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1. Bd. 2 - S. 86

1844 - Leipzig : Kollmann
86 in ihre Arme. Frcudenthränen stoffen aus den Augen der edcln Frau auf den wiedercrhaltenen Liebling herab; süße Namen gab sie ihm und führte ihn an der Hand, von dem rauschenden Frcu- dcngefchrei ihres Volkes begrüßt. Hierauf ergriff sie des alten Köhlers rußige Hände, sie mit dankbaren Thränen benetzend; befahl dann, daß der Zug in derselben Ordnung sich zum Schlosse wenden solle, und hier, wo die Thüren der Kirche geöffnet waren, strömte Alles, von Margaretha angeführt, in das Gotteshaus, um in frommem Gebete dem Höchsten für ihres Fürstensohnes wunderbare Errettung zu danken. Als von Kaufungcns Frcvclthat die erschütternde Kunde am Tage darauf zum Churfürsten nach Leipzig gelangte, eilte dieser, außer sich vor Schreck, mit seinem Gefolge geraden Wegs nach Chemnitz, um von dort, wenn Kunz, wie zu vermuthen, die Prinzen wirklich nach Böhmen bringen sollte, diesen sogleich Nach- eilen und von Podicbrad ihre Auslieferung erlangen zu können. Seiner Gemahlin ließ er die Bitte zukommcn, sich ebenfalls dort- hin zu begeben. Kaum aber war er hier angelangt, als auch schon die freudige Botschaft einging, daß Albert befreit und Kunz gefangen sey. Des andern Tages kam auch die Churfürstin mit dem Prinzen an, und der erfreute Vater umarmte unter Zähren tiefer Rührung seinen ihm wiedergeschenkten Sohn. Nachdem man ihm gesagt, wem er die Errettung desselben verdanke, ließ er den Köhler Schmidt zu sich kommen, aus seinem Munde die näheren Umstände der Begebenheit zu erfahren, und forderte ihn dann auf, sich für den seinem Hause erzeigten großen Dienst ei- ne Gnade zu erbitten. Der bescheidene, genügsame Mann bat bloß um die Erlaubnis;, in dem Walde, worin er den Prinzen befreit, so viel Holz fällen zu dürfen, als er seine Lebenszeit hindurch noch verkohlen werde. Friedrich gewährte ihm nicht nur das, sondern schenkte ihm auch überdies ein Freigut im Dorfe Eckersbach bei Zwickau, nebst einem jährlichen Deputate von vier Scheffeln Korn, welche noch heut zu Tage der Aeltcste aus diesem Gefchlechte in männlicher Linie aus dem Rcntamte zu Zwickau erhält.") Zugleich wurde Schmidt und seinen Nach- *) Im Jahre 1803 war im Genüsse dieses Deputats Johann Samuel Luller, Bürger und Luchmachermeister zu Saasicld. Das Freigut ist durch kriegerische Ereignisse der Lriller'schen Familie verloren ge- gangen.

