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1. Grundriß der braunschweigischen Geschichte - S. 26

1905 - Braunschweig : J. H. Meyer
— 26 — Die letzten Zeiten des dreißigjährigen Krieges. Die Gelter oder Lüneburger Linie, der nach dem bald erfolgenden Aus-st erbender Harburger deren Besitz zum größten Teile zufiel — nur die Grafschaft Blankenburg nebst der Hälfte des harbnrgifchen Anteils am Harze kam an August d. I., — war durch sieben Brüder vertreten, von denen nur der zweitjüngste, Georg, vermählt war. Ihm fiel K a l e n b e r g - G ö t t i n g e n zu' Dieser tüchtige Fürst führte in jener kritischen Zeit einen Zn-sammenschlnß der gesamten Macht des welfischen Hauses herbei, vornehmlich um dessen bedrohte Besitzrechte an dem Bistum H i l d e s h e i m zu wahren. Aber die Haltung Kaiser Ferdinands Iii., die trotz des Beitritts der welfischen Fürsten zum Prager Frieden eine feindselige blieb, zwang zum erneuten Anschluß an Schweden. Abermals hausten die kaiserliche und die schwedische Soldateska auf niedersächsischem Boden. Besonders schwer litt die Stadt W o l s e n b ü t t e l, die, seit 1627 in den Händen der Kaiserlichen, 1641 eine schlimme Belagerung auszuhalten hatte. Nach dem Tode Georgs (1641) näherten sich die welfischen Herzoge wieder dem Kaiser und erreichten endlich 1643 die Räumung der Stadt, mußten aber ihre Rechte auf das Stift Hildesheim aufgeben. Das fürstliche Heer wurde aufgelöst. Diese Maßregel rächte sich schwer. Auf den Friedensverhandlungen zu Münster und Osuabrü cf konnten die welfischen Fürsten trotz aller Bemühungen des tatkräftigen braunschweigischen Vertreters Jacob Lampadins ihren aussichtsvollen Ansprüchen auf etliche benachbarte Bistümer, wie Minden, Bremen, Verden, Halberstadt, die zum Teil wiederholt von Prinzen ihres Hauses administriert wordeu waren, keine Anerkennung verschaffen. Nur die Abtei Walkenried wurde ihnen zugesprochen. Iv. Rückblick auf die Zeit von 1500 — 1648. Steigerung der fürstlichen Gewalt. Auch in den welfischen Herzogtümern bahnte sich in diesem Zeitalter die Umwandlung des mittelalterlichen in den modernen Staat an. Die sürstliche Gewalt erweiterte sich und wurde zentralisiert. Die für die fürstliche Macht-stellnng so verhängnisvollen Erbteilungen wurden durch Erst-geburtsordnungen^) eingeschränkt. Die Aufnahme des römischen Rechts, aus dem die Lehre von der Allgewalt des Fürsten abgeleitet wurde, erheischte ein geschultes Beamtentum, das eine starke Stütze des Staatsgedankens wurde. Zugleich ward damit der Anstoß zu einer Neugestaltung des Rechts und der Gerichtsverfassung gegeben. Das im Lande geltende Recht wurde aufgezeichnet und mit dem gemeinen (d. i. dem römischen) ausgeglichen, an *) Durch das pactum Henrico - Wilhelminum vom Jahre 1535 wurde für die wolfenbüttelschen Lande festgesetzt, daß die Regierung für die Zukunft ausschließlich dem erstgeborenen Prinzen in absteigender Linie zukommen solle.

