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sie, jeder Seele ihren Leib zu erhalten. Und dies fingen sie also an:
Wenn ein Mensch gestorben war , nahmen sie die Eingeweide aus dem
Leibe und thaten Balsam und wohlriechende Öle wieder hinein. Den
ganzen Leib rieben sie zuerst mit scharfen Salzen ein, überzogen dann
die Haut mit Firniss und umwickelten endlich jedes Glied mit feiner, in
Gummi getränkter Leinewand. Das ganze Verfahren nennt man „Einbal-
samiren“. Die ausgedörrten Leichname, welche „Mumien“ heissen, sind
mit der Zeit braun geworden, haben sich aber bis zu dieser Stunde sonst
vollkommen gut erhalten. In den grossen Felsengräbern Ägyptens lie-
gen sie zu vielen Tausenden.
Die Ägypter hatten sich von allen übrigen Völkern abgeschlossen
und wollten nichts mit ihnen gemein haben. Ihre Abneigung gegen an-
dere ging so weit, dass sie mit keinem Fremden assen, ja, das Geschirr
für unrein achteten, davon ein Fremder gegessen hatte. Ebenso waren
auch die einzelnen Stände des Volkes schroff von einander geschieden.
Durch die Gesetze des Standes oder , wie es gewöhnlich heisst, der
„Kaste“ waren dem einzelnen seine Rechte und Pflichten , seine Arbeit,
seine Lebensweise, sein Thun und Lassen aufs genaueste vorgeschrieben,
und von der Vorschrift durfte er nicht im geringsten abweichen. Kein
Stand nahm irgend etwas von einem andern Stande an: niemand durfte
aus seiner Kaste in eine andere treten , niemand eine Frau aus einer
andern Kaste nehmen, niemand in einer andern, als der vorgeschriebenen
Weise , mit Leuten aus einer andern Kaste verkehren. Am höchsten
standen die Kasten der Priester und der Krieger , niedriger die Kasten
der Gewerbtreibenden und der Ackerbauer, am niedrigsten die Kaste der
Hirten: letztere waren in Ägypten ein Greuel.
Tn dies Volk hinein führte Gott das Haus Jakob. Was in Kanaan
kaum möglich gewesen wäre, dass Israel sich unvermischt mit den Ein-
wohnern erhalten hätte, das war in Ägypten leicht auszuführen. Keinem
Ägypter würde es je eingefallen sein, eine Frau aus den Juden zu neh-
men, oder umgekehrt, seine Tochter einem Juden zu geben. Dort konnte
Israel in der Verborgenheit und ohne Gefahr der Vermischung mit Hei-
den zu dem grossen Volke heranwachsen, als welches es uns bei seinem
Auszuge aus Ägypten entgegentritt. Dies um so mehr, als das Land Go-
sen , welches Joseph seinen Brüdern zum Wohnsitze anwies , in der
nordöstlichen Ecke des Landes, nach der arabischen Wüste hin lag.
ßk Ssamierfee.
Die Ägypter waren Meister in kunstreichen Bauten und haben viele,
zum Theil so grosse Werke hinterlassen , dass man gar nicht begreift,
wie sie dieselben mögen aufgeführt haben. Unter den Trümmern der
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Extrahierte Personennamen: Joseph
Extrahierte Ortsnamen: Ägyptens Haus_Jakob Kanaan Israel Israel
185
Dagegen liefern die Flüsse und Seen einen Überfluß an Fischen: die Bienen
bereiten einen wohlschmeckenden Honig, und der Seidenwurm lebt und gedeiht
ohne Pflege im Freien, wie bei uns die gemeinste Raupe. Der Schoß der
Erde birgt Gold, Diamanten und andere Edelsteine, die an Reinheit und
Härte die aller andern Länder übertreffen, und auf dem Grunde des Meeres
werden Perlen gefunden.
Der Götzendienst der Hindus.