2. Bd. 2 - S. 179

1844 - Leipzig : Kollmann
179 Diesem Kriegssturme folgte eine ruhigere Zeit, nur dann und wann unterbrochen durch die ungebührlichen Anmaßungen der Stande von Flandern und durch die zwischen verschiedenen Volksparteien ausgebrochenen Unruhen in Holland. — Allein das dem fürstlichen Gatten durch Mariens Liebe und Anhäng- lichkeit zu Thcil gewordene Glück sollte nicht von langer Dauer seyn. Einst auf einer Neiherbeize stürzte die Herzogin mit dem Pferde und zerschmetterte sich die Hüfte, verschmähte jedoch, aus unzeitiger Schamhaftigkeit die Schwere ihres Fañes verheimli- chend, den Beistand des Arztes und büßte darüber frühzeitig ihr Leben ein. Sie starb zu Brügge den 28. Marz- 1-482, nicht mehr als 25 Jahre alt, beweint von den Niederländern, die ihr mit Liebe zugcthan waren, am meisten aber von ihrem Gemahle, dem sie, außer Philipp, noch eine Tochter, Margaretha, hinterließ. Mit Maria, seiner geliebten Gattin, hatte Maximilian zu- gleich die Ruhe in den Niederlanden, die Freundschaft und das Zutrauen eines argwöhnischen, auf Reichthum trotzenden, wankel- müthigcn Volkes in das Grab senken sehen. Nur seine beiden noch sehr jungen Kinder, Philipp und Margaretha, erklärte man für Mariens Erben. Ihn selbst erkannten zwar die meisten niederländischen Provinzen als Vormund feines Sohnes für ihren Regenten an, ließen cs ihn aber doch empfinden, daß er, ein Ausländer, ihnen deshalb Verbindlichkeiten schuldig sey. Die Flamänger versagten ihm sogar allen Gehorsam und ernannten besondere Vormünder für den Prinzen Philipp, welche, ohne seines Vaters Theilnahme, die Regierung über Flandern führen sollten. Ludwig hatte, wie immer, dabei die Hand im Spiele und brachte es dahin, daß die Gcnter ihm nicht nur die drei- jährige Prinzessin Margaretha zur Braut für seinen Dauphin ausliefcrtcn, sondern ihm zugleich auch die früher von Frankreich in Anspruch genommenen Länder als Mitgabe bewilligten. Max mußte den Vertrag wider seinen Willen unterzeichnen und in Gemäßheit dieser Uebereinkunft wurde die Prinzessin 1483 nach Frankreich geschickt, dem jungen Dauphin vorläufig angetrant zu werden. So triumphirte Ludwig über seinen Sieger nun auch einmal nach eigener Weise. Maximilians Lage ward immer schwieriger; er hatte nur den Namen des Herrschers und fand überall feindliches Entgcgenwir-

3. Bd. 2 - S. 169

1844 - Leipzig : Kollmann
169 f y Wien eine Empörung aus, welche sein Leben in die augenschein- lichste Gefahr setzte. Er befand sich mit seiner Mutter in der belagerten Burg, lind gerade auf die Zimmer, wohin sie sich mit ihren Kindern geflüchtet hatte, richtete das wüthcnde Volk die schwersten Geschosse. Als der Knabe hier die gekochte Gerste auf der kaiserlichen Tafel anweinte und Wachteln forderte, tröstete ihn Eleonora mit den Worten: „Danke Gott, mein Kind, wenn nur diese Speise allezeit da ist!"^) — Oft gedachte Map in späteren Bedrängnissen dieser Worte. — Die übrige Jugendzeit des Prinzen füllten Verheerungen der Türken in Krain und Stei- ermark, sowie die schon erzählten vielfachen Einfälle der Ungaren in Oesterreich selbst. Bis in sein zehntes Jahr zeigte Maximilian merklichen Man- gel an der Sprache; er stotterte, und es wurde ihm schwer, sich deutlich auszudrückcn, wie cs lebhaften Geistern, wo die Gedanken den Worten vorcilcn, nicht selten zu gehen pflegt. Durch unab- lässige Bemühungen aber brachte er es dennoch dahin, daß ihn nachmals in schöner, kräftiger Rede Niemand unter seinen Zeit- genossen übertraf, so, daß Fugger im Ehrenfpiegcl von ihm sagt: „Er war ein zweiter Pericles, der gleichsam lauter güldene Ketten redete." Auch sein Vater äußerte sich einst verwundert darüber: „Ich weiß nicht, wie cs zugeht, daß dieser Jüngling, von dem ich lange befürchtet habe, er möchte entweder ein Pinsel oder ein Stummer werden, so trefflich liest und redetdaß seine *) Als einer von des Kaisers Hofdiencrn, ein Schneider, Namens Cron- berger, die Noth der jungen Prinzen erfuhr, faßte er einen Entschluß, der von ihm, wie kühn und gewagt er auch war, dennoch glücklich in Ausführung gebracht wurde. Er kaufte nämlich Rebhühner nebst mancherlei anderem Flügelwerk, sprang damit in den Schloßgraben und ließ sich an einem Seile in die Höhe ziehen. Sein Sohn, damals Student, wollte dem Vater in so rühmlichen Beweisen der Treue gegen das Kaiserhaus nicht nachstehen. Das ganze Vermögen desselben bestand in vier Gülden; dafür erhandelte er ebenfalls Fedcrwildpret, verbarg cs unter seinem langen Mantel, ging in der Nacht an das Schloß, ward von seinem Vater nach dem verabredeten Zeichen er- kannt, sprang in den Graben, ließ sich hinauf ziehen und überreichte, glücklich hineingelangt, der Kaiserin und dem Prinzen das Geflügel. Der Kaiser verlieh ihm dafür den Adel und ernannte ihn nachmals zum Burggrafen in Wien. Auch Maximilian, als er zur Regierung gekommen, ertheilte ihm, seiner noch gedenkend, überdies die Würde eines Domherren und beschenkte ihn mit sechszchn Prabeuden»

