Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
282
Nach Schöpfung des Norddeutschen Bundes wurde am
1. Oktober 1867 die schwarz-weiß-rote Bundesflagge auf allen
preußischen Kriegsschiffen gehißt: die preußische Kriegsmarine
war zur Bundesmarine geworden.
4. Mit dem Wachsen der politischen Macht war auch ein
Wachstum der deutschen Seemacht verbunden, für welche durch
die Erwerbung Kiels ein zweiter vorzüglicher Kriegshafen ge-
funden war. Im Schiffbau wurden die Erfahrungen, welche
Frankreich und England mit Panzerschiffen gemacht hatten, all-
gemein beachtet; die Äolzschiffe verschwanden aus den Kriegs-
flotten und machten den gepanzerten Eisenkoloffen Platz, das
Segel wurde mehr und mehr durch den Dampf verdrängt, und
an Stelle des Radtriebwerkes trat die Schraube. Die Bundes-
marine wurde durch tüchtige Panzersregatten verstärkt, unter
diesen auch „König Wilhelm", damals das stärkste Schiff der Welt,
war aber, als der deutsch-französische Krieg ausbrach, doch noch
zu schwach, um sich in offener Seeschlacht mit dem französischen
Blockadegeschwader messen zu können, das nur infolge der An-
sertigkeit seiner eigenen Ausrüstung und durch die schnell auf
dem Lande erfolgenden Entscheidungsschläge daran gehindert
wurde, uns den empfindlichen Schaden zuzufügen. Nichtsdesto-
weniger schädigte die nur sünfwöchentliche gelinde Blockade die
drei Ääfen Bremen, Hamburg und Stettin um mehr als 20 Mil-
lionen Mark. Aber trotz ihrer Schwäche fügte die deutsche
Flotte ihren früheren Ruhmesblättern einige neue hinzu. Lln-
vergeffen bleibt ihr das siegreiche Gefecht zwischen dem Kanonen-
boot „Meteor" und dem französischen Aviso „Bouvet" am 9.
November 1870 vor dem Äasen von Havanna, unvergessen auch der
kühne Kaperkrieg, den die Korvette „Augusia" im Angesicht der
französischen Küste trieb, bis sie beim Ergänzen der Kohlenvor-
räte von französischen Panzerschiffen im Emsen von Vigo
blockiert und somit außer Tätigkeit gesetzt wurde. Nach der
Wiedererstehung des Reiches aber wurde aus der Bundesmarine
eine Reichs-Kriegsmarine, eine Waffe, welche besser als jede andere
den Einheitsgedanken zur Anschauung bringt.
5. Der gewaltige nationale Aufschwung, den das geeinte
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Bremen Hamburg Stettin Havanna Emsen Bundesmarine
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
252
Y. Abschnitt
vor allem für das Eisenbahnwesen von weitestgehender Bedeutung war
und die in allen Kulturstaaten patentiert wurde. Sie begründete recht
eigentlich die finanzielle Sicherheit und Unabhängigkeit der Kruppschen
Werke und brachte so viel Gewinn, daß reichliche Mittel zu weitgehenden
Versuchen in der Geschützfabrikation, dem Hauptziele Alfreds, vorhanden
waren. Die ersten Abnehmer für die Erzeugnisse auf diesem Gebiete waren
ausländische Staaten; doch auch in Preußen verfolgte man die Kruppschen
Versuche. Im Jahre 1859 besuchte der damalige Prinz von Preußen
(der spätere König und Kaiser Wilhelm I.) die Werke, die auf der Pariser
Ausstellung von 1855 neue, lebhafte Anerkennung gefunden hatten. Da-
mals vergab Preußen den ersten Auftrag auf 300 Geschütze an Krupp und
veranlaßte so eine erhebliche Erweiterung des Betriebes, wodurch die
Arbeiterzahl bereits das erste Tausend überschritt.
Mit dieser Erweiterung Hand in Hand ging eine immer größere
Vervollkommnung der Technik, zu der sämtliche Neuerungen mit sicherem
Weitblicke herangezogen wurden. 1861 wurde der große Dampfhammer
„Fritz", von 50 Tonnen Fallgewicht, eines der größten Wunder der da-
maligen Zeit, in Betrieb gesetzt. Dadurch, daß es bereits im folgenden
Jahre gelang, einen brauchbaren Verschluß (Flachkeilverschluß) zu kon-
struieren, war sodann das Problem der Hinterladekanone gelöst. Die
zweite Weltausstellung in London gab 1862 Gelegenheit, eine solche
auszustellen. Ebendort legte ein Gußstahlblock von nicht weniger als
5000 kg aufs neue Zeugnis ab von der Leistungsfähigkeit der Gußstahl-
fabrik, die durch eine Bessemeranlage, der ersten auf dem Kontinent, er-
weitert war. Die Aufträge mehrten sich von allen Seiten, denn die Vor-
züglichkeit der Kruppschen Erzeugnisse wurde immer allgemeiner bekannt.