Die eigentlichen Bewohner von Indien, die Hindus, stammen sammt
den Persern und Germanen von Iaphet ab und sind aus Nw. in Indien
eingewandert. So lange sie noch in ihrer alten Heimath wohnten, hatten
sie eine geistigere Religion, indem sie ein Lichtreich glaubten und demselben
sieben Lichtgeister vorgesetzt dachten, und als sie nach Indien hinabstiegen,
waren sie noch ein kräftiges Volk mit starkem Willen. Aber in dem frucht-
baren Lande, das seine Bewohner ohne Blühe nährte, und unter der ermat-
tenden Hitze des indischen Klimas versanken sie allmählich in Schlaffheit und
Trägheit, und mit ihnen sank ihre Religion zu einer gewöhnlichen Natur-
religion hinab, in welcher die Erscheinungen des Naturlebens verkörpert und
zu Göttern gemacht werden. So hat sich allmählich folgende, noch bis jetzt
geltende Religionslehre gebildet.
Die drei Hauptgottheiten sind Brahma, Wischnu und Siwa. Brahma
ist der schassende Gott, der das von Brahm angefangene Werk fortsetzt. Er
wird mit vier Köpfen und vier Händen gedacht. Sein Leben ist sehr anrüchig.
Tempel hat er im Lande nicht. Wischnu, der erhaltende Gott, wird viel
mehr verehrt, als Brahma. Seine Anhänger halten ihn für den höchsten Gott.
Er hat nach den Religionsbüchern der Hindus ein schandbares Lasterleben
geführt und ist verurtheilt, zehnmal in verschiedenen Gestalten auf die Erde
zu kommen. Neunmal ist er schon erschienen, einmal als wildes Schwein,
einmal als Schildkröte, einmal als Fisch u. s. m. In der zehnten Verwand-
lung wird er als geflügeltes Pferd kommen und mit seinen Hufen die Erde
zerschmettern.
Der dritte Hauptgott ist Siwa, der schreckliche Gott, der täglich zer-
stört, aber aus der Zerstörung wieder Leben giebt. Zur Verdeutlichung denke
man an die furchtbaren Gewitterregen, die alles überschwemmen, als wollten
sie die Erde verderben, und dennoch den üppigsten Psianzenwuchs hervorrufen.
Der schreckliche Gott hat schreckliche Verehrung: denn er wird mit Selbst-
peinigungen ohne Zahl geehrt. Zu seiner Ehre binden sich Menschen mit einer
Kette an einen Baum und gönnen sich keine andere Bequemlichkeit, als daß
sie, wenn sie müde sind, die mundgeschundenen Glieder auf der Kette ruhen
lassen; andere sitzen beständig auf der Erde und halten ihre Hände über dem
Haupte gefaltet, bis die Nägel durch das Fleisch hindurchgewachsen sind;
andere lassen sich einen Haken durch den Rücken treiben und an einem langen
Balken im Kreise schwingen; wieder andere gehen auf Schuhen mit spitzen
Nägeln, oder durchstechen die Zunge und bringen einen Stock in das Loch,
oder bespicken den ganzen Körper mit großen Nadeln; andere martern sich
auf andere Weise. Es geht so weit, daß man gar sinnt, neue Qualen zu
Ehren des Gottes zu erfinden.
Ist Siwa schon schrecklich, so sind seine Kinder es noch viel mehr, vor
allen die schwarze Göttin Kali mit den drei rothen Augen. Sie dürstet
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190
jährlich auf diese Weise ums Leben. Die Engländer haben diese
grausige Handlung verboten und verhindern sie mit Gewalt, so
weit ihre Macht reicht.
Die Hindus sind ein heruntergekommenes, lasterhaftes Ge-
schlecht, dem die Schande auf dem Gesichte zu lesen steht. Zur Un-
zucht, Lüge und Grausamkeit werden sie fast erzogen. Wie die Göt-
ter nach ihrer Meinung alle mögliche Schande geübt haben, so
machen sie es nach. Bei den Götzensesten werden alle Bande der
Zucht gelöst, und Alt und Jung wälzt sich in einem Sumpf von
Lastern. An jedem Tempel kam: u:an schandbare Bilder sehen.
Wenn Hindus in Europa sind oder mit Europäern umgehen, wis-
sen sie sich zu verstellen, als ob sie sanfte und gesittete Leute wä-
ren, und haben damit oft genug alle diejenigen getäuscht, die es
nicht glauben wollen, daß allein Christus die Herzen sanft macht.
Aber sobald sie wieder unter ihres Gleichen waren, haben sie ihren
wollüstigen und gewaltthätigen Sinn wie früher offenbart und da-
mit deutlich bewiesen, daß die Rede vor: den sanften Hindus nichts
als Fabel ist.
