292
Niederlande.
gerecht. In wissenschaftlicher Hinsicht steht die Nation seht nicht so
hoch altz die Deutsche, und wenn gleich Holland ausgezeichnete Männer
in vielen Fächern des Wissens und in der Kunst hervorgebracht hat,
so ist doch die glänzendste Periode der Literatur dort schon hinter der
Gegenwart. Nicht mit Unrecht wirft man den Cr. der nördlichen Pro-
vinzen ein starres Festhalten am Alten in Wissenschaft und Religion
vor; weit freier bewegt sich der S. Niederländer, dem es aber auch an
Gründlichkeit fehlt. Die Kunst scheint ziemlich verwaiset, weder Maler
(man denke an die glänzenden Namen des Xvl. u. Xvii. Jahrh.)
noch Bildhauer, noch Musiker der jehigen Zeit haben besonderen Ruhm.
Unstreitig herrscht in den N. Provinzen mehr Aufklärung als in S.
Für eigentlich literarische Bildung ist indeß auch in N. mehr geschehen,
als für den Volksunterricht. Man zählt 6 Universitäten und über
100 Athenäen und Gymnasien, mehr als 70 Gelehrten- und Künstler-
vereine, und mancherlei wissenschaftliche u. Kunstsammlungen.— Die
Niederlande waren vor Jahrhunderten in viele kleine Staaten getrennt,
die, obgleich sie nach dem Vertrage zu Verdun zu Deutschland gehör-
ten, sich doch seit dem Xi. Jahrhunderte unabhängig machten und end-"
lich fast alle dem Hause Burgund unterworfen wurden. Nach dem
Aussterben desselben mit Karl dem Kühnen 1477 kamen sie
an dessen Tochtermann Maximilian!, von Deutschland und dessen
Sohn Karl V. Sie wurden 1512 wieder mit dem Deutschen Reiche,
als Burgundischer Kreis, vereinigt, und genossen große Vor-
rechte. Die 17 Provinzen, welche sie bildeten, waren theils Herzogthü-
mer, theils Grafschaften, theils freie und bischöfliche Staaten. Nach
Karls V. Zurücktritt von der Regierung 1555 sielen sie an Phi-
lipp Ii. von Spanien, der, ihre Vorrechte nicht achtend, und voll
Haß gegen den sich immer mehr verbreitenden Protestantismus durch
den harten Druck seiner Statthalter Granvella und Alba das
gemißhandelte Land zur Empörung zwang. Im Jahre 1579 erklär-
ten sich in der Utrechter Union die 7 nördlichen Provinzen Hol-
land, Seeland, Utrecht, Geldern, Overyssel, Gronin-
gen und Friesland für unabhängig, und behaupteten nach langem
blutigen seit 1566 unter Leitung der beiden Prinzen v. Nassauora-
nien, Wilhelm (71583) u. Moritz (71625), geführten Kampfe
im Frieden zu Antwerpen (1609) und Münster (1648) ihre Un-
abhängigkeit. Immer blühender ward durch die Eroberung der Portu-
giesischen Colonien in Indien ihr Handel, immer größer ihre Seemacht.
Hernach entstanden aber innere Unruhen. Das Haus Oranien
machte allmählig seine St a t t h a lt e r w ürde in allen Provinzen erb-
lich , erbitterte zuletzt durch Preußens bewaffnete Einmischung (1786)
die Gegenparthei, und erleichterte den Franzosen die Eroberung des
Landes 1794. Es entstand die Batavische Republik, die endlich
nach verschiedenen Verfassungsveränderungen 1806 in das Königreich
Holland verwandelt wurde, und Bonapartes Bruder, Ludwig,
zum Regenten erhielt. Längst schon waren die Colonien von England
erobert, die Seemacht vernichtet und der Handel gänzlich zu Grunde
gegangen. Ludwig legte 1810 die Regierung zu Gunsten seines Soh-
nes nieder, aber der Franzos. Kaiser vereinigte wenige Wochen hernach
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Maximilian! Maximilian Karl_V. Karls_V. Karls_V. Granvella Wilhelm Moritz_( Bonapartes Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Deutschland Burgund Deutschland Spanien Seeland Utrecht Overyssel Friesland Antwerpen Indien Batavische_Republik Holland England
428
Frankreich.
niälig, neue Provinzen wurden mit der Krone vereinigt und die Eng-
länder vertrieben; nur Calais blieb ihnen bis 1558, und die Norman-
nischen Inseln gehören ihnen noch jetzt. Unter den Bourbons, seit
Heinrich Iv. (1589 bis 1610), stieg Frankreich bis zu seinem jetzigen
Umfange. Unumschränkt war die Macht der Könige geworden und
Ludwig Xiv. (1643 bis 1715) stand fast als Gebieter Europas da.
Unter ihm sorgte der Minister Colbert besonders für Colonien, Han-
del und Fabriken, die sich seit dieser Zeit zu ihrer jetzigen Blüthe ho-
den, aber fast nie endende Kriege und Verschwendung eines üppigen
Hofes unter ihm und seinem Nachfolger Ludwig Xv. (1715 bis 1774)
stürzten das Land in eine ungeheure Schuldenlast, die nur der Bürger
und Bauer tragen mußte; daher die Rev olution (1789), die Frank-
reich durch alle Schrecken der Anarchie und des Wechsels der Verfassung
führte (Hinrichtung Ludwigs Xvl., 1793, 21. Jan.), bis Napoleon
Bonaparte den Sturm beschwichtigte, und seit 1799, M. Deebr. als
Konsul, seit 1804, 18. Mai als Kaiser, das Reich "zu einem Um-
fange und Einflüsse erweiterte, den es seit Karl dem Großen nicht ge-
habt hatte. Es reichte von der Ostsee bis zur Tiber und umfaßte ei-
nen Raum von mehr als 13,500 Q.m. mit 42mill. E., worunter
28 Mill. Franzosen, 6l Mill. Italiener, 4^ Mill. Niederländer, 4mill.
Deutsche, in 130 Departements. Dazu kamen noch die völlig abhän-
gigen Italienischen, Jllyrischen und Deutschen Provinzen— 2500q.m.
8 Mill. E. und die verbündeten Staaten, Spanien, Neapel, Schweiz,
der Rheinbund, Warschau rc. — 18,800 Q.m. mit 35mill. E. Na-
poleon wurde 1814, 3. April gestürzt und die beiden Pariser Friedens-
schlüsse 1814 und 1815 führten mit den Bourbons das Land auf
seine alte Gränze von 1789 mit geringen Veränderungen zurück*),
gaben ihm aber zugleich eine Verfassung, durch welche die alte durch
die Revolution schon vernichtete Macht des Adels und der Geistlichkeit
in Schranken gehalten, die königl. Gewalt gemildert und die gleichen
Rechte aller Staatsbürger gesichert werden sollten Der König ist K ar l X.,
geb. 1757, regiert seit 1824. Er hat die vollziehende Gewalt, er
allein ertheilt Ämter und Würden, von ihm hangt Krieg und Friede
ab, aber die Gesetzgebung und das Recht, Auflagen zu erheben, theilt
er mit den Reichsständen, Kammern. Der Thronerbe heißt
Dauphin, der älteste Bruder des Königs Monsieur. Die höch-
sten Staatsbehörden sind der Kabinetsrath und der Staats-
rath, unter denen 8 Minister die einzelnen Zweige der Staatsver-
waltung leiten. Das oberste Gericht ist der Cassationshof, unter
welchem die Assisenhöfe, einer in jedem Departement, eigentliche
Criminalgerichte, in denen neben den Richtern Geschworne sitzen,
26appelationshöfe, Tribunäle, Handels- und Friedens-
gerichte stehen. Das ganze Land theilte sich vor der Revolution in
34 sehr ungleiche Provinzen, seit 1760 sind aber mit Inbegriff von
Korsika aus diesen 86departements gebildet, an deren Spitze Prä-
*) Es wurde das Herzogthum Bouillon, die Festungen Philippeville,
Marienburg, Saarlouis und Landau und zwei kleine Districte ab-
getreten.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xv. Ludwigs_Xvl. Ludwigs Napoleon Karl_dem_Großen Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Europas Ostsee Spanien Neapel Schweiz Rheinbund Warschau Korsika Marienburg Landau
Europa
Kwer
wenigstens Unterhalt
nach den, Elsaß, von Schlesien
Beute fanden
Böhmen
an
Unterschied
Von Meklenburg
Rhein trieben sich die Heere bald siegend, bald besiegt umher,
schon mußten mehrere Provinzen vermieden oder in stürmischer Eile durch-
schritten werden, weil sie, zu völligen Wüsten geworden, selbst dem Soldaten
keine Nahrungsmittel mehr darboten. Auch der edle Bernhard von Wei
mar, welcher mit französischer Hülse das ihm verheißene Elsaß erobert hatte,
starb 1639 nach der allgemeinen Meinung' an Gift, welches Frankreich ihm
gemischt hatte. Die Siege Torstenson's und Wrangel's 1643 und die Ein-
nahme von Prag durch den schwedischen General Königsmark 1648 führten
endlich den lange ersehnten Frieden herbei. Schon seit 7 Jahren hatte
man davon geredet, und seit 1642 saßen Gesandte des Kaisers, der Prote-
stanten und Schweden zu Osnabrück, und des Kaisers und Frankreichs zu
Münster; aber das abwechselnde Kriegsglück hatte bisher die Forderungen
bald gesteigert, bald gemäßigt, und erst die letzten Siege der Schweden ver-
mochten Ferdinand, dem damals kein Heer mehr übrig blieb, ernstlich an
den Frieden zu denken, welcher anr 24. October 1648 unterzeichnet und
unter dem Namen des westphälischen bekannt ist. Wie der Krieg, so
war auch dieser Friede höchst verderblich für Deutschland und nur als die
traurige Frucht der äußersten Noth und gänzlichen Erschöpfung zu betrachten.
Deutschland verlor dadurch für immer das herrliche Elsaß und die drei
lothringischen Bisthümer Metz, Toul und Verdun, welche an Frankreich
für seine arglistige Hülfe abgetreten wurden. Schlimmer als dieser Verlust
war die nun als gesetzlich anerkannte Einmischung Frankreichs in die deut-
schen Angelegenheiten. Auch das schwache Band der Erinnerung, welches
die Schweiz noch an das Reich knüpfte, ward nun gänzlich zerrissen.
Schweden erhielt als Entschädigung für seine Anstrengungen den besten
Theil von Pommern, die Stadt Wismar, die ehemaligen Bisthümer Bre-
men und Verden und eine bedeutende Geldsumme. Brandenburg, welchem
nach alten Verträgen ganz Pommern, dessen Herzöge ausgestorben, hätte
zufallen müssen, ward durch Magdeburg und Halberstadt entschädigt. Auch
die Unabhängigkeit Hollands ward jetzt erst von Spanien feierlich anerkannt.
Für die innere Ruhe ward insofern gesorgt, daß die völlige Freiheit der
Lutheraner sowohl als der Reformirten anerkannt und ihre Rechte sowie
die der Katholiken genau bestimmt wurden. Dagegen aber war auch nun
das Reich mehr als je in sich zerfallen, die Kaiserwürde zu einem leeren
Titel herabgesunken und das Reich, wehrlos und ohnmächtig nach außen,
dem verderblichen Einfluß fremder Politik mehr als je preisgegeben. Ver-
schwunden war der alte allgemeine kriegerische Sinn, und stehende Heere,
den kleineren Fürsten unerschwinglich und selbst den größeren eine drückende
Last, halfen auch' die letzte Spur der Freiheit unterdrücken. Seitdein
herrschte in Europa, vorzüglich aber in Deutschland, jener rohe, starre und
gesinnungslose Soldatensinn, welcher einen Theil des Volkes zu seelenlosen
Maschinen herabwürdigt, um die größere wehrlos -und unkriegerisch ge
wordene Menge ungestraft zu unterdrücken. — Dennoch war der 30-jährige
Krieg, bei allem Unheil, welches er über Deutschland brachte, bis auf unsere
Tage der letzte Krieg, »voran Volk und Gesinnung Theil nehmen konnten.
Seitdem bis zum Jahre 1813 waren alle Kriege in Deutschland, wie
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Wei Ferdinand Bisthümer_Metz
Extrahierte Ortsnamen: Europa Elsaß Meklenburg
Rhein Frankreich Prag Schweden Frankreichs Schweden Deutschland Deutschland Verdun Frankreich Frankreichs Pommern Wismar Brandenburg Pommern Magdeburg Halberstadt Hollands Spanien Europa Deutschland Deutschland Deutschland
Vii. Deutschland.
149
glänzend sie auch im Einzelnen geführt wurden, doch nur das traurige Werk
einer elenden Berechnung und habsüchtigen Politik. — Ueber alle Beschrei-
bung elend war der Zustand, in welchen der 30-jährige Krieg Deutschland
"'anze Provinzen waren im buchstäblichen Sinne verödet
versetzt hatte.
und die Bevölkerung hatte überall außerordentlich, nach Einigen um die
Hälfte, abgenommen. Die ehemals blühenden Gewerbe waren verschwunden
und auch dadurch Deutschland von den rasch fortschreitenden Franzosen,
Holländern und Engländern abhängig geworden. Aller Handel war zerstört
und lag gänzlich darnieder; alle Städte, alle Fürsten waren verarmt und
verschuldet. Ganz besonders auffallend war die Wirkung dieser trostlosen
Zeit auf die geistige Bildung der Deutschen. Man erschrickt, wenn man
die edle Liebe zu den Wissenschaften, wie sie zur Zeit der Reformation blühte,
und die herrliche kraftvolle Sprache Luther's mit dem Geist und den Pro-
vucten des darauf folgenden Jahrhunderts vergleicht. Lrckher's Geist und
Sprache fand keine Nachfolger; eine dürftige, geistlose Polemik, spitzfindige
dogmatische Streitigkeiten, durch den Gegensatz der Lutheraner und Refor-
mirten geweckt und genährt, verdrängten gänzlich den edlen Geist und die
gediegene Sprache jenes großen Mannes. Ein ganzes Jahrhundert nach
Luther hat Deutschland keinen erträglichen Schriftsteller aufzuzeigen, und
selbst die Sprache, durch spanische, italienische und später besonders franzö-
sische Floskeln entstellt, war in geistlose Barbarei versunken. Bon jener
Zeit an schrieb sich eigentlich jenes Unwesen, daß an Höfen und in den
höheren Ständen die vaterländische, freilich verwilderte Sprache, deren edle
Denkmale vergessen waren, verachtet und durch französische Sprache und
Denkweise gänzlich verdrängt wurde.
Seit dem westphälischen Frieden versank das deutsche Reich immer mehr
in Ohnmacht und Schwäche, und eine Reihe von Demüthigungen, welche
es von dem übermüthigen Frankreich erfuhr, waren die unvermeidlichen
Folgen dieses traurigen Zustandes. Die kaiserliche Macht war, bei der
souverainen Gewalt der bedeutenderen Fürsten, gebrochen; Eifersucht und
persönliche Rücksichten beherrschten die Fürsten, und eine Unendlichkeit von
beschwerlichen Formen verzögerte jeden Reichsbeschluß und lähmte die Aus-
führung. Daher als Ferdinand Iii. 1657 gestorben und sein Sohn Leo-
pold I., ein gutmüthiger, aber kraftloser Fürst, ihm gefolgt war, durste
Ludwig Xiv. es wagen, 1680, sogenannte Reunions- (Vereinigungs-)
Kammern niederzusetzen, welche unter den nichtigsten Vorwänden ganze Di-
stricte am Rhein und in Lothringen, mitten im Frieden, als ihm zukom-
mende, zu anderen an Frankreich abgetretenen Provinzen gehörende Länder
in Beschlag nahmen; ja 1681 sogar ohne irgend einen Schein des Rechts
sich rer freien Reichsstadt Straßburg zu bemeistern. Der Kaiser, in seinen
eigenen Staaten von den Türken bedrängt, welche 1683 selbst Wien bela-
gerten, konnte es nicht hindern, und ward selbst nur durch die Hülfe des
tapferen Johann Sobieskh, Königs von Polen, gerettet. Nicht zufrieden mit
diesen unerhörten Anmaßungen, verlangte Ludwig 1685 im Namen der
Herzogin von Orleans, Schwester des letzten Kurfürsten von der Pfalz,
dessen Länder als eine jener Prinzeß gebührende Erbschaft, und auf die
Weigerung des Reichs ließ er die unglückliche Pfalz diesseit und jenseit des
Rheins durch Turenne 1688
unglückliche
Mordbrennerart verw
durch
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ludwig_Xiv Ludwig Johann_Sobieskh Johann Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Frankreich Rhein Lothringen Frankreich Wien Polen Rheins
