Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 192

1911 - Erfurt : Keyser
— 192 — 67. Proklamation1) des Königs Friedrich Wilhelm Iii. an die Bewohner Erfurts nach dem Frieden von Ciliif. „An die Bewohner der Provinzen und Gebiete: Altmark. . Erfurt usw. Ihr kennt, liebe Bewohner treuer Provinzen, Gebiete und Städte, meine Gesinnungen und die Begebenheiten des letzten Jahres. Meine Waffen erlagen dem Unglück, die Anstrengungen des letzten Restes meiner Armee waren vergeblich. Zurückgedrängt an die äußerste Grenze des Reiches, und nachdem mein mächtiger Bundesgenosse selbst zu Waffenstillstand und Frieden sich genötigt fühlt, blieb mir nichts übrig, als dem Lande Ruhe nach der Not des Kriegs zu wünschen. Der Friede mußte, so wie ihn die Umstände vorschrieben, abgeschlossen werden; er legt mir und meinem Hause, er legt dem Lande selbst die schmerzlichsten Opfer aus. Was Jahrhunderte und biedre Vorfahren, was Verträge, was Liebe und Vertrauen verbunden halten, mußte getrennt werden. Meine und der Meinigen Bemühungen waren vergeblich, fruchtlos! Das Schicksal gebietet. Der Vater scheidet von den Kindern! Ich entlasse Euch aller Untertanenpflichten gegen mich und mein Haus. Unsere heißesten Wünsche für Euer Wohl begleiten Euch zu Eurem neuen Landesherrn! Seid ihm, was ihr mir wäret. Euer Andenken kann kein Schicksal, keine Macht aