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1. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 304

1904 - Bautzen : Hübner
304 fragen, wo denn die eigentlichen Ursachen für diesen Zustand zu suchen sind und diese zu beseitigen versuchen. Einerseits ist es die Vielheit der Obstarten, die hier hindernd auftritt. Aus dem Markte will der Käufer gleichmäßige Früchte derselben Sorte, namentlich solcher Sorten kaufen, die ihm als gut bekannt sind. Danach muß sich natürlich auch der Großhändler richten, und er kann daher, wenn ihm von einem Dutzend verschiedner Sorten je Xu oder Vs Zentner vom Landwirt angeboten wird, hierfür deshalb nur geringe Preise anlegen, weil er nicht weiß, ob er das Obst los wird, weil vielleicht auch geringwertige Sorten dabei sind u. s. w. Als erster Grundsatz eines rationellen landwirtschaftlichen Obst- baues muß also gelten, die Obstarten auf wenige gute, in der Gegend gut gedeihende und beliebte zu beschränken, diese aber in größerer Baumzahl anzupflanzen. Während man bei Neuanpflanzungen diesen Grundsatz leicht befolgen kann, gestaltet sich die Befolgung schon schwieriger, wenn man alte Pflanzungen mit vielen und zum Teil wertlosen Sorten hat. Aber auch hier gibt es einen Ausweg: das Umpfropfen der Bäume mit den gewünschten Sorten. Die Bäume tragen dann 2—3 Jahre lang nicht, stehen aber mit dem 4. Jahre wieder in voller Fruchtbarkeit. Da die Früchte eines Baumes niemals eine ganz gleichmäßige Ausbildung haben, sondern neben großen, schönen auch kleine und fehlerhafte Früchte auftreten, so ist es notwendig, bei der Ernte, die nur durch Pflücken, niemals durch Schütteln oder Abschlagen vorzu- nehmen ist, eine Sortierung vorzunehmen. Die ausgesuchten Früchte erster Qualität werden viel besser bezahlt als Mischobst, und das kleinere, mit geringen Fehlern behaftete Obst findet im eigenen Haushalte noch gute Verwendung. Neuerdings sind dem Landmann für den Verkauf seines Obstes einerseits in den Obstverkaufsgenossen- schaften, andererseits in den Obstmärkren, aus denen meist nach Proben gehandelt wird, vorzügliche Helfer entstanden. Aber auch bei diesen Einrichtungen, welche den großen Vorteil haben, den Zwischenhandel auszuschalten, hört man die ständige Klage, daß zuviel Sorten und vielfach auch noch ungleich ausgebildetes Obst angeliefert wird. Es muß also der Landwirt noch mehr lernen, sich den Anforderungen des Obsthandels anzupassen und zwar zum eigenen Nutzen. Dort, wo der Landwirt den Obstbau sachgemäß in seinen Betrieb einfügt und ihm die nötige Aufmerksamkeit widmet, führt er mit demselben mit sehr geringer Mühe seiner Wirtschaft erhebliche Nebeneinnahmen

2. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 249

1904 - Bautzen : Hübner
249 zweier Männer, des Professors Fleischer-Berlin und des Oekonomie- rats Dr. Salfeld-Lingen hervorgerufen und entwickelt worden ist. Bei dieser Kultur wird zunächst ein zweckmäßig eingerichtetes Grabennetz entworfen und hergestellt. Zu demselben gehören parallel verlaufende Gräben, die sog. Zuggräben, in emem Abstande von 200—240 m, die in den Hauptentwässerungsgraben münden, und einer entsprechenden Anzahl kleinerer Gräben, sog. Grippen, in einem Abstand von 10—15 m, von einer Länge von 100—120 m und einer Tiefe von 0,5—0,6 in, welche rechtwinklig in die Zuggräben geleitet werden. Bei Anlage von Wiesen dürfen die Grippen aber nur 0,4 in tief sein und müssen 20 in von einander entfernt sein, weil sonst den Wiesen zuviel Wasser genommen wird. Sodann wird der Boden auf 20—25 cm umgehackt und mit einer Menge von 60 — 80 Ctr. Atzkalk für das ha versehen. Gewöhnlich gibt man die Hälfte der Kalkmenge schon vor dem ersten Umhacken und die andere Hälfte beim zweiten Umhacken. Das Moor wird so oft umgehackt, bis es vollständig krümelig ist. Selbstverständl'.ch darf nun der Dünger nicht fehlen. Man düngt das umgehackte Land alljährlich mit etwa 6-8 Ctr. Kaimt, 3—4 Ctr. Thomasmehl und 2 Ctr. Chilesalpeter. Aber auch eine Düngung mit Stallmist oder die Verwendung der Gründüngung, am besten mit Seradella oder blauer Lupine, ist durchaus vorteilhaft; man gibt eine solche Düngung mit organischen Stoffen gern alle 2 Jahre, weil durch dieselbe der Bodenreichtum an Bakterien erhöht wird. Wenn man glaubt, daß eine Gründüngungspflanze das erstemal nicht gedeihen wird, so nimmt man lieber vorher eine Impfung des Bodens vor. — Wenn eine Moorfläche auf diese Weise kultiviert worden ist und gut gepflegt wird, und die Wasserverhältnisse stets gut reguliert werden, dann sind auch gute Ernten zu erwarten, und man hat eine ziemlich gute Aus- wahl in den anzubauenden Kulturfrüchten. Man baut auf so behandel- ten Mooren hauptsächlich Roggen, Hafer, Kartoffeln, Futterrüben, Bohnen, Erbsen und die meisten Kleearten, von welch letzteren ganz besonders Bastard-, Weiß- und Sumpfschotenklee verwendet wird, weil diese drei Arten am sichersten auf dem Moorboden gedeihen. Für die Niederungsmoore wendet man mit bestem Erfolge die Rimpausche Moordammkultur an, die von Rimpau-Kunrau 1862 ins Leben gerufen wurde und die sich für Hochmoore fast ausschließlich wenig oder gar nicht bewährt hat. Diese Methode der Moorkultur besteht darin, daß etwa 25 m breite Dämme zwischen je 2 Abzugs- gräben von 1,25—1,60 m Tiefe angelegt werden und mit einer Deck-

3. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 329

1904 - Bautzen : Hübner
329 in die Milch gelangen, machen diese nicht nur unsauber und un- appetitlich, sondern regen besonders deren Zersetzung an. Der in der Milch enthaltene Milchzucker bildet sich zu Milchsäure, und die Eiweißstoffe der Milch setzen sich durch Einwirkung von Luft und Schmutzteilen in übelriechende und -schmeckende Stoffe um. Überhaupt nimmt die Milch, wie auch die aus ihr hergestellte Butter, jeden Geruch und Geschmack der sie umgebenden Luft und der in ihrer Nähe sich befindlichen Gegenstände an, weshalb man strengstens auf Sauberkeit bei der Milchgewinnung und -behandlung halten muß. Leider aber wird von vtelen Landwirten in Bezug auf Reinlichkeit viel vernachlässigt. Häufig kann man in den verschiedensten Ställen die gröbsten Verstöße gegen die Sauberkeit wahrnehmen. Sehen die zu melkenden Kühe nicht manchmal derart schmutzig aus, daß einem an Sauberkeit gewöhnten Menschen, der gerade Augenzeuge des Melkens ist, ein für allemal der Appetit zum Milchtrinken vergeht und vergehen muß, obwohl er bislang ein großer Freund des Milchgenusses war. Wie oft kann man ferner sehen, daß sogar die melkenden Personen von Schmutz strotzen! Und doch ist es so notwendig, daß sowohl bei den zu melkenden Tieren, als auch von den Melkern und Melkerinnen auf das peinlichste die größte Reinlichkeit beobachtet wird. Die Kühe müssen sauber geputzt, und ihre Euter sauber gewaschen werden, ehe zum Melken geschritten werden darf; vor allem aber müssen die melkenden Personen selbst sauber sein. Nach dem Melken soll die Milch durchgeseiht werden, um sie dadurch von etwa in sie gelangten Schmutzteilchen oder Haaren zu befreien. Ganz besonders aber halte man darauf, daß die Milch unmittelbar nach dem Melken und Durchseihen aus dem Stalle gebracht wird, damit sie nicht zu lange dem Stalldunst ausgesetzt bleibt. Um die Milch länger süß zu erhalten, muß sie gut abgekühlt werden, und zwar mindestens bis auf 15° C. Bei einem längeren Stehen in einer Lufttemperatur von über 15° 0 säuert die Milch ungemein leicht, während von dieser Temperatur an abwärts die Milchsäuerung erheblich verzögert wird. Die Abkühlung der Milch, die auf verschiedene Art und mit verschiedenen Apparaten erfolgen kann, ist von be- londerer Bedeutung in all den Fällen, in denen ein direkter Milchver- kauf stattfindet, oder wenn die Milch nicht sofort verarbeitet und dann schwer kühl gehalten werden kann. Soll die Milch aufrahmen, weil eine Zentrifuge nicht vorhanden ist, durch die der Rahm sofort von der Magermilch getrennt wird, oder soll der Rahm bis zur Verbutterung aufbewahrt werden, so sorge man für einen geeigneten Aufbewahrungs-

4. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 331

1904 - Bautzen : Hübner
331 bestrebt wäre, nur beste Ware in seiner Milchwirtschaft zu verwerten bezw. zu verkaufen; das wird aber eben nur bei Anwendung peinlichster Sauberkeit und Ordnungsliebe möglich sein. Ist es erst einmal erreicht, daß man in Stadt und Land stets gleichwertige, wirklich gute Milch bekommen kann, dann wird dieser auch sicherlich wieder der Rang unter den Genuß- und Nahrungsmitteln eingeräumt werden, der ihr zukommt; die Milch wird ein wichtiges, wertvolles Volks- nahrungsmittel werden, was nur gewünscht werden könnte. Möge die Zeit nicht mehr fern sein, in der die alkoholischen Getränke immer mehr zurückgedrängt werden und der Milch mit stetig wachsendem Eifer das Feld der nahrhaften und erquickenden Getränke eingeräumt wird! Das wäre ein segensreicher Vorteil für die Volksgesundheit, ein großer Fortschritt der Milchproduklion und somit auch ein Gewinn für die gesamte Landwirtschaft, weil dann eine weit bessere Verwertung der Milch erzielt werden könnte. Semmig. 81. Wie Bauer Müller Freund der Molkereien wurde. Laß Dir, lieber Leser, einmal erzählen, wie mein Freund Müller, der Besitzer eines großen Bauernhofes in dem Nachbarorte meines Dorfes, ein Freund der Molkereien wurde. Müller war ein guter, grundehrlicher Mensch, hatte aber gegen alle Neuerungen einen gewissen Abscheu; besonders stand er den Molkereien, die seinerzeit wie die Pilze aus der Erde wuchsen, sehr feindselig gegenüber. Alle Über- redungskunst, die ich in dieser Sache gegen ihn aufbot, blieb völlig erfolglos; denn er wollte nun einmal nichts von Molkereien wissen und verblieb deshalb in seiner Abneigung gegen dieselben mit kon- stanter Festigkeit beharren. Fragte ich ihn nun aber, welche Gründe er kür seine Abneigung habe, dann wußte er absolut keine anderen anzugeben, als daß es eben früher ohne die Molkereien gegangen sei und deshalb auch heute so weiter gehen müsse. Nun aber gährte es unter den Bauern seines Dorfes, in dem es bislang noch still gewesen war, stark auf; sie wollten eine Genossenschafts-Molkerei errichten und hätten zu diesem Unternehmen natürlich auch gern meinen Freund Müller, den größten Bauern des Ortes, als warmen Förderer und kräftige Stütze gewonnen. Alle Versuche aber, die sie hierzu machten, blieben ohne den gewünschten Erfolg. Da begab es sich denn, daß ich auf einer Reise, die ich anläßlich des Besuchs einer Sitzung als Aussichtsratsmitglied der Molkerei N. . . nach N. . . machen mußte, durch den Wohnort Müllers kam. Als guter Freund Müllers konnte

5. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 212

1904 - Bautzen : Hübner
212 damit sich das Zicklein gut ausbildet. Zur Fütterung der Mutterziege verwende man gesundes, nicht schlaff machendes Futter, Salz und Kalk; man scheue nicht Gaben von Hafer, besonders nicht bei Erst- lingen. Gegen Ende der Trächtigkeit halte man das Tier etwas schmaler, damit Milchfieber vermieden wird. Dem Lamme gehört die Erstlingsmilch, die man saugen läßt. Man gewöhnt nun gleich vom 2. Tage an das Zicklein an das Tränken aus einem Napf; Tränklämmer entwöhnen sich viel leichter als Sauglämmer. In den ersten Tagen reicht man 4 —5 mal, später 3 mal. Aufzuchtlämmer sollen 4 — 6 Wochen Muttermilch haben, dann gehe man an das Entwöhnen. Mit 14 Tagen fangen die Zicklein an, Futter zu naschen, was man unterstütze. Als Ersatz der allmählich zu entziehenden Muttermilch kommen in Betracht Haserschrot, Leinmehl, gekochter Weizengries, Kleie, Brot, Biertreber, ab und zu auch etwas zerdrückte, gekochte Kartoffeln. Bocklämmer erhalten die Muttermilch 4 Wochen länger, Schlachtlämmer sollen bis zur Schlacht- reife saugen. Die Fütterung der Nutzziegen erfordert in erster Linie Ab- wechselung. Die allerbeste Ration wird der Ziege nach einiger Zeit langweilig. Die ersten Kräuter im Frühjahr sind der Ziege hochwill- kommen neben dem Winterfutter. Gras von Rainen, Unkräuter von Gräbenrändern und Hecken steigern die Freßlust und die Leistungen. In der Hauptgrünfutterzeit berücksichtigt man die Kleearten, Gras, Gartenabfälle, Rübenblätter rc. Daneben kann man immer die Küchenabfälle, etwas Kleie, Haferschrot und Dürrheu reichen. Für die Winterfütterung kommen in Betracht Heu und Grummet, zerschnittene Wurzelgewächse neben Hafer, Kleie, Biertreber, Malzkeimen, Lein- und Ölkuchen. Trockenes Futterlaub ist ab und zu ein leckeres Zufutter. Vielfach wird ein warmer Kleie- und Mehltrank gereicht, was im Winter bei Milchleistung zweckmäßig ist, wenn man damit der Ziege nicht zu viel Wasser aufzwingt. Salz ist nicht zu vergessen. Bewegung ist für die Ziege von außerordentlichem Nutzen, wie es selbstverständlich für ein Tier erscheint, das zum Bergklettern gebaut ist. Weide im Sommer ist jedenfalls das Beste; ist dieselbe nicht zu haben, so müssen die Ziegen von vernünftigen Kindern geführt oder auf den Hof gelassen werden. Ist das Wetter nicht zu schlecht, so sollen die Zicklein schon mir 14 Tagen hinaus. Putzen und Kämmen dankt die Ziege sehr. Im Sommer soll sie alle 8 Tage mit Seife und Soda gewaschen werden. Man wird

6. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 218

1904 - Bautzen : Hübner
218 Hackfrüchte nennen wir die Knollen- und Wurzelsrüchte, da ihr wertvollster Teil bei der Ernte aus dem Erdboden herausgehackt werden muß. Sie werden während ihrer Wachstumszeit ebenfalls behackt, um durch stete Bodenlockerung größere Knollen und Wurzeln zu erzielen. Durch ihren Anbau wird also der Boden gelockert und von Unkraut befreit. Sie können durch reichliche Stallmistdüngung zu hohen Ertragen gebracht werden, da Nachteile dieser Düngung (besonders Verunkrautung) für ste nicht in Betracht kommen. Unter Blattfrüchten verstehen wir besonders die Futterpflanzen, die ihre Blätter ausnehmend üppig entwickeln: Kleearten und Hülsen- früchte. Sie besitzen Pfahlwurzeln, welche die Fähigkeit haben, auch in den festen Boden in bedeutende Tiefen hineinzudringen. Ihre Blüte ist eine Schmetterlingsblüte. Da nun alle Schmetterlingsblütler die eigentümliche Eigenschaft haben, den für die Ernährung der Pflanzen so wichtigen Stickstoff aus der Lust aufzunehmen, so reiht sich bei diesen landwirtschaftlichen Kulturpflanzen eine wertvolle Eigen- schafl an die andere in Bezug auf ihre Wirkung auf den Boden. Sie beschatten denselben, halten ihn auf diese W.ise vor Unkraut rein, erhalten ihn auch locker, weil das dichte Blätterdach den Schlag des Regentropfens aufhält und austrocknende Winde abhält, und bereichern in ihren Wurzel- und Stoppelrückständen nach der Aberntung den Boden an Stickstoff. Als Handelsgewächse kommen hauptsächlich Raps und Lein in Betracht. Da der Raps vermöge seiner starken Stengel nicht lagern kann und während der Wachstumszeit behackt wird, so wirkt er auf den Boden ähnlich ein wie die Hackfrucht. Der Lein kann in dieser Beziehung den Halmfrüchten angereiht werden, weil er einen schwachen Stengel, flachgehende Wurzeln und nur wenig kleine Blätter hat. Raps verträgt daher auch, wie die Hackfrüchte, starke Stallmistgaben, während Lein mit Stallmist nicht gedüngt werden sollte. — Wenn wir also den Boden nicht nur tragbar erhalten, sondern ihn durch den Anbau von Pflanzen in seinem Zustande zu verbessern suchen wollen, so läßt sich diese Aufgabe erreichen durch den abwechselnden Anbau dieser auf den Bodenzustand so ver- schieden einwirkenden Pflanzen, d. h. durch einen richtigen Fruchtwechsel (Fruchtfolge). Nur müssen wir dann noch eine Eigentümlichkeit der Pflanzen in Betracht ziehen, das ist ihre größere oder geringere Verträglichkeit mit sich selbst.

7. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 308

1904 - Bautzen : Hübner
308 Unter den etwa 150 einheimischen Arten von Unkräutern wollen wir nur einige der schädlichsten besonders ins Auge fassen, nämlich den Hederich und den wilden Senf. Trotzdem beide einander ähneln und als Kreuzblütler botanisch mit einander verwandt sind, lassen sie sich doch leicht von einander unterscheiden. Der Hederich zeigt gegen- über dem wilden Senf eine stärkere Verästelung, hellgelbere Farbe der 4 Blumenblätter und eine Gliederschote, während der wilde Senf eine ungegliederte Schote, ähnlich der des Rübsens und Rapses aufweist. Was den Schaden anbelangt, den beide in unseren Feldkulturen ver- ursachen, so ist er annähernd gleich groß. Vielfach in dem Sommer- getreide in Ranken auftrelend, rauben diese ungebetenen Gäste den Kulturpflanzen schon von zartester Jugend ab Nahrung, Wasser, Licht und Luft in beträchtlichem Maße. Es kommt häufig genug vor, daß der Ertrag um mehrere Zentner Körner für den Morgen herabgedrückt wird, ja, daß eine Mißernte die Folge ist, wenn die Getreidepflanzen durch diese derberen, nicht verzärtelten Kinder der Natur in ihrer Entwickelung mehr oder weniger beeinträchtigt werden. Im Kampfe gegen diese Unkräuter ist am wichtigsten die Vor- beugung. Lieber Freund! Du wirst nicht wollen, daß Du nach Über- nahme Deiner väterlichen Scholle von Deinen Berufsgenossen in höhnischer Weise einmal Hederichbauer oder Senffabrikant genannt wirst. Darum präge Dir rechtzeitig folgendes ein: Zunächst gestalte die Fruchtfolge so, daß Hackfrüchte oder Futterpflanzen möglichst mit den Getreidearten abwechseln, wie es z. B. bei nachstehender Frucht- wechselwirtschaft der Fall ist: l. Hackfrucht; 2. Sommerung; 3. Klee fein- oder zweijährig); 4. Winterung; 5. Futterpflanzen; 6. Winterung. Ein unwillkürliches Heranzüchten von Unkräutern, wie es bei dem An- bau von zwei oder gar drei Getreidearten nach einander leider zu oft stattfindet, ist bei der genannten Fruchtwechselwirtschaft ausgeschlossen. Ferner mache es Dir zur Regel, die Stoppeln unmittelbar nach der Ernte flach zu stürzen und die Frühjahrsaussaat erst dann vorzu- nehmen, wenn die Felder genügend abgetrocknet sind, sodaß die inzwischen ausgelaufenen Unkräuter durch Krümmer und Egge gründ- lichst vernichtet werden können. Auch durch kräftiges Eggen des Winter- weizens, der Sommerung und Kartoffelfelder kannst Du Millionen von Unkraurpflanzen für immer vertilgen. Außerdem wird dadurch gleichzeitig die so schädliche Krustenbildung verhindert, den Pflanzen Sauerstoff der Luft zugeführt und die Winterfeuchtigkeit dem Boden erhalten. Die Kulturpflanzen können infolgedessen viel freudiger ge-

8. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 328

1904 - Bautzen : Hübner
328 Gehen wir beispielsweise einmal in das erste beste Bauernhaus und überzeugen wir uns, wieviele der Bewohner dieses Hauses mit Vorliebe eine genügende Menge von Milch genießen, so werden wir finden, daß nur der geringere Teil der Bewohnerschaft gern Milch trinkt; ja, wir werden sehen, daß selbst die Kinder des Hauses, denen die Milch doch so notwendig zu ihrer Körperausbildung wäre, nur selten Milch trinken, bezw. von den Eltern an diese gewöhnt werden- Es ist aber eine der ersten Pflichten einer jeden Mutter, ihre Kinder zu veranlassen. Milch zu trinken, falls sie den Kindern gut bekommt. Leider hört man vielfach eine Mutter oder einen Vater sagen, daß der Junge oder das Mädchen durchaus keine Milch trinken will, sondern viel lieber Kaffee oder gar — Bier. Ist das nicht ein trauriger Zustand, wenn die lieben Eltern so schwach sind, ihren Kindern den Willen zu lassen, anstatt sie an die Milch, dieses nahrhafte Getränk, zu gewöhnen? Aber nicht allein für Kinder ist die Milch unersetzlich, sondern auch Erwachsene müßten vielmehr ihrem Genusse huldigen. Jedenfalls würde es jedem Menschen dienlicher sein, Milch zu trinken als Bier und Branntwein. Wie entsetzlich ist es doch, wenn junge, halbwüchsige Burschen sich in den Gastwirtschaften umhertreiben und eine besondere Stärke darin suchen, recht viel im Trinken alkoholhaltiger Getränke zu leisten, während es ihnen doch bei weitem dienlicher wäre, wenn sie zum kräftigen Ausbau ihres noch jugendlichen Körpers die wohlschmeckende und bekömmliche Milch trinken würden, anstatt ihren Leib und ihren Geist durch Bier und Branntwein zu schädigen und sich dadurch oft den Keim zu langwierigen Krankheiten und frühem Tode heranzubilden! Wieviel mehr wird doch gerade von den Stadt- bewohnern, die als große Liebhaber von alkoholhaltigen Getränken verschrieen sind, an Milch genossen als von den Landwirten, die sehr wohl wissen, daß die Milch ihren Schweinen und Kälbern nutzbringend ist, die aber selbst nicht viel vom Milchtrinken wissen wollen, weil sie meinen. Bier und Schnaps schmecke — doch besser! Soll nun aber die Milch ein so gutes Nahrungs- und Genuß- mittel sein, wie oben ausgeführt worden ist, dann muß sie auch von ihrer Gewinnung bis zu ihrer Verwertung eine ganz tadellose Behand- lung erfahren; denn ihre Güte ist abhängig von ihrer Behandlung. Als erstes Gesetz der Milchbehandlung gilt für den Milchproduzenten: „Halte stets auf die peinlichste Sauberkeit der Ställe, der Milch- tiere, der Milchkeller, der Milchgefäße, sowie der Melkerinnen bezw. Melker beim Melken!" Denn alle Schmutzteilchen, die beim Melken

9. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 330

1904 - Bautzen : Hübner
330 raum und für saubere Gefäße; denn eine noch so sauber gewonnene und noch so gute Milch fällt, falls sie nicht sehr vorteilhaft aufbewahrt wird, rascher Zersetzung anheim. Das Milchlokal muß vor allem sauber gehalten werden und trockene und reine Luft enthalten. Zu diesem Zwecke sorge man für gute Ventilation, die am besten durch dicht über dem Fußboden und dicht unter der Decke befindliche Öffnungen, welche mit Drahtgittern versehen sind, die zur Abwehr von Tieren dienen, bewirkt werden kann; diese Öffnungen müssen aber vollständig verschließbar fein, um die Wärme im Sommer und die Kälte im Winter abzuhalten. Was die Gefäße betrifft, so muß man sich in der Behandlung derselben der größten Sauberkeit befleißigen. Bevor diese Gefäße nicht gründlich gesäubert und nach erfolgter Reinigung gehörig getrocknet und gelüftet worden find, benutze man sie niemals. Als bestes Material für diese Gefäße ist im allgemeinen Weißblech zu be- zeichnen; denn einmal lassen sich Weißblechgefäße sehr leicht reinigen und handhaben und anderseits sind sie dauerhaft und halten auf ihren glatten Wänden wenig Milchreste zurück. Die hölzernen Gefäße stehen den blechernen hinsichtlich der erwähnten Vorzüge bei weitem nach, während sie wieder jene Vorteile haben, daß sie billiger sind und als schlechtere Wärmeleiter die Milch länger süß erhalten. Selbstverständlich müssen auch die Kühlapparate, Rahmlöffel, Zentrifugen usw. stets pein- lichst sauber gehalteu werden, wenn man eine tadellose Beschaffenheit der Milch und der aus ihr herzustellenden Erzeugnisse, wie der Butter und des Käses, erwartet. Wenn die Milch sofort nach dem Melken und Abkühlen verkauft und zu diesem Zwecke transportiert werden soll, dann achte man ebenfalls aus saubere Gesäße und aus guten Verschluß derselben. Außerdem richte man beim Milchtransport stets sein Augenmerk aus die Beschaffeuheit der Wagen, die zur Beförderung der gefüllten Milch- kannen benutzt werden sollen. Diese müssen unbedingt mit guten Federn ausgestattet sein, damit ein zu starkes Schütteln der Milch beim Befördern möglichst vermieden wird, weil durch heftiges Schütteln der Milch sehr leicht, besonders bei hoher Sommertemperatur, Butterung eintreten kann. Wir sehen aus all dem Vorherbesprochenen, daß die Milch leider noch nicht die Stellung unter den Nahrungsmitteln einnimmt, die ihr gebührt. Wir sehen anderseits aber auch, daß viel Aufmerksamkeit aus die Behandlung der Milch verwendet werden muß, wenn sie eine tadellose Verkaufs- bezw. Gebrauchsware sein soll. Der Landwirt würde deshalb eine segensreiche Tätigkeit entfalten, wenn er jederzeit

10. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 67

1904 - Bautzen : Hübner
1 — 67 — schon beim Anstriche der Wohnung und bei dem Purpurstreifen, der häufig in das Linnengewand der Frauen eingewebt war, die Freude an grellen Farben, die wir bis auf den heutigen Tag bei der länd- lichen Bevölkerung wahrnehnren können. Nur auf ihre Haartracht legten einige Stamme besonderes Gewicht, denn das lange, freie Haar ist das Zeichen des freien Mannes. — Auch die Kost ist einfach: wilde Bnumfrüchte, frisches Wildbret oder saure Milch vertreiben den Hunger. Das Getränk ist hauptsächlich ein Gebräu aus Gerste. In dieser Einfachheit lebten die Germanen auch fort, als römische Kaufleute ihr Land durchzogen und ihnen die Erzeugnisse ivärmerer Länder zu- zuführen bemüht waren. Die Gallier, die Borfahren der heutigen Franzosen, finb infolge des Verkehrs mit den Römern allmählich ver weichlicht, die Germanen aber beharren, zäh und konservativ, wie ihr Bolkscharakter es bedingte, in ihrer einfacheren, volkstümlichen Weise: sie nehmen nur an, was ihrem nüchternen, unverdorbenen Sinne zu- sagt, und auch das passen sie erst mit echt germanischer Aneignungs- kraft ihrem eigenen Wesen^an. E. Mögt. 2. Die deutsche Landwirtschaft zur Zeit Karls des Groszen. (768-814). Mit Karl dem Großen beginnt ein neuer Zeitabschnitt für Deutsch lands Ackerbau. Dieser Fürst widmete dein Landbau die eifrigste Sorgfalt, munterte zur Rodung der Wälder auf und überließ denen, welche solche Arbeit verrichteten, einen Teil des gewonnenen Bodens als Grundzins leistendes Eigentum. Und nicht nur durch Gesetze und Verordnungen suchte er Ackerbau und Viehzucht zu heben, er selbst ging durch Einrichtung von Musterwirtschaften auf seinen Hausgütern (Meierhöfen, Domänen) den Landbauern mit gutem Beispiele voran. Auf alles sah er hier persönlich und ließ sich selbst die Rechnungen vorlegen. Noch zwei Jahre vor seinem Tode erließ der Kaiser eine Verord- nung über die Bewirtschaftung seiner Güter, welche über den Stand des Ackerbaus höchst wissenswerte Aufschlüsse gibt. Darin wird ge handelt von der Bebauung der Getreidefelder und der Wiesen, von der Forstwirtschaft, von der Viehzucht, von der Pflege der Pferde, von der Bienenzucht und sehr ausführlich vom Gartenbau. So erfahren wir, auf welche Blumen und Gemüse die deutsche Gärtnerei zu Anfang des 9. Jahrhunderts, also vor 1000 Jahren, Fleiß und Sorgfalt ver- wandte; wir erhalten Kunde, daß Rosen, Lilien und andere Zier- 5*
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