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1. Bd. 2 - S. 8

1844 - Leipzig : Kollmann
notiert ungeheure Größe den Mangel an Geschwindigkeit im Ab- feuern derselben ersetzen mußte. *) Dennoch schien die Ungeschick- lichkeit der Türken im Gebrauche derselben die Belagerung in die Lange zu ziehen. Allmälig aber wußten sie ihrem anhaltenden Feuer eine so gute Richtung zu geben, daß die Wirkung nicht ausblieb; ein Theil der Mauer stürzte ein, und gleich wurden Anstalten getroffen, durch die Oeffnung vorzudringen, um den Uebergang auch über den zweiten Graben sich zu bahnen. Ein hoher hölzerner Thurm voller Faschinen sollte zugleich für die Ausfüllung des Grabens, wie zum Rückhalte bei den Angrif- fen auf die Mauer dienen. Mit einem außerordentlichen Auf- wande von Kräften ward derselbe, auf Rollen gestellt, der Oeffnung nahe gebracht, und das Zeichen zum Angriff gege- den. Der fanatische Eifer der Stürmenden schien dem llnternehmen in der That einen glücklichen Ausgang zu versprechen. Die un- geheure Menge der Faschinen, welche oft mit den Menschen zugleich in den Graben gestürzt wurden, füllten einen Theil des- selben aus, und ein Thurm in der feindlichen Mauer litt so be- trächtlich, daß nur die einbrechende Nacht die Türken zwang, einen Angriff zu endigen, den sie am folgenden Tage gewiß zu vollenden hofften. Die Thätigkeit des Kaisers indeß, verbunden mit der Geschicklichkeit des tapfern Juftiniani und dem Eifer seiner Soldaten, vereitelten diesen Plan. Der hölzerne Thurm ward in der Dunkelheit der Nacht in Flammen gesetzt, der Gra- den wieder ausgeleert, und der beschädigte Thurm in der Mauer nach Möglichkeit hergestellt. — So wurde dieser erste Angriff glücklich zurückgeschlagen, und indem Mohamed — bittern Ingrimms — das Vergebliche seiner Anstrengungen und Opfer überdachte, ging den Christen unvermuthet ein neuer Strahl der Hoffnung auf. Auf des Kaisers Betrieb waren auf den Inseln des Archi- pelagus mehrere Schiffe mit Lebensmitteln, Kriegsbedürfniffen und Truppen ausgerüstet worden. Nicht lange nach jenem ver- *) Die oben erwähnte Kanone des Mohamed unter andern konnte nur siebenmal des Tages abgcseucrt werden. Sie sprang dennoch zu- letzt und beschädigte eine Menge Menschen, die ihr nahe waren. Der Stückgteßer derselben war, nach v, Hammer, Orb an, ein Dazier (Siebenbürge).

