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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 28

1867 - Rostock : Hirsch
28 sie, jeder Seele ihren Leib zu erhalten. Und dies fingen sie also an: Wenn ein Mensch gestorben war , nahmen sie die Eingeweide aus dem Leibe und thaten Balsam und wohlriechende Öle wieder hinein. Den ganzen Leib rieben sie zuerst mit scharfen Salzen ein, überzogen dann die Haut mit Firniss und umwickelten endlich jedes Glied mit feiner, in Gummi getränkter Leinewand. Das ganze Verfahren nennt man „Einbal- samiren“. Die ausgedörrten Leichname, welche „Mumien“ heissen, sind mit der Zeit braun geworden, haben sich aber bis zu dieser Stunde sonst vollkommen gut erhalten. In den grossen Felsengräbern Ägyptens lie- gen sie zu vielen Tausenden. Die Ägypter hatten sich von allen übrigen Völkern abgeschlossen und wollten nichts mit ihnen gemein haben. Ihre Abneigung gegen an- dere ging so weit, dass sie mit keinem Fremden assen, ja, das Geschirr für unrein achteten, davon ein Fremder gegessen hatte. Ebenso waren auch die einzelnen Stände des Volkes schroff von einander geschieden. Durch die Gesetze des Standes oder , wie es gewöhnlich heisst, der „Kaste“ waren dem einzelnen seine Rechte und Pflichten , seine Arbeit, seine Lebensweise, sein Thun und Lassen aufs genaueste vorgeschrieben, und von der Vorschrift durfte er nicht im geringsten abweichen. Kein Stand nahm irgend etwas von einem andern Stande an: niemand durfte aus seiner Kaste in eine andere treten , niemand eine Frau aus einer andern Kaste nehmen, niemand in einer andern, als der vorgeschriebenen Weise , mit Leuten aus einer andern Kaste verkehren. Am höchsten standen die Kasten der Priester und der Krieger , niedriger die Kasten der Gewerbtreibenden und der Ackerbauer, am niedrigsten die Kaste der Hirten: letztere waren in Ägypten ein Greuel. Tn dies Volk hinein führte Gott das Haus Jakob. Was in Kanaan kaum möglich gewesen wäre, dass Israel sich unvermischt mit den Ein- wohnern erhalten hätte, das war in Ägypten leicht auszuführen. Keinem Ägypter würde es je eingefallen sein, eine Frau aus den Juden zu neh- men, oder umgekehrt, seine Tochter einem Juden zu geben. Dort konnte Israel in der Verborgenheit und ohne Gefahr der Vermischung mit Hei- den zu dem grossen Volke heranwachsen, als welches es uns bei seinem Auszuge aus Ägypten entgegentritt. Dies um so mehr, als das Land Go- sen , welches Joseph seinen Brüdern zum Wohnsitze anwies , in der nordöstlichen Ecke des Landes, nach der arabischen Wüste hin lag. ßk Ssamierfee. Die Ägypter waren Meister in kunstreichen Bauten und haben viele, zum Theil so grosse Werke hinterlassen , dass man gar nicht begreift, wie sie dieselben mögen aufgeführt haben. Unter den Trümmern der

2. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 185

1867 - Rostock : Hirsch
185 Dagegen liefern die Flüsse und Seen einen Überfluß an Fischen: die Bienen bereiten einen wohlschmeckenden Honig, und der Seidenwurm lebt und gedeiht ohne Pflege im Freien, wie bei uns die gemeinste Raupe. Der Schoß der Erde birgt Gold, Diamanten und andere Edelsteine, die an Reinheit und Härte die aller andern Länder übertreffen, und auf dem Grunde des Meeres werden Perlen gefunden. Der Götzendienst der Hindus. Die eigentlichen Bewohner von Indien, die Hindus, stammen sammt den Persern und Germanen von Iaphet ab und sind aus Nw. in Indien eingewandert. So lange sie noch in ihrer alten Heimath wohnten, hatten sie eine geistigere Religion, indem sie ein Lichtreich glaubten und demselben sieben Lichtgeister vorgesetzt dachten, und als sie nach Indien hinabstiegen, waren sie noch ein kräftiges Volk mit starkem Willen. Aber in dem frucht- baren Lande, das seine Bewohner ohne Blühe nährte, und unter der ermat- tenden Hitze des indischen Klimas versanken sie allmählich in Schlaffheit und Trägheit, und mit ihnen sank ihre Religion zu einer gewöhnlichen Natur- religion hinab, in welcher die Erscheinungen des Naturlebens verkörpert und zu Göttern gemacht werden. So hat sich allmählich folgende, noch bis jetzt geltende Religionslehre gebildet. Die drei Hauptgottheiten sind Brahma, Wischnu und Siwa. Brahma ist der schassende Gott, der das von Brahm angefangene Werk fortsetzt. Er wird mit vier Köpfen und vier Händen gedacht. Sein Leben ist sehr anrüchig. Tempel hat er im Lande nicht. Wischnu, der erhaltende Gott, wird viel mehr verehrt, als Brahma. Seine Anhänger halten ihn für den höchsten Gott. Er hat nach den Religionsbüchern der Hindus ein schandbares Lasterleben geführt und ist verurtheilt, zehnmal in verschiedenen Gestalten auf die Erde zu kommen. Neunmal ist er schon erschienen, einmal als wildes Schwein, einmal als Schildkröte, einmal als Fisch u. s. m. In der zehnten Verwand- lung wird er als geflügeltes Pferd kommen und mit seinen Hufen die Erde zerschmettern. Der dritte Hauptgott ist Siwa, der schreckliche Gott, der täglich zer- stört, aber aus der Zerstörung wieder Leben giebt. Zur Verdeutlichung denke man an die furchtbaren Gewitterregen, die alles überschwemmen, als wollten sie die Erde verderben, und dennoch den üppigsten Psianzenwuchs hervorrufen. Der schreckliche Gott hat schreckliche Verehrung: denn er wird mit Selbst- peinigungen ohne Zahl geehrt. Zu seiner Ehre binden sich Menschen mit einer Kette an einen Baum und gönnen sich keine andere Bequemlichkeit, als daß sie, wenn sie müde sind, die mundgeschundenen Glieder auf der Kette ruhen lassen; andere sitzen beständig auf der Erde und halten ihre Hände über dem Haupte gefaltet, bis die Nägel durch das Fleisch hindurchgewachsen sind; andere lassen sich einen Haken durch den Rücken treiben und an einem langen Balken im Kreise schwingen; wieder andere gehen auf Schuhen mit spitzen Nägeln, oder durchstechen die Zunge und bringen einen Stock in das Loch, oder bespicken den ganzen Körper mit großen Nadeln; andere martern sich auf andere Weise. Es geht so weit, daß man gar sinnt, neue Qualen zu Ehren des Gottes zu erfinden. Ist Siwa schon schrecklich, so sind seine Kinder es noch viel mehr, vor allen die schwarze Göttin Kali mit den drei rothen Augen. Sie dürstet

3. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 190

1867 - Rostock : Hirsch
190 jährlich auf diese Weise ums Leben. Die Engländer haben diese grausige Handlung verboten und verhindern sie mit Gewalt, so weit ihre Macht reicht. Die Hindus sind ein heruntergekommenes, lasterhaftes Ge- schlecht, dem die Schande auf dem Gesichte zu lesen steht. Zur Un- zucht, Lüge und Grausamkeit werden sie fast erzogen. Wie die Göt- ter nach ihrer Meinung alle mögliche Schande geübt haben, so machen sie es nach. Bei den Götzensesten werden alle Bande der Zucht gelöst, und Alt und Jung wälzt sich in einem Sumpf von Lastern. An jedem Tempel kam: u:an schandbare Bilder sehen. Wenn Hindus in Europa sind oder mit Europäern umgehen, wis- sen sie sich zu verstellen, als ob sie sanfte und gesittete Leute wä- ren, und haben damit oft genug alle diejenigen getäuscht, die es nicht glauben wollen, daß allein Christus die Herzen sanft macht. Aber sobald sie wieder unter ihres Gleichen waren, haben sie ihren wollüstigen und gewaltthätigen Sinn wie früher offenbart und da- mit deutlich bewiesen, daß die Rede vor: den sanften Hindus nichts als Fabel ist. Die englische Regierung und das indische Heidenthum. Welche saure Arbeit wögen die Missionare in dem Lande haben, das ihnen tausend Gefahren bereitet, und dessen Bewohner, in Weltdienst unter- gegangen, stolz auf uralte Kunst und Gelehrsamkeit, allen Bitten und Ermah- nungen mit teuflischer Verschlagenheit auszuweichen verstehen. Indessen dar- auf muß der Bote Gottes sich gefaßt machen. Aber welche Versuchung muß es für ihn sein, wenn ihm fast größere Hindernisse aus der Mitte der Chri- stenheit bereitet werden! Und das ist in Indien geschehen. Während der König von Dänemark es als seinen schönsten Beruf ansah, seinen indischen Unterthanen das Evangelium zu bringen, haben die spätern Herrn des Lan- des, die Englisch-Ostindische-Compagnie, alles Mögliche gethan, die Missionare zurückzuhalten, weil sie Aufregung im Volke und Verlust für ihren Handel fürchteten. Der Director der Gesellschaft sprach mit klaren Worten aus: „Ich will lieber eine Bande von Teufeln, als von Missionaren in Indien sehen." Und darnach handelten sie. Christliche Schulen und Kirchen erhielten nicht die geringste Unterstützung; aber die Tempel der Heiden wurden auf Kosten der Regierung gebaut; christliche Soldaten mußten bei den Umzügen der Götzen das Gewehr präsentiren. Missionare wurden im Lande nicht ge- duldet, es sei denn, daß sie Prediger an einer Kirche der Europäer waren; heidnische Soldaten oder Beamte, die zum Christenthum übertraten, wurden aus dem Dienst gejagt. Dagegen bestand mitten im christlichen England eine Fabrik, deren Zweck es war, Indien nlit Götzenbildern zu versorgen. Diese Beschimpfung des christlichen Namens durch Christen selbst dauerte bis 1813. In diesem Jahre wurde die Compagnie gezwungen, Missionare in Indien ungestört zuzulassen. Die Unterstützung des heidnischen Götzendienstes hörte aber erst im Jahre 1840 auf. Öffentlich durfte von da an nichts gegen die Christen unternommen werden; aber keiner konnte es verhindern, daß bei Besetzung der Stellen die Heiden bevorzugt und die Übergetretenen zurück-

4. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 196

1867 - Rostock : Hirsch
196 unbeschreibliches Elend über die Menschen herein. Der Leib wird mit brennender Gluth erfüllt; die Glieder ermatten, als wäre alles Mark aus den Knochen gezogen; die Stimme wird klanglos; die Augen fließen nicht mehr von Thränen; Fieberträume verscheuchen den Schlaf und rauben dem Körper die letzte Erquickung. Dazu kommt die Eigenschaft der heißen Wüstenluft, daß sie dem Auge mancherlei Trugbilder und Täuschungen vorspiegelt, als ob sich in der Nähe ein großer Wald, ein klarer See, ein schattiges Dorf befände. Und wenn der Mensch die letzte Kraft zusammenrafft, um sich dahin zu schleppen, wo Rettung geboten wird, so schwindet plötzlich das Luftbild, und der heiße Wüstensand liegt da mit all seinem Grauen. In solcher Lage hat nicht selten das Kamel Ret- tung aus sicherm Tode gebracht. Aus einer Entfernung, in welcher noch kein Mensch eine Ahnung davon hat, wittert es eine Quelle und eilt unaufhaltsam darauf zu, wenn man ihn: nur freien Lauf läßt. Es ist begreiflich, daß der Anblick einer Oase dem Wüstenwan- derer viel erquicklicher ist, als dem Schiffer der Anblick einer freund- lichen Insel in dem weiten Meere. Wer über See reist, muß viel Ungemach ertragen und viele Gefahren bestehen; wer aber durch die Wüste reist, hat so entsetzliche Schrecken zu dulden und so na- menlose Entbehrungen auszuhalten, daß Heimkehr in das bewohnte Land als Wiederkehr aus dem Tode ins Leben erscheint. 33. Die Sklaverei der Neger. Die Neger sind die Urbewohner von Afrika. Sie haben einen kräftigen, gedrungenen Bau, schwarzes, krauses Haar, eine platte Nase, hervorstehende Backenknochen und aufgeworfene Lippen und wechseln in der Farbe vom glän- zendsten Schwarz bis zum lichten Braun. Bei der Geburt sind die Negerkin- der ziemlich hell, werden aber bald dunkler. Damit dies recht schnell geschehe, werden sie mit Palmöl eingerieben und in die Sonne gelegt. Das Leben der Neger ist sehr einfach: ihre Häuser oder Hütten bestehen aus Flechtwerk von Sträuchen; ihre Speisen sind Reis, Hirse und andere Früchte, die das Land von selbst bringt. Zubrot liefert ihnen Jagd und Fischerei. Die Neger stehen in jeder Hinsicht sehr tief: sie sind träge, roh, leidenschaftlich und so leichtsinnig, daß sie nicht das Geringste für die Zukunft sparen. Auch treulos und ver- schlagen sind sie, namentlich diejenigen, welche mit Europäern in Verbindung gekommen sind. Nicht ganz so tief sind die im Innern wohnenden Neger gesunken. Diese haben bessere Häuser und größere Städte, treiben Ackerbau und sind milder von Art und Sitten. Die Religion der Neger steht auf der niedrigsten Stufe. Denn der Gottesdienst ist zum großen Theil Teufelsdienst: die Priester sind Zauberer, und die Gegenstände der Anbetung sind Zauberdinge oder Fetische, d. h. Dinge, welche gegen böse Geister Schutz verleihen sollen. Alan wählt dazu Thiere und Steine, Holz und Gräten, Eierschalen und Bäume, und was sonst gerade passend erscheint. Nur selten versteigt sich einer so weit, daß er aus Holz oder Lehm sich ein plumpes Götzenbild verfertigt. Bei Krankheiten,

5. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 199

1867 - Rostock : Hirsch
199 gastfrei und geistig begabt. Ihr Reichthum besteht in Herden von Rindvieh. Doch treiben sie auch etwas Ackerbau. Ihre Wohnungen sind Hütten, die die Gestalt von großen Bienenkörben haben. Meh- rerehütten zusammen bilden einen Kraal. Diekaffern sind nicht ei- gentliche Nomaden; aber bei der häufigen Dürre in jenen holzarmen Gegenden sind sie oft gezwungen, ihren Wohnplatz zu wechseln, um Weide für ihr Vieh zu finden. Vielweiberei ist gestattet. Die Frau ist die Sklavin des Mannes und muß alle Arbeit thun. Außer mancherlei Zaubereien, unter denen das „Regenmachen" und das Beschwören von Krankheiten obenan stehen, haben sie keine Religion. Unter den verschiedenen Stämmen der Kaffern sind die kriegerischen Zulus und die den Missionaren freundlich gesinnten Betschuanen die bekanntesten geworden. Beide, Hottentotten und Koffern, haben eine unversöhnliche Feindschaft gegen die Kapkolonie. Die Schuld tragen, wie so oft in den Heidenländern, auch hier die Europäer. Die zuerst dahin gewanderten holländischen Kolonisten, Boers oder Bauern genannt, hielten sich, wie die Europäer in allen Kolonien, Negersklaven zu den häuslichen und Feldarbeiten. Aber die Neger kosteten Geld. Man konnte es ja billiger haben, wenn man die Eingebogen, ohne sie zu Sklaven zu machen, zwang, Sklavendienste zu thun. Dies geschah. Mit roher Gewalt wurde die ganze Bevölkerung unter ein Joch gebeugt, das noch schwerer war, als die Sklaverei der Neger. Ein Theil der Hottentotten fügte sich und ertrug mit bei- spielloser Geduld die täglichen Mißhandlungen der Bauern; ein anderer Theil wanderte nach Norden aus und unterhielt von da aus einen fortwährenden kleinen Krieg gegen die Kapkolonie. So leichten Kaufes kam man mit den Kaffern nicht davon. Diese widersetzten sich tapfer. Erst nach langen Kämpfen wurden sie aus dem Kaplande verdrängt. Später sind noch oft blutige und grausame Kriege zwischen den Kaffern und den Bauern geführt worden, weil die letzteren durch Treubruch, Falschheit und Betrug die Kaffern fortwährend reizten. Seit England die Sklaverei ab- geschafft und die Hottentotten aus der grausamen Unterdrückung befreit hat, sind die Bauern voll Verdruß ausgewandert und haben sich weiter nach Norden hin angesiedelt, wo sie sich nur durch ihre Schußwaffen und bissigen Hunde gegen Kaffern und Buschmänner schützen. Ganz Südafrika ist mit einem Gürtel von Missionsstationen umgeben; besonders hat Hermannsburg viele Missionare hieher gesendet. Gebe Gott, daß die Missionare bald die Schuld abtra- gen, die andre Christen gegen Afrika auf sich genommen haben!

6. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 212

1867 - Rostock : Hirsch
212 Um die Eingebornen hat man sich lange Zeit gar nicht weiter bekümmert. Als man erkannte , wie verkommen und thierisch sie waren , redete man sich ein, der liebe Gott habe dort ein ganzes Geschlecht von Blödsinnigen geschaffen, das sich von den Thieren nicht sonderlich unterscheide. Deshalb dachte keine Seele daran, diesen armen Menschen das Evangelium zu predigen; im Gegentheil übte man ohne Gewissensbisse alles denkbare Unrecht gegen sie aus. Man nahm ihnen ihre geringe Habe, machte sie zu Knechten und misshandelte sie zum Vergnügen. Was Wunder , wenn die Eiügebornen Hass auf die Weissen warfen und einzelne, wo sie sie fassen konnten , überfielen und mordeten! Zur Rache begannen die Weissen einen wahren Vernichtungskampf gegen die Schwarzen. Jährlich zogen Scharen von Kolonisten in den Wald auf die Men- schenjagd und kamen zuletzt so weit, dass dieselbe ein Vergnügen wurde, zu welchem Freunde einander einluden. Wahrhaft viehische Grausamkeit wurde begangen. Einst traf ein Trupp Weisser auf eine Schar von etwa dreissig Männern , Frauen und Kindern , die ohne Ahnung einer Gefahr im Walde lagerten. Sie wurden zusam- mengebunden und mit Peitschen fortgetrieben, bis man einen freien Platz fand, wo sie alle nach der Reihe mit kaltem Blute gemordet wurden. Das ist geschehen im Jahre 1839. Als der englische Statthalter die Schandthat entdeckte , verurtheilte er die Anführer zum Tode, war aber bei dem Spruch seines eigenen Lebens kaum sicher. Die Versuche verschiedener Missionare, den Papuas das Evan- gelium zu bringen , scheiterten zum Theil an der Stumpfheit der Heiden, zum grossem Theil an dem Hass und der Feinds»haft der Christen. Die Schwierigkeiten nahmen zu, als die Gier nach Gold Tausende aus der ganzen Welt nach Australien lockte. Wohin der wüste Zug ging , zog Mord und Todschlag und Zuchtlosigkeit mit. Alle Arbeit der Missionare vermochte nichts gegen den Hass der zuchtlosen Goldgräber, die in den Missionaren ihre gebornen Feinde sahen. Die Mission musste unter Thränen aufgegeben werden, weil Christen dem Werke feindlich entgegenstanden. indessen konnte die Christenheit die Schande nicht auf sich sitzen lassen. Im Jahre 1858 hat die Brüdergemeinde das Werk wieder aufgenommen und von neuem Missionare zu den Papuas gesandt. Gott gebe seinen Segen , dass die Christenheit auch dort gut mache , was sie ver- brochen hat!

7. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 138

1867 - Rostock : Hirsch
138 Alis der Länder- und Völkerkunde. I. Das Vaterland. „Kennt ihr das Land, so wunderschön in seiner Eichen grünem Kranz? das Land, wo auf den sanften Höhn die Traube reift im Sonnenglanz?" Das schöne Land ist uns bekannt; es ist das deutsche Vaterland. „Kennt ihr das Land, vom Truge frei, wo noch das Wort des Mannes gilt? das gute Land, wo Lieb und Treu den Schmerz des Erdenlebens stillt?" Das gute Land ist ulls bekannt; es ist das deutsche Vaterland. Kennt ihr das Land, wo Sittlichkeit im Kreise frommer Men- schen wohnt? das heilge Land, wo unentweiht, der Glaube an Vergeltung thront?" Das heilge Land ist uns bekannt; es ist ja unser Vaterland. „Heil dir, du Land, so hehr und groß vor allen auf dem Er- denrund ! Wie schön gedeiht in deinem Schoß der edlen Freiheit schöner Bund! Drum wollen wir dir Liebe weihn und deines Ruhmes würdig sein! 2. Deutschland — das Land der Mitte. Die Chinesen nennen ihr Vaterland mit Stolz das Land der Mitte; denn sie bilden sich ein, daß China in der Mitte der Erde und alle übrigen Länder um dasselbe herumliegen. Im eigentlichen Sinne kann man dies freilich von keinem Lande sagen; aber im bildlichen Sinne dürfen wir Deutschen mit mehr Recht, als irgend ein anderes Volk, unser Vaterland das Land der Mitte nennen, und das nicht bloß seiner Lage, sondern vorzüglich seiner Geltung nach; denn Deutschland ist recht eigentlich das Herz von Eu- ropa. Alle übrigen Völker haben einen, zwei oder auch, wie die Engländer, gar keine Nachbarn; wir Deutschen aber haben alle Hauptvölker Europas zu Nachbarn: Franzosen und Italiener, Ungarn und Russen, oder wie sie weiter heißen, die um unsere Grenzen herwohnen. Wie das Herz aus dem ganzen Körper das Blut in sich aufnimmt, also nehmen wir alles Gute auf, das rings umher bei andern Völkern gefunden wird; und wie das Herz das Blut wieder in alle Theile des Körpers sendet und Leben und Kraft mit ihm, also senden wir, was wir im Geiste verarbeitet haben, allen Völkern wieder gu, damit sie die Frucht mit uns theilen; das iann kein Neid uns streitig machen. «

8. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 139

1867 - Rostock : Hirsch
139 Die Lage Deutschlands inmitten der Völker hat einerseits ihr Gutes; denn nun können wir nicht stolz und steif, wie die Eng- länder, allem Fremdländischen die Aufnahme verwehren, als wäre es zu geringe für uns; aber andrerseits hat sie auch ihre Gefahr; denn die fremden Völker werden uns leicht zum Fallstrick, daß mir ihnen nachäffen und Sinn und Lust für die Herrlichkeit unsers eigenen Vaterlandes verlieren. Darum gilt es, allezeit wacker zu sein, daß wir ausrichten, wozu der Herr uns gesetzt hat, und nicht weichen von den Wegen, darauf die Väter gegangen sind. Die Lage in der Mitte läßt Deutschland selten ruhig zuschauen, wenn in irgend einem Theile von Europa eine Bewegung entsteht. Ob in Rußland oder Frankreich, in Italien oder Dänemark sich Kriegsgeschrei erhebt, es ist immer an unsern Grenzen, und nie- mand kann es gleichgültig ansehen, wenn das Haus des Nachbarn in Feuer steht. Fast bei allen großen Kriegen ist Deutschland be- theiligt gewesen und hat die Felder hergegeben, auf denen die Völker Europas ihre Schlachten geschlagen haben. Das Christenthum ist von den Deutschen so innig und treu aufgenommen, wie von keinem Volke in der Welt; ja, aus dem Christenthum ist überhaupt erst das deutsche Volk geboren, wie Israel aus Gottes Verheißung. Deutschland kann nicht unterge- hen, so lange seine Wurzeln in dem Boden fest stehen, aus dem es erwachsen ist; wenn es aber untergeht, so folgt Europa nach. Gott segne unser liebes Deutschland, daß es gesund und stark in dem Herrn bleibe, zu unserm Heile und zum Heile der ganzen Welt! 3 Die Deutschen. Zur Zeit der Geburt Christi wohnten in dem jetzigen Deutsch- land viele einzelne Völkerschaften, die alle stammverwandt waren und von den Römern mit dem gemeinschaftlichen Namen „Germa- nen" bezeichnet wurden. In den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt drangen aus Rußland die Slaven vor, schlugen die Ger- manen und setzten sich in den eroberten Gegenden fest. Diese Ein- dringlinge haben Jahrhunderte lang das ganze östliche Deutschland bis an die Elbe in Besitz gehabt. In der Folge gingen die Deutschen wieder vor und gewannen die Oberhand in Mecklenburg, Brandenburg, Sachsen, Vorpommern; aber in Böhmen, Mähren und dem ganzen östlichen Strich von Deutschland erhielt sich viel slavische Bevölkerung und behielt Sprache und Sitte ihrer Vor- fahren bei. Die Bewohner von Deutschland bestehen also aus zwei Hauptstämmen, den Germanen und den Slaven. Die Nachkommen der ersteren betragen etwa 34 Millionen, die der letztem 6 Millionen. Die jetzigen Deutschen reden zwei Hauptmundarten, das Nie- derdeutsche , welches in dem nördlichen flachen Lande, und das

9. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 140

1867 - Rostock : Hirsch
140 Oberdeutsche, welches in den südlichen Gebirgsgegenden zu Hause ist. Von beiden unterscheidet sich noch das Hochdeutsche, die allge- meine Schriftsprache aller Deutschen, welche im Norden und Süden, im Osten und Westen verstanden wird und besonders durch Luthers Übersetzung der Bibel in ganz Deutschland, beides bei Katholiken und Protestanten, Geltung gefunden hat. Es ist ein alter Ruhm aller Deutschen, daß sie an Treue von keinem Volke der Erde übertroffen werden. Die Waffenbrüder- schaften der frühern Zeit, die Zünfte und Innungen, der Verkehr im Handel und Wandel und vor allem das häusliche Leben legt hinlänglich Zeugniß von der Treue und der Gerechtigkeit der Deut- schen ab. Die verkommenen und aller sittlichen Bande ledigen Römer staunten das innige und herzliche Familienleben selbst der heidnischen Germanen als ein Wunder an. So lange deutscher Sinn in unserm Vaterlande bleibt, wird des Deutschen Haus ein Muster des Familienlebens für die ganze Welt bleiben. Gott er- halte uns Hausväter und Hausmütter, die mit altdeutscher Treue Gottes Ehre in ihren Häusern wirken! Die Treue des Deutschen hat rückwärts ihren Grund in der Treue, womit er Gott dient und seinem Glauben anhängt. Ernste Gottesfurcht, soweit ein Heide solche haben kann, wird schon an den heidnischen Germanen gerühmt. Seit aber das Kreuz auf unserm vaterländischen Boden aufgepflanzt ist, haben die Deutschen innig und treu dem Herrn gedient und haben mehr als irgend ein an- deres Volk die Kunst gelernt, ihr ganzes Leben bis in das Kleinste hinein dem Herrn Christo Unterthan gu machen. Von dem kindlichen Vertrauen unsers Volkes zu Gott zeugt das allbekannte Sprichwort: „Gott verläßt keinen Deutschen nicht." Gewiß nicht; es sei denn, daß die Deutschen ihn verlassen. Bei aller sonstigen Übereinstimmung besteht doch eine große Verschiedenheit zwischen Nord- und Süddeutschen. Der Norddeutsche ist stark, ernst, treu, oft bis zur Langsamkeit ruhig, der Süddeutsche beweglich, treuherzig, oft bis zur Leichtigkeit munter, singt und jo- delt den ganzen Tag. Eine schwache Seite an uns allen ist, daß wir das Fremde willig bewundern und das eigne Gute leicht übersehen. Wo daher unsre Landsleute viel mit Fremden in Be- rührung kommen, sind sie immer in Gefahr, deutsche Art preiszugeben und undeutsches Wesen als etwas Herrliches dafür einzutauschen. 4. Mecklenburg. Bodengestaltung. Mecklenburg ist ein Theil der großen, niedrigen Ebene, welche sich in Gestalt eines Dreiecks von den Grenzen Asiens über Rußland und das nördliche Deutschland bis an die Küste von Holland hin erstreckt. Es ist aber nicht durchaus flach und eben, etwa wie die Niederlande, sondern mit

10. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 144

1867 - Rostock : Hirsch
144 der Erde, so doch in der Erde. Die Bewohner werden sie schon zu heben wissen. Die Heidengräber. Im Laufe der Jahrhunderts haben nicht bloß die Geschlechter der Men- schen, sondern auch die Stämme und Völker gewechselt, welche Mecklenburg bewohnten, und haben uns nichts als ihre Gräber hinterlassen. Die frühe- sten Bewohner kennen wir nicht einmal dem Namen nach. In den Gräbern der Vorzeit ruht die älteste Geschichte unsers Landes. „Das kann doch nur blitzwenig sein," möchte mancher sprechen, der an die jetzige Art, die Todten zu beerdigen, denkt. Aber die alten Heidengräber waren ganz anders, dauer- hafter und fester errichtet, als die jetzigen kleinen Grabhügel es sind. Jene haben tausende von Jahren gestanden und sind bis zur Stunde noch wohl erhalten. Nach sorgfältiger Untersuchung, die mit ihnen angestellt ist, schei- nen sie von vier verschiedenen heidnischen Völkern herzustammen, die nach einander hier ihr Wesen hatten, bevor das Christenthum die Oberhand bekam. 1) Die ältesten Zeugen der Vorzeit sind Gräber, in welchen menschliche Gerippe von kleiner Statur, mit niedriger zusamengedrückter Stirn in sitzen- der Stellung gefunden werden. Der Schädel hat die meiste Ähnlichkeit mit dem der Lappen. Diese Art Gräber wird in Mecklenburg selten, in Schwe- den und den andern nordischen Ländern öfter angetroffen. Daher ist die Vermuthung gekommen, daß das jetzt sehr zusammengeschmolzene Volk der Lappen in der Urzeit eine große Verbreitung gehabt und, wenn auch nicht in Mecklenburg gewohnt, doch nomadisirend sich hier aufgehalten habe. Das unterscheidende Merkmal der ältesten Gräber ist, daß die in denselben vorhandenen Gerüthschaften roh aus Knochen gearbeitet sind. 2) Auf die wandernde Bevölkerung Mecklenburgs kam ein großes und kräftiges Volk mit höherer Stirn, das unter dem Namen Hünen oder Riesen bekannt ist und in den Hünengräbern zahlreiche Denkmale von sich hinterlassen hat. Der frühere schwache Stamm mußte überall dem stär- keren weichen. Vielleicht mögen die im Norden oft vorkommenden Sagen von dem Kampfe der Riesen mit den Zwergen auf den Sieg der Hünen über die Lappen hinweisen. Ihre Gräber bestehen aus einem Erdhügel von länglicher Gestalt, der ringsum von Pfeilern aus Feldsteinen eingefaßt ist. An: östlichen Ende befindet sich eine Art Grabkammer, welche dadurch gebil- det wird, daß die Pfeiler mit großen Platten aus Feldsteinen bedeckt sind. Unter dem Decksteine steht in der Erde eine Kiste von platten Steinen und in derselben eine aus Thon geformte Urne, welche die Reste verbrannter Menschengebeine enthält. Die Gräber bei Katelbogen und Naschen- dorf sind über 140 Fuß lang, die Pfeiler vier Fuß dick und stehen gegen sechs Fuß aus der Erde heraus. Wie die Leute es angefangen haben, die gewaltigen Pfeiler aufzurichten und die mächtigen Steinplatten darauf zu heben, ist ein Räthsel, das bis zur Stunde noch nicht genügend gelöst isi. Die in den Gräbern gefundenen Werkzeuge — und das ist ihr unterscheiden- des Merkmal — als Messer, Keile, Hammer u. s. w. sind aus Feuerstei- nen oder andern Steinarten gearbeitet, — eine Kunst, die wir nicht mehr verstehen. Die Hünengräber finden sich in großer Zahl von Rußland bis Spanien und gehören wahrscheinlich dem Volke der Kelten an. 3) Die Hünen fanden ihren Untergang durch einen andern, auch von
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