Kall V. Luther zu Worms. 153
, ' i
C. Neuere deutsche Geschichte, bis zur Eröffnungu.c.s.
des deutschen Bundestages zu Frankfurt a. M-,
bis 1810.
J>. Von Karl V. bis zum westphälischen Frieden, von
1519—1648. Kaiser aus dem österreichischen Hause
herrschen fort.
* Die Reformation erzeugt Parteien im ganzen Reiche,
die immer feindlicher sich gegenüber treten, und endlich,
nach lang dauernden, erschöpfenden Kriegen, eine Aus-
gleich n n g eingehen, die ihnen von fremden Mächten gebo-
ten, auf der eiuen Seite ihre Religionsspaltung ordnet,
auf der andern aber d e n i n n e r n R e i ch s v e r b a n d d u r ch d i e
anerkannte Landeshoheit der Reichsstände vielfältig
gefährdet.
4) Karl V., Marimilians Enkel, Herzog von Burgund 1519.
( mit den Niederlanden ), Erzherzog von Oesterreich , König
von Spanien, Neapel und Sicilien (mit den amerikanischen
Ländern), nach einem kurzen Interregnum zu Frankfurt ge-
wühlt und zu Aachen, nachdem er die erste schriftliche Wahl-
kapitulation beschworen, gekrönt.
Der unruhige Herzog Ulrich von Würtemberg, von dem
schwäbischen Bunde aus seinem Lande vertrieben, wird, wie
auch der Bischof Johann von Hildesheim nach der Schlacht
auf der Soltauer Haide, in die Reichsacht erklärt.
Reichstag zu Worms: Das Reichskammergericht 1521.
wird nach Nürnberg verlegt, der ewige Landfrieden eingeschärft,
und Luther, der indessen mit Karlstadt zu Leipzig gegen Dr.
Joh. Eck von Ingolstadt disputirt, gegen den römischen Hof
sowie gegen seine Gegner heftige Schriften gerichtet, die
päbstliche Verdammungsbulle 1520 den 10. December zu Wit-
tenberg öffentlich verbrannt rc., wird, nachdem er unter des
Kaisers Geleit, von Spalatin gewarnt, erschienen, und sich
gegen das Widerrufen seiner Lehren erklärt, durch das
Wormser Edict mit seinem Anhänge geächtet, — nach der
Wartburg gerettet.
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Extrahierte Personennamen: Kall_V._Luther C. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Marimilians Ulrich_von_Würtemberg Johann Johann
140
Dreißigjähriger Krieg. Ferdinand N
n.c.g. Während Rudolf die Empörungen in Siebenbürgen und
Ungarn, sowie die Drohungen der Türken mit Roth zu besei-
tigen weiß, bewirkt in Deutschland, bei der allgemeinen Unzu-
friedenheit, vorzüglich der Churfürst Friedrich Iv. von der
1603.Pfalz die protestantische Union, und Matthias, von den
kaiserlichen Brüdern zum Haupte ihres Hauses erklärt, erhält
das Königreich Ungarn mit Oesterreich und Mähren, — Reli-
1608.gionsfreiheit der Evangelischen in Oesterreich, Majestäts-
brief der Utraquisten in Böhmen; aber durch Herzog Mari-
milian von Baiern die katholische Liga zu Würzburg
(1610). Die Spaltung immer drohender, vorzüglich durch
den Jülichschen Erbschaftsstrcit *) und die Sorglosigkeit des
Kaisers, der, nachdem Matthias auch als König von Böhmen
in Prag gekrönt worden, stirbt.
1612. 8) Matthias weiß als Kaiser den Jülichschen Streit,
sowie die zunehmende Spannung der beiden Religionsparteien
nicht zu beschwichtigen, sichert dem eifrig katholischen Erzher-
zoge Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in den öster-
reichischen Staaten und die Hoffnung zum deutschen Throne
(dessen Krönung zu Prag 1617).
Dreißigjähriger Krieg 1618—1648.
1618. ») Utraquistlsche Periode: Der gestörte Kirchenbau
der Utraquisten zu Braunau und der Protestanten zu Kloster-
grab in Böhmen veranlaßt Klagen, und nach der strengen Ant-
wort des Kaisers die Rache an den kaiserlichen Statthaltern
Slaw ata und Martiniz mit ihrem Sccretäre Fabricius
in Prag. Die Häupter der Utraquisten: Graf von Thurn,
Colon von Fels, Paul von Rziczan, Wilhelm von Lobkowitz rc.
treffen ihre Dcrtheidigungsanstalteu, und dehnen ihre Empörung
weiter aus. Die kaiserlichen Heere zurückgeschlageu,— Budweis.
Die protestantischen Uuirteu unterstützen heimlich die Böhmen, —
Graf Ernst von Mansfeld erobert Pilsen. Matthias stirbt.
1619. 0) Ferdinand Ii., König von Ungarn und Böhmen,
und Beherrscher der gesammten österreichischen Erbländer,
*) Zwischen Churbrandenburg und Pfalz-Neuburg, s. die Tabelle.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Rudolf Rudolf Roth Friedrich_Iv Friedrich Matthias Matthias Matthias Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Fabricius Graf_von_Thurn Paul_von_Rziczan Wilhelm_von_Lobkowitz Wilhelm Graf_Ernst_von_Mansfeld Ernst Matthias Ferdinand_Ii Ferdinand
Protestanten. Reichstag zu Augsburg. 133
n.s.t.
Der in Schwaben ausbrechende Bauernkrieg endigt 1525.
mit den Schlachten bei Ulm, Wurzach, Böblingen, Weins-
berg rc. Auch der unsinnig schwärmerische Thomas Münzer
in Mühlhausen wird mit seiner fanatischen Rotte aufgerieben.
Torgauer Schutzbündniß der Lutherischen; im fol-1526.
genden Jahre Luthers und Melauchthons Visitationsreise durch
Sachsen, — erste lutherische Lehrbücher.
Die Türken (Soliman Ii.) belagern Wien vergebens; 1529.
Johann von Zipolia König von Ungarn.
Reichstag zu Speier: Wormser Edict; Protestation
der Lutherischen — Protestanten*).
Der Kaiser erscheint drohend; daher das Vertheidi-
gungsbündniß der Protestanten zu Rodach, und nachdem
Luther zu Marburg mit Zwiugli, der schon 1518 in der
Schweiz seine Reformation begonnen, sich nicht vereint, —
die Schwabacher und Torgauer Artikel.
Reichstag zu Augsburg: Confession der Prote-1530.
stanten (durch Melanchthon); Confutatiou dsr Katholischen;
Apologie der Confession. Die Protestanten, unzufrieden
mit dem Reichsabschiede, entfernen sich. Ein allgemeines
Concil soll entscheiden. Speier Sitz des Kammergerichtes.
5) Ferdinand I., König von Ungarn und Böhmen, 1531.
Karls Bruder, gegen den Willen der protestantischen Stande
zu Köln gewählt und zu Aachen gekrönt. Daher der schmal-
kaldische Bund der Protestanten. Karl, wegen der drohen-
#) Um dieselbe Zeit wird in Schweden durch Gustav Erich son
Wasa, der deu tyrannischen Christian H. von Dänemark (Stockholmer
Blutbad 1520j nach wunderbaren Schicksalen verdrängt, und Stockholm
1523 erobert, die lutherische Reformation eingeführt. — Eben so sagt
sich Heinrichen!, von England (1509—1547) etwas später (I534)vom
Pabste los, und zieht die Kirchengüter ein; und unter seinem Sohne
Eduard Vi. schreitet die Resormation weiter; aber seine älteste Tochter
Maria, Gemalin Philipps Ii. von Spanien, 1553—58, stellt, nachdem
sie die Johanna Gray w. ermordet, die katholische Kirche wieder her;
Elisabeth, ihre Schwester, führt indessen den Protestantismus wieder
ein, Episcopal-Kirche, s. die Tabelle.
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Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer Soliman_Ii Johann_von_Zipolia_König Johann Melanchthon Ferdinand_I. Ferdinand_I. Karls Karls Karl Karl Gustav_Erich_son
Wasa Gustav Christian_H._von_Dänemark Eduard_Vi Eduard Maria Maria Philipps Philipps Johanna_Gray
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Ulm Wurzach Böblingen Mühlhausen Sachsen Wien Ungarn Rodach Marburg Schweiz Ungarn Aachen Schweden Stockholm England Spanien Episcopal-Kirche
146 Westfälischer Frieden. Neichskammergericht.
Frankreich erhält das österreichische Elsaß, den Sund-
gau, Breisach, Philippsburg und die Bestätig ring der
älteren Eroberungen von Metz, Toul und Verdun.
