Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Schlesien unter Oesterreich.
29
Aemtern ebenso zugelassen werden, wie Katholische. Dieses Verspre-
chen hielt Kaiser Joseph getreu. Einhundert und achtzehn Kirchen
wurden den Evangelischen sogleich zurückgegeben; ja es dursten sogar
sechs neue Kirchen erbaut werden: in Freistadt, Sagan, Hirschberg,
Landeshut, Militsch und Teschen. Gnadenkirchen nannte man sie.
So hatte der Herr den Evangelischen abermals in einem schwedi-
schen König einen Retter gesendet.
12. Von dnr schlesischen Petekindcrn.
1. Ueberall in den evangelischen Gemeinden wurde dem Herrn
für seine gnädige Hilfe inbrünstig gedankt, und besonders die Schul-
Jugend wurde in dieser Zeit dazu mächtig angeregt. Im Spät-
herbst des Jahres 1707 begannen in der Gegend von Sprottau
5—14 jährige Kinder alle Tage zwei- bis dreimal zu gemeinsamem
Gebet sich zu versammeln. Sie thaten solches anfänglich in einzel-
nen Häusern, später in den Kirchen, die damals noch nach löblichem
Brauch einen großen Theil des Tages andächtigen Betern geöffnet
waren. Als die Zahl der Betekinder aber auf 2—300 sich mehrte,
verrichteten sie ihre Andacht unter Gottes freiem Himmel. Diese
Kinderbetstunden pflanzten sich schneller fort, als des Vogels Flug.
Ein wunderbarer Gebetsgeist war über die Kinder gekommen, und
es erfüllte sich buchstäblich das Wort der Schrift: „Aus dem Munde
der Kinder und Säuglinge hast du dir Lob zugerichtet!"
2. Wie ging es nun bei diesen Betstunden her? Ganz ähnlich,
wie beim Feldgottesdienste der schwedischen Krieger Karl's Xii. Paar-
weise, Knaben und Mädchen gesondert, faßten sich die Kinder bei der
Hand und zogen im stillsten und eingezogensten Wesen hinaus in's
Freie, oft schon kurz vor Anbruch des Tages, stellten sich alsdann
im Kreise auf oder fielen auch alsbald in aller Stille auf ihre Kniee.
Dann stimmte einer der ältesten Knaben ein Lied an, las einige Ab-
schnitte aus der heil. Schrift vor, und nach abermaligem Gesänge
begann das eigentliche Gebet. Hierauf ward wieder gesungen, der
Vorleser betete das heil. Vaterunser und sprach den Segen. Den
Beschluß machte gewöhnlich der Gesang: „Nun, Gott Lob, es ist
vollbracht —". Nirgends zeigte sich dabei kindischer Muthwille.
Und diese Kindergottesdienste sind auch nicht ohne Frucht gewesen.
Manches vorhin ungerathene Kind ist williger, gehorsamer und stil-
ler geworden, viele Erwachsene, die herzuströmten und die herzliche
Andacht der Kleinen sahen, wurden davon tief bewegt und gebessert,
und selbst viele Feinde und Widersacher mußten endlich erkennen,
diese Bewegung der Kinder sei ein Zeichen des Herrn, eine Weck-
stimme in böser Zeit. Freilich war es nicht von Gott, wenn manche
Kinder die Erlaubniß zur Theilnahme an den Betstunden erzwingen
wollten. Allmählich ging auch die erste Innigkeit verloren, und weil
so viel Aufhebens davon gemacht wurde, sanken die Andachten zuletzt
hier und da zu einem Lippenwerk herab.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
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Der Rhcm.
9
der von Lilly bei der Zerstörung Magdeburgs erbeuteten Kanonen
gegossen; zwölf Mann sind nothwendig, um sie zu läuten. Es ist
das Verdienst unseres hochseligen und des jetzigen Königs, die Voll-
endung dieses katholischen Gotteshauses, als des schönsten Denkmales
mittelalterlicher Baukunst, angeregt und durch große Summen geför-
dert zu haben. Von Jahr zu Jahr schreitet der Bau vorwärts.