4. Bd. 2 - S. 263

1844 - Leipzig : Kollmann
263 einen stattlich behängten Esel und gab ihr ein Kind als Jesus- knäblein in die Arme. So führte man sie, unter Begleitung der ganzen Geistlichkeit und des Volks, in die Hauptkirche und stellte den Esel neben den Hochaltar. Nun ward die Messe gelesen. Jeder Thcil des Gottesdienstes, das Kyrie, Gloria, Credo, wurde mit dem Tone des schreienden Esels, 2)aah, chaah, angefangen und beschlossen; und wenn der Esel selbst mit einstimmte, so gab cs eine herrliche Lust. Martin hi i | e r. Hans Luther, ein armer, ehrlicher Bergmann, wohnte in einem thüringischen Dorfe Möre, zwischen Eisenach und Salzungen. Im Jahre 1483 reifete er mit seiner Frau nach Eisleben auf den Jahrmarkt, wo diese am io. November Abendö um 11 Uhr ein Knäblein gebar, das der Vater gleich am folgenden Tage taufen und, weil es eben am Martinstage war, Martin nennen ließ. Nicht lange nachher bekam Hans Luther eine bessere Stelle bei den Bergwerken um Mansfeld und schlug in diesem Städtchen seinen Wohnsitz auf. Hier hielt er sein Söhnchcn früh zur Schule an und trug ihn anfänglich sogar auf seinen Armen dahin. Doch war diese Zärtlichkeit mit unüberleg- ter Strenge verbunden, an welche Martin in seinen männlichen Jahren noch oft mit Tadel zurückdachte. ,,Mein Vater —- erzählt er — stäupte mich einmal so sehr, dass ich ihn floh und ihm gram ward, bis er mich wieder zu sich gewöhnte." Mit gleicher Strenge wurde das arme Kind von dem tyrannischen Schulmeister in Mansfeld behandelt. Funfzehnmal hintereinander bekam er einmal an einem Vormittage die Ruthe. Im vierzehnten Jahre gab ihn der Vater nach Magdeburg in die lateinische Schule, nahm ihn jedoch, da der Knabe in die- ser Stadt allzuwenig Unterstützung fand, wieder weg und schickte ihn 1498 nach Eisenach, wo die Mutter Verwandte hatte»