Die englische Regierung und das indische Heidenthum.
Welche saure Arbeit wögen die Missionare in dem Lande haben, das
ihnen tausend Gefahren bereitet, und dessen Bewohner, in Weltdienst unter-
gegangen, stolz auf uralte Kunst und Gelehrsamkeit, allen Bitten und Ermah-
nungen mit teuflischer Verschlagenheit auszuweichen verstehen. Indessen dar-
auf muß der Bote Gottes sich gefaßt machen. Aber welche Versuchung muß
es für ihn sein, wenn ihm fast größere Hindernisse aus der Mitte der Chri-
stenheit bereitet werden! Und das ist in Indien geschehen. Während der
König von Dänemark es als seinen schönsten Beruf ansah, seinen indischen
Unterthanen das Evangelium zu bringen, haben die spätern Herrn des Lan-
des, die Englisch-Ostindische-Compagnie, alles Mögliche gethan, die Missionare
zurückzuhalten, weil sie Aufregung im Volke und Verlust für ihren Handel
fürchteten. Der Director der Gesellschaft sprach mit klaren Worten aus:
„Ich will lieber eine Bande von Teufeln, als von Missionaren in Indien
sehen." Und darnach handelten sie. Christliche Schulen und Kirchen erhielten
nicht die geringste Unterstützung; aber die Tempel der Heiden wurden auf
Kosten der Regierung gebaut; christliche Soldaten mußten bei den Umzügen
der Götzen das Gewehr präsentiren. Missionare wurden im Lande nicht ge-
duldet, es sei denn, daß sie Prediger an einer Kirche der Europäer waren;
heidnische Soldaten oder Beamte, die zum Christenthum übertraten, wurden
aus dem Dienst gejagt. Dagegen bestand mitten im christlichen England eine
Fabrik, deren Zweck es war, Indien nlit Götzenbildern zu versorgen. Diese
Beschimpfung des christlichen Namens durch Christen selbst dauerte bis 1813.
In diesem Jahre wurde die Compagnie gezwungen, Missionare in Indien
ungestört zuzulassen. Die Unterstützung des heidnischen Götzendienstes hörte
aber erst im Jahre 1840 auf. Öffentlich durfte von da an nichts gegen die
Christen unternommen werden; aber keiner konnte es verhindern, daß bei
Besetzung der Stellen die Heiden bevorzugt und die Übergetretenen zurück-
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Extrahierte Personennamen: Christus
Extrahierte Ortsnamen: Europa Gottes Chri- Indien Indien England Indien Indien
196
unbeschreibliches Elend über die Menschen herein. Der Leib wird
mit brennender Gluth erfüllt; die Glieder ermatten, als wäre alles
Mark aus den Knochen gezogen; die Stimme wird klanglos; die
Augen fließen nicht mehr von Thränen; Fieberträume verscheuchen
den Schlaf und rauben dem Körper die letzte Erquickung. Dazu
kommt die Eigenschaft der heißen Wüstenluft, daß sie dem Auge
mancherlei Trugbilder und Täuschungen vorspiegelt, als ob sich in
der Nähe ein großer Wald, ein klarer See, ein schattiges Dorf
befände. Und wenn der Mensch die letzte Kraft zusammenrafft, um
sich dahin zu schleppen, wo Rettung geboten wird, so schwindet
plötzlich das Luftbild, und der heiße Wüstensand liegt da mit all
seinem Grauen. In solcher Lage hat nicht selten das Kamel Ret-
tung aus sicherm Tode gebracht. Aus einer Entfernung, in welcher
noch kein Mensch eine Ahnung davon hat, wittert es eine Quelle
und eilt unaufhaltsam darauf zu, wenn man ihn: nur freien Lauf läßt.
Es ist begreiflich, daß der Anblick einer Oase dem Wüstenwan-
derer viel erquicklicher ist, als dem Schiffer der Anblick einer freund-
lichen Insel in dem weiten Meere. Wer über See reist, muß viel
Ungemach ertragen und viele Gefahren bestehen; wer aber durch
die Wüste reist, hat so entsetzliche Schrecken zu dulden und so na-
menlose Entbehrungen auszuhalten, daß Heimkehr in das bewohnte
Land als Wiederkehr aus dem Tode ins Leben erscheint.
