Asien.
I. Name und Lage. Der Name „Asien" (Asia)
stammt aus dem Altassyrischen (aen). Er bedeutet „Land des
Sonnenaufganges". „Ex Oriente lux", „aus dem Osten kommt
das Licht", besagt, daß die ganze europäische Kulturentwicklung
in Asien ihren Ursprung hat. Nach Asien verlegt man die
Wiege der Menschen. Die meisten Völker und Sprachen Euro-
Pas, die meisten Haustiere und Kulturpflanzen, die ältesten
Pflegestätten für Ackerbau und Viehzucht, die höchsten heidnischen
Religionslehren (Buddhismus, Brahmanismus und die Lehre
Zoroasters), die Religionen der Inden, Mohammeda-
n e r und C h r i st e n suchen wir hier.
Asien umfaßt ein Drittel der ganzen Erdfeste und liegt
in der Rumpfmasse gänzlich nördlich des Äquators. Nur die
hinterindische Inselwelt erstreckt sich südlicher.
Die äußersten Punkte sind Kap T s ch e l j u s k i u (N),
Kap Buru (S), Ostkap (0) und Kap Baba (W).
Mit allen Erdteilen steht Asien in engster Berührung.
Europa bildet mit ihm den „Enrasischen Kontinent". Von
Afrika ist es durch den Suezkanal und das Rote Meer getrennt.
Nach Australien führt eine geschlossene Jnselbrücke. Amerika
streckt ihm an der Beringsstraße bis auf 92 Km die Hand ent-
gegen.
Ii. D i e G r e n z e ist nur im W. Festland. Im N liegt
das seichte Sibirische Eismeer. Die Ostküste bespült
der Große Ozean mit seinen Randmeeren (Berings,
Ochotskisches, Japanisches, Ostchinesisches, Südchinesisches Meer.)
Im 8 liegt der Jndischeozean (Bengalische Busen, Ära-
bisches Meer, Straße von Ormns, Persisches Meer, Rotes
Meer). Die Westgrenze bilden Mittelm eer, Schwarzes
Meer, die Manytsch-Niedernng und das Ural-
g e b i r g e.
Iii. Dieküstenverhältnisse. Der Rumpf Asiens
ist besonders im 0 und 3 zerstückelt und in eine Anzahl von
Halbinseln und Inseln aufgelöst. Bei der ungeheuren Größe
des Kontinents spielen die Glieder jedoch umu die Rolle,
welche die Gliedmaßen Europas vertreten. Inseln und Halb-
inseln bilden nur ein Fünftel der Gesamtmasse Asiens.
14*
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Asien Ostkap Europa Afrika Australien Amerika Asiens Europas Asiens
I. Tie Melanesier.
Sie bewohnen den inneren Iuselgürtel Anstra-
liens mit Ausnahme Neuseelands. Ihr Name bedeutet
„dunkle Jnselbewohne r", denn sie haben eine braune
bis schwarze Hautfarbe. Die dunkle Färbung erstreckt sich
sogar aus die Schleimhäute. Bekannter sind sie unter dem
Namen „P>apua". Sie sind von kräftigem, fast plumpem
Körperbau. Das unterscheidet sie sogleich von den Australiern,
denen sie sonst näher stehen als bte übrigen Ozeanier. Ihr
üppiges Haar ist fein gekräuselt, schwarz, wollig und wird bei
festlichen Gelegenheiten zu einer mächtigen Haarkrone kunst-
voll aufgebaut und mit Kalk oder Farbe gebeizt.
Die breite Nase erhält durch eine leichte Krümmung der
Spitze ein etwas jüdisches Aussehen. Die Augenbrauenwülste
treten hervor, überdachen die kleinen Augen aber nicht in dem
Maße wie bei den Australiern.
In der Kleidung sind die Melanesier genügsam. Sie
gehen fast völlig nackt. Es wird nur ein ausgeputzter Gras-
oder Fransengürtel um die Lenden getragen. Aber viel Wert
wird uns Schmuck wie kunstvolle Haarfrisuren, Stirn-
bänder, Ohrringe, Nasenstifte, Zuspitzen der Zähne, Hals-
schnüre, Arm- und Kniebänder und Bemalen des Körpers gelegt.