2. Grundriß der braunschweigischen Geschichte - S. 32

1905 - Braunschweig : J. H. Meyer
— 32 — Obwalt bemächtigte sich der reichen Besitzungen der Stadt und machte der städtischen Selbstverwaltung ein Ende. Jetzt erst schwand die alte Sonderung der fünf Weichbilde. Reichspolitik der welstschen Fürsten. Bestrebt, das Ansehen f v m ejl mt Reiche zu heben und einen gewissen Einfluß auf die Reichspolitik zu gewinnen, vereinigten sich in diesem Zeitalter *e. ter tvelfifchen Linien zu einer gemeinsamen Politik, ^amtliche welstsche Fürsten traten dem 1658 gegründeten Rhein- ume bei. Als dann 1674 das Reich den Krieg gegen Frankreich erklärte, standen sie treu zu Kaiser und Reich, und ihre Truppen fochten mit Auszeichnung gegen Ludwig Xiv später gegen die Schweden. Während Friedrich Wilhelm von Brandenburg das schwedische Pommern eroberte, drangen die Herzöge von Braunschweig und Lüneburg in Verden und Bremen ein. Das im Frieden zu Celle 1679 von Schweden abgetretene Amt T h e d i n q -h au s e n kam an Rudolf August. Sechs Jahre später unterstützte das welstsche Gesamthaus den Kaiser durch eine starke Truppenmacht im Kampfe gegen die Osmanen. Doch das gute Einvernehmen i. er beiden Hauptlinien löste sich infolge der Erwerbung der Kurwürde durch die Lüneburger. Der ehrgeizige A n t o n U l r i ch hatte längst mit eifersüchtigem Verdruß das überragende politische Emporkommen dieser jüngeren Linie beobachtet und gegen die Anerkennung des von Ernst August erlassenen Primogeniturgesetzes (f. S. 34) intrigiert. Durch ihn bestimmt, stellte sich |ein Bruder auf die Seite der Gegner des neuen Kurftaates und bereitete beim Ausbruche des spanischen Erbfolge k r i e g e s eine Unterstützung Frankreichs vor zum Zweck der Demütigung des Kurhauses. Ein starkes Heer von 12 000 Mann, mit französischem Gelde zusammengebracht, stand im Wolsenbütteler Lande bereit. Aber eine plötzliche Besetzung des braunschweigischen Landes durch die hannoverschen Truppen zwang 1702 Rudolf August zum Icachgeben. Er erkannte die Kurwürde an und versprach, sich der hannoverschen Primogenitur ferner nicht widersetzen zu wollen. Alleinregierung Nnton Ulrichs 1704—1714. Nach dem Tode ^es kinderlosen Rudolf August ging die Regierung auf seinen Bruder Unton Ulrich Über, der damals im 71. Lebensjahre stand. Mit ^er hannoverschen Linie versöhnte er sich, wenngleich innerlich widerstrebend, durch Anerkennung der Kurwürde und des Primogenitur-gefetzes. Aber der ehrgeizige politische Streber ruhte auch jetzt nicht. Durch Verschwägerung mit alten, mächtigen Herrschergeschlechtern suchte er das Ansehen seines Hauses zu heben: seine Enkelinelisabeth h? r st i n e reichte dem späteren K a i s e r K a r l Vi. die Hand und mußte den Glauben ihrer Väter ausgeben, eine andere Enkeltochter wurde die Gattin des ältesten Sohnes Peters des Großen. Und er selbst trat hochbetagt, von dynastischem Ehrgeize bestimmt ___________ er hoffte auf die Erwerbung des Bistums Hildesheim und der Kur.