33. Die Sklaverei der Neger.
Die Neger sind die Urbewohner von Afrika. Sie haben einen kräftigen,
gedrungenen Bau, schwarzes, krauses Haar, eine platte Nase, hervorstehende
Backenknochen und aufgeworfene Lippen und wechseln in der Farbe vom glän-
zendsten Schwarz bis zum lichten Braun. Bei der Geburt sind die Negerkin-
der ziemlich hell, werden aber bald dunkler. Damit dies recht schnell geschehe,
werden sie mit Palmöl eingerieben und in die Sonne gelegt. Das Leben der
Neger ist sehr einfach: ihre Häuser oder Hütten bestehen aus Flechtwerk von
Sträuchen; ihre Speisen sind Reis, Hirse und andere Früchte, die das Land
von selbst bringt. Zubrot liefert ihnen Jagd und Fischerei. Die Neger stehen
in jeder Hinsicht sehr tief: sie sind träge, roh, leidenschaftlich und so leichtsinnig,
daß sie nicht das Geringste für die Zukunft sparen. Auch treulos und ver-
schlagen sind sie, namentlich diejenigen, welche mit Europäern in Verbindung
gekommen sind. Nicht ganz so tief sind die im Innern wohnenden Neger
gesunken. Diese haben bessere Häuser und größere Städte, treiben Ackerbau
und sind milder von Art und Sitten.
Die Religion der Neger steht auf der niedrigsten Stufe. Denn der
Gottesdienst ist zum großen Theil Teufelsdienst: die Priester sind Zauberer,
und die Gegenstände der Anbetung sind Zauberdinge oder Fetische, d. h.
Dinge, welche gegen böse Geister Schutz verleihen sollen. Alan wählt dazu
Thiere und Steine, Holz und Gräten, Eierschalen und Bäume, und was sonst
gerade passend erscheint. Nur selten versteigt sich einer so weit, daß er aus
Holz oder Lehm sich ein plumpes Götzenbild verfertigt. Bei Krankheiten,
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gastfrei und geistig begabt. Ihr Reichthum besteht in Herden von
Rindvieh. Doch treiben sie auch etwas Ackerbau. Ihre Wohnungen
sind Hütten, die die Gestalt von großen Bienenkörben haben. Meh-
rerehütten zusammen bilden einen Kraal. Diekaffern sind nicht ei-
gentliche Nomaden; aber bei der häufigen Dürre in jenen holzarmen
Gegenden sind sie oft gezwungen, ihren Wohnplatz zu wechseln, um
Weide für ihr Vieh zu finden. Vielweiberei ist gestattet. Die Frau
ist die Sklavin des Mannes und muß alle Arbeit thun. Außer
mancherlei Zaubereien, unter denen das „Regenmachen" und das
Beschwören von Krankheiten obenan stehen, haben sie keine Religion.
Unter den verschiedenen Stämmen der Kaffern sind die kriegerischen
Zulus und die den Missionaren freundlich gesinnten Betschuanen
die bekanntesten geworden.
Beide, Hottentotten und Koffern, haben eine unversöhnliche
Feindschaft gegen die Kapkolonie. Die Schuld tragen, wie so oft
in den Heidenländern, auch hier die Europäer. Die zuerst dahin
gewanderten holländischen Kolonisten, Boers oder Bauern genannt,
hielten sich, wie die Europäer in allen Kolonien, Negersklaven zu
den häuslichen und Feldarbeiten. Aber die Neger kosteten Geld.
Man konnte es ja billiger haben, wenn man die Eingebogen, ohne
sie zu Sklaven zu machen, zwang, Sklavendienste zu thun. Dies
geschah. Mit roher Gewalt wurde die ganze Bevölkerung unter
ein Joch gebeugt, das noch schwerer war, als die Sklaverei der
Neger. Ein Theil der Hottentotten fügte sich und ertrug mit bei-
spielloser Geduld die täglichen Mißhandlungen der Bauern; ein
anderer Theil wanderte nach Norden aus und unterhielt von da
aus einen fortwährenden kleinen Krieg gegen die Kapkolonie.
So leichten Kaufes kam man mit den Kaffern nicht davon.