5. Bd. 2 - S. 328

1844 - Leipzig : Kollmann
328 bei, die, jener Streitigkeit wegen, von den Grafen gehalten wurden. Dies that er bis zum Dienstage, den 16. Februar. Am Abende aber desselben Tages sagte er mit matter Stimme: „Wenn ich meine lieben Landesherren, die Grafen, hie zu Eisleben ver- tragen habe, so will ich heimziehen, mich in meinen Sarg legen und den Würmern meinen Leib zu essen geben." Am folgenden Morgen war cs merklich schlechter mit ihm geworden, so daß die Grafen selbst ihn ersuchten, heute zu Hause zu bleiben und nicht in die Sitzung zu kommen. Luther blieb auch, ging langsam in seinem Stübchen auf und nieder^) itnb ruhete abwechselnd auf einem ledernen Sitzbette aus. Bei ihm waren der Doctor Jo- nas, der Prediger Edlius aus Mansfeld und seine zwei jünge- ren Söhne Martin und Paul. Ec betete viel und unterhielt sich mitunter mit den Freunden. Einmal trat er nachdcnkend an's Fenster und sagte: „Ich bin hierzu Eislebcn getauft; wie, wenn ich hier bleiben sollte?" Zum Abendessen ging er noch hinunter in die große Stube und sprach viel vom Tode und vom Wieder- sehen und Wicdcrerkennen der Freunde im ewigen Leben. Bald aber stand ec auf, ging wieder auf sein Zimmer, trat an's offene Fenster und sprach, den gestirnten Himmel betrachtend, sein gewöhnliches Abendgebet, setzte aber noch hinzu: „Herr Gott, ich rufe dich im Namen deines Sohnes an, den ich gepredigt habe, du wollest jetzt noch meine Bitte erhören und mein Vater- land bei der Religion und dem rechten Bekenntnisse deines Wor- tes erhalten." Dann sing er an zu klagen, daß es ihm um die Brust so bange werde. Sogleich ward nach Hülfe geschickt, der Graf Albrecht von Mansfeld kam selbst und brachte geschabtes Einhorn; auch die Gräfin, Doctor Jonas und der Prediger Eölius nebst anderen Freunden kamen herbei, Alle mit dem Erbieten, die Nacht bei ihm zu wachen. Darauf, nach neun Uhr, sagte der Leidende: „Wenn ich ein halbes Stündlein könnte schlummern, hoffe ich, es sollte besser werden." Wirklich schlummerte er auch auf dem Polsterbettc ein, indem die Freunde und seine zwei Kna- den ängstlich schweigend um ihn her saßen, klm zehn llhr erwachte er wieder und sagte gerührt: „Siehe, sitzet ihr noch? Mögt Er wohnte in Doctor Drachstcdtö, dcs Stadtsehreibcrs Hause. Ein Zimmer voller Bildnisse in demselben (wiewohl cd nicht mehr daö gste) ist noch jetzt den Manen des großen Mannes gewidmet.

6. Bd. 2 - S. 417

1844 - Leipzig : Kollmann
— 417 — Kinder, gemordet. Auch die Mutter des Cardinerls, die betagte Gräfin von Salisbury, ward zum Tode verurthcilt. Im Be- wußtsein ihrer Unschuld und stolz auf ihre königliche Abkunft, weigerte sie sich, ihr Haupt auf den Block zu legen , schüttelte ihr graues Haar und lief auf dem Blutgerüste umher, dem Henker zurufend: „Ich kann ermordet, aber nicht gerichtet werden!" Dieser verfolgte die Unglückliche und streckte sie, da er sie mit dem Beile eingeholt hatte, mit vielen Wunden nieder. — Sie war der letzte Sprößling des Stammes der Plantageneten, welcher 3oo Jahre lang über England geherrscht (s. S. 96). Heinrich, nicht zufrieden, in feinem eigenen Lande die Herr- schaft des Papstes abgeworfen zu haben, wollte auch ein Gleiches in andern Staaten bewirken. Franz I. hatte die meisten Be- weise seiner Bekehrungssucht erfahren, und dessen geringe Will- fährigkeit nicht wenig zu dem gänzlichen Erkalten der wechselsei- tigen Freundschaft beider Monarchen beigetragen. Desto ernst- licher war es nun auf Jacob V. von Schottland abgesehen und der Vorsatz fest gefaßt, nicht eher abzulassen, bis er für seine Absicht gewonnen sey. Heinrich fing daher an, freundschaftliche Unterhandlungen mit Jacob zu pflegen, und that ihm am Ende den Vorschlag einer Zusammenkunft zu Pork, die dieser annahm, und wozu die Zeit und übrigen Maßnahmen bestimmt wurden» Jacob war ein biederer Mann, von edlem, unbefangenen Sinne, aber nichts weniger, als guter Diplomatiker oder Geschäftsführer. Er war in hohem Grade leidenschaftlich, also auch lenksam und insbesondere durch gefällige Eindrücke des Wohlwollens zu Allem zu bewegen. So auch bcurtheilte ihn seine Gemahlin, und des- halb war ihr diese Zusammenkunft höchst unangenehm. Selbst eifrige Papistin und Freundin und Verwandte des französischen Hofes, hatte sie leicht in besorgender Ahnung die Absichten Hein- richs crrathen. Auch war die Einwilligung von Seiten Jacobs ohne ihr Wissen gegeben; darum bot sie, sobald dieselbe zu ihrer Kcnntniß gekommen, Alles auf, um ihren Gemahl von der Er- füllung seines gegebenen Wortes abzuhalten. Heinrich begab sich, ohne hiervon das Geringste zu ahnen, gegen die festgesetzte Zeit nach Pork und ließ, während ec aus Jacob wartete, durch eine Proclamation bekannt machen, daß Jedem, dem sein Minister, ohne sein Wissen, Unrecht gethan, Ii. 27

