam wurden, dehnte einer von ihnen, d i e A m p h i k t i o n i e v o n
Thermopyla, sich mit der Ausbreitung seiner ursprünglichen Mit-
glieder über den größten Theil von Griechenland aus, gewann wenig-
stens auf einige Zeit politische Bedeutsamkeit für das Ganze und erhielt
sich bis in die Zeit nach dem Untergange der hellenischen Freiheit (bis in
die römische Kaiserzeit).
Außer diesen Amphiktionien, welche Nachbaren ohne Rücksicht auf
Verwandtschaftsverhältnisse umschlossen, gab es auch Bünde unter
stammverwandten Staaten, die ebenfalls ein Heiligthum, das
der gemeinsamen Hauptgottbeit, zum Mittelpunkt hatten; so bildeten
im eigentlichen Griechenland die achäischen und die ätolischen, in
Kleinasien die äolischen, die ionischen und die dorischen Städte
jede unter sich einen Staatenbund. Von diesen ist keiner für das Ganze
von ausschließlicher Wichtigkeit geworden, weil kein einzelner Stamm
zu einer solchen politischen Größe zu gelangen vermochte, daß die ande-
ren in ihm aufgegangen wären; eine temporäre Bedeutsamkeit hat gegen
das Ende der hellenischen Freiheit der a ch ä i sch e und neben ihm gleich-
zeitig der ätolische Bund gehabt.
Mehrere von jenen oben erwähnten Festversammlungen nahmen in
ihrer Fortbildung einen anderen Weg, als den oben bezeichneten. An
manchen Orten blieb nämlich die religiöse Feierlichkeit, in Opfern und
besonders in Spielen bestehend, Hauptsache; von diesen Festen wurden
einige, namentlich die zu Olympia, Delphi, Nemea und auf
dem Jsthmos regelmäßig gefeierten, für ganz Griechenland von ent-
schiedener Bedeutsamkeit, indem es dahin kam, daß sie, allmälig immer
größeren Ruhm gewinnend, Hellenen aus den verschiedensten Gegenden
herbeizogen und daß endlich die Zulassung aller, die zum hel-
lenischen Volke gehörten, und der Ausschluß aller Nicht-
hellenen, Uaqßuqoi, fest ausgesprochen wurde. Herod. V, 22.
Neben diesen aus der Theilnahme an Göttersesten nach und nach
ohne allen äußeren Zwang erwachsenen Einigungen gab es noch andere,
welche, durch die Nothwendigkeit einer gemeinsamen Vertheidigung nach
außen hin veranlaßt, von ihrem Ursprünge an gemeinsames Handeln
zum Zwecke hatten. Eine solche Einigung sammtlicher Hellenen war
die, wonach sie bei Nationalkriegen unter der Einführung, Hegemo-
nie, eines einzelnen Staates zusammentraten. Dieses Verhältniß
wurde entschieden ausgebildet durch die Kriege mit den Persern, die
ersten, welche wahrhafte Nationalkriege waren.
I. Der Bund der Amphiktionen.
Vergl. Aeschinesde male gesta legatione p. 284 — 286 ed.
Reisk. — Dionys. Halic. Antiq. rom. Iv, 25. — Strab. Ix
3, 7. Tom. Iii. p. 505 — 507 ed. Siebenk. — Pausaniasx, 8,
1—3. — F. W. Tittmann: Ueber den Bund der Amphiktyonen.
Berlin. 1812.
52.
Die Entstehung desjenigen Amphiktionenbundes, welchen
Schaaff, Leitfaden. 2r Theil. lte Abtheil. 4
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Dionys Tom
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Griechenland Kleinasien Griechenland Berlin
Einleitender Theil: Chorographische Uebersicht.
7
Antiquitäten
der
wichtigsten griechischen Staaten
von den ältesten Zeiten bis auf den Verlust ihrer Freiheit.
Einleitender- Theit.
Ghorographische Uebersicht der von den Grie-
chen bewohnten Länder.
Vergl. C. Mannert's Geographie der Griechen und Römer.
Nürnb. (1788.) 1799—1825. 10 Bde. — F. A. Ukert's Geographie
der Griechen und Römer. Bis jetzt 3 Bde. Weimar. 1816 — 32. —
F. C. H. Kruse's Hellas oder geographisch-antiquarische Darstellung
des alten Griechenlands und seiner Kolonien. 3 Bde. Leipz. 1825—27.
