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1. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 188

1873 - Heilbronn : Scheurlen
188 Augsburger Konfession. Geistlichkeit noch reiche Güter. Darauf wurde die evangelisch-lutherische Religion von Gustav Wasa nach und nach im ganzen Lande eingeführt und später sogar als die allein herrschende und allein geduldete erklärt. In Dänemark wurde nach Vertreibung Christians Ii., welcher zuletzt auf das Schloß Sonderburg (auf der Insel Alsen) bis zu seinem Ende, 16 Jahre lang, eingesperrt wurde, unter König Friedrich I. und dessen Sohne Christian Iii. die Reform Äion nach lutherischer Weise durchgeführt (Bugenhagen). Die freie Bauernschaft von Norwegen führte sie gleichfalls ein. §. 146. 1530. Augsburger Konfession? Als auf dem Reichstag zu Spei er 1529 die katholischen Stände den Beschluß durchsetzten, daß das bisher nicht befolgte Wormser Achtsedikt gegen Luther erneuert und jede weitere Verbreitung seiner Lehre verboten werden solle, so protestirten die evangelischen Stände (7 Landesherren und 15 Reichsstädte) gegen einen solchen, alle weitere Reformation hemmenden Beschluß und erhielten davon den Namen Protestanten. Um aber zu zeigen, daß sie nur die Mißbräuche abstellen und zur ursprünglichen reinen Lehre zurückgehen wollen, 25.Juni 1530.Übergaben die lutherischen Stände auf dem Reichstag zu Augsburg ihr Glaubensbekenntniß, das von Melanchthon in 28 Artikeln abgefaßt war und den Namen „Augsburgische Konfession" erhielt. Melanchthon selbst war anwesend, Luther hielt sich als Geächteter in Koburg auf. Der Kaiser ließ eine Widerlegung (Konstitution) der Augsburger Konfession abfassen und vorlesen, wogegen Melanchthon eine Apologie verfaßte. Da der Kaiser im Interesse der politischen Einheit des Reichs durchaus darauf drang, daß die Evangelischen wieder zur katholischen Kirche zurückkehren sollten, während diese von den abgeschafften römischen Mißbräuchen nichts mehr wissen wollten, so fiel der Reichstagsabschied für sie sehr ungünstig aus, und unter Androhung der Reichsexecution wurde die vollständige Wiederherstellung des alten Zustandes gefordert. Nun schloßen die meisten protestantischen Stände zur Vertheidigung ihres Glaubens und ihrer Rechte, nachdem sie schon 1526 das Tor-2.Dec. 1531.gauer Bündniß geschlossen hatten, den schmalkaldischen Bund, dessen Mitglieder folgende waren: Kurfürst Johann von Sachsen, Landgraf Philipp von Hessen, drei Herzoge von Braunschweig und Lüneburg, Fürst Wolfgang von Anhalt, zwei Grafen von Mansfeld und die Städte: Straßburg, Ulm, Konstanz, Reutlingen, Memmingen, Lindau, Biberach, Jsny, Magdeburg, Bremen, Lübeck. Allein die Gefahr vor den bereits gegen Ungarn anmarschirenden Türken bewog 1532.den Kaiser, mit den Protestanten den Nürnberger Religionsfrieden zu schließen, nach welchem die Länder, in welchen die Reformation bereits eingeführt sei, nicht weiter bedroht werden sollten. Doch erweiterte sich der schmal-kaldische Bund immer mehr. Landgraf Philipp von Hessen zog mit 24,000 Mann nach Württemberg, aus welchem Lande Herzog Ulrich wegen Störung des Landfriedens (1519) von dem schwäbischen Bunde vertrieben worden war. Der Kaiser hatte darauf seinen Bruder Ferdinand damit belehnt, welcher 1531 in Köln zum römischen König ernannt wurde. Philipp schlug die Ost- 1534. reicher bei Lausten und setzte Herzog Ulrich wieder in sein Land ein. Dieser ließ nun die von den Einwohnern begehrte Reformation durch Blaurer und Schnepff durchführen. Auch im Elsaß, in Baden und in mehreren süd-und norddeutschen Städten, wie Augsburg und Hamburg, wurde reformirt.

2. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 195

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Leipziger Interim. Moriz von Sachsen. 195 * Interim , ein Glaubensbekenntniß, das hauptsächlich von dem katholischen 15. Mai 1548. 'Theologen Julius Pflug und dem protestantischen Agricola verfaßt war und den Protestanten den Kelch und die Ehe der Geistlichkeit gewährte, im übrigen aber der Hauptsache nach alles auf den alten Fuß zurückführen wollte. Mit diesem Interim waren weder Katholiken noch Protestanten zufrieden. Von den Fürsten weigerten sich nur drei, es anzunehmen (Johann Friedrich von Sachsen, Pfalzgraf Wolfgang von Zweibrücken und Markgraf Johann von Küstrin), um so entschiedener die Städte. Zwar gaben endlich die oberdeutschen Städte dem Drucke der Gewalt nach, aber gegen 400 ihrer Prediger, darunter Johann Brenz, blieben standhaft und flohen, meist nach Magdeburg, das, obwohl mit der Acht belegt, doch, wie die andern norddeutschen Städte, fest widerstand. Sogar des Kurfürsten Moriz eigenes Land, Sachsen, verwarf das Augsburger Interim, und Moriz vermochte Melanchthon zu einer Abänderung der Augsburgischen Konfession und zur Abfassung des Leipziger Interims, worin in Glaubenssachen alles Unevangelische abgelehnt, 1549. aber das katholische Ceremoniel als gleichgiltig für die Seligkeit (äsidyogov) größtenteils zugestanden wurde, und die Autorität des Papstes, Messe, letzte Ölung, Fasten, Fronleichnamsfest anerkannt wurden. Dieses Interim wurde in Sachsen, Hessen, Pommern, Kleve eingeführt. Melanchthon aber kostete es seine Popularität. Er wurde offen des Verrathes an der evangelischen Kirche beschuldigt, gieng zwar aus dem Gericht zu Naumburg, das seine Recht- 1554. gläubigkeit untersuchen sollte, gerechtfertigt hervor, fühlte sich aber doch sehr gekränkt. Er starb den 19. April 1560 und wurde in der Schloßkirche zu Wittenberg neben Luther beigesetzt. Trotz der Besiegung des schmalkaldischen Bundes und trotz der bedeutenden Stellung, welche damals das Kaiserthum in Deutschland einnahm, gelang es Karl doch nicht, die Fürsten zu bewegen, daß sie seinen Sohn Philipp zu seinem Nachfolger erwählten. Er begab sich ttachz Innsbruck, um dem Tri-bentiner Koncil nahe zu sein, und sollte eben hier, von einer Seite, von welcher er es am wenigsten erwartete, um all seine Erfolge im schmalkaldischen Kriege sich gebracht sehen. Kurfürst Moriz hatte es übernommen, an Magdeburg, damals dem einzigen Hort des Protestantismus, die Acht zu vollziehen und die Stadt zu belagern. Aber die heldenmüthige Vertheidigung der Bürger, welche alle Stürme zurückschlugen, erregte, besonders in Sachsen, eine solche Aufregung, daß die Ritterschaft ihre Augen schon auf seinen Bruder August richtete. Da änderte Moriz, dem es auf die Länge nicht gleichgiltig war, der Gegenstand des allgemeinen Abscheus zu sein und seinen in Mecheln gefangenen Schwiegervater, Philipp von Hessen, immer strenger behandelt zu sehen, plötzlich seine Gesinnung. Er wollte mit einem kräftigen Schlage die Freiheit der Kirche und des Reiches wiedergewinnen und dadurch die Befleckung seiner Ehre wieder sühnen. Daher verband er sich insgeheim mit dem Markgrafen Johann von Küstrin, söhnte sich mit seinen sächsischen Vettern aus, zog Hessen und Mecklenburg in den Bund und ließ sich durch die Vermittlung des Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach unseliger Weise in eine Verbindung mit dem französischen König Heinrich Ii. ein, wonach dieser gegen Zahlung von 100,000 Kronen die Reichsstädte Metz, To ul. Verdün und Eambray mit dem Vorbehalt der Rechte des Reiches besetzte und sich dort bei seinem Einzug als „Verfechter der deutschen Freiheit" verkündigen ließ. Mit dem Abschluß dieses Vertrages bot Moriz der Stadt Magdeburg günstige Friedensbedingungen an. Drei Heerhaufen zogen unter 13*

3. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 196

1873 - Heilbronn : Scheurlen
196 Augsburger Religionssriede. März 1552.Moriz, Markgraf Albrecht und Wilhelm von Hessen nach dem Süden. Ein Manifest der verbündeten Fürsten beschuldigte den Kaiser der Unterdrückung deutscher Reichssreiheit. Augsburg wurde besetzt, die Ehrenberger Klause erstürmt, und Moriz war schon ganz nahe bei Innsbruck, wo er den Kaiser zu überraschen und gefangen zu nehmen hoffte. Aber eine Meuterei unter seinen Truppen machte einen kleinen Aufenthalt, und so hatte der gichtkranke Kaiser noch Zeit, Nachts über das Gebirge nach Villach in Kärnten zu entfliehen, nachdem er den gefangenen Johann Friedrich in Freiheit gesetzt hatte. Nun trat, um einen schwierigen und zweifelhaften Krieg zu vermeiden, König Ferdinand ins Mittel, schloß einen Waffenstillstand und kam mit einigen Kurfürsten und mit den Herzogen von Pommern, Württemberg, Baiern, Braunschweig und anderen in Passau zu einer Berathung zusammen, woraus 1552. der Pas sauer Vertrag hervorgieng, wonach zwischen den Anhängern der alten und neuen Religion Friede sein und jeder Theil den andern nicht nur bei seiner Religion, sondern auch bei seinen Gütern und Einkünften ruhig lassen, und die Protestanten künftig auch zum Reichskammergericht zugelassen werden sollten. Im übrigen wurde auf eine Entscheidung bei dem nächsten Reichstag hingewiesen. Der Vertrag wurde vom Kaiser, wenn auch ungern, bestätigt; Johann Friedrich und Landgraf Philipp von Hessen kehrten in ihre Heimat zurück. Während nun der Kaiser mit einem stattlichen Reichsheer die Franzosen wieder aus Lothringen verjagen wollte und Metz belagerte, führte der Markgraf Albrecht einen Plünderungskrieg gegen die Bisthümer am Rhein und in Franken. Moriz verband sich mit Heinrich von Braunschweig gegen sei- 1553.nen alten Waffenfreund, traf ihn bei Sievershausen, siegte zwar, erhielt aber eine Schußwunde, an der er nach zwei Tagen starb. Albrecht hielt sich noch einige Zeit im Braunschweigischen, wurde von Herzog Heinrich noch einmal geschlagen, vom Kaiser in die Acht erklärt, verlor seine Erblande Bai- 1557. reuth und Hof, mußte nach Frankreich fliehen, kehrte nach zwei Jahren nach Deutschland zurück und starb in Pforzheim. §. 152. 1555. Augsburger Religionssriede. Da Kaiser Karl in dem Passauer Vertrag eine Niederlage seines ganzen politischen Strebens erblickte, so übertrug er, der deutschen Angelegenheiten überdrüssig, die Leitung des Reichstags seinem Bruder Ferdinand. Auf dem Reichstag zu Augsburg kam endlich der Augsburger Religionsfried e zu Stande, in welchem den protestantischen Reichsständen Augsburgischer Konfession nicht nur vollkommene Gewissensfreiheit und Religionsfreiheit, sondern auch völlige bürgerliche Rechtsgleichheit mit den Katholiken und der Fortbesitz der bereits eingezogenen Kirchengüter zugesichert wurde, jedoch mit dem sogenannten geistlichen Vorbehalt, daß, wenn ein geistlicher katholischer Landesherr protestantisch würde, er Amt und Land verlieren sollte. Dieser Vorbehalt, den sich die Protestanten ungern gefallen ließen, war ein Hinderniß der Ausbreitung der Reformation und mußte zu neuen Kämpfen führen. Die Protestanten in den Ländern katholischer Herren sollten von diesen geduldet werden oder das Recht freien Abzugs haben.

4. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 201

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Ferdinand L Maximilian H. Rudolf ll. 201 ten, aber der dadurch entstehende Überschuß von 44 Minuten (die Sekunden nicht gerechnet, die erst in 5958 Jahren einen ganzen Tag ausmachen würden), der in 400 Jahren 3 Tage, 1 Stunde, 20 Minuten beträgt, dadurch ausgeglichen werden solle, daß man alle 400 Jahre 3 Schalttage ausläßt, wie dies im Jahre 1700 und 1800 der Fall war und 1900 sein wird. Auch das Osterfest setzte er so fest, daß es immer an dem Sonntag nach demjenigen Vollmond gefeiert werden solle, der entweder auf den 21. März (die Frühlings-nachtgleichej oder nach diesem Tage kommt. Dieser gregorianische Kalender fand, weil er vom Papste ausgieng, vielfach Widerspruch und wurde von den Protestanten in Deutschland erst im Jahr 1700 angenommen. Die Russen haben noch den julianischen Kalender und sind deßhalb jetzt um 12 Tage hinter unserer Zeitrechnung zurück. §. 155. Evangelische Union und die katholische Liga in Dentschland. 1608 u. 1609. Ferdinand I. führte einen milden Scepter, duldete die Verbreitung der 1558-1564. Reformation in Östreich und bestätigte den Ungarn, wo die Deutschen der Augsburger Konfession, die Magyaren dem Kalvinismus anhiengen, und den Siebenbürgen volle Religionsfreiheit. Die religiösen Streitigkeiten wurden nicht mehr mit den Waffen, sondern mit der Feder geführt; die lutherische Kirche selbst schied sich in zwei Parteien, von welchen die strengere an dem Buchstaben der lutherischen Lehre festhielt und in Jena ihren Sitz hatte, während die mildere sich an Melanchthort in Wittenberg anschloß. Man einigte sich endlich in der von dem Tübinger Kanzler Andreä entworfenen Konkordien- 1586. formet, die von 96 lutherischen Reichsständen unterschrieben wurde; aus ihr, den drei ökumenischen (dem apostolischen, nicäischen, athanasischen) Glaubensbekenntnissen, der Augsburger Konfession, der Apologie, den schmalkaldischen Artikeln und Luthers Katechismen bestehen die symbolischen Bücher der evangelisch-lutherischen Kirche. Aber wenn diese Konkordiensormel die Eintracht unter den Lutheranern befördern sollte, so befestigte sie andererseits die Zwietracht zwischen Lutheranern und Kalvinisten. Milder noch als Ferdinand regierte sein verständiger und Menschenfreund- 1564-1576. tichcr Sohn Maximilian Ii. Während zu jener Zeit die Protestanten in Frankreich aufs heftigste verfolgt wurden, Paris die Greuel der Bluthochzeit sah, und Philipp von Spanien die protestantischen Niederländer durch den Herzog von Alba aufs grausamste behandeln ließ, herrschte in Deutschland die größte Ruhe; denn Maximilian ließ in Glaubenssachen jeden nach seiner Überzeugung handeln, gab dem östreichischen Adel in dessen Städten und Dörfern volle Religionsfreiheit und gestattete sogar den Ständen zu Wien, in ihrem Landhause evangelischen Gottesdienst zu halten. In seine Regierungszeit fällt die berühmte Vertheidigung Szigeths durch Zriny gegen die Türken, bei welcher Belagerung der 76jährige Soliman starb. Ganz anders sah es in Deutschland aus unter Maximilians Sohn, 1576-1612. Rudolf Ii., der am Hofe Philipps Ii. von Spanien erzogen und ein eifriger Katholik war, übrigens für die Regierungsgeschäfte weniger Sinn hatte als für Astronomie (Johannes Kepler aus Weilderstadt). Die Protestanten beklagten sich sehr darüber, daß der Erzbischof und Kurfürst Gebhard von Köln seines 1583. Amtes entsetzt wurde, weil er die Gräfin Mansfeld heiratete und zum Kalvinismus übergieng; daß Rudolf die Protestanten in Östreich drückte; daß sein Vet-

5. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 202

1873 - Heilbronn : Scheurlen
202 Rudolf n. Union und Liga. Matthias. ter Ferdinand (Enkel Ferdinands I.), der von den Jesuiten erzogene und ganz geleitete Herzog von Steiermark, Kärnten und Krain, den Protestanten dieser Länder keine andere Wahl ließ, als katholisch zu werden oder auszuwandern, und seinen jesuitischen Starrsinn mit allen Mitteln der Unduldsamkeit durchsetzte; daß der Herzog Maximilian von Baiern die evangelische Reichsstadt Donauwörth, die wegen Störung einer katholischen Procession in die Acht erklärt wurde, in Besitz nahm und den Protestantismus dort unterdrückte. Da bei dem übelwollenden und gleichmütigen Kaiser alle Klagen nichts halfen, so schloßen die kalvini-stischen Stände Hessen-Kassel und Anhalt und die lutherischen: Württemberg, Baden-Durlach, Pfalz-Neuburg, Markgraf von Brandenburg (Franken) und 15 Reichsstädte, darunter Ulm, Straßburg, Nürnberg unter der Leitung des Kur- 1608.fürsten Friedrich Iv. von der Pfalz die protestantische Union zu gegenseitigem Beistand gegen jeden Angriff. Gegen diesen Bund trat die katholi- 1609. sche Liga zusammen, welche unter dem Herzog Maximilian von Baiern von den Bischöfen von Würzburg, Salzburg, Regensburg, Passau, Augsburg und von den drei geistlichen Kurfürsten gebildet wurde. Diese beiden Bünde traten zuerst in dem jülichischen Erbschaftsstreit gegen einander auf. Als nemlich der Herzog von Jülich, Kleve, Berg kinderlos starb, so machten der Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg und der Pfalzgraf Wolfgang von Neuburg jeder Ansprüche auf die ganze Erbschaft. Nachdem sie 1609 einen Vergleich geschlossen hatten, bis zur Entscheidung der Sache die streitigen Länder gemeinschaftlich zu verwalten, kam man endlich auf den Gedanken, durch die Vermählung des jungen Pfalzgrafen mit einer Tochter des Kurfürsten die Ansprüche beider Häuser zu vereinigen. Aber bei einer persönlichen Zusammenkunft zwischen dem Kurfürsten und dem Prinzen kam es zu einem so heftigen Wortwechsel zwischen beiden, daß der Kurfürst seinem künftigen Schwiegersohn eine Ohrfeige gegeben haben soll. Nun war es mit der Heirat aus. Der junge Pfalzgraf wurde katholisch, heiratete eine Schwester des Herzogs Maximilian und verschaffte sich dadurch die Unterstützung der ganzen katholischen Partei, während der Kurfürst, um den kalvinistischen Kurfürsten von der Pfalz, das Haupt der Union, und die Holländer zu gewinnen, zum Kalvinismus übertrat. So standen jetzt schon zwei große Parteien einander feindselig gegenüber. Die Liga und der Kaiser halfen dem Neuburger, die Union, Heinrich Iv. von Frankreich und die Holländer dem Brandenburger. Es schien sich ein allgemeiner, blutiger Krieg entspinnen zu wollen. Aber Heinrich Iv. wurde ermordet, und die Union schloß mit der Liga Frieden. Der Erbfolgestreit zog sich noch bis 1614 hinaus, wo man endlich die Erbschaft theilte: Brandenburg erhielt Kleve, Mark und Ravensberg, Neuburg Jülich, Berg und Düsseldorf. Eben so unruhig und verworren gierig es in den habsburgischen Staaten zu. Die Herrschaft Rudolfs war dort so verachtet und verhaßt, daß in Ungarn ein Edelmann, Stephan Bocskai, sich zum Herrn von Siebenbürgen und Oberungarn machte,„und der Kaiser zuletzt von seinen eigenen Verwandten gezwungen wurde, Östreich, Mähren und Ungarn feinem Bruder Mat- 1608. thias abzutreten. Die Böhmen machte er durch Ertheilung des sogenannten 1609. Majestätsbriefes, wodurch ihnen freie Religionsübung gewährt wurde, eine Zeitlang sich gewogen; als aber feine Soldaten das Land furchtbar drückten, so mußte er auch Böhmen, Schlesien und Lausitz an Matthias abtreten 1611. und behielt nur noch die deutsche Kaiserkrone. Nach seinem Tode (1612) 16121619. wurde Matthias zum Kaiser gewählt; er war aber im Grund nicht viel besser als Rudolf. Da er kinderlos war, so bestimmte er seinen Vetter, Ferdinand

6. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 225

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Alfred der Große, Wilhelm der Eroberer, die Plantagenets und die Lancaster. 225 abtreten: von den weltlichen Großen hiezu gezwungen, unterschrieb er den großen Freibrief der Nation, die Magna Charta, welche die Grundlage der englischen Verfassung und Freiheit bildet. Diese Charte wurde durch spätere Zusätze vervollständigt, enthielt aber schon damals Schutz gegen willkürliche Verhaftung und Besteurung für sämtliche Unterthanen und Feststellung derjenigen Rechte, welche die Vasallen, die Kirche und die Städte beanspruchen durften. Unter seinen Nachfolgern, besonders unter den drei Eduard, errang das Volk noch weitere Rechte. Früher bildeten die großen Barone und die Prälaten ausschließlich das Parlament, das heißt, den königlichen Rath und Gerichtshof, dessen Bewilligung auch jede außerordentliche Steuer unterliegen sollte. Als aber Heinrich Iii., Johanns Sohn, von seinen Baronen bekriegt und gefangen 1216-1272. wurde, berief sein Gegner, Graf Montfort, um im Volke eine Stütze zu haben, auch aus den Grafschaften, Städten und Flecken Abgeordnete zur Parlaments- 1265. Versammlung. Heinrichs Sohn, Eduard I., welcher das bisher unabhängige 1272-1307. Wales seinem Reiche einverleibte und zuerst dem Thronerben den Titel eines Prinzen von Wales gab, machte aus jener einmaligen Berufung der Volksabgeordneten eine dauernde Einrichtung. Unter dessen Enkel, Eduard Iii., 1327-1377. theilten sich die vier Stände des Parlaments, welche bisher in vier verschiedenen Versammlungen Berathung gepflogen hatten, so, daß die beiden höheren Stände, Barone und Prälaten in ein Oberhaus, das Haus der Seigneurs oder Peers, die beiden unteren, Ritter und Städteabgeordnete, in ein Unterhaus, Haus der Gemeinen, zusammentraten. Diese bildeten mit einander das Parlament, hatten das Recht der Steuerbewilligung und der Theilnahme an der Gesetzgebung und unterwarfen bald auch die auswärtigen Angelegenheiten und die Frage über Krieg und Frieden ihrer Berathung. Die Engländer waren damit ein freies Volk, und wenn sie es nicht immer blieben, so ist der Grund nur darin zu suchen, daß zwischen dem Geben der Gesetze und ihrer Beobachtung eine sehr große Kluft ist. Damals kam auch die seit der normannischen Eroberung verdrängte englische Sprache wieder zu Ehren; es wurde festgesetzt, daß weder im Parlament noch in den Gerichten mehr französisch verhandelt werden dürfe. Auch ist es kein schwacher Beweis für den Freiheitsgeist jener Zeit, daß der Oxforder Professor Johann Wiclif, der in Schrift und Rede gegen das Papstthum auftrat, in der Bürgerschaft und im Adel solchen Anhang und Schutz gegen alle Angriffe fand, daß er nicht auf dem Scheiterhaufen, sondern in der behaglichen Stellung eines Geistlichen von Lutterworth starb. 1384. Neben diesem inneren Fortschritt giengen ruhmvolle Eroberungen her. Irland, das schon im fünften Jahrhundert durch die Einführung des Christenthums eine neue Kultur erhielt und dieselbe im siebenten durch seine unermüdlichen Glaubensboten nach Deutschland verpflanzte, wurde schon 1171 unter Heinrich Ii. eine englische Provinz. Minder glücklich waren die Bemühungen, Schottland der englischen Oberhoheit zu unterwerfen; um so glänzender aber die Erfolge in Frankreich. Durch die Siege bei Crecy und Poitiers, welche Eduard Iii. und sein Sohn, der schwarze Prinz, erfochten, kam das ganze nordwestliche Frankreich an die englische Krone. Zwar giengen diese Eroberungen fast alle wieder verloren, und Richard Ii., Eduards Enkel, konnte 1377-1399. wegen der vielen Volksaufstände an keine Wiedereroberung denken, wurde vielmehr von seinem Vetter, einem anderen Enkel Eduards, Heinrich von Lancaster, vom Throne gestoßen und ermordet. Damit war das Haus Plantagenet gestürzt, 1399-1413, und die Linie Lancaster kam mit Heinrich Iv. auf den Thron. Dagegen trug dessen Sohn, Heinrich V., aufs neue die englischen Fahnen nach Frank- 1413-1422. Müller, Geschichte. 8. Aufl. 15

7. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 232

1873 - Heilbronn : Scheurlen
232 Englische Geschichte. Jakob Ii. und Wilhelm I. beabsichtigte Toleranzedikt, beziehungsweise Aufhebung der Testakte und hatte einen Verbündeten an dem Prinzen Wilhelm von Oranien, welcher seinem Schwiegervater die Erklärung zuschickte, daß weder er noch seine Gemahlin in die Aufhebung der Testakte und der Strafgesetze willigen werde. Dennoch fuhr der König auf seinem Wege fort: er stellte immer mehr Katholiken an, nahm seinen Beichtvater, den Jesuiten Pater Petre, in den Geheimenrath auf, ließ einen päpstlichen Nuntius öffentlich auftreten, mehrere katholische Kirchen in London einrichten, sogar die Jesuiten eine Schule dort eröffnen, und erklärte, die Krone habe das Recht der Dispensation von dem Gesetz. Damit war das Parlament uunöthig, die Gesetzgebung ganz in der Hand des Königs. So lange man hoffen durfte, daß der Stuartsche Stamm mit Jakob, der keine männlichen Nachkommen hatte, aussterbe, fügte man sich mit einiger Geduld in diese verhaßte Regierung. Als aber durch die Geburt eines Prin-Juni 1688. zen diese Hoffnung vereitelt, die Nachfolge der beiden protestantischen Töchter Jakobs, Marias (Oraniens Gemahlin) und Annas (Gemahlin eines dänischen Prinzen) in weite Ferne gerückt war, richteten sich alle Blicke nach dem Haag, der Residenz des Oraniers, und man erklärte sogar den neugeborenen Prinzen für ein unterschobenes Kind. Wilhelm von Oranien war bereit, der Einladung der bedeutendsten Männer Englands zu folgen, und landete mit der 5. Nov. holländischen Kriegsmacht in England. An dem Hauptmast seines Schiffes waren die englischen Farben angebracht mit der Inschrift: „die protestantische Religion und die Freiheit von England." Umsonst berief nun Jakob ein Parlament und versprach Amnestie und Aufhebung attet' verfassungswidrigen Maßregeln ; ein Theil des Heeres gieng zu Wilhelm über, und Jakob, von allen 23.-Dec. verlassen, mußte mit seiner Familie nach Frankreich fliehen, wo er in St. Germain von einem Jahresgehalt Ludwigs lebte. Sofort erklärten die Vertreter des englischen Volks den Thron für erledigt und den Prinzen und die Prinzessin von Oranien für den König und die Königin von England, sicherten die Rechte des Volks durch ein besonderes Gesetz und bestimmten, daß das Thronfolgerecht schon durch die Verheiratung mit einem Papisten verloren gehe. Schottland schloß sich an, Irland, wo Jakob Ii. selbst, von Frankreich unterstützt, auftrat, wurde durch Waffengewalt, besonders 1690. durch die blutige Schlacht am Flusse Boyne zur Unterwerfung gezwungen. So war durch diese neue Revolution die englische Freiheit gerettet und neu begründet, Wohlstand und Macht stiegen rasch empor, und aus einem Bundesgenossen und Vasallen Ludwigs wurde England durch Wilhelms Klugheit und Festigkeit sein gefährlichster Gegner. Als Wilhelm kinderlos starb, folgte ihm Jakobs Ii. jüngere Tochter 1701-1714. Anna, welche ihren Gemahl Georg nicht an der Regierung theilnehmen ließ. 1707.Unter ihr wurden die Parlamente von England und Schottland zu einem vereinigt und damit die vollständige Vereinigung beider Länder ausgedrückt. Ihr Gatte und ihre Kinder starben alle vor ihr, und so folgte ihr Kurfürst Georg von Hannover, ein Nachkomme der alten Welfen. Zweimal versuchten die Stuarts, unter Georg I. und Georg Ii., mit Hilfe einiger Unzufriedenen sich des englischen Thrones zu bemächtigen. Aber sowohl Jakob Stuart als sein Sohn Karl Eduard scheiterte an der Abneigung des Volkes gegen die Stuarts. Letzterer landete mit französischer Hilfe in Schottland, fand dort großen Anhang, fiel in England ein, wurde aber in der Schlacht bei Cullo-1746. den geschlagen und nur mit Mühe gerettet. Seine Anhänger wurden hart bestraft. Die Zeit der Stuarts war vorüber.

8. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 244

1873 - Heilbronn : Scheurlen
244 Nationalversammlung. Ausschweifungen auf die schamloseste Weise hin. Die Staatseinkünfte wurden vergeudet, dem Volke ein heilloses Beispiel gegeben, und alle Achtung vor dem Hofe mußte verschwinden. Von einer geordneten Rechtspflege war gar keine Rede. Jährlich wurden gegen 1000 Haftbriefe, lettres de eachet, vom König und seinen Ministern ausgegeben, wodurch jeder ohne Verhör und Gericht ins Gefängniß geworfen werden konnte, wo er, seinem ordentlichen 1774-1793. Richter entzogen, oft lebenslang schmachtete. Als Ludwig Xvi. die Regierung antrat, war der Staat mit einer Schuldenlast von 4000 Millionen Franks belastet. Ludwig war zwar ein guter Mann, aber ohne Einsicht und ohne alle Energie, und seine geistreiche und gebildete Gemahlin, Marie Antoinette, die Tochter der Maria Theresia, schon als „Östreicherin" verhaßt, sah sich in Folge eines zu freien Benehmens einer Flut von Verleumdungen und Schmähschriften ausgesetzt. Wenn auf diese Weise die Finanznoth des Staates drückend auf dem Lande lag, so war die Art der Besteuerung noch drückender. Denn der Adel und der Klerus, welche ungeheure Güter, zum Theil glänzende Besoldungen hatten, waren ganz steuerfrei, der Bürger und der Bauer mußten alles bezahlen, mußten alle Staatsmittel auftreiben. Dies konnte keine Liebe zum Regierungssystem, keine Vorliebe für Adel und Klerus erzeugen. Ohnedies war der gebildete Theil des Volkes gegen das Königthum, den Adel und die Geistlichkeit in einer feindseligen Stimmung, da die drei bedeutendsten französischen Schriftsteller, Voltaire, Montesquieu und Rousseau gegen die kirchliche Lehre und Mißbrauche, gegen das absolute Königthum und die Privilegien des Adels und für die „unveräußerlichen Menschenrechte" mit scharfen Worten kämpften und ihre Gedanken durch die sogenannten Encyklopädisten weiter verbreitet wurden. Dieses Streben nach politischer Freiheit wurde durch die Unterstützung, welche Ludwig Xvi. den „Vereinigten Staaten" von Nordamerika in ihrem Kampfe mit England zu Theil werden ließ, gefördert. Diese amerikanische Expedition reizte den alten Haß Englands gegen Frankreich aufs neue und brachte republikanische Ideen in den dafür sehr empfänglichen Boden Frankreichs. So kam das Jahr 1789 heran. Nachdem man sich mit dem Parlamente (d. h. dem obersten Gerichtshöfe in Paris, welcher alle Steueredikte und Gesetze in seine Register einzutragen hatte) und der Notablen Versammlung von 1787 lange vergeblich gestritten hatte und die privilegirten Stände von einer Besteuerung nichts wissen wollten, mußte man endlich, da die Staatskasse ganz erschöpft und ein Staatsbankerott unvermeidlich war, dem Verlangen des Finanzministers Necker und zugleich der allgemeinen Volksstimme nachgeben und die seit 1614 nicht mehr berufenen Reichsstände einberufen. 5. Mai 1789. Es versammelten sich 300 Mitglieder des Adels, 300 vom Klerus und 600 vom Bürgerstande in Versailles. Da die beiden ersten Stände sich weigerten, mit den bürgerlichen gemeinschaftlich zu berathen und nach Köpfen, statt nach Ständen, abstimmen zu lassen, so trennte sich der Bürgerstand (Io tiers etat) von den beiden andern, erklärte sich auf Sieyes Vorschlag als 17.Juni.nationalversammlung, lud die anderen Stände zum Beitritt ein, welcher Einladung auch viele Folge leisteten, und setzte sich zum Zweck, dem Staate eine neue Verfassung zu geben. Das Volk in Paris wurde durch Reden und Schriften in fortwährender Aufregung erhalten und durch den Herzog von Orleans, der selbst gern König sein wollte, gegen die königliche Familie aufgereizt. Als Necker entlassen und neue Truppen nach Versailles gezogen

9. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 284

1873 - Heilbronn : Scheurlen
284 Verfassungen. Karlsbader Beschlüsse. Italien. Monarchen diesem Friedensbunde bei. Andererseits ertönte aus der Reihe der Völker, von der Ostsee bis zu den Alpen, der Ruf nach Verfassungen, wie auch der 13. Artikel der Bundesakte solche mit den Worten verhieß: „in allen Lundesstaaten wird eine landständische Verfassung stattfinden." Diesem Verlangen entsprach in Norddeutschland nur der Großherzog Karl August von 1816. Sachsen-Weimar, welcher eine Repräsentativ-Versassung gab, während die anderen Fürsten nur eine solche Vertretung der Stände zuließen, bei welcher wie in alter Zeit, Adel und Geistlichkeit das Übergewicht hatten. So war es auch in Ostreich, wo die Regierung selbst den ungarischen Reichstag nicht, wie die Verfassung vorschrieb, alle drei Jahre, sondern so selten als möglich einberief. Anders war es in Süddeutschlanb. Hier vereinbarten die Fürsten 1818. mit den Vertretern des Volkes freisinnige Verfassungen, so König Maximilian 1819. von Skiern und Großherzog Karl von Baden, König Wilhelm von Württem-, 1820. berg und der Großherzog von Hessen-Darmstadt. Auch die Bundesversamm- lung war indessen ins Leben getreten und am 5. November 1816 in Frankfurt eröffnet worden. Aber die deutsche, namentlich die studirende Jugend, von welcher sich viele zu einer „Burschenschaft" vereinigt hatten, war, vom Gedanken der Einheit, Freiheit und Größe des ganzen Vaterlandes erfüllt, mit den politischen Verhältnissen nicht zufrieden und gab dieser Stimmung 18. Okt. 1817. bei der Feier des Wartburgfestes einen sehr entschiedenen Ausdruck. Bald darauf erfolgte in Mannheim die Ermordung des russischen Staatsraths August von Kotzebue als eines „Spionen und Verräthers" durch den Jenaer Studenten 23.März 1819. Karl Sand aus Wunsiedel und in Schwalbach das Attentat des jungen Apo-l.julr 1819. thekers Karl Löhning auf den «Ltaatsrath von Well. Die Folge dieser Ausschreitungen waren strengere Maßregeln von Seiten der Regierungen, besonders die Karlsbader Beschlüsse, wonach die Freiheit der Presse durch Einführung der Censur beschränkt, zur Untersuchung der demagogischen Umtriebe eine Centralkommission in Mainz aufgestellt, die Burschenschaft und ihre Turnanstalten verboten, die Universitäten unter die Aufsicht Regierungs-Bevollmächtigter gestellt und alle deutschen Regierungen den Dekreten des Bundestages untergeordnet werden sollten. Da der Bundestag diese Beschlüsse zu den [einigen machte, so wurden die liberalen Bestimmungen der süddeutschen Verfassungen, zum Theil gegen den Willen der Fürsten, wesentlich verändert. Nun gab auch Preußen die bereits verheißene Repräsentativ-Versassung nicht, sondern berief wieder die Provinzial- 1823. stände. §. 181. 1820-1823. Revolutionen in Italien, Spanien und Portugal. Losreißuug der spanischamerikanischen Kolonieen und Brasiliens. Italien war, wie Deutschland, in mehrere souveräne Staaten getrennt, unter welchen Östreich, welches Venedig und Mailand besaß, den größten Einfluß hatte. Für die Unabhängigkeit und Einheit der Halbinsel wirkten besonders die Carbonari (Köhler), eine politische Verbindung von etwa 60,000 Mitgliedern, welche damals ihren Hauptsitz in Neapel hatte. Dort entstand 1820. eine militärische Verschwörung, in Folge deren König Ferdinand I. gezwungen wurde, die spanische Verfassung von 1812 anzunehmen und zu beschwören. Auf die Nachricht hievon brach eine Revolution in Palermo aus. Man verlangte dort die statische Verfassung von 1812 und möglichste Unabhängigkeit von Neapel. Nur durch Waffengewalt konnte die Insel zum Gehorsam und in das alte Verhältniß zu Neapel gebracht werden. Aber auch in Neapel

10. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 294

1873 - Heilbronn : Scheurlen
294 Sonderbund in der Schweiz. Louis Philipps Regierung. satzung von Bern die Auflösung des Sonderbundes, als unverträglich mit dem Bundesvertrag, und die Ausweisung der Jesuiten. Die Leiter des Sonderbundes, auf auswärtige Hilfe vertrauend, verweigerten der Tagsatzung den Gehorsam, woraus Bundesexekution beschlossen, das eidgenössische Heer aufgeboten und dem General Düfour der Oberbefehl übertragen wurde. Dieser nahm 23.Nov.freiburg ein, besiegte das Hauptheer des Sonderbundes bei Gislikon und zwang in raschem Siegeslauf die sieben Kantone zur Unterwerfung. Sie mußten die Kriegskosten bezahlen, den Sonderbund auflösen, die Jesuiten ausweisen und andere Regierungen einsetzen. Darauf wurde die Verfassung des neuen Bundesstaates berathen und eingeführt, wonach ein Ständerath und ein Nationalrath das Parlament und ein von dieser vereinigten Bundesversammlung gewählter Bundesrath die oberste Regierung bilden und an deren Spitze ein Präsident stehen sollte. §. 188. 1848. Februar - Revolution in Paris. Frankreich Republik. Louis Napoleon Präsident, später Kaiser. Die Regierung Louis Philipps wurde von ihm selbst als die des juste milieu, der richtigen Mitte, bezeichnet, hatte anfangs manche Kümpfe mit den Legitimisten und Republikanern zu bestehen, blieb aber, vermöge ihrer engen Verbindung mit der wohlhabenden Klasse, der bourgeoisie, längere Zeit Siegerin. Der Aufstand der Legitimisten in der Vendee unter persönlicher Be-1832. theiligung der Herzogin von Berry war ebenso erfolglos als die Erhebungen der Republikaner in Paris und Lyon. Aber auch besiegt, waren die letzteren, deren viele dem Socialismus und Kommunismus huldigten, durch ihre über ganz Frankreich verbreiteten geheimen Verbindungen gefürchtete Gegner. Aus ihrer Mitte giengen die vielen Attentate auf das Leben des Königs hervor, welche alle mißglückten. Das bedeutendste unter diesen war das des Korsen Fieschi, durch dessen Höllenmaschine mehrere Personen, darunter der alte Marschall Mortier, gelobtet wurden. Auch mit Bonapartisten hatte die Juli-Regierung zu kämpfen. Der Sohn des Exkönigs von Holland, Louis Napoleon, betrachtete sich als den rechtmäßigen Erben und Nachfolger seines gestürzten 1836. Oheims und suchte durch sein Attentat von Straßburg und vier Jahre darauf durch seine Landung in Boulogne die Gewalt an sich zu reißen. Der Kampf mit den Arabern in Algier galt für eine praktische Kriegsschule des französischen Heeres. Konstantine, das alte Cirta, wurde erobert; Abdel Kader, der unermüdliche Emir, zur Flucht nach Marokko gezwungen, der dortige Kaiser von General Bugeaud am Flusse Jsly geschlagen, und endlich Abdel Kader ge-1844. nöthigt, sich zu ergeben. Algerien wurde eine französische Provinz. Der frühe Tod des sehr beliebten Herzogs von Orleans (1842) war ein großes Unglück für die königliche Familie, zumal da dessen älterer Sohn, der Graf von Paris, erst vier Jahre alt war. Der König selbst wurde immer unpopulärer. Man warf ihm vor, daß er die Wahlen zur Deputirtenkammer durch unwürdige Mittel zu beherrschen suche, daß er d.en Ideen von 1830 untreu geworden sei, und alles politische Leben durch die fast ausschließliche Pflege der materiellen Interessen ertödten wolle. Er wurde für einige skandalöse Vergehen hochgestellter Personen verantwortlich gemacht und ihm und dem Ministerium Guizot in der Presse und in der Kammer entschieden entgegen getreten. Thiers und Odilon Barrot verlangten eine Reinigung der Kammer, eine Er-
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