Im Kriege von 1864 hatten Kruppsche Geschütze zum ersten Male Ge-
legenheit, ihre Güte darzutun; denn sie waren es, die bei Missunde und
Alsnör (durch die Beschießung des „Rolf Krake") den Preußen ihre Er-
folge sicherten.
Je mehr sich infolgedessen die Aufträge häuften, um so mehr mußte
Alfred Krupp darauf sinnen, die Unabhängigkeit seiner Werke in bezug
auf R o h m a t e r i a l i e n sicherzustellen. Im Jahre 1865 wurden die ersten
Gruben und Hochöfen sowie die Sayner und Mülhofener Hütte an-
gekauft. Diesen Neuerwerbungen folgte im Jahre 1868 der Ankauf der
Zeche „Hannover" bei Bochum, wodurch ebenfalls die Werke unabhän-
gig von den Schwankungen des Kohlenmarktes gestellt wurden. Unter
die Arten der Stahlbereitung wurde 1869 neu der Martinprozeß auf-
genommen.
Wenn nun auch schon vor den Ereignissen von 1870/71 der Ruf der
Kruppschen Werke so fest begründet war, daß außer Preußen auch Ruß-
land, England, die Türkei, Spanien und Argentinien ihren Bedarf an
Geschützen ganz oder teilweise bei ihnen deckten, so verbreitete doch erst
der Sieg der deutschen Waffen den Ruhm der Kruppschen Geschütze in der
ganzen Welt. Noch kurz vorher, auf der Weltausstellung zu Paris, hatten
sie den lebhaften Beifall des besiegten Franzosenkaisers gefunden. Die
Bestellungen mehrten sich nun derart, daß in der Gußstahlfabrik und
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Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
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Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
Geschichte
405
beutung, daß sowohl Napoleon Iii. als auch der russische Kaiser ihn hoch-
schätzten und ihm ihr Vertrauen entgegenbrachten.
In Preußen war inzwischen, veranlaßt durch die Erkrankung und
das Ableben König Friedrich Wilhelms Iv., ein Regierungswechsel ein-
getreten. Prinz Wilhelm von Preußen war zunächst Regent und dann
König geworden. (Krönung am 18. Januar 1861.) Auch er besaß wie
Bismarck eine klare Einsicht in das, was Preußen und Deutschland nottat;
er war fest entschlossen, den Staat nach innen zu stärken und nach außen
unabhängig zu machen. Zu dem ersteren Zwecke hielt er eine Vergrößerung
und Verbesserung des preußischen Heeres, eine Heeresreform, für not-
wendig, zu welcher die Zustimmung des Abgeordnetenhauses aber nicht
zu erlangen war. Das mußte zu einem Zwiste (Konflikt) zwischen König
iinb Volksvertretung führen, und um diesen siegreich durchzukämpfen,
berief der Monarch Herrn von Bismarck zum Ministerpräsidenten. Rück-
sichtslos führte Bismarck den Kampf durch, indem er die Mittel zur
Heeresreform auch ohne Zustimmung des Landtages aufbrachte. Er war
um diese Zeit der bestgehaßte Mann in Deutschland, gegen den sogar
Mordversuche ausgeübt wurden; aber er ließ sich nicht beirren, und als
erst die Erfolge seiner glänzenden auswärtigen Politik vorlagen, da war
der Landtag schnell versöhnt, und Regierung und Volksvertretung schlossen
Frieden miteinander (1867).
Als Ministerpräsident war Bismarck zugleich Minister des Aus-
wärtigen. Während seine Vorgänger in diesem Amte stets den Ansprüchen
fremder Staaten, besonders auch Österreichs hatten nachgeben müssen, ver-
trat er sofort die berechtigten Forderungen Preußens mit allem Nachdruck.
