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1. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 214

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 214 — Wirkung bei der Gesetzgebung und den wichtigsten Landesangelegenheiten sicherte, andererseits aber auch dem Landesherrn die gebührende Macht und das Ansehen gewährleistete, „welches den Fürsten in Preußen nach der ganzen Entwickelung unserer Geschichte und nach den eigentümlichen Verhältnissen des Staats ohne Gefährdung des öffentlichen Wohls nicht geschmälert werden darf". Die neue Verfassung wurde am 31. Januar 1850 als „Staatsgrundgesetz" verkündet. Nach demselben nimmt das Volk an der Regierung und Gesetzgebung teil. Es wählt aus seiner Mitte Abgeordnete, welche das Haus der Abgeordneten oder die zweite Kammer bilden. Die erste Kammer, das Herrenhaus, ist zusammengesetzt aus den großjährigen königlichen Prinzen und aus gewählten oder vom Könige ernannten Mitgliedern. Jedes Gesetz wird zuerst von den beiden Kammern, welche zusammen den Landtag bilden, beraten und erlangt dann durch des Königs Unterschrift Rechtskraft. Seit Einführung der neuen Verfassung bildet der preußische Staat eine „konstitutionelle Monarchie". Versuche zur Neugestaltung Deutschlands. Dem nach dem ersten Pariser Frieden gestifteten Deutschen Bunde fehlte es bislang noch an einer Verfassung. Um diese zu beraten, trat zu Frankfurt a. M. eine aus den Wahlen hervorgegangene deutsche Rational Versammlung zusammen, welche nach Auslösung des Bundestages den Erzherzog Johann von Österreich zum Reichsverweser wählte. Derselbe sollte bis zur endlichen Begründung einer Reichsgewalt alle gemeinsamen Angelegenheiten des deutschen Volkes verwalten. Nachdem die neue Verfassung vollendet war, bot die Nationalversammlung Friedrich Wilhelm Iv. die erbliche Würde eines deutschen Kaisers an (April 1849). Dieser aber lehnte die Annahme derselben ab; denn er wollte die Kaiserkrone nur mit Zustimmung der deutschen Fürsten annehmen. Trotz der Ablehnung der Kaiserkrone war Friedrich Wilhelm eifrig bemüht, das große Werk der Einigung Deutschlands zustande zu bringen, aber Österreichs und Rußlands Widerstand hinderten die guten Absichten des Königs, und dieser mußte es geschehen lassen, daß 1851 der unvollkommene deutsche Staatenbund wieder hergestellt wurde. Der alte Bundestag trat in demselben Jahre wieder zusammen. Deutschland blieb zerrissen, ohne Macht, ein Spott des Auslandes. Erst einer späteren Zeit blieb es vorbehalten, ein einiges Deutsches Reich wieder herzustellen. Erwerbungen. Im Jahre 1849 erfuhr Preußen eine Gebietserweiterung, die zwar einen mäßigen Umfang hatte, aber wertvoll war durch geschichtliche Erinnerungen. Friedrich Wilhelm erwarb nämlich durch Kauf von den ihm stammverwandten Fürsten von Hohenzollern-Hechingen und -Sigmaringen die Fürstentümer gleichen Namens, das Stammland

2. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 220

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 220 — die bayrische Rheinpfalz und Baden von den Aufständischen und gab beide Länder ihren rechtmäßigen Herrschern zurück. Mit großem Jubel wurde er bei seinem Einzuge in Berlin von der Bevölkerung empfangen. Er aber wies in seiner Bescheidenheit, die ihn stets auszeichnete, jeden Dank zurück, denselben der Trefflichkeit und der Treue der Armee überweisend. Nach seiner Rückkehr nahm er in seiner Eigenschaft als Gouverneur von Rheinland und Westfalen seinen Aufenthalt in Koblenz, wohin ihm auch seine Gemahlin folgte. Bald wurde Koblenz der Mittelpunkt eines lebendigen geistigen Verkehrs. Wiederholt unternahm der Prinz von Preußen von Koblenz aus Reisen zu Heeresübungen nach Rußland und Österreich. Im Jahre 1854 wurde er zum Generalobersten der Infanterie ernannt und feierte 1856 die Verlobung seiner beiden Kinder, der Prinzessin Luise mit dem Großherzoge von Baden und des Prinzen Friedrich Wilhelm mit Viktoria, der Prinzeß Royal von Großbritannien. Wilhelm als Prinz-Regent. Im Jahre 1857 wurde Friedrich Wilhelm Iv. von einer schweren Krankheit heimgesucht, so daß er sich auf Anordnung der Ärzte eine Zeit lang der Regierungsgeschäfte enthalten mußte. Er übertrug daher die Leitung der Staatsangelegenheiten seinem Bruder, dem Prinzen von Preußen. Da aber die anfangs immer noch erhoffte Genesung des Königs nicht eintrat, so mußte am 7. Oktober 1858 die provisorische Stellvertretung in eine dauernde umgewandelt werden. Der Prinz von Preußen, der bis dahin ausdrücklich nur nach den ihm bekannten Intentionen des Königs regiert hatte, erhielt nun den Auftrag, die königliche Gewalt in der alleinigen Verantwortlichkeit gegen Gott nach bestem Wissen und Gewissen auszuüben. Er führte bis zum Tode des Königs den Titel Prinz von Preußen, Regent. Eine seiner ersten Regierungsthaten war die Entlassung des bisherigen und die Bildung eines neuen Ministeriums, au dessen Spitze er den Fürsten Anton von Hohenzollern-Sigmaringen berief. Als der Regent das neue Ministerium zum erstenmale um sich versammelte, hielt er eine denkwürdige Ansprache, in welcher er die Grundsätze seiner Regierung entwickelte. Vor allem aber wies er aus die Notwendigkeit einer Verbesserung des Heerwesens hin, indem er die bedeutungsvollen Worte sprach: „Preußens Heer muß mächtig und angesehen sein, um, wenn es gilt, ein schwerwiegendes politisches Gewicht in die Wagschale legen zu können". Als eine andere besonders wichtige Aufgabe bezeichnete der Regent die kirchliche. Welche Gesichtspunkte in dieser Beziehung maßgebend sein

3. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 227

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 227 - dem Deutschen Bunde anheim. Gleichzeitig berief es die Stände in Holstein zur Geltendmachung ihrer Wünsche in Bezug auf die neue Landesverfassung. Preußen erklärte daher den Gasteiner Vertrag für gebrochen und ließ die Truppen aus Schleswig unter General von Mantenffel in Holstein einrücken. Die österreichischen Truppen unter dem Feldmarschallleutnant von Gableuz zogen ab, und Österreich stellte beim Deutschen Bunde den Antrag auf Mobilmachung der Bundesarmee gegen Preußen. Da dieser Antrag mit neun gegen sechs Stimmen angenommen wurde, so erklärte Preußen den Bund für aufgelöst und forderte die norddeutschen Staaten auf, einem neuen Bündnisse, von dem Österreich abgeschlossen sein sollte, beizutreten. Gleichzeitig suchte es Sachsen, Hannover, Nassau und Kurhessen zu bewegen, neutral zu bleiben und dem neuen Bundesstaat, sowie dem zu berufenden Parlament sich anzuschließen. Es versprach ihnen dafür den ungeschmälerten Fortbesitz ihrer Länder. Diese Forderung wurde jedoch abgelehnt, und so erfolgte an diese Staaten unmittelbar die Kriegserklärung, die auch an Österreich übermittelt wurde, obwohl Preußen schon die Annahme des von der österreichischen Regierung gestellten Antrages einer Kriegserklärung gleich geachtet hatte. Am 18. Juui 1866 erließ König Wilhelm einen Aufruf an das preußische Volk. „Das Vaterland ist in Gefahr!" sagte er. „Österreich und ein großer Teil Deutschlands steht gegen uns in Waffen! Wir müssen in einen Kampf auf Leben und Tod gehen gegen diejenigen, die das Preußen des großen Kurfürsten, des großen Friedrich, das Prenßen, wie es aus den Freiheitskriegen hervorgegangen ist, von der Stufe herabstoßen wollen, auf die seiner Fürsten Geist und Kraft, seines Volkes Tapferkeit, Hingebung und Gesittung es emporgehoben haben. Flehen wir den Allmächtigen, den Lenker der Geschichte der Völker, den Lenker der Schlachten, an, daß er unsere Waffen segne!" Dieser Aufruf fand im ganzen Lande begeisterten Wiederhall. „Man hatte sich", so schreibt D. Müller, „in der Energie Preußens, die so oft in Zweifel gezogen, und auch in der Volksstimmung, die man mit der Regierung für zerfallen hielt, weit verrechnet. Als die preußischen Adler flogen, die Trommeln des siebenjährigen Krieges und der Freiheitskriege klangen, und das Heer, geführt von den Prinzen aus dem Hohenzollernblut und bald vom Könige selbst, gebildet aus jeglichem Stande des Volkes, dieses »Volk in Waffen« selberr ins Feld rückte: da war der innere Hader vergessen; wie 1813 strömten die freiwilligen Gaben und Hilfleistungen, und alle erkannten, daß in Preußen Deutschland, die Freiheit, die Zukunft sei." Preußen stellte drei Armeeeu auf: die erste Armee unter Prinz Friedrich Karl, etwa 100000 Mann stark, stand in der Lausitz, die zweite oder schlesische Armee, 116000 Mann, war in Schlesien aufgestellt und wurde vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm befehligt; die Elbarmee unter General Herwarth von Bittenfeld, 40000 Mann, hatte in Sachsen Aufstellung genommen. Außerdem standen drei kleine 15*

4. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 234

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 234 — und Diener; Krieg! schrie das bethörte französische Volk; Krieg! lärmten die rohen, aufgehetzten Menschenhaufen, welche die Straßen von Paris durchzogen: »Tod und Vernichtung den Preußen!«" Deutschlands Erhebung. König Wilhelm, der nach der Abfertigung des französischen Gesandten sofort ahnte, daß Frankreich nun die längst gesuchte Gelegenheit zu einem Kriege ergreifen würde, trat schon am 15. Juli die Reise nach Berlin an, die sich zu einem wahren Triumphzuge gestaltete. Schon in Brandenburg, wohin ihm Graf Bismarck entgegen-gereist war, empfing er die Nachricht, daß in Frankreich bereits der Befehl zur Mobilmachung des Heeres ergangen sei. In Berlin bereitete man dem Heldengreis einen wahrhaft großartigen Empfang. Er wurde fast aus den Händen getragen von seinem begeistert ihm zujubelnden Volke. Noch in derselben Nacht erfolgte der Befehl zur Mobilmachung der gesamten Wehrkraft des Norddeutschen Bundes und der süddeutschen Staaten, die mit Preußen Schutz- und Trutzbündnisse abgeschlossen hatten. Gleichzeitig berief der König den Reichstag, der am 19. Juli in Berlin zusammentrat und mit einer begeistert aufgenommenen Thronrede eröffnet wurde. In dieser hieß es u. a.: „Wir handeln in dem vollen Bewußtsein, daß Sieg und Niederlage in der Hand des Lenkers der Schlachten ruhen. Je unzweideutiger es vor aller Augen liegt, daß man uns das Schwert in die Hand gezwungen hat, mit um so größerer Zuversicht wenden wir uns an die Vaterlandsliebe und Opferfreudigkeit des deutschen Volkes." Der Reichstag, welcher der Regierung alle geforderten Mittel zur Verfügung stellte, antwortete dem Könige: „Von den Ufern des Meeres bis zum Fuße der Alpen hat das Volk sich auf den Ruf seiner einmütig zusammenstehenden Fürsten erhoben. Kein Opfer ist ihm zu schwer. Das beutsche Volk wird endlich auf der behaupteten Walstatt den von allen Völkern geachteten Boden friedlicher und freier Einigung finden." Noch wahrend der Tagung des Reichstages (19. Juli) traf die Kriegserklärung von Frankreich ein, und König Wilhelm erneuerte an demselben Tage, an dem vor 60 Jahren seine teure Mutter heimgegangen war, das Eiserne Kreuz, das Gedenkzeichen des großen nationalen Befreiungskampfes. In ganz Deutschland rief die Kriegserklärung Frankreichs eine allgemeine Begeisterung hervor. Ein neuer Völkerfrühling brach an. Nicht nur Preußen, wie Napoleon gehofft hatte, sondern das ganze deutsche Volk erhob sich, „eins nach außen, schwertgestaltig, um ein hoch Panier geschart"; wie 1813 klang es vom Fels zum Meer: „Ein Fürst, ein Volk, ein Herz, ein Heer: wir wollen Deutsche heißen!" Überall sang man begeistert die „Wacht am Rhein". Jetzt fand der

5. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 287

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 287 — Exerzierplätze viel Zeit in Anspruch genommen hatte, fielen fort. Bald darauf wurde die Frage der Infanterie-Bewaffnung einer Lösung entgegengeführt, und das jetzige vorzügliche kleinkalibrige Gewehr M/88, sowie das rauchlose Pulver eingeführt. Die Feldartillerie erhielt im Frühjahr 1889 gleichfalls ein neues Reglement. In der gesamten Kavallerie wurde die bis dahin nur von den Ulanen gebrauchte Lanze eingeführt, um hauptsächlich dem ersten Anprall der Reitermassen im Gefecht eine größere Wucht zu geben. Allmählich war die Vermehrung des Heeres zur unaufschiebbaren Notwendigkeit geworden, wenn Deutschland nicht gegen seine Nachbarn im Osten und Westen zurückstehen wollte. Deutschlands Lage zwischen Rußland und Frankreich erfordert ja an und für sich schon eine größere Kriegsbereitschaft. So unterzeichnete Kaiser Wilhelm am 27. Januar 1890 eine Kabinettsordre, nach der größtenteils durch Zusammenstellung bereits vorhandener Truppenteile zwei neue Armeecorps gebildet wurden. Eine abermalige Verstärkung des Heeres wurde im Jahre 1893 nötig, da die politische Lage immer ernster geworden war. Der Gesetzentwurf, den die Regierung dem Reichstage infolgedessen vorlegte, setzte die Friedensstärke des deutschen Heeres auf 492068 Mann fest. Das Mehr gegen früher konnte nur dadurch gedeckt werden, daß alle Diensttauglichen herangezogen werden sollten, was bisher lange nicht geschehen war. Um die Opfer, welche die neue Heeresverwaltung dem Volke auferlegte, nach Möglichkeit aufzuwiegen, war für die Infanterie die Einführung der zweijährigen Dienstzeit ins Auge gefaßt. Als die Mehrheit des Reichstages hierfür nicht zu haben war, wurde derselbe ausgelöst. Der neue Reichstag setzte im wesentlichen die Friedensstärke des Heeres so fest, wie die Regierung sie vorgeschlagen hatte. Die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres beträgt gegenwärtig 479229 Mann, und zwar sind formiert: die Infanterie in 538 Bataillone und 173 Halbbataillone, die Kavallerie in 465 Eskadrons, die Feldartillerie in 494 Batterieen, die Fußartillerie in 37 Bataillone, die Pioniere in 23 Bataillone, die Eisenbahntruppen in 7 Bataillone und der Train in 21 Bataillone (Ges. v. 3. 8. 1893). Trotzdem Kaiser Wilhelm ein echter Friedensfürst ist, hat er doch eine wichtige — allerdings unblutige — Erwerbung gemacht. Im Jahre 1890 schloß nämlich das Deutsche Reich mit England einen Vertrag, durch welchen gegen Abtretung eines neuermorbenen Gebietes in Ostafrika (Wttuland) die Insel Helgoland zurmerroorben und damit dem Reiche ein altdeutsches Land, der deutschen Kriegsflotte ein roichtiger Stützpunkt in der Nordsee geroonnen rnnrde.

6. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 43

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 43 — auf dem Reichstage zu Augsburg die Gottesgelehrten das Bekenntnis allein unterschrieben, um ihre Herren nicht in Gefahr zu bringen, sprach er das schöne Wort: „Das wolle Gott nicht, daß Ihr mich ausschließt; ich will meinen Christus auch mit bekennen!" Johann des Beständigen Sohn, Johann Friedrich der Großmütige, war der Hauptverteidiger des Reformationswerkes im schmalkaldischen Kriege, wodurch er sogar sein Kurfürstentum verlor. Ebenso standhaft war der Landgraf Philipp von Hessen, der voll Glaubensmut bekannte: „Ich will lieber Land und Leute verlieren als vom göttlichen Worte lassen". — Außer den vorgenannten Fürsten sind noch zu erwähnen die Ritter Ulrich von Hutten und Franz von Sickingen, welche die neue Lehre mit Freuden begrüßten und ihre Ausbreitung wirksam unterstützten. Der eifrigste Gegner der Reformation war der Kaiser; außerdem nahmen auch Herzog Georg der Bärtige von Sachsen, sowie der Kurfürst Joachim I. von Brandenburg (S. n.) der neuen Lehre gegenüber eine ablehnende Stellung ein. Vor allem aber wurde die Ausbreitung der Reformation gehindert durch den Jesuitenorden, der 1534 von Ignatius von Loyola gestiftet wurde und den Zweck verfolgte, den Protestantismus auszurotten und die unbeschränkte Macht des Papstes auch gegen die Ansprüche der weltlichen Fürsten und der Bischöfe sicher zu stellen. Um dieses Ziel zu erreichen, bemächtigte er sich der Jugend durch Anlegung vou Schulen und der Erwachsenen durch Umgang, Beichtstuhl und Predigtamt. Dieser Orden, der 1773 vom Papst aufgehoben, 1814 aber wieder eingesetzt worden war, wurde wegen seiner agitatorischen Thätigkeit im Jahre 1872 aus dem Deutschen Reiche ausgewiesen. Die wichtigsten Reichstage während der Reformation. Als trotz des Wormser Ediktes, das die Verbreitung der neuen Lehre ausdrücklich verbot, der evangelische Glaube schon in vielen Ländern eine feste Gestalt angenommen hatte, traten eine Anzahl katholischer Fürsten zu einem Bunde zusammen, in welchem sie sich gegenseitig zu schützen und ihre Länder der religiösen Neuerung zu verschließen versprachen. Infolgedessen vereinigten sich die Häupter der Lutherischen zu einem Gegenbündnis, und auf dem Reichstage zu Speier (1526) wußten sie es durchzusetzen, daß der für sie günstige Beschluß gefaßt wurde: „Hinsichtlich der Religion solle es jeder Stand so halten, wie er es vor Gott und Kaiserlicher Majestät zu verantworten sich getraue". Als jedoch der damalige Kaiser, Karl V., seinen Gegenkaiser Franz I. besiegt und vom Papste Clemens Vii. zu Bologna die Kaiserkrone empfangen hatte, wurde

7. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 47

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 47 — und Bernhard Kuipperdollings Führung 1534 in Münster trieb. Auch dieser Aufruhr wurde niedergedrückt, hatte aber die völlige Unterdrückung der Reformation und die Wiederherstellung des Katholizismus im Münsterlande zur Folge. Der schnmlkaldische Krieg. Ursache. Auf Veranlassung des Kaisers Karl V., der die Ausbreitung der Reformation in Deutschland gerne gehindert hätte, war vom Papste ein allgemeines Konzil nach Trient (S. 44) berufen worden, auf dem eine Einigung der gespaltenen Kirche versucht werden sollte. Die Protestanten aber weigerten sich, an dieser Versammlung teil zu nehmen, und verlangten ein deutsches Konzil, da die Reformation eine deutsche Sache sei. Da der Kaiser diese Weigerung als Ungehorsam ansah, beschloß er, die protestantische Kirche mit Gewalt zu unterdrücken und die Mitglieder des schmalkaldischen Bundes durch das Schwert zum Gehorsam zu zwingen. So begann ein Jahr nach Luthers Tode der schmal-kaldische Krieg. Kampf in Süddeutschland. Noch ehe der Kaiser, der von dem Papste mit 12000 Mann Fußvolk, 500 Reitern und bedeutenden Geldbeträgen unterstützt wurde, seine Streitkräfte gesammelt hatte, waren die Fürsten und Städte des schmalkaldischen Bundes schon kampfbereit. Ein stattliches Herr von 40000 Mann unter der Führung des klugen und kriegserfahrenen Sebastian Schärtlin von Bnrtenbach konnte gegen den Kaiser ins Feld rücken. Die protestantischen Fürsten, die vom Kaiser „als Rebellen und Verbrecher des gemeinen Landfriedens" in die Acht erklärt worden waren, wagten es aus ängstlicher Scheu jedoch nicht, den Kaiser anzugreifen, der bei Ingolstadt eine feste Stellung eingenommen hatte. So fand derselbe Zeit, seine Hilfstruppen aus Italien, Spanien und den Niederlanden heranzuziehen. Da erhielt der Kurfürst von Sachsen, Johann Friedrich, plötzlich die Nachricht, daß sein Vetter Moritz, der vom Kaiser mit der Vollziehung der Reichsacht beauftragt worden war, in Kursachsen eingefallen sei, das ihm der Kaiser für seine Beihilfe versprochen hatte. Sofort verließ Johann Friedrich mit seinem Heere den Kriegsschauplatz, um seinem bedrängten Lande zu Hilfe zu eilen. Da auch Philipp von Hessen bald abzog, so war es dem Kaiser leicht, ganz Süddeutschland zu unterwerfen. Durch große Geldsummen erkauften die erschrockenen Städte die Gnade des Kaisers. Der Krieg in Sachsen. Unterdessen hatte der Kurfürst sein Land zurückerobert und Moritz selbst hart bedrängt. Da bat letzterer den Kaiser

8. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 49

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 49 — Kurkreis (mit Wittenberg) verliehen hatte, fiel vom Kaiser ab und trat auf die Seite der Protestanten. Der kranke Kaiser mußte vor Moritz fliehen und sah sich infolgedessen gezwungen, im Jahre 1552 zu Passau einen Vertrag abzuschließen, in welchem bestimmt wurde, „die Protestanten sollten, bis auf einem Reichstage die Religionsstreitigkeiten gänzlich ausgeglichen wären, völlige Religionsfreiheit und gleiche Rechte mit den Katholiken, der gefangene Landgraf aber seine Freiheit erhalten". Drei Jahre später, am 26. September 1555, kam der Augsburger Religionsfriede zustande, durch welchen den Protestanten freie Religionsübung und die Beibehaltung der eingezogenen geistlichen Güter gestattet wurde, jedoch mit dem „geistlichen Vorbehalte", „daß, wenn ein Erzbischof, Bischof, Prälat oder ein anderer katholischer Geistlicher künftig zum Protestantismus übertreten sollte, diese ihr geistliches Amt und dessen Einkünfte verlieren sollten". Den weltlichen Fürsten ward das Recht zuerkannt, in ihren Gebieten zu reformieren; doch sollte es den Unterthanen, die sich nicht fügen wollten, gestattet sein, auszuwandern. Diese Bestimmungen waren jedoch für die Reformierten nicht giltig. Die Reformation in der Mark Brandenburg. Kurfürst Joachim I., der bei Beginn der Reformation in Brandenburg regierte, war einer der eifrigsten Gegner der neuen Lehre. Obwohl er selbst die Gebrechen der Kirche erkannte, so mißfiel ihm doch der Weg, den die Bewegung nahm. Seinem stolzen Herrschersinne wollte es nicht gefallen, daß ein einfacher Mönch, der einer armseligen Bergmannshütte entstammte, es wagte, in so freimütiger Weise gegen die mächtigen Kirchenfürsten aufzutreten und die Schäden der Kirchen ohne Scheu aufzudecken. Besonderen Widerwillen erregte bei dem Kurfürsten das Auftreten Luthers auch deshalb, weil er es als einen Schimpf seines Hauses empfand, daß der kühne Mönch dadurch, daß er gegen den Ablaßhandel eiferte, vor allem den Erzbischof Albrecht, des Kurfürsten Bruder, aufs empfindlichste verletzte. Endlich aber blickte Kurfürst Joachim auch wohl mit Besorgnis auf die Verirrungen, welche die neue Lehre bereits gezeitigt hatte, die Bewegung der Schwärmer und die Bauernkriege. Er wollte eine Verbesserung der kirchlichen Zustände durch ein Konzil herbeigeführt sehen und erblickte in Luthers Handlungsweise ein Auflehnen gegen staatliche und kirchliche Gewalten. Aus diesem Grunde verbot er beim Fortschreiten der Bewegung in seinen Landen die Verbreitung sämtlicher Schriften Luthers und seiner Freunde, sowie den Übertritt zur neuen Lehre. Trotz dieses Verbotes fand die Reformation auch in vielen Orten der Mark Epstein. 4

9. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 198

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 198 — deutsche Staaten zur Erhaltung der äußeren und inneren Sicherheit Deutschlands, sowie der Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit der Bundesstaaten vereinigten. Sitz der Bundesversammlungen, an welchen die Gesandten sämtlicher Staaten unter dem Vorsitze Österreichs teil nahmen, wurde die freie Reichsstadt Frankfurt am Main. Wenn auch der Deutsche Bund mancherlei Mängel hatte, die früher oder später zu Mißhelligkeiten führen mußten, so trug er doch viel dazu bei, in der deutschen Nation das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu heben und das geschwundene staatliche Selbstgefühl wieder zu wecken und zu beleben. Der Feldzug von 1815. Noch während die verbündeten Mächte in Wien unterhandelten, hatte der korsische Löwe, dem die Streitigkeiten zwischen seinen in Wien ver- sammelten Feinden und auch die Unzufriedenheit der Franzosen mit der neuen Regierung nicht unbekannt geblieben waren, mit seinen Getreuen heimlich Elba verlassen und landete am 1. März 1815 glücklich an der Küste Frankreichs. Überall wurde er mit Begeisterung aufgenommen, und schnell eilte er, die Brust von den kühnsten Hoffnungen geschwellt, auf Paris zu. Die gegen ihn ausgesandten Truppen gingen mit dem Rufe: „Es lebe der Kaiser!" zu ihm über, und am 20. März zog er triumphierend wieder in Frankreichs Hauptstadt ein, die König Ludwig kurz vorher eiligst verlassen hatte. Mit Blitzesschnelle durcheilte diese unerwartete Kunde ganz Europa. Rasch war unter den in Wien versammelten Fürsten die Einigkeit wieder hergestellt. Obwohl Napoleon feine Friedensliebe beteuerte, so glaubte man ihm nicht, da er so oft mit Eid und Treue gespielt hatte. Der Wiener Kongreß erklärte ihn als „Feind und Störer der Ruhe der Welt" in die Acht, und Österreich, Rußland, Preußen und England rüsteten sich von neuem zum Kampfe, an dem später noch mehrere kleinere Staaten teil nahmen. Zunächst rückte ein aus Engländern, Holländern, Braunschweigern, Hannoveranern und Nassauern bestehendes Heer unter Wellingtons Führung in das neu gebildete Königreich der Niederlande, und kurze Zeit darauf erschienen auch die Preußen, die in der neu geschaffenen Rheinprovinz zunächst bedroht waren, an der Maas und Sambre, geführt von dem alten Blücher. Mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit sammelte Napoleon ein Heer von 200000 Mann und führte es seinen Feinden entgegen, um sie einzeln zu schlagen. Zunächst griff er am 16. Juui mit der größeren Hälfte seines Heeres Blücher an, der mit 82000 Mann bei Ligny

10. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 221

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 221 — sollten, verkündigte er in folgenden Worten: „Alle Heuchelei, Scheinheiligkeit, kurzum alles Kirchenmeseu als Mittel zu egoistischen Zwecken ist zu entlarven, wo es nur möglich ist. Die wahre Religiosität zeigt sich im ganzen Verhalten des Menschen; dies ist immer ins Auge zu fassen und von äußerem Gebaren und Schaustellungen zu unterscheiden." Als der Prinz-Regent im Januar 1859 die beiden Häuser des Landtages um sich versammelte, sprach er zum Schlüsse seiner Thronrede: „Als ich vor wenigen Monaten von dieser Stelle zum erstenmale als Regent zu den Vertretern des Vaterlandes sprach, forderte ich dieselben auf, mit mir die Fahne Preußens hoch zu tragen. Auf dieser Fahne steht: Königtum von Gottes Gnaden, Festhalten an Gesetz und Verfassung, Treue des Volks und des siegbewußten Heeres, Gerechtigkeit, Wahrheit, Vertrauen, Gottesfurcht. Wohlan, meine Herren! Helfen Sie mir diese Fahne hochtragen. Wer ihr folgt, der folgt mir. Dann werden wir auf Preußens Gegenwart mit demselben Stolz wie auf seine glorreiche Vergangenheit blicken können und auf spätere Geschlechter den altpreußischen Geist vererben". Infolge des Krieges, den Österreich gegen Sardinien und Frankreich sührte, war Preußen zur Aufrechterhaltung des europäischen Gleichgewichts zur Mobilmachung gezwungen; zum Eingreifen in den Krieg kam es indessen nicht, da Österreich den Frieden zu Zürich schloß, in welchem es die Lombardei an Italien abtrat. Während der Mobilmachung der preußischen Armee hatte es sich gezeigt, daß das Heerwesen einer gründlichen Verbesserung bedürftig sei. Seit 1820, während welcher Zeit die Einwohnerzahl Preußens von 11 auf 18 Millionen gestiegen war, hatte die Stärke des Heeres keine Veränderung erfahren. Bei der geringen Kopfzahl desselben konnte ein großer Teil der Diensttauglichen nicht eingestellt werden, sondern loste sich frei, während die Ausgehobenen 19 Jahre lang dienstpflichtig blieben. Da bei Mobilmachungen die Landwehrbataillone, welche die Hälfte der Feldarmee ausmachten, immer erst neu formiert werden mußten, so dauerte es sehr lange, bis die Armee schlagfertig dastand. Um diesen Übelstünden abzuhelfen, sollte die Dienstpflicht verkürzt und dadurch, daß jeder körperlich Taugliche zur Erfüllung seiner Militärpflicht herangezogen wurde, die ganze Wehrkraft entfesselt, das stehende Heer also bedeutend vermehrt werden. Um diese Verbesserungen in seinem Sinne durchzuführen, berief der Prinz-Regent zu Ende des Jahres 1859 den General von Roon zum Kriegsminister. In der Thronrede vom Januar 1860 erklärte er die Beseitigung der in der Wehrverfassuug
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