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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Vii. Die Rom ev. 59
Kinder sollten in den Tiberstrom geworfen werden, wurden aber nur an's Ufer gelegt, wo ein Hirte sie aufhob, der sah, wie eine Wölfin sie säugte. Numitor erkannte später die Enkel; und sie tödteten den grausamen Oheim, und erhielten ein eigenes Gebiet zur Erbauung einer Stadt (754). So soll Roma entstanden sein. Die Brüder zankten sich um die Herrschaft, und Remus fiel zuletzt im Bruderzwist. Romulus erwählte einen Senat (Greifenrath) ans 100 Alteu, nmgab sich mit 12 Victoren (Scharfrichtern) und wußte dem kleinen Staat Selbstgefühl zu geben. Weil es au Leuten fehlte, errichtete er eine Freistätte, und allerlei Volks strömte herbei. Dann gebrach es an Frauen; und nun veranstaltete Romulus ein Fest, zu dem er die Nachbarn einlud, und bei dem er die Jungfrauen rauben ließ. Darüber wurde er angegriffen. Allein kleinere Städte besiegte er; und die mächtigen Sabiner, die in der Stadt beinahe die Oberhand gewonnen hätten, ließen sich durch ihre geraubten Töchter beschwichtigen, traten in Bund mit Rom und schlugen sogar ihre Wohnsitze daselbst auf.
Auf Romulus folgte (719) Nnma Pompilius, ein etrurifch gebildeter Mann, der mit einer Göttin in Verkehr zu stehen vorgab. Dieser stiftete einen glänzenden Götterdienst und flößte dem rohen Volke eine heilige Götterscheue ein, die es lange Zeit auszeichnete, auch einen edleren Volksgeist, bei dem es Sittsamkeit und Keuschheit besonders hochhielt. Numa's Nachfolger aber weckten und nährten den Kriegsgeist; und Alle trugen zur Vergrößerung Roms bei. Tullus Hostilius versetzte die Albaner nach Rom und zerstörte Alba; Aucus Martius erweiterte das Gebiet und eröffnete den Hafen Ostia au der Äiüudnng der Tiber; Tarqninins Prise ns erfocht glänzende Siege gegen die latinifchen und etrurischeu Städte; Servius Tullius machte die Latiner zu Bundesgenossen Roms und traf ausgezeichnete Einrichtungen im Innern. Der letztgenannte König starb (534) eines traurigen Todes: fein Schwiegersohn Lucius
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62 Alte Geschichte.
Indessen ließen die Nachbarn der Stadt keine Ruhe; fast jeden Sommer mußten die römischen Bürger bewaffnet ausziehen. Zu Haus aber stritten sich unaufhörlich der Adel (Patrizier) und das Volk (Plebejer). Jener maßte sich zu viel an und behandelte das Volk, das unter den Kriegen verarmte, hart und rücksichtslos. So entspann sich ein Verfassungsstreit, der fast 200 Jahre lang unter vielen blutigen Auftritten fortdauerte, und in welchem das Volk langsam ein Recht um das andere sich erkämpfte. Gleich Anfangs erzwang es sich die sogenannten Volks-tribunen oder Volksvertreter, welche in den Senatsversammlungen darüber wachen sollten, daß nichts gegen das Interesse des Volks beschlossen werde. Bald fühlte man auch das Bedürfniß geschriebener Gesetze; und man sandte Gesetzesammler nach Athen, worauf (452) zehn Männer (Decemvirn) zu unumschränkten Gesetzgebern erwählt wurden. Diese verfaßten zehn Gesetztafeln, begannen aber eine entsetzliche Schreckensregiernng. Einer derselben, Appins Claudius, hatte seiue Blicke nach der Tochter eines Römers gewandt, und ließ durch falsche Zeugen beschwören, daß dieselbe seine rechtmäßige Sklavin und nicht Tochter ihres angeblichen Vaters sei. Der Vater vom Schmerz überwältigt, näherte sich mit seiner Tochter Virginia den Fleischerbänken, und stieß ihr ein dort ergriffenes Messer in's Herz. Das war ein Signal zum Aufruhr, und das Volk gewann neue Vergüustiguu-geu. Noch viele Kämpfe folgten bis endlich um 340 alle höheren Würden auch dem Volke zugänglich waren. Der Senat hatte fortan nur Räthe an das Volk zu geben; und dieses besaß die höchste Machtvollkommenheit und war die Quelle der Gesetzgebung. Jetzt herrschte vollkommene Ordnung. Zugleich war unter den beständigen Kriegen die Kriegskunst der Römer, namentlich der kunstvolle Bau ihrer Legion (Division), vollendet worden. Nun stand ihr eiserner Charakter furchtbar da, Volk auf Volk zu unterjochen.