Zunächst zwar ging er noch einmal mit Österreich gemeinsam vor, um den
Dänen die alten deutschen Lande Schleswig und Holstein zu entreißen
(1864, Siege bei Düppel und Alsen). Als dann aber zwischen den beiden
Staaten eine Einigung bezüglich der Verwaltung der eroberten Herzog-
tümer nicht erzielt werden konnte und es sich auch hier wieder zeigte, wie
sehr Österreich bemüht war, eine Stärkung Preußens nicht zuzulassen,
führte Bismarck, gestützt auf das Vertrauen zur Kraft des preußischen
Heeres, die Entscheidung durch das Schwert herbei (1866). Der deutsche
Bund löste sich ans; die meisten deutschen Staaten stellten sich auf Öster-
reichs Seite, aber als erst der glänzende Sieg von Königgrätz die Macht
des Donaustaates gebrochen hatte, war die deutsche Frage entschieden. Ver-
gebens suchte Österreich bei Frankreich Hilfe. Der Gewinn des sieben-
wöchigen Feldzuges war für Preußen ein Zuwachs von drei neuen Pro-
vinzen : Schleswig-Holstein, Kurhessen mit Nassau und Hannover, dann
aber die unbestrittene Vorherrschaft in Norddentschland (Norddeutscher
Bund), ein geheimes Bündnis mit den süddeutschen Staaten gegenüber
Frankreich, und endlich eine glänzende Steigerung des preußischen An-
sehens bei Freund und Feind. „Rache für Sadowa!" forderten die neidi-
schen Franzosen; in Preußen aber verkehrte sich der frühere Haß gegen
Bismarck in Liebe und Bewunderung. Der verdienstvolle Staatsmann
wurde von seinem dankbaren Könige mit dem Grafentitel geehrt.
Nun hatte Preußen die führende Stellung unter den deutschen Staaten
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Friedrich_Wilhelms_Iv. Friedrich Wilhelms_Iv. Wilhelm Bismarck Bismarck Bismarck
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Holstein Donaustaates Frankreich Schleswig-Holstein Kurhessen Nassau Hannover Norddentschland Frankreich
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Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
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Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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Geschlecht (WdK): Jungen
406
Vii. Abschnitt
erreicht. An der Spitze des Norddeutschen Bundes stehend, verfügte es
über eine gewaltige Macht; der Anschluß der süddeutschen Staaten mußte
über kurz oder lang erfolgen. Frankreich hätte gerne diesen Anschluß ver-
hütet, um Preußen nicht noch mächtiger werden zu lassen. Aber Napoleons
Diplomatie (Staatskunst) war derjenigen Bismarcks nicht gewachsen. Vor-
sichtig und weitblickend hatte dieser 1866 einen für Österreich günstigen
Frieden durchgesetzt, so daß dieser Staat nicht darauf angewiesen war,
im Kriegsfalle den Gegner Preußens zu unterstützen. Mit Rußland und
England war Bismarck in gutem Einvernehmen. So konnte er in Ruhe
dem unvermeidlichen Zusammenstoß entgegensehen. Als Frankreich im
Jahre 1870 die Hohenzollersche Thronkandidatur in Spanien zum An-
laß nahm, um Preußen vor aller Welt eine Demütigung aufzuerlegen,
sorgte Bismarck durch die „Emser Depesche" dafür, daß sich eine Bloß-
stellung Frankreichs daraus ergab. Die unmittelbare Folge oavon war
die französische Kriegserklärung (19. Juli 1870). Nun wälzten sich die
gewaltigen Heeresmassen des Norddeutschen Bundes, vereint mit den
Truppen der süddeutschen Staaten, in Frankreich hinein. Hart war der
Kampf, herrlich der Sieg, groß der Lohn. Als nach den vernichtenden
Schlägen bei Metz und Sedan, nach der Übergabe der Festungen Straß-
burg, Metz und zuletzt Paris die Franzosen milde Friedensbedingungen
nachsuchten, blieb Bismarck als Unterhändler unerbittlich und eisenhart
bei seinen Forderungen: Abtretung Elsaß-Lothringens und Zahlung einer
Kriegsentschädigung von fünf Milliarden Franken. Die Besiegten mußten
sich fügen. Als der schönste Erfolg des gemeinsamen nationalen Kampfes
und der gesamten Bismarckschen Politik ergab sich nun der feste Zusammen-
fdjlttfi aller deutschen Staaten (außer Österreich) zum Deutschen Reiche
unter dem Könige von Preußen als deutschem Kaiser. (Kaiserproklamation
zu Versailles am 18. Januar 1871.) Bismarck wurde der Kanzler des
neuen Reiches und erhielt den Fürstentitel.