2. Bd. 2 - S. 12

1844 - Leipzig : Kollmann
'V — 12 — er, eben so fromm, wie tapfer, in der Sophienkirche das heilige Abendmahl empfing, zum Ehrentode, und nahm dann sammt denen, welche ein gleiches Gefühl beseelte, rührenden Abschied von Allem, was ihn an diese Welt noch fesseln konnte; seine letzten Worte waren die Leichenrede des griechischen Reichs. — Das Leben und jeden Fußbreit Erde dem Feinde theucr zu ver- kaufen, gebot Hcldensinn, wie Verzweifiung.— Mohamed wollte, der volle Tag solle Zeuge seines Ruh- mes scyn. Seine Truppen mußten daher die Nacht im Lager zubringcn, wenngleich ihr Feldgcschrci den Belagerten die Schrecken des kommenden Tages schon im voraus verkündigte. „Gott ist Gott, und Muhamed ist sein Prophet!" so ertönte es von allen Seiten, wahrend der Schein der türkischen Nachtfeuer den Horizont in Flammen zu setzen schien. Kaum graucte der Tag, so änderte sich das Schauspiel. Ein fürchterliches Feuer von allen Batterien cröffnetc die Scene, und in Pulvcrdampf gehüllt, naheten sich Schiffe und Truppen den Mauern. Die leichten Fahrzeuge der Türken, versehen mit Leitern und allen übrigen zum Sturme nöthigcn Gcräthschaften, drangen in dem obern Theile des Hafens bis unmittelbar an die Stadt. Der Angriff wurde hier vornämlich gegen deren westliche Spitze gerichtet, wo er von den nahe stehenden Landtruppen zuerst unterstützt werden konnte. An der Landscite waren die vorderen Mauern durch das anhaltende Kanoncnfeuer schon größtentheils niedcrgeschoffen und hatten durch ihre Trümmer zugleich manche Theile des Grabens ausgcfüllt. Die erste Arbeit des Belagerers war daher, dies Werk zu vollenden. Der Troß seiner Armee mußte voran, thcils die Vertheidigcr zu ermüden, theils um dem Kerne der Truppen, der Nachfolgen sollte, mit ihren Faschinen und Körpern den Weg zu bahnen. Die Christen hielten diesen ersten Angriff standhaft aus. Keines ihrer Geschosse fiog vergebens; bei den dicken Haufen der vordringcnden Feinde war es fast unmöglich zu fehlen. Aber die Leichen der Getödteten selber wurden ihnen nachtheilig, weil sie den Nachfolgenden den Weg durch den Graben bahnten, in wel- 'chen sie hinab gestürzt wurden. Die Menge der Feinde übertraf die Zahl ihrer Pfeile und Kugeln. M oh amcd ließ immer neue Schaaren vorrücken, bis er glaubte, nun möge der Weg für den Kern seiner Streiter hinreichend gebahnt scyn.

3. Bd. 2 - S. 13

1844 - Leipzig : Kollmann
13 Jetzt war der entscheidende Zeitpunkt gekommen, wo es Sieg galt oder Tod. Das Corps der Janitscharen, bisher ruhig, um mit frischen Kräften fechten zu können, brach auf. Mohamed selbst, zu Pferde, an der Spitze eines andern Corps von 10,000 Mann, unterstützte und ermunterte sie. Der Donner der Batterien ward von allen Seiten verdoppelt, und während ihre Dampfwolken die ganze blutige Scene verhüllten, drang dieser furchtbare Haufen, einem unaufhaltbaren Sturmwinde gleich, vorwärts. — Die Leichen der Erschlagenen, wie die Ruinen der Gemäuer bahnen ihnen den Weg durch den Graben. Sie gelangen zur inneren Mauer, welche zu erklimmen jeder, um des ausgefetzten Preises willen, der erste seyn will. Da ersteigt ein riesiger Türke, H a ssa n mit Namen, einen nur schwach vertheidigten Thurm, und obgleich er selbst durch das Gedränge wieder zurückgestoßen wird, so folgen ihm dennoch Haufen Anderer, denen sein Säbel Platz gemacht. Ihr Siegsgcschrei verdoppelt den Eifer der Stürmenden, und bald sind die Griechen auf der ganzen Linie von der Mauer zurückge- drängt. Zu gleicher Zeit erbricht, von der Flottille her, der Feind das Hafenthor, und nun wächst das Getümmel mit jedem Augenblicke. Noch aber, so lange der Kaiser und ihre Anführer an ihrer Spitze kämpfen, widerstehen die Christen. Constantin, stets inmitten der größten Gefahr, ermuntert und befeuert die Seinen. Jetzt aber wird der muthige Justiniani verwundet, und verläßt seinen Posten. Sein Beispiel wirkt verderblich: viele seiner Söldlinge folgen ihm; in wilder Verwirrung überläuft man einander. — Auf allen Seiten dringen jetzt die Türken, unter dem wilden Geschrei: „Constantinopel ist unser!" durch und über die Mauern vor. — Dennoch versucht der hochherzige Kai- ser einem Strome Einhalt zu thun, der allenthalben seinen Damm durchbricht. Da jedoch alle seine Anstrengungen vergebens sind, so will er mindestens einer der letzten Vertheidiger des ehrwürdigen Reiches seyn. Umgeben von seinen auserlesensten Kriegern, die reihenweise zu seinen Füßen fallen, kämpft er so lange, bis die Wagschale gänzlich sinkt. — Die letzte Stunde seines Reiches hatte geschlagen, und er war entschlossen, sie nicht zu überleben., — Der Gefahr der Gefangenschaft zu entgehen, wirft er den ihn auszeichncnden Purpur ab, mischt sich auf's neue in's Gefecht und fällt endlich, von den Leichen seiner Freunde umringt, zwischen der äußeren und inneren Mauer des von ihm so heldenmüthig

