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1. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 135

1883 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg. 135 zu. Die Verletzung dieses Majestätsbriefes wurde die erste Veranlassung zum dreißigjährigen Kriege. Schon unter Matthias (1612—1619) begannen die Unruhen. Die Katholiken verboten den Protestanten in Böhmen den Kirchenbau. indem sie sagten, daß nach dem Majestätsbrief nur den Ständen, nicht den Unterthanen katholischer Fürsten das Recht des Kirchenbaues zustehe. Die Bewohner von Braunau (am Riesengebirge) hatten eben eine neue Kirche gebaut und weigerten sich, dem Abte der Stadt die Schlüsse! auszuliefern. Da befahl der Kaiser die Übergabe der Kirche in die Hände der Katholiken und ließ mehrere protestantische Bürger ins Ge- fängnis werfen. Ebenso hatte der Erzbischof von Prag eine neuerbaute protestantische Kirche in Klostergrab (westlich von Teplitz) niederreißen lassen. 'Die protestantischen Böhmen hielten deshalb eine Versammlung in Prag und schickten darauf eine Beschwerde an den Kaiser, der damals in Ungarn war. Derselbe sprach sich mißfällig über die Beschwerde der Böhmen aus und hob ihre Versammlung bald darauf durch ein Schreiben aus. Nun verbreitete sich das Gerücht, die kaiserlichen Statthalter in Prag hätten das Schreiben verfaßt und dem Kaiser zur Unterschrift vorgelegt. Bewaffnet drangen die böhmischen Adeligen auf das Schloß zu Prag, stellten die Statthalter zur Rede und warfen die Räte Martinitz und Slawata. sowie den Geheimschreiber Fabricius zum Fenster hinaus. Als die kaiserlichen Räte sich nicht darüber erklären wollten, ob sie um die Ab- fassung des kaiserlichen Schreibens wüßten oder nickt, rief einer der Protestanten: „Werft sie nach altböhmischem Brauch zum Fenster hinaus!" Da ergriff man den Grafen Martinitz und warf ihn durch das offene Fenster, so sehr er auch um Frist zur Todesbereitung bat. Nach einem Augenblicke zeigte Graf Thurn, der Anführer der Protestanten, auf den kaiserlichen Rat Slawata, indem er sprach: „Edle Herren, hier habt ihr den andern!" Da packten sie auch diesen und warfen ihn hin- unter. In der Angst klammerte er sich an das Eisen der Fensterbrüstung; aber man schlug ihn so lange auf die Hand, bis er losließ. Darauf traf den Geheimfchreiber Fabricius dasselbe Schicksal. Alle drei fielen etwa 17 rn tief hinab in den Schloß- graben. Wäre dieser nicht mit weichem Schutt angefüllt gewesen und hätten nicht die Mäntel die Heftigkeit des Falles gemindert, so hätten gewiß alle drei ihren Tod gesunden. Nun kamen sie mit dem Leben davon, und auch nachgesandte Schüsse trafen nicht. b. Der Abfall Böhmens. Der Graf von Thurn bemächtigte sich jetzt als „Generallieutenant" der Stadt Prag, ließ die Einwohner den Eid der Treue schwören und dreißig Direktoren ernennen, welche die Regierung Böhmens bilden sollten. Diese vertrieben die Jesuiten aus Böhmen, während Thurn rüstete und sich aller festen Plätze" des Landes bemächtigte. Dann sandte die Union unter dem Grafen von Mansseld 1000 Mann, welche in das Erzherzogtum Östreich einbrachen und den Aufstand auch über Mähren, Schlesien und die Lausitz ver- breiteten. Aus solcher Not befreite der Tod den Kaiser Matthias. Ihm folgte sein Vetter Ferdinand U. (1619—1637). Er war ein fester, entschlossener Mann und vorher Herzog von Steiermark. Dieses Herzogtum war fast ganz protestantisch gewesen; Ferdinand aber hatte mit bewaffneten Scharen die Einwohner wieder in die katholischen Kirchen 1618

2. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 137

1883 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg. 137 Stadt war lutherisch. Friedrich ließ die Bilder und Zieraten aus der Domkirche entfernen und richtete den Gottesdienst nach streng reformier- ter Weise ein. „O wie schad', o wie großer schad'," schrieb ein luthe- rischer Theologe, „um soviel edle Länder, daß sie alle dem Calvinismus in den Rachen sollen gesteckt werden!" Der Kurfürst von Sachsen war eifersüchtig auf Friedrichs neue Würde und besetzte sogar Schlesien und die Lausitz für Ferdinand. e. Schlacht am weißen Berge. Maximilian rückte in Böhmen ein und zwar gerade aus die Hauptstadt Prag los, wohin sich Friedrich zurückgezogen hatte. Auf dem weißen Berge bei Prag ordnete dessen Feldherr und Ratgeber, Christian von Anhalt, das Heer. Tilly eröffnete das Gefecht mit seinen Geschützen; aber der heftige Angriff durch Christian von Anhalt brachte die Kaiserlichen zum Weichen. Da brachte ^Maxi- milian mit gezogenem Degen die fliehenden Regimenter zum Stehen und führte die Seinen zum Siege. Das protestantische Kriegsvolk floh in wilder Unordnung und konnte weder durch Drohungen, noch durch Bitten zur Schlacht'gebracht werden. Christian von Anhalt schrieb: „Und wären Alexander, Cäsar und Karl der Große dabei gewesen, sie hätten dieses Volk nicht zum Stehen gebracht." In einer Stunde war das Unglück Böhmens und seines Königs entschieden: 4000 Böhmen blieben auf dem Platze, zehn Kanonen und hundert Fahnen sielen dem 1620 Feinde in die Hände. Friedrich, der die Nacht auf dem Prager Schlosse zugebracht hatte, stand eben von der Tafel auf und ging auf den Wall, als ihm die Flüchtigen entgegen kamen. Maximilian gab ihm acht Stunden Be- denkzeit, ob er der Krone entsagen wolle. ' Friedrich war noch nicht ohne Hülfe; denn Mansfeld hielt mit 8000 Mann Pilsen und andere Punkte besetzt, 8000 Ungarn standen unter Bethlen Gabor vier Mei- len von Prag, und in Prag selbst waren die Bürger zur Verteidigung bereit. Aber noch in derselben Nacht floh der unmännliche König, Krone und Land opfernd; er ging über Breslau nach Berlin und von hier nach Holland, wo sein Schwiegervater Jakob l. ihn unterhielt. Der Kaiser sandte ihm die Achtserklärung nach; das Volk nannte ihn spöttisch den „Winterkönig", weil er nur einen Winter regiert hatte. Maximilian zog noch an demselben Tage in Prag ein; die Katholiken jubelten, der Papst hielt in Rom einen feierlichen Umzug. Erst nach drei Monaten folgte das Gericht über Böhmen, weil man bis dahin die Truppen der Protestanten gefürchtet hatte. Über Böhmen kam die Ruhe eines Kirch- hofes. Die Union löste sich auf. 24 der vornehmsten Böhmen, unter ihnen ein neunzigjähriger Greis, wurden auf dem Markte zu Prag öffentlich hingerichtet; aber alle zeigten Mut und Stand- haftigkeit. Dann versprach man den Böhmen Verzeihung, wenn sic sich selbst anklagen würden. 728 Adelige erschienen darauf hin; aber man beraubte sie ihrer Güter. Auch mußten die evangelischen Prediger und Lehrer das Land räumen; dafür kamen die Mönche und Jejuiten ins Land, welche alle evangelischen Bücher verbrannten. Die Protestanten wurden vom städtischen Rat ausgeschloffcn; die, welche nicht freiwillig katholsich wurden, bekamen Einquartierung, „damit ihre Drangsale ihnen Einsicht ver- Ichaffen möchten." Vielen aber ging der evangelische Glaube über Heimat und Besiü, an 30 000 Familien verließen Böhmen, darunter 185 alte Adelssamilien. Ähnlich

3. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 139

1883 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg, 139 für den Kaiser, und dieser gab ihm für seine Treue die Herrschaft Fried land in Böhmen, Bei der Austreibung des böhmischen Adels bereicherte er sich aufs neue. Wallenstein war ein Feldherr wie wenige; er sprach wenig, aber mit Nachdruck; dem Tapfern versagte er nie verdientes Lob; gegen Hohe und Niedrige war er frei- gebig, gegen jedermann strenge. Feigheit ward sogleich mit dem Tode bestraft,^ und bei dem geringsten Ungehorsam war sein Wort: „Laßt die Bestie hangen!" Schon sein Äußeres hatte etwas Düsteres und Unheimliches: er war lang und hager, sein Blick finster und argwöhnisch, die Gesichtsfarbe gelblich, sein schwarzes Haar kurz ge- schnitten. In Scharlach war er gekleidet, auf dem Haupte trug er eine blutrote Feder. Ein Grauen kam alle Krieger an, wenn er durch das Lager schritt. Sic hielten ihn für unverwundbar, für „fest", mit bösen Geistern im Bunde. Wallenstein schlug in Böhmen, Franken und Schwaben seine Werbe- platze auf. Biele folgten seinen Fahnen; denn sein Name war den Kriegs- völkern bekannt und die Zeit reich an unbeschäftigten Leuten. Er ver- langte vom Kaiser unumschränkten Oberbefehl und erhielt den Titel „Kaiserlicher Generalissimus". Auch wollte er später durch eroberte Länder und Provinzen entschädigt werden. Fast scheute sich der Kaiser, es mit dem kühnen Abenteurer zu wagen. Man sprach von 20 000 Mann, allein das verwarf Wallenstein, indem er sagte: „Ein Heer, wie dieses, muß vom Brandschatzen leben. 20 000 Mann kann ich nicht ernähren, wohl aber 50 000; denn wo jene bitten, können diese gebieten." Der Kaiser mußte darein willigen. Til ly stand an der Weser, während Wallen st ein an der Elb- brücke bei Dessau Stellung nahm. Mansfeld griff ihn an, erlitt aber eine empfindliche Niederlage. Dennoch beugte dies seinen Mut nicht. Im Brandenburgischen verstärkte er sein Heer, und nachdem noch 5000 Dänen zu ihm gestoßen waren, ging er nach Schlesien und wollte dann nach Ungarn, um sich dort mit Beth len Gabor zu vereinigen. Wallenstein verfolgte ihn bis tief nach Ungarn. Bethlen Gabor trat in Unterhandlungen mit dem Kaiser und schloß Frieden ohne Rücksicht auf Mansfeld. Dieser wollte zur See über Venedig nach England entfliehen; doch erlag sein starker Körper schon in Bosnien den Anstrengungen und dem feuchten Herbstwetter. Ein Fieber raffte ihn in seinem 46. Jahre hin (1626). Als er den Tod kommen fühlte, ließ er sich — so wird er- zählt — den Panzer anlegen und erwartete stehend, auf zwei Offiziere gestützt, den Tod. Seine Scharen zogen sich nach Schlesien zurück. — In demselben Jahre war auch der wilde Christian von Braunschweig gestorben. Während Wallenstein Mansfeld verfolgt hatte, war Tilly vor Christian Jv. nach dem Eichsselbe zurückgewichen. Schon wollte letzterer Thüringen und Franken besetzen, als Tilly einen zurückgelassenen Wallen- steinschen Heereshaufen an sich zog und gegen Christian aufbrach. Nun wollte dieser über den Harz in sein festes Lager bei Wolfenbüttel zurück- weichen, wurde aber am nordwestlichen Ende dieses Gebirges, bei Lutter 1626 am Barenberge, von Tilly gänzlich geschlagen. Unterdessen kam Wallenstein über Schlesien wieder zurück; sein Heer- wuchs unterwegs wieder auf 40 000 Mann an; bei Lauenburg an der Elbe kam er mit Tilly zusammen. Die vereinigten Feldherren ver- jagten die Dänen aus ihren Schanzen bei Hamburg und drangen in

4. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 141

1883 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg. 141 Stifter, Klöster und andere Kirchengüter den Katholiken zurückzuerstatten." Dadurch wäre eine Menge geistlicher Gebiete, in Norddeutschland z. B. Bremen. Verden. Hildesheim, Magdeburg, wieder mit katholischen Bischöfen besetzt, die den Glauben ihrer Unterthanen bestimmen konnten. Vergebens machten die Evangelischen Gegenvorstellungen; der Kaiser be- willigte ihnen nur ein Jahr Aufschub. Er übertrug seinem fünfzehn- jährigen Sohne die Erzstifter Bremen und Magdeburg, sowie die Bis- tümer Halberstadt und Hersfeld. Aus Augsburg wurden die evangelischen Prediger sofort verjagt. In Zukunft sollten von den Evangelischen nur die Anhänger der Augsburger Konfession, also keine Reformierte, im Reiche geduldet werden. ll. Wallensteins Absetzung. Da wurden auch die katholischen Fürsten, an ihrer Spitze Maximilian von Bayern, für ihre Unab- hängigkeit besorgt. Namentlich war ihnen Wallenstein verhaßt, weil er dem Kaiser die Liga entbehrlich gemacht hatte. Frankreich verband sich im geheimen mit Bayern. Der Kaiser berief einen Reichstag nach Re- 1630 gensburg. Hier wurden die bittersten Klagen laut über Wallensteins Macht und Gewaltherrschaft, über die Pracht und den Überfluß seiner Soldaten, während Bürger und Bauern im tiefsten Elend schmachteten. Nach solchen Klagen drangen alle Fürsten, am heftigsten Maximilian von Bayern, auf Wallensteins Absetzung. Ungern willigte der Kaiser ein. Wallenstein und ein großer Teil seines Heeres wurden entlassen; der andere Teil ward unter Tillys Oberbefehl gestellt. Des Kaisers eigener Bruder hatte dem Kaiser geschrieben: „Es kann nicht ohne allen Schaden abgehen; allein das Brennen, das Totschlagen, das Abschneiden der Ohren und Nasen können die Offiziere gar wohl verhindern. Die Offiziere spicken ihren Beutel mit der armen Leute Schweif und Blut, und ich könnte mehrere nennen, die vor kurzer Zeit schlecht einherzogen, jetzt aber 3—400 000 Gulden bares Geld besitzen." In Regensburg erzählten die pommcrschen Abgeordneten: „Den armen Leuten wurden die Hemden vom Leibe weggenommen, andere übergaben den Offizieren statt baren Geldes ihre fahrende Habe mit Thränen. Die Exccutoren schätzten einen Zug Ochsen aus zwei Thaler und nahmen ihn für diesen Spottpreis weg. Noch täglich werden die Wirte barbarisch geprügelt, alles wird verbrannt und verheert, der Gottesdienst gehindert." Wallenstein stand damals mit seinem Heere in Schwaben. Zwei seiner Freunde übernahmen es. ihm die Botschaft des Kaisers zu bringen. Er empfing und bewirtete sie prächtig und war von allem, was auf dem Reichstage vorgegangen war. unter- richtet. Er zeigte auf Papiere, die vor ihm auf dem Tische lagen und sprach: „Aus ihnen könnt ihr sehen, daß ich euren Auftrag weiß. Die Sterne zeigen, daß des Kurfürsten von Bayern Geist den Geist des Kaisers beherrscht. Aus dieser Ursache gebe ich dem Kaiser keine Schuld. Es thut mir wehe, daß sich Se. Majestät meiner so wenig angenommen haben, aber ich will Gehorsam leisten." Er dankte darauf dem Kaiser schriftlich für das ihm bisher geschenkte Vertrauen und bat nur, ihn in seinen Besitzungen zu schützen. Dann ging er aus seine Güter in Böhmen. In Gitjchin (bei Königgrätz) lebte er in kaiserlicher Pracht und Herrlichkeit, wozu ihm die erpreßten Gelder und sein eigenes Vermögen die Mittel boten. So wartete er der Zeiten, wo man seiner wieder bedurfte. 3) Der schwedische Krieg (1630—1635); Gustav Kdols. o. Gustav Adolf in Pommern und Brandenburg. Nach der Absetzung Wallensteins stand noch Tilly mit einem schlagfertigen

5. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 143

1883 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg. 148 Gustav rechnete auf den Anschluß der protestantischen Fürsten; allein er irrte sich. Als er Rügen und die Odermündungen besetzt hatte, rückte er vor Stettin, die Hauptstadt Pommerns. Nur gezwungen öffnete der alte Herzog Bogislav dem König die Thore und schloß mit ihm ein Bündnis, nach' welchem Bogislav sich verpflichtete, gegen Friedensstörer, nicht aber gegen „Kaiser und Reich" zu kämpfen. Auch sollte Pommern nach Bogislavs Tode so lange unter schwedischer Verwaltung bleiben, bis Schweden genügende Kriegskostenentschädigung erhalten haben würde. Als Bogislav zögerte, dem Könige die Thore Stettins zu öffnen, wandte dieser sich an den Magistrat, versprach strenge Mannszucht und schloß mit den Worten: „Faßt einen Entschluß, die Sache ist dringend. Die Sonne wird bald untergehen, und ich bin nicht gewöhnt, in der Nacht aus den Wällen Schildwachcn auszustellen. Offnet Stettin die Tbore nicht, so habe ich hier — er deutete auf die Kanonen — die Schlüssel dazu." Der alte Herzog ließ sich heraus ins Lager tragen und bat den König, neutral bleiben zu dürfen. Dieser aber erklärte: „Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich. Eilet, eilet, lieber Vetter! Glaubt mir: nicht jeder Zauderer ist ein Fabius." — „Nun denn, in Gottes Namen!" rief der Herzog und führte den König in die Stadt. Die Kaiserlicheu wurden darauf aus ganz Pommern vertrieben. Wenn sie einen Ort verließen, wurde derselbe von ihnen vorher aus- geplündert und dann an allen Ecken in Brand gesteckt; wenn die Schweden einzogen, war kaum ein Bissen Brots mehr zu finden. In Pasewalk wurden von den Kaiserlichen selbst die Kranken im Hospitale geprügelt. Beim Abzüge zündeten die Barbaren die Häuser an, spießten in den Straßen umherirrende Kinder auf ihre Piken und warfen sie in die Flammen. Solchen Städten erschien der fromme Schwedenkönig als ein rettender Engel. Tilly überfiel die schwedische Besatzung in Neu- brandenburg im Mecklenburgischen und hieb üe nach dreimaligem Sturme nieder (1631). Nur wenige Offiziere, unter ihnen der tapfere Kommandant Kniphausen. entkamen. Dann wandte er sich zur Be- lagerung von Magdeburg. Da griff Gustav Adolf die Stadt Frank- furt a. d. O. an, wo der kaiserliche General Tiefenbach mit 6000 Mann zurückgeblieben war. Im ersten Anlauf wurden die Mauern erstiegen und alle Kaiserlichen, welche um Quartier (d. h. Verschonung) baten, von den Schweden mit dem Ausrufe: „Neubrandenburgisch Quartier" in Stücke gehauen. Bald erhielt der König Nachricht von der Belagerung Magdeburgs. Er sandte den Bürgern zum Anführer den Obersten von Falkenberg und ließ ihnen sagen, sie möchten sich nur noch drei Wochen halten, dann werde er ihnen Hülfe bringen. Er selbst wollte sich erst durch feste Plätze den Rücken decken und zunächst seinen Schwager, den Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg, zum Bündnis zwingen. Der geheime Rat dieses Fürsten war der katholische Graf von Schwar- ze nb er a, der vom Kaiser durch bedeutende Geschenke gewonnen war. Gustav Adolf rückte im Frühling 1631 gegen Berlin vor'und verlangte, daß ihm der Kurfürst bis zur Befreiung Magdeburgs Spandau ein- räume. Dieser zögerte, indem er sagte: „Der Kaiser ist doch die von Gott gesetzte höchste Obrigkeit; bleibt er Kaiser, so bleibe ich auch wohl Kurfürst, wenn ich mich an ihn halte." Georg Wilhelm warf Schanzen

6. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 145

1883 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg. 145 wurden durch seinen Tod entmutigt, auch fehlte ihnen das Pulver. In- zwischen hatte Pappenheim schon vier Regimenter auf den Wall geführt. Trotz des Widerstandes in der Stadt, wo die Frauen Siegel von den Dächern warfen und die Bürger aus den Fenstern schossen,'fiel Magde-so.mni bürg. 1631 Bon den Mauern feuerten die Feinde mit den Kanonen der Verteidiger in die Stadt. Um neun Uhr ertönte ringsum das alte Siegesgeschrci der Deutschen in den Straßen: „All' gewonnen, all' gewonnen." Eine wilde Schar von 30 000 Kroaten, Ungarn, Italienern, Niederländern und Deutschen ergoß sich jetzt in die Stadt, mordend und plündernd, und Greuel wie nie zuvor wurden gesehen. In einer Kirche fand man 53 Frauen mit abgehauenen Köpfen; die Straßen waren mit röchelnden und zuckenden Körpern bedeckt, kein Haus war ohne Blut. Um zehn Uhr entstand ein all- gemeiner Brand, der bis zum Abend dauerte. Von 723 Häusern blieben außer dem Dome und einem Kloster nur 139 übrig, von 35 000 Einwohnern etwa 5000. Tausend Unglücklichen, die bei der Plünderung des folgenden Tages aus dem Dome befreit wurden, schenkte Tilly das Leben und ließ ihnen Brot austeilen. Auch den übrigen Lebenden wurde bei Trommelschlag Pardon verkündigt. Die Gefangenen, welche sich nicht auslösen konnten, wurden niedergehauen oder verkauft. In Halberstadt kamen sechs Wagen voll kleiner elternloser Kinder aus Magdeburg auf den Markt; viele der- selben wurden in Klöster gebracht und dort katholisch erzogen. — Am 25. Mai hielt Tilly seinen feierlichen Einzug; in der Domkirche wurde eine Messe gelesen, das Tedeum gesungen, um die Stadt herum mit allen Kanonen dreimal Victoria geschossen. Tilly bedauerte, den wichtigen Waffenplatz in solchem Zustande zu sehen; nach Wien wurde berichtet, seit Trojas und Jerusalems Zerstörung sei eine solche Victoria nicht gesehen. Es war der letzte Sieg Tillys! e. Gustav Adolfs Siegeszug durch Deutschland. Bald nachher überschritt Gustav Adolf bei Tangermünde die Elbe und bezog ein festes Lager bei Werben. Hier vereinigte sich der mutige Landgraf Wilhelm von Hessen mit ihm, ein würdiger Nachkomme Philipps; ein anderer protestantischer Fürst, Bernhard von Weimar, ein tapferer Urenkel Johann Friedrichs, war schon im Lager Gustavs. Tilly besetzte sofort die Länder dieser Herren und versuchte dann, das schwedische Lager bei Werben zu erstürmen; aber vergebens, er mußte zurück. Gustav Adolf setzte nun auch unter seiner Oberhoheit die Herzoge von Mecklenburg wieder ein. Tilly aber zog nach Kursachsen, um dieses Land zu verwüsten. Der Kurfürst Johann Georg daselbst hatte mit andern protestantischen Fürsten den Leipziger Konvent geschlossen, um sich den Schweden, wie dem Restitutionsedikte zu widersetzen. Dafür wollte ihn jetzt Tilly züchtigen, und seine Truppen brachten den Kurfürsten zur Verzweiflung.^ Er wandte sich an Gustav Adolf, der aber einen drei- monatlichen Sold für seine Truppen, die Festung Wittenberg und den Kronprinzen als Geisel forderte. Der Kurfürst antwortete: „Nicht nur Wittenberg, sondern ganz Sachsen soll ihm offen stehen; meine ganze Familie will ich ihm zu Geiseln geben, und ist ihm dies nicht genug, so will ich mich selbst darbieten." Da vereinigte sich der König mit ihm und führte seine Truppen gegen Tilly. Die etwa gleich starken Heere trafen einander bei Breitenfeld (nördlich von Leipzig). Der König 1631 befahl, daß das sächsische Heer für sich allein fechten solle; denn er fürchtete, daß es nicht standhalten und seine Truppen mit verwirren möchte. Tilly selbst warf sich mit großer Gewalt auf die Sachsen Hosfmeyer und Hering, Hülfsbuch Ii. <0

7. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 147

1883 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg. 147 Breitenfeld hatte der Kaiser ihn aufgefordert, das Oberkommando wieder zu übernehmen. Neben ihm sollte König Ferdinand vonungarn, der Sohn des Kaisers, den Oberbefehl führen. Aber dem kaiserlichen Gesandten antwortete Wallenstein: „Ich ziehe es vor, als Privatmann zu leben und will neben keinem Menschen, nicht einmal neben Gott selbst, ein Kommando führen." Erst nach wiederholter Aufforderung und nach- dem ihm der Kaiser selbst geschrieben, versprach er, in drei Monaten ein Heer zu stellen. Kaum erscholl die Kunde, „der Friedlander" werbe, so strömten ihm Krieger scharenweise zu: denn er lohnte gut und gab sehr reichliche Kost. Bald hatte er 40 000 Mann unter den Waffen und schrieb nach Wien: „Das Heer ist da, nun schickt einen Führer!" Noch- mals mußte ihn der Kaiser bitten, das Heer selbst zu führen. Er that es zuletzt unter folgenden Bedingungen: „Der Herzog von Friedland wird Generalissimus des Kaisers und erhalt den Oberbefehl ohne allen Vorbehalt; ein kaiserliches Erbland wird ihm als Unterpfand künftiger Belohnung verschrieben, und er wird nach beendigtem Kriege als Herzog von Mecklenburg wieder eingesetzt." Als diese Forderungen bewilligt waren, führte Wallenstein das Heer von Mähren nach Böhmen, eroberte Prag und jagte die Sachsen aus dem Lande. Weiter ging es über den Böhmerwald nach Franken gegen Gustav Adolf. In Eger traf der Kurfürst Maximilian mit Wallenstein zusammen und mußte sich unter seinen Befehl stellen. Zur Rettung des bedrohten Bayerlandes that letzterer nichts, sondern rückte gegen Nürnberg, wo Gustav Adolf ein starkes, wohlverschanztes Lager hatte. Ihm gegenüber bezog auch Wallenstein eine uneinnehmbare -Stellung. Er wollte mit seinen unerfahrenen Truppen nichts wagen, sondern die Schweden samt den Nürnberger aushungern lassen. Bald war durch seine Scharen die Gegend so ausgezehrt, daß man sieben Meilen weit nach Fütterung gehen mußte. Gustav Adolf konnte sein Heer ohne Vorrat nicht länger halten. Not und Mangel trieben ihn zum Angriff; aber vergebens bestürmte er den ganzen Tag die steilen Anhöhen. Die Blüte des schwedischen Heeres lag auf dem Schlachtfelde. cl. Schlacht bei Lützen. Nach vierzehn Tagen zog Gustav Adolf mit Trommelschlag vor dem Feinde, der steh nicht rührte, vorüber nach Süden, um den Krieg an die Donau zu verlegen. Wallenstein folgte ihm nicht, sondern zog, nachdem er sein Lager in Brand gesteckt, unter- furchtbaren Verheerungen nach Sachsen, dessen Kurfürst Johann Georg den König dringend und nicht vergebens um Hülfe bat. Als dieser nach Sachsen kam, bezog er ein verschanztes Lager bei Naumburg an der Saale. Wallenstein stand bei Lützen, westlich von Leipzig, und erwartete in so vorgerückter Jahreszeit keinen Angriff mehr. Er hatte deshalb leinen Unterfeldherrn Pappenheim mit 10 000 Reitern nach Westfalen gesandt. Auf die Kunde hiervon rückte der König rasch weiter und lagerte lich dem Heere Wallensteins gegenüber. Dieser rief sofort Pappenheim J6 zurück, der eben Halle erreicht hatte. Am 16. November 1632 kam 1632 es bei Lützen zur Schlacht. Das schwedische Heer zählte 12 000 Fußgänger und 7000 Reiter; Wallenstein hatte über 20 000 Mann. Der König brachte die sehr kalte

8. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 150

1883 - Hannover : Helwing
150 Neue Geschichte. Unterdessen herrschte in der Stadt tiefe Ruhe. Wallenstein hatte sich lange mit seinem Astrologen Seni besprochen und sich früh zu Bette gelegt. Es war eine finstere, unfreundliche Nacht; der Wind heulte, die Fenster klirrten. Die Mörder besetzten die ganze Stadt mit Soldaten und drangen mit einer Anzahl Dragoner in das Haus Wallcnsteins. Von den Schildwachen wurden sie sorglos eingelassen; ein Kammerdiener, der sie im Vorzimmer aufhalten wollte, ward niedergestoßen; ein anderer entfloh mit dem Schrei: „Rebellen, Rebellen!" Der Herzog, von dem Lärm erwacht, sprang aus dem Bette und fragte die Schildwache am Fenster, was es gebe. Da erbrachen die Dragoner die Thür. und Deveroux (spr. Deweru) drang mit vorgehaltener Hellebarde hinein und ries: „Bist du der Schelm, der Seiner Kaiserlichen Majestät die Krone vom Haupte reißen will? Du mußt jetzt sterben!" Ohne einen Laut von sich zu geben, empfing Wallenstein den Todesstoß. Er war 5 i Jabre alt. Einer der Dragoner wollte die Leiche zum Fenster hinauswerfen; Deveroux aber wickelte sie in einen vom Tische genommenen Teppich. Als sic nach einigen Tagen eingesargt werden sollte, mußte man dem Toten die Beine brechen, weil der Sarg zu klein geraten war. Die Mörder bemächtigten sich der Kostbarkeiten des Herzogs und baten den Kaiser um Lohn und Beförderung. Diesen bewegte das Ende Wallensteins bis zu Thränen: er ließ ihm 3000 Seelenmessen lesen und gab seiner Witwe ein Schloß in Schlesien. Hatten die deutschen protestantischen Fürsten sich bisher dem mächtigen Schwedenkönige nur widerwillig gebeugt, so wollten sie sich nach dessen Tode den Anordnungen schwedischer Generale und Minister noch weniger unterordnen. Nach dem Morde Wallensteins führte der Erzherzog Ferdinand die kaiserlichen Heere. Er schlug die Schweden in der blutigen Schlacht 1634 bei Nördlingen in Bayern. Durch diesen Sieg gewannen die Kaiser- lichen ganz Oberdeutschland und drängten die Schweden nach Nord- deutschland. Infolgedessen schloß der Kurfürst Johann Georg von Sachsen mit dem Kaiser im folgenden Jahre einen Frieden zu Prag. 4635 durch welchen Sachsen die Lausitz erhielt. Diesem Frieden trat auch Brandenburg bei. 4) Per französisch-schwedische Krieg (1635—1648); Ariede. a. Letztes Ringen. Seitdem fielen immer mehr deutsche Fürsten und Städte vom Bündnis mit den Schweden ab, indem sie sich dem „Prager Separatfrieden" anschlossen. Sie suchten die Schweden vom deutschen Boden zu vertreiben. Diesen aber schloß sich Frankreich an, und beide Mächte führten jetzt nur noch den Kampf, um in Deutschland Er- oberungen zu machen. Während Bernhard v o n W e i m a r mit Frank- reichs Hülfe die Kaiserlichen im Elsaß bekämpfte, besiegten die Schweden das sächsisch-kaiserliche Heer bei Wittstock in Brandenburg (1036) und nahmen an diesem Lande^furchtbare Rache für den Abfall seines Fürsten von der protestantischen Sache. Der schreckliche Krieg dauerte noch über zehn Jahre, denn keine der beiden Parteien konnte die andere ganz zu Boden werfen. Erst unter dem Kaiser Ferdinand Iii. (1637—1657) kam der Friede endlich zustande. In Prag hatte der große Krieg begonnen, dort sollte er auch enden. Die Schweden hatten schon einen Teil der Stadt, die sog. Klein sei te, erobert, da gab der Kaiser nach. b. Friede. Am 6. August 1648 wurde der Friede zu Osnabrück mit Schweden, am 17. September zu Münster mit Frankreich unter-

9. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 151

1883 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg. 151 zeichnet und am 24. Oktober als der „westfälische Friede" bekannt 1648 gemacht. Die Nachricht von diesem Frieden erregte in ganz Deutschland allgemeinen Jubel. Paul Gerhard gab demselben Ausdruck in den Worten: Gottlob! nun ist erschollen Wohlauf und nimm nun wieder das edle Fried- und Freudenwort. dein Saitenspiel hervor, daß nunmehr ruhen sollen o Deutschland, und sing' Lieder die Spieß' und Schwerter und ihr Mord, im hohen, vollen Chor! In dem westfälischen Frieden verlor Deutschland seine schönsten Grenzländer an die Fremden. Frankreich erhielt Metz. Toul und Verdun, sowie das Ober- und Unterelsaß, ausgenommen die freien Städte Straß bürg u. a. Schweden beanspruchte ganz Pommern, mußte aber dem großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der seinem Vater Georg Wilhelm 1640 gefolgt war, wenigstens Hinterpommern lassen; dagegen erhielt es Vorpommern mit den Inseln Rügen, Use- dom, Wollin und die Stadt Stettin und als Entschädigung für Hinter- pommern Wismar und die Stifter Bremen (die Stadt Bremen ward freie Reichsstadt) und Verden. Außerdem erhielt es 15 Mill. Mark Entschädigung für die Kriegskosten. Brandenburg erhielt Hinterpommern, für Vorpommern aber Magdeburg. Halberstadt. Minden und Kam min. Hessen-Kassel bekam Hersfeld und Rinteln, Mecklenburg für Wismar Schwerin und Ratzeburg. Bayern wurde die Oberpfalz und die Kurwürde zugesprochen; der Sohn Friedrichs V.. welcher letzterer bereits gestorben war, erhielt die Unterpsalz und die neu errichtete achte Kurwürde. Die Niederlande und die Schweiz wurden als selbständige Staaten anerkannt. Alle deutschen Fürsten erhielten „Landeshoheit" und wurden dadurch fast unabhängig vom Kaiser. Hinsichtlich der Religion ging man auf den Augsburger Religionssrieden zurück; doch ward dieser jetzt auch auf die Reformierten ausgedehnt. Das Restitutionsedikt ward aufgehoben; den Protestanten wurden alle Güter, welche ste vor 1624 besessen hatten, sowie gleiche Rechte mit den Kotholiken zuerkannt. o. Folgen des Krieges. Dieser Frieden beschloß den furchtbarsten Krieg, den die Welt je gesehen hat. Ganz Deutschland war durch die schrecklichen Heere der Söldner bis in die entferntesten Winkel verwüstet. Die Fürsten hatten noch kein stehendes Heer, sie waren auf Söldner an- gewiesen. Da aber im 30 jährigen Kriege die Fürsten den hohen Sold für die großen Heere nicht aufbringen konnten, kam man auf den schreck- lichen Gedanken: „Der Krieg muß den Krieg ernähren." Jetzt schwand der letzte Rest edler Landsknechtssitte; allerlei Gesindel strömte zusammen, das nicht für die Religion, sondern um Sold und Beute kämpfte, während des Krieges mehrmals den Herrn wechselte und immer dahin lief, wo die größte Beute winkte. Je länger der Krieg währte und je unregel- mäßiger der Sold einging, desto mehr sahen sich die Heere aufs Plündern, „aufs Parteigehen", angewiesen. Wo ein Heer das Lager aufschlug, da ward alles weit und breit zur Wüste. Gegen den Schluß des Krieges

10. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 136

1883 - Hannover : Helwing
136 Neue Geschichte. und zur Messe getrieben und die Bibeln verbrennen lassen. Sein Grund- satz war: „Besser eine Wüste als ein Land voller Ketzer." Von ihm konnten die Protestanten nichts Gutes erwarten. Die Böhmen nannten ihn den Erzfeind des evangelischen Glaubens und Sklaven der Jesuiten. Schon im Juni 1619 stand Thurn mit einem böhmischen Heere vor Wien, um Ferdinand in seiner eigenen Haupt- stadt anzugreifen. Die zahlreichen Protestanten in der Stadt hielten es mit den Belagerern, und bald flogen die böhmischen Kugeln in die kaiserliche Burg. Ja, es drangen sogar 16 östreichische Edelleute in das kaiserliche Zimmer, um die kaiserliche Einwilligung zu einem Bündnis mit den Böhmen zu ertrotzen. Einer derselben soll Ferdinand sogar bei einem Knopfe seines Ramses gefaßt und dabei drohend gesagt haben: „Nun, Nandel, willst du unterschreiben, oder nicht?" In demselben Augenblicke erklang ein Trompetenstoß auf dem Schloßhofe. 500 Kürassiere waren auf der Donau dem Kaiser durch einen treuen Obersten zu Hülfe geschickt und hatten durch das einzige von Thurn nicht besetzte Thor den Weg in die Stadt gefunden. Angstvoll stoben die Edelleute auseinander. Thurn mußte nach Böhmen zurück, wo die feindlichen Truppen bereits Prag bedrohten. Unterdessen zog König Ferdinand nach Frankfurt und 1619 ließ sich hier zum Kaiser wählen. Schon während der Festlichkeiten in Frankfurt kam hier die Nachricht an, daß die Böhmen ihn als Herrscher verworfen und die Regierung ihres Landes dem Haupte der Union, dem Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, übertragen hätten. Dieser war ein schwacher, zwanzigjähriger Jüngling und zögerte anfangs, der Wahl zu folgen. Seine Mutter ] eine Tochter Wilhelms von Oranien, riet ab; aber sein Hofprediger stellte ihm die Annahme der Krone als Pflicht gegen seine Glaubensgenossen vor, und seine Gemahlin, eine Tochter des Königs von England, sprach: „Konntest du dich vermessen, die Hand nach einer Königstöchter auszustrecken, und dir bangt vor einer Königskrone, die man dir freiwillig bringt? O, ich will lieber Brot essen an einer Königstafel, als an einer kurfürstlichen schwelgen!" — Ferdinand schloß auf seiner Rückreise mit seinem Freunde Maximilian in München ein Bündnis. Letzterer behielt sich die alleinige Leitung der Liga vor, wollte aber alsdann alles zur Rettung des Kaisers und der Kirche aufbieten. Unter ihm befehligte der General Tilly. Ti Ny, ein Niederländer von Geburt, war ein alter erfahrener Kriegsheld. Klein von Person, ritt er im Felde stets ein sehr großes Pferd. Finster blickten seine Au- gen, seine Stirn war voll Runzeln, der graue Knebelbart, Nase und Kinn spitz, die Wangen waren eingefallen. Auf dem kleinen Hute steckte eine lange rote Feder; in der Regel trug er ein grünes Aüaswams. Er war von strengen Sitten und dem katholischen Glauben mit Leib und Seele zugethan; den Priestern hatte er geschworen, für die katholische Religion den letzten Blutstropfen zu chergicßen; dafür durfte er auf der bloßen Brust eine geweihte Hostie tragen, deren Schutze er fest vertraute. Es sollte ein Bundesheer von 25 000 Mann ausgerüstet werden, selbst der Kirchenschätze wollte man dabei nicht schonen. Außerdem versprach der König spanische Truppen aus den Niederlanden und der Papst Geld. Die Protestanten waren nicht so einig: namentlich zeigte sich die Spaltung in Lutheraner und Reformierte verderblich. Großen Unwillen erregte das Auftreten des neuen Königs von Böhmen in Prag. Diese
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