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1. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
2z. Die Lilie und die Rose. Sagt mir, ihr holden Töchter der rauhen, schwar- zen Erde, wer gab euch eure schöne Gestalt? denk wahrlich von niedlichen Fingern seyd ihr gebildet. Welche kleine Geister stiegen aus euern Kelchen em- por? und welch Vergnügen fühltet ihr, da sich Göt- tinnen auf euern Blättern wiegten? Sagt mir, friedliche Blumen, wie theilten sie sich in ihr er- freuend Geschäft? und winkten einander zu, wenn sie ihr feines Gewebe so vielfach spannen, so viel- fach Zierten und stickten. — Aber ihr schweigt, holdselige Kinder, und ge- nießt eures Daseyns. Wohlan! mir soll die leh- rende Fabel erzählen, was euer Mund mir ver- schweigt. Als einst, ein nackter Fels, die Erde dastand: siehe, da trug eine freundliche Schaar von Nymphen den jungfräulichen Boden hlnan, und gefällige Ge- nien waren bereit, den nackten Fels zu beblümen. Vielfach theilten sie sich in ibr Geschäft. Schon un- ter Schnee und im kalten kleinen Grase fing die be- scheidene Demuth an, und webte das sich verber- gende Veilchen. Die Hoffnung trat hinter ihr her, und füllte mit kühlenden Düften die kleinen Kelche der erquickenden Hyacinthe. Jetzt kam, da es jenen so wohl gelang, ein stolzer, prangender Chor vielfarbiger Schönen. Die Tulpe erhob ihr Haupt : die Narzisse blickte umher mit ihrem schmach- tenden Auge. Viele andere Göttinnen und Nymphen beschäf- tigten sich auf mancherlei Art, und schmückten die Erde, frohlockend über ihr schönes Gebilde. Und siehe, als ein großer Theil von ihren Wer- ken mit seinem Ruhm und ihrer Freude daran ver- blüht war, sprach Venus zu ihren Grazien also: Was säumt ihr, Schwestern der Anmuth? Auf! und webet von euern Reizen auch eine sterbliche, sichtbare Blüthe. Sie gingen zur Erde hinab, und Aglaja, die Grazie der Unschuld, bildete die Lilie: Thalia und Euphrosine webten rnit schwesterlicher

2. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 163

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Dramatische Darstellung. 163 Jld. Dank es diesem vortrefflichen Manne, basi ich es noch bin. Mutt: Er sah sie einmal nur, im Kreis seiner Legalen Md Centurionen. Die übrigen'drei Tage hak sie Me?Meiner Obacht ge- lebt. — A. (wieder Scipivs Rechte fassend) Scipio! Scipio! giebt es kein Meer, das ich für dich durchschwimmen, kein Ungeheuer , das ich dir bändigen, keinen Tod, den ich für dich erbeuktn soll? Befiehlbefiehl ! und laß nur den" klein sien Th'ech meiner Schuld durch eine solche Thätlich dir bezahlen. — S. (ihn ümärmend) Edler', ;|ungéfe Mann, schon deine Freudr bezahlt mich mit einem Wucher, , der mir fasi mchillig scheint.—Mutt. Und darf ich dieser Freude des Allucins noch einige Worte, erhabner Imperator, hinzufügen. Fs. Sprich ohne Ümfchweif!.—. Müft. Ehe'mein Gemahl ütth seine, Blutsfreunde vefirell Ehelmllkh noch erfuhren, als' sie. nur wußten,,d.aß,I1dcacrde noch lebe, da hatten sie scholl., um ihren Liebling zu lösen, fünf- zig Talente zusammengebracht, und als sie gestern von mir deine sanfte Behandlung erfuhren, haben sie mit Freuden diese Summe verdoppelt, legen-sie hier (Sklaven treten mit den Geldsäcken auf ein gex gebnes Zeichen herein) zu deinen Füßen nieder, und beschwören' dich durch meinen Mund,: Verschmähe nicht, was.nur.ein schwaches Kennzeichen unsers Danks, und'nicht M Lsfegèjd. zu nennen- fisi. ì S. Mit Nichten', edle Frau! Meine und meiner Ahnen Sitte war es nie, von Freunden Geschenke zu nehmen! sie ihnen zu geben, dünkte- uns ein größres Glück. — Mutt.' Imperator, 'ich stehe nicht ans, bevor du mir diese Bitte gewahrest^ sknieel nledek) Jld.-'(,d es gleichen) Ich mnß deine Gefangene, selbst Wider),deinen Willen, bleiben, rvenn du Meiner Freunde Z'oll allzugroßmüthig aus- schlägst. . Für mich sind diese, hundert Talente zwar nicht.zuviel, doch für dich diel zu wenig. A. (ein gleiches thuend) Nur vor Altären beugte ich zeither Meine Kniee; Feldherr, der du mir mehr als ein Halbgott scheinest, laß es nrich jetzì vor dir nicht k 2

3. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 164

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
164 ' Fünfter Abschnitt. vergebens beugen. .Heine Großmuth hat mich neu belebt; das Uebermagß derselben droht mich zu töd- ten. ----S. Steht auf, meine Freunde! Jedes allzulange Sträuben artet in Hartnäckigkeit aus. Ich will annehmen, was ihr mir darbietet, (zu den Sklaven)..Legt es hiehêr! — Allucius, von mei- nen Händen empfange hier ein Mädchen, eben fo werth, der Frauen Krone zu werden, als sie bisher der Schmuck der Jungfrauen war; und wenn meine Selbstbezwingttng euch anders erfreut, so versprecht mir eines nur dafür zum Lohn. Alle drei. Was? ö was? gebeut! S. Schwörst du mir Gewährung, Allucius ? A. Tausend/ Schwüre statt eines. — S. Wohlan, so sind außer Schönheit und Tugend, außer den Geschenken, die ihr Vater vielleicht die schon zubereitet, jene hundert Talente — Jldeger- dens Drautschatz. Alle), Unmöglich! Nimmer-, mehr! — A. Eh' mein Leben - - S. (ernst) Prinz, deine tausend Schwüre? Gedenk ihrer! sie bin- den ! — Zwar hätt' ich noch einen Wunsch. Doch freiwillig mußt du ihn erfüllen. Ungebunden oder gar nicht! A. (eifrig) O, fordre! rede! gebeut! S. Findest du andeks einen redlichen Mann in mir, so wisse: Mein Vater, mein Oheim, alle meine Vor- fahren charen es nicht minder! So wisse noch mehr: Geschlechter, wie das meinige, giebt es zu Taufen-) den in Nom! — Allucius, sey von nun an dieser Römer'bundesgenosse! Sey es, und du wirst künftig gern gestehen: die Erde hat kein Volk, das man sich minder zum Feinde und stärker zum Freun- de wünschen soll! A. (hastig) Leb wohl! S. (et, was erstaunt) Wohin? — A. Laß mich! Laß mich! Selbst an meinem Hochzeittage flieg' ich von dan- nen : lasse alle jene Haabe , mit der du mich so mild beschenktest, laß Jldegerden selbst zurück; will die Fluren der Celtiberier durchstreifen; will überall laut rufen: Mit mir! mit mir, meine Brüder! Zu den Fahnen eines Jünglings , den Göttern an Ge- stalt und Tugend ähnlich! Unüberwindlich in Waf- fen, doch unübertrefflicher noch an Milde und Edel-

4. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 127

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
127 Briefe. was Sie eben so natürlich als billig finden wer- den, — höre auch nicht auf wider diese Behauptung Einsprache zu thun. Dieser offnen Fehde ungeach- tet, sind beide Schwestern dahin übereingekommen, Sie zu bitten, daß Sie selbst diese Streitfrage doch weder jetzt noch \t in Zukunft entscheiden möchten. Leben Sie wohl! Dre Vorsehung wache huld- reich über die Heiterkeit Ihres Gemüthes und den Frieden Ihrer Seele. 2. Ein Brief von I. G. Jakobi an seinen Bruder. Ueber den Tod des blinden Dichters Pfeffel. An wen sollte ich in meiner Trauer um Pfeffel mich eher wenden, als an dich, mein Lieber, mit dem ich seit den Kinderjahren so manchen gemein- schaftlichen Verlust beweinte, und der in meinem eignen Leiden mir oft so tröstend die Hand bot? Du sahest ihn nie, den brüderlichen Freund unsers verewigten Schlosser und den meinigen; aber Du liebtest ihn, wie er Dich liebte, redetest von ihm mit eben der Empfindung, mit welcher er über jeden kleinen, Dich betreffenden, Umstand mich befragte; und selbst seine ehrenvolle Aufnahme in die Akade- mie der Wissenschaften, deren Vorsteher Du bist, war ihm als Erfüllung eines, zuerst von Dir öffent- lich ausgesprochnen Wunsches, doppelt theuer. Wer also weiß besser, als Du, was ich verlor? Ach, und seitdem Schlosser diese Gegend verließ, war er von meinen alteren Freunden de^ einzige, der in mei- ner Nahe lebte! In wenigen Stunden konnten wir am diesseitigen Rhein - Ufer zusammentreffen, wo wir einander wechselsweise nach Freiburg oder nach Colmar abholten. Welch ein Augenblick dann, wenn vor dem Gasthofe der Wagen des früher angekommenen Freundes schon da stand, und die / f •

5. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 172

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
L?2 Fünfter Abschnitt. Der Fürst. Keiner da? Keine Antwortt V Der Edelknabe (wirft sich herum und murr welt.) Ich bin ja nur jetzt — nur so eben — Ich habe ja noch so wenig---- Der Fürst. Das spricht doch. Wer wäre denn das? -- Lindem er den Schirm von der Lampe zur rück schlägt und hinsieht.) Ach! ists möglich? Das Kind? — Hat das bei mir, oder hab ich bei ihm wachen sollen? Was hat man gedacht? Der Edelknabe (ist aufgetaumelt und reibt sich die Augen.) Gnädigster Herr? — Der Fürst. Komm, komm, Kleiner! Ermun- tere dich! — Zieh deine Uhr heraus? Meine hier ist mir abgelaufen. Der Edelknabe (hält sich an die Armlehne des Sessels und nickt.) Wie? — wie, gnädigster Herr? Der Fürst (lachend.) Du bist trunken vor Schlaf. Du machst die drolligste Figur von der Welt. Ich möchte dich gleich so gemalt haben. — Die Uhr, sag ich, die Uhr sollst du herausziehn. Du sollst sehn, was die Zeit ist. Der Edelknabe (indem er langsam naher tritt.) Die Uhr, gnädigster Herr? — Ach verzeihn Sie! Ich habe keine. Der Fürst. Du träumst noch. Was wolltest du keine Uhr haben? Der Edelknabe. Ich habe noch nie eine gehabt. Der Fürst. Noch nie? Das ist viel.— Dein Vater schickt dich hieher, und giebt dir nicht einmal das Nothwendigste? das Einzige, was du zu mei- ner Aufwartung brauchst? — Der Edelknabe. Ja, wenn ich noch einen Vater hatte! Der Fürst. Du hast keinen mehr? — Der Edelknabe. Er ist gestorben, eh ich zur Welt gekommen. Ich hab ihn niemals gekannt. Der Fürst. Du armer Knabe! — Aber so konnte doch deine Mutter, dein Vormund — Der Edelknabe. Meine Mutter, gnädigster

6. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 177

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Dramatische Darstellung. 177 Der Fürst (nachsinnend.) Von Detmund? Von Detmund? — Hatt' ich nicht unter meinen Truppen einen Major von Dermund? — Der Hauptmann. Ganz recht, gnädigster Herr. Der Fürst. Dergleich im ersten Feldzuge blieb? Der Hauptmann. Im ersten Feldzuge! Ganz recht! ■*— Das war der Vater des Fahndrichs und dieses Kleinen. — Es war ein rechtschaffner Mann. Er stieg auf eine Sturmleiter, als wenn er zum Tanze ginge. Er hatte Herz, wie ein, Löwe. Der Fürst. Und wie ein Mensch! Das will noch mehr sagen, Herr Hauptmann. — Ich erinnre mich seiner sehr wohl, und ich wünschte — Der Haupt mann (einen Schritt näher tre- tend.) Was wünschten Ew. Durchlaucht? Der Fürst. Mit seiner Wittwe zu reden. Der Haupkmann. Das können Sie diesen Augenblick. Sie ist hier. Der Fürst. Sie ist hier? — Schicken Sie zu ihr, Herr Hauptmann! So bald sie auf ist, soll sie hieher kommen. — Ich will sie sehn, und will ihr das Kind wieder zurück geben. Der Hauptm. chittend.) Gnädigster Herr ^ Der Fürst. Doch darf ihr das nicht gesagt werden. Gehn Sie! (der Hauptmann geht ab.) Siebenter Auftritt. Der Fürst. Der Edelknabe (schlafend.) Der Fürst. So arm! Durch den Krieg! «— Wie viel Elend macht doch der Krieg! — Wie viel Familien mögen nicht über ihn seufzen! — Gut, daß sie nur über ihn, und Nicht über mich seufzen! Ich nahm aus Nothwendigkeit Theil daran;- nicht aus Neigung. —• (aufstehend.) Doch heraus! Es ist Tag — der Friede hat immer auch sein Schlim- mes. Er macht wollüstig und träge. — ( Nach etr nigem Auf, und Nieoergehen bleibt er an dem Sessel stehen, in welchem dee Knabe schläft.) Ein holder H M

7. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 179

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Dramatische Darstellung» 179 „mich betraf, blieb ich standhafte so lange ich nur „an mich dachte; die Thränen kamen erst dann, „wenn ich auf Dich sah. — Viel Zärtlichkeit! Viel Gefühl, Wie es scheint! — Und wenn sie nur eine eben fo gute Frau ist, als Mutter-— Doch warum nicht? — Gewißganz gewiß! „<Ko gern ich nun wollte, fo kann ich Dich nicht „selbst den Weg zur Glückseligkeit führen: Ich must „hier in der Entfernung stehen bleiben; aber mit „aller Kraft, die mir die Liehe giebt, will ich Dir „nachrufen, fo lange ich dich errufen kann, und will „Dich bitten, daß Du die rechte Straße gehest. — „Liebstes Kind! Mit dem Gehorsame, den Du mir „stets erwiesen hast, trage diesen Brief immer bei Dir! — (Einen Blicr auf den Knaben.) Er war gehöre sam. Er hat es ehrlich gethan. „Und wenn Du deine Pflicht übertreten, werm „Du die Ermahnungen brechen willst, die ich'noch „mit dem letztem Abschiedskusse, mit den letztem „Thränen Dir zurief; — 0 dann, mein Kind! danrt „erinnre Dich dieses Briefes und überlies ihn k „Erinnre Dich einer Mutter, die in ihrer Einsam- „keit keine Freude kennt, als Hoffnung, die Du ihr „giebst — Keine sonst? — Hat er nicht einen Bruder? „Erinnre Dich, daß Du sie vor Kummer ins „Grab bringen, daß Du eben das Herz durchbohren „würdest, das Dich aus Erden am meisten liebt. — Sie fühlt seine Gefahr. Sie hat sehr Recht; denn er ist in Gefahr. — Und konnte fies wagen? Konnte sie den Entschluß fassen? — „Ich schreibe das nicht aus Mißtrauen zu Dir: „Dein Betragen hat mir keine Ursache dazu gege- „den. — Nein, mein Kind! nein! Du hast meine „Thränen um Deinen Bruder gesehen; Du wirst mir „den Kummer nicht machen, den Er mir machte. —* Also der Aelrere? — der Fahndrich? — Das muß ich näher erfahren. „Du warst immer gut, immer gehorsam, immer M s

8. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 180

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
i8o Fünfter Abschnitt. „kindlich gesinntdieses Zeugniß gebe ich Dir mit „Freudenthränen. — Fahre so fort,, wie Du ali- stigst, und werde ein rechtschaffner Mann! Dann „hast Du keine arme und unglückliche Mutter mehr: „Du hast eine reiche und eine glückliche Mutter. — Sehr wohl! Sie gefällt mir. — Das Unglück, scheints, hat sie nur erhoben, statt sie niederzu- drücken. " „Zu Ende Deines Briefes schreibst Du, daß „alle Deine Mitpagen Uhren hätten. Ich merke Dirs „an, wie sehr auch Du eine zu haben wünschtest; „aber Du brichst davon ab, und unterdrückst Deinen „Wunsch. Eben um dieser Bescheidenheit willen „geht mirs ans Herz, daß ich ihn nicht soll erfüllen „können. Aber vergieb mir, mein Kind! Ich kann „nicht. So eben zeigt sich die Nothwendigkeit, nach „der Hauptstadt zu gehen; das wird mir alles das „Wenige hinnehmen, was ich noch habe. Doch „laß auch diese Ausgabe nur überstanden seyn! und „ich will mich aufs äußerste einschränken; ich will „mir alles versagen, um, wo möglich, Deinen „Wunsch zu befriedigen. Was nur immer in mei- „nen Kräften ist, das will ich für meinen Liebling „thun, damit es ihm nie an Ermunterung zur Tu- „gend und zum Gehorsame fehle. — Ich sehe Dich „nun wieder, und bin" — — Vortreffliche Frau! — Ich will den Brief mei- ner Gemahlin zeigen. Ich will ihn bei mir behal- ten.— Doch nein! Es ist der ganze Reichthum des Knaben. (Er steckt ihn wieder in die Tasche, ans der er ihn gezogen hatte.) — Wie süß er noch schläft! —; Seinen Kindern , sagt man, giebt der Himmel ihr Glück im Schlafe; und bei ihm wird das wahr wer- den. Sein Glück ist gemacht. — (Er nimmt ihn bei der Hand.) Kleiner! — Kleiner!— (der Knabe err wacht, und sieht den Fürsten eine Weile mit weiroffr nen Augen an. Der Fürst ihn wieder.) Sehr drolligt, beim Himmel! — Komm! Ermuntre dich. Kleiner! Es ist jetzt Tag, und du kannst hier nicht länger schlafen. Steh auf!

9. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 182

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
r3d Fünfter Abschnitt. Wort muß er erfahren! — Was ist denn aber vor, gefallen? Was hats denn gegeben? Der Edelknabe. Allerhand! Ich weiß selbst nicht recht, was? -- So viel weiß ich, daß sich meine Mutter sehr übel darum gehabt; daß sie sich schon einmal ganz bloß gegeben, um es nur bei Zei- ten zu unterdrücken — (ganz ua.be an ihn hinainrer rend und leise.) Er hatte, sagte sie, unglücklich wer- den; er hatte vom Dienst kommen können. Der Fürst. Vom Dienst? Ei, wie das? Der Edelknabe. Ja, das kann ich nicht sa- gen, gnädigster Herr. Der Fürst. Mir wohl! Warum nicht? — Der Edelknabe. Man hats mir selbst nicht gesagt. Der Fürst (lachend.) Da hat man sehr klug gethan. Das ist denn freilich ein anders. — Also wieder auf dich zu kommen: Du hattest vorhin keine Uhr. Hast du wohl deiner Mutter um eine geschrieben? Der Edelknabe. Ein einzigs mal, aber nicht wieder! Der Fürst. Ich merk's. — Ganz gewiß hat sie dir einen Verweis gegeben? Der Edelknabe. ^ Ach nein, gnädigster Herr? Sie will sich behelfen, schreibt sie, um mir so viel zu ersparen, und sie behilft sich so schon so elend. — Das jammert mich viel zu sehr. Der Fürst. Das muß dich auch jammern. Ein guter Sohn sollte seiner Mutter nicht neue Sorgen machen; er sollte wünschen, daß er ihr helfen könn- te. — — Und eine Uhr — Wenns nur um eine Uhr zu thun ist! die wäre ja wohl noch sonst zu be- kommen. — (indem er eine Börse herauszieht.) Sieh hier, kleiner Moritz! Da hatte ich zwölf Dukaten erübrigt, die ich verschenken könnte, — und — ich will sie verschenken. Herdeine Hand! (der Knabe halt die Hand hin, und indem der Fürst zählt) — Der Edelknabe. Sollen sie mein, gnädik- srer Herr?

10. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 144

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
i44 ' Vierter Abschnitt. Ich schwöre Dir bei allen Winden, die uns von dein Hafen zu Bourdeaux aus bis an die holländische Küste trieben, daß wahrend meinem Hinüberschwe- den mir nicht eine unmuthige Stunde, kein trüber Augenblick in den Flug kam, außer da ich mit An-" bruch des letzten Morgens meines Dolontair-Dien- stes, von dem Hurra des Schiffsvolks geweckt, ein Land aus dem Nebel hervorleuchten sah, das ich beim Schlafengehen noch hundert Meilen entfernt glaubte, und da bald nachher ich, indeß mein Koffer, Tagebuch und Puderbeutel in ein kleineres Fahrzeug geladen ward, das wie ein Sarg auf mein Hinein- steigen wartete, thränend an der Brust meines guten Capitains, vor Schmerz kaum ein abgebrvchnes Le- bewohl stammeln konnte. Ich athmete noch schwer, als ich schon am Ufer stand, wüßte vor Betäubung nicht, wie viel oder wie wenig ich den beiden Ma- trosen, die mich herüber gerudert hatten, als Bei- trag zur allgemeinen Trink-Kasse aus meiner Geld- börse in den Hut warf, und winkte mit dem meinen so lange noch dem lieben Schiffs-Patron zu, bis mich ein andrer Führer sehr verschiedenen Ansehens in einen räderlosen Wagen nöthigte, und wie einen armen Sünder zum Richtplatz von Schevelingen nach Haag, und von da mit einem untergelegten Pferde nach der Leydener Treckschüte hinschleifte. 6. Zollikofer an Garve. Leipzig, den 22. Aug. 1779. Endlich, mein liebster Freund, hat mich das traurige Schicksal wirklich getroffen , das mir schon so lange drohte. Ich habe sie verloren die treue Gefährtin durch einen fo beträchtlichen und den besten Theil meines Lebens Ehegestern, den i9ten dieses, Hat sie mir der Tod entrissen. Aber doch ein sanfter, sanfter Tod, ein bloßer Schlummer ohne Aufwachen — ein Tod, so wie sie sich ihn gewünscht, f*
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