Wie sehr die Papua über den Australiern stehen, geht zu-
nächst aus ihren Hausbauteu hervor. Es siud feste, gern in
Waldlichtungen versteckte Häuser vorhanden, die aus Holz oder
Nohr mit Mattenflechtwerk gebaut sind. Häufig stehen sie auch
auf Pfählen im Wasser oder auf Bäumen. (Neu-Guiuea.)
Zu diesen festen Wohnungen mußten die Papuas kom-
mert. als sie begannen, den Ackerbau zu betreiben, der heute
bei ihnen allgemein üblich ist. Es werden Aams-, Bataten-,
Sago- und Taropflauzungen angelegt. Daneben haben sie als
die wertvollsten Fruchtträger noch die Kokospalme, die Banane
und den Brotbaum.
_ Ihre Haustiere sind Schweine, Hunde und Hühner. Diese
drei sind fast über ganz Ozeanien verbreitet und ihres
Fleisches wegen geschätzt. Daneben wird von den Melanesiern
eine ergiebige Fischerei mit Zugnetzen, Neusen und Angeln
betrieben, während die ?tagd nicht viel Gewinn bietet.
Wie bei den Australiern, so kommt auch bei den Papuas
der K an nibalismus vor. Etliche Stämme betreiben
Kopfjägerei, indem sie den Feinden die Köpfe ab-
schneiden und im Triumphe nach Hause tragen.
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Der Haus- und Ackerbau ist bei Ven Polynesiern
ebenso gut entwickelt wie bei den Papuas. Im Ackerbau sind
hier und dort sogar künstliche Bewässerungsanlagen vorhanden.
Die Fleischkost liefern in erster Linie die Ratte und das
Schwein. Auch Hühner und Wildtauben werden nach dem
Beispiele der Europäer geschätzt.
Mit großem Erfolge betreibt man die Fischerei auf Krebse,
Schildkröten, Muscheln und die verschiedensten Fische.
Wie wir dein Bier und Weine huldigen, so braut der Poly-
nesier die K a w a. Sie wird gewonnen, indem junge Mädchen
die Kawawnrzeln kauen oder auch Wohl zwischen Steinen zer-
reiben. Dem Tabakgenuß sind Männer und Frauen ergeben.
Daß die Polynesier nach und nach sämtliche zum Teil weit
auseinanderliegenden Inseln des Großen Ozeans besetzt haben,
ist nicht allein dem Zufalle zuzuschreiben, der sie durch Hungers-
nöte, Unruhen, Sturm, Wind- und Meeresströmungen zer-
streute, soudern in erster Linie ihrer Schiffahrtskunst.
Der Polynesier ist auf dem Meere wie zu Hause, und sein rast-
loser Wandersinn treibt ihn zu den gewagtesten Fahrten.
Bei den Maori auf Neu-Seeland steht es allerdings an-
ders. Sie find in erster Linie neben dem Ackerbauer eiu
Jägervolk.
Auf religiösem Gebiete waren die Götzendienste bei den
Polynesiern schon in Verfall geraten, bevor die Weißen kamen.
An ihre Stelle war der Verehrungsdienst der Verstorbenen
getreten. Bisweilen brachte man anch Menschenopfer.
Die Menschenfresserei ist bei einigen Stämmen nie Mode
gewesen, bei anderen schon vor Ankunft der Weißen verschwun-
den, während sie von anderen vielleicht noch heute gelegent-
lich geübt wird.
Die staatliche Entwicklung steht auf einer höheren Stufe
als bei den Australiern und Papuas. Das Volk gliedert sich
in drei Klassen: Adelige, Freie und Sklaven. Aus
dem Stande der Adligen gehen 'die Priester hervor.
Iii. Die Mikronesier.
Es sind die Bewohner der Tausende von kleinen Inseln
(Kleininselbewohner), der P a l a u-, Marianen-, Karo-
I i n e n -, Gilbert- und Marschall-Jnseln, welche
mit ganz wenigen Ausnahmen sämtlich unter der deutschen
Flagge liegen.