4. Bd. 2 - S. 45

1844 - Leipzig : Kollmann
— 45 — stand erobern würde, wobei zu gleicher Zeit auch der Bischof von Ferrara mit den ernsthaftesten Ermahnungen und Befehlen von Paulus in ihn drang, das Urtheil desselben an dem Georg vonpodiebrad zu vollziehen. Matthias gelobte, Roms Obcr- priester genug zu thun» Der Krieg ward beschlossen, Preßburg zum Waffenplatze bestimmt. Dort erwartete er mit ihren Schaaren den Clerus und den Adel, erklärte jedoch öffentlich, gleichsam als fühle er selbst das Entehrende des Undanks und der Herrsch- sucht, daß er nicht gegen Podiebrad, sondern nur gegen die Hus- siten für die Erhaltung der katholischen Religion kämpfe. — Po- diebrad, von Matthias feindlichen Absichten unterrichtet, wendete Alles an, ihn für sich zu gewinnen; aber die Sachwalter des Papstes hielten ihn fest, er blieb unbeweglich. Der Ruf seiner Ankunft in Oesterreich war dem Sohne des Geächteten das Signal zum plötz- lichen Rückzüge. Friedrich sah sich außer Gefahr — für die Zukunft ließ er den König der Ungarn sorgen; er zog im Pilgcrklcide nach Rom, für seinen Netter zu beten und von Paulus mit Juwelen die böhmische Krone für seinen Sohn Maximilian zu erhandeln. Von Oesterreich aus drang Matthias in Mäh re nein, legte starke Besatzungen in die Städte, die für ihren Glauben ihren König verrathen hatten, und lagerte sich darauf bei Laab, am Flusse Taya (Mai, 1468). Hier standen er und der König von Böhmen, Beide einander scheuend, einen Monat lang un- thätig sich gegenüber, nur daß einzelne Haufen sich in kleinen Gefechten versuchten, in denen fast immer die Ungaren den Sieg behielten. Des längeren Zauderns überdrüssig, forderte Matthias seinen Gegner wiederholt zur Schlacht, aber unbeweglich stand dieser hinter seiner Wagenburg; unter dem Zwange der Unthä- tigkeit sollte der Muth der Ungaren erschlaffen. Doch Matthias sendete seine Reiterei aus, die böhmischen Magazine in Brand zu stecken und dem Feinde die Zufuhr abzuschneidcn. Der Ver- such gelang. Vom äußersten Mangel getrieben, brach Podiebrad das Lager ab und wendete sich gen Böhmen. Hier aber, bei dem Dorfe Scemtisy, unweit E za lau, umstellte er den ihm folgenden Feind in Wald und Verhau, aus welcher Gefahr sich dieser nur durch eine auf Hinterlist gebaute Unterhandlung rettete. Podiebrad nämlich, um seinem Gegner den Rückzug zu versperren, ließ eine große Anzahl Bäume halb durchsägen und, als König Matthias sich mit seinen Husaren mitten im Walde befand, um-