3. Grundriß der braunschweigischen Geschichte - S. 35

1905 - Braunschweig : J. H. Meyer
— 35 — Schwiegervaters (1705) erbte Georg Ludwig, der 1698 seinem Vater in der Regierung gefolgt war, Lüneburg, und damit war das Gesamterbe der jüngeren lüneburgischen Linie dauernd zum Kurfürstentum Hannover vereinigt. Im spanischen Erbfolgekriege stand der Kurfürst treu zu Kaiser und Reich. Durch fein geschicktes Eingreifen in den nordischen Krieg gewann er 1719 im Stockholmer Frieden die Fürstentümer Bremen und Verden und eröffnete damit seinem Lande den Zugang zur Nordsee. Zu diesem Erfolge Hannovers hatte sein Zusammenhang mit England wesentlich beigetragen. Die Erwerbung der Krone von Großbritannien 1714. Nach dem Sturze Jakobs Ii. von England hatte 1689 seine Tochter Marie und ihr Gatte Wilhelm Iii. den für erledigt erklärten Thron Englands bestiegen. An die Stelle der katholischen Linie der Stuarts war damit die protestantische getreten. Marie tvar kinderlos. Und als auch der Sohn ihrer Schwester, der späteren Königin Anna, aus dem Leben gegangen war, bestätigte 1701 das Parlament den Vorschlag des Königs Wilhelm Iii., daß nach Annas Tode die Krone Englands ans die Enkelin Jakobs 1.1), Sophie, die Witwe des Kurfürsten Ernst August von Hannover, übergehen solle. Letztere ging der Königin Anna wenige Wochen im Tode voraus (Sommer 1714). Im Oktober 1714 hielt ihr Sohn, der hannoversche Kurfürst, als Georg I. seinen feierlichen Einzug in London. Die Regierung Hannovers führte als höchste Behörde der „Geheime Rat". Georg I. blieb int Herzen Hannoveraner. Er starb 1727 bei einem Besuche seines Vaterlandes. Ihm folgte fein Sohn Georg Ii. 1727 —1 7 6 0. Auch dieser Fürst sah in Hannover noch sein Heimatland. Ein dauerndes Denkmal hat er sich hier dnrch die Gründung der Universität Göttingen, die 1737 eingeweiht wurde, gesetzt; dieselbe wurde eine Pflegstätte wissenschaftlicher Arbeit und hat auch das Geistesleben in unserem engeren Vaterlande reich befruchtet. Schon unter Georg Ii. bahnte sich die Abhängigkeit der Politik des Kurstaates von der Großbritanniens an: Hannover wurde ein Anbänasel dieser Großmacht. die Mutter Friedrichs des Großen. Somit ist diese Tochter der Eleonore d'olbrense die Stammmutter des englischen und preußischen Königshanses. fcslfnft T. Karl I. Elisabeth, Gem. Friedrichs V. v. d. Pfalz Karl Ii. Jakob Ii. Sophie, Gem. Ernst Augusts v. Hannover. Marie, Gem. Wilhelms Iii. Gem. Georgs von Dänemark. Georg Ludwig, als König von Großbritannien Georg I.

4. Grundriß der braunschweigischen Geschichte - S. 45

1905 - Braunschweig : J. H. Meyer
— 45 — Rache des Siegers. Noch im Oktober nahm Napoleon von dem Lande Besitz. Die üblichen Kontributionen und die Ausplünderung der kostbaren herzoglichen (Sammlungen folgten. Nach Abschluß des T i l s i t e r Friedens (1807) wurde die Begründung des Königreichs W e st s a l e n dekretiert, das abgesehen von einigen preußischen Gebieten aus dem Kursürstentu m Hessen, aus Teilen Hannovers (Gruben hagen, Göttingen, dem Harzgebiete und O s n a-b r ü cf), sowie aus dem Herzogtum B r a u n s ch w e i g gebildet wurde. Die Krone des neugeschaffenen Reiches erhielt der jüngste Bruder Napoleons, der persönlich gutmütige, aber frivole und würdelose Hieronymus. Residenz wurde Kassel. Schicksale des Kurfürstentums Hannover in der Zeit von 1793—1813. Der mit England durch Personalunion verbundene Kur-staat hatte seit 1793 an dem Kampfe gegen Frankreich teilgenommen, wurde aber durch den Baseler Frieden 1795 in die Demarkationslinie des neutralen Norddentfchlands mit hineingezogen. Als aber bald nach dem Frieden zu Amiens der Kamps zwischen England und Frankreich wieder ausbrach (1803), rückten sofort französische Truppen in Hannover ein, und dessen kleine und schlecht organisierte Armee mußte ans Anordnung der unfähigen hannoverschen Staatsmänner die Waffen strecken (Kapitulation von Suhlingen und Elbkonvention). Aus die französische Herrschaft folgte im Anfange des Jahres 1806 die rühmlose Besitzergreifung durch Preußen. Aber nach dem bald erfolgenden Zusammenbruche des Friedericianischen Staates wurden dieiranzosen von neuem Herren des Landes. Die nicht dem Königreiche W e st» falen eingefügten nördlichen Provinzen blieben unter französischer Verwaltung. Nach einer kurzett Vereinigung mit Westfalen wurden sie, als es deut gewalttätigen Machthaber beliebte (Dezember 1810), die Gebiete der deutschen Nordseeküste zur streugeren Durchführung der Kontinentalsperre dem französischen Reiche einzuverleiben, wieder vom Königreiche Westfalen losgerissen und zu F r a u k r e i ch geschlagen. Das Königreich Westfalen. Auf dem Boden des neuen Königreiches erhob sich der f r a n z ö f i f ch e Must er staat, bei dessen Einrichtung mit allem geschichtlich Überkommenen ausgeräumt wurde. Er zerfiel in acht nach geographischen Gesichtspunkten abgegrenzte Departementsx), die in Distrikte, Kantone, Munizipalitäten geteilt waren, geleilet von Ober-, Unterpräfekten und Maires. Mit der Einführung des Code Napoleon erfolgte eine einfache und wohl abgestufte Einrichtung des Gerichtswesens mit Öffentlichkeit und Mündlichkeit des Verfahrens und der Errichtung von Geschworenengerichten. Die Gleichheit vor dem Gesetze und die Freiheit des Kultus, sowie die Aushebung aller Vorrechte des Adels und die Be- x) Der größte Teil ^ des Herzogtums ^Braunschweig gehörte dem Oker-bepcrtcment an.