Schweden? Vorpommern, Stettin, Rügen, Bremen
und Verden mit Wismar und fünf Millionen Thaler.
Chur branden bürg zur Entschädigung für Vorpom.
m c r u: die A n >v a r t s ch a f t auf das E r z b i s t h u m M a g d e b'u r g,
die Bisthümer Halberstadt, Minden und Kamin mit Hin-
te r p o m m e r n.
Hessen-Cassel (Amalia): die Abtei Hersfeld und Au.
theil an der Grafschaft Schaumburg, mit Bückeburg re.
und 600000 Thaler.
Karl Ludwig von der Pfalz: seine Erbländer bis auf
die Ober Pfalz, welche Baiern mit der Chur behält; für
ihn eine n e u e Ch ur w ü r d e in i t d em Erz sch atz m eister-A n> t e rc.
Unabhängigkeit der schweizerischen Eidgenossenschaft
und der Niederlande.
Religionssache: Der Passauer Vertrag (von 1552)
Grundlage; das Jahr 1624 Normaljahr; die katholische
und protestantische Religion (mit Einschluß der refor-
mirten) gleich herrschend im Reiche.
, Jeder deutsche Reichsstand hat Landeshoheit, kann
Bündnisse, Krieg und Frieden beschließen, nur nicht zum
Schaden des Reichs.
Schweden u u d Frankreich sind Bürgen der deutschen
Verfassung und des Friedens.
Was die übrige Cultur der Periode anbelangt, so erhält das
Reichskammergericht durch den westfälischen Frieden einen katho-
lischen Kammerrichter von hohem Adel, durch den Kaiser präsentirt, vier
Präsidenten, ebenfalls vom Kaiser ernannt (zwei katholisch und zwei
evangelisch) und fünfzig Assessoren in Senate getheilt, wovon der Kaiser
zwei katholische, die protestantischen Reichsstände vier und zwanzig von
ihrer Confessio», und die katholischen vier und zwanzig von der ihrigen
präsentirten rc. *). Daneben gewinnt der kaiserliche Reichs Hofrath
immer mehr Gewicht.
Die Sitten der Nation werden durch die steigende Bevölkerung,
den Handel, aufblühende Künste und Wissenschaften im Allgemeinen
*) So war allerdings die damalige Bestimmung; allein die volle
Zahl der Angestellte» kam niemals zusammen.
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Extrahierte Personennamen: Metz Karl_Ludwig_von_der_Pfalz Karl Ludwig Religionssache
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Breisach Philippsburg Verdun Schweden Stettin Bremen Wismar Chur Minden Hessen-Cassel Niederlande Frankreich
170 Auflösung des deutschen Kaiserrstchs.
v.c.t. Franz schließt, nach seiner Unterredung zu Saroschütz
mit Napoleon, Waffenstillstand, und der von allen Seiten
sich zeigenden Hilfe ungeachtet, nachdem Preussen (Haugwitz)
zu Wien einen Vergleich eingegangen, den Frieden zu
1805.Preßburg: Oesterreich verliert Tyrol an Baiern; schwä-
bische Besitzungen an Würtemberg und Baden, Venedig rc.
an Italien; erhalt Salzburg rc. Der Churfürst von Baiern
und Würtemberg — Könige, Baden — Churfürst mit völliger
Souveränetät.
2806. Ioseph Napoleon erblicher König von Neapel und
Sicilien. Ferdinand flüchtet nach Sicilien.
Ludwig Napoleon — König von Holland. Prinz
iliurai — Herzog von Cleve/und Berg. Berliner — Fürst
von Iveufchatcl. Prinz Eugen Beauhamois mit der Prinzessin
Auguste von Baiern vermahlt rc.
Rheinbund unter Napoleon's Protectorat zwi-
schen Baiern, Würtemberg und vierzehn kleineren Fürsten; der
Churerzkanzler — Fürst-Primas des Bundes, sämmtlich sou-
verän; die anderen Reichsstände mediatisirt. Frankfurt, Sitz
der Bundesversammlung, dem Fürsten - Primas.