7. Bd. 2 - S. 463

1844 - Leipzig : Kollmann
463 — Ich habe bei dem mühsamen Entwürfe alle Gefahren allein auf mich genommen, und wenn ich euch jetzt zum Beistände einlade, so ist cs blos, um mit mir den Ruhm zu theilen." Diese Rede setzte die gestimmten Gäste so sehr außer Fassung, Laß sie eine Zeitlang kein Wort hcrvorbringen konnten. Endlich aber versprachen Alle, ihm zu folgen, nur zwei ausgenommen, welche inständigst baten, sie zu verschonen, weil ihre Lebensweise sie beständig von dem Gebrauche der Waffen entfernt gehalten hätte, und sie folglich bei der beabsichtigten Unternehmung mehr hinderlich, als nützlich seyn würden. Sic zeigten so viele Furcht und Erschrockenheit, daß Ficsco ihren Wunsch genehmigte, doch unter der Bedingung, in einem Zimmer seines Palastes einge- schlossen zu bleiben. Man trug sodann eine leichte Mahlzeit auf, welche sämmtliche Vcrschwornen stehend verzehrten. Während diese sich durch Speise und Trank erquickten, ent- zog sich ihnen Fiesco auf einige Augenblicke, um sich zu feiner Gemahlin zu begeben, die von Allem, was vorging, noch nicht das Geringste wußte. Sie war jung und schön und liebte ihren Gemahl mit gleicher Zärtlichkeit, wie er sie. Damit sie keine Gelegenheit haben sollte, die Bewegungen in ihrem Palaste zu bemerken, hatte jener den schon erwähnten Pansa einladcn las- sen, ihr für diesen Abend Gesellschaft zu leisten» Er erklärte Beiden in wenig Worten sein Vorhaben. Seine Gemahlin, Eleonora, vor Schreck ganz außer sich, warf sich ihm zu Füßen und beschwor ihn in Thräncn zcrsticßend, bei Allem, was heilig sty, einen so gefährlichen Entwurf aufzugcbcn; auch Pansa um- faßte seine Knice und flehte um die Aendcrung seines Vorhabens. Doch Ficsco entriß sich ihren Armen mit den an seine Gemah- lin gerichteten Worten: „Liebes Weib, es ist zu spät! In einer Stunde bin ich nicht mehr, oder du sichst ganz Genua zu deinen Füßen." Eleonora sank ohnmächtig zu Boden. Man trug sie auf ihr Bett, während Ficsco zu den Verschworenen eilte, um die verschiedenen Rollen auszutheilcn. Es war eine schöne, mondhelle Nacht. Alles schlief, und Todtenstille herrschte in den Häusern: als ein Kanonenschuß auf Fiesco's Galeere das Zeichen zum Aufruhr gab. Jetzt entlud sich mit schrecklichem Gebraust der Ficsco'sche Palast der unge- heueren Menschenmenge. 'Ein Thcil besetzte unter der Anführung der Brüder des Grafen die Thore; ein anderer überrumpelte den