Als Kanzler entfaltete Bismarck eine gewaltige Tätigkeit. Er sicherte
das Reich nach außen durch eine kluge Diplomatie, schloß 1876 mit dem
früher besiegten Österreich und dem Königreich Italien den Dreibund-
vertrag zu gemeinsamem Schutze gegen etwaige Angriffe von Ost und
West und begann die Errichtung eines deutschen Kolonialreiches. Nach
innen bekämpfte er mit harter Hand alle Feinde des Reiches (Welfen,
Ultramontane, Sozialisten), wobei er nicht immer von Erfolg begünstigt
Ivar. Wichtiger war seine aufbauende Tätigkeit. Er förderte die deutsche
Industrie und Landwirtschaft durch eine weise Schutzzollgesetzgebung, die
zu dem Aufblühen des nationalen Wohlstandes wesentlich beigetragen hat.
Münzen, Maße und Gewichte wurden für das ganze Reich einheitlich ge-
staltet; ein gleiches bürgerliches Recht für alle deutschen Staaten wurde in
Arbeit genommen. (Bürgerliches Gesetzbuch, vollendet und eingeführt im
Jahre 1900.) Er schuf die Arbeiterschutzgesetzgebung mit ihrer Versicherung
der wirtschaftlich Schwachen gegen Krankheitsfälle, eintretende Arbeits-
unfähigkeit und die Folgen von Betriebsunfällen.
So stand das Reich in sich gefestigt da, achtunggebietend nach außen,
ein starker Hort des Friedens. Das starke Anwachsen der Fabriktätigkeit
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Bismarck Metz Bismarck Bismarck Bismarck
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Napoleons England Frankreich Hohenzollersche_Thronkandidatur Spanien Frankreich Sedan Paris Versailles Italien Ost
446
Besten des öffentlichen Schatzes zu verkaufen. Es mußten Lebens-
mittel und sonstige Bedürfnisse aller Art ohne eine Vergütung geliefert
werden; was aber durchaus bezahlt werden mußte, das bestritt man
durch Assignaten, ein Papiergeld, das sehr bald seinen Wert
gänzlich verlor. Die eroberten Länder wurden mit Millionen solcher
Assignaten überschwemmt und die meisten wohlhabenden Familien
dadurch oft ganz zugrunde gerichtet. Überall herrschte ein sehr
trauriger Zustand. Handel und Gewerbe stockten ganz, und wie
konnte es auch anders sein, da die eigentliche Pulsader alles Verkehrs,
der Rhein, des Reiches Grenze bildete, und Zollwächter überall strenge
Wache hielten. Durch die Friedensschlüsse aber, die Frankreich
Deutschland auferlegte, verschwanden die meisten geistlichen Gebiete
und freien Städte von der Karle Deutschlands, und das alte Deutsche
Reich brach morsch zusammen. Größere Schande, größeres Unglück
hatte selbst der westfälische Friede einst nicht gebracht. Keine deutsche
Macht, von der größten bis zur kleinsten, war ohne Schuld geblieben.
Alle hatten nach den Grundsätzen, wie sie die französische Revolution
gelehrt, nach Raub und Gewalttat ihre Hände ausgestreckt. Und das
deutsche Volk? Es sah in stumpfer Teilnahmlosigkeit das Deutsche
Reich gestürzt, das Vaterland zerstückt, die Grenzen geschmälert. Das
Unglück, seit Jahrhunderten kein Vaterland gehabt zu haben, ward
nun schmerzlich an ihm offenbar. Aber noch schien das niemand zu
fühlen. Es bedurfte noch härterer Schläge, und Bonaparte ward
die eherne Geißel in der Hand Gottes, um sie reichlich über uns zu
verhängen. Teilweise nach Schürmann & Windmöller.
179. Äus -er Zeit der Not.
