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1. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 29

1858 - Breslau : Hirt
Schlesien unter Oesterreich. 29 Aemtern ebenso zugelassen werden, wie Katholische. Dieses Verspre- chen hielt Kaiser Joseph getreu. Einhundert und achtzehn Kirchen wurden den Evangelischen sogleich zurückgegeben; ja es dursten sogar sechs neue Kirchen erbaut werden: in Freistadt, Sagan, Hirschberg, Landeshut, Militsch und Teschen. Gnadenkirchen nannte man sie. So hatte der Herr den Evangelischen abermals in einem schwedi- schen König einen Retter gesendet. 12. Von dnr schlesischen Petekindcrn. 1. Ueberall in den evangelischen Gemeinden wurde dem Herrn für seine gnädige Hilfe inbrünstig gedankt, und besonders die Schul- Jugend wurde in dieser Zeit dazu mächtig angeregt. Im Spät- herbst des Jahres 1707 begannen in der Gegend von Sprottau 5—14 jährige Kinder alle Tage zwei- bis dreimal zu gemeinsamem Gebet sich zu versammeln. Sie thaten solches anfänglich in einzel- nen Häusern, später in den Kirchen, die damals noch nach löblichem Brauch einen großen Theil des Tages andächtigen Betern geöffnet waren. Als die Zahl der Betekinder aber auf 2—300 sich mehrte, verrichteten sie ihre Andacht unter Gottes freiem Himmel. Diese Kinderbetstunden pflanzten sich schneller fort, als des Vogels Flug. Ein wunderbarer Gebetsgeist war über die Kinder gekommen, und es erfüllte sich buchstäblich das Wort der Schrift: „Aus dem Munde der Kinder und Säuglinge hast du dir Lob zugerichtet!" 2. Wie ging es nun bei diesen Betstunden her? Ganz ähnlich, wie beim Feldgottesdienste der schwedischen Krieger Karl's Xii. Paar- weise, Knaben und Mädchen gesondert, faßten sich die Kinder bei der Hand und zogen im stillsten und eingezogensten Wesen hinaus in's Freie, oft schon kurz vor Anbruch des Tages, stellten sich alsdann im Kreise auf oder fielen auch alsbald in aller Stille auf ihre Kniee. Dann stimmte einer der ältesten Knaben ein Lied an, las einige Ab- schnitte aus der heil. Schrift vor, und nach abermaligem Gesänge begann das eigentliche Gebet. Hierauf ward wieder gesungen, der Vorleser betete das heil. Vaterunser und sprach den Segen. Den Beschluß machte gewöhnlich der Gesang: „Nun, Gott Lob, es ist vollbracht —". Nirgends zeigte sich dabei kindischer Muthwille. Und diese Kindergottesdienste sind auch nicht ohne Frucht gewesen. Manches vorhin ungerathene Kind ist williger, gehorsamer und stil- ler geworden, viele Erwachsene, die herzuströmten und die herzliche Andacht der Kleinen sahen, wurden davon tief bewegt und gebessert, und selbst viele Feinde und Widersacher mußten endlich erkennen, diese Bewegung der Kinder sei ein Zeichen des Herrn, eine Weck- stimme in böser Zeit. Freilich war es nicht von Gott, wenn manche Kinder die Erlaubniß zur Theilnahme an den Betstunden erzwingen wollten. Allmählich ging auch die erste Innigkeit verloren, und weil so viel Aufhebens davon gemacht wurde, sanken die Andachten zuletzt hier und da zu einem Lippenwerk herab.

2. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 9

1858 - Breslau : Hirt
Der Rhcm. 9 der von Lilly bei der Zerstörung Magdeburgs erbeuteten Kanonen gegossen; zwölf Mann sind nothwendig, um sie zu läuten. Es ist das Verdienst unseres hochseligen und des jetzigen Königs, die Voll- endung dieses katholischen Gotteshauses, als des schönsten Denkmales mittelalterlicher Baukunst, angeregt und durch große Summen geför- dert zu haben. Von Jahr zu Jahr schreitet der Bau vorwärts. Der Dom hat die Form eines Kreuzes; zwei hohe Thürme werden den fünffachen Haupteingang nach Abend zieren; in der Mitte der Querstücke des Kreuzes soll eine Kuppel sich erheben. Die Hallen des Domes werden von 100 Säulen getragen, die in 4 Reihen nebeneinander stehen und von denen die der mittleren Reihen 30 Fuß im Umfange haben. Die ganze Länge beträgt 400 Fuß und die größte Breite 200 Fuß. 5. Von Cöln bis zur Mündung. Im Hafen von Cöln ist ein reger Verkehr; Dampfschiffe segeln eilend heran; Lastschiffe werden ihrer Fracht entladen und erhalten neue; neben ihnen treiben lang- sam auf der Mitte des Stromes Holzflöße von unabsehbarer Länge; sie sind wie schwimmende Holzinseln anzusehen; niedrige Bretterhütten erheben sich darauf, welche für die Flößer und Holzknechte als Ob- dach dienen. Die Stämme kommen aus dem Schwarzwalde, Fran- ken, Nassau, von den Ufern der Mosel und Saar und bestehen theils aus Fichtenholz, theils aus Eichenstämmen; je weiter sie rheinab- . wärts kommen, desto größer werden die Flöße durch Zusammensetzung aus kleineren gemacht. Durch diese Flöße erhalten die Holländer ihre Holzvorräthe, von denen sie Schiffe und Häuser bauen. Bis eine Strecke unterhalb Cöln sind die Ufer noch hoch; von Düsseldorf und noch mehr von Xanten an wird der Deichbau nöthig. Hier beginnen sich saftige Wiesen mit Rinderheerden aus- zubreiten, so daß man erkennt, daß man Holland näher kommt. Unterhalb Düsseldorf kehren wir in Kaiserswerth ein und freuen uns der Diakonissen-Anstalt, die dort der Pastor Flieder mit anderen christlichen Männern gegründet hat, aus welcher schon viele Krankenpflegerinnen und Lehrerinnen in alle Theile Deutschlands, selbst nach Smyrna, Jerusalem, Alexandrien, London, Pe- tersburg und Nordamerika gesandt worden sind. Die ausge- sandten Krankenpflegerinnen sind entweder an andern Diaconissen- Anstalten, welche nach dem Vorbilde der Kaiserswerther eingerichtet sind, angestcllt, oder besorgen die Pflege Kranker in Gemeinden, öffent- lichen Anstalten und in Privathäusern. Ihr Leben haben sie in den Dienst der Liebe Christi gestellt und scheuen sich daher auch nicht vor ansteckenden Krankheiten, als Cholera, Typhus, Pocken. Mit treuer Sorgfalt warten sie der Kranken um des Herrn willen, der gesagt hat: „Was ihr gethan habt einem der geringsten unter meinen Brüdern, das habt ihr mir gethan". Gar Manche ist schon ein frühes Opfer der dienenden Liebe geworden; aber sie wissen: „Leben wir, so leben wir dem Herrn; sierben wir, so sterben wir dem Herrn!"

3. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 18

1858 - Breslau : Hirt
18 Blicke in die Vergangenheit der Provinz Posen. räche des Verstorbenen, auch ein Geldstück oder Speise und Trank pflegte man den Todten mitzugeben. Ueber den Gräbern wurden Opfer dargebracht, Tänze und feierliche Spiele veranstaltet zur Ehre der Götter. 2. Die Sagen von Dopitl, Diast und Miesko. Als erster Herzog der Polen wird Lech genannt, welcher Gnesen gründete. Ihm folgte eine Reihe anderer Fürsten, deren letzter Pom- pilius, Popiel Ii., durch seine Nichtswürdigkeit das Polenreich an den Rand des Verderbens brachte. In allen Schandthaten war er ge- übt. Darum traf ihn auch schreckliche Strafe. Er hatte seine Oheime ermordet und sie unbeerdigt liegen gelassen. Aus ihren Leichen ent- standen zahllose Mäuse; über Seen und Flüsse, selbst durch brennende Feuerhaufen verfolgten sie ihn, bis sie ihn sammt seinem sündhaften Weibe und zweien Söhnen auf einem hohen Thurme am Goplo- See, auf welchen er sich geflüchtet hatte, durch ihre Bisse tödteten. — Nun lebte damals ein armer Landmann, mit Namen Piast, verbor- gen und niedrig, aber gewissenhaft. Zwei Fremde, himmlische Bo- ten, früher von der Thüre des Pompilius vertrieben, verschmähten es nicht, in seine Hütte einzutreten. Sie wurden von den Haus- bewohnern aufs freundlichste umarmt und zum Niederlassen gebeten. Er und sein Weib trugen ihnen auf, was sie hatten, ein wenig Fleisch und ein geringes Maß Bier. Sie hätten es zur Festfeier der Haar- beschneidung ihres kleinen Sohnes angeschafft; möge es ihren Hun- ger und Durst stillen, sagten sie zu den Fremden. Nun begab es sich, daß es den zur Königswahl in Krußwicz versammelten polni- schen Herren an Lebensmitteln gebrach, und einige von ihnen kamen zur Hütte des Piast. Sie setzten sich mit an den gastlichen Tisch unter fteiem Himmel, und siehe: da vermehrte sich die Speise, ver- mehrte sich die Masse des Getränks, so daß die Menge der geborg- ten Gefäße sie nicht zu fassen vermochte. Durch dieses Wunder, welches sich vor ihren Augen vollzieht, werden die erstaunten polni- schen Herren bewogen sammt ihren hinzugeladenen Genossen, dem Landmann Piast die Königskrone zu überreichen. Dieser Piast wurde nun der Vater eines viele Jahrhunderte blühenden Fürstengeschlechts^ — Unter seinen Nachkommen ist von besonderer Bedeutung Miesko oder Miecislaw. Dieser war 7 Jahre lang nach seiner Geburt blind. Als er nun sein siebentes Jahr erreicht hatte, lud der Vater, der Sitte gemäß, seine Grasen und anderen Vornehmen zu einem stattlichen Gastmahle. Aber mitten unter den Freuden des Mahles, während die Andern jubelten und in die Hände klatschten, seufzte der Vater aus tiefster Brust, wenn er der Blindheit seines Sohnes ge- dachte. Da erscholl plötzlich die wunderbare Kunde, der blinde Knabe sei sehend geworden. Zur großen Freude aller Anwesenden, beson- ders aber der Eltern, wurde der sehend gewordene Sohn herbeigeführt. Der Vater aber rief seine älteren Vertrauten zusammen und fragte.

4. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 19

1858 - Breslau : Hirt
Schlesien unter unalhängigcn Herzogen. 19 daß das Land in zwei Haupttheile zerfiel, in Ober- und Niederschle- sien. Die Fürsten beider Länder sollten einander nicht mehr beerben. In Niederschlesien regierte seit dem Jahre 1201 Heinrich I., der Bärtige; er hat im Verein mir seiner ftommen Gemahlin, der hei- ligen Hedwig, seinem Lande viel Gutes gethan. Er stiftete Kirchen und Klöster, rief deutsche Ritter in das Land und verlieh ihnen Güter, gründete Städte und Dörfer und übergab sie deutschen Bür- gern und Bauern. So fing Schlesien an, ein deutsches Land zu werden, und das wollten die Herzöge haben, damit sie dadurch immer unabhängiger von Polen würden. Heinrich der Bärtige war ein gütiger und herablassender Herr, aber auch ein kräftiger Herrscher. Ost strafte er Edelleute mit dem Tode, weil sie Straßenraub getrie- den hatten, was damals in Schlesien sehr häufig vorkam. Es ge- lang ihm auch, seine Herrschaft durch Eroberungen auszudehnen. So war er bei seinem Tode im Besitz von ganz Niederschlesien, des Lan- des bis wenige Meilen von Berlin und eines großen Theils von Polen. Er ist also unstreitig der mächtigste Fürst, den Schlesien je gehabt hat. 2. Seine Gemahlin, die heil. Hedwig, stammte aus einem alten deutschen Fürstenhause. Sie war ein Muster frommer Demuth und Entsagung nach der Weise ihrer Zeit. Auf ihrem bloßen Leibe trug sie ein Kleid und einen knotigen Gürtel von Roßhaaren; fast immer ging sie barfuß; im Geheimen ließ sie sich geißeln, so daß das Blut aus der aufgeritzten Haut sprang; täglich betete sie lange, auf har- tem Boden knieend. Sie war aber auch eine Mutter der Kranken und Armen, der Wittwen und Waisen, eine Fürbitterin für Verbre- cher. Elternlose Mädchen erzog sie, ihre Dienerinnen lehrte sie beten. Die Kirchen schmückte sie mit köstlichem Geräth und die Kirchendie- ner mit schönen Gewändern. In ihrer Umgebung wurde das Gold- spinnen mnd Goldsticken, und die Arbeit in Seide gepflegt. Auf ihre Veranlassung gründete Heinrich I. das Nonnenkloster zu Trebnitz. Es wurde so reichlich ausgestattet, daß es 1000 Personen mit allem Nothwendigen versehen und doch noch Gastfteundschast üben konnte. Hier in Trebnitz ruhen auch die Gebeine der frommen Hedwig. Sie wurde vom Papste in Rom unter die Heiligen versetzt. In einer Kapelle der kath. Kirche zu Trebnitz ist ihr Grabmal, von schwarzem Marmor und mir Alabaster reich verziert. Viele Katholiken wallfahr- ten noch jetzt alljährlich dahin, um an ihrem Grabe zu beten. 4. Pie Mongolen in Schlesien. (9. April 1241.) Unter dem Nachfolger Heinrich des Bärtigen, Heinrich Ii. oder Frommen, kam aus dem fernen Asien ein wildes Volk mit Weibern, Kindern und Viehheerden herangezogen: die Tartaren oder Mongolen. Es waren häßliche Gestalten, klein, mit tiefliegenden Augen, hervor- stehenden Backenknochen und kleinen Nasen. Wohin sie kamen, seng- 2'

5. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 25

1858 - Breslau : Hirt
Die heilige Elisabet von Thüringen. — Conrad I., Stammvater des sächsischen Fürstenhauses. 25 Hermann's Hofe wurde sie zur Gemahlin des künftigen Landgrafen erzogen. Fromm und tugendsam wuchs sie auf; sie betete oft zu ihrem Heilande und stand selbst des Nachts auf und lag betend Stunden lang auf ihren Knieen; die Lustbarkeiten am Hofe liebte sie nicht. Im Jahre 1221 wurde ihre Hochzeit auf der Wartburg gefeiert, als sie 14 Jahre und ihr Gemahl 21 Jahre alt war. Ob- wohl Herrin über ein großes und reiches Land, schämte sie sich doch nicht, mit ihren Dienerinnen Wolle zu spinnen; daraus ließ sie Zeug zu Kleidern für die Armen weben. Unter der Wartburg ließ sie ein Krankenhaus bauen; es war ihr eine Freude, den Kranken im Hand- korbe selbst Speisen hinunter zu tragen; liebevoll sprach sie mit ihnen und wischte ihnen den Schweiß mit eigner Hand von der Stirn. Ihr Gemahl aber starb bald auf einem Kreuzzug nach dem heiligen Lande; sehr jung wurde sie Wittwe, und der Bruder ihres Gemahls, Heinrich Raspe, verstieß sie aus dem Schlöffe; auch verbot er den Leuten in Eisenach, es solle sie Niemand aufnehmen; so irrte die fromme Frau, welche sich der Armen und Kranken so mildthätig angenommen hatte, mit ihren kleinen Kindern obdachlos umher; in einer schmutzigen Schenke fand sie endlich ein Unterkommen. Später zog sie nach Marburg in Hessen; dort wohnte sie in einer arm- seligen Hütte und gründete ein Hospital; in diesem sammelte sie die kranken Glieder Christi, in denen sie dem Herrn selbst diente. Ihre Mildthätigkeit war so groß, daß sie oft ihre eignen Kleider verschenkte; sie selbst richtete sich auf's Dürftigste ein, um Anderen geben zu können. Der Herr hatte ihr aber ein frühes Ende gesetzt; erst 24 Jahre alt, starb sie. Im Leben war ihr die Liebe oft mit Undank und ihre Demuth mit Spott vergolten worden. Als sie aber nicht mehr war, da erkannte man, was man verloren hatte; Liebe und Verehrung folgte ihren Werken nach. Der Papst ehrte die Verstoßene, indem er sie als eine ,,Heilige" unter die leuchtenden Sterne der Kirche aufnahm. 5. Conrad I., Stammvater dcs sächsischen Mrsienhauscs. Gleichzeitig mit Ludwig I., der vom Kaiser Lothar zum Land- grafen von Thüringen gemacht wurde, lebte Conrad I., Mark- graf von Meißen und der Ober-Lausitz. Von ihm stammt das sächsische Fürstenhaus ab. Er hat mit dem Kaiser Lothar nicht blos einen Kriegszug nach Italien, sondern auch eine Wallfahrt nach dem gelobten Lande gemacht, auch die heidnischen Slaven hat er noch weiter zurückgedrängt. Sein Gebiet erstreckte sich von der Neiße in der Lausitz bis zur Saale. Leipzig, das 100 Jahre vor ihm nur ein wendffches Dorf war, hat er ansehnlich vergrößert und der Stadt zwei Märkte gegeben, woraus später die weltberühmten Messen entstanden sind. Erst im I. 1327 wurde dort die wendische Sprache abgeschafft, und der Handel zog sich 50 Jahre später dahin, weil Merseburg abgebrannt war, was vorher ansehnlichen Handel trieb.

6. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 10

1858 - Breslau : Hirt
10 Wie es in ist Rhtinprovinz ciussieht. In Kaiserswerth selbst findet eine große Anzahl Kranker nicht bloß Wartung und ärztliche Pflege, sondern auch das Wort des Lebens für ihre Seelen. Mit dem Diakonissen-Hause ist ein Waisenstist zur Erziehung elternloser Kinder verbunden, auch ein Lehrerinnen-Semi- nar, ferner eine Heil-Anstalt für weibliche Gemüthskranke, ein Asyl, d. h. eine Zufluchtsstätte für entlassene weibliche Gefangene. Und diese Hunderte von Personen, die ihr Brot in der Anstalt empfan- gen, leben alle von den Gaben, welche die barmherzige Liebe dar- reicht. Gieb auch du dein Scherflein! denn über 50,000, sage fünfzig Tausend Thaler werden in einem einzigen Jahre gebraucht! Hier gilt auch von dir: der Herr bedarf deiner Gaben, deiner Gebete und deines Dienstes; denn auch du bist von ihm theuer erkauft. In Duisburg befindet sich eine ähnliche Anstalt, in welcher Diakonen, d. h. männliche Krankenpfleger ausgebildet werden. Am Einflüsse der Ruhr ist in neuerer Zeit Ruhrort rasch emporgeblüht; hier werden Schiffe gebaut; unzählige Fahrzeuge mit Kohlen liegen hier vor Anker. Wo die Lippe, welche wie die Ruhr aus West- phalen kommt, mündet, liegt die preußische Grenzfestung Wesel. Bald darauf erblickt man die alte Stadt Xanten; der Strom be- rührt nun die letzte preußische Stadt Emmerich; auch von Cleve leuchtet das Schwanenschloß mit seinem Thurme herüber. Mitten in der baumlosen Ebene erhebt sich ein prächtiger, großer Wald, der sogenannte Reichswald. Dann kommt man in die einförmigen Ebenen Hollands. Dort theilt sich der Rhein in so viele Arme, daß man kaum ihre Namen behält; aber der, welchem der Name Rhein bleibt, ist so schwach und dünn geworden, daß man ihn durch einen Kanal in die Nordsee leiten mußte; in einen dieser Arme mündet auch die Maas, welche ihm den Namen giebt; sie kommt aus Frankreich und fließt durch Belgien. 3. Das Land westlich vom Dhein. 1. Der Hundsrück. Wir treten unsere Wanderung von der südlichsten Spitze bei Saarbrück an. Es hat seinen Namen von der Saar, an welcher es liegt; diese fließt in nur geringer Entfer- nung von der westlichen Grenze, bis sie oberhalb Trier in die Mosel sich ergießt; an ihr liegt Saarlouis, eine Festung, und am unteren Laufe Saarburg. Rebenhügel begleiten die Ufer, wie die der Mosel. Bei Saarbrück werden viele Steinkohlen gegraben, welche auch in den dortigen Eisenhütten gute Dienste thun, da jene Gegend an Eisenlagern reich ist. Von der Saar bis zum Rheine hin zieht sich ein Gebirgsland; es ist der Hunds rück; er wird von 4 Flüssen eingeschlossen, näm- lich außer den beiden genannten auch von der Mosel und der Nahe. Steil und hoch treten seine Berge an die Mosel heran und sind von edeln Weinreben bis oben hinauf bepflanzt; auch die Südabhänge

7. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 17

1858 - Breslau : Hirt
Litthauer und Masuren. 17 siellt. Der Bauer in entlegenen Dörfern arbeitet alle Haus- und Wirthschaftsgeräthe, als Stühle, Tische, Näder und Wagen, selbst; die Frauen wirken das Zeug zu ihren Kleidern aus Wolle und sind überhaupt fleißig und thätig. Leider hat der Branntweingenuß auch unter ihnen Armuth, Verschuldung und unordentliches Wesen verursacht. Die Männer tragen lange grobwollene Röcke von grauer Farbe, so daß sie durch die Uebereinstimmung ein militärisches Aussehen haben. Auch den Frauen ist eine besondere Tracht eigen. Die Sprache ist von der deutschen und polnischen ganz verschieden. Die Litthauer sind große Freunde des Gesanges und besitzen eine Menge schöner Volkslieder, in ihrer Sprache dainos genannt, die sie bei Festen, Kirchfahrten und gemeinsamen Arbeiten singen. Lieblich ist besonders anzusehen, wenn in den Gegenden um die Mündung der Gilge, Ruß u. s. w. eine Schaar Jünglinge und Jungfrauen festlich ge- schmückt auf ihren Kähnen zur Kirche fahren und in der Morgen- frühe den Ruderschlag mit Wechselgesängen begleiten. Unzüchtige Lieder, wie sie leider von Deutschen oft gesungen werden, haben sie nicht. Die Masuren sind ein Zweig der Polen. Bei der Mehrzahl findet man blaue Augen und blondes Haar. Wie die Litthauer sind sie gastfrei und Freunde des Gesanges, weßhalb sie ebenfalls viele Volkslieder haben. Sie lieben ihre Berge, ihre Seen, ihre Wälder und ihre Sprache. Wenn der Masure Soldat wird und sein Dorf verlassen muß, erfaßt ihn nicht selten ein solches Heimweh, daß er auf einige Zeit zu den Seinen zurückgeschickt werden muß. Ist die- ses aber erst überwunden, so ist er mit Leib und Seele Soldat. Der König steht bei den Masuren in hohen Ehren. Im Jahre 1848 wollten sich ganze Dorfschaften aufmachen und gen Berlin ziehen, um die Rebellen zu Paaren zu treiben. Das hl. Vater Unser beten sie in der Kirche stets knieend; am Sonntage Nachmittag versammelt sich Jung und Alt, besonders die erwachsene Jugend, in der Schule. Da wird gesungen, ein Abschnitt der Schrift vom Lehrer erklärt und aus Missionsberichten und Erbauungsbüchern vorgelesen. In vielen Häu- sern sind Schriften von Luther, Arnd's „Wahres Christenthum" und dergl. verbreitet. Die Erlernung der deutschen Sprache wird ihnen leicht, aber sie vertauschen sie ungern mit ihrer Muttersprache. Sie sind gewandt und flink, aber klein von Statur. Da der Boden, den sie bebauen, unfruchtbar ist, so sind sie arm; aber sie scheuen den Fleiß nicht und sind höflich, bescheiden und gefällig. Prtiißcn. 2

8. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 32

1858 - Breslau : Hirt
32 Blickc tn die Vergangenheit Preußens. der Stadt — wie später auch in Königsberg. Alles grüßte ehrer- bietig, sie dankten heiter und mit graden Mienen. Da trat manche Thräne der Wehmuth über das Unglück des geliebten Königspaares in treuer Preußen Augen, und man gedenkt noch jetzt rührender Züge treuer Unterthanenliebe. Ein Mennonit, Abraham Nickel, und seine Frau, aus der Kulmer Weichselniederung, überreichte dem König 3000 Stück Friedrichsd'or, die in seiner Ge- meinde gesammelt worden waren. Der König möchte die Gabe aus treuem Herzen annehmen, und sie würden nicht aufhören, für ihn zu beten. Die Frau aber schenkte der Königin schöne frische Butter. Mit Thränen in den Augen reichte die Königin der Bauernfrau die Hand und hing ihr das eigne Tuch zum Gegengeschenk um. Der ernsie König aber übergab dem Bauer einen Schuldschein, in welchem er das Geld sammt Zinsen zu glücklicherer Zeit redlich wieder zu erstatten versprach. Im Jahre 1808 verließ der König Memel. Da erließ er ein Danksagungsschreiben an die Bewohner und sagte darin, es sollten ihm die vielen rührenden Beweise der Liebe und unerschüt- terlichen Treue in so schwerer Zeit unvergeßlich sein. — Als im Jahre 1808 zu Königsberg die Prinzessin Luise geboren wurde, meinte der König, sie wären jetzt so verlassen, daß sie nicht wüßten, wen sie zu Pathen nehmen sollten. „Wie?" — erwiderte die Königin Luise — „sieht nicht das ganze Volk mit seiner Liebe zu uns?" „Ja", sprach der König, „Du sprichst aus meinem Herzen. Das Volk soll Pathe sein zu unserm Kinde." Und sogleich wurden Kindtauf-Briefe an die Ritterschaft, die Bürger und die Bauern gesendet: sie sollten alle ihre Abgesandten zu Zeugen bei der Taufe der Königstochter schicken, was denn auch geschah. — Unvergeßlich wird den Königsbergern der Sommer 1808 sein, den die königliche Familie auf den Huben, in einem schlichten bürgerlichen Landhause mit einem kleinen freundlichen Garten, verlebte. Ringsum war das Land von Feinden besetzt, be- drückt und ausgesogen; hier aber herrschte Freiheit, Freude und Friede. Hierher kamen am 3. August, am Geburtstage des Königs, alle Be- wohner, Männer, Frauen, Kinder, schmückten die Straße mit Blumen und Kränzen und brachten dem Könige ihre Wünsche und Gebete zum Angebinde. Und der König stand inmitten des ihm noch ge- bliebenen Häufleins und dachte bei sich: „Es ist mir noch immer das beste Theil geblieben!" — Doch gab es in dieser schweren Zeit auch Tage und Stunden, wo der König verzagte und die Königin wei- nend rief: „Mein Gott, warum hast du uns verlassen!" Da war und blieb der würdige Bischof Borowski Beiden eine mächtige Stütze und sprach voll Kraft und ohne Scheu wie ein Prophet: „Oft be- dürfen Staaten und Fürsten der Besserung. Die Schlacken müssen von ihnen weggebrannt werden, die im Glück an sie gekommen sind. Dazu sendet der Herr das Feuer der Trübsal. Aber der Fromme harrt aus; Gott weiß Maß und Ziel!" — Druck von Sraß, Barth und Coniji. (W. Friedrich) in Breslau.
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