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Vii Die Römer. 71
entsetzlichsten Blutgier gegen die Sullaner. _ Marius starb 86, und Cinna wurde erschlagen. Sulla jedoch kam (83) zurück aus Asien. Alles zitterte vor ihm, und der Senat bat flehentlich um Schonung. Zuerst schlug er die Ma-riauer, die 200,000 Mann zählten, eroberte Italien und feierte seine Triumphe. Dauu überließ er sich feiner Rachgier. Die Bürger von Präneste, 12,000 an der Zahl, ließ er auf einen großen Platz treiben und Mann für Mann mit Pfeilen todtschießen. Von den Sklaventruppen des Marius ließ er 6000 Mann in die Rennbahn einschließen und schauderhaft niederhauen. Eben hielt er in einem nahen Tempel vor dem Senate mit größter Kaltblütigkeit einen Vortrag, indeß das Geschrei und Winseln der Sterbenden und das Klatschen der Säbel auf die Köpfe der Unglücklichen durch die Fenster drang. Der Senat faß schaudernd und todesbleich da. „Nur ruhig," sagte Sulla," bekümmert euch nicht um das, was draußen vorgeht; es sind nur einige unnütze Menschen, die auf meinen Befehl gezüchtigt werden." Damit war es nicht genng. Er hieng Proseriptionstafeln aus, auf welchen die Namen Aller, die er für Mariatter hielt, als dem Tode verfallen, ausgeschrieben waren. Als die Schreckenszeit vorüber war, fand sich's, daß 15 Consuln und Con-sularen, 90 Senatoren, 2000 Ritter und über 100,000 Bürger umgekommen waren. Er wurde nun zum beständigen Dictator gewählt, legte aber nach drei Jahren sein Amt nieder und verpraßte vollends sein Leben, das an einer scheußlichen Krankheit endete (78).
Bald darauf wurde Po mp ejus durch Leutseligkeit und Waffenglück der Abgott des Volks. Neben ihm erhob sich Julius Cäsar, ein Mann von den glücklichsten Talenten und so großem Ehrgeize, daß er lieber in einem Dorfe der Erste als in Rom der Zweite sein wollte. Zuerst verbanden sie sich mit einander, und nahmen einen Dritten, Crasstts, den nur der Reichthum auszeichnete, itt ihren Bund. Sie schloßen heimlich das sogenannte Triumvirat (Herrschaft dreier Männer) und vertheilten
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Vii. Die Römer.
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in ber.rathsverfammluug, wobei sein Blnt an die Bildsäule des Pompejns spritzte (44).
Was war die Folge dieses Mords? Neue Gährun-geu, und daß nun andere Männer, die nach der gleichen Herrschaft strebten, auf ein Mittel sannen, sich vor den fanatischen Freiheitsmännern, deren nicht mehr so viele waren, zu sichern. Es wareu Autouius, ferner Octa-vius, ein Enkel von Cäsars Schwester, und Lepidus, die sich zum zweiten Triumvirate verbanden. Diese faßten den verruchten Anschlag, alle Republikaner zu vertilgen. Gegen Abend (43) rückte ihr blutdürstiges Heer in die Stadt ein, und durchwühlte unter gräßlichen Austritten, welche die sullanischen weit überboten, die Häuser der Geächteten. Auf der liste standen allein 300 Senatoren und 2000 Ritter. Auch Cicero fiel, einer der edelsten Römer dieser Zeit, die Krone der römischen Beredsamkeit. So erstarb jede Regung des Freiheitssinnes. Die Mürber besiegten noch die Reste der Republikaner bei Philippi (42) und vertheilten die Welt unter sich. Wie konnten sie aber Frieden behalten? Es kam wieder zum Bürgerkrieg, uttd die Schlacht bei Actium (31) machte den schlauen Octavius zum Alleinherrn der römischen Welt.