Der Dom hat die Form eines Kreuzes; zwei hohe Thürme werden
den fünffachen Haupteingang nach Abend zieren; in der Mitte der
Querstücke des Kreuzes soll eine Kuppel sich erheben. Die Hallen
des Domes werden von 100 Säulen getragen, die in 4 Reihen
nebeneinander stehen und von denen die der mittleren Reihen 30 Fuß
im Umfange haben. Die ganze Länge beträgt 400 Fuß und die
größte Breite 200 Fuß.
5. Von Cöln bis zur Mündung. Im Hafen von Cöln ist
ein reger Verkehr; Dampfschiffe segeln eilend heran; Lastschiffe werden
ihrer Fracht entladen und erhalten neue; neben ihnen treiben lang-
sam auf der Mitte des Stromes Holzflöße von unabsehbarer Länge;
sie sind wie schwimmende Holzinseln anzusehen; niedrige Bretterhütten
erheben sich darauf, welche für die Flößer und Holzknechte als Ob-
dach dienen. Die Stämme kommen aus dem Schwarzwalde, Fran-
ken, Nassau, von den Ufern der Mosel und Saar und bestehen theils
aus Fichtenholz, theils aus Eichenstämmen; je weiter sie rheinab-
. wärts kommen, desto größer werden die Flöße durch Zusammensetzung
aus kleineren gemacht. Durch diese Flöße erhalten die Holländer
ihre Holzvorräthe, von denen sie Schiffe und Häuser bauen.
Bis eine Strecke unterhalb Cöln sind die Ufer noch hoch; von
Düsseldorf und noch mehr von Xanten an wird der Deichbau
nöthig. Hier beginnen sich saftige Wiesen mit Rinderheerden aus-
zubreiten, so daß man erkennt, daß man Holland näher kommt.
Unterhalb Düsseldorf kehren wir in Kaiserswerth ein und freuen
uns der Diakonissen-Anstalt, die dort der Pastor Flieder mit
anderen christlichen Männern gegründet hat, aus welcher schon viele
Krankenpflegerinnen und Lehrerinnen in alle Theile Deutschlands,
selbst nach Smyrna, Jerusalem, Alexandrien, London, Pe-
tersburg und Nordamerika gesandt worden sind. Die ausge-
sandten Krankenpflegerinnen sind entweder an andern Diaconissen-
Anstalten, welche nach dem Vorbilde der Kaiserswerther eingerichtet
sind, angestcllt, oder besorgen die Pflege Kranker in Gemeinden, öffent-
lichen Anstalten und in Privathäusern. Ihr Leben haben sie in den
Dienst der Liebe Christi gestellt und scheuen sich daher auch nicht vor
ansteckenden Krankheiten, als Cholera, Typhus, Pocken. Mit treuer
Sorgfalt warten sie der Kranken um des Herrn willen, der gesagt
hat: „Was ihr gethan habt einem der geringsten unter meinen
Brüdern, das habt ihr mir gethan". Gar Manche ist schon ein
frühes Opfer der dienenden Liebe geworden; aber sie wissen: „Leben
wir, so leben wir dem Herrn; sierben wir, so sterben wir dem Herrn!"
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Lilly
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburgs Fran- Nassau Holland Kaiserswerth Deutschlands Smyrna Jerusalem London Nordamerika Christi
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Blicke in die Vergangenheit der Provinz Posen.
räche des Verstorbenen, auch ein Geldstück oder Speise und Trank
pflegte man den Todten mitzugeben. Ueber den Gräbern wurden
Opfer dargebracht, Tänze und feierliche Spiele veranstaltet zur Ehre
der Götter.