5. Grundriß der braunschweigischen Geschichte - S. 47

1905 - Braunschweig : J. H. Meyer
— 47 — drohe. So entschloß sich Friedrich Wilhelm, sich den Durchzug nach der Nordsee zu erzwingen, um seine Getreuen aus die an der Wesermündung bereit gehaltenen englischen Schisse zu retten. Aber das Tressen bei O lp e r, das der Herzog dem weit überlegenen Rewbellschen Korps lieferte, endete mit einem Mißerfolge; nur der fehlerhafte Entschluß des Gegners, auf das rechte Okeruser sich zurückzuziehen, „rettete das schwarze Korps vom sicheren Untergange". Unverweilt (2. August) brach Friedrich Wilhelm aus und marschierte Über Hannover, Nienbnrg, Delmenhorst ans Elsfleth (Oldenburg) zu, den schnell folgenden Feind über die Richtung seines Marsches täuschend. Englische Schiffe nahmen die tapfere Schar auf. Der kühne Zug — die einzige der zahlreichen Erhebungen dieses Jahres, die glücklich durchgeführt wurde, — erregte die allgemeine Bewunderung, selbst Napoleon versagte sie ihm nicht. Selbstvertrauen und Vaterlandsliebe lebten in deutschen Herzen wieder ans. Die letzten Jahre der Fremdherrschaft. Während der Herzog auf englischem Boden die Stunde der Befreiung erwartete, fochten seine tapferen Krieger, die in englische Dienste getreten waren, auf der pyrenäifchen Halbinsel zusammen mit der aus der aufgelösten hannoverschen Armee gebildeten englisch-deutschen Legion unter Wellington gegen die Franzosen und errangen in zahlreichen Schlachten und Gefechten unverwelkliche Lorbeeren. Im Königreiche West -s a l e n wurden die Zustände immer trostloser, drückender die Kontributionen und die Kontinentalsperre, unerträglicher das Spionagesystem. Unter allen Verlusten aber, die unser Herzogtum erlitt, war keiner schmerzlicher, als der der Universität H e l m ft e d t, der ftolzen Schöpfung des edlen Herzogs Julius. Auf Grund eines Dekretes der französischen Regierung wurde sie am 1. Mai 1810 geschlossen. 5. Der Hreiheitskampf. Ende des Königreichs Westfalen 1813. Als dann der langersehnte Morgen der Freiheit anbrach, regte sich auch in Niedersachsen Herz und Hand für die Abfchüttelnng des fremden Joches. Aber noch behauptete sich der grimme Davon ft in Hamburg und hielt die an der Unterelbe zusammenströmenden freiwilligen Kämpferscharen in Schach. Erst nach der Schlacht bei Leipzig brach die französische Herrschaft zusammen. Im Dezember 1813 traf Friedrich Wilhelm, der nach dem erfolglosen Bemühen, eine Kommandostelle im Heere der Verbündeten zu erhalten, im Frühjahr 1818 nach England zurückgekehrt war, in der Hauptstadt seines Landes ein. Trotz rastloser Tätigkeit gelang es ihm nicht, seine neu zusammengebrachten Truppen noch in den Kampf gegen Frankreich zu führen. Wiener Kongretz und Feldzug 1815. Die Verhandlungen des Wiener Kongresses, an denen der Herzog mit dem Geheimrat von Schmidt-Phiseldeck teilnahm, brachten dem Herzogtume keine Ge-