5. Bd. 2 - S. 54

1844 - Leipzig : Kollmann
54 cr den ihn dahin begleitenden österreichischen Söldnern, welche, seiner spottend, ihn König von Ungarn nannten, in ihrer Sprache antworten konnte: „Ich werde es seyn, und auch der eurige, wenn ich anr Leben bleibe!" Vielleicht war König Matthias der größte Feldherr seines Jahrhunderts; wenigstens ist er von keinem seiner Zeitgenossen in dieser Eigenschaft übertroffen worden. Seine Neigung zu Kriegen und Eroberungen bestimmte ihn vor allem zu der Ver- besserung des ungarischen Kriegswesens. Bis auf ihn gab es in Ungarn nur Lehnsmiliz; die Hauptstärke bestand in der Reiterei, und an genauem Zusammenhänge und einhelliger Wirksamkeit der einzelnen Haufen, sowie an Kriegszucht und Unterwürfigkeit fehlte cs gänzlich. Matthias aber, der das Nachtheilige hiervon erfahren, führte zuerst ein stehendes Kriegshecr ein, brachte das Fußvolk empor, setzte gleichförmige und unausgesetzte Waffen- übungen fest und verbot die sonst gewöhnlichen Befehdungen, welche er als eine Zerrüttung des Staates wie des Kriegswesens ansah. Zum Kerne seines Heeres erhob er die schwarze Garde, so genannt nach ihren schwarzen Panzerhemden. Er selbst übte sie in den Waffen und schärfte ihnen tief ein, nicht von dem Platze zu weichen, auch wenn sie den Tod vor Augen sähen. Sie gaben und nahmen keinen Pardon und der König erlaubte ihnen, wenn cs ihm zuweilen an Mitteln fehlte, sie zu besolden, wohl Ausschweifungen und eigenmächtiges Zugreifen. Einst, da er in demselben Falle war, lud er die vornehmsten Befehlsha- der, den Churfürsten von Sachsen und mehrere Gesandte zu sich, spielte mit ihnen die ganze Nacht hindurch, und ein Gewinn von zehntausend Ducaten, womit er am Morgen den Forderungen seiner Krieger Gnüge that, entriß ihn der Nothwendigkeit, das Eigenthum der Bürger prciszugcben. — Außer dieser schwar- zen Garde hatte er bei seinem Heere leichte Reiterei „Huszaronen," (die jetzigen Husaren), Fußknechte und Vüchsenmcistcr, welche die Schießgewehre abfeuerten. Doch waren Letztere noch sehr unvollkommen, und das Pulver feiten und theuer. Verschiedent- lich nahm er in seinen Kriegen auch die Naizen (Servier) in Dienst. Diese, gewöhnlich tausend Mann an der Zahl, ritten auf kleinen, schnellen Pferden ohne Harnisch, nur mit ejnem hölzernen Schilde und Spieße oder Bogen bewaffnet. Sie beka- men keinen Sold; was sie den Feinden abnahmcn, blieb ihr

6. Bd. 2 - S. 151

1844 - Leipzig : Kollmann
151 Seine Erblande, gleichwie weit umher der Adel, boten ihre Kräfte auf — dort aus Gehorsam für ihren Herrn, hier aus eigenem Haffe wider die „Bauern" — und dann strömten ihm, so von Savoyen her, das mit ihm verbündet war, wie aus Italien, dessen Krieger er erkaufte, noch zahlreiche Hülfsvölker zu; wogegen die Schweizer, schon an sich streitlustig im Hochgefühle ihrer Kraft und Freiheit, noch mehr durch die natürliche Ucberlegenheil furchtbar waren, welche der Vaterlandsvertheidigcr stets übee den gedungenen Söldner hat. Letztere rückten sammt ihren Ver- bündeten, gemeinschaftlich durch weiße Kreuze bezeichnet, über den Iura vor. Karl zog ihnen entgegen und die Einnahme eini- ger festen -Platze, welche die Berner hatten unbesetzt gelassen, steigerte seinen Ucbcrmuth so sehr, daß er beim St. Gorgen schwur, er wolle die deutschen Hunde alle aufreibcn und, was sie besaßen, seinen Soldaten preisgebcn» Die Besatzung von Granson ließ er, nachdem sich ihm ihr Hauptmann auf Gnade oder Ungnade ergeben hatte, theils an Baume aufknüpfcn, thcils ersaufen. Nicht weit von diesem Orte trafen beide Heere, am Z. Marz, unvcrmuthet auf einander. Die Schweizer, als sie des Feindes ansichtig wurden, fielen nach ihrer Gewohnheit auf die Knie und beteten. Karl, welcher glaubte, daß sie um Gnade bitten wollten, rief, für sie sey keine Gnade zu hoffen, sie müßten alle sterben. Bald aber ward er inne, wie sehr er sich getäuscht habe; seine Burgunder ergriffen vor dem unwider- stehlichen Anlaufe der tapfer» Schweizer die Flucht, wozu noch hauptsächlich der Umstand beitrug, daß der Anführer des herzog- lichen Vortrabes, um ein ebeneres Terrain zu gewinnen, wo die Netterei und das Geschütz agire» könne, gleich im Anfänge des Treffens sich zurückzog. Dies Manöver verstand das Heer nicht, sah es für eine Flucht an und lief unaufhaltsam davon. Auch Karl, der die Fliehenden mit dem Schwerte zurücktreiben wollte, ward mit fortgcrisscn. Die Beute der Sieger war, indem Karl alle seine Familienschatze mit sich geführt hatte und sie nun in seinem Lager zurücklassen mußte, unermeßlich *). — Nach kurzer *} Die hier von den Schweizern gemachte Beute wird auf eine Million rheinische Gulden geschätzt. Es befanden sich darunter 120 Kanonen, 400 seidene, zum Theil mitgold oderperlen gestickte Zelte, 600panicre und andere kleine Fahnen, über vier Centncr Silbergeschirr, viel baares Geld und des Herzogs kostbarstes Geschmeide, unter welchem