2. Die Sagen von Dopitl, Diast und Miesko.
Als erster Herzog der Polen wird Lech genannt, welcher Gnesen
gründete. Ihm folgte eine Reihe anderer Fürsten, deren letzter Pom-
pilius, Popiel Ii., durch seine Nichtswürdigkeit das Polenreich an den
Rand des Verderbens brachte. In allen Schandthaten war er ge-
übt. Darum traf ihn auch schreckliche Strafe. Er hatte seine Oheime
ermordet und sie unbeerdigt liegen gelassen. Aus ihren Leichen ent-
standen zahllose Mäuse; über Seen und Flüsse, selbst durch brennende
Feuerhaufen verfolgten sie ihn, bis sie ihn sammt seinem sündhaften
Weibe und zweien Söhnen auf einem hohen Thurme am Goplo-
See, auf welchen er sich geflüchtet hatte, durch ihre Bisse tödteten. —
Nun lebte damals ein armer Landmann, mit Namen Piast, verbor-
gen und niedrig, aber gewissenhaft. Zwei Fremde, himmlische Bo-
ten, früher von der Thüre des Pompilius vertrieben, verschmähten
es nicht, in seine Hütte einzutreten. Sie wurden von den Haus-
bewohnern aufs freundlichste umarmt und zum Niederlassen gebeten.
Er und sein Weib trugen ihnen auf, was sie hatten, ein wenig Fleisch
und ein geringes Maß Bier. Sie hätten es zur Festfeier der Haar-
beschneidung ihres kleinen Sohnes angeschafft; möge es ihren Hun-
ger und Durst stillen, sagten sie zu den Fremden. Nun begab es
sich, daß es den zur Königswahl in Krußwicz versammelten polni-
schen Herren an Lebensmitteln gebrach, und einige von ihnen kamen
zur Hütte des Piast. Sie setzten sich mit an den gastlichen Tisch
unter fteiem Himmel, und siehe: da vermehrte sich die Speise, ver-
mehrte sich die Masse des Getränks, so daß die Menge der geborg-
ten Gefäße sie nicht zu fassen vermochte. Durch dieses Wunder,
welches sich vor ihren Augen vollzieht, werden die erstaunten polni-
schen Herren bewogen sammt ihren hinzugeladenen Genossen, dem
Landmann Piast die Königskrone zu überreichen. Dieser Piast wurde
nun der Vater eines viele Jahrhunderte blühenden Fürstengeschlechts^
— Unter seinen Nachkommen ist von besonderer Bedeutung Miesko
oder Miecislaw. Dieser war 7 Jahre lang nach seiner Geburt
blind. Als er nun sein siebentes Jahr erreicht hatte, lud der Vater,
der Sitte gemäß, seine Grasen und anderen Vornehmen zu einem
stattlichen Gastmahle. Aber mitten unter den Freuden des Mahles,
während die Andern jubelten und in die Hände klatschten, seufzte der
Vater aus tiefster Brust, wenn er der Blindheit seines Sohnes ge-
dachte. Da erscholl plötzlich die wunderbare Kunde, der blinde Knabe
sei sehend geworden. Zur großen Freude aller Anwesenden, beson-
ders aber der Eltern, wurde der sehend gewordene Sohn herbeigeführt.
Der Vater aber rief seine älteren Vertrauten zusammen und fragte.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
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Schlesien unter unalhängigcn Herzogen.
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daß das Land in zwei Haupttheile zerfiel, in Ober- und Niederschle-
sien. Die Fürsten beider Länder sollten einander nicht mehr beerben.
In Niederschlesien regierte seit dem Jahre 1201 Heinrich I., der
Bärtige; er hat im Verein mir seiner ftommen Gemahlin, der hei-
ligen Hedwig, seinem Lande viel Gutes gethan. Er stiftete Kirchen
und Klöster, rief deutsche Ritter in das Land und verlieh ihnen
Güter, gründete Städte und Dörfer und übergab sie deutschen Bür-
gern und Bauern. So fing Schlesien an, ein deutsches Land zu
werden, und das wollten die Herzöge haben, damit sie dadurch immer
unabhängiger von Polen würden. Heinrich der Bärtige war ein
gütiger und herablassender Herr, aber auch ein kräftiger Herrscher.
Ost strafte er Edelleute mit dem Tode, weil sie Straßenraub getrie-
den hatten, was damals in Schlesien sehr häufig vorkam. Es ge-
lang ihm auch, seine Herrschaft durch Eroberungen auszudehnen. So
war er bei seinem Tode im Besitz von ganz Niederschlesien, des Lan-
des bis wenige Meilen von Berlin und eines großen Theils von
Polen. Er ist also unstreitig der mächtigste Fürst, den Schlesien je
gehabt hat.