Die Mikronesier sind ein Mischvolk zwischen einer mela-
nesischen Urbevölkerung und den zugewanderten Polynesiern.
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und erst die gesegneten Randlandschaften im Osten, Süden und
Westen die' eigentlichen Kulturvölker produzieren
konnten.
Die Völker Asiens gehören verschiedenen Rassen an. Im
allgemeinen kann man sagen, daß Zentral- und Ostasien von
den Mongolen, Südostasien von den Indochinesen
oder Malaiochinesen, <der vordere Orient von den
mittelmeerischen Völkern und der höchste Norden
und Nordosten von den Beringsvölkern (polaren Völ-
kern) bewohnt wird.
Hier und dort leben auch noch Menschen, die -als Über-
bleibsel einer früheren Urbevölkerung anzusehen sind.
Sie bilden bald ganze Völker in untergeordneter Stellung,
bald Volksstämme und bald zersprengte Volkselemente, die in
den unzugänglichsten Gebieten Schlupfwinkel gefunden haben,
als stärkere oder auch höherstehende Nachbarvölker in ihre
Wohnsitze hereinschwärmten.
Von den Urvölkern Asiens sind besonders erwähnens-
wert: die Mnnda- und D r a v i d a v ö l k e r Indiens,
die S i n g h a l e s e n Ceylons, die I n d o a n st r a l i e r und
Negritos in Siid- und Ostasien.
Da es nicht möglich ist, sämtliche Völker und Volkssplitter
auf wenigen Seiten zu beleuchten, wenn die Behandlung nicht
nur eine schematische Zusammenstellung sein soll, so werden
im folgenden nur die Hnuptvertreter der herrschenden Rassen
betrachtet.
I. Die monqoloiden Völker.
Sie haben den Löwenanteil Asiens im Besiü. Man kann
sagen, ganz Asien mit Ausnahme des äußersten Nordens,
Nordostens, Vorderindiens und Vorderasiens wird von ihnen
bewohnt. Dieser Ansdebnnngskreis gibt Zeugnis von der
ungeheuren Ausdehnungskraft, die in der Rasse liegt. Aber
die bisher eingenommenen Gebiete genügen noch nicht, und
darum werden immer neue Menschenmengen besonders nach
den Inseln des Ozeans und nach Amerika abgestoßen. Nicht
mit Unrecht spricht man darum von einer „gelben Gefahr".
Die in Frage stehende Rasse wird gewöhnlich als die
mongolische bezeichnet. Es ist aber richtiger, sie die „Gelbe
Rasse" zu nennen, denn die gelbe Hautfarbe, mag sie
■auch ins Dunkle oder Helle hinübergehen, ist -allen Vertretern
eigen. Dazu kommt noch ein grobes, straffes, schwer-
zes Haar. Die Körperbehaarung tritt wenig hervor, und
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Ortsnamen: Asiens Ostasien Asiens Indiens Siid- Ostasien Asiens Asien Vorderasiens Amerika
— 350 —
speisen. An Genüssen gibt er sich dein Tabak- und dem äußerst
nervenzerrüttenden Opiumrauchen hin. Dazu ist er auch
sinnlich veranlagt.
In erster Linie ist der Chinese Ackerbauer, daneben
durch seine berechnende Klugheit und Verschlagenheit, durch
seinen Scharfsinn und die leichte Auffassung der geborene
Handelsmann, der ohne Sonntagsruhe Tag für Tag seinen
Geschäften und nur im Februar 14 Tage lang der
Erholung und dem lärmenden Vergnügen nachgeht.
Welchen kulturellen Vorsprung die Chinesen vor den
Europäern hatten, geht daraus hervor, daß sie schon seit Jahr-
taufenden das Papier, den Buchdruck, den Kompaß, das
Schießpulver, Glas und Porzellan kannten. Aber in der Be-
Nutzung dieser Erfindungen zu Spiel- und Nippfachen, Ver-
gnügungeu ufw. verrät sich etwas Kinderhaftes »des Volkes.
