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Obgleich zweimal von der Aedilitat zurückgewiesen, erhielt er doch
im Jahr ii 5 die Prätur und zeichnete sich durch kriegerische Unter-
nehmungen in Spanien aus.
Damals trug sich eine Begebenheit zu, welche den Aberglauben
der Römer beschäftigte, zumal da auch derselben eine Entdeckung
folgte, die große Bestürzung in der Stadt veranlaßte. Helvius,
ein reicher Römer, machte mit seiner Tochter eine Reise nach Apulien,
wahrscheinlich um seine Landgüter zu besuchen. Unterwegs überfiel sie
ein heftiges Gewitter. Beide waren zu Pferde. Da fuhr plötzlich ein
Blitzstrahl auf sie herab, todtete zum Entsetzen des Vaters das Mäd-
chen und das Pferd, auf dem sie saß, und streifte ihr die Kleider,
dem Pferde das Geschirr ab.
(Siehe die Abbildung 48.)
Die wegen dieses Vorfalls befragten Augurn erklärten, daß der-
selbe für die unverheiratheten Frauen und für den Ritterstand ein Un-
glück bedeute. Und wirklich entdeckte man kurz nachher einen verbotenen
Briefwechsel zwischen einigen Vestalinnen und vornehmen Jünglingen.
Jene wurden, nach der Strenge ihres Ordens, zum Tode verurtheilt
und lebendig begraben; diese aber wurden freigesprochen. So ging es
also schon damals, wie ndch oft heutiges Tages: die Betrogenen wurden
allein bestraft und die Betrüger machten sich frei.
Unter den auswärtigen Angelegenheiten, welche die Aufmerksam-
keit der Römer seit dem I. 118 beschäftigten, war die merkwürdigste
der Thronstreit in Nu midien. Masinissa's Sohn, Micipsa, hatte
kurz vor seinem Tode im Jahr 118 sein Reich unter seine Sohne
Hiempsal und Adherbal und seines Bruders Mastanabal natür-
lichen Sohn Jugurtba getheilt. Dieser von Micipsa an Kindes
Statt angenommene oder adoptirte herrschsüchtige Jüngling hatte schon
unter Scipio vor Numantia Proben seiner Tapferkeit gegeben und die
Habsucht der römischen Großen kennen gelernt. Um sich in den Besitz
von ganz Numidien zu setzen, ließ er zuerst durch seine Soldaten den
Hiempsal ermorden. Adherbal sammelte schnell ein Heer, ward aber
geschlagen und entsteh als Schutzstehender nach Rom, wo er vergebens
die von Jugurtha's Golde bestochenen Senatoren um Hülfe ansprach.
Auch die nach Afrika geschickten zehn Gesandten, unter ihnen der ehe-
malige Consul Opimius, lassen sich von dem Thronräuber bestechen
und theilen zu seinem Vortheile das Reich. Auch damit noch nicht
zufrieden, greift Jugurtha seinen Vetter im Jahr 112 an, belagert
ihn in der Stadt Cirta, ohne sich von einer neuen Gesandtschaft aus
Rom stören zu lassen, und läßt ihn, als er die Stadt übergeben hat,
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500
thümer zusammenzuscharren. In den üppigen Städten dieses Landes,
besonders in Ephesus, begann Antonius seine frühere ausschweifende
und schwelgerische Lebensweise wieder. Harfeuschläger, Flötenspieler,
Tänzer, Possenreißer und Schmeichler waren in seinem Gefolge. Um-
geben von verkleideten Bacchanten, Satyren und Waldgöttern hielt der
Sieger als Bacchus einen prächtigen Einzug in Ephesus, wo ihn das Volk
einen gütigen Bacchus, einen Vater der Freuden nannte. Als er den
asiatischen Städten eine neue Schatzung auflegte, sagte ihm ein ge-
wisser Hybreas: ,7 Wenn du in einem Jahre die Steuern zweimal
forderst, jo magst du uns auch in jedem Jahre zweimal Sommer und
Herbst machen." Von Ephesus begab er sich, um gegen die Parther
zu Felde zu ziehen, nach Cilicien und ließ hier die Kleopatra vor sich
laden, um wegen ihres Betragens sich zu rechtfertigen, indem sie den
Cassius mit ihrer Flotte unterstützt habe. Mit großen Schätzen und
Geschenken begab sich diese Königin, damals in der Blüthe ihrer Schön-
heit, geschmückt mit der feinsten Bildung, durch ihren Witz und ihre
melodische Stimme bezaubernd, zu Schiffe nach Cilicien. Auf einem
Fahrzeuge, dessen Hintertheil mit Goldblech beschlagen, die Segel von
Purpur und die Ruder mit Silber bedeckt waren, fuhr sie unter dem
Klange von Flöten, Schalmeien und Harfen den Fluß Cydnus hinauf.
Sie selbst saß unter einem aus Golde gewirkten Zelte, wie eine Venus
geschmückt; Knaben, wie Liebesgötter angethan, standen ihr zur Seite
und fächelten Kühlung zu; schone Frauen und Mädchen, wie Meer-
gottinnen und Grazien gekleidet, standen theils an den Rudern, theils
an den Schiffsseilen. Angezündetes Räncherwerk erfüllte Alles mit
dem lieblichsten Gerüche. Eine unglaubliche Menge von Zuschauern
bedeckte beide Ufer des Flusses und folgte ihr bis in die Stadt Tar-
sus, wo Antonius gerade auf dem Markte saß und Gericht hielt.
Es lief aber alles Volk hinweg, um die Ankunft der Königin mit an-
zusehen, so daß Antonius ganz allein gelassen wurde.
(Siehe die Abbildung Ns 71.)
Man sagte, die Venus komme zu Asiens Heil zum Bacchus auf ein Freuden-
fest. Antonius ließ sie zum Abendessen einladen; allein sie wünschte, ihn zuerst
bei sich zu sehen, und Antonius gehorchte - aus Artigkeit. Durch die
prachtvolle Bewirthung und reizende Unterhaltung nahm die schöne
Königin den Antonius so sehr ein, daß er seiner in Italien beschäftig-
ten Gemahlin Fulvia vergaß und ein Sklave der Aegypterin wurde.
Den parthischen Krieg gab er auf und begleitete sie nach Alerandrien,
wo er die Zeit mit Festlichkeiten und Schwelgereien verschwendete, und
in einem unmäßigen Aufwande mit der Königin wetteiferte. Die schau-
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Extrahierte Personennamen: Antonius Hybreas Antonius Antonius Antonius Antonius Antonius Fulvia
503
Phraata in Medien unglücklich kämpfte und, auf dem Rückzuge hart
verfolgt, einen großen Theil seiner Armee verlor; über 12,000 erlagen
dem Hunger, den Strapatzen und Krankheiren, gegen 12,000 Mann
waren in den Schlachten geblieben. Zum Theil war der armenische
König Artavasdes, der die Römer im Stich gelassen hatte, an dem
Unglück Schuld. Daher nahm Antonius, sobald er sich wieder erholt
hatte, bei einem neuen Feldzuge im Jahr 34 den König gefangen,
führte ihn mit sich nach Alerandria und fühte ihn dort im Triumphe
auf. Dadurch machte sich aber Antonius den Römern verächtlich,
daß er diesen nur in Rom zu haltenden Siegeszug der Kleopatra zu
Gefallen zu einem Schauspiele der Aegyptier machte. Von den Reizen
dieser buhlerischen Königin war der alte Triumvir so gefesselt, daß er
nicht nur seiner Gemahlin, die zu ihm nach Syrien kommen wollte,
gebot, in Athen zu bleiben, sondern auch einen schon vorbereiteten
Feldzug aufgab und mit der Königin nach Alerandria ging. Diese
schimpfliche Behandlung seiner edlen und tugendhaften Gemahlin, die
von Athen nach Rom zurückkehrte, und die Pflichten einer liebevollen
Mutter gegen des Antonius Kinder ausübte; ferner die Verschenkung
römischer Lander an die Kinder der Kleopatra, die sie dem Julius
Casar und Antonius geboren hatte; endlich fein stolzes, unwürdiges,
unrömisches Betragen zogen ihm den größten Haß zu. Bei Festlich-
keiten legte er nicht nur morgenlandische Kleidung und alle Ehren-
zeichen der königlichen Würde an, sondern schmückte sich auch mit den
Attributen des Bacchus, sich selbst den Namen des »neuen Bacchus«
beilegend. Mit Epheu bekränzt, den Thyrsus, einen, mit Weinkaub
und Epheu umwundenen Stab, haltend, in orienta.lichen Halbstiefeln
und mit einer goldenen Krone auf dem Haupte, fuhr er auf einem
Wagen, wie er bei Götteraufzügen gebraucht wurde, als Bacchus oder
leider kater durch die Straßen Alerandria's einher. Einstmals ver-