150
A. Eurrpa.
den Frieden zu Ryswhk 1697 beendigte, aber schwach geführte Reichskrieg
brachte keine Veränderung in diesen Zustand der Dinge. Ein größerer
Krieg, den alle Mächte voraussahen, zog damals die ganze Aufmerksamkeit
der Fürsten auf sich. Karl Ii., der letzte König von Spanien ans dem
österreichischen Hause, hatte, dem Tode nahe, sein Reich dem zweiten Sohne
Leopolds, dem Erzherzog Karl, zugedacht; Frankreichs Künste aber brachten
es dahin, daß er zuletzt noch durch sein Testament einen französischen Prin-
zen Philipp zu seinem Erben ernannte. Hierüber entstand der in ganz
Europa, vorzüglich aber in Spanien, Italien, den Niederlanden und Deutsch-
land niit Erbitterung geführte spanische Erbfolgekrieg 1702—1714. Die
anfänglich glücklichen Franzosen wurden 1704 von dem Prinzen Engen, dem
kaiserlichen Feldherrn, und dem englischen Herzog von Marlborough bei
Hochstädt oder Blennheim an der Donau gänzlich geschlagen und erlitten
auch in den Niederlanden mehr als einen bedeutenden Verlust. Dem deut
scheu Reiche aber kam davon nichts zu gut; Leopold starb 1705, sein Sohn
und Nachfolger Joseph I. schon 1711, und so wurde dessen jüngerer Bru-
der Karl, eben der, welcher um die Krone Spaniens focht, znm Kaiser er-
wählt. Dieser Umstand kühlte den Eifer der Engländer und Holländer
mächtig ab, welche selbst nicht gern die alte Monarchie Karls V. wieder-
herstellen mochten; und so kam es nach vielen Siegen über die Franzosen
zu dem nachtheiligen Frieden von Rastatt und Baden 1714, durch welchen
Frankreich im Besitz aller seiner Deutschland entrissenen Länder blieb.
Karl Vi. führte einen glücklichen Krieg gegen die Türken, das Reich aber
blieb im Frieden, und der Kaiser hatte keine wichtigere Angelegenheit, als
durch die sogenannte pragmatische Sanction seiner einzigen Tochter Maria
Theresia den ungetheilten Besitz seiner Staaten zu sichern. Wie wenig
ihm dies trotz der Einwilligung der größeren Mächte gelungen, zeigte die
Folge nur allzusehr. Kaum war Karl 1740 gestorben, als auch von allen
Seiten Ansprüche an seine Erbschaft gemacht wurden; die ernstlichsten waren
die Friedrichs Ti. von Preußen. Die weise und kraftvolle Regierung des
großen Kurfürsten von Brandenburg Friedrich Wilhelm, 1640—88, hatte
für seine Staaten die Wunden des 30-jährigen Krieges unerwartet schnell
geheilt; seinem Sohne Friedrich 1. war es gelungen (am 18. Januar 1701)
die Königswürde zu erlangen, und dessen Sohn und 'Nachfolger Friedrich
Wilhelm I., 1713—40, hatte durch einen strengen, aber wohlgeordneten
Haushalt und außerordentliche Sparsamkeit seinem Sohne, dem großen
Friedrich, einen reichen Schatz, ein vorttefflich geordnetes Land und ein
nach der damaligen Art unübertrefflich abgerichtetes Heer von 80,000 Manu
hinterlassen. Im Besitz solcher Kräfte, voll Geist und Muth benutzte Fried-
rich den Zeitpuntt, alte gegründete Ansprüche seines Hauses auf einige
schlesische Fürstenthllmer geltend zu machen. Noch im December 1740 rückt
er in Schlesien ein, und zwei Siege, bei Molwitz 1741 und bei Chotusitz oder
Czaslau 1742, führen in dem nämlichen Jahre den Breslauer Frieden
herbei, wodurch Preußen den größten Theil von Schlesien erwirbt. Der
zweite schlesische Krieg, 1744—45, worin Friedrich abermals bei Hohen-
friedberg, Soor und Kesselsdorf siegt, bestätigt ihm durch den Dresdener
Frieden den ruhigen Besitz von Schlesien. Indeß war der Kaiser Karl Vii.
von Baiern, ein ohnmächtiger Gegner Oesterreichs, 1745 gestorben und
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Extrahierte Personennamen: Karl_Ii Karl Leopolds Karl Karl Philipp Philipp Marlborough Leopold Leopold Karl Karl Karls_V. Karl_Vi Karl Maria
Theresia Maria Theresia Karl Karl Friedrichs Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich
Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Friedrich Muth Friedrich Friedrich Karl_Vii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Eurrpa Spanien Leopolds Frankreichs Europa Spanien Italien Niederlanden Blennheim Donau Spaniens Karls Rastatt Baden Frankreich Deutschland Friedrichs Brandenburg Molwitz Hohen-
friedberg Schlesien Baiern Oesterreichs
Vii. Deutschland.