Mit dem Frieden von Tilsit (1607) begann für Preußen und
Deutschland eine Zeit tiefster Herabwürdigung. Preußen hatte alle
Länder westlich der Elbe, sowie die polnischen Gebiete mit Ausnahme
Westpreußens, abtreten müssen, so daß ihm nur 2800 □ Meilen mit
41/2 Millionen Einwohnern blieben, durfte sein Heer nicht über 42000
Mann bringen und mußte 120 Millionen Taler Kriegsschulden be-
zahlen. War ihm somit wohl ein Schein von Selbständigkeit ge-
blieben, so drückte doch das Joch des Siegers gewaltig. Der Kern
der alten preußischen Armee, mehr als 16 0o0 Mann, lag noch kriegs-
gefangen bei Nancy. Der Staat hatte kaum 13 a/2 Millionen Taler
zur Verfügung. Mitten im Frieden standen 160000 Franzosen in den
Festungen des Landes und in großen Lagern über das ganze Staats-
gebiet verteilt, Ostpreußen allein ausgenommen. Überall, wo sich
Napoleons Truppen befanden, wurden die Staatseinkünfte für Frankreich
in Beschlag genommen. Es schien den Kaiser Napoleon zu reuen, daß
er diesem kleinen Preußen noch einen Rest von Selbständigkeit
gelaffen hatte, und er ging deshalb darauf aus, das Land bis zum
äußersten Grade der Verarmung und Ohnmacht auszupreffen. „Immer
größer wird die Rot," so schildert G. Freytag die Zustände in Preußen,
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Extrahierte Personennamen: Schürmann Nancy Napoleons Napoleons Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Deutschlands Deutsche
Reich Gottes Tilsit Deutschland Frankreich
120
Nachdem er als preußischer Gesandter in Petersburg und Paris noch
tiefere Einblicke in die große Politik getan hatte, berief ihn König
Wilhelm I. 1862 zur Leitung der auswärtigen Angelegenheiten und
machte ihn zum Präsidenten des preußischen Ministeriums. Seine
Bemühungen, den anläßlich der neuen Heeresorganisation zwischen
der Regierung und der preußischen Volksvertretung ausgebrochenen
Zwiespalt zu beseitigen, mißlangen; aber die Heeresreform wurde trotz-
dem durchgeführt und bewährte sich in den siegreichen Feldzügen 1864
gegen Dänemark und 1866 gegen Österreich auf das glänzendste.
Bismarck, der inzwischen zum Grafen ernannt worden war, wurde
der populärste Mann in ganz Deutschland. Die Volksvertretung er-
klärte das Verfahren der Regierung von 1861 65 für gerechtfertigt
mit) dem Vaterlande nützlich. Nach dem wohl einzig in der Geschichte
dastehenden siegreichen, glorreichen Kriege von 1870/71 wurde Graf
Bismarck zum Kanzler des Neuen Deutschen Reiches ernannt
und am 61. März 1871, dem Eröffnungstage des ersten deutschen
Reichstages, von seinem dankbaren Kaiser in den Fürstenstand
erhoben. In der Folgezeit gelang es dem großen Kanzler, nicht bloß
Österreich die schwere Niederlage von Königgrätz vergessen zu machen,
sondern auch zwischen Deutschland, Österreich und Italien ein Bündnis,
den sog. Dreibund, zu stände zu bringen, stark genug, mutwilligen
Ruhestörern in Europa das Handwerk zu legen. Als Fürst Bismarck
im März 1890 von Kaiser Wilhelm 11., der sein eigener Kanzler sein
wollte, aus seiner Stellung entlassen wurde, erhielt er in einem huld-
vollen Handschreiben Sr. Majestät den Rang eines Generalobersten
und den Titel „Herzog von Lauenburg". Seitdem iveilte der gewaltige
Mann, der als „treuer, deutscher Diener Kaiser Wilhelms 1 " Großes
für sein Königshaus und für das ganze deutsche Reich gewirkt hatte,
iu läudlicher Einsamkeit in Friedrichsruh im Sachseuwalde, wo er im
Juli 1898 starb und im folgenden Jahre in einem Mausoleum bei-
gesetzt wurde. Schröder.
23 Gras Hellmut von Moltke.
Hellmut von Moltke ist, wie der alte Blücher, in Mecklenburg
(zu Parchim) i. I. 1800 geboren. Da sein Vater Generalleutnant in
dänischen Diensten war, trat auch der junge Hellmut, nachdem er auf-
grund überraschender Anlagen und eisernen Fleißes bereits mit 18
Jahren eine glänzende Prüfung abgelegt hatte, zunächst iu das dänische
Heer ein. Da aber die Aussichten zum Fortkommen sehr geringe
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Bismarck Graf
Bismarck Wilhelm Wilhelms Wilhelms Moltke Moltke
Extrahierte Ortsnamen: Petersburg Paris Deutschland Deutschland Italien Europa Friedrichsruh Sachseuwalde Mecklenburg Parchim
288
Die deutschen Kolonien unter Kaiser Wilhelm Ii.
breite und 7100 qkm umfassende Zone als neutral erklärt worden ist,
innerhalb welcher die chinesische Regierung keine Anordnung ohne die vorherige
Zustimmung Deutschlands treffen darf. Wenn irgend ein Punkt an der chinesischen
Küste durch Bau von Eisenbahnen, Ausbeutung von Minen und Förderung
des ^Handels für die deutschen Interessen von Bedeutung ist, so ist es
Kiautschou, weil mau von dort aus einen ganz neuen und stark bevölkerten
Teil Chinas erschließen und auch ans weiteren Gebieten den Verkehr dort-
hin lenken kaun. Von höchster Wichtigkeit aber ist es, daß Deutschland
nun gleich andern Mächten einen Stützpunkt für Handel und Schiffahrt in
den chinesischen Gewässern besitzt.