6. Unser Land - S. 23

1891 - Wolfenbüttel : Zwißler
— 23 — lung aufstellen, welche in der Folge durch ihn selbst und durch seine Nachkommen vermehrt, der kleinen Stadt einen weit verbreiteten Ruf verschafft hat. Im Jahre 1666 starb Herzog August. Nicht mit Unrecht hat man ihn den Vater des Vaterlandes genannt. 25. Wrrdokf Äugn It. Was die wölfischen Fürsten weder durch Kampf noch durch Verhandlungen und Nachgiebigkeit bisher erreicht hatten, nämlich die Stadt Braunschweig zu unterwerfen, das wußte endlich der Sohn des Herzogs August durchzusetzen. Die Geldopser, welche der große Krieg forderte, die veränderten Handelsverhältnisse hatten die Stadt arm gemacht. Da vereinigte sich Rndols August mit deu Lüneburger Vettern und verlangte von der Stadt nngesanmte Unterwerfung und Einnahme einer fürstlichen Besatzung. Aber der Rat weigerte sich. Darauf begann die Belagerung durch das Heer der Fürsten. Im Innern der Stadt aber herrschte Zwiespalt, und au auswärtige Hülse, wie iu früheren Zeiten, war nicht zu denken. So ergab sich Braunschweig 1671, und nun kam die Stadt in alleinigen Besitz des Herzogs von Brauuschweig-Wolsenbüttel. Er brachte Ordnung in die Verwaltung und traf Maßregeln zur Abzahlung der ungeheuren Schulden. Daneben bot er alles aus, deu Glanz und den Wohlstand der Stadt zu heben. 26. Anion Atrich. Rudolf August nahm im Jahre 1685 feinen Bruder Anton Ulrich zum Mitregenten an, und beide Brüder haben dann manches Jahr die Regierung gemeinsam geführt. Anton Ulrich war ein prachtliebender Fürst. Wie an vielen andern deutschen Höfen suchte man auch in Wolfenbüttel, es dem französischen Könige an Glanz gleich zu thun. In Salzdahlum erbaute der Herzog nach dem Muster eines französischen Schlosses ein großartiges Lustschloß mit Gartenanlagen und Wasserkünsten. Hier und in Wolfenbüttel folgten Theater, Bälle, Maskeraden und Spiele in ununterbrochener Reihe. Hier ist der Herzog auch im Jahre 1714 gestorben. 27. Kart I. Dieser Fürst war während seiner langen Regierung eifrig bemüht, seinem Laude Gutes zu thun. Er stiftete das durch feine Kunftfchätze berühmte Museum zu Braunschweig, ferner das Kollegium Karolinum daselbst, aus dem in unsrer Zeit die technische Hochschule hervorgegangen