7. Attgustus — Christus.
§ 31. Octavius ist eben der Augustus (der Hehre), unter welchem Christus geboren wurde. Sonst gab er sich noch den Vornamen Cäsar, woher das Wort Kaiser kommt. Das Reich, das er beherrschte, hatte einen unermeßlichen Umfang. Es grenzte westlich an den atlantischen Ocean, nördlich an den Rhein und die Donau, östlich an den Kaukasus, Taurus, Euphrat und die arabische Wüste, südlich an das libysche Sandmeer und das Atlasgebirge. Es umfaßte Spanien und Gallien, Italien, die Völker diesseits der Donau mit Macedonien und Griechenland, ferner Kleinasien und Syrien, enblich Aegypten und Norbafrika. Ueberall herrschte jetzt tiefer Friebe; uitb ba auch Ackerbau und Gewerbsamkeit aufblühten, so
Handbüchl. d. Wellgejch. (7. A.) 4
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82 Alte Geschichte.
Zeit unter Vespasian und Titus; und was der grausame Domitian (81-96) verderbte, machteu Nerva, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius, Marc Aurel, (gest. 180) einigermaßen wieder gut. Aber von Norden her drohten immer ernstlicher barbarische Völker, deren Einbruch in die blühenden Länder nur mit Mühe auf-gehalteu wurde. Alles zitterte vor ihnen und dennoch nahm Sitteulosigkeit und Schwelgerei auf eine empörende Weise zu. Nun folgte inmitten des Reichs eine trübere Zeit, in welcher meist nichtswürdige Kaiser den Thron bestiegen. Später hatten die Soldaten lange Zeit ihr Spiel mit dem Kaiserpurpur. Zweimal wählten sie einen 14=, einmal einen 12jährigen Knaben. Ein Räuber, ein Schweinhirte, ein Maurer, ein Gärtner, ein Sklavensohn bestiegen abwechselnd den Thron; und einmal (259—268) erklärten sich 19 Statthalter in den Provinzen unabhängig. Darnach bekam zwar das Reich wieder einige Festigkeit; aber gegen die Barbaren von Norden her wußte D io -cletian (289—305) sich nicht anders zu helfen, als daß er Nebenkaiser sich erwählte, durch welche die Grenzen bewacht wurden. Bald geriethen diese Nebenkaiser in Kampf wider einander, in welchem nach 17jährigen blutigen Reibungen Sonst ant in der Große sich wieder zum Alleinherrscher erhob (323).
Bis dahin standen die Christen unter dem Druck der Heiden; und wie sich ihre Zahl vermehrte, so steigerte sich auch der Haß gegen sie. Eben in den letzten 50 Jahren hatten mehrere Kaiser die nachdrücklichsten Verordnungen zu ihrer Unterdrückung gegeben; und viele ausgesuchte Greuel wurden an ihnen verübt. Da sie aber die Kräfte des himmlischen Lebens geschmeckt hatten, verachteten sie in der Regel alle Todesqualen, und ihr Tod weckte ganze Schaareu zu demselben Glauben. So war gerade in der härtesten Zeit ihre Zahl so angewachsen, daß Konstantin das Uebergewicht erhalten konnte, indem er sich an sie anschloß. Von nun an würden die Heiben die unterbrückte Partei, und schnell verwcmbelten sich alle politischen und
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70 Alte Geschichte.
Indessen waren die vielen Triumphe keineswegs Roms Glück. Die alte Sitteneinfalt gieng verloren. Mit den Reichthümern der Welt flößen auch alle Laster in Rom zusammen; und namentlich die Heere, die aus Asien zurückkamen, verbreiteten die entsetzlichste Sitteulosigkeit. Fast unglaublich stieg die Ueppigkeit, besonders bei Mahlzeiten, sowie Wuth und Aufwaud zu Schauspieler:, namentlich zu den sogenannten Gladiatoren- und Thiergefechten, wo vor dem versammelten Volke in geschlossenen Räumen eigens abgerichtete Menschen und Thiere einander zerfleischten. Wer es vermochte, trachtete reich zu werden; und dazu gab es für die Vornehmen Gelegenheit genug, indem sie als Beamte mit entsetzlicher Härte die Provinzen aussogen. Das Volk selbst gerieth in bemitleidenswerte Dürftigkeit, mußte Häuser und Grundstücke verkaufen, und irrte nun hilflos umher, während die Reichen Alles durch ihre unermeßliche Anzahl Sklaven besorgten. Das Traurigste aber waren die inneren Reibungen, die fortan entstanden; und die furchtbaren Scenen, die dabei vorkamen, lassen in ihnen ein besonderes Strafgericht Gottes erkennen.