sammelte er das Volk im Gymnasium, wo er im Kostüm des Bacchus
und Kleopatra im Gewände der Isis, der höchste Göttin Aegyptens,
auf vergoldeten Thronen saßen, die erhöhet auf einer Bühne unter
purpurnen Baldachinen standen; etwas niedriger standen Sessel für die
Söhne der Königin, Cäsarion, Ptolemäus und Alerander, die in me-
discher und macedonischer Tracht dem Volke zur Huldigung vorgestellt
wurden, der eine als König von Medien und Armenien, der andere
als König von Phönicien, Syrien und Cilicien, Cäsarion aber als Mit-
regent seiner Mutter, die er zur Königin von Aegypten, Afrika, Cyprus
und Cölesyrien erklärte.
(Siehe die Abbildung Na 72.)
20
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Extrahierte Personennamen: Antonius Antonius Antonius Antonius Julius
Casar Antonius
Extrahierte Ortsnamen: Alerandria Rom Syrien Athen Alerandria Athen Rom Armenien Syrien Afrika
381
üppig und geldgierig machte; so war er doch auch den Wisseuschasten
nicht abhold und selbst ein Kenner der römischen, griechischen und pu-
nischen Sprache, beschäftigte sich auch in Rom fortwährend mit
Staatsgeschäften und Rechtsprechen. Die Rechtsgelehrten Ulpianus
und Papinianus standen bei ihm in hohen Ehren. Auch seine sy-
rische Gemahlin Julia Domna war eine Freundin und Beschützerin
der Gelehrsamkeit. Wenig Freude erlebte er aber an seinen beiden
Söhnen, welche unter dem Wohlleben und der Ueppigkeit der Haupt-
stadt verzogen wurden und als feindliche Brüder von Kindheit an auf-
wuchsen. Der ältere hieß Bessianus Marcus Anton in ns, ge-
wöhnlich Cara calla oder Ca r a callus von seinem gallischen Rock
benannt, der jüngere Septimius Geta. Und da die Brüder in
ihrer leidenschaftlichen Liebe zu Schauspielen stets einen verschiedenen
Geschmack zeigten, so wurde ihre Zwietracht noch mehr genährt und
von Schmeichlern unterhalten. Ein Aufstand der Britten war dem
bekümmerten Kaiser sehr erwünscht, denn um die Söhne von Rom zu
entfernen und ihr üppiges Stadtleben mit der Strenge und Kargheit
des Feldlagers zu vertauschen, zog er mit ihnen und der Kaiserin im
I. 208 selbst nach Britannien, bekämpfte die Kaledouier und stellte
die alten Schutzmauern, den Picts-Wall, wieder her. Schon längere
Zeit an Gicht leidend, erkrankte der Kaiser zu Eboracum, j. Pork,
und starb daselbst am 4. Febr. 211, das Reich, das er achtzehn
Jahre ruhmvoll verwaltet hatte, mit einem großen Schatze und einer
geübten Armee, den feindlichen Brüdern hinterlafsend.
Sofort eilten die jungen Herrscher mit ihrer Mutter der Haupt-
stadt zu, wo sie voll gegenseitigen Mißtrauens im kaiserlichen Pallaste
ganz abgesonderte Wohnungen bezogen und sich gegenseitig nachstellten,
doch war Geta gemäßigter und sanfter, daher beliebter beim Volke,
als der bösartige Caracalla, der schon seinen kranken Vater hatte
vergiften wollen. Als sie einst im März 212 ihre Mutter besuchten,
Geta aus kindlicher Liebe, Antouinus aus tückischer Absicht, so erstach
dieser seinen Bruder, der sterbend mit seinem Blute die Brust der
Mutter besprühte. Nach dieser Mordthat machte Caracalla bekannt,
er sey einer großen Gefahr entronnen und habe mit Mühe sein Leben
gerettet. Da er in den Kasernen der Garde, wo man Geta's Tod
noch nicht wußte, jedem Prätorianer 2500 Drachmen (566 Thaler)
versprach, so riefen sie ihn zum alleinigen Kaiser aus und erklärten
Geta für einen Feind.
