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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 276

1908 - Altenburg : Bonde
oder j Makler einsam durch die engen Straßen wandeln. Er weiß, was er sucht und wo er es zu finden hat. Er hebt den Deckel der einen oder der anderen Kiste ab, nimmt eine Handvoll aus ihrer stillen Be- hausung, riecht daran, prüft die Farbe, läßt die Teeblätter durch die Finger gleiten, schreibt sich eine Bemerkung in sein Taschenbuch und geht weiter, um dieselben Versuche bei einer anderen Pwktie zu wiederholew In das Innere der übrigen Warenhäuser werfen wir nur hin und wieder einen schüchternen Blick; es gelüstet uns für heute nicht mehr, Wanderungen zwischen endlosen Reihen von Kisten und Ballen zu unternehmen; aber im Vorübergehen können wir uns doch nicht erwehren, unser Auge über die fabelhaften Vorräte von australischer Wolle, von Seide aller Länder, von Farbehölzern, Tierhörnern, Banm- wolle, Baumstämmen, Gewürzen aller Art, Häuten, Leder, Zucker, Kaffee u. s. w. streifen zu lassen. Es ist, als ob die Ernte aller Erd- striche unverkürzt nach diesen Lagerplätzen gebracht worden wäre. So groß sind die aufgehäuften Massen, und so viel geht von Zucker, und Kaffee, S-pezereiew und dergleichen beim Öffnen und Umpacken der Kisten und Fässer verloren, daß das Kehricht der London-Docks für eine nam- hafte Summe verpachtet wird und daß der Pächter desselben in wenigen Jahren ein reicher Mann geworden sein soll. So reiht sich ein Warenhaus ans andere, und vor denselben ächzen Hunderte von Kranen unter ihrer Last, und Tausende von Arbeitern: Zimmerleute, Faßbinder, Lastträger, Makler und Dockbeamte rennen auf und ab, aus und ein; und im großen Bassin dicht bis an die Um- randung aneinander gedrängt liegen die Schiffe, auf denen Matrosen und Lastträger mit Ameisentütigkeit beschäftigt sind, Waren ans Land oder an Bord zu bringen. In keinem andern Hafen der Welt treiben sich so viele verschiedenartige Nationalitäten umher. Neben dem Holländer ankert der Kauffahrer aus Brasilien, mit Kaffee und Farbehölzern voll- geladen ; der Däne bringt sein Hornvieh ans Land; belgische und französische Schiffe laden Glas, Leder, Eier, Obst und Gemüse aus; der Amerikaner wälzt seine Tabakfässer und Banmwollenballen ans Land; russische und deutsche Ostseefahrer haben ihre Getreideladungen bereits in die Magazine untergebracht und warten auf Rückfracht; englische Fahrzeuge aus Indien, Australienkanada mwd—vom Kap ziehen durch die geöffneten Schleusentore; und wer eben keine Arbeit hat, vergnügt sich in seiner Weise, kocht, ißt, trinkt, sitzt oder träumt auf Verdecken und in Mastkörben, fiickt am Segel- oder Tauwerk und denkt der fernen Heimat und summt sich das Lied vor, das er am liebsten hat. Nach Falk.

2. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 245

1908 - Altenburg : Bonde
245 auch etwas Hafer, Gerste, Roggen, aber das Getreide kommt meistens nur dürftig in dem sandigen Boden fort, treibt kurze, dünne Hälmchen und gibt wenige Körner. Bleibt der Regen einmal über die Zeit aus, fo kann die ganze Ernte verloren gehen. Meistens muß der Buch- weizen, der mit dem magersten, sandigsten Boden zufrieden ist, das Korn ersetzen, daher er auch Heidekorn genannt wird. Er ist auf dem Tische gewöhnlicher Leute die Hauptspeise; fein Mehl dient zur Be- reitung von Pfannkuchen und Klößen, die bei keinem Mittagsmahle fehlen. Wenn im Hochsommer der Buchweizen und das Heidekraut in Blüte steht, schwärmen Millionen von Bienen darüber hin, um aus den unscheinbaren Blümchen den klaren, goldgelbem Saft zu gewinnen. Das ist ein Summen und Surren, ein Schwirren und Tummeln ringsum! Kreuz und quer, in jeder Richtung durchschießen die fleißigen Tierchen die Luft, eilen rastlos von Kelch zu Kelch und sausen dann schwerbeladen ihrem Stocke zu, um sich ihrer süßen Last zu entledigen. Die Bienenzucht wird in der Heide auf das großartigste und eifrigste betrieben. Doch nicht die Heidegegend allein gibt ihren Bienen Honig und Wachs. Ehe Buchweizen und Heidekraut blühen, zieht der Imker mit feinen zahlreichen Bienenstöcken nach den reichen Marsch- ländern oder in andere Gegenden, die fetten Boden besitzen. Hier tun seine Tierchen sich gütlich an den Blüten von Raps, Bohnen, Klee und anderen Gewächsen; die letzte und süßeste Speise bieten ihnen hier aber die Lindenbämne, welche Mitte Juli die duftenden, so köstlichen Honig spendenden Blüten entfalten. Sind diese abgefallen, so bringt der Imker seine Zucht in ihre Heimat, die Heide, zurück, wo sie sich nunmehr am Buchweizen und bald auch an den Blütenglöckchen des Heidekrauts labt. Die merkwürdigsten Tiere der Heide aber sind die unansehnlichen, grobwolligen Schafe von schmutzig weißer oder schwärzlicher Farbe, die man Heidschnucken nennt. Sie sehen gar seltsam aus mit ihren kleinen schwarzen Köpfen, den gewundenen Hörnern und den langen Haaren, die über die feinere Wolle herunterhängen. Zahllose solcher Herden, manche aus vielen Hunderten von Tieren bestehend, nehmen hier mit dem Heidekraut vorlieb und gedeihen trefflich dabei. Es sieht gar drollig aus, wenn diese struppigen Schäfchen in ungeschickten, munteren Sprüngen aus dem Boden sich herumtummeln, während ihr Meister, den Strick- strumpf in der Hand, gleichgültig dareinschaut. Ost sind die Heid- schnucken der ganze Reichtum der Leute, die aus ihrer Wolle fast alle

3. Präparationen zur Landeskunde von Thüringen - S. 49

1910 - Altenburg : Bonde
— 49 — Was holt denn deine Mutter auf dem Markte? Butter, Eier, Käse, Beeren, Obst, Tauben usw. Woher haben die Hökenfranen all die vielen Dinge, die sie verkaufen? Die Hökeufraueu wohnen nicht in der Stadt, sie kommen draußen vom Lande herein. Weißt" du noch, woher die eine oder die andere war? (Kosma, Altkirchen, Tegkwitz, Monstab usw.) Haben denn die Hökenfranen das alles selbst gemacht und erbaut? Manche Ware haben sie selber gemacht, z. B- die Ziegenkäse und die Quärge. Die Stachelbeeren und Johannisbeeren haben sie in ihrem Kärtchen erbaut; die Eier haben sie von ihren Hühnern usw. Vieles aber kaufen sie erst bei den Bauern und bringen es dann in die Stadt. Neben den Hökenfranen treffen wir auf dem Wochenmarkte auch noch Öbster. Die halten besonders auf dem Topfmarkt, wo die Fleischerstände sind. Die Öbster bringen große Körbe mit Obst in die Stadt und halten damit feil. Woher haben die Öbster das viele Obst? An den Straßen stehen Obstalleen (z. A. Lindenaustraße, Schmöllnsche Chaussee, Paditzer Straße usw.), die haben die Öbster gepachtet. Wenn das Obst in den Alleen reif ist, nehmen sie es ab, legen es in Körbe und bringen es nach Alten- bürg auf den Markt. In die Heimat der Hökenfranen und Öbster wollen wir nun wandern! Welche Fragen wollt ihr nun beantwortet haben? Ii. A. Anterrichtsgänge: a) Altenburg, Geraer Straße, Göhren, Lutschütz, Breesen, Tegkwitz, Tal des Gersten- baches bis Unterlödla, zurück nach Altenbnrg. b) Altenburg, Kosma, Kürbitz, Schlöpitz, Jauern, Röthenitz, Burkersdorf, Altenburg. B. Anterrichtliche Weßandtung. 1. Welches ist die Heimat der Hökenfranen und Öbster und wo liegt sie? Die Heimat unserer Hökenfranen und Öbster ist die Altenbnrger Kornkammer. Diese nimmt die Mitte unserer Heimat ein und erstreckt sich von der Sprotte bis zum Erlenbach, von der Schnauder bis zur Pleiße. Die Kornkammer wird durchflössen von der Blauen Flut, vom Deutschen Bach und Gerstenbach. Dadurch ist der ganze Boden in einige Höhenrücken zerschnitten worden, diese bilden niedrige Wellen, die auf dem Rücken fast eben sind. Die Ränder der Bodenwellen fallen meist sanft ab. Nur an einzelnen Stellen sind die Ränder steil. Wie kommt das? Zusammenfassung: Lage und Bodenform des Hügellandes. 2. Warum kann die Mitte unseres Ostkreises eine Kornkammer genannt werden? In dieser ganzen Gegend treffen wir nur sehr selten Wald an, wir wandern immer zwischen fruchtbaren Feldern dahin, die sich rechts und links der Straße aus- breiten. Da wächst auf den bräunlichen Schollen der Felder saftiger Klee, der wie ein dichter grüner Wald dasteht und für die schmucken Herden ein willkommenes Futter bildet; au anderen Stellen schließen sich üppige Krautblätter zu großen Kraut- h ä u p t e n zusammen, die dann im Herbste zu Markte gebracht oder auf großen Wagen nach der Stadt gefahren werden, wo man das Sauerkraut daraus bereitet. Wieder an anderen Stellen finden wir ausgedehnte Flächen mit Rüben bepflanzt, die als Futter dienen, daneben dehnen sich große Kartoffelfelder aus. Die meisten und größten Äcker aber sind mit wogendem Getreide bestanden. Da reifen in der Glut der Sommer- sonne die mehlreichen Weizen-, Roggen-, Hafer- und Gerstenkörner. An den Feldwegen und an den Straßen ziehen sich die verschiedensten Obstalleen dahin, deren srncht- beladene Zweige sich unter ihrer Last tief zur Erde neigen. Zahlreiche kleine Bauern- dörfer breiten sich zwischen den fruchtbaren Gefilden aus. In diesen finden wir Fritzsche, Landeskunde von Thüringen. 2. Aufl. 4