151
Maria Theresia'« Gemahl Franz I., Herzog von Toscana, aus dem Hause
Lothringen ward zum Kaiser gewählt. Tief empfand Oesterreich den Ver-
lust Schlesiens, und ein furchtbares Bündniß von Oester-reich, Rußland,
Frankreich, an welche später sich noch Schweden und das Reich anschlossen,
asch
Friedrich
die ganze sächsische Armee gefangen nahm. Dies war der Anfang des
siebenjährigen Krieges, 1756
welchem Friedrichs
schütterlicher Muth mit äußerst geringen Kräften einer ungeheuren Uebermacht
im Ganzen siegreich die Wage hielt und sich bei einzelnen Unfällen, die ihn
trafen, gerade in seiner vollsten Größe zeigten. Das thatenreichste Jahr
den Feldherrnruhm Friedrichs.
Schlacht
für
(6. Mai), geschlagen in der bei Collin (18. Juni), muß er Böhmen
räumen; die Russen überschwemmen ganz Preußen, die Oesterreicher erobern
Schlesien und streifen bis Berlin; dennoch aber siegte Friedrich (6. Novbr.)
bei Roßbach über die Franzosen, eilt nach Schlesien, vernichtet eine öster-
reichische Armee bei Leuthen (5. Decbr.) und hat am Ende des Jahres ganz
Schlesien mit Ausnahme einiger Festungen wiedererobert. Minder glänzend
sind die folgenden Jahre; die Russen werden zwar bei Zorndorf 1758 ge-
schlagen, siegen aber im folgenden Jahre bei Kunersdorf. Mehrere andere
Unfälle hatten Friedrich geschwächt; die Schlacht bei Liegnitz und der große
Sieg bei Torgau 1760 gaben ihm in Schlesien und Sachsen das Ueber-
gewicht wieder; doch wäre er bei gänzlicher Erschöpfung seiner Kräfte und
bei ausbleibenden Hülfsgeldern Englands wohl endlich unterlegen, wenn ihn
nicht 1762 der Tod seiner erbitterten Feindin Elisabeth von Rußland ge-
rettet hätte. Matter ward nun der Krieg von Allen geführt, und der Hn-
bertsburger Friede endigte 1763 den großen Kampf, ohne daß Friedrich
auch nur das Geringste von seinen Staaten eingebüßt hätte. Dies Empor-
kommen Preußens trug wesentlich zur Zerstörung der alten Reichsverhält-
nisse bei. — Seinem Vater folgte Joseph Ii. aus dem Kaiserthron 1765,
voll Bewunderung der Größe Friedrichs und mit dem Wunsche, gleich ihm
der Schöpfer einer neuen Zeit für seine Staaten zu werden; doch behielt
Maria Theresia bis zu ihrem Tode 1780 die Regierung ihrer Länder.
Die erste Theilung Polens, 1772, in welcher Preußen Westpreußen, doch
ohne Danzig und Thoru, und später den Netzedistrict, Oesterreich einen Theil
von Galizien, und Rußland bedeutende Provinzen erwarb, sowie der baier-
sche Krieg, 1778—79, in welchem Friedrich noch einmal zur Vertheidigung
Baierns gegen Oesterreich die Waffen ergriff, störten im Ganzen nicht die
Ruhe Deutschlands. Nach dem Tode Maria Theresia's griff Joseph das
Werk der Verbesserung in seinen Staaten mit redlichem, aber allzu raschem
Eifer an. Er erbitterte die Geistlichkeit durch Aufhebung vieler Klöster und
andere Neuerungen, die Ungarn durch gewaltsame Einführung der deutschen
Sprache, vorzüglich aber die Niederländer, welche sowohl aus ihre religiösen
Einrichtungen als auf ihre bürgerlichen Freiheiten höchst eifersüchtig waren.
Ein unglücklich geführter Türkenkrieg vollendete das Mißvergnügen, und
als Joseph im Februar 1790 unerwartet starb, hinterließ er seinen Bruder
. - - _ ___________ ' mm • Y f • »
Herzog
schwierigsten
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Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia'« Maria Franz_I. Franz_I. Friedrich Friedrich Friedrichs Muth Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Elisabeth_von_Rußland Friedrich Friedrich Joseph_Ii Friedrichs Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Maria_Theresia's Maria Joseph Joseph
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Lothringen Oesterreich Schlesiens Frankreich Friedrichs Berlin Schlesien Liegnitz Torgau Sachsen Englands Friedrichs Polens Danzig Oesterreich Galizien Oesterreich Deutschlands
Vit. Deutschland.
157
Radde, A. Bastian u. A.; in Australien und Neu Leeland Leichardt
und Haast, letzterer ist der wissenschaftliche Erforscher der Alpen von Neu
Seeland. Ganz besonders aber ist Afrika mit Porliebe von Deutschen er-
forscht : es sind hier zu nennen Hornemann, Heinrich Barth, Vogel,
Overweg, v. Beurmann, G. Rohlfs, v. Heuglin, Munzinger,
von der "Decken und dessen Begleiter O. Kersten und R. Brenner,
die Mssionäre Krapf und Rebmann, ferner Ruppel, Russegger,
Kolsckv, Manch u. A. In Hinsicht auf wissenschaftliche oder kartogra-
vbiicke Verarbeitung und Darstellung des geographischen Stoffs nehmen
die Deutschen unbestritten den ersten Rang ein: die verdientesten der Gegen-
wart sind Oscar Peschel, Karl Andree, Heinrich Kiepert, Au-
gust Petermann, Henry Lange, H. Berghaus, v. Sydow u. A.
Als Verfasser von Handbüchern ftir die Länder- und Völkerkunde sind
zu nennen Cannabich, Blanc, Vollrath Hoffmann, Stein,
Wappäus, Heinrich Berghaus, v. Roon, v. Klöden, Daniel.