Diese widersetzten sich tapfer. Erst nach langen Kämpfen wurden
sie aus dem Kaplande verdrängt. Später sind noch oft blutige
und grausame Kriege zwischen den Kaffern und den Bauern geführt
worden, weil die letzteren durch Treubruch, Falschheit und Betrug
die Kaffern fortwährend reizten. Seit England die Sklaverei ab-
geschafft und die Hottentotten aus der grausamen Unterdrückung
befreit hat, sind die Bauern voll Verdruß ausgewandert und haben
sich weiter nach Norden hin angesiedelt, wo sie sich nur durch ihre
Schußwaffen und bissigen Hunde gegen Kaffern und Buschmänner
schützen.
Ganz Südafrika ist mit einem Gürtel von Missionsstationen
umgeben; besonders hat Hermannsburg viele Missionare hieher
gesendet. Gebe Gott, daß die Missionare bald die Schuld abtra-
gen, die andre Christen gegen Afrika auf sich genommen haben!
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Um die Eingebornen hat man sich lange Zeit gar nicht weiter
bekümmert. Als man erkannte , wie verkommen und thierisch sie
waren , redete man sich ein, der liebe Gott habe dort ein ganzes
Geschlecht von Blödsinnigen geschaffen, das sich von den Thieren
nicht sonderlich unterscheide. Deshalb dachte keine Seele daran,
diesen armen Menschen das Evangelium zu predigen; im Gegentheil
übte man ohne Gewissensbisse alles denkbare Unrecht gegen sie
aus. Man nahm ihnen ihre geringe Habe, machte sie zu Knechten
und misshandelte sie zum Vergnügen. Was Wunder , wenn die
Eiügebornen Hass auf die Weissen warfen und einzelne, wo sie sie
fassen konnten , überfielen und mordeten! Zur Rache begannen
die Weissen einen wahren Vernichtungskampf gegen die Schwarzen.
Jährlich zogen Scharen von Kolonisten in den Wald auf die Men-
schenjagd und kamen zuletzt so weit, dass dieselbe ein Vergnügen
wurde, zu welchem Freunde einander einluden. Wahrhaft viehische
Grausamkeit wurde begangen. Einst traf ein Trupp Weisser auf
eine Schar von etwa dreissig Männern , Frauen und Kindern , die
ohne Ahnung einer Gefahr im Walde lagerten. Sie wurden zusam-
mengebunden und mit Peitschen fortgetrieben, bis man einen freien
Platz fand, wo sie alle nach der Reihe mit kaltem Blute gemordet
wurden. Das ist geschehen im Jahre 1839. Als der englische
Statthalter die Schandthat entdeckte , verurtheilte er die Anführer
zum Tode, war aber bei dem Spruch seines eigenen Lebens kaum
sicher.
Die Versuche verschiedener Missionare, den Papuas das Evan-
gelium zu bringen , scheiterten zum Theil an der Stumpfheit der
Heiden, zum grossem Theil an dem Hass und der Feinds»haft der
Christen. Die Schwierigkeiten nahmen zu, als die Gier nach Gold
Tausende aus der ganzen Welt nach Australien lockte. Wohin der
wüste Zug ging , zog Mord und Todschlag und Zuchtlosigkeit mit.
Alle Arbeit der Missionare vermochte nichts gegen den Hass der
zuchtlosen Goldgräber, die in den Missionaren ihre gebornen Feinde
sahen. Die Mission musste unter Thränen aufgegeben werden, weil
Christen dem Werke feindlich entgegenstanden. indessen konnte
die Christenheit die Schande nicht auf sich sitzen lassen. Im Jahre
1858 hat die Brüdergemeinde das Werk wieder aufgenommen und
von neuem Missionare zu den Papuas gesandt. Gott gebe seinen
Segen , dass die Christenheit auch dort gut mache , was sie ver-
brochen hat!
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138
Alis der Länder- und Völkerkunde.
I. Das Vaterland.
„Kennt ihr das Land, so wunderschön in seiner Eichen grünem
Kranz? das Land, wo auf den sanften Höhn die Traube reift
im Sonnenglanz?" Das schöne Land ist uns bekannt; es ist das
deutsche Vaterland.
„Kennt ihr das Land, vom Truge frei, wo noch das Wort
des Mannes gilt? das gute Land, wo Lieb und Treu den Schmerz
des Erdenlebens stillt?" Das gute Land ist ulls bekannt; es ist
das deutsche Vaterland.