4. Präparationen zur Landeskunde von Thüringen - S. 51

1910 - Altenburg : Bonde
51 — Die Bauern machen reiche Ernten an Obst, Gemüse, Getreide usw., auch der Vieh- stand liefert ihnen reichen Ertrag an jungen Tieren (Schweine, Ziegen, Hühner, Gänse, Tauben usw.), an Milch, Butter, Käse, Eiern. Was sie nicht selbst brauchen, verkaufen sie an die Hökensranen, Viehhändler, Fleischer usw. Manche Bauern kommen auf die Wochenmärkte nach Altenburg und ver- kaufen Beeren, Obst, Gemüse, Butter, Eier und Geflügel an die Stadtfrauen. Dadurch verdienen die Bauern viel Geld. Die meisten Bauern sind deshalb reich. Wie zeigt sich das? Die Dörfer der Kornkammer bestehen meist nur aus großen und kleinen Bauern- Höfen und wenigen Häusern. Die meisten Dörfer sind klein; manche Dörfer zählen kaum 50 Bewohner. Große Orte gibt es in der Kornkammer nur wenige, Städte liegen nur am Rande der Kornkammer. Das osterländische Hügelland. Viele von den kleinen Dörfern haben weder Kirche noch Schule; manche haben wohl eine Kirche, aber keinen Pfarrer; sie werden durch den Nachbarpfarrer verwaltet. Große Kirchspiele! Das Großgewerbe hat sich in der Kornkammer nicht entfaltet. Große Werkstätten fehlen ganz. Auch das Handwerk ist nicht stark verbreitet. In manchen Dörfern gibt es weder Bäcker, noch Fleischer, noch Schuhmacher usw. Warum nicht? Zusammenfassung: Das Leben in den Bauerndörfern der Kornkammer. C. Wückvlick und Zeichnung. Das osterländische Hügelland. 1. Lage und Ausdehnung des Hügellandes. 2. Die Bodenwellen des Hügellandes.