Die Religion der Chinesen besteht in den Vernunftsätzen
des Konfuzius und in einem N a t n r - und Ahnen-
k u l t n s. Daneben haben auch Buddha und Mohammed
zahlreiche Anhänger. Von den Vornehmen aber wird behanp-
tet, daß sie sich um religiöse Fragen überhaupt nicht kümmern.
Das Christentum hat uoch wenige Bekenner in China ge-
fanden.
d) Die Japaner. Ihre Gestalt ist kleiner als die
des Chinesen. Im Durchschnitt erreichen sie nur 1,5 m Höhe.
Dazu unterscheiden sie sich auch durch einen weit größeren
Reinlichkeitssinn von ihren westlichen Nachbarn. Der für alles
Neue und Fremde empfängliche Sinn hat die Japaner in den
letzten Jahrzehnten ganz unerwartet vorwärts gebracht, ^eit
1868 haben sie sich Me Europäer, besonders aber die Deutschen,
als Lehrmeister herangezogen und mit deren Hilfe ihr ganzes
Kulturwesen auf der Balis der europäischen Kultur aufgebaut.
Heer, Flotte, Verwaltung des Bergbaues, Unterrichts, Ver-
kehrs im Post-, Eisenbahnen- und Seewesen usw. wurden um-
gestaltet und das Regierungssystem nach preußischem Muster
eingerichtet. Die Erfolge einer solchen Reform machten das
kleine Japan zum Besieget des russischen Kolosses und schnell-
ten es mit einem Schlage in die Reihe der ersten Mächte der
Erde.
Die Herknnst des Japaners ist nicht genau festzustellen.
Sicherlich kam das Volk als ein Verwandter der Chinesen über
Korea nach Japan und vermischte sich dort entweder mit der
vorhandenen Urbevölkerung oder mit einem malaiischen
Stamme.
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Extrahierte Personennamen: Mohammed
Extrahierte Ortsnamen: China Balis Japan Korea Japan
— 352 —
Die Tibetaner haben eine vollständige Theokratie,
d. h. ein Reich, dessen Beherrscher ein Priester ist, gegründet.
Der Titel des regierenden Priesters ist „Dalai Lama". Der
Regierungssitz des buddhistischen Papstes ist L h a s s a.
Weit mehr als die Tibetaner sind die Hinterinder das,
was der Name sagt: „Malaiochinesen", d. h. Mischlinge zwischen
Malaien und Mongolen, die in der Hauptsache durch Chinesen
vertreten waren. Im W Hinterindiens ist die Kultur
mehr durch diejenige Vorderindiens, im O mehr durch
diejenige Chinas beeinflußt.
Das Leben der Malaiochinesen ist vor allem auf Ackerbau
gegründet.
Die Malaien bewohnen den gesamten Jnselarchipel
Hinderindiens. Früher glaubte man, in ihnen eine beson-
dere Rasse sehen zu müssen. Sicherlich aber sind sie gleich den
Malaiochinesen nur ein vorgeschobenes Glied der gelben Rasse.
Wohl werden die Malaien ab und zu auch die braune Rasse ge-
nannt, aber der gelbe, mongoloide Ton leuchtet überall bei
ihnen durch.
Der Malaie ist etwas größer als der Japaner (1,55 bis
1,69 m). Er hat schwarzes, grobes, straffes Kopfhaar, spar-
lichen Bartwuchs. In dem flachen, mongoloiden Gesichte ver-
raten die Augen in Geschlitze und Schiefstellung weniger die
gelbe Abstammung. Der Körperbau der Malaien ist unter-
setzt, stämmig, gleicht in seinen Verhältnissen dem Europäer.
Der Malaie ist ernst, ruhig, schüchtern, freundlich, höflich,
zurückhaltend und verschwiegen und ähnlich dem Chinesen ge-
nügsam und ausdauernd. In Schiffahrt und Handel
zeigt er Talent und Unternehmungslust. Letztere hat ihn zu
einem echten Schiffer- und Seevolk werden und von der Insel
Formosa an der Küste Chinas bis nach Madagaskar (Hova-
stämme) bei Afrika sich ausbreiten lassen.