2. Seine Gemahlin, die heil. Hedwig, stammte aus einem alten
deutschen Fürstenhause. Sie war ein Muster frommer Demuth und
Entsagung nach der Weise ihrer Zeit. Auf ihrem bloßen Leibe trug
sie ein Kleid und einen knotigen Gürtel von Roßhaaren; fast immer
ging sie barfuß; im Geheimen ließ sie sich geißeln, so daß das Blut
aus der aufgeritzten Haut sprang; täglich betete sie lange, auf har-
tem Boden knieend. Sie war aber auch eine Mutter der Kranken
und Armen, der Wittwen und Waisen, eine Fürbitterin für Verbre-
cher. Elternlose Mädchen erzog sie, ihre Dienerinnen lehrte sie beten.
Die Kirchen schmückte sie mit köstlichem Geräth und die Kirchendie-
ner mit schönen Gewändern. In ihrer Umgebung wurde das Gold-
spinnen mnd Goldsticken, und die Arbeit in Seide gepflegt. Auf ihre
Veranlassung gründete Heinrich I. das Nonnenkloster zu Trebnitz. Es
wurde so reichlich ausgestattet, daß es 1000 Personen mit allem
Nothwendigen versehen und doch noch Gastfteundschast üben konnte.
Hier in Trebnitz ruhen auch die Gebeine der frommen Hedwig. Sie
wurde vom Papste in Rom unter die Heiligen versetzt. In einer
Kapelle der kath. Kirche zu Trebnitz ist ihr Grabmal, von schwarzem
Marmor und mir Alabaster reich verziert. Viele Katholiken wallfahr-
ten noch jetzt alljährlich dahin, um an ihrem Grabe zu beten.
4. Pie Mongolen in Schlesien.
(9. April 1241.)
Unter dem Nachfolger Heinrich des Bärtigen, Heinrich Ii. oder
Frommen, kam aus dem fernen Asien ein wildes Volk mit Weibern,
Kindern und Viehheerden herangezogen: die Tartaren oder Mongolen.
Es waren häßliche Gestalten, klein, mit tiefliegenden Augen, hervor-
stehenden Backenknochen und kleinen Nasen. Wohin sie kamen, seng-
2'
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich_I. Hedwig Heinrich Hedwig Demuth Heinrich_I. Heinrich_I. Heinrich Heinrich Heinrich_Ii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Niederschle- Niederschlesien Polen Niederschlesien Berlin Polen Rom Schlesien Asien
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Die heilige Elisabet von Thüringen. — Conrad I., Stammvater des sächsischen Fürstenhauses. 25
Hermann's Hofe wurde sie zur Gemahlin des künftigen Landgrafen
erzogen. Fromm und tugendsam wuchs sie auf; sie betete oft zu
ihrem Heilande und stand selbst des Nachts auf und lag betend
Stunden lang auf ihren Knieen; die Lustbarkeiten am Hofe liebte
sie nicht. Im Jahre 1221 wurde ihre Hochzeit auf der Wartburg
gefeiert, als sie 14 Jahre und ihr Gemahl 21 Jahre alt war. Ob-
wohl Herrin über ein großes und reiches Land, schämte sie sich doch
nicht, mit ihren Dienerinnen Wolle zu spinnen; daraus ließ sie Zeug
zu Kleidern für die Armen weben. Unter der Wartburg ließ sie ein
Krankenhaus bauen; es war ihr eine Freude, den Kranken im Hand-
korbe selbst Speisen hinunter zu tragen; liebevoll sprach sie mit ihnen
und wischte ihnen den Schweiß mit eigner Hand von der Stirn.
Ihr Gemahl aber starb bald auf einem Kreuzzug nach dem heiligen
Lande; sehr jung wurde sie Wittwe, und der Bruder ihres Gemahls,
Heinrich Raspe, verstieß sie aus dem Schlöffe; auch verbot er
den Leuten in Eisenach, es solle sie Niemand aufnehmen; so irrte
die fromme Frau, welche sich der Armen und Kranken so mildthätig
angenommen hatte, mit ihren kleinen Kindern obdachlos umher; in
einer schmutzigen Schenke fand sie endlich ein Unterkommen. Später
zog sie nach Marburg in Hessen; dort wohnte sie in einer arm-
seligen Hütte und gründete ein Hospital; in diesem sammelte sie die
kranken Glieder Christi, in denen sie dem Herrn selbst diente. Ihre
Mildthätigkeit war so groß, daß sie oft ihre eignen Kleider verschenkte;
sie selbst richtete sich auf's Dürftigste ein, um Anderen geben zu können.