Auf dem Gebiet der Geschichtsschreibung wirken und wirkten besonders in
neuester Zeit Ranke, Leo, Pertz, Droysen, Dahlmann, Gervi-
nus, v. Sybel, Häusser, v. Giesebrecht u. A.
Die Gescbichte der neuesten Zeit, seil dem Ausbruche der französischen
Revolution haben wir unter Frankreich bereits kennen gelernt und holen
daher hier nur dasjenige nach, was, mehr zur deutschen Geschichte gehörend,
dort nicht angeführt werden konnte. — Die in den Gemüthern aller Fürsten
durch die in Frankreich ausgebrochenen Unruhen veranlaßten Besorgnisse;
der Wunsch, die alte Ordnung und das Ansehen des Königs dort wieder
herzustellen, veranlaßten Oesterreich und Preußen, sich durch den Vertrag
von Pilnitz 1791 enger zu verbinden. Leopold erlebte den Ausbruch des
Krieges nickt, und sein Sohn Franz Ii. ward sein Nachfolger. Die Fran-
zosen, weit entfernt, die verbündeten Monarchen zu siirchlen, erklärten ihnen
selbst 1792 den Krieg. An der Spitze eines zu schwachen Heeres von
Oesterreichern und Preußen drang der Herzog von Braunschweig in die
Champagne ein, fand aber bald, wie sehr die hochgespannten Erwartungen
der Entigramen ihn getäuscht, und mußte nach einigen unbedeutenden Vor-
tbeilen einen durch Mangel, ungünstige Witterung und dadurch erzeugte
Krankbeilen hockst verderblichen Rückzug antreten. In den 'Niederlanden
wie am Rhein wart nun mit Erbitterung gefochten; allein trotz einiger
Sieze der Oesierreicker und Preußen blieb doch im Ganzen genommen das
Uebergewickt aus Leiten der Franzosen. Dies und der in Polen ausge-
brochene allgemeine Aufstand, welcher Preußen auch dort einen gefährlichen
Krieg zu führen nöthigte, bewog diese Macht zu dem Baseler Frieden 1795
mit Frankreick, wodurch das linke Rheinufer preisgegeben, das nördliche
Deutschland aber wenigstens durch eine von Preußen besetzte Demarcations-
linie gedeckt wurde. Oesterreich beharrte noch 2 Jahre auf dem Kriegs-
schauplätze: als aber Bonaparte 1796 in einem glänzenden Feldzuge ganz
Oberitalien erobert und im folgenden Jahre selbst in die .österreichischen
Erbslaaten vorgedrungen war, während Moreau in Deutschland die vom
Erzherzog Karl zescklagene Armee Jourdan's aus einem meisterhaften Rück-
züge aus Baiern bis an den Rhein führte, kam der erste Friede mit Frank-
reich zu Campo Formio 1797 zu Stande, und in dem darauf folgenden
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Extrahierte Personennamen: A._Bastian Heinrich_Barth Heinrich Rohlfs Krapf Oscar_Peschel Karl_Andree Karl Heinrich_Kiepert Heinrich Petermann Henry_Lange H._Berghaus Sydow Vollrath_Hoffmann Heinrich_Berghaus Heinrich Daniel Leo Leo Droysen Dahlmann Leopold Leopold Franz_Ii Franz Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Australien Leeland_Leichardt Seeland Afrika Overweg Russegger Frankreich Frankreich Oesterreich Braunschweig Rhein Polen Deutschland Oesterreich Oberitalien Deutschland Baiern Rhein
158
A. Europa.
Congreß zu Rastatt ward die Abtretung des linken Rheinufers bestätigt,
sowie die Aufhebung der geistlichen Fürstenthümer zur Entschädigung der
durch jene Abtretung verlierenden Fürsten beschlossen. Dieser sowohl als
die folgenden Friedensschlüsse mit Frankreich waren, bei dem immer weiter
um sich greifenden Ehrgeiz der Republik und mehr noch ihres neuen Ober
Hauptes Bonaparte, in der That nur als Waffenstillstände zu betrachten,
welche von der augenblicklichen Noth abgeschlossen, durch neu erwachte Hoff-
nungen aber bald wieder gebrochen wurden. So trat Oesterreich abermals,
durch Rußland unter Paul I. 1799 verstärkt, auf den Kampfplatz, und
unter Suwarow's Anführung war bald ganz Italien, mit Ausnahme Ge-
nuas, erobert. Als aber die Russen bei Zürich von Massena geschlagen
und aus der Schweiz vertrieben worden, zog Kaiser Paul, sich von seinem
Verbündeten verrathen glaubend, seine Truppen zurück. Oesterreich setzte
allein den Kampf fort. Indeß war Bonaparte aus Aegypten zurückgekehrt
und hatte sich zum ersten Consul der Republik ernennen lassen; er drang
1800 über die Alpen in Italien ein, und die einzige, von den Oesterreichern
unter Melas schon beinahe gewonnene Schlacht bei Marengo (14. Juni
1800) setzte ihn in Besitz dieses ganzen Landes, während Moreau ebenfalls
in Deutschland bei Hohenlinden siegte. Der Friede von Lüneville 1801
war die erzwungene Folge dieser Begebenheiten. Oesterreich gewann das
Benetianische und erkannte dagegen die neuen Schöpfungen der Batavischen,
Helvetischen, Cisalpinischen und Lignrischeii Republiken an. Nach längeren
Unterhandlungen wurden durch die sogenannte Säcularisatton 1803 die
geistlichen Fürstenthümer aufgehoben, um damit die weltlichen Fürsten zu
entschädigen. Oesterreich bedurfte nach so langem Kampfe der Ruhe und
mußte es geschehen lassen, daß Bonaparte in Verfolg seines Krieges mit
England Hannover besetzte; auch Preußen schwieg zu dieser Verletzung des
deutschen Reiches. Die bald folgenden Ereignisse vorahnend oder weil Bo-
naparte sich als Napoleon I. zum französischen Kaiser erklären ließ, nahm
Franz Ii. im August 1804 als Franz I. den Namen eines österreichischen
Erbkaisers an, und neue Rüstungen verkündigten den baldigen Ausbruch