Neben den guten Eigenschaften zeigen die Malaien sich
aber auch reizbar, nachtragend, grausam, sorglos im Spiel und
leidenschaftlich dem Tanz und Vergnügen ergeben. Jedoch
lassen sich diese und auch andere Eigenschaften gerade bei den
Malaien nicht verallgemeinern. Es gibt feige, demütige,
kriechende Stämme (auf Java) und im schroffen Gegensatz zu
ihnen auch tapfere, fanatische, offene, stolze Völker (auf
Sumatra).
Dieselben Gegensätze zeigen sich in den Kulturstufen,
welche die einzelnen Stämme erreicht haben. Da haben wir
z. B. in den Javanesen und Snndanesen (Java) und
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
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Extrahierte Ortsnamen: Hinterindiens Chinas Hinderindiens Formosa Chinas Madagaskar Afrika Sumatra
Der Türke ist rechtlich, würdevoll, höflich, sorglos, genüg-
sam, unwissend, phlegmatisch, neigt aber anch zu Herrschsucht,
Dünkel, Fanatismus, übertriebenem Nationalstolz und Mangel
an Mitleid. Naumann sagt: „Er ist^ein guter Kerl, uobel,
leichtsinnig, faul, kein Held und kein Staatsmann." Ein tür-
kisches Sprichwort sagt: „Die Eile ist des Teufels Werk."
Die von den Türken unterworfenen und im Besitz behal-
tenen Länder gingen kulturell alle zurück. „Wo der Tiirke
seinen Fuß hinsetzt, wächst in hundert Jahren kein Gras!"
sagt ein geslügeltes Wort.
Zu den Türkvölkern zählen außer den in Sibirien woh-
nenden Jakuten und Tataren auch die Kirgisen, welche
sich iu die große, kleine und mittlere Horde gliedern. Sie sind
größtenteils noch Nomaden und wohnen in zusammenlegbaren
Zelten.
4. D i e Finnen. Unter ihnen verstehen wir die Be-
wohner Westsibiriens und Ostrußlands. Zu ihnen gehören
auch die Bewohner Finnlands und E st h l a n d s, die
Lappen und die M a g y a r e n in Ungarn. Versprengte
Stämme bilden die „Wolga-Finnen". Wir sehen also, daß von
allen mongoloiden Völkern die Finnen am stärksten und wei-
testen in Europa eingedrungen sind.
5. D i e S a m o j e d e n. Weit über das Gebiet des
Jenissei und Ob verstreut, sind sie ein^rohes Jägervolk ge-
blieben. Die Russen, denen sie aus der Stufe des Kannibalis-
mus zu stehen schienen, legen den Namen Sanwjeden als
„Selbst-Esser" aus. Das Christentum hat unter ihnen noch
keine Wurzeln schlagen können.
Ii. Die Polarvölker.
Im N Asiens, gleichsam an der Grenze der bewohnbaren
Erde, sitzen noch etliche Völker, die gewöhnlich ebenfalls zu den
Mongoloiden gezählt werden. Es ist richtig, daß sie eine An-
zahl von Kennzeichen der mongolischen Rasse tragen, daneben
sind aber auch abweichende Merkmale vorhanden, so daß die
Vorsicht erheischt, diese Völker erst dann einer bestimmten Rasse
zuzuweisen, wenn es der Wissenschaft gelungen ist, ihre Her-
kunft sicher festzustellen.
Die hier zuerst in Frage kommenden Völker sind die O st -
jaken,Jnkagiren, Kamtschadalen, Korjäken,
T s ch n k t s ch e n und N a m o l l o s. Sie bewohnen die
Küstenländer des Eismeeres, der Beringssee und des Ochots-
tischen Meeres. Diese Völker sind geschickte Jäger, noch mehr
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Naumann
Extrahierte Ortsnamen: Sibirien Finnlands Ungarn Europa Asiens
— 359 —
Die Toten werden in der Nähe ihrer Ahnen, am liebsten
in Ruinen, bestattet. Zum Zeichen der Trauer zerreißen die
Männer das Gewand und raufen sich das Haar, während die
Frauen heulen, Klagelieder singen, sich >das Gesicht zerkoatzen,
die Zöpfe abschneiden und aufs Grab legen.