Der Herr hatte ihr aber ein frühes Ende gesetzt; erst 24 Jahre alt,
starb sie. Im Leben war ihr die Liebe oft mit Undank und ihre
Demuth mit Spott vergolten worden. Als sie aber nicht mehr war,
da erkannte man, was man verloren hatte; Liebe und Verehrung
folgte ihren Werken nach. Der Papst ehrte die Verstoßene, indem
er sie als eine ,,Heilige" unter die leuchtenden Sterne der Kirche
aufnahm.
5. Conrad I., Stammvater dcs sächsischen Mrsienhauscs.
Gleichzeitig mit Ludwig I., der vom Kaiser Lothar zum Land-
grafen von Thüringen gemacht wurde, lebte Conrad I., Mark-
graf von Meißen und der Ober-Lausitz. Von ihm stammt
das sächsische Fürstenhaus ab. Er hat mit dem Kaiser Lothar nicht
blos einen Kriegszug nach Italien, sondern auch eine Wallfahrt nach
dem gelobten Lande gemacht, auch die heidnischen Slaven hat er noch
weiter zurückgedrängt. Sein Gebiet erstreckte sich von der Neiße
in der Lausitz bis zur Saale. Leipzig, das 100 Jahre vor ihm
nur ein wendffches Dorf war, hat er ansehnlich vergrößert und der
Stadt zwei Märkte gegeben, woraus später die weltberühmten Messen
entstanden sind. Erst im I. 1327 wurde dort die wendische Sprache
abgeschafft, und der Handel zog sich 50 Jahre später dahin, weil
Merseburg abgebrannt war, was vorher ansehnlichen Handel trieb.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
10
Wie es in ist Rhtinprovinz ciussieht.
In Kaiserswerth selbst findet eine große Anzahl Kranker nicht bloß
Wartung und ärztliche Pflege, sondern auch das Wort des Lebens
für ihre Seelen. Mit dem Diakonissen-Hause ist ein Waisenstist zur
Erziehung elternloser Kinder verbunden, auch ein Lehrerinnen-Semi-
nar, ferner eine Heil-Anstalt für weibliche Gemüthskranke, ein Asyl,
d. h. eine Zufluchtsstätte für entlassene weibliche Gefangene. Und
diese Hunderte von Personen, die ihr Brot in der Anstalt empfan-
gen, leben alle von den Gaben, welche die barmherzige Liebe dar-
reicht. Gieb auch du dein Scherflein! denn über 50,000, sage fünfzig
Tausend Thaler werden in einem einzigen Jahre gebraucht! Hier
gilt auch von dir: der Herr bedarf deiner Gaben, deiner Gebete und
deines Dienstes; denn auch du bist von ihm theuer erkauft.
In Duisburg befindet sich eine ähnliche Anstalt, in welcher
Diakonen, d. h. männliche Krankenpfleger ausgebildet werden. Am
Einflüsse der Ruhr ist in neuerer Zeit Ruhrort rasch emporgeblüht;
hier werden Schiffe gebaut; unzählige Fahrzeuge mit Kohlen liegen
hier vor Anker. Wo die Lippe, welche wie die Ruhr aus West-
phalen kommt, mündet, liegt die preußische Grenzfestung Wesel.
Bald darauf erblickt man die alte Stadt Xanten; der Strom be-
rührt nun die letzte preußische Stadt Emmerich; auch von Cleve
leuchtet das Schwanenschloß mit seinem Thurme herüber. Mitten
in der baumlosen Ebene erhebt sich ein prächtiger, großer Wald, der
sogenannte Reichswald. Dann kommt man in die einförmigen
Ebenen Hollands. Dort theilt sich der Rhein in so viele Arme,
daß man kaum ihre Namen behält; aber der, welchem der Name
Rhein bleibt, ist so schwach und dünn geworden, daß man ihn durch
einen Kanal in die Nordsee leiten mußte; in einen dieser Arme
mündet auch die Maas, welche ihm den Namen giebt; sie kommt
aus Frankreich und fließt durch Belgien.
