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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 137

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 137 — tüürmer, gleich dem Deckel eines altert Buches, aus dem der Inhalt herausgenommen und der seiner Inschrift und Vergoldung beraubt ist. Doch wirb das Werk selbst nicht verloren sein, sondern dermaleinst Weber erscheinen in einer neuen, schönern Rusgabe, burchgejehen und verbessert von dem Verfasser." 60. Die französische Revolution. 1. Der französische Hos. Dem prachtliebenden und eroberungssüchtigen Ludwig Xiv. (Nr. 48) war auf dem Throne Frankreichs sein Urenkel Ludwig Xv. gefolgt, ein König, dem es an Herrscherkraft und herrscherlugend fehlte. Die Verschwenbung seines Vorgängers setzte er fort, so datz beut Lattbe eine ungeheuere Schuldenlast aufgebürdet würde. Entsetzlich war die Sittenverderbnis, die an seinem Hofe herrschte; man spottete ba leichtfertig aller Sucht Und Ehrbarkeit. Da erlosch alle Liebe zum Königshaus im herzen des Volkes, und allenthalben verbreitete sich haß und Verachtung gegen die Regierung. 2. ansang der Revolution. Eine bessere Zeit schien zu kommen, als nach Lubwigs Xv. Tode beffen Enkel Ludwig Xvi. den Thron bestieg. Der war ein $ürst von guter Sinnesart und hatte den reblichen willen, der Not seines Volkes abzuhelfen. Er berief Nach seiner Resibenz Versailles abgeordnete aus den drei Ständen des Reiches; dem Adel, der Geistlichkeit und dem Bürgerstande (1789). Sie sollten beraten, wie Hilfe zu schaffen sei. Aber bald entstand Uneinigkeit unter den Abgeordneten, da Adel und Geistlichkeit es ablehnten, sich mit den Bürgern zu gemeinsamer Beratung zu vereinigen. Ruf diese Weigerung erklärte der dritte Stand: „wir Bürger sind die wahren Vertreter des Volkes; wir sind hier zusammengekommen als Nationalversammlung und gehen nicht eher auseinander, als bis wir dem Reiche eine neue Verfassung gegeben haben." Mit diesem Beschlusse, dem sich der friedliebende König fügte, begann eine völlige Umgestaltung des Staates, eine Revolution. 3. Zerstörung der Vastille, während die Nationalversammlung ihre Beratungen hielt, geriet das französische Volk in eine gewaltige, immer steigende Aufregung. Man forderte ungestüm die schleunige Abschaffung aller Mitzbräuche; man schalt auf den königlichen Hof und die vornehmen Stände als die schlimmsten Zeinde der gemeinen Wohlfahrt; man drohte, sich mit Gewalt die Freiheit zu erkämpfen, die man begehrte. Am heftigsten war die Bewegung in der