5. Präparationen zur Landeskunde von Thüringen - S. 133

1910 - Altenburg : Bonde
— 133 — u. a, prächtige Blumen werden in großer Menge gebaut. Daneben finden wir fast unüber- schaubare Flächen (insgesamt 450 Morgen) Landes mit Gemüsen aller Art bestanden. Sellerie, Kohlrabi, Wirsing, Gurken, Spargel, Blumenkohl usw. werden in großen Mengen gebaut. Ein großes Feld (Dreibrunnenfeld, 200 Morgen) dient fast ausschließ- lich dem Brunueukreßbau. Neben dem Gartenbau ist aber auch der Obstbau weit ver- breitet. Dessen Mittelpunkte sind Mühlhausen und Sömmerda; besonders berühmt sind die Kirschen der Fahnerschen Höhen. Überall an den Hängen finden sich große Obst- Plantagen, und die Straßen werden von prächtigen Obstalleen eingefaßt, die reiche Er- träge liefern. Im östlichen Teile des Beckens werden besonders Gewürzpflanzen an- gebaut: Fenchel, Kümmel, Thymian, Majoran, Pfefferminze usw. Man hat deshalb die Bewohner jener Gegend (Buttstädt, Kölleda) die Pfefferminzbauern genannt. Ge- treide, namentlich Korn und Gerste, fowie Zuckerrüben. werden in allen Teilen des Beckens angebaut. Sachliche H5ertiefung: Wie verwerten die Bewohner von Erfurt usw. die Er- Zeugnisse des Obst- und Gemüsebaues? Wozu sind so ausgedehnte Flächen der Blumen- zucht gewidmet? Welches Leben herrscht im Sommer ans dem Erfurter Bahnhof? Warum wird Erfurt als des Reiches Gärtnerin bezeichnet? usw. 3. Wodurch ist das Uustrutb ecken zum Blumen- und Gemüsegarten geworden? Der Boden ist sehr fruchtbar. Im Becken besteht er aus dickem Schwemmlande (vergl. Pleißen- und Saalaue!), auf deu Höhen und Hängen dagegen aus Keuperfaud- stein, der mit Mergel vermischt ist. Das Becken ist reich an Wasser. Die Unstrut empfängt im Becken von allen Seiten her zahlreiche Zuflüsse. Das Becken hat eine tiefe und geschützte Lage; es wird ringsum von Höhenzügen eingeschlossen. Dadurch ist es vor rauhen Winden geschützt. Es herrscht hier also ein mildes Klima. Sachliche Vertiefung: Warum ist der Boden so fruchtbar? Woraus besteht dieses Schwemmland? Woher rührt das Schwemmland, das den Boden bedeckt? Warum empfängt die Unstrut so viele Nebenflüsse? Welchen Wert haben diese Gewässer für den Gartenbau? 4. Was hat die Bodenfruchtbarkeit des Landes zur Folge gehabt? Durch den ausgedehnten Acker- und Gartenbau ist gleichzeitig auch eine umfang- reiche Viehzucht hervorgerufen worden, die durch den Wiesenreichtum der Becken begünstigt wird. Auch eine lebhafte Ge Werbtätigkeit hat sich entfaltet. Es ist aber zumeist nur das Kleingewerbe, das in den Orten des Beckens blüht. Durch die ausgedehnte Viehzucht hat sich besonders das Fleischergewerbe entwickelt. In großen Schlächtereien werden die mancherlei Thüringer Wnrstwaren hergestellt, die weit und breit berühmt sind. Mit dem Fleischerhandwerk ist auch das Gerberhandwerk aufgeblüht, und es find zahlreiche Gerbereien entstanden. Dadurch ist die Fabrikation von Lederwaren hervorgerufen worden; große Schuhfabriken befinden sich besonders in Erfurt. Der Reichtum an Getreide hat zur Errichtung von Branntweinbrennereien und Bierbrauereien geführt, und der Zuckerrübenbau hat Veranlassung gegeben zur Gründung von Zuckerfabriken. Infolge der günstigen Erwerbsverhältnisse ist das große Becken auch reich besiedelt. Zahlreiche Dörfer und Städte find in dem Becken ausgeblüht. Die Städte sind jedoch zumeist nur Landstädte; nur einzelne Städte am Rande des Beckens sind zu bedeutender Größe herangewachsen, so Erfurt und Mühlhausen. Es hat sich auch ein lebhafter Handelsverkehr entwickelt. Große Märkte werden in Erfurt abgehalten. Vom Erfurter Bahnhof aus werden tagtäglich ganze Wagen-