3. Das Land westlich vom Dhein.
1. Der Hundsrück. Wir treten unsere Wanderung von der
südlichsten Spitze bei Saarbrück an. Es hat seinen Namen von
der Saar, an welcher es liegt; diese fließt in nur geringer Entfer-
nung von der westlichen Grenze, bis sie oberhalb Trier in die
Mosel sich ergießt; an ihr liegt Saarlouis, eine Festung, und am
unteren Laufe Saarburg. Rebenhügel begleiten die Ufer, wie die
der Mosel. Bei Saarbrück werden viele Steinkohlen gegraben,
welche auch in den dortigen Eisenhütten gute Dienste thun, da jene
Gegend an Eisenlagern reich ist.
Von der Saar bis zum Rheine hin zieht sich ein Gebirgsland;
es ist der Hunds rück; er wird von 4 Flüssen eingeschlossen, näm-
lich außer den beiden genannten auch von der Mosel und der Nahe.
Steil und hoch treten seine Berge an die Mosel heran und sind von
edeln Weinreben bis oben hinauf bepflanzt; auch die Südabhänge
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
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Litthauer und Masuren.
17
siellt. Der Bauer in entlegenen Dörfern arbeitet alle Haus- und
Wirthschaftsgeräthe, als Stühle, Tische, Näder und Wagen, selbst;
die Frauen wirken das Zeug zu ihren Kleidern aus Wolle und
sind überhaupt fleißig und thätig. Leider hat der Branntweingenuß
auch unter ihnen Armuth, Verschuldung und unordentliches Wesen
verursacht.
Die Männer tragen lange grobwollene Röcke von grauer Farbe,
so daß sie durch die Uebereinstimmung ein militärisches Aussehen
haben. Auch den Frauen ist eine besondere Tracht eigen. Die Sprache
ist von der deutschen und polnischen ganz verschieden. Die Litthauer
sind große Freunde des Gesanges und besitzen eine Menge schöner
Volkslieder, in ihrer Sprache dainos genannt, die sie bei Festen,
Kirchfahrten und gemeinsamen Arbeiten singen. Lieblich ist besonders
anzusehen, wenn in den Gegenden um die Mündung der Gilge,
Ruß u. s. w. eine Schaar Jünglinge und Jungfrauen festlich ge-
schmückt auf ihren Kähnen zur Kirche fahren und in der Morgen-
frühe den Ruderschlag mit Wechselgesängen begleiten. Unzüchtige
Lieder, wie sie leider von Deutschen oft gesungen werden, haben
sie nicht.
Die Masuren sind ein Zweig der Polen. Bei der Mehrzahl
findet man blaue Augen und blondes Haar. Wie die Litthauer sind
sie gastfrei und Freunde des Gesanges, weßhalb sie ebenfalls viele
Volkslieder haben. Sie lieben ihre Berge, ihre Seen, ihre Wälder
und ihre Sprache. Wenn der Masure Soldat wird und sein Dorf
verlassen muß, erfaßt ihn nicht selten ein solches Heimweh, daß er
auf einige Zeit zu den Seinen zurückgeschickt werden muß. Ist die-
ses aber erst überwunden, so ist er mit Leib und Seele Soldat. Der
König steht bei den Masuren in hohen Ehren. Im Jahre 1848 wollten
sich ganze Dorfschaften aufmachen und gen Berlin ziehen, um die
Rebellen zu Paaren zu treiben. Das hl. Vater Unser beten sie in
der Kirche stets knieend; am Sonntage Nachmittag versammelt sich
Jung und Alt, besonders die erwachsene Jugend, in der Schule. Da
wird gesungen, ein Abschnitt der Schrift vom Lehrer erklärt und aus
Missionsberichten und Erbauungsbüchern vorgelesen. In vielen Häu-
sern sind Schriften von Luther, Arnd's „Wahres Christenthum" und
dergl. verbreitet. Die Erlernung der deutschen Sprache wird ihnen
leicht, aber sie vertauschen sie ungern mit ihrer Muttersprache. Sie
sind gewandt und flink, aber klein von Statur. Da der Boden,
den sie bebauen, unfruchtbar ist, so sind sie arm; aber sie scheuen
den Fleiß nicht und sind höflich, bescheiden und gefällig.