6. Roms Bürgerkriege.
§ 30. Den Anfang der Unrnhen machten Marius, ein Mann des Volks, und Sulla, ein Manu des Adels. Beide hatten durch große Waffenthaten hohen Ruhm erworben , und beide strebten im I. 88 nach dem Oberbefehl gegen oben erwähnten Mithradates. Sulla gewann es, indem er bewaffnet und mörderisch in die Stadt einzog. Nach seinem Abzug nach Asien aber erregte Ein na, der es zuerst mit ihm hielt, dann zu Marius sich schlug, eine solche Parteiwuth in Rom, daß auf dem Forum, dem gewöhnlichen Versammluugsplatze des Volks, eine förmliche Schlacht geliefert wurde, in welcher 10,000 Leute auf dem Platze blieben. Bald darauf brachte er auch den Marius und das liederlichste Gesindel herbei, und das letztere verfuhr nach den Winken seiner Gebieter mit der
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Alte Geschichte.
die Welt unter sich, so daß die Republik nur noch ein Schatten war (60). Aber Cäsar wollte noch mehr. Er bilbete sich erst ein treffliches Heer durch die langwierige Eroberung Galliens, das wie auch Britannien von Kel-ten bewohnt war; als er dann mit Ponipesus zerfiel und vom Senate für einen Feind des Vaterlanbes erklärt warb, trat er rasch feine Siegesbahn durch die Welt an (49). Er besiegte die Pornpejaner in Italien und Spanien, schlug den Pompejus bei Pharfalus, kämpfte in Aegypten, wo Pompejns meuchlings gefallen war, und besiegte den König von Pontus, alles mit einer fast unbegreiflichen Schnelligkeit. Als er mit allen feinen Feiuben, auch benen in Afrika fertig war, hielt er einen vierfachen Triumph in Rom, mit schwelgerischen Festen begleitet, und würde lebenslänglicher Dictator. Er schonte das Leben der Bürger und traf vortreffliche Einrichtungen zum Besten des Staats. Aber die Verfassung war in eine Monarchie iimgewanbelt; und das schmerzte die fanatischen Republikaner. Eine Verschwörung, zu der auch seine Freunbe Brutus und Cassius gezogen würden, entspann sich heim-lieh; und er siel, von 23 Dolchstichen durch bohrt, mitten
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Vii. Die Römer. 77
niederhauen zu können. Claudius (s. 41) ließ nichtswürdige Weiber regieren. Die Reihe dieser greulichen Tyrannen schloß der Muttermörder Nero, Meister in allen Niederträchtigkeiten und Grausamkeiten, der (64) einmal Rom in Brand stecken ließ, um an den Flammen sich zu waideu, und sodann, die Schuld auf die Christen schiebend, schauerlich gegen diese verfuhr. Nach Nero wählten die Kriegsheere die Kaiser, deren drei nach einander eines elenden Todes starben. Erst mit Vespasiau (seit 69) trat eine glücklichere Kaiserperiode ein, nt welcher die gequälten Menschen wieder Athem schöpfen konnten.
In dieser Zeit aber brach das Gericht über die Inden aus, die Den Heiligen Gottes verschmäht hatten. Wir haben (S. 57) erzählt, wie Herodes der Große sich zum Herrscher in Judäa erhob. Er starb, von Würmern zernagt, unter entsetzlichen Auftritten, im Geburtsjahre Jesn. Das Reich wurde unter seine drei Söhne vertheilt, Vierfürsten genannt. Arche laus erhielt Judäa, Herodes Antipas Galiläa, Philippus die nordöstlichen Gebiete. Archelaus machte sich bald verhaßt; und nun kam ein römischer Landpfleger nach Judäa, der zu Cäsar ea refidirte und unter den Befehlen des Statthalters zu Syrien stand. Poutius Pilatus war der fünfte. Die Juden wurden von jetzt an immer schwieriger zu behandeln ; und der fanatische Eifer, nach welchem sie keinem Menschen, sondern nur Gott gehorchen zu müssen glaubten, wurde immer drohender. Nur in den Zeiten Jesn herrschte Rnhe. Seit dem I. 37 erhob sich ein Enkel des Großen, Herodes Agrippa I., der in Rom des Calignla Frennd geworden war. Er erhielt zuerst den Antheil des verstorbenen Philippus, dann auch deu des verwiesene» Autipas, zuletzt das ganze Reich seines Großvaters. Er war es, der den Apostel Jakobus enthaupten ließ. Bald aber erschien er zu Cäfarea auf einem Feste mit blendender Pracht, ließ sich den Znrnf des Volkes, das ihn vergötterte, gefallen, und wurde vom Herrn geschlagen , daß er nach fünf Tagen unter den heftigsten
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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