7. Vaterländische Geschichtsbilder für die mittleren Bürgerschulen des Herzogtums Braunschweig - S. 86

1894 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 86 — Xxviii. Ludwig Xiv. 1. Die ersten Raubkriege. Der Raub Straßburgs. Gerade so, wie Deutschland im 30 jährigen Kriege heruntergekommen war, wollte es der Ehrgeiz Frankreichs haben. Auf den Trümmern Deutschlands wollten die Franzosen ihre Herrschaft über Europa auferbauen. Während Deutschland aus einem mächtigen Einheitsstaat ein lockerer Staatenbund geworden war, hatte sich Frankreich zu einem von einer Nation bewohnten, von einem König absolut beherrschten Einheitsstaat entwickelt. Schon Richelieu, der allmächtige Minister Ludwigs Xiii., war diesem Ziele nahegekommen (S. S. 79). Was er begonnen, vollendeten Ma-zarin, der Vormund Ludwigs Xiv., und dieser selbst. Ludwig Xiv. 1643—1715 hatte sich vorgenommen, die Grenzen Frankreichs abzurunden und zu erweitern. Wenn er auch selbst kein hervorragend bedeutender Mann war, so verstand er doch die Kunst, die bedeutendsten Männer in das Amt zu setzen, das ihrer Begabung angemessen war. Als Feldherren dienten ihm Turenne, der Marschall von Luxemburg, Villars, Vendome, als Kriegsminister Louvois, als Finanzminister Colbert, als Festungsbaumeister Bauban. Sein Ziel erreichte Ludwig in den drei Raubkriegen: Im ersten eroberte er 12 Städte in Flandern, im zweiten 1672—1678 die Freigrafschaft. Beide Gebiete verlor Spanien. Jetzt fand er es viel bequemer, im Frieden weite Landstrecken an sich zu reißen. Er errichtete die Rennions-, d. h. Wiedervereinigungsgerichte, welche untersuchen sollten, ob irgend ein Land jemals zu einem der in den letzten Friedensschlüssen an Frankreich abgetretenen Länder gehört hatte. Das Gericht bestimmte, was der Herrscher wollte, und so war bis 1680 schon in 600 einzelnen Gebieten, Bistümern, Grafschaften, Städten, Dörfern, Rittergütern, Fabriken, Mühlen und Meierhöfen, das französische Wappen angeschlagen, was von französischen Soldaten ohne Widerstand des deutschen Reiches geschah. Unterdessen stritten die kurfürstlichen und fürstlichen Gesandten auf dem Reichstage zu Regensburg darüber, ob erstere aus purpurnem, letztere auf grünem Samt sitzen sollten, wer mit goldenen Messern und Gabeln und wer nur mit silbernen essen dürfe. 1681 Nun streckte der König seine Hand nach Straßburg aus, der herrlichsten Perle deutscher Städte, welche in Kunst und Wissenschaft, Handel und Industrie groß dastand. Mit einzelnen Verrätern hatte er verräterische Verbindungen angeknüpft, zu Jetten besonders der Stadtschreiber (2. Bürgermeister) und der Bischof Egon von Fürstenberg gehörten. Dieser wollte das Straßburger Münster der katholischen Kirche zurückgeben, jener, der einzige, welcher in Straßburg einen französischen Brief schreiben konnte, besorgte den verräterischen Briefwechsel. Keineswegs war schon seit langer Zeit die französische Sprache in Straßburg gebräuchlich; als Goethe dort 1772 studierte, sprach niemand im Elsaß französisch mit Ausnahme der Vornehmen.

8. Vaterländische Geschichtsbilder für die mittleren Bürgerschulen des Herzogtums Braunschweig - S. 87

1894 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 87 — Kaiser Karl V. hatte einst gesagt: „Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien ständen, würde ich Wien fahren lassen und Straßbnrg retten." Der Kaiser Leopold dachte ander». L. Die Türken vor Wim 1683. Aber ließen sich denn diesen 1683 frechen Raub der Kaiser und die Reichsfürsten gefallen? Ludwig Xiv. hatte dafür gesorgt, daß diese mit sich selbst genug zu thun hatten: Er hatte dem Kaiser die Türken ins Land gerufen, welche zusammen mit den von Leopold I. hart bedrückten evangelischen Ungarn aus dem Wege nach Wien waren und die Kaiserstadt hart bedrängten. Der Graf Rüdiger von Stahremberg wußte den Heldenmut der Wiener Bürger so m entfesseln, daß sie lieber untergehen als dem Halbmond ihre liebe Heimatstadt ausliefern wollten. Nachdem die heldenmütigen Verteidiger 80 wütende Stürme der Türken abgeschlagen hatten, erschien endlich Hilfe in dem deutschen Reichsheer unter Herzog Karl von Lothringen und den Polen unter dem König Johann Sobiesky. In heißer Schlacht wurden die Ungläubigen aus dem Kahlenberge vor Wien geschlagen und zur Flucht nach Ungarn gezwungen. Das überaus reiche Türkenlager wurde eine Beute der Sieger, und statt der Trauer und des Hungers zog Freude und Überfluß in Wien ein. 3. Die Aufhebung des Ediktes von Nantes und die Folgen. Der sonst so schlaue Ludwig Xiv. beging jetzt einen schlimmen Fehler. Gedrängt von seinem Beichtvater und seiner frömmelnden Gemahlin hob er 1685 das Edikt von Nantes (S. S. 67) auf. Die Hugenotten, denen Richelieu schon während des 30 jährigen Krieges die Sicherheitsplätze genommen hatte, begannen auszuwandern (S. 83. 84). Nur m den Sevennen glaubten die frommen Hirten und Bauern unter Anführung eines Hirtenknaben ihren Glauben mit bewaffneter Hand verteidigen zu können. Sie wurden von der rohen Soldateska niedergemordet, und 100000 starben für ihre Überzeugung. Als die Auswanderung eine gewaltige Höhe annahm, wurde sie verboten, und nun mußten sich die armen Hugenotten heimlich unter den verschiedensten Verkleidungen über die Grenze schleichen. Man schätzt die unmittelbare Einbuße Frankreichs auf 60 Millionen, einzig die Marine verlor 9000 Matrosen und 600 Offiziere. Die französische Industrie, welche durch den Finanzminister Colbert zur höchsten Blüte gebracht war — die Tuchweberei hat er erst in Frankreich eingeführt — erlitt ebenso wie die Marine einen unersetzlichen Schaden. Da auch die Kriege Ludwigs Xiv. und seine Verschwendungssucht Unsummen verschlungen hatten, so sank der Wohlstand Frankreichs bedeutend, und die Schuldenlast stieg aus 2600 Millionen Livres. Jährlich wurden 183 Millionen mehr ausgegeben als eingenommen. Freilich unterhielt Frankreich ein stehendes Heer von 400 000 Mann und besaß 267 Kriegsschiffe, mehr als damals irgend ein Land der Erde. Trotz der glänzenden Regierung Ludwigs Xiv. herrschte im Innern das tiefste Elend, da die Bauern mit Steuern so gedrückt waren, daß sie kaum den nagenden Hunger zu stillen vermochten. 4. Der dritte Raubkrieg und der spanische Erbfolgekrreg 1701-1714. Danach stürzte der König das Land in neuen Krieg;