6. Für Oberklassen - S. 6

1893 - Altenburg : Bonde
6 und es setzt sich auf dem Boden ein weißes Pulver nieder. Das ist die gewöhnliche Stärke, wie sie die Hausfrauen anwenden, um feines Weißzeug steif zu machen. Kleber und Stärke sind demnach die Hauptbestandteile eines Getreidekornes, aber sie sind nicht die einzigen. Verbrennt man nämlich Getreidekörner, so lösen sich Kleber und Stärke in Luft auf, als zurückbleibende Asche aber finden sich mineralische Stoffe vor, Pottasche, Soda, Kalk, Eisen, Salz u. s. w., welche die Pflanze dem Acker entnommen hat, auf welchem sie wuchs. Ein solches Getreidekorn ist seinem Inhalte nach nichts mehr und nichts weniger, als ein Menschenleib im kleinen. Der liebe Gott hat es nüntlich in seiner Weisheit so eingerichtet, daß der Kleber des Ge- treidekornes nach dem Genusse in unserem Körper zu Fleisch und Blut sich umwandelt; die Stärke dagegen bildet Fett, und die mineralischen Stoffe dienen dazu, die Knochen imstande zu erhalten. Hierin liegt der Grund, warum schwarzes Brot nahrhafter ist, als das weiße; jenes hat mehr Kleber, denjenigen Stoff, welcher Fleisch und Blut bildet, während der Hauptbestandteil von diesem die Fett bildende Stärke ist. Die Kleie enthält ebensowenig Nahrungsstoff, als z. B. Kalk oder Kreide, und wenn sie zum Futter, ja zur Mästung des Rindviehs, der Schweine. Gänse u. s. w. gebraucht wird, so ist das. was fett macht und Fleisch giebt, nicht die Kleie, sondern vielmehr der auch in der besten Mühle von ihr nicht ganz loszulösende Kleber. Auch das zum Leben ganz unentbehrliche Wasser fehlt im Brote nicht; 50 kg Rvggenmehl geben nämlich ungefähr 65 kg Brot, und dieser Überschuß kommt zum größten Teile auf Rechnung des Wassers, das bei dem Backen zum Mehle hinzugesetzt wird. Aber warum, könnte jemand fragen, geben wir uns überhaupt die Mühe, das Getreide zu mahlen und aus dem Mehle Brot zu backen? Es wäre ja viel einfacher, wenn wir die Getreidekörner, wie sie sind, in den Mund steckten und durch diesen in den Magen beförderten. Wäre unser Magen von der Art, wie ihn die Hühner und Tauben haben, so ließe der Vorschlag sich hören. Der scharfe Magensaft der Vögel löst auch die harte, zumeist aus mineralischen Stoffen bestehende Kleie leicht und rasch auf; aber in unserem Magen würden die un- gemahlenen Körner lange unverdaut liegen, und der Körper würde daher von ihnen kaum die Hälfte des Nutzens haben, welchen gut ge- backenes Brot giebt; denn so viele Veränderungen auch durch das Mahlen und Backen mit dem Getreide vorgehen, so dienen diese doch alle dazu, dasselbe für unseren Mund genießbarer und für unseren Magen verdaulicher zu machen. Bei dem Mahlen bestehen sie einfach darin, daß das Getreidekorn von der Schale befreit und zu Mehl zerrieben wird. Aber welches sind die Veränderungen, welche durch das Backen bewirkt werden? Sie beginnen, sobald der Bäcker das Mehl mit warmem Wasser angemacht hat, und sind, obgleich unsichtbar, doch ganz gewaltiger Art. Der Kleber greift mit seinem Bundes- genossen, dem Wasser, die Stärke an und nötigt diese zu verschiedenen Verwandlungen. Zuerst wird aus ihr ein Körper, welcher dem Gummi sehr ähnlich ist, jenem Pflanzensafte, welcher an der Luft zu einem