7. Bd. 2 - S. 153

1844 - Leipzig : Kollmann
greifllch ist, wie Karl selbst nichts davon erfahren hat. Als cs nun zum Treffen kam, in welchem Letzterer die Unbesonnenheit hatte, eine schwache, abgemcrgelte Armee, unter der sich kaum 1200 Gesunde befanden, dem vereinigten Heere der Lothringer, Franzosen, Schweizer und Deutschen entgegen zu führen, verließ ihn Campobaffo mit seinem unter ihm stehenden Hecrhaufen und eilte zu dem Feinde hinüber. Die Schweizer aber jagten ihn zurück, ihm zurufend, sic wollten mit keinem Vcrrathcr zu thun haben. Daraus legte er sich an eine Brücke, bei welcher Karl, im Fall' cs mit ihm zur Flucht käme, vorbei mußte. Die Flucht blieb nicht aus; denn das kleine, elende Heer ward bald überflügelt und seine besten Befehlshaber in kurzer Zeit gctödtet. Karl selbst rettete sich nur mit wenigen Getreuen aus der allgemeinen Ver- wirrung; als er aber über einen zugefrornen Graben setzen wollte, brach das Eis unter ihm, und wahrend des vergeblichen Strebcns, sich cmporzukämpfen, ward er in diesem hülflosen Zustande erschla- gen — ob von Feindes - oder Vcrräthershand, ist ungewiß. Erst am folgenden Tage, nach langem Suchen , ward sein Leichnam gefunden. Großentheils eingefroren, mit geronnenem Blute über- deckt, im Gesichte angeschwollen, war er Wenigen kenntlich, bis, nachdem er mit Wein und warmem Waffen gewaschen worden, die Gefangenen gebracht wurden. — „Er ist's!" riefen diese und weinten laut. Der Sieger ließ ihn zu Nancy auf's Prächtigste zur Ruhe bestatten, nachdem er, um die abermals sehr ansehn- liche Beute unter seine Krieger zu vcrthcilen, drei Tage auf dem Schlachtfelde zugebracht hatte. *) Als Renatus in die Stadt seinen Einzug hielt, hatten die Einwohner Triumphbogen errich- tet, zusammengesetzt aus den Gerippen der Pferde, Hunde und Katzen, die sie wahrend der Belagerung gegessen hatten. — Man hat erzählt, die Nachricht von Karls unglücklichem Ende scy schon an dem nämlichen Tage in Paris kund worden. Ludwigs Freude darüber war so groß, das; er sie gar nicht einmal zu ver- bergen strebte, sondern vielmehr eilte, aus einem ihm so sehr günstigen Vorfälle den bestmöglichsten Vortheil zu ziehen. *) Nach einer unverbürgten Sage soll Karl der Kühne nicht hier geblie- den sevn, sondern noch lange Zeit hernach in einem entlegenen Win- kel der Schweiz alö Einsiedler gelebt haben.