9. Vaterländische Geschichtsbilder für die mittleren Bürgerschulen des Herzogtums Braunschweig - S. 114

1894 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
- 114 - Preußen erlangt in der zweiten polnischen Teilung 1793 Danzig, Thorn und Posen und in der dritten 1795 Polen bis hinter Warschau. Österreich setzte mutig den Krieg fort und jagte die Franzosen wieder über den Rhein. Gleichzeitig aber erobert Bonaparte Italien und erzwingt den 1797 Frieden zu Campo Formio 1797. Die Niederlande und Italien werden in Republiken verwandelt und verstärken die Kriegsmacht der Franzosen. Von 1793—1813 lebt Frankreich vom Raube. Einige Bauern arbeiten nicht, weil bei dem von der Regierung festgesetzten Getreidepreise ihre Arbeit nicht lohnt, andere wellen lieber Beamte spielen, denn nirgends und niemals hat es soviel vom Staate bezahlte Beamte gegeben wie in der Zeit der Schreckensherrschaft. Dennoch geschah nichts für die Wohlfahrt des Volkes, und die Lage der meisten Bauern war schlimmer, als sie vor der Revolution gewesen war. Da fast niemand in Frankreich arbeitete, hätten die Franzosen verhungern müssen, wenn sie nicht Bonaparte zum Siege geführt hätte. Dieser übte ein strenges Regiment, stellte Ruhe und Frieden wieder her und gab dem Staate eine neue Verfassung, in welcher die Errungenschaften der Revolution mit den Verhältnissen des alten Staates gemischt waren. Er gründete z. B. einen neuen Adel, die alten Adligen waren teils getötet, teils geflohen. Die letzteren kämpften meist in den Heeren der Verbündeten gegen Frankreich, wo sie die alte Königsherrschaft wieder herzustellen bestrebt waren. Von 1796—1815 bestimmte Bonaparte die Geschicke Europas. Xxxvi. Der Untergang des deutschen Kaisertums 1806. 1. Napoleon Bonaparte. Er ist 1769 zu Ajaccio auf Korsika geboren, als diese Insel eben von der Herrschaft der Genuesen unter die der Franzosen gekommen war. Zuerst zeichnete er sich 1793 als Artillerie-Hauptmann bei der Eroberung von Toulon aus, 1795 unterdrückte er als General in der Stadt einen Aufstand gegen die Direktoren und wurde zur Belohnung 1796 Oberfeldherr in Italien. Er verstand es meisterhaft, die wilden, räuberischen und zerlumpten Soldaten für kriegerischen Ruhm zu begeistern und sie an sich zu fesseln, und führte sie von Sieg zu Sieg. Das unglückliche Italien verlor nicht nur Millionen an Kriegssteuern, sonbern auch Gemälbe und Kunstwerke, welche in Paris Napoleons Ruhm verkünden sollten. Nach Beendigung des Krieges unternahm er 1798 und 99 seinen Zug nach Ägypten, der aber vollständig scheiterte. Anstatt daß dieses Land für Frankreich erobert wurde, wurde die französische Flotte von 1798 Nelson bei Abukir 1798 gänzlich vernichtet. Hunger und Seuchen vernichteten das stolze Heer der Franzosen, und Bonaparte floh nach Frankreich zurück, stets in Gefahr, von den englischen Kreuzern gefangen zu werden. Während seiner Abwesenheit waren in dem neuentbrannten Kriege mehrere französische Generale in Italien von dem Russen Suwa-