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 204

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 204 — dieses Titels auf. Es war keine Wahl, die, wie im alten römisch-deutschen Reiche, durch herkommen, Gunst oder Vorteil wäre bestimmt worden; nicht durch Zufall oder Glück wurde König Wilhelm deutscher Kaiser; er hat die Kaiserkrone durch unsterbliche Waffentaten erkämpft. Rm 18. Januar 1871, dem Tage, da vor 170 Jahren das preußische König* tum gestiftet worden war. fand die feierliche Wiederaufrichtung des Deutschen Kaiserreiches statt. Vor den Mauern des seinem Falle nahen stolzen Paris, zu Versailles in dem Schlosse Ludwigs Xiv., der stets auf Deutschlands Erniedrigung und Zersplitterung ausgegangen war, in dem mit den Zahnen des siegreichen Heeres geschmückten Spiegel-saale versammelten sich deutsche Fürsten, Heerführer, Staatsmänner und Krieger um den König von Preußen, ctls am Schlüsse des Festgottes-dienstes der Lobgesang verklungen war, verlas der König die Urkunde des Kaiserreiches und nach ihm der Bundeskanzler Graf Bismarck die Ansprache des Kaisers an das deutsche Volk. Mit lauter Stimme rief der Großherzog von Baden: „hoch lebe Seine Majestät der Kaiser Wilhelm!" und die ganze Versammlung stimmte dreimal begeistert ein. 3. das Deutsche Volk." Des Kaisers Ansprache an das deutsche Volk aber lautet: „wir Wilhelm, von (Bottes Gnaden König von Preußen rc. rc. Nachdem die deutschen Fürsten und Freien Städte den einmütigen Ruf an Uns gerichtet haben, mit Herstellung des Deutschen Reiches die seit mehr denn sechzig Jahren ruhende Kaiserwürde zu erneuern und zu übernehmen, und nachdem in der Verfassung des Deutschen Bundes die entsprechenden Bestimmungen vorgesehen sind, bekunden hiermit, daß wir es als eine Pflicht gegen das gemeinsame Vaterland betrachtet haben, diesem Rufe der verbündeten deutschen Fürsten und Freien Städte Folge zu leisten und die deutsche Kaiserwürde anzunehmen. Demgemäß werden wir und Unsere Nachfolger an der Krone Preußens fortan den kaiserlichen Titel in allen Unseren Beziehungen und Angelegenheiten des Deutschen Reiches führen und hoffen zu Gott, daß es der deutschen Nation gegeben sein werde, unter dem Wahrzeichen ihrer alten Herrlichkeit das Vaterland einer segensreichen Zukunft entgegenzuführen, wir übernehmen die kaiserliche Würde mit dem Bewußtsein der Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reiches und seiner Glieder zu schützen, den Frieden zu wahren, die Unabhängigkeit Deutschlands, gestützt auf die geeinte Kraft seines Volkes, zu verteidigen, wir nehmen sie an in der Hoffnung, daß dem deutschen Volke vergönnt sein wird, den söhn seiner heißen und opfer-mutigen Kämpfe in dauerndem Frieden und innerhalb der Grenzen zu

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 183

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 183 — «tn und fragte ihn oft um Rat. „Er hielt mich." sagte später Bismarck, „für ein (Ei, aus dem er einen Minister ausbrüten wollte." (Eines Tages fragte ihn der König, ob er den Posten des preußischen Gesandten am Bundestage in Frankfurt übernehmen wolle. Das war ein ganz neuer, fremder Beruf für Bismarck. Aber kurz entschlossen sagte er sofort: „Eure Majestät können es ja mit mir versuchen. Geht es nicht, so ist es ja leicht, mich wieder nach Hause zu rufen." So wurde Bismarck Diplomat. Nach Frankfurt ging er in dem Gedanken, daß Preußen mit Österreich immerwährende Freundschaft suchen und mit ihm vereinigt Deutschland leiten müsse. Aber bald erkannte er, daß Österreich in Deutschland allein herrschen und Preußen nicht aufkommen lassen wollte. Huch in Kleinigkeiten zeigte jtch das. (Einmal besuchte Bismarck den österreichischen Gesandten, ^er tat, als wenn der Vertreter Preußens weniger wäre als er, rauchte seine Zigarre weiter und bot Bismarck nicht einmal einen Sitz an. Da zog dieser ruhig eine Zigarre heraus, nahm unaufgefordert Platz und bat ganz freundlich die verblüffte österreichische (Exzellenz uyt Feuer. Seitdem wagte der Österreicher nicht mehr, Bismarck unlöslich zu behandeln. Dieser kam in Frankfurt zu hohem Ansehen, und was er seiner Regierung in Berlin riet, das geschah meist. Nach einigen Jahren wurde er Botschafter in Petersburg und dann in Paris. — Mittlerweile war der Prinz Wilhelm von Preußen König Beworben und, wie wir gesehen haben, mit den Abgeordneten wegen er Umgestaltung des Heeres uneins geworden. (Er bedurfte eines neuen ersten Ministers, der Preußens Beruf als deutsche vormacht zu verfechten imstande wäre, der mit reichem Geiste, kühnem Mute und schlagfertigem Worte die widerstrebenden Abgeordneten davon zu Überzeugen verstände. Keinen Besseren wußte er als Bismarck; ver= jagte der ihm seine Dienste, so wollte er — das war sein fester Entschluß — die Krone niederlegen. (Er rief Bismarck und dieser nahm l°fort das Amt an, so gefährlich es war. „Ich sehe weit genug pon meinem Schlossesagte ihm an einem der bald kommenden schweren Tage der König, „um auf dem Platze davor Ihr Haupt fallen ^ !*hen, und dann fällt auch das meinige." Da brach Bismarck in le Worte aus: „Nun, Majestät, kann ich mir denn einen schönern oo denken, als diesen ober den auf dem Schlachtfelde?" q Btsntstrcft als Minister. Trotz des Widerstandes des ^geordnetenhauses wußte Bismarck Mittel zu finden, dem Könige te Neugestaltung des Heeres zu ermöglichen. Als fast alle gegen ihn