8. Bd. 2 - S. 191

1844 - Leipzig : Kollmann
191 forderte nicht nur den schwäbischen Bund, sondern auch die Reichs- stände auf. Wegen früherer Verluste von Durst nach Rache getrieben, strömte mit beispielloser Schnelle ein Neichsheer, beson- ders aus Rittern, zusammen und stürzte sich, ohne des Kaisers Ankunft abzuwarten, der noch in den Niederlanden gegen einen neuen Empörer, den Grafen von Egmond, kämpfte, auf die wachsamen Schweizer. Gleiche Erbitterung beseelte auch die Krieger des schwäbischen Bundes. Der Hauptmann des Fuß- volkes drohte: „ec wolle in der Kuhmäuler Land dermaßen bren- nen, daß Gott auf dem Regenbogen vor Rauch und Hitze blin- zcn und die Füße an sich ziehen müsse; allein der Schweizer stol- zer Freiheitsmuth, ihre feste Einigkeit, ihre strenge Mannszucht machten die zuversichtlichen Hoffnungen ihrer Feinde bald zu Schan- den. In sechs schmählichen Niederlagen mußten diese erfahren, daß sich die blutigen Tage von Morgarten, Sempach und Murten noch jederzeit wieder erneuern könnten. — Maximilian eilt mit den niederländischen Kriegsvölkern herbei, ermuntert das geschwächte, muthlose Heer, stellt sich selbst an die Spitze und dringt auf verschiedenen Seiten in die helvetischen Thaler ein. Aber plötzlich umwogt ihn ein Feuermecr: Hütten, Städte, Dör- fer, Saaten, Haine, von den Einwohnern selbst in Brand ge- steckt, lodern rings umher in lichten Flammen. Statt der gehoff- ten Lebensmittel, rauchende Trümmer. Hunger reißt ein, und schon sammelt sich hinterwärts, durch versteckte Gebirgspfade, der ergrimmte Feind; schon brennen die Brücken; noch wenige Stunden — und jeder Rückweg ist versperrt, Heer und Kaiser gefangen. Er enteilt indeß der Falle, bevor sie zuschlägt, und erreicht Eostnitz, wo in einem nahen Walde, das Schwa- derloch genannt, die Hauptmacht der Schweizer sich aufgestellt hatte. Weit überlegen an Reiterei und Geschütz ist er hier des Sieges gewiß! — Schon krachen die großen Büchsen gegen ein- ander. Da aber erklären die Fürsten: „sie seyen nicht gekom- men, die Ehre ihrer Waffen gegen Bauern auf's Spiel zu setzen, sondern nur die Rcichsgrcnze zu vcrtheidigen." — Unmuthsvoll nahm der Kaiser den Rückzug unter dem Rauche des Geschützes, *) Bei ihren Angriffen mußten sie schwören, keinem Feinde das Leben zu schenken, in ihrer Stellung bis in den Tod zu verharren und fliehende Kampfgenossen nieder-ustoßen»

9. Bd. 2 - S. 253

1844 - Leipzig : Kollmann
253 wurden die Truppen entlasten, weil Niemand im Stande war, ein stehendes Heer zu unterhalten. Gab cs im Vaterlande keinen Krieg, so vermiethctcn sich die Deutschen in's Ausland an den- jenigen Fürsten, der am meisten bot. Wurde den Söldnern ihr Sold nicht bezahlt, so plünderten sie ganze Provinzen, oder behielten die ihnen anvcrtrauten festen Schlösser, bis sie befriedi- get waren. Seit dem Hussitenkriege galten nebst den Schweizern die böh- mischen Scharen für die tapfersten. Im pfalzbaicrischcn Erbfolge- kriege, wo bekanntlich ein Anzahl Böhmen dem Pfalzgrafen Ruprecht zu Hülfe zog, lernte Maximilian sie kennen und zugleich die Wichtigkeit des Fußvolkes einschen. Er hatte dasselbe in einem schlechten Zustande gefunden und war demnach eifrig bemüht, cs in eine bessere Verfassung zu bringen. Anstatt der aufgebote- nen und nach Beendigung des Feldzuges wieder entlassenen Völ- ker, errichtete er stehende Regimenter zu Fuß (Fußkncchtc), denen er kurze Degen und Lanzen gab. Er thcilte das Heer in Regi- menter unter Obristen, diese in Compagnien oder Fähnlein unter Hauptleuten, diese wiederum in Corporalschaftcn rc. ab und ver- sah sie nach Verhältniß mit untergeordneten Befehlshabern. Um das Soldatenwesen zu versüßen, wie er selbst sagte, führte er bei dem Fußvolke Pfeifen und Trommeln ein. Die Schweizer Söldner führten, statt der Hellebarden und Streitkolben ihrer Voreltern, ein großes, auf dem Rücken hängendes Schlachtschwert, ein Beimesser im Gürtel und eine achtzchnfüßige Lanze. Von ihnen haben zuerst alle Söldner den Namen erhalten» Dann hieß man die deutschen Fußgänger, weil sie aus dem Landvolke waren, im Gegensätze zu jenen und dem Nitterstande, Lands- knechte.^) Eine andere Art Fußvolk bewaffnete Maximilian mit schwe- ren Feuergeschossen, Hakenbüchsen (arc^uebuse), welche auf Gabeln aufgelegt wurden; auch führte er mehr grobes Geschütz mit sich, als man bisher gesehen, und suchte dasselbe, wie schon erwähnt, auf verschiedene Art zu verbessern. Auch bei der Reiterei wurde vieles neu gestaltet. Die fran- zösische Cavalerie hatte damals den Vorzug vor der deutschen. *) Knechte hießen ursprünglich alle Krlegsdkensrleute, auch die Edrlr knechte»