8. Bd. 2 - S. 36

1844 - Leipzig : Kollmann
— 36 — solche von den Hauptpersonen und beiderseitigen Großen unter- zeichnet. Von seinen Getreuen und dem Heere umgeben, zog Mat- thias nun in die Hauptstadt des Reichs. Das Andenken seines Vaters hatte ihm schon viele Herzen gewonnen; aus allen Städ- ten und Dörfern drängte sich das Volk herzu, seine Thcilnahme an dem Glücke des Heldensohnes zu bezeigen, welcher kurz zuvor als ein wehrloser Knabe die Fesseln seiner Verfolger getragen hatte. Huldigend warfen sich Greise, Männer, Weiber und Kinder vor ihm nieder; von allen Seiten ertönten die Segens- wünsche der frohlockenden Menge. Unter unaufhörlichem Jubel- geschrei warfen ihm Einige ihre Kleider in den Weg; Andere strit- ten sich um das Glück, den Saum seines Mantels, die Scheide seines Säbels zu berühren. — Von der Natur schon durch Schönheit zum Herrscher geweiht, verstärkte den sich so laut für ihn ausfprechenden Enthusiasmus Aller noch fein liebreiches Betragen. Gerührt bot er Jedem, der sich ihm näherte, die Hand; die Namen Vater, Bruder, Schwester, stoffen mit bezaubernder Anmuth von seinen Lippen. — Eine solche, dem Volke schmei- chelnde Herablassung war schon bei den alten ungarischen Königen eine Sitte gewesen, durch welche es ihnen stets gelungen, sich dessen innigster Liebe zu versichern — wo Matthias sich zeigte, erhielt auch er die thätigsten Beweise davon. Gewaltsam hatte Szilagyi's Ehrgeiz den Heldensohn empor- gehoben auf den Gipfel des Glücks; schwerer war es, sich darauf zu erhalten, als ihn zu erreichen. Der Papst Calixtas Iv. bestä- tigte zwar Matthias Corvinus als König, in der Hoffnung, er werde, wie sein Vater, ein Schrecken den allgefürchteten Türken se-yn. Noch aber war die ungarische Krone in Kaiser Friedrichs Händen, und schwankend die Gewalt und das Ansehen des Kö- nigs, so lange ihn die Nation mit diesem Kleinode nicht geschmückt hatte; Friedrich aber verweigerte nicht nur die Ablieferung der- selben, sondern nahm auch die ihm von Gara und dessen Partei angctragene Ernennung zum Könige von Ungarn an, ließ sich als solchen zu Wienerisch-Neustadt ausrufen (4. März 1439) und schickte Truppen ab, die in Gemeinschaft mit den Kriegsvölkern der Unzufriedenen Matthias unterdrücken sollten. Während- dessen hatte Acueas Silvias als Pius Ii. den päpstlichen Stuhl bestiegen. Dieser, dem die Kronstreitigkeiten vorgclrgt

9. Bd. 2 - S. 102

1844 - Leipzig : Kollmann
— 102 — Nachstehendes möge dem Leser von diesen, nicht sowohl kost- baren, als oft auch höchst seltsamen Modetrachten einen unge- fähren Begriff geben. Im Jahre 1370 sah sich die Polizei zu Zürich, um dem selbst in der Schweiz immer mehr überhandnchmenden Luxus in etwas Einhalt zu thun, gcnöthigt, nachstehende Kleiderord- nung zu erlassen: „Den Frauen, von was für Stande sie sind, wird hiedurch verboten, an seidenes oder garnenes Tuch Faden zu setzen; sie sollen es so tragen, wie cs gewebt worden." — „Weder Ver- heirathete, noch Unverheirathcte sollen das Obergcwand auf den Achseln mehr als zwei Finger breit ausschneiden und es soll nicht geknöpfet scyn." — „Eine Frau soll keinen Schwanz an ihren Nock machen, der länger sey, als eine Elle." — „Jede Manns- person soll das Oberkleid so lang machen, daß es ihr bis an die Knie schlägt." — Weder Frau, noch Mann, noch Junge, noch Tochter, sollen Schuhe tragen, die Spitzen haben, in welche man etwas schieben möchte." — „Niemand soll gestreifte Hosen tragen, sondern sie sollen von Einer Farbe scyn." — „Weder Frau, noch Jungfrau sollen genestelte Schuhe tragen."^) — Es scheint zwar aus obigen Artikeln hervorzugchcn, als ob die genestelten Schuhe nur unter Weibern und Mädchen wären üblich gewesen, doch hundert Jahre nachher waren sie auch beim männlichen Geschlcchte im Gebrauche; denn in einer Satzung des Cantons Bern von 1470 heißt cs ebenfalls: Die Schwänze an Kleidern sollen nicht länger als eine Elle an der Erde schleppen, und die Spitzen an den Schuhen nicht mehr als die Länge eines loses Band, und das gelockte Haar ein kahler Schädel, und der weite Mantel ein enger Sack; solches alles anstatt deiner Schönheit." Nachdem er sich hierauf ein Weites über die Gründe verbreitet, um welcher willen der Putz der Frauen tadelnswcrth und dem Herrn verhaßt sey, endet er mit den Worten: „Damit wollen wir schließen, daß Gott den citeln Prunk der Frauen mit Krieg und andern Nebeln bestraft. Und davor bewahre uns der Herr, der gepriesen ist zu allen Zeiten. Amen." *) Unter genestelten Schuhen, deren so viel in alteren Schriften Erwäh- nung geschieht, verstand man solche, die vorne so aufgesebnittcn waren daß die Zehen durchbliekten, und diese pflegte man alsdann mit Ringen und Edelsteinen zu zieren.