eines neuen Krieges. Er begann 1805. Die Oesterreicher drangen bis
Ulm vor, wurden hier geschlagen, und ein großer Theil ihres Heeres unter
Mack ergab sich zu Kriegsgefangenen; Wien ward von dem Feinde besetzt,
und die zu spät zu Hülfe herbeigeeilten Russen wurden in Verbindung mit
den Trümmern des österreichischen Heeres noch am 5. December bei Austerlitz
in Mähren geschlagen, worauf noch in demselben Jahre der Presburger
Friede den Krieg beendigte. Oesterreich verlor dadurch das Benetianische,
Tirol und alle seine Besitzungen in Schwaben und am Rhein (Vorder-
Oesterreich). Preußen, welches schon gerüstet dastand und durch Verletzung
seines Gebiets inehr als zu gerechte Ursache zum Kriege hatte, ließ sich
durch die Siege Napoleons abschrecken und trat durch den Wiener Vertrag
selbst Anspach und Baireuth, Neufchatel und Cleve gegen den ungewissen
und aus jeden Fall ungerechten Besitz von Hannover ab; doch war das
gegenseitige Mißtrauen einmal entzündet und der nahe Bruch zwischen
Preußen und Frankreich unvermeidlich. Indessen hatten die minder mächti-
gen Fürsten Deutschlands, theils von der Noth gezwungen, theils auch wohl
aus Begier nach Vergrößerung und Titeln, sich an Frankreich angeschlossen:
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Extrahierte Personennamen: Kaiser_Paul Marengo Napoleon_I. Franz_Ii Franz August Franz_I. Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Europa Rheinufers Frankreich Oesterreich Italien Oesterreich Italien Deutschland Oesterreich Oesterreich Ulm Wien Oesterreich Schwaben Rhein Oesterreich Hannover Frankreich Deutschlands Frankreich
Vii. Deutschland.
159
Baien, und Württemberg wurden zu Königreichen, Baden und Darmstadt
zu Großherzogthümern mit Gebietserweiterungen erhoben; die Fürsten wur-
den für souverain erklärt unter dem Protectorat Napoleons und bildeten
nun in der engsten Verbindung mit Frankreich den Rheinbund (s. Bd. I.
S. 528). Zugleich waren durch diesen mittelst der Mediatisirung eine
Asenge kleiner Reichsfürsien verschlungen und anderen Staaten einverleibt
worden. Das deutsche Reich war hierdurch aufgelöst, und 1806 legte
Kaiser Franz die deutsche Kaiserkrone nieder. Zu spät versuchte Preußen
1806, in Verbindung mit Sachsen und in Hoffnung auf russischen Beistand,
den Kampf mit Frankreich und allen ihm verbündeten Ländern. Die einzige
Schlacht bei Jena und Auerstädt, 14. Oktober 1806, vernichtete alle Hoff-
asch
sieger-
preußischer
Festungen erleichterte den Franzosen das schnelle Vordringen. Auch
Friede
preußische
überschritten
Preußisch-Eilau, 8. Februar 11
Franrosen bei Friedland über di
sehen Elbe und Rhein, aus welchen wie aus Hessen und Hannover das neue
Königreich Westphalen zusammengesetzt wurde, und das ganze ehemalige
Südpreußen, welches unter dem Namen eines Herzogthums Warschau dem
ernannten und in den Rheinbund getretenen Kurfürsten von
Nur noch in Oesterreich lebte für Deutschland ein
zum
Sachsen gegeben ward.
Funken der Hoffnung, und die dort allgemeine Stimmung ließ allerdings
die größten Anstrengungen erwarten. Der Zeitpunkt 1809 schien günstig:
Napoleons beste Heere wareii in Spanien in einem verzweifelten Kampfe
begrissen, und in ganz Deutschlaiid regte sich Hoffnung und innige Theil-
nahme für Oesterreich. Noch einmal sollten Napoleons überlegene Talente
~ is volle Maß der Unterjochung und Schmach em-
pfinden. Die Schlachten bei Abensberg, Thann, Eckmühl un
20.—22. April 1809, vernichteten einen bedeutenden Theil der österreichi-
schen Heere; die deutschen Fürsten, vielleicht zum Abfall geneigt, blieben
dem Rheinbünde getreu; nur die Tiroler erhoben sich mit Heldenmuth
unter Andreas Hofer's Anführung, und zum zweiten Male zog Napo-
leon als Sieger in die Kaiserstadt ein. Der Sieg des Erzherzogs Karl
bei Aspern 21.—22. Mai, erweckte schöne Hoffiumgen; in dem erschöpften
Preußen regte sich lebhafte Theilnahme, und eine kleine Heldenschaar unter
dem Major Schill wagte auf ihre eigene Hand, das Zeichen zum Los-
brechen zu geben. Auch diese Hoffnungen wurden vereitelt, Schill fiel in
Stralsund durch Mitwirkung Dänemarks; die Schlacht bei Wagram, 5.—■
6. Juli, endete den Krieg, und nur der vertriebene Herzog von Braun-
schweig an der Spitze eines kleinen Heeres durchzog rühmlich Deutschland,
von Böhmen bis an die Nordsee, um sich nach England einzuschiffen und
die Franzosen in Spanien wieder aufzusuchen. Durch den Frieden von
Wien, 14. Oktober, verlor Oesterreich alle Verbindung mit dem Meere,
mußte die edlen Tiroler ihrem Schicksale überlassen und sich zu dem harten
Opfer entschließen, sich mit seinem Erbfeinde durch die Vermählung der
Erzherzogin Marie Louise mit Napoleon 1810 zu verbinden. Jetzt war
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Franz Franz Napoleons Napoleons Thann Andreas_Hofer's Karl Karl Schill Marie_Louise Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Baden Darmstadt Napoleons Frankreich Rheinbund Sachsen Frankreich Jena Friedland Rhein Hessen Hannover Warschau Rheinbund Oesterreich Deutschland Sachsen Napoleons Spanien Deutschlaiid Oesterreich Abensberg Rheinbünde Napo- Aspern Stralsund Deutschland Nordsee England Spanien Wien Oesterreich