Kennt ihr das Land, wo Sittlichkeit im Kreise frommer Men-
schen wohnt? das heilge Land, wo unentweiht, der Glaube an
Vergeltung thront?" Das heilge Land ist uns bekannt; es ist ja
unser Vaterland.
„Heil dir, du Land, so hehr und groß vor allen auf dem Er-
denrund ! Wie schön gedeiht in deinem Schoß der edlen Freiheit
schöner Bund! Drum wollen wir dir Liebe weihn und deines
Ruhmes würdig sein!
2. Deutschland — das Land der Mitte.
Die Chinesen nennen ihr Vaterland mit Stolz das Land der
Mitte; denn sie bilden sich ein, daß China in der Mitte der Erde
und alle übrigen Länder um dasselbe herumliegen. Im eigentlichen
Sinne kann man dies freilich von keinem Lande sagen; aber im
bildlichen Sinne dürfen wir Deutschen mit mehr Recht, als irgend
ein anderes Volk, unser Vaterland das Land der Mitte nennen,
und das nicht bloß seiner Lage, sondern vorzüglich seiner Geltung
nach; denn Deutschland ist recht eigentlich das Herz von Eu-
ropa. Alle übrigen Völker haben einen, zwei oder auch, wie die
Engländer, gar keine Nachbarn; wir Deutschen aber haben alle
Hauptvölker Europas zu Nachbarn: Franzosen und Italiener,
Ungarn und Russen, oder wie sie weiter heißen, die um unsere
Grenzen herwohnen. Wie das Herz aus dem ganzen Körper das
Blut in sich aufnimmt, also nehmen wir alles Gute auf, das rings
umher bei andern Völkern gefunden wird; und wie das Herz das
Blut wieder in alle Theile des Körpers sendet und Leben und
Kraft mit ihm, also senden wir, was wir im Geiste verarbeitet
haben, allen Völkern wieder gu, damit sie die Frucht mit uns
theilen; das iann kein Neid uns streitig machen.
«
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland China Deutschland Europas Ungarn
139
Die Lage Deutschlands inmitten der Völker hat einerseits ihr
Gutes; denn nun können wir nicht stolz und steif, wie die Eng-
länder, allem Fremdländischen die Aufnahme verwehren, als wäre
es zu geringe für uns; aber andrerseits hat sie auch ihre Gefahr;
denn die fremden Völker werden uns leicht zum Fallstrick, daß mir
ihnen nachäffen und Sinn und Lust für die Herrlichkeit unsers
eigenen Vaterlandes verlieren. Darum gilt es, allezeit wacker zu
sein, daß wir ausrichten, wozu der Herr uns gesetzt hat, und nicht
weichen von den Wegen, darauf die Väter gegangen sind.
Die Lage in der Mitte läßt Deutschland selten ruhig zuschauen,
wenn in irgend einem Theile von Europa eine Bewegung entsteht.
Ob in Rußland oder Frankreich, in Italien oder Dänemark sich
Kriegsgeschrei erhebt, es ist immer an unsern Grenzen, und nie-
mand kann es gleichgültig ansehen, wenn das Haus des Nachbarn
in Feuer steht. Fast bei allen großen Kriegen ist Deutschland be-
theiligt gewesen und hat die Felder hergegeben, auf denen die
Völker Europas ihre Schlachten geschlagen haben.
Das Christenthum ist von den Deutschen so innig und treu
aufgenommen, wie von keinem Volke in der Welt; ja, aus dem
Christenthum ist überhaupt erst das deutsche Volk geboren, wie
Israel aus Gottes Verheißung. Deutschland kann nicht unterge-
hen, so lange seine Wurzeln in dem Boden fest stehen, aus dem es
erwachsen ist; wenn es aber untergeht, so folgt Europa nach. Gott
segne unser liebes Deutschland, daß es gesund und stark in dem
Herrn bleibe, zu unserm Heile und zum Heile der ganzen Welt!