— Handbücher von S. C. Schirlitz (Halle. 1822), K. Kärcher
(Heidelb. 1829), F. C. L. Sickler (Cassel. 1832).
Vom Namen Hellas.
6.
Hellas, cellug, hieß ursprünglich eine Stadt in Thessalien
(in der Nachbarschaft der südlich von Pharsalos wohnenden Melitäer),
dann der umliegende Landstrich, der mit der Landschaft Phthia zu-
sammengrenzte und später unter dem Namen Phthiotis mitbegriffen
war. (Bei Homer in der Iliade wird Phthia von Hellas unterschieden;
jenes wie dieses steht unter Achilles, dessen Mannen Mvq^udovsg nal
"E’k'kriveq nai Ayatoi genannt werden, il. Ii, 683—84. Ix, 478—79.
Von größerem Umfange erscheint der Name ' Eilüg in der Odyssee Xv,
80, als Gegensatz gegen das thessalische Argos: äv zellüda nal ¡itaov
3‘Aqyog; _ mit Phthia zusammengestellt Xi, 496.) cf.thucyd. I, 3. Nach
der Ansicht der Alten (8trab. 8, 370 eä. Casaub.) ist von Hesiodos
zuerst, dann besonders von Archilochos der Name Hellenen für
alle Stämmedes Gesammtvolkes, welche das Festland und die
umliegenden Inseln bewohnten, gebraucht worden und hat als solcher
bald nach demanfange der Olympiaden-Rechnung allge-
meine Geltung erlangt. (Wo spater Hellenen gefunden werden, da
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
51
Dritter Theil, 2te Abth.: Die historische Zeit.
fietonco^ivr¡). Die Zahl dersrimmen betrug vierundzwanzig;
von diesen hatte jeder der zwölf verbündeten Volksstämme zwei und
zwar übten die einzelnen zu einerlei Stamme gehörenden Staaten unter
sich abwechselnd das Stimmrecht aus. Zur Zeit Philipp's von Make-
donien verloren die Phokicr und die Spartaner ihr Stimmrecht und
Philipp trat ein; die Phokier bekamen spater (01. 125, 3. 278 v. Ehr.)
wieder Antheil, die Spartaner jedoch nie wieder. Augustus nahm we-
sentliche Veränderungen mit dem Bunde vor, namentlich richtete er
dreißig Stimmen ein. Von dieser Zeit an hatten einzelne Städte,
nämlich Athen, Delphi und Nikopolis, Virilstimmen; solche Virilstim-
men scheinen auch schon früher, nach der Einrichtung des Akrisios, da
gewesen zu sein. — Zum Bundesrath schickte jeder Staat Gesandte
von zweierlei Art: Tivhayoqcu und cieqoiivrj^oveg; wie die
Wirkungskreise dieser beiden Aemter verschieden gewesen sind, liegt nicht
klar vor. Es scheint, als ob die Hieromnemonen die Leitung und den
Vorsitz in den Versammlungen, die Pylagoren die Stimmen gehabt
haben. (Als Abgeordnete Arhen's finden wir einen Hieromnemon und
drei Pylagoren; jenes Amt wurde hier durch's Loos besetzt, dieses durch
Wahl— jenes kommt wenigstens in späterer Zeit, bei Plutarch, als
ein lebenslängliches vor, dieses war ein jährliches.) — Außer den Ver-
sammlungen des Bundesraths werden auch noch sogenannte iy.xlr)-
oiou erwähnt, weitere Versammlungen, an denen alle diejeni-
gen Bürger der verbündeten Staaten Theil hatten, welche am Orte
gerade zugegen waren.
54.