60 Alte Geschichte.
Tarqninins warf ihn die Rathhaustreppe hinab; und während er schwer verletzt uach Hause wankte, ließ seine eigene Tochter Tullia ihren Wagen über ihn hinfahren. Der Mörder wurde König und erhielt deu Beinamen Superbus (der Stolze); denn alle seine Schritte bezeichneten Stolz und Grausamkeit. Dennoch gewann er glänzenden Einfluß in der Umgegend. Sein Sohn Sex-
tus erbte seinen Sinn. Er entehrte, während der König die Stadt Ardea belagerte, Lncretia, die Gemahlin des vornehmen Römers Collatinus. Lucretia entleibte sich selbst vor Scham; und Brutus, ein Neffe des Königs, der sich bisher närrisch gestellt hatte, weil er für feinen Kopf fürchtete, erregte einen allgemeinen Aufstand, — die Thore wurden dem Könige verschlossen, das Königthum für immer abgeschafft (510).
2. Die Republik Rom.
§ 26. Rom wurde jetzt eine Republik (Gemein-staat). Die Regierung sollte in den Händen des Senats rnhen, der je und je auch Volksversammlungen zu berufe» hatte. Die Häupter des Seuats, welche königliche Macht
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Vii. Die Römer. 61
hatten und die Heere anführten, waren die Co ns n ln (Berather), durch Stimmensammlung nur auf ein Jahr gewählt. Die ersten waren Brutus und Collatiuus. In Nothzeiteu wurde ein Dictator gewählt, der auf 6 Monate unumschränkte Gewalt hatte. Diese Veränderungen konnten nicht ruhig vor sich gehen. An einer Verschwörung in der Stadt nahmen selbst des Brutus beide Söhne Theil. Brutus aber liest sie mit den andern Verschworenen hinrichten. Jetzt rückte Tarquinius mit feindlichen Nachbarn vor; und als sein Sohn Aruns den Brutus mit königlichen Insignien erblickte, stürzte er wütheud auf ihn zu, und beide fielen, von den Lanzen durchbohrt, vom Pferde. Später kam der König Por-senna von Clnsinm und besetzte einen Berg jenseits der Tiber, über welche eine hölzerne Brücke zur Stadt führte. Die Brückenwache floh; aber Horatins Codes stemmte sich mit zwei Gefährten dem eindringenden Feinde so lange entgegen, bis die Brücke abgebrochen war, worauf er sich in den Strom warf und unter einem Hagel von Geschossen glücklich hinüber schwamm. Während der Belagerung, die drückend zu werten anfieng, gieng ein jmger Römer, Mucius Seävola, Willens, den König zu ermorden, in's feindliche Lager. Er durchbohrte den Zahlmeister statt des Königs. Als man ihn festhielt, erklärte er unerschrocken, was er vorgehabt hatte, und daß noch Viele den Versuch wiederholen würden. Der König drohte mit dem Feuertode, wenn er sich nicht näher erklärte. Er aber, seine Todesverachtung zeigend, streckte rnhig den Arm über ein dastehendes Kohlenmeiler. Der erstaunte König verglich sich mit den Römern und zog ab. Er erhielt Jungfrauen zu Geiseln; aber auch diese bewährten ihren Muth, indem sie unter der Anführung der Clölia in der ersten Nacht über die Tiber nach Hause schwammen. — Zuletzt bewaffnete sich auch der latinische Städte-buud zu Gunsten des Tarquinius; aber der Sieg der Römer beim See Regil lus (496) sicherte für immer Roms Freiheit. Im folgenden Jahre starb Tarquinius.
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