Die Religion der Araber ist der von Mohammed ge-
stiftete Islam, der Allah als das höchste Wesen, Mohammed
als den ersten Propheten ansieht, das Geschick für voraus-
bestimmt und unabwendbar hält, den Alkoholgenuß verbietet,
aber die Vielweiberei erlaubt und sieben Himmel, ausgestattet
mit allen Freuden der siuulichen Genüsse, predigt.
2. Die Arier. Man bezeichnet die in Asien wohnenden
Völker der mittelländischen Rasse als die O st a r i s ch e n
Völker zum Unterschiede von den europäischen Westarieru.
Sie gliedern sich in die Völker Irans und Indiens.
a) Die Iraner. Von ihnen haben schon im Altertum
diemeder, Perser, Baktrier, Parthen und
Skythen große geschichtliche Bedentnng erlangt.
In der Gegenwart bilden die Perser die zahlreichste
Völkerfamilie der Iraner. Sie sind die Nachkommen der alten
Perser, haben sich im Laufe der Jahrtausende stark mit semiti-
schem und türkischem Blute vermischt. Als ziemlich rein können
vielleicht nur noch die P a r s i oder G e b r gelten, welche nicht
den Mohammedanismus angenommen, sondern den alt-
iranischen Lichtkult der Sonnenanbetung in der Form der
Feuerverehrung beibehalten haben.
Die Perser oder ?5rani sind von mittelgroßer Gestalt und
brauner Hautfarbe bei dunkelbraunem, schlichtem Haar und
reichlichem Bartwuchs.
Im Wesen des Persers wird die Neigung zu religiösen
Spekulationen hervorgehoben, dabei ist er schmiegsam, ge-
duldig, selten fanatisch, aber auch unkriegerisch und habgierig.
Der Perser legt großen Wert auf die Kleidung. An die
Stelle des Turbans ist heute meist die Lammfellmütze, die eine
Höhe bis zu einem halben Meter erreicht, getreten. Der Rock
wirb einfarbig grün, gelb, rot, violett gewählt und «durch
Gürtel, in dem sich die verschiedensten Dinge unterbringen
lassen, zusammengehalten. Die Bekleidung der Füße besteht
in Pantoffeln und kurzen Strümpfen. Alles zusammen muß
möglichst farbenprächtig sein.
Der Perser lebt hauptsächlich voll Reis, der in verschieden-
ster Zubereitung erscheint. Daneben werden Linsen, Gemüse,
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Extrahierte Personennamen: Mohammed Mohammed
Extrahierte Ortsnamen: Asien Irans Indiens Altertum
desto dunkler werden Haut, Haare und Auge, denn desto mehr
ist dem arischen Blnte das Blut der Eingeborenen beigemischt.
Die auf Ceylon wohnenden Singha lesen werden bald
als Nachkommen der Urbevölkerung, bald als Arier-Nachkom-
men angesehen. Sie sind Buddhisten, während im
übrigen Indien der Buddhismus dem Brahmanis m u s ,
aus dem der Buddhismus erwachsen ist, wieder weichen mußte.
Die Völker Afrikas.
Wenn von der Bevölkerung Afrikas gesprochen wird, so
steigen in der Vorstellung eiues jeden Zuhörers sofort die
Neger herauf. Es ist richtig, daß, wenn inan die schwarzen
Völker des „dunklen Erdteils" unter diesem Gesamtnamen
zusammenfassen will, die Neger deu weitaus größten Teil des
Kontinents bewohnen. Bei Betrachtung der Völker Asiens
aber wurde schon darauf hingewiesen, daß sich in Nordafrika
ein Zweig der Mittelmeerrasse ausgebreitet hat. Es sind dies
die Hamiten. Ferner wurde erwähnt, daß die Malaien
im No bis Formosa und im So bis nach Madagaskar
sich ausgebreitet haben und dort als H o v a st a m m e bekannt
sind.