7. Für Oberklassen - S. 159

1893 - Altenburg : Bonde
159 - Fliegenpilz. Wer davon isst, dem bekommt es sehr übel. Dagegen schmausen Schnecken und Käfermaden von vielen Pilzen, welche die Menschen nicht gemessen dürfen. Die Hefe, die zum Kuchenbacken unentbehrlich ist und vom Bier- brauer erhalten wird, ist nichts anderes, als ein Pilz. Sie besteht aus winzigen Bläschen, die aneinander gereiht sind und sich bei hin- reichender Wärme in zuckerhaltigen Flüssigkeiten schnell vermehren. 149. Die Kartoffel. Vor etlichen Hundert Jahren kam dies nützliche Gewächs aus Amerika zu uns. Der berühmte englische Seefahrer Franz Drake schickte die Kartoffel aus Amerika einem Freunde in England und schrieb ihm, die Frucht dieses Gewächses sei so trefflich und nahrhaft, daß er ihren Anbau für sehr nützlich halte. Der Freund denkt, Franz Drake meine mit dem Worte „Frucht" die Samenäpfel, die oben an dein Kraute hängen. Im Herbste, als die Samenäpfel gelb werden, ladet er eine Menge vornehmer Herren zu einem Gastmahle, wobei es sehr hoch hergeht. Am Ende kommt auch eine zugedeckte Schüssel auf den Tisch. Der Hausherr steht auf und hält eine schöne Rede, worin er sagt, er habe die Ehre, den Gästen eine Frucht mitzuteilen, wozu er den Samen von seinem Freunde, dem berühmten Drake, mit der Ver- sicherung bekommen habe, daß ihr Anbau für England höchst wichtig werden könne. Die Herren kosten die Frucht, die in Butter gebacken und mit Zucker und Zimmet bestreut ist; aber sie schmeckt ihnen abscheulich, und sie meinen, die Frucht könne wohl für Amerika gut sein, aber in England werde sie nicht reif. Da heißt denn der Gutsherr die Kartoffel- sträucher herausreißen und wegwerfen. Kurz darauf geht er durch seinen

8. Für Oberklassen - S. 418

1893 - Altenburg : Bonde
418 hebt den Deckel der einen oder der andern Kiste ab, nimmt eine Hand voll aus ihrer stillen Behausung, riecht daran, prüft die Farbe, läßt die Theeblätter durch die Finger gleiten, schreibt sich eine Bemerkung in sein Taschenbuch und geht weiter, um dieselben Versuche bei einer anderen Partie zu wiederholen. Unsere Lippen sind von der langen Wanderung, von Indigo und Thee ziemlich trocken geworden; darum müssen wir einmal trinken. Unser Führer bleibt an der Schwelle, und ein anderer zeigt uns den Weg durch den Dockkeller. Er giebt jedem von uns ein Grubenlicht in die Hand. Die Wege zwischen den Fässern sind rein, mit Sand bestreut, und tragen zwei Eisenbahnschienen, um das Hin- und Herrollen der schweren Fässer zu erleichtern. Rings herum, so weit unser Auge reicht, Faß an Faß. Die matten Öllampen, die wir nach allen Richtungen hin von der Decke herab wie Glühwürmer leuchten sehen, sagen uns, daß wir uns in einem unterirdischen Gewölbe von ungewöhnlicher Ausdehnung befinden. Und in der That, dieser Keller bedeckt 12 Acker unterirdischen Bodens, und seine Schienenwege sollen 13 englische Meilen lang sein. Der Eindruck des Ganzen, namentlich an Kreuzwegen, wo man die Lampenflämmchen nach allen Seiten hin sich in das Unendliche verlieren sieht, ist ein gewaltiger. Es überkommt uns eine Art Schauer, wenn wir das Grubenlicht von dem saubern Sandboden hinauf gegen die schwarze Decke heben, von wo, seltsam geformt, unheimlich ausschauende, schwarz und grau gefärbte, meterlange Pflanzengebilde herabhängen, die sich an der feuchten Kellerdecke eingenistet haben. Von Zeit zu Zeit bleiben wir stehen und lassen uns von dem Führer ein Glas Portwein oder Leres kredenzen. Wir nippen aus diesem und aus jenem Fasse, und was im Glase übrig bleibt, wird vom Küper unbarmherzig auf den Boden geschüttet, da ihm selbst das Weiutrinken bei Verlust seines Amtes verboten ist. Es ist ganz unglaublich, wie viel durch dieses Wegschütten allein an Wein verloren geht. Hat doch jeder Kaufmann, der in den Docks Weine lagern hat, das Recht, Erlaubniskarten zum Kosten aus- zustellen; sonst wäre es ihm ja nicht möglich, seinem Käufer die Ware vor- zuführen, die er feil hat. In das Innere der Warenhäuser werfen wir nur hin und wieder einen schüchternen Blick; es gelüstet uns für heute nicht mehr, Wande- rungen zwischen endlosen Reihen von Kisten und Ballen zu unternehmen; aber im Vorübergehen können wir uns doch nicht erwehren, unser Auge über die fabelhaften Vorräte von australischer Wolle, von Seide aller Länder, von Farbehölzern, Tierhörnern, Baumwolle, Baumstämmen, Gewürzen aller Art, Häuten, Leder, Zucker, Kaffee u. s. w. streifen zu lassen. Es ist, als ob die Ernte aller Erdstriche unverkürzt nach diesen Lagerplätzen gebracht worden wäre. So groß sind die aufgehäuften Massen, und so viel geht von Zucker, Kaffee, Spezereien und dergleichen beim Öffnen und Unipacken der Kisten und Fässer verloren, daß das Kehricht der London-Docks für eine namhafte Summe verpachtet wird, und daß der Pächter desselben in wenigen Jahren ein reicher Mann ge- worden sein soll. So reiht sich ein Warenhaus ans andere, und vor denselben ächzen hunderte von eisernen Krahnen unter ihrer Last, und tausende von Ar-