Hierauf wüthete der Brudermörder gegen alte Freunde und Diener
Geta's mit unmenschlicher Grausamkeit. Gegen 20,000 Menschen,
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Extrahierte Personennamen: Julia_Domna Marcus_Anton Septimius_Geta Caracalla Geta Caracalla
49
mußte dabei Frohndienste leisten. So entstand der dreifache Tempel des
Jupiter, der Juno und der Minerva, den er mit ehernen Götter- und
Königsbildern schmückte. In den Kellergewölben verwahrte er die si-
tz yllirri sehen Bücher. Die Sibyllen waren Gottesratherinnen, be-
geisterte Frauen, welche der Gottheit Rathschlüsse verkündeten. Ihre
eigentliche Heimath ist der Orient. Aus Kleinasien war ein Sibyllen-
orakel nach der griechischen Pflanzstadt Kuma versetzt worden. Von
dort kam eine Sibylle nach Rom und bot dem Könige neun Rollen
solcher Orakelsprüche, die in griechischen Versen abgefaßt waren, um
hohen Preis an. Da diesen der König zu hoch fand, verbrannte sie
drei, und forderte für die sechs dasselbe. Als sie davon wieder drei
verbrannt hatte, kaufte der König die übrigen drei und übergab sie
der Obhut zweier Männer, die dann auf zehn, unter Sulla auf fünf-
zehn vermehrt wurden, um bei wichtigen Ereignissen diese Orakelbücher
zu befragen. Mit der Zeit wurden sie immer mehr vermehrt und ver-
fälscht, so daß die Christen in ihnen sogar die Prophezeiung von des
Messias Erscheinung fanden. Obgleich die sibyllinischen Bücher mehr-
mals verbrannten, so wurden den listigen Priestern doch jedesmal neue
geschrieben. Als ein Wunderzeichen, eine aus einer hölzernen Säule
hervorschlüpfende Schlange, das königliche Haus in Schrecken setzte,
so schickte der König seine Söhne Titus und Aruns nach Delphi, und
gab ihnen zum Begleiter seinen Schwestersohn Lucius Junius
Brutus mit, der sich absichtlich blödsinnig stellte, um dem Könige,
der seinen Bruder getödtet hatte, bei Gelegenheit zu schaden. Die
befragte Pythia antwortete, Roms Herrschaft werde der haben, der
zuerst seine Mutter küsse. Brutus, den Sinn des Orakels errathend,
siel wie zufällig stolpernd auf die Erde nieder und küßte sie als die
gemeinschaftliche Mutter. Die Tarquinier aber beeilten sich, in Rom
ihrer Mutter den ersten Kuß zu geben. Inzwischen war ein Krieg
gegen Ard ea, die Hauptstadt der Rutuler, ausgebrochen, weil sie dem
Könige den Gehorsam verweigerte. Im Lager vor der belagerten Stadt
stritten sich einst bei einem Gelage des Königs Söhne mit ihrem Vetter
C. Tarquinius Collatinus, der mit der tugendhaften Lucretia
in der Stadt Collatia vermählt war, um den Vorzug ihrer Frauen,
und beschlossen, diese durch einen unerwarteten Besuch zu überraschen.
In Rom fanden sie die königlichen Frauen bei üppigen Gastereien, in
Collatia aber die Lucretia unter ihren Mägden bei ihrer Wollarbeit.