10. Bd. 2 - S. 106

1844 - Leipzig : Kollmann
~7 ~ — 106 — Weil aber der Nath fürchtete, daß andere Bürger dergleichen auch thun möchten, so befahl er: hinfüro kein goldenes Tuch, Sammet oder Seidengewand zu gebrauchen, bei Strafe von 50 Gulden." „2m Jahre 1482 trugen die ehrbaren Frauen* •)) zu Nürn- berg große, dicke Schleier, die man Stürze genannt und sind diese allein denen aus dem Geschlechte der Patricicr zugclaffen gewesen. Daher erthcilte Bischof Rudolph zu Würzburg der Ehefrau des Anton Oertels ein Vorschreiben an den Rath zu Nürnberg, daß ihr zugelassen werden möchte, einen solchen Sturz zu tragen. „Im Jahre 1484 ist den ehrbaren Frauen erlaubt worden, chamelottene Schauben zu tragen; doch, daß eine über zehn Gulden nicht werth sey." „Im Jahre 1402 hat Kaiser Maximilian für Stephan Baum gärt n er und Georg Kötzel an den Rath zu Nürn- berg geschrieben, um ihnen die Erlaubniß zu bewirken, daß sie Sammet tragen dürften." „Im Jahre 1515 haben die ehrbaren Frauen von dem Rathe begehrt, ihnen zu erlauben, daß sie die unholdscligcn Stürze ab- legen und ein anderes Haupt-Gebäude, wie damals die ehrbaren Frauen zu Augsburg getragen, aufsetzen dürften. Es ward aber dieses ihnen als ein Fürwitz (!) ausgenommen und mit einem Verweis abgcwiesen. Hiebei beruhigten sie sich aber nicht, sondern ersuchten im I. 1521 den Erzherzog Ferdinand von Oesterreich, bei dem Rathe eine Fürbitte für sic einzulegen, daß sie die Stürze oblegen dürften, und erhielten auch dieselbe. Der Rath ersuchte zwar den Bischof zu Bamberg, daß er den Prinzen davon ab- bringcn möchte; Ferdinand bcharrte aber auf seiner Bitte, und der Rath konnte sich nicht anders als mit der dilatorischen (ver- zögernden) Antwort helfen, daß man mit Gelegenheit sein Be- gehren erfüllen wolle. — Im nächsten Jahre 1522 wurde während des zu Nürnberg gehaltenen Reichstags die Sache wieder rege. *) Frauen aus adeligen, rathsfähigen Geschlechtern.*) •) Also zählten in Nürnberg die übrigen Frauen nicht zu den ehrbaren! — Ein grosies Glück für unsere Vaterstadt, dag dem Unterfangen mehrerer reichen Fa- milien, geh auch hier ein solches Patriciat zu schaffen, durch den kraftvollen Wi- derstand der übrigen Bürgerschaft noch zeitig genug gesteuert ward.
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