160
A. Europa.
Deutschland völlig unterjocht, und Napoleon benutzte seine Macht so schonungs-
los, daß er ohne weiteren Grund als sein Belieben den nordwestlichen Strich
von Deutschland, die Mündungen der Weser, der Elbe bis jenseit Lübeck
an die Ostsee mit dem französischen Reiche vereinigte und fortfuhr, die
Hülfstrnppen der minder mächtigen Fürsten in Spanien aufzuopfern. Der
Feldzug nach Rußland 1812 war Napoleons größter, aber auch letzter
Triumphzug, auf welchem ihn nicht allein der ganze Rheinbund, sondern auch
ein preußisches und ein österreichisches Hülfscorps begleiteten. Der Winter
1812 vernichtete unwiederbringlich seine Macht, und dem General Dort
ward das Verdienst, durch einen Vertrag mit den Russen, welchen der
König später bestätigte, das erste Zeichen der wieder auflebenden deutschen
Freiheit zu geben. 'Nach einigen Monaten des ängstlichen Harrens erscholl
endlich der Ruf des Königs an sein längst vorbereitetes Volk, und ganz
Preußen erhob sich in Waffen. Zweimal täuschte noch der Sieg unsere
Hoffnungen in den rühmlichen Schlachten bei Groß-Görschen oder Lützen,
2. Mai, und bei Bantzen, 20. und 21. Mai 1813. Der Waffenstillstand
vom 4. Juni bis 10. August vollendete Preußens und Rußlands Rüstun-
gen, Oesterreich schloß sich an die gemeinsame Sache, und eine Reihe von
Siegen, welche die Völkerschlacht bei Leipzig am 16.—10. Oktober krönte,
trieb Napoleon, noch unterwegs bei Hanau von den Baiern angegriffen,
über den Rhein zurück. Alle Fürsten des Rheinbundes, Baiern zuerst,
eilten, dem Rheinbünde zu entsagen, und vereinigten ihre Truppen mit den
Verbündeten. Am Rhein trat einige Waffenruhe ein, und noch wäre es
dem Verblendeten möglich gewesen, einen leidlichen Frieden zu erlangen;
als er aber auch diesen ausschlug, drangen Oesterreicher und Russen durch
die Schweiz, Blücher mit Preußen und Russen am 1. Januar 1814 bei
Caub über den Rhein und unaufhaltsam nach Frankreich hinein. Die Siege
bei Brienne, Laon, Füre-Champenoise und endlich am 30. März bei Paris,
öffneten den Verbündeten die Thore von Paris und stürzten 'Napoleon vom
Er entsagte, erhielt die Insel Elba als Fürsteltthum, und die
Bourbons kehrten auf den Thron ihrer Väter zurück. Der erste Friede
von Paris, 30. Mai 1814, ließ Frankreich die allen Grenzen von 1792,
selbst noch mit einigen Ertveiterungen im Elsaß lind Savoyen. Um die
so hochwichtigen und so verwickelten Angelegenheiten Deutschlands zu be-
richtigen, begaben sich die meisten verbündeten Monarchen persönlich auf den
Congreß zu Wien, 1. August 1814, wo es über die Entschädigungen, welche
Preußen billig verlangte, zu sehr ernstlichen Erörterungen kam; endlich
ward ihm das jetzige Großherzogthlim Posen und Schwedisch-Pommern, die
nördliche Hälfte von Sachsen und mehrere Provinzen an beiden Ufern des
Rheins zugesprochen, wogegen es andere an Hannover abtrat und dadurch
nur kaum wieder den Flächeninhalt und die Menschenzahl von 1806 erlangte.
Baiern erhielt als Entschädigung Würzburg und Aschaffenburg, Lanenburg
kam an Dänemark rc.; nur Sachsen verlor die Hälfte seiner Besitzungen.
Es ward ferner entschieden, daß Deutschland ein Bund fouverainer Staaten,
der deutsche genannt, sein sollte, und die ersten Grundzüge der künftigen
Verfassung wurden in der sogenannten Bundesacte voni 8. Juni 1815 ent
werfen. Mitten aus diesen Verhandlungen rief die unerwartete Rückkehr
Bonapartes die Fürsten wieder zu den Waffen. Die Preußen und Engländer
Throne.
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