3 Die Deutschen.
Zur Zeit der Geburt Christi wohnten in dem jetzigen Deutsch-
land viele einzelne Völkerschaften, die alle stammverwandt waren
und von den Römern mit dem gemeinschaftlichen Namen „Germa-
nen" bezeichnet wurden. In den ersten Jahrhunderten nach Christi
Geburt drangen aus Rußland die Slaven vor, schlugen die Ger-
manen und setzten sich in den eroberten Gegenden fest. Diese Ein-
dringlinge haben Jahrhunderte lang das ganze östliche Deutschland
bis an die Elbe in Besitz gehabt. In der Folge gingen die
Deutschen wieder vor und gewannen die Oberhand in Mecklenburg,
Brandenburg, Sachsen, Vorpommern; aber in Böhmen, Mähren
und dem ganzen östlichen Strich von Deutschland erhielt sich viel
slavische Bevölkerung und behielt Sprache und Sitte ihrer Vor-
fahren bei. Die Bewohner von Deutschland bestehen also aus zwei
Hauptstämmen, den Germanen und den Slaven. Die Nachkommen
der ersteren betragen etwa 34 Millionen, die der letztem 6 Millionen.
Die jetzigen Deutschen reden zwei Hauptmundarten, das Nie-
derdeutsche , welches in dem nördlichen flachen Lande, und das
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Christi
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Europa Frankreich Italien Deutschland Europas Israel Gottes Deutschland Europa Deutschland Christi Deutschland Mecklenburg Brandenburg Sachsen Deutschland Deutschland
140
Oberdeutsche, welches in den südlichen Gebirgsgegenden zu Hause
ist. Von beiden unterscheidet sich noch das Hochdeutsche, die allge-
meine Schriftsprache aller Deutschen, welche im Norden und Süden,
im Osten und Westen verstanden wird und besonders durch Luthers
Übersetzung der Bibel in ganz Deutschland, beides bei Katholiken
und Protestanten, Geltung gefunden hat.
Es ist ein alter Ruhm aller Deutschen, daß sie an Treue von
keinem Volke der Erde übertroffen werden. Die Waffenbrüder-
schaften der frühern Zeit, die Zünfte und Innungen, der Verkehr
im Handel und Wandel und vor allem das häusliche Leben legt
hinlänglich Zeugniß von der Treue und der Gerechtigkeit der Deut-
schen ab. Die verkommenen und aller sittlichen Bande ledigen
Römer staunten das innige und herzliche Familienleben selbst der
heidnischen Germanen als ein Wunder an. So lange deutscher
Sinn in unserm Vaterlande bleibt, wird des Deutschen Haus ein
Muster des Familienlebens für die ganze Welt bleiben. Gott er-
halte uns Hausväter und Hausmütter, die mit altdeutscher Treue
Gottes Ehre in ihren Häusern wirken!
Die Treue des Deutschen hat rückwärts ihren Grund in der
Treue, womit er Gott dient und seinem Glauben anhängt. Ernste
Gottesfurcht, soweit ein Heide solche haben kann, wird schon an den
heidnischen Germanen gerühmt. Seit aber das Kreuz auf unserm
vaterländischen Boden aufgepflanzt ist, haben die Deutschen innig
und treu dem Herrn gedient und haben mehr als irgend ein an-
deres Volk die Kunst gelernt, ihr ganzes Leben bis in das Kleinste
hinein dem Herrn Christo Unterthan gu machen. Von dem kindlichen
Vertrauen unsers Volkes zu Gott zeugt das allbekannte Sprichwort:
„Gott verläßt keinen Deutschen nicht." Gewiß nicht; es sei denn,
daß die Deutschen ihn verlassen.
Bei aller sonstigen Übereinstimmung besteht doch eine große
Verschiedenheit zwischen Nord- und Süddeutschen. Der Norddeutsche
ist stark, ernst, treu, oft bis zur Langsamkeit ruhig, der Süddeutsche
beweglich, treuherzig, oft bis zur Leichtigkeit munter, singt und jo-
delt den ganzen Tag. Eine schwache Seite an uns allen ist, daß
wir das Fremde willig bewundern und das eigne Gute leicht
übersehen. Wo daher unsre Landsleute viel mit Fremden in Be-
rührung kommen, sind sie immer in Gefahr, deutsche Art preiszugeben
und undeutsches Wesen als etwas Herrliches dafür einzutauschen.
4. Mecklenburg.
Bodengestaltung.