Wirksamkeit. Zwei Umstände waren es, welche diesem Am-
phiktionenbunde ein größeres Ansehen verschafften, als irgend ein anderer
erhielt: 1) daß seine Mitglieder sich über den größten Theil von Grie-
chenland verbreiteten und 2) daß der Bund mit dem delphischen Orakel
in eine nahe Verbindung trat. Der allgemeine Rath, den seine
Repräsentanten bildeten, heißt sogar ro xolvov tmv
(Twédqiov; indeß kann doch auch er nicht als ein Institut angesehen
werden, welches ganz Griechenland umfaßt hätte, denn es gehörten zu
ihm zwar die meisten Volksstämme mit ihren Kolonien, aber doch nicht
alle (z. B. die Arkader, Aetoler u. A.). Sein Zweck ist immer ein
ziemlich beschränkter geblieben (§ 52); als ein Schutz- und Trutzbünd-
niß gegen äußere Feinde hat er sich nie gezeigt und auch auf die inneren
Verhältnisse der verbundenen Staaten hat er keine hervorstechende Wirk-
samkeit ausgeübt. So lange einzelne Staaten, namentlich Sparta
und Athen, dann auch Th eben, ein großes Uebergewicht über die
übrigen besaßen, ist von ihm nur eine geringe politische Thätigkeit ent-
wickelt; erst als kein hellenischer Staat mehr allein für sich mit Kraft
auftreten konnte, gegen das Ende der Freiheit von Hellas, da trat der
Bund vor den einzelnen Staaten hervor. Als kriegführende Macht fin-
den wir ihn bis dahin nur da, wo seine Pflicht, den delphischen Tempel
zu schützen, es erforderte, i n d e n h e i l i g e n K r i e g e n, und in diesen
hat es ihm fast immer an Energie gefehlt.
4*
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Augustus
8
Antiquitäten der Griechen.
nennen die Aiten das Land rhetorisch auch Hellas, so n¿qc/,v Aiyaiov
ev Agio, 1ehhug, r\ av Ezaxia, ce^lag, ^^ Iv Aißvry cehhug.')
Don den/^al’x O r, Graeci, Graji, einem Stamme, der sich von
seinen Sitzen auf den Gebirgen von Epeiros aus schon sehr früh in Ita-
lien niedergelassen hatte, nannten die Römer das hellenische Mutterland
Graeeia (Griechenland); diesen Namen gaben sie auch anderen
Gegenden, wo Griechen wohnten. Als römische Provinz hieß spä.
ter, nach Besiegung des achäischen Bundes, bei ihnen das Hauptland
Achaj a.
Der Name scheint, wie auch das zunächst damit bezeichnete Volk,
stammverwandt zu sein mt'exxu, dem Namen des Heiligthums zu Dodona, und
mit 'Euol oder 2sxxoi, den alten Umwohnern Dodona's.
A. Das Mutterland.
I. Das Festland.
6.
Grenzen: Streng genommen gelten als Grenzen des hellenischen
Festlandes inn. derambrakische Meerbusen, als Grenzscheide
nach Epeiros hin, und der Olympos und das kambunische Ge-
birge, als Grenzscheide nach Makedonien hin. Da Epeiros in ein-
zelnen Theilen (Dodona) schon ursprünglich hellenische Bewohner hatte,
in anderen spater hellenisirt wurde, so rechnete man es wohl auch zu
Hellas, so daß dann das keraunische Gebirge die Grenze machte.
Makedonien, nicht durchweg hellenisch, sondern nur theilweise kolo-
nisirt, ist in den freien Zeiten, d. h. vor Alexander, nicht im Namen
Hellas begriffen gewesen; nachbec wurde es als dazu gehörig betrachtet.
Vielleicht nur das Küstenland umfaßt Strabón mit unter Hellas.
Später hat man auch noch den hellenisirten Theil vonjllyrien als Neu-
Epeiros hierher gezogen. — In O. war das ägäische (zo uiyaiov
nelayog), in S. das mittelländische (ff taco 'Oúxuggu), in O. das
ionische Meer (zo iómov nélayog) Grenze.
Flächeninhalt: Das Festland, vom ambrakischen Meerbusen
und dem Olympos bis zur Südseite des Peloponnes hin, hat mit Eu-
böa und den kleinen Küsteninseln einen Flächeninhalt von ungefähr 1050
geograph. Quadratmeilen oder etwas mehr. (Mit Einschluß von Epeiros
wird er auch wohl auf 1850 Quadratmeilen angegeben.) — Bei den
Alten selbst findet sich keine Berechnung.
Lage: zwischen 36 ° und 40 " N. B,
Naturbeschaffenheit: Das Festland sowohl als^die Inseln
hatten, namentlich in früheren Zeiten, viele und große Veränderungen
durch Ueberschwemmungen, Vulkane und Erdbeben erfahren — das be-
kundeten zahlreiche Sagen und die Beschaffenheit des Landes; auch in
der späteren Zeit zeigten jene gewaltigen Ursachen noch zuweilen sich
wirksam. Für diese Schrecknisse wurden indeß die Bewohner hinlänglich
entschädigt durch Boden, Meer und Klima. — Das ganze Land war
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Personennamen: Graeci Alexander Alexander