Fig 70. In der Postagentur zu Lome im Togo land.
Dieser wertvollen Erwerbung, welche die lebhafteste Zustimmung des
deutschen Volkes fand, schloß sich schon im Jahre 1899 ein neuer kolonialer
Erfolg au. Bereits im Jahre 1885 hatte Deutschland Ansprüche auf die im
Stillen Ocean liegenden Karolineninseln erhoben, denen indessen Spanien
ältere Anrechte entgegensetzte. Damals wurde diese Inselgruppe durch den
Schiedsspruch des Papstes Spanien zugesprochen. Nachdem nun diese Macht
durch einen unglücklichen Krieg mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika
den größten und wichtigsten Teil ihres Kolonialbesitzes verloren hatte, hielt
die deutsche Regierung den Augenblick für gekommen, die Karolinen, die für
Spanien wertlos geworden waren, käuflich zu erwerben. Der Kaufpreis von
17 Millionen Mark wurde ohne Zögern vom deutschen Reichstag bewilligt,
und so kann sich Deutschland des Besitzes günstiger Häfen und wichtiger
Stützpunkte im Großen Ocean erfreuen; ja dieser mäßige Gebietszuwachs ist
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Chinas Deutschland Togo Deutschland Spanien Spanien Nordamerika Spanien Deutschland
428
Die deutsch Flotte.
lassen, daß aber die Bereitstellung einer tüchtigen Kriegsflotte neben
Geld auch Zeit erfordert. Da die in der Hast geschaffene Reichs-
flotte weder Kriegs- noch lebensfähig war, so mußte der Bundestag
ihre Auflösung beschließen. Einige Schiffe fanden Käufer; Preußen
übernahm zwei Fahrzeuge, und der Rest der Schiffe mußte öffent-
lich versteigert werden.
Nachdem die deutsche Reichsflotte ein so klägliches Ende ge-
nommen hatte, beauftragte König Friedrich 'Wilhelm Iv. von
Preußen den Prinzen Adalbert, zur Verteidigung der Ostseeküste
geeignete Schritte zu tun. Es wurde beschlossen, eine preußische
Küstenflottille zu bilden, die im Kriege auch der Verteidigung des
ganzen Reiches zu gute kommen sollte. Auch erwarb der König
zur Anlage eines Kriegshafens von Oldenburg den Jadebusen. Seit-
dem wuchs die preußische Marine langsam, aber stetig an. Allein
auch i. J. 1864 vermochte sie nicht der dänischen Flotte wirksamen
Widerstand zu leisten, so daß von letzterer die preußischen Ostsee-
küsten blockiert wurden.
Die Verfassung des Norddeutschen Bundes schuf eine
Bundes-Kriegsmarine unter dem Oberbefehl des Königs von
Preußen, und am 1. Oktober 1867 wurde an Stelle der alten
preußischen Flagge die neue, jetzt noch gültige Kriegsflagge gehißt.
Auf die Marine konnten jetzt größere Geldmittel verwandt werden,
und ganz besonders wichtig für ihre Entwickelung war es, daß
Preußen seit 1866 im Besitze des Kieler Hafens war, und daß nach
fleißiger, zäher Arbeit der Kriegshafen an der Jade eröffnet wurde.
König Wilhelm taufte den Platz am 17. Juni 186g „Wilhelmshaven“.
Trotzdem war die junge Flotte im deutsch-französischen Kriege
nicht im stände, die Blockade unserer Küsten zu verhindern. Der
Seeverkehr war völlig abgeschnitten; unsere Handelsflotte war ge-
lähmt, und viele Handelsschiffe wurden von feindlichen Kreuzern
als Prisen aufgebracht. Daß die feindliche Flotte unsere Küste nicht
angriff, kann nur dadurch erklärt werden, daß der Landkrieg schon
kurz nach der Kriegserklärung eine für Deutschland erstaunlich
günstige Wendung nahm. Aus den in diesem siegreichen Kriege
gemachten Erfahrungen hat sich ergeben, daß Deutschland eine
starke Angriffs flotte braucht, die den Feind von der Küste
zu vertreiben vermag.