Sertus Tarquinius, von der Lucretia Schönheit entbrannt, entehrte
sie gewaltsam. Die Tiefbetrübte ließ sogleich ihren Vater und Gatten,
der den Brutus mitbrachte, zu sich rufen, erzählte die ihr zugefügte
4
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25
Autochthvnen Aboriginer, d. h. Urvolk, oder nach anderer Ableitung,
Gebirgsvolk, genannt wurden. So entstanden aus den Sikulern und
Caskern die Latiner. Sie waren kein wildes, ohne Ehe und Gesetz
lebendes Volk, sondern sie trieben Ackerbau und hatten feste Städte,
welche im Reatinerlande, nicht weit von den Apenninen, eine Tage-
reise von Rom lagen, aber durch Kriege und Unfälle heimgesucht zu
Augusts Zeit meist öde lagen: Palatium, Trebula, Vesbola, Suna,
Mephyla, Orvinium, Lorsnla, Jssa, Maruvium, Batia, Matiene oder
Tiora, Lista, die Mutterstadt der Aboriginer, von den Sabinern erobert,
und Cotylia. Auch Pelasger siedelten sich in Latium an und bewohnten
mit den Aboriginern gemeinschaftlich die den Sikulern entrissenen Städte.
Die Sage laßt hierher zu einem alten Könige Janus den vom
Juppiter entthronten Sa turn ns kommen und sich dort verstecken,
woher Latium seinen Namen empfing (von latere, sich verbergen).
Unter ihm dachte man sich das goldene Zeitalter, zu dessen Andenken
die Römer ihre Saturnalien feierten. Wenn wir aber lesen, daß Sa-
turn und seine Gattin Ops Menschensteisch zu speisen pflegten, so
müssen wir an Menschenopfer denken, die dem phönicischen Moloch,
dessen Dienst die Phönicier auf viele Küsten und Inseln des Mittel-
meeres verpflanzt hatten, dargebracht werden mußten, dllher denn die
Sage entstand, daß Saturn seine Kinder gefressen habe. Schon En-
nius sang von diesen phönicischen Kinderopfern:
^Pum'er immer gewohnt, die eigenen Knablein zu opfern.«
Daraus ist auch die Sage vom feuerspeienden Riesen Ca cus zu er-
klären, welcher eine Nachbildung des phönicischen Molochs ist. Jenen
Unhold ermordet Hercules, als er mit des Geryoneus Rindern aus
Spanien zurückkehrend an die Tiber kam und den Evander besuchte:
hellenische Kultur breitet sich aus und verdrängt die Menschenopfer,
auch eine Straße über die Alpen soll jener Heros angelegt haben.
Vielleicht veranlaßte der Name des alten Ortes Palatium auf einem
Hügel an der Tiber die Sage, daß der Pelasger Evander aus der
arkadischen Stadt Palation hierher gekommen, Kultur mitgebracht und
den Ort erbauet habe. Nach ihm herrschten in Latium die fabelhaften
Könige Pi cus, Faunus und Larinus in Laurentum. Unter ihm
soll, nach Troja's Zerstörung 1184, A eneas mit wenigen Troern
und den geretteten Heiligthümern, den Penaten, nach Latium gekom-
men, und des Königs Tochter Lavinia geheirathet haben. Die erste
Niederlassung der Troer hieß Troja, dann gründeten sie. Lavinium.
Daß jene heiligen Bilder nichts anders als die phönicischen Sterngötter
in ihren Zwerggestalten, die Cabiren oder großen Götter, Sonne und
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Extrahierte Personennamen: Augusts Suna Lista Cotylia
26
scheinbar ehrenvollen Erhebung der Tochter wohl erkannte trug die
Kränkung mit Stillschweigen, so wie er früher den Argwohn über den
Thater des Mordes unterdrückt hatte, mehr der Vernunft als dem
Schmerze gehorchend. Einst schöpfte Silvia für den Dienst der Göttin
Wasser aus der Duelle des dem Mars oder Kriegsgotte geheiligten
Hains. Hier erschien ihr der Gott in seiner Herrlichkeit und verhieß
ihr, sie werde Iwillingsknaben gebaren, denn der über dem Ort wal-
tende Dämon habe sich mit ihr vermahlt. Als Amulius diese Bege-
benheit erfuhr, ließ er die Silvia streng bewachen und befahl, als sie
wirklich zwei Knaben geboren hatte, die Mutter, als eine entehrte
Priesterin, nach dem Gesetz mit Ruthen zu geißeln und zu tödten, die
Kinder aber in den Strom zu werfen. Nach einer Sage erlitt Silvia
die Todesstrafe, nach einer andern wurde sie nur eingekerkert und spater
wieder befreit. Der Sklave aber, welcher die Zwillinge ersaufen sollte,
setzte die in einer Wanne oder Mulde liegenden Kinder auf das bis
an den Fuß des Palatinischen Hügels ausgetretene Wasser der Tiber,
worauf sie fortschwammen bis an einen wilden Feigenbaum, der viele
Jahrhunderte lang mitten in der Stadt Rom als ein heiliges Denkmal
erhalten wurde. Hier stieß die Mulde um, und da sich das Wasser
wieder zurückgezogen hatte, blieben die Kinder im Schlamme liegen.