10. Bd. 2 - S. 360

1844 - Leipzig : Kollmann
360 Der Kaiser ritt noch spat am Abende mit seinem Bruder und Moritz längs dem Ufer hin, um das Terrain zu besichtigen; er sah aber keine Möglichkeit, wie man über den Fluß kommen wolle. Die Elbe war hier gegen 600 Fuß breit und fiuthete gewaltig; dazu war das jenseitige Ufer weit höher als das dies-? seitige, und Karl hatte keine Schiffbrücken. Indem sie so bcrath- schlagten, führte der Herzog von Al ba^ welcher weiter voraus- geritten war, einen jungen Bauern herbei, den; die sächsischen Kriegsvölker Tags vorher seine beiden Pferde genommen hatten,, und der nun, um sich zu rächen, den Kaiserlichen eine Furth in der Elbe Nachweisen wollte, wo ein Pferd hindurchgehen könne. Moritz versprach ihm zwei andere Pferde und hundert Kronen dazu, und so erwartete man fröhlich den Morgen. Unter einem dichten Nebel versuchten die spanischen Hacken- schützen, sich dem jenseitigen Ufer zu nähern; die Sachsen aber hatten gerade an dieser Stelle dasselbe gut besetzt und fchoffen heftig herüber. Vergebens unterhielten jene, im Wasser stehend, ein wohlgeordnetes Feuer; sie konnten sie bei aller Anstrengung nicht zum Weichen bringen. Da äußerte der Kaiser, wenn man sich nur der Schiffe des Feindes bemächtigen könne, so wäre das ein bedeutender Vortheil. Sogleich sprang ein Haufe Spanier ohne Harnisch, den Säbel im Munde, in's Wasser, schwamm hinüber und siel die in den Kähnen befindlichen Sachsen an. Nach einem mörderischen Gefechte eroberten sie wirklich die Fahr- zeuge und brachten sie an das diesseitige Ufer. Schnell wurden sie mit tüchtigen Schützen bemannt, die nun die feindlichen wirk- sam beschäftigen konnten, indeß die Reiterei ihren Zug durch das Wasser antrat und dadurch, daß jeder Reiter noch einen Fuß- knecht hinter sich auf's Pferd nahm, eine beträchtliche Anzahl von Spaniern übersetzte. Nachdem schon eine hinreichende Mannschaft drüben angelangt war, setzten auch die vier fürstlichen Häupter, Karl, Ferdinand, Moritz und Alba, neben einander durch's Was- ser, wobei der mitgenommene Bauer des Kaisers Pferd am Zügel führte. Hintendrein folgte noch der Rest der Reiterei und nun schlug man aus den erbeuteten Kähnen eine Schiffbrücke, auf welcher auch das Fußvolk und die Munition nachkam. Die letz- tere wartete der Kaiser nicht erst ab, sondern eilte, sein Heer in Schlachtordnung zu stellen. Es war Morgens, am Sonntage Miscricord. Domini
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