2. Zu den wichtigsten Aufgaben, welche das neue Deutsche
Reich zu lösen hatte, gehörte daher der Ausbau einer Reichs-
Kriegsflotte, welche mit dem Landheere vereint ihren vor-
nehmsten Zweck, den Schutz des deutschen Landes gegen die An-
griffe feindlicher Mächte, erfüllen konnte.
Neben der Landesverteidigung fällt der Kriegsflotte der Schutz
des Handels und der vom Handel bewegten landwirtschaftlichen und
industriellen Güter zu (s. Nr. 126, 12g). Gar mannigfaltig sind unsere
Beziehungen zu fremden Ländern; zahlreiche Produkte und Lebens-
rnittel, welche der heimische Boden gar nicht oder in nicht ge-
nügender Menge hervorbringt, beziehen wir vom Auslande, welches
von uns wiederum mit Produkten unseres Landes, mit Werkzeugen
und Maschinen versehen wird. Neben Kaffee, Petroleum, Gewürzen,
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_'Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Oldenburg Deutschland Deutschland
Hrsg.: Polack, Friedrich, Stier, K., Krämer, J. B., Schreiber, B., Rockstroh, J.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
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Xiii. Vaterland und Volkstum.
ein, Preußen durch die Erstürmung der Düppel er Schanzen und
die Eroberung der Insel Alsen. Dänemark trat beide Herzogtümer
an Preußen und Österreich ab.
So hatte König Wilhelm als deutscher Mann die Schmach
Deutschlands gesühnt und das verlorene Schmerzenskind wiedergewonnen.
Jeder gute Deutsche freute sich darüber und jubelte: „Die Preußen
sind die alten noch; du Tag von Düppel, lebe hoch!"
4. Wilhelm I. als tapferer Held im österreichischen
Kriege 1866. Bei der Verwaltung von Schleswig und Holstein
entzweiten sich Preußen und Österreich. Schon lange herrschte zwischen
beiden Reichen eine geheime Feindschaft. Preußen war ein deutscher
Staat und wollte Deutschland einigen. Österreich hatte viele Völker
und Sprachen und konnte seine Oberherrschaft in Deutschland nur be-
haupten, wenn Deutschland zersplittert und uneinig blieb. Der kluge
Minister Otto von Bismarck sprach es aus, „Deutschland könne
nur durch -Blut und Eisen' geeinigt werden!" In dem Streite über
die Verwaltung der Elbherzogtümer wollte der Bundestag Preußen
zur Nachgiebigkeit zwingen. Da löste ihn Preußen auf und erklärte
Österreich und seinen Bundesgenossen den Krieg. Das vortrefflich ge-
schulte preußische Heer fiel mit drei Heersäulen unter viel siegreichen
Gefechten in Böhmen ein, besiegte am 3. Juli 1866 unter Führung des
Königs bei Königgrätz an der Elbe das österreichische Heer und zwang
Österreich zum Frieden. In demselben erhielt Preußen außer Schleswig-
Holstein das Königreich Hannover, Kurfürstentum Hessen, Herzogtum
Nassau und die freie Stadt Frankfurt a. M. Den entthronten Fürsten
wurden viele Millionen Entschädigung bewilligt. Alle deutschen Staaten
nördlich vom Main vereinigte Preußen zum Norddeutschen Bunde.
Der siebentägige Krieg hatte Preußen in der ganzen Welt berühmt ge-
macht. Wie weise hatten der König und seine Räte alles vorbereitet
und ausgeführt! Wie tapfer hatten die Soldaten gefochten! Wie willig
und begeistert hatte das ganze Volk große Opfer gebracht!
5. Wilhelm I. als demütiger Sieger im französischen
Kriege 1870/71. a) Was den Krieg veranlaßte. Die Franzosen
sind seit alten Zeiten die Erbfeinde Deutschlands. Unsägliches Unglück
haben sie schon über unser Vaterland gebracht. Nach dem österreichischen
Kriege waren sie neidisch auf Preußens Siege und Erfolge und suchten
eine Ursache zum Kriege. Da sich eine gerechte nicht fand, so wurde
eine ungerechte vom Zaune gebrochen. Die Spanier hatten ihre
Königin verjagt und einen Prinzen von Hohenzollern zum Könige
gewählt. Das wollten die Franzosen nicht leiden und erhoben darüber
ein großes Geschrei. Da verzichtete der Prinz freiwillig auf die
Krone. Trotzdem verlangte der Kaiser Napoleon von unserem Könige
ein Entschuldigungsschreiben. Da dies verweigert wurde, erklärten die
Franzosen Preußen den Krieg. Ganz Deutschland war empört. Alles
eilte zu den Waffen. Die süddeutschen Brüder reichten den nord-
deutschen die Bruderhand zum Bunde, und so war durch den frevel-
haften Angriff ganz Deutschland geeinigt.
d) Wie die deutschen Heere in Frankreich eindrangen.