Eine Wölfin aber kam herbei und ließ sie saugen; ein Specht brachte
ihnen Speise. Beide Thiere waren dem Mars heilig. Gerade zu die-
ser Zeit trieben auch die Hirten des Königs ihre Heerden dort auf die
Weide. Einer derselben, Faustulus, bemerkte dieses Schauspiel,
nahm sich der Hülflosen an und übergab sie seiner Frau Acca La-
rentia oder Laurentia zur Pflege *).
(Siehe die Abbildung lx" 1.)
Die Kinder, Romulus und Remus genannt, wuchsen als
Hirten auf. Des Romulus mit Schilfrohr bedeckte Hütte stand noch
bis zu Nero's Zeit in Rom; und die dazu bestimmten Aufseher mußten
sie heilig bewahren und die durch Zeit oder Wetter entstandenen Be-
schädigungen so wieder ausbessern, daß an der alten Form nichts ver-
ändert wurde. Die Brüder bekamen Handel mit Numitors Hirten,
dessen Gebiet sie plünderten. Bei einer dem Hirtengotte Pan gefeierten
Lustbarkeit, wo halbbekleidete Jünglinge unter muthwilligen Scherzen
umherliefen, überfielen jene Hirten die in diesem Spiel begriffenen;
*) Einige nehmen an, Larentia habe bei den Hirten Lupa d. h. die Liederliche
geheißen; lupa bedeutet auch eine Wölfin, und dieß sey der Ursprung der Sage
und des Wunders.
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Extrahierte Personennamen: Silvia Silvia Silvia
Extrahierte Ortsnamen: Palatinischen_Hügels Rom Rom Larentia
384
i
)
von Gold und bunten Edelsteinen, unter Flöten- und Trompetenschall
öffentlich auftrat, seinem Gotte einen Tempel erbauete und den Opfer-
dienst selbst verrichtete. Lins Karthago ließ er das Bild der Urania
oder Mondgottin holen und feierte mit vieler Pracht das Fest der Ver-
mählung jener Göttin mit seinem Sonnengotre, dessen Bild er selbst
in der Stadt herumfuhr, wobei die Straßen mit Goldsand bestreut
waren. Unsinnig und zwecklos war des Kaisers Verschwendung, denn
seine Wagen, Kleider, Waffen, Betten und andere Gerathschaften
mußten mit Golde beschlagen, mit Perlen und Edelsteinen besetzt seyn;
er zerriß oder zerschnitt oft die prächtigsten Kleider und versenkte reich
beladene Schiffe in's Meer, weil er dieses für den Beweis königlicher
Gesinnung hielt. An seiner Tafel herrschte die größte Schwelgerei.
Bisweilen aß er die Fersen von Kameelen, Hahnenkamme, Pfauen- und
Nachtigallenzungen, die Eingeweide oder Barte der theuern Meerbar-
den, das Gehirn von Flamingo's; er selbst erfand neue Gerichte und
Getränke, z. B. Wein mit Poley und Mastir angesetzt. Seine Abend-
tafel kostete nie weniger als 30 Pfund Silber, zuweilen dreimal so
viel. Ging er über den Markt, dann beklagte er die allgemeine Dürf-
tigkeit. Oft ließ er durch Maschinen in der Decke des Speisesaales
die Gaste mit Rosen, Veilchen und andern Blumen so überschütten,
daß einige erstickten, weil sie sich aus den Bergen von Blumen nicht
herausarbeiten konnten. Auch pstegte er Loose von Geschenken an seine
Tischgenossen auszutheilen, wobei der eine durch sein Loos zehn Ka-
meele, der andere zehn Fliegen, oder eben so viel Baren und Fleder-
mäuse erhielt, der eine zehn Pfund Gold, der andere zehn Pfund
Blei, der eine zehn Strauße, der andere zehn Hühnereier oder Salar-
köpfe. Wahrend der Tafel ließ er bisweilen Löwen und Leoparden
hereinkommen, um die Gaste, welche nicht wußten, daß diese Thiere
gezähmt und entwaffnet waren, in ein lächerliches Schrecken zu setzen.