Betrachten wir nun die Neger besonders, so ergibt sich
einerseits, daß sie sich von jeder anderen Völkergruppe und vor
allem auch von den Anstralnegern unterscheiden, andererseits
ergeben sich aber^ auch innerhalb dieser Rasse in Hinsicht auf
Körperbau und Sprache so bedeutende Abweichungen, daß man
nicht umhin kann, vier große, gesonderte Völker zu unter-
scheiden: 1. Buschmänner, 2. Hottentotten,
3. Neger, 4. B a n t n.
Sämtliche Negerstämme stehen auf einer verhältnismäßig
niedrigen Kulturstufe. Sie haben es niemals so weit gebracht,
daß sie führende Rollen in der Weltgeschichte übernom-
men haben. Was sie an Staatsgebilden zu schaffen
versuchten, war stets schnell wieder verschwunden. Wo wären
bei ihnen Reiche wie die der Chinesen oder Babylonier oder
Assyrer oder Azteken usw. zu suchen? Auch in der Kunst
sind sie nie zu den monumentalen Schöpfungen gestiegen wie
die Ägypter, Babylonier, Inder usw. Ihre Versuche zur Ent-
Wicklung einer Schrift aus sich selbst blieben stets in den
Anfängen stecken. Was sie auf dem Gebiete der religiösen
Spekulationen zeitigten, vermochte nie, den fürchte^
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
— 363 —
ifit Land zu einem der einflußreichsten Kulturherde der Alten
Welt zu nmchen.
Die Ägypter sind sicher von No in das Land eingewandert.
Später folgte ihnen in den Hyksos ein semitischer Nachschub
und trat die Herrschaft an. Die heutige hamitische Bevölke-
rnng besteht in den Fellahin oder Fellachen und christlichen
Kopten. Die Steuerverhältnisse unter der Türkenherrschaft
haben das Land so ausgesogen, daß die Fellahm trotz der
Bodenreichtümer in dürftigster Armut in engen Lehmhütten
wohnen.
c) D i e Abessinier sind mehr denn alle übrigen Ha-
miten mit Araberblut gemischt. Ihre ganze Lebensweise und
Tracht erinnert sehr an die der Araber.
Seit etwa 339 sind sie schon Bekenner des Christentums,
das bei ihnen aber mehr im Formen- als im Herzensdienst
zum Ausdruck kommt. 269 Festtage werden jährlich gefeiert.
Des Abessiniers Faulheit ist bekannt und so groß, daß er
oft lieber hungert, bevor er zur Betätigung sich entschließt.
Die Erwerbsquelle ist in erster Linie die Viehzucht, die
sich auf Kamele, Rinder, Esel und Maulesel bezieht, während
die Landwirtschaft in weniger hohem Ansehen steht.
d) D i e N n b i e r haben sich sehr stark mit Arabern und
Negern vermischt und sprechen auch die Sprache der Ostsudan-
neger. Man kann bei ihnen nur noch von vereinzelten rein
hamitischen Stämmen und Sprachinseln reden.
e)Dieostafrikaner dagegen sind reine Hamiten.
Sie haben 'das ganze Osthorn Afrikas besetzt und besteben aus
den beiden großen Völkern der Galla und Som>ali.
Beide Völker sind kriegerische, nomadische Hirten und
Reiter. Den Somali schreibt man besonders noch Mordlust und
Verschlagenheit zu. Kamelstehlen soll ihre größte Leiden-
schast sein.
i) Die F u l b e wohnten anfangs nur im westlichen
Sudan im Gebiet des Senegal und Gambia und haben sich
etwa im 16. Jahrhundert von öort aus mehr und mehr nach O
ausgebreitet, so daß sie heute fast den ganzen Hoch- und Flach-
sudan besetzt haben. Die vor ihnen ansässigen Haussa-Völker,
welche weit zahlreicher wareu, wurden von ihnen nieder-
geworfen.
Die Fulbe-Völker sind geborene Reiter. Sich selbst und
ihre Pferde schützen sie durch Lederpanzer. Ihr kurzes Schwert
erinnert an das der alten Römer.
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