9. Für Oberklassen - S. 419

1893 - Altenburg : Bonde
419 Leitern: Zimmerleute, Faßbinder Lastträger, Makler und Dockbeamte rennen auf und ab, aus und ein, und im großen Bassin dicht bis an die Umrandung aneinander gedrängt liegen die Schiffe, auf denen Matrosen und Lastträger mit Ameisenthätigkeit beschäftigt sind, Waren ans Land oder an Bord zu bringen. In keinem andern Hafen der Welt treiben sich so viele verschiedenartige Nationalitäten umher. Neben dem Holländer ankert der Kauffahrer aus Brasilien mit Kaffee und Farbehölzern voll- geladen; der Düne bringt sein Hornvieh ans Land; belgische und fran- zösische Schiffe laden Glas, Leder, Eier, Obst und Gemüse aus; der Amerikaner wälzt seine Tabakfüsser und Baumwollenballen ans Land; russische und deutsche Ostseefahrer haben ihre Getreideladungen bereits in die Magazine untergebracht und warten auf Rückfracht; englische Fahr- zeuge aus Indien, Australien, Kanada und vom Kap ziehen durch die ge- öffneten Schleusenthore; und was eben keine Arbeit hat, vergnügt sich in seiner Weise, kocht, ißt, trinkt, sitzt oder träumt auf Verdecken und in Mastkörben, flickt am Segel- oder Tauwerk und denkt der fernen Heimat und summt sich das Lied vor, das er am liebsten hat. 306. Der Hering. Der Hering nimmt unzweifelhaft unter allen Fischen die erste Stelle ein. Die ungeheueren Massen, in denen er gefangen wird, die mannig- faltigen Weisen seiner Zubereitung, der Wohlgeschmack und die Dauer, welche der Fisch in jeder Gestalt zeigt, dies alles giebt ihm im Haushalte Hering. der Natur eine Bedeutung, welche der Bedeutung des Getreides wenig nachgiebt. Unter allen Geschlechtern des großen Salzwassers darf das seine wahrscheinlich für eins der fruchtbarsten gelten; denn von Norwegen bis zu den Hebriden und von da bis zur Normandie erfüllen unermeß- liche Heere die See. Es werden alljährlich tausende von Millionen ge- fangen, tausende von Millionen werden Delphinen und Haien, Pinguinen und Tauchern zur Beute, und dennoch erscheint der Hering alljährlich in derselben zahllosen Fülle. Dieses Erscheinen und Wiederverschwinden er- folgt mit einer gewissen Regelmäßigkeit. Es ist der Hering gewissen sperlingsartigen Strichvögeln zu vergleichen, welche im Sommer sich auf die Berge begeben, im Winter die Ebene bewohnen; denn in der That unternehmen diese Fische nicht jene großen wunderbaren Wanderungen, von denen lange erzählt ward, sondern sie verbleiben Jahr aus Jahr ein in denselben Meeresbereichen. Ihr gewöhnlicher Aufenthalt sind aber die 27*