Wir übergehen die übrigen unsinnigen Streiche und unwürdigen Aus-
brüche seines kindischen oder boshaften Muthwillens, die sein Biograph
Lampridius erzählt, und bemerken nur, daß seine Großmutter, eine
gewandte und kluge Frau, ihn überredete, seinen jungen Vetter Aleria-
nus an Kindes Statt anzunehmen und ihn zum Cäsar zu erklären.
Sofort mußte dieser, etwas über zwölf Jahr alte Knabe den Namen
Alexander annehmen, später wegen seiner strengen Lebensweise auch
Severus genannt, und der Senat erklärte ihn für den Sohn des
kaum sechszehnjährigen Kaisers. Gegen des Kaisers Willen ließ ihn
seine Mntter Mammäa nach römischer Weise erziehen und zu seinem
künftigen Berufe ausbilden. Daher faßten die Soldaten, denen des
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Alexander Alexander
33
in Kroton gewesen sey, widerlegt sich schon dadurch, daß damals Kroton
noch gar nicht als griechische Pflanzstadt bestand, und Pythagoras
vier Menscheualter nach Numa lebte. Denn dieser nahm in der Mitte
der Vi. Olympiade oder 715 vor Chr. die römische Königswürde an,
Pythagoras aber lebte in Italien nach der L. Olympiade oder 577
vor Chr.
Nicht ohne Weigerung nahm Numa die Königswürde an. Die
ganze Zeit seiner Regierung vollbrachte er, der Gerechtigkeit und Reli-
gionsübungen ergeben, in Frieden, und suchte das durch unaufhörliche
Kriege verwilderte Volk an mildere Sitten und Künste des Friedens
zu gewöhnen. So wie die Gesetzgeber Minos in Kreta und Lykurg
in Sparta ihre Gesetze unmittelbar von den Göttern empfangen zu
haben Vorgaben, so soll auch Numa von sich die Sage verbreitet haben,
daß er geheimen Umgang mit der Nymphe Egeria pstege, die ihn in
der Herrscherweisheit unterrichte. Er nahm sich zuerst der besitzlosen
Bürger an, und vertheilte königliche Ländereien an sie. Den Umfang
der Stadt erweiterte er mit dem Ouirinischen Hügel. Dann beschäf-
tigte er sich besonders mit der Götterverehrung und dem Carimonial«
gesetz, welches er, nach der Zahl der Priestercollegien, in acht Theile
theilte. Die gemeinschaftlichen Opfer für die Curien besorgten dreißig
Curionen. Das zweite Priestercollegium bildeten die Flamin es
oder Priester der höhern Götter, benannt von dem Tragen der Hüte
und Kopfbinden (tlamea); das dritte die Vorsteher der Celeres oder
der königlichen Leibwache; das vierte bestand aus den Augurn oder
Vogelschauern, deren Wissenschaft etruskisch und nach Rom verpflanzt
war. Sie hatten im Staate ein bedeutendes politisches Gewicht, da
ohne ihre Zustimmung keine öffentliche Unternehmung geschehen konnte.