10. Vaterländische Geschichtsbilder für die mittleren Bürgerschulen des Herzogtums Braunschweig - S. 115

1894 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 115 — row geschlagen worden, und Napoleon wurde als rettender Engel begrüßt. Er stürzte das Direktorium, stellte sich als erster Konsul an die 1799 Spitze Frankreichs, wendete nach dem Abzug der Russen und nach seinem wunderbaren Zuge über den großen St. Bernharo das Kriegsglück ganz auf die Seite der Franzosen, besiegte die Österreicher bei Marengo 1800, eroberte wieder Mantua und erzwang 1801 den 1800 Frieden von Lüneville, in welchem das linke Rheinufer an Frankreich abgetreten wurde. Nachdem der allezeit siegreiche Napoleon zum Konsul auf Lebenszeit gewählt war, erreichte er 1804 das letzte Ziel seines Ehrgeizes und 1804 wurde Kaiser der Franzosen. 2. Der Untergang des deutschen Reiches. Nach dem Frieden von Lüneville zeigte Napoleon dem besiegten Deutschland, daß er der Herr Europas sei. Die deutschen Fürsten, welche auf dem linken Rheinufer Teile ihres Gebietes verloren hatten, wurden auf dem rechten Ufer des Rheins entschädigt. Der Reichsdeputatious-Hauptschluß 1803 machte allen geistlichen Besitzungen ein Ende, die 48 deutschen Reichsstädte wurden auf sechs vermindert, die Reichsritterschaft verlor die reichsunmittelbare Stellung. Die rheinischen und süddeutschen Fürsten wurden am besten bedacht und immer enger an Frankreich gefesselt. Im Jahre 1805 schlossen Österreich, England und Rußland einen neuen Bund gegen den unersättlichen Eroberer. Napoleon zog mit wunderbarer Schnelligkeit über den Rhein, zog die Donau hinab nach Bayern, nahm ein österreichisches Heer unter dem General Mack bei Ulm gefangen und schlug die vereinigten Österreicher und Russen in der „Dreikaiserschlacht" bei Austerlitz (Mähren) (Napoleon, Franz Ii., 1805 Alexander I.). Nach dem Frieden zu Preßburg (Tirol an Bayern) zertrümmerte Napoleon das deutsche Reich. Die meisten deutschen Fürsten schlossen 1806 unter Napoleons Oberleitung den Rheinbund und sagten sich vom deutschen Reiche los. Außer Österreich und Preußen blieben zunächst noch treu Sachsen, Kurhessen und Braunschweig. Die Besitzungen vieler kleiner Reichsfürsten, Reichsgrafen und Reichsritter wurden den größeren Rheinbnndfürsten gegeben. Napoleon war nun thatsächlich der Gebieter Deutschlands. Kaiser Franz Ii. legte 1806 1806 die deutsche Kaiserkrone nieder und nannte sich fortan Franz I., Kaiser von Österreich. Xxxv]I. Der Zusammensturz des Staates Friedrichs des Großen 1806—1807. 1» Friedrich Wilhelm Ii. 1786—1797» Friedrich Wilhelm Ii., der Sohn einer Schwester und Gemahl einer Tochter Karls I. von Braunschweig, folgte seinem Oheim Friedrich dem Großen. Der Charakter seiner Regierung war Schlaffheit nach außen und Verschwendung im Innern. Friedrichs Ii. Schatz von 165 Millionen Mark war bald vergeudet. Statt dessen hatte Preußen noch Schulden, und die Finanzen waren gänzlich zerrüttet. 8*
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