10. Für Oberklassen - S. 442

1893 - Altenburg : Bonde
442 überzogene Tische, an denen je drei Europäer und ein Chinese Platz nah- men, welcher letztere im Namen des Hausherrn den guten Wirt machte. Das Eigentümliche chinesischer Gebräuche, nämlich ihr vollständiger Gegensatz zu jenen der Europäer, tritt auch bei den Mahlzeiten in auf- fälliger Weise zu Tage. Gleichwie der Chinese beim Gruße das Haupt bedeckt, statt es zu entblößen, den Ehrenplatz zur Linken statt zur Rechten anbietet, die Vorfahren adelt, statt die Nachkommen, von rechts nach links schreibt, statt umgekehrt, zur Farbe seiner Trauerkleider die weiße und nicht die schwarze wählt, jede Spur eines Bartes sorgfältig zu ver- tilgen sich bemüht, statt ihn als Zeichen männlicher Reife und Würde zu pflegen; ebenso beginnt der Chinese die Mahlzeit mit jenen Speisen, mit welchen wir sie beschließen, mit Backwerk und Früchten. Als wir Platz nahmen, war bereits jeder Tisch mit einer Menge der verschiedensten Ge- richte auf zierlichen, bunt bemalten Porzellantellerchen gedrängt voll, und während wir noch damit beschäftigt waren, den unbekannten Inhalt ein- zelner dieser Tellerchen zu enträtseln, war unser Chinese bereits bemüht, uns mit den beiden Stäbchen von jeder einzelnen Speise die besten Bissen vorzu- legen. Und damit ihn nicht vielleicht der Vorwurf träfe, als wären die Stäb- chen nicht rein, zog er beide jedesmal sorgfältig zwischen den Lippen durch und sog sie ab, bevor er ein frisches Stück faßte und auf unsere Teller legte. Die Mehrzahl der Gerichte war uns unbekannt; denn die chinesischen Küchen setzen seltsamer Weise einen großen Wert darein, die Speisen unkenntlich zu machen und ihren natürlichen Geschmack zu verändern. Und so wurden uns denn nicht bloß Schwalbennester, Kibitzeier und ge- dämpfte Frösche, sondern auch gebratene Seidenwürmer, Haifischflossen, Reh- und Büffelsehnen, Trepang, Bambuswurzeln, Seegras, halbaus- gebrütete Küchlein und viele andere chinesische Delikatessen vorgesetzt. Der Tisch wurde wenigstens dreimal mit neuen Speisen frisch gefüllt, so daß mindestens fünfzig verschiedene Gerichte aufgetragen wurden. Fleischspeisen waren entschieden in der Minderzahl und kamen bereits in kleine Stücke zerschnitten auf den Tisch; dagegen wurden Reis und Gemüse in allen erdenklichen Formen kredenzt. Während des Essens war ein kleines Mädchen unablässig beschäftigt, jedem Gast eine ganz kleine Tasse mit einem warmen, aus Hirse bereiteten Trank zu füllen, indem es die chine- sische Artigkeit fordert, daß das Gefäß immer voll sei. _ Traubensaft kennt der Chinese nicht. Nach dem Essen werden keinerlei geistige Ge- tränke, sondern bloß Thee ausgetragen. Man deutet den Schluß des Mahles dadurch an, daß man die Speisestäbchen erst in gleicher Höhe mit der Stirn hält und sie dann wagerecht auf die Theetasse legt. Der- gleichen hat, wie bemerkt, für den Europäer etwas sehr Ausfallendes. Dagegen ist aber auch das Erstaunen der Chinesen nicht gering, wenn sie sehen, wie Europäer zu speisen pflegen. Sie fragen, wie es nur möglich sei, daß wir die Getränke kalt zu uns nehmen; wie wir wohl auf den höchst sonderbaren und ausschweifenden Gedanken gekommen seien, unsere Nahrung vermittelst eines Dreizacks in den Mund zu bringen, obendrein auf die Gefahr hin, uns die Lippen zu beschädigen oder gar die Augen auszustechen. Auch finden sie es außer der Ordnung, daß wir Nüsse und Mandeln mit der Schale auf den Tisch bringen und den Dienern die Arbeit ersparen, die Obstfrüchte zu schälen und das Fleisch zu zerlegen.
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