Die fünfte Klasse waren die Jungfrauen der Vesta (virgines
Vestales), der er zum gemeinschaftlichen Heiligthum der Stadt einen
Tempel gründete. Vier, nachher sechs Jungfrauen aus patricischen
Geschlechtern verwahrten in strenger Keuschheit das heilige Feuer der
Göttin, und die in dem Tempel aufbewahrten Heiligthümer der Stadt,
das Palladium, ein der Sage nach aus Troja gerettetes kleines Mi-
nervabild, das Kleinod des Reiches, und die Penaten. Vesta, ähnlich
der Hestia im Kultus der Hellenen, war eine altlatinische Gottheit,
deren Bild nur die reine Feuerflamme war; ursprünglich Göttin des
Heerdes und Hauses, wurde sie als Patronin bürgerlicher Vereine und
Städte verehrt. Wenn der Pontifer Marimus eine Vestalin wählte,
so durfte sie nicht unter sechs und nicht über zehn Jahre alt seyn.
Ihre Dienstzeit währte 30 Jahre, so daß sie in den ersten zehn Unter-
' . 5
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Extrahierte Personennamen: Egeria
Extrahierte Ortsnamen: Kroton Italien L._Olympiade Kreta Sparta Rom Troja Marimus
32 §. 33. Hellenisches Wese». Charakter und Religion der Griechen.
Außer diesen wurde noch eine Menge anderer Colonieen auf Si-
cilien und in Unteritalien, sowie an der nordafrikanischen Küste ge-
gründet, welche überall hin griechische Bildung und Religion, Handel
und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft brachten. Mit.dem zunehmenden
Reichthnni und sinnlichen Wohlleben dieser Colonieen stellten sich indeß
allmählich Ausartungen ein, die den Keim der Auflösung in sich trugen.
3. Hellenisches Wesen. Charakter und Religion der Griechen.
§. 33. Mas den Charakter der Griechen betrifft, so treten darin fol-
gende Züge besonders hervor: in den ältesten Zeiten Anspruch-
losigkeit, Einfachheit, Nüchternheit, späterhin große Reizbarkeit,
die zu raschem Handeln trieb, Selbstgefühl, mit welchem sich oft
Hochmnth, Neid, Haß und Grausamkeit verband, große Empfäng-
lichkeit für Schmerz und Lust und daraus fließender Sinn für
Lebensgenuß, ein außerordentlicher Thätigkeitstrieb, wel-
cher sich in beständiger Umbildung der Staatsform, sowie in einer Aus-
bildung der Kräfte in Kunst und Wissenschaft zeigte, wie die Heiden-
welt sonst keine aufzuweisen hat.
Ihre Religion entsprach ihrem wandelbaren Wesen. Sie hatten
keine Nationalgottheit, kein gemeinsames Heiligthum, keine heil. Bücher,
keine herrschende Priesterschaft. Alle Theile der Natur und alle Rich-
tungen des Geistes wurden dem Griechen zu einzelnen Göttern, welche
einander in Liebe anzogen, oder in Haß abstießen.
Der olympische Götterkreis bestand aus 12 Göttern: Zeus, der Gott
des Himmels, König und Vater aller Götter; Hera, seine Gemahlin, Göttin
der Che und des Staats; Pallas, Göttin der Weisheit; Apollo, Gott der
Weissagung und Dichtkunst, sowie der strafenden Gewalt, auch Sonnengott;
Artemis, Mondgöttin, Göttin der Keuschheit, der Jagd und des Waldes;
Poseidon, Gott des Meeres; Hephästus, Gott deö Feuers und der Metall-
bereitung; Aphrodite, Göttin der Liebe und Schönheit; Ares, Gott des
Kriegs; Hermes, Gott der Beredtsamkeit, der List, des Handels, Bote der
Götter; Hestia, (Vesta), Göttin des häuslichen Herds und Glücks, der
Gastfreundschaft, Hüterin des Staats; Themis, Göttin der Gerechtigkeit. —
Außer diesen gab es eine Menge niederer Götter, sodann Heroen oder
Halbgötter, d. h. vergötterte Menschen; auch fand fremder Götterdienst
bei ihnen Aufnahme.
Diese ihre Götter verehrten sie in Tempeln und an heiligen Orten durch
blutige und unblutige Opfer, Weihgcschenke, Gebete, Feste und Tänze, und
suchten ihren Willen aus den Eingeweiden der Opferthiere, aus dem Flug
und Geschrei der Vögel und aus Träumen zu erforschen. In wichtigen An-
gelegenheiten nahmen sie ihre Zuflucht zu den Orakeln, von welchen die zu
D odona und Delphi die berühmtesten waren.
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