Mecklenburg ist ein Theil der großen, niedrigen Ebene, welche sich
in Gestalt eines Dreiecks von den Grenzen Asiens über Rußland und das
nördliche Deutschland bis an die Küste von Holland hin erstreckt. Es ist
aber nicht durchaus flach und eben, etwa wie die Niederlande, sondern mit
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Extrahierte Personennamen: Christo
Extrahierte Ortsnamen: Luthers Deutschland Deut- Deutschland Holland Niederlande
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der Erde, so doch in der Erde. Die Bewohner werden sie schon zu heben
wissen.
Die Heidengräber.
Im Laufe der Jahrhunderts haben nicht bloß die Geschlechter der Men-
schen, sondern auch die Stämme und Völker gewechselt, welche Mecklenburg
bewohnten, und haben uns nichts als ihre Gräber hinterlassen. Die frühe-
sten Bewohner kennen wir nicht einmal dem Namen nach. In den Gräbern
der Vorzeit ruht die älteste Geschichte unsers Landes. „Das kann doch nur
blitzwenig sein," möchte mancher sprechen, der an die jetzige Art, die Todten
zu beerdigen, denkt. Aber die alten Heidengräber waren ganz anders, dauer-
hafter und fester errichtet, als die jetzigen kleinen Grabhügel es sind. Jene
haben tausende von Jahren gestanden und sind bis zur Stunde noch wohl
erhalten. Nach sorgfältiger Untersuchung, die mit ihnen angestellt ist, schei-
nen sie von vier verschiedenen heidnischen Völkern herzustammen, die nach
einander hier ihr Wesen hatten, bevor das Christenthum die Oberhand bekam.
1) Die ältesten Zeugen der Vorzeit sind Gräber, in welchen menschliche
Gerippe von kleiner Statur, mit niedriger zusamengedrückter Stirn in sitzen-
der Stellung gefunden werden. Der Schädel hat die meiste Ähnlichkeit mit
dem der Lappen. Diese Art Gräber wird in Mecklenburg selten, in Schwe-
den und den andern nordischen Ländern öfter angetroffen. Daher ist die
Vermuthung gekommen, daß das jetzt sehr zusammengeschmolzene Volk der
Lappen in der Urzeit eine große Verbreitung gehabt und, wenn auch nicht
in Mecklenburg gewohnt, doch nomadisirend sich hier aufgehalten habe.
Das unterscheidende Merkmal der ältesten Gräber ist, daß die in denselben
vorhandenen Gerüthschaften roh aus Knochen gearbeitet sind.
2) Auf die wandernde Bevölkerung Mecklenburgs kam ein großes
und kräftiges Volk mit höherer Stirn, das unter dem Namen Hünen oder
Riesen bekannt ist und in den Hünengräbern zahlreiche Denkmale von
sich hinterlassen hat. Der frühere schwache Stamm mußte überall dem stär-
keren weichen. Vielleicht mögen die im Norden oft vorkommenden Sagen
von dem Kampfe der Riesen mit den Zwergen auf den Sieg der Hünen über
die Lappen hinweisen. Ihre Gräber bestehen aus einem Erdhügel von
länglicher Gestalt, der ringsum von Pfeilern aus Feldsteinen eingefaßt ist.
An: östlichen Ende befindet sich eine Art Grabkammer, welche dadurch gebil-
det wird, daß die Pfeiler mit großen Platten aus Feldsteinen bedeckt sind.
Unter dem Decksteine steht in der Erde eine Kiste von platten Steinen und
in derselben eine aus Thon geformte Urne, welche die Reste verbrannter
Menschengebeine enthält. Die Gräber bei Katelbogen und Naschen-
dorf sind über 140 Fuß lang, die Pfeiler vier Fuß dick und stehen gegen
sechs Fuß aus der Erde heraus. Wie die Leute es angefangen haben, die
gewaltigen Pfeiler aufzurichten und die mächtigen Steinplatten darauf zu
heben, ist ein Räthsel, das bis zur Stunde noch nicht genügend gelöst isi.
Die in den Gräbern gefundenen Werkzeuge — und das ist ihr unterscheiden-
des Merkmal — als Messer, Keile, Hammer u. s. w. sind aus Feuerstei-
nen oder andern Steinarten gearbeitet, — eine Kunst, die wir nicht
mehr verstehen. Die Hünengräber finden sich in großer Zahl von Rußland
bis Spanien und gehören wahrscheinlich dem Volke der Kelten an.
3) Die Hünen fanden ihren Untergang durch einen andern, auch von
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