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 96

1918 - Leipzig : Voigtländer
- 96 — Liebe seiner Untertanen; denn er mar ein leutseliger, gerechter Herr, der auf alle Weise seines Landes Wohlfahrt zu fördern suchte. Seinen frühern Glaubensgenossen, den Hugenotten, verlieh er durch das Edikt von Hantes (1598) das Recht, fortan ihrem Glauben gemäß zu leben, Schulen anzulegen und Staatsämter zu bekleiden. Den Landleuten, die durch den Krieg verarmt waren, schenkte er die rückständigen Steuern. „3ch hoffe es noch dahin zu bringen," sagte er, „daß jeder Bauer des Sonntags ein Huhn im Topfe hat." (Er selbst lebte sparsam. Seine Königsroürde hinderte ihn nicht, mit seinen Freunden heiter zu scherzen, mit seinen Kindern gemütlich zu spielen. Linst trat ein fremder Gesandter bei ihm ein und war nicht wenig erstaunt, den König mit seinem Söhnlem auf dem Rücken durch das Zimmer traben zu sehen. „Herr Gesandter, haben Sie auch Kinder?" fragte Heinrich. „Ja, Ew. Majestät," war die Rntwort. „Nun," fuhr der König fort, „da werden Sie es mir nicht übelnehmen, daß ich erst meinen Ritt vollende." 5. Oer Konigsmorö (1610). — So glücklich auch Frankreich unter einem solchen Könige war, so gab es dennoch Menschen, die ihn haßten. Heinrichs duldsamer Sinn gegen die Hugenotten war manchen (Eiferern für den alten Glauben ein Greuel. (Ein solcher Glaubensschwärmer meinte sogar, Gott einen Dienst zu tun, wenn er den verdächtigen König umbringe, stls Heinrich einst in einer offnen Kutsche durch Paris fuhr und in einer engen Gasse zufällig halten mußte, benutzte jener den Augenblick und versetzte dem Könige zwei Messerstiche ins Herz. „Mein Gott, ich bin verwundet," schrie Heinrich, faltete die Hände und gab den Geist auf. Der Mörder wurde schrecklich bestraft. Das französische Volk aber trauerte tief um seinen trefflichen König. 42. Der Dreißigjährige Krieg. Tetllt) und wallenstein. 1. Aufstand in Böhmen (1618). 3n Böhmen, dem vaterlande des Johann Hus (s. Nr. 27, 2), hatte die Reformation weite Verbreitung gefunden. Kaiser Rudolf Ii. hatte sogar den Protestanten in einem Majestätsbriefe freie Religionsübung zugesichert. Trotzdem wurden sie von den katholischen Statthaltern häufig bedrückt, ctls ihnen auf obrigkeitlichen Befehl eine neuerbaute Kirche niedergerissen, eine andre geschlossen wurde, kam es zum Aufstande. Die Protestanten zogen vor das Schloß zu Prag, drangen hinein und forderten von den kaiserlichen Räten Rechenschaft. Ris ihnen diese verweigert wurde, warfen sie zwei der Räte, die als Hauptfeinde des evangelischen Glaubens bekannt waren, zum Fenster hinaus. Die