Prtiißcn.
2
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort]]
Extrahierte Personennamen: Luther
Extrahierte Ortsnamen: Masuren Polen Masuren Berlin
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
32
Blickc tn die Vergangenheit Preußens.
der Stadt — wie später auch in Königsberg. Alles grüßte ehrer-
bietig, sie dankten heiter und mit graden Mienen.
Da trat manche Thräne der Wehmuth über das Unglück des
geliebten Königspaares in treuer Preußen Augen, und man gedenkt
noch jetzt rührender Züge treuer Unterthanenliebe. Ein Mennonit,
Abraham Nickel, und seine Frau, aus der Kulmer Weichselniederung,
überreichte dem König 3000 Stück Friedrichsd'or, die in seiner Ge-
meinde gesammelt worden waren. Der König möchte die Gabe aus
treuem Herzen annehmen, und sie würden nicht aufhören, für ihn zu
beten. Die Frau aber schenkte der Königin schöne frische Butter.
Mit Thränen in den Augen reichte die Königin der Bauernfrau die
Hand und hing ihr das eigne Tuch zum Gegengeschenk um. Der
ernsie König aber übergab dem Bauer einen Schuldschein, in welchem
er das Geld sammt Zinsen zu glücklicherer Zeit redlich wieder zu
erstatten versprach. Im Jahre 1808 verließ der König Memel. Da
erließ er ein Danksagungsschreiben an die Bewohner und sagte darin,
es sollten ihm die vielen rührenden Beweise der Liebe und unerschüt-
terlichen Treue in so schwerer Zeit unvergeßlich sein. — Als im Jahre
1808 zu Königsberg die Prinzessin Luise geboren wurde, meinte der
König, sie wären jetzt so verlassen, daß sie nicht wüßten, wen sie zu
Pathen nehmen sollten. „Wie?" — erwiderte die Königin Luise —
„sieht nicht das ganze Volk mit seiner Liebe zu uns?" „Ja", sprach
der König, „Du sprichst aus meinem Herzen. Das Volk soll Pathe
sein zu unserm Kinde." Und sogleich wurden Kindtauf-Briefe an die
Ritterschaft, die Bürger und die Bauern gesendet: sie sollten alle ihre
Abgesandten zu Zeugen bei der Taufe der Königstochter schicken, was
denn auch geschah. — Unvergeßlich wird den Königsbergern der
Sommer 1808 sein, den die königliche Familie auf den Huben, in
einem schlichten bürgerlichen Landhause mit einem kleinen freundlichen
Garten, verlebte. Ringsum war das Land von Feinden besetzt, be-
drückt und ausgesogen; hier aber herrschte Freiheit, Freude und Friede.
Hierher kamen am 3. August, am Geburtstage des Königs, alle Be-
wohner, Männer, Frauen, Kinder, schmückten die Straße mit Blumen
und Kränzen und brachten dem Könige ihre Wünsche und Gebete
zum Angebinde. Und der König stand inmitten des ihm noch ge-
bliebenen Häufleins und dachte bei sich: „Es ist mir noch immer das
beste Theil geblieben!" — Doch gab es in dieser schweren Zeit auch
Tage und Stunden, wo der König verzagte und die Königin wei-
nend rief: „Mein Gott, warum hast du uns verlassen!" Da war
und blieb der würdige Bischof Borowski Beiden eine mächtige Stütze
und sprach voll Kraft und ohne Scheu wie ein Prophet: „Oft be-
dürfen Staaten und Fürsten der Besserung. Die Schlacken müssen
von ihnen weggebrannt werden, die im Glück an sie gekommen sind.
Dazu sendet der Herr das Feuer der Trübsal. Aber der Fromme
harrt aus; Gott weiß Maß und Ziel!" —
Druck von Sraß, Barth und Coniji. (W. Friedrich) in Breslau.
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Extrahierte Personennamen: Abraham_Nickel Abraham August Borowski Barth Friedrich) Friedrich