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Extrahierte Personennamen: Dänemark König_Wilhelm Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I. Otto_von_Bismarck Otto Wilhelm_I. Wilhelm_I. Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Holstein Deutschland Deutschland Deutschland Schleswig-
Holstein Kurfürstentum_Hessen Frankfurt Main Norddeutschen_Bunde Deutschlands Deutschland Deutschland Frankreich
Hrsg.: Polack, Friedrich, Stier, K., Krämer, J. B., Schreiber, B., Rockstroh, J.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
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Xiii Vaterland und Volkstum.
5) Wie König Wilhelm zum deutschen Kaiser aus-
gerufen und der Friede geschlossen ward. Ehe sich Paris
ergab, wurde König Wilhelm auf französischem Boden am 18. Januar
1871 zum deutschen Kaiser ausgerufen und damit das Deutsche
Reich wieder erneuert. Alle deutschen Fürsten und die Abgeordneten
des Volkes hatten ihm die Krone angeboten und damit den heißen
Wunsch des deutschen Volkes erfüllt. Seit 65 Jahren war Deutsch-
land ohne Kaiser, uneinig und ohnmächtig gewesen. Der neue Kaiser
gelobte, „allezeit ein Mehrer des Reiches zu sein, nicht an kriegerischen
Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens."
Am 10. Mai 1871 kam es zum Friedensschlüsse in Frank-
furt a. M. Deutschland erhielt Elsaß und Lothringen als Reichsland
und 4000 Millionen Mark Kriegskosten. Das war ein Krieg und ein
Erfolg ohnegleichen. Ganz Deutschland war geeinigt, Kaiser und Reich
erneuert und das verlorene Reichsland wiedergebracht.
6. Der starke Hort des Friedens. Nach den drei großen
Kriegen regierte Kaiser Wilhelm I. noch 17 Jahre in Frieden. Unter
ihm und seinem großen Kanzler, dem Fürsten Bismarck, trat
Deutschland an die Spitze Europas. Der deutsche Kaiser war der
Schiedsrichter bei den Streitigkeiten der Fürsten und Völker. Mit
Österreich und Italien schloß er den Dreibund zur Erhaltung des
Friedens. In fremden Ländern wurden deutsche Ansiedelungen angelegt.
Deutsche Kriegsschiffe beschützten die Deutschen im Auslande. Der
deutsche Name war jetzt in der ganzen Welt geachtet.
Der Reichstag, d. h. die 397 Abgeordneten des deutschen
Volkes, und der Bundesrat, d. h. die 58 Vertreter der Fürsten,
suchten durch weise Gesetze die Einheit in den 26 deutschen Staaten
zu fördern. So wurden gleiche Münzen, Maße und Gewichte
eingeführt. Die kaiserliche Post erleichterte den Verkehr in ganz
Deutschland; ja ein Weltpostverein wurde gegründet, damit man
Briefe, Geld und Waren billig und rasch in die ganze Welt senden
könnte. Der Staat übernahm die Eisenbahnen und Fern-
schreiber und verwaltet sie trefflich zum Besten der Untertanen. Er
unterstützte Handel und Gewerbe, legte Straßen und Kanäle
an und verband die Nord- und Ostsee durch einen großen Kanal.
Berlin verschönerte sich durch herrliche Gebäude, Straßen und Denk-
mäler von Jahr zu Jahr. Ein besonderer Schmuck ist das neue
Reichstagsgebäude.
Unter Kaiser Wilhelm I. wurden viele Schulen gebaut und der
Unterricht verbessert. Gelehrte Reisende erforschten fremde
Länder. Die äußere Mission suchte die Heiden zu bekehren, die
innere Mission aber Not und Elend in der Christenheit zu lindern.
7. Der fürsorgende Landesvater. Unermüdlich hat der
edle Kaiser für sein Land und Volk gesorgt. „Ich bin glücklich, wenn
Preußens Volk glücklich ist!" sagte er. Ein andermal: „Ich achte es
viel höher, geliebt zu sein, als gefürchtet zu werden!" Noch auf dem
Totenbette flüsterte er: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein!"
Besonders ließ es sich Kaiser Wilhem 1. angelegen sein, den
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm König_Wilhelm Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhem
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frank- Deutschland Lothringen Deutschland Deutschland Europas Italien Deutschland Berlin