Franz H. legt seine deutsche Krone nieder, erklärt sich
zum erblichen Kaiser der österreichischen Monarchie, — völ-
Ang. lige Auflösung der deutschen Reichsverfassuug.
Die Reichsverfassung ist bis zum Lüneviller Frieden ohne bedeutende
Veränderung; durch ihn die Kreisrintlmung aufgehoben. Der Reichs-
tag seit 1663 beständig, wurde durch Bevollmächtigte des Kaisers und
der Reichsstände beschickt; bei reichstägigen Berathungen drei Collegien:
das Churcollegium, der Fürstenrath und das reichsstädtische Collegium.
Das Reichsk-mmergericht hatte, mehrer Beschlüsse ungeachtet,
seit 1782 doch nur einen Kammerrichter, zwei Präsidenten und fünf und
zwanzig Beisitzer. Der Reichshofrath hatte seinen Sitz am kaiser-
lichen Hof, seit dem westphälischcn Frieden von gleicher Gerichtsbarkeit
mit dem Kammergerichte, ausschließlich für Erkenntnisse über ganze
Fürstenthümer rc.; er bestand aus achtzehn Mitgliedern, sämmtlich vom
Kaiser ernannt und besoldet.
Das Zeitalter der klassischen Litteratur hat vorzüglich durch Fried-
richs U. Einfluß begonnen. Die Dichtkunst, durch Lessing und
/
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Napoleon Haugwitz Ioseph Napoleon Ferdinand Ludwig_Napoleon_— Ludwig Napoleon Iveufchatcl Eugen_Beauhamois Eugen Auguste_von_Baiern Franz_H. Franz Reichshofrath
15
Reichstag von Worms 1521. Seine politischen Be-1521
fchlüsfe: Einsetzung des Reichsregiments in Nürnberg zur Stellver-
tretung des oft abwesenden Königs, Herstellung des Kammerge-
richts, Kriegsordnung, Reichsmatrikel; die kirchlichen: das
Wormser Edict. Luther, der zweimal vor Kaiser und Reich
aufgetreten war, mit feinem Anhang in die Acht erklärt, aber
auf die Wartburg in Sicherheit gebracht. Von dort, wo er das
Neue Testament verdeutschte (bis 1534 die ganze heil. Schrift),
kehrt er zum Kmnpf gegen Karlstadts bilderstürmerifchen Unfug
und die Verirrungen der Zwickauer „Propheten" im Frühjahr
1522 nach Wittenberg zurück. "22
b. Die Reichsfürsten und die Reformation: Unter
den Fürsten erklärten sich endlich dafür: der Kurfürst von Sach-
sen (1525 — 1532 Friedrichs Bruder Johann der Beständige);
Philipp der Großmüthige, Landgraf von Hessen (feit 1526 das
Land protestantisch); die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg
und von Mecklenburg; der Fürst von Anhalt; die Grafen von
Mansfeld; der Herzog des seit 1525 säcularisierten und von
Polen lehnsabhängigen Ordenslandes Preußen Albrecht von
Brandenburg. Das Tor g au er (oder Gothaer) Bündniß. Da-1526
gegen außer den geistlichen Fürsten vor allen in Süddeutschland
die Herzöge von Baiern, in Norddeutschland Herzog Georg von
Sachsen.
e. Scheitern der Plane des Adels: Franz von Sickingen
nach einem unglücklichen Einfall in Frankreich als Karls Feldhaupt-
mann gegen diesen verstimmt, ging eigemnächtig vor. Rittertag
zu Landau 1522 unter Theilnahme der rheinischen, fränkischen,
schwäbischen Ritterschaft. Sickingens rechtlose Fehde gegen Kur-
Trier, vielleicht mit der Absicht, das Erzstift zu sücnlarisieren,1522
scheitert an der gut vertheidigten Stadt und der Gegenunternehmung
des Landgrafen Philipp und des Kurfürsten von der Pfalz.
Offensive dieser Fürsten und des Kurfürsten von Trier gegen ,
Sickingen; dessen Tod auf der belagerten Burg Landstuhl. Rache
der Fürsten an der verbündeten Ritterschaft. Bald darauf starb1523
Hutten flüchtig und bettelarm auf der Insel Ufnau im Züricher See.