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 174

1918 - Leipzig : Voigtländer
Paris eine neue Revolution aus, wobei der König Louis Philipp vel' trieben und Frankreich jur Republik erklärt wurde. 3n Deutschland gab diese pariser Februarrevolution sofort den Anstotz 3ti gewaltigen Bewegungen. Unzählige Wünsche und Forderungen wurden laut, verständige und törichte, berechtigte und verbrecherisch^' Stürmisch erschallte der alte Ruf nach (Erweiterung der Volksfreiheu und Veränderungen der Staatsderfassung. Laut begehrte man von den deutschen Fürsten, den Bundestag abzuschaffen und das gespaltet Deutschland zu einem wohlgeordneten mächtigen Gesamtreiche 3*j einigen, An mehreren ©rten durchbrach das Volk im Freiheitstauinet die Schranken der Ordnung, und es kam im März 1848 zu gefähr* Iichen Aufständen, so in Berlin, Dresden, München und Wien. fluelti nirgends errangen die Aufrührer einen dauernden Sieg; allerorte1* wurden sie niedergeworfen; aber das (Ergebnis dieser stürmischen 3eu war doch, daß fortan in den meisten deutschen Staaten den Bürgern Anteil an der Gesetzgebung des Staates gewährt wurde, fluch ttl Preußen wurde eine Verfassung nach langen mühevollen B6" ratungen vollendet 0850). Seitdem schwört jeder preußische Köw9 beim Regierungsantritt, daß er die Verfassung aufrecht erhalten und in Übereinstimmung mit ihr und den Gesetzen regieren werde. 4. Die Kaifcrtoaljl. Aber nicht nur die einzelnen Staaten# sondern das ganze Deutschland, so wollte das deutsche Volk, sollt6 fortan nach einer Verfassung regiert werden. Um eine solche zu raten, trat im Mai 1848 in Frankfurt a.m. eine große National Versammlung zusammen. Notwendig mußte das Reich, wenn e5 dauernd geordnet werden sollte, ein starkes (überhaupt haben, b°5 die widerstrebenden zu unterwerfen und sich Gehorsam zu verschafft die Macht hatte. Diese Ansicht drang immer mehr in der fammlung durch. Nach Vollendung des Verfassungswerkes 6e# schloß sie, den König von Preußen als erblichen Kaiser an Deutschlands Spitze zu stellen (28. März 1849). Diese Kaiserrvah war ein großer bedeutungsvoller Schritt. Die ersehnte (Einheit &e5 Vaterlandes schien erreicht; manches deutsche £)erz jubelte in froh^r Hoffnung auf. Aber die Nationalversammlung hatte die Herrscht" gemalt des neugewählten Kaisers durch die von ihr beschlosst deutsche Reichsverfassung allzusehr eingeschränkt. Andrerseits ha^elt viele der deutschen Fürsten keine Neigung, ihre Macht durch eine" deutschen Kaiser einengen zu lassen. Österreich, dessen Einwohner 3un1 größten Teil keine Deutschen sind, konnte ohnehin nicht dem neuen

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 90

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 90 - meine armen Untertanen ihr Vieh wieder, oder bei Gott: Fürftenbtut für Gchsenblut!" Sie verließ den Saal, der sich bald darauf mit bewaffneten Dienern füllte. Alba wurde bleich. Die Offiziere aber lobten die Frau und tapfere Landesmutter, und der Herzog mußte wohl oder übel ihren Bauern das geraubte Vieh zurückgeben. 4. Herzog Moritz von Sachsen; der Augsburger Religionsfriede (1555). Karl hatte über die Protestanten voll* ständig gesiegt. Mit einem Ütale entstand dem Kaiser ein $eind, den er nicht erwartet hatte. Der Herzog Moritz zürnte dem Kaiser, weil er ihm außer Kursachsen nicht auch noch Magdeburg und f)alberstadt gegeben hatte, und weil er seinen Schwiegervater, den Landgrafen von Hessen, in strenger Haft hielt und nicht losgab. Der Kaiser aber weilte ahnungslos ohne Streitkräfte in Tirol. Da rückte plötzlich Moritz mit Heeresmacht gegen ihn, und wenig fehlte, daß er ihn gefangen hätte. Der gichtkranke Kaiser mußte fliehend sich in einer Sänffc r durch die schneebedeckten Tiroler Gebirge forttragen lassen. Jetzt gab __ er alle Hoffnung auf, die Protestanten zu bewältigen. (Er ließ die gefangenen Fürsten frei und schloß den flugsburgerreligions* frieden (1555). Dieser gewährte den Landesherren Religionsfreiheit; nach ihrem Bekenntnis sollte sich das der Untertanen richten. Ein katholischer Fürst konnte also seine protestantischen Untertanen zwingen, katholisch zu werden, und ein protestantischer Fürst konnte seine katholischen Untertanen ebenso bedrücken; wer sich das nicht gefallen lassen wollte, durfte auswandern. Uns erscheint jetzt solcher Gewissenszwang unerträglich. 3n Wirklichkeit bedeutete er damals die (Erhaltung des bestehenden Zustandes, also die Rettung des Protestantismus. 5. Karls V. Teoö. Dieser Rusgang des Kampfes mußte den alten Kaiser tief niederdrücken. Rlle seine Pläne sah er vereitelt und erkannte, wie trügerisch irdische Macht und Große ist. Darum beschloß er, die Regierung niederzulegen. (Er übergab die meisten seiner Länder (Spanien, die Niederlande und die Besitzungen in Italien und Amerika) feinem Sohne Philipp, die deutsche tyqijertoürde seinem Bruder Ferdinand (1556). Dann zog er sich Ä ein spanisches Kloster zurück und verbrachte seine Tage mit Gebet, Gartenbau, Drechsler-arbeiten und Uhrmachen. Diel beschäftigte er sich mit dem Gedanken an den Tod. (Einst kam ihm der sonderbare (Einfall, noch bei Lebzeiten sein Leichenbegängnis zu feiern. (Er legte sich in einen offenen Sarg, ließ sich von den Mönchen in die mit Trauerflor behängte Kirche tragen, Grablieder singen und Seelenmessen halten. Rings umher brannten

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 67

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 67 — Kaiser Friedrich Iii. die „kaiserliche Schlafmütze". Fürsten, Grafen, Bitter — sie alle suchten nur ihren besonderen Vorteil und kümmerten sich nicht mehr um das Reich. 2. Kaiser Maximilian. Dem saumseligen Friedrich folgte (1493) sein Sohn Maximilian. Der war von hoher Gestalt, in allen ritterlichen Waffenübungen wohl erfahren, so daß niemand es ihm darin gleich tun konnte. Gegen jedermann, auch gegen Leute niedern Standes, war er freundlich und gütig. Täglich war er für Bittsteller zu sprechen, und wenn einen Schüchternheit vor der kaiserlichen Majestät ersaßt hatte, so ermutigte er ihn. Warf sich jemand ihm zu Füßen, so hob er ihn mit eigenen Händen auf und hörte ihn an. Die Anstrengungen der Jagd liebte Maximilian von Jugend auf. Sobald er sich an Geist oder Körper unwohl fühlte, bestieg er ein Pferd und verbrachte den Tag hinter dem wilde in der größten Anstrengung, oft ohne Speise und Trank. Den Gemsen stieg er auf die unzugänglichsten Stellen nach. (Einst hatte er sich an der Martinswand in Tirol so verstiegen/daß er weder vorwärts noch rückwärts konnte. Unten erblickte man ihn und hielt ihn für verloren. Rber ein treuer Mann — das Volk erzählt sich, des Kaisers Schutzgeist in Menschengestalt — stieg ihm nach und half ihm von der gefährlichen Stelle. 3. Maximilians Regierung. Der im Reiche herrschenden Unordnung konnte auch der wohlmeinende Maximilian nicht mehr steuern. Die Macht der reichen Städte und Fürsten war schon allzu groß geworden, das Ansehen des verarmenden Ritterstandes gesunken, die Bauern waren elend und verachtet. Das Reich selbst hatte kein Geld, wollte der Kaiser einen Krieg führen oder sonst etwas Gemeinnütziges tun, so mußte er dazu das Geld erst von den Reichsständen erbitten, die in ihrer Selbstsucht schwer zu gewinnen waren. (Einmal war es Kaiser Sigismund gelungen, für den Hussitenkrieg eine Steuer, den gemeinen Pfennig, auszuschreiben. Maximilian wollte nun einen gemeinen Pfennig für ein stehendes Reichsheer haben. Um ihn zu erheben, wurde das Reich in zehn Kreise eingeteilt. Noch eine andre gemeinsame Reichseinrichtung schuf Maximilian: das Reichs-fcammergericht in Wetzlar. (Es sollte Recht sprechen, jede Selbsthilfe wurde verboten, und ein „ewiger Landfrieden" sollte herrschen. Aber wo war die Gewalt, welche mächtige widerspenstige zwang, sich den Entscheidungen dieses Gerichtes zu unterwerfen? Als Maximilian erfahren mußte, daß all sein Mühen umsonst war, verlor auch er den Mut und ließ die Dinge im Reiche gehen. (Er starb im Jahre 1519. 5*

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 161

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 161 — Dzean. Dort blieb er, umgeben von wenigen Getreuen, bis zu seinem ^oöe (5. Mai 1821). Seine (Bebeine wurden später nach Paris gebracht und in der Invalidenkirche bestattet. 6. Der Deutsche Bunö. tttit Napoleon waren auch seine verwandten von ihren Thronen gestürzt worden. Die früheren Herrscher erhielten ihre Länder zurück. Frankreich kam wieder an Ludwig Xviii. Alle (Eroberungen, die es seit dem Rusbruche der großen Revolution gemacht hatte, mußte es herausgeben. Preußen erhielt an Neuen Ländern die Hälfte des Königreichs Sachsen und die schöne Rhein-provinz, wogegen es einen Teil seiner ehemaligen polnischen Besitzungen aufgab. Das deutsche Kaisertum wurde nicht wieder aufgerichtet. Rn Stelle des alten Reiches trat der Deutsche Bund, zu dem sich alle deutschen Staaten vereinigten, 39 an der Zahl. Die Fürsten Europas aber, voran die Kaiser von Rußlanb und Österreich und der König von Preußen, eingebend der gewaltigen Begebenheiten, die sich in den letzten Jahren ereignet hatten, schlossen eine feierliche Derbrüberung, die „heilige Ruianz". Sie gelobten, gemäß der heiligen Schrift als Brüder einander zu lieben, sich als Glieder derselben christlichen Fa-Eie anzusehen, die Religion zu schützen, Frieden und Gerechtigkeit aufrecht zu erhalten und Väter ihrer Völker zu sein. — In vielen Deutschen aber lebte von jetzt an die Ibee, daß Preußen künftig zur Sührung Deutschland berufen sein werbe. 71. Deutschland nach den Befreiungskriegen. 1. Der Bundestag. Das beutfchc Volk hatte zum Lohn für feine opferfreubige (Erhebung gegen die französische Fremdherrschaft Un& für seinen mutigen Kampf die Idiebererrichtung eines einigen Deutschlands gehofft. Darin würde es freilich durch den Idiener Kongreß getäuscht. Der neu errichtete Deutsche Bunb hatte zwar die Aufgabe, über die innere und äußere Sicherheit Deutschlands zu Aachen. Rber Deutfchlanb war kein einheitlicher Staat mehr; es vcttte kein gemeinsames (überhaupt, keinen obersten Kriegsherrn, kein Herstes Gericht. Es war wieber ein lockerer Bunb von Staaten, von enen die meisten zunächst nur ihren kleinen Vorteil suchten und dann er[t an den des gemeinsamen Vaterlandes bachten. Die Kleinstaaterei Jttit all ihren Schäden und Lächerlichkeiten blühte wie zuvor. — üur Beratung der gemeinsamen Angelegenheiten war der Bundes« a9 in Frankfurt am Main eingerichtet. Da kamen die Gesandten er deutschen Fürsten zusammen, nicht Abgeordnete des deutschen Änbrs, Erzählungen aus der Weltgeschichte. Ii. Äusg. A, 11

9. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 162

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 162 — Volkes. Sie berieten zwar über Deutschlands Angelegenheiten, aber was nutzte ihr Reben! Wenn ein (Befanbter noch so sehr überzeugt war, daß ein Vorschlag gut war, so bürste er boch nicht seiner Überzeugung nach abstimmen, sonbern nur so, wie es ihm seine Regierung befohlen hatte. Und wibersprachen einige Regierungen einer nützlichen Maßregel, so mußte sie unterbleiben. Kein lvunber, batz der Bunbes-tag nicht imstanbe war, Deutschland das ihm gebiihrenbe Ansehen und eine gewichtige Stimme im Rate der Völker zu verschaffen. 2. Mißverständnisse zwischen Surften und Volk. Gegen eine solche Vertretung des deutschen Volkes richtete sich bald der allgemeine Unwille. Das Selbstgefühl des Volkes war in beit Kriegen mächtig erwacht; die nie erloschene Sehnsucht nach der alten tltacht und Herrlichkeit der Hohenstaufenzeit warb unbezwinglich stark. (Ein neues Deutsches Reich, mit einem Kaiser an der Spitze, und unter ihm ein freies Volk — das waren die Wünsche der Besten-Diesen (Einheitsbestrebungen aber trat der Bunbestag entgegen. As gar ein törichter Stubent, Hamens Sanb, den Dichter Kotzebue als „Cqmrmenknecht" ermorbet hatte, ba ergriff die Fürsten und Regierungen eine beklagenswerte Furcht vor dem Freiheitsbrange des Volkes. Sie verhängten schwere Verfolgungen über alle, die ihre Unzufriebenheit äußerten. Wegen „bemagogifcher Umtriebe" wurde sogar ein Mann wie Ernst Ittoritz Rrnbt bestraft, der Dichtet des Liebes: „Was ist des Deutschen vaterlanb?", der tvährenb der Befreiungskriege durch seine Schriften und sein vorbtlb so viel für Preußen und Deutschland getan hatte. Ruch der Turnvater Hahn * würde verhaftet und mit Festungshaft bestraft. Tttan nannte diese zurückbrängenbe Tätigkeit der Obrigkeit die „Reaktion"; an ihrer Spitze stanb der österreichische Staatskanzler Fürst Metterni ch> (Eine eigne Unterfuchungsbel)örbe würde eingesetzt, um geheime Verbindungen auszuspüren und zu überwachen. Besonbers verbächttg erschien die Burschenschaft, eine große verbinbung von Stubenten, der auch jener unselige Ihörber Sanb angehört hatte, viele der jungen Leute würden verhaftet, angeklagt und „wegen Hochverrat zur Tobesstrafe verurteilt, die allerdings immer in Freiheitsstrafe verwanbelt würde. Zu btesen Unglücklichen gehörte auch der junge Fritz Reuter, der spätere plaitbeutsche Dichter. „3ck Habb up eine bütsche Uneversetät an den hellen lichten Dag be bütfehen Farwen bragen" — das schildert er selbst als sein ganzes verbrechen. — Es war eine traurige Zeit des Mißverstänbnisses: die Fürsten, auch ganz

10. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 163

1918 - Leipzig : Voigtländer
- 163 wohlmeinende, sahen in ihrem im Grunde so treuen Volke eine Rotte Don Verschwörern, und das Volk hielt die Fürsten für tyrannische Unterdrücker seiner Freiheit und seiner Rechte. 3. Verfassungskämpfe, vor allem hielt man es im Volke für ein Unrecht, datz es von den Fürsten und ihren Beamten regiert werden sollte, ohne selbst an der Leitung seiner (beschicke teilnehmen Zu dürfen. Ittan verlangte, datz gewählte Abgeordnete das Recht erhalten sollten, in regelmäßigen Versammlungen die Führung der Staatsgeschäfte zu überwachen, insbesondere die (Einnahmen und Ausgaben. (Eine solche Verfassung des Staates wurde immer dringender begehrt. Sie war auch schon in den großem deutschen Staaten, wie in Preußen, dem Volke versprochen, in andern, so in Württemberg und Bayern, sogar eingeführt worden, fiber vornehmlich auf Betreiben des Fürsten Metternich wurden diese Zugeständnisse nicht gehalten ober gar zurückgenommen. Da ergriff eine tiefe Verstimmung das Volk. Gewalt konnte und wollte man nicht anroenben. So zogen sich benn die gebilbeten Stänbe gekränkt und verbittert immer mehr von der unerquicklichen (Erörterung der staatsbürgerlichen Zustänbe des deutschen vaterlanöes zurück. 4. Weltbürgertum. Die Deutschen würden wieder „D3 eltbürger", wie im achtzehnten Jahrhundert. Sie nahmen lebhaft teil an allen Schicksalen, Kämpfen und Bestrebungen fremder Volker. Sie begeisterten sich für den Freiheitskampf der südamerikanischen Kolonien gegen ihr spanisches Mutterland, sie nahmen teil an dem Befreiungskampf der Griechen, die das Joch der türkischen Herrschaft abwarfen (1821), und feierten die griechischen selben in liebern. Große Begeisterung erweckte die französische Juli-Revolution, die den Thron der Bourbonen stürzte (1830), und dem »Bürgerkönig" Louis Philipp von Orleans die Krone Frankreichs verschaffte. Aber im politischen Leben der beiben größten deutschen Staaten, Österreich und Preußen, trat durch sie keine Idanblung ein. tttan nennt diese Seit, die äußerlich so ruhig verlief und scheinbar nur auf ein behagliches Genießen ausging, die Bieber nt eierzeit. 5. Wissenschaft und Kunst. Je ärmer in Deutschland das politische Leben dieser Zeit war, um so reicher blühte das geistige und künstlerische. Große (Belehrte, wie Klexanber von hum* bolbt, der weite Reisen in fremde (Erbteile unternommen hatte, arbeiteten mit glänzenden (Erfolgen an dem Ausbau der Naturwissen» schäften. Itlan studierte das beutsche Mittelalter und vertiefte sich in ii*
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