ä. Die Städte und die Reformation: Namentlich die
reichsfreien oberdeutschen Städte, wie Nürnberg, Straßburg, (förm-
lich erst 1534) Ulm, in Niederdeutschland am frühesten Magdeburg,
dann die drei Hanfastädte Bremen, Hamburg und Lübeck, auch
Braunschweig, Nordhaufen u. a. traten bis 1530 auf die Seite
der Reformation, meist unter heftigen innern Kämpfen der Bürger-
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Johann Philipp_der_Großmüthige Philipp Albrecht_von
Brandenburg Albrecht Georg_von
Sachsen Franz_von_Sickingen Franz Karls Philipp Philipp
23
d. Der Augsburger Religionsfriede mit dem ius 1555
reformandi in Bezug auf die römisch-katholische und Augsburgifche
Confession, dem Auswandrungsrecht widerstrebender Unterthanen
und dem protestantischer Seits nicht anerkannten reservatum
ecclesiasticum, geschlossen unter dem Widerstand und Widerspruch
Roms.
Karl V, früh gealtert und verzweifelnd an dem Gelingen
seines politischen und kirchlichen Lebensplanes, tritt der Reihe nach
seine verschiedenen Gebiete ab: 1554 Neapel und Mailand, 1555
die Niederlande, 1556 Spanien mit den amerikanischen Neben-
ländern an seinen Sohn Philipp Ii. Die deutsche Krone erhielt
Ferdinand I 1558, (schon 1531 zum römischen König gewählt).
Karls Lebensabend und Tod im Kloster St. Just in Estremadura,
si 21. September 1558.
6. Innere Bekämpfung des Protestantismus.
Während der äußere Kampf zwischen der katholischen Kirche
und der Reformation ruhte, wird der innere principielle Gegen-
satz geschärft durch den Jesuitenorden und die Beschlüsse
des Tridentinums.
a. Das Concil von Trient (1545-—1563), dort eröffnet, 1545-iss?
dann nach Bologna verlegt, 1548 entlassen, von 1551—52 wieder
in Trient (auch protestantische Abgesandte dabei), dann erst An-
fang 1562 wieder dahin berufen durch Pins Iv (ohne Prote-
stanten). Die Abstimmung geschah nicht nach Nationen, sondern
nach Köpfen. Allmähliche, bedingte oder unbedingte Annahme der
Beschlüsse in Italien, Portugal, Polen, Spanien und den spanischen
Niederlanden, vom Kaiser, von Frankreich blos nach der dogma-
tischen Seite.
d. Entstehung des Jesuitenordens.
Don Jnigo (Ignatius) Lopez de Recalde von Loyola (Name des Familien-
schlosses) ans spanischem Landadel um das Jahr 1191 geboren, zeichnet sich im
Kriegsdienst gegen die empörten spanischen Städte aus. Bei der Vertheidignng
von Pampclona gegen die Franzosen schwer verwundet, aus dem Krankenlager
mit dem Leben Christi und der Heiligen beschäftigt, entsagte er dann aller welt-
lichen Ritterschaft; strenge Büßungen, Wallfahrt nach Rom und Venedig, nach
Jerusalem 1523. Sein Plan, als Missionar unter den Mohamedancrn anf-
zutreten, durch die Franziskaner vereitelt. Hcimgekehrt ergab er sich wissen-152?
schaftlichen Studien auf den Universitäten Alcala, Salnmanca, Paris (seit 1529).
Verbindung mit gleichgesinnten Freunden (worunter der Navarrese Franz Xaver).
Ihre Absicht als Missionare nach dem heil. Lande zu gehen, durch den Türken-
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Extrahierte Personennamen: Karl_V Karl Philipp_Ii Philipp Ferdinand_I Ferdinand Karls Lopez_de_Recalde_von_Loyola Pampclona Franz_Xaver) Franz
Extrahierte Ortsnamen: Roms Neapel Mailand Niederlande Spanien Karls Estremadura Bologna Italien Portugal Polen Spanien Frankreich Christi Rom Venedig Jerusalem Salnmanca Paris
8
1477 er die Habsburgsche Hausmacht aufs neue durch feine Vermählung
mit Maria, der Tochter Karls des Kühnen, Erbin von Burgund
(S. Ii, 97) später durch die seines Sohnes Philipp des Schönen
"oe mit Johanna, der Erbin von Spanien (nach dem Tod des Jn-
fanten).
Maximilian — Maria -— Ferdinand v. Aragon — Jsabella v. Castilicn
t 1519 f 1482 f 1516 f 1504
Philipp der Schöne --- Johanna die Wahnsinnige
ch 1506 p 1555
Karl I und V
gcb. 1500 ch 1558.
Diese Quelle von Habsburgs Aufschwung ist aber zugleich
der Anfang des jahrhundertelangen Gegensatzes der Habsburgischen
und der französischen Macht, der Grund zu Deutschlands Schwäch-
ung, auch zur Hemmung der Kirchenreformation.
b. Reformen der Reichsverfassung unter ihm. Des
Königs Interesse ist vorwiegend nach Außen gerichtet: auf Er-
weiterung seiner Hausmacht, Herstellung der europäischen Bedeu-
tung des deutschen Kaiserthums, auf den Schutz der Reichsgrenzen,
daher auf Erhöhung der Streitkräfte des Reichs. Tie Stände
suchen die Schäden im Innern, doch mit Wahrung ihrer In-
teressen, zu heilen. In diesem Gegensatz der Königsgewalt und
der ständischen Ansprüche zersplittern sich die Kräfte des Reichs,
die Maximilian nicht zu organisieren verstand.
Erster Versuch, dem Reich eine Verfassung zu geben, auf dem
1495reichstag zu Worms 1495; — Verdienste des patriotischen
Kurfürsten - Erzkanzlers Berthold von Mainz. 1. Allgemeine
Reichssteuer, der s. g. gemeine Pfennig nach der Kopfzahl;
2. Allgemeiner ewiger Landfriede und Reichskammergericht, das
in des Kaisers Namen Recht sprach, mit festem Sitz (zuerst
in Frankfurt a. M., zuletzt in Wetzlar), Abbild der Reichsver-
fassung, der Kammerrichter vom Kaiser, die 16 Beisitzer von
den Stünden ernannt; 3. Ein Reichsrath als Centralgewalt und
immerwährende Regierungsbehörde aus Mitgliedern der Stände
i5oo (ausgeführt erst auf dem Augsburger Reichstag 1500); 4. (in
1512 dieser Form erst auf dem Kölner Reichstag 1512). Die Ein-
theilung des Reiches in 10 Kreise, besonders zur Exemtion der
reichskammergerichtlichen Urtheile, mit Kreishauptleuten an der
Spitze: Oesterreich, Baiern, Franken, Schwaben, Oberrhein,
Niederrhein, Burgund, Westfalen, Niedersachsen, Obersachsen —
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Karls Karls Philipp Philipp Johanna Maximilian_—_Maria_-— Maximilian Maria Ferdinand Jsabella Philipp_der_Schöne Philipp Johanna Karl_I Karl Maximilian Maximilian Berthold_von_Mainz Allgemeine
Reichssteuer
35
Tumultes in ihren Mauern 1607, Achtsvollstreckung durch Herzog 1607
Maximilian von Baiern, der trotz des kaiserlichen Einspruchs die
Stadt besetzt hält und die evangelische Lehre unterdrückt 1608. 1608
— Zwei feindliche Heerlager im Reich, geführt von zwei Gliedern
des Hanfes Wittelsbach: 1608
a. Die evangelische Union zu Ahausen (im Ansbachischen),
zunächst von 6 Reichsfürsten unter der Leitung des reformierten
Kurfürsten Friedrich Iv von der Pfalz*) zur Handhabung
des Landfriedens, gegenseitigem Schutz und zur Aufrechterhaltung
der Reichsfreiheit auf 10 Jahre geschloffen, an Frankreich (Hein-
rich Iv) angelehnt**).
b. Dagegen die kath0lische Liga zu München durch t>en1609
energischen und begabten Herzog Maximilian von Baiern,
den damaligen Vorkämpfer des deutschen Katholieismus***), an-
fangs aus lauter geistlichen Reichsständen in Süddeutschland, un-
abhängig vom Kaiserhause, aber an Spanien angelehnt, auf 9
Jahre gebildet. Die 3 geistlichen Kurfürsten und Erzherzog
Ferdinand von Steiermark, der nachherige Kaiser, traten bei.
2. Die Spannung der beiden feindlichen Heerlager wird ge- 1609
steigert und zum Kampf gefacht durch den Jülich-Cleveschen
Erbfolge streit. Der Mannsstamm des Herzogshauses von
Jülich, Cleve, Berg, dem auch die Grafschaften Mark und Ravens-
berg, sowie die Herrschaft Ravenstein in Nordbrabant zugehörte,
erlosch 1609 mit dem geisteskranken Johann Wilhelm. Da die
weibliche Erbfolge durch Karl V 1546 garantiert war, so erhoben
vor allen Ansprüche: 1. Kurfürst Johann Sigismund von Bran-
denburg, seit 1608 vermählt mit Anna, der Tochter der ältesten
Schwester des letzten Herzogs von Cleve, der verstorbenen Ge-
mahlin des Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen, 2. der
Pfalzgraf Philipp Ludwig von Neuburg, als Gemahl der zweiten
Schwester Johann Wilhelms, für feinen Sohn Wolfgang Wilhelm.
Die Hausgefetze bestimmten Untheilbarkeit der Erblande,
daher gemeinsame Besitzergreifung durch Pfalz-Nenburg und Kur-
brandenburg im Vertrage zu Dortmund -1609, mit Ein-"99
willignng der Stände. Spanien, in den Niederlanden gerade frei
*) Dieses Land seit 1559 reformiert; 1563 der Heidelberger Katechismus.
**) ®te bedeutendsten oberdeutschen Städte, Knrbrandenbnrg und Hessen-
Kassel (seit 1604 reformiert) traten bei; das streng lutherische Sachsen blieb,
eifersüchtig ans die pfälzische Hegemonie, dem Kaiserhanse ergeben. Der Hanpt-
anstoß zu der Union gierig von Christian von Anhalt ans.
***) geboren 1573, in Ingolstadt Schüler der Jesuiten, seit 1598 Herzog,
3»
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_von_Baiern Maximilian Friedrich_Iv Friedrich Maximilian_von_Baiern Maximilian Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Cleve Johann_Wilhelm Johann Wilhelm Karl_V Karl Kurfürst_Johann_Sigismund_von_Bran- Johann Anna Cleve Albrecht_Friedrich_von_Preußen Albrecht Friedrich Philipp_Ludwig_von_Neuburg Philipp Ludwig Johann_Wilhelms Johann Wilhelms Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Christian_von_Anhalt
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Mittel wie der Stellejrverkauf im Civil und Militär, Mnnz-
verschlechterungen re. hielten den Ruin incht auf.
Iv. Kirchliche Verhältnisse Frankreichs unter
Ludwig Xiv.
Ludwigs Grundsatz: die möglichste Unabhängigkeit der galli-
canischen Kirche von Ronl und die kirchliche Einheit des Landes.
— Die erst er e wurde namentlich gefördert durch die Beschlüsse
des Nationalconcils von 1681—82, die andere durch die Ver-
nichtung des Protestantismus.
Der König, im Anfang seiner Regierung milde gegen die
Reformierten *), die in den Unruhen der Fronde dem Mnigthum
treu geblieben waren, änderte seit 1675 in Folge der Vorstellungen
des Klerus sein Verfahren. Zunächst: Verbot des Uebertritts
von Katholiken zum Protestantismus; Verdrängung der Re-
formierten aus den öffentlichen Aemtern; Schließung oder Zer-
störung vieler Kirchen; Verhinderung der Auswanderung; die
schon früher (1681) begonnenen Dragonaden in Bearn seit
1685, von Louvois auch über Südfrankreich und andere Landes-"85
theile ausgedehnt. Aufhebung des Edicts von Nantes
1685: Verbot des Gottesdienstes auch in Privathäusern, sowie
der Auswanderung, Zerstörung aller Kirchen, Verbannung der
Prediger.
Massenhafte Auswanderung der Hugenotten unter den größten
Gefahren nach England, Holland, Deutschland, namentlich auch
nach Brandenburg. Ganze Industriezweige, die in ihren Händen
lagen, wanderten mit aus.
Religionskrieg dercamisarden iu den Cevennen 1701
bis 1705.
*) Frankreich zählte damals zwischen 1 x/2 und 2 Millionen hugenottische
Bewohner; über deren Bedeutung vgl. oben Seite 5ö.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Ludwigs_Grundsatz Ludwigs Louvois
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bearn Nantes England Holland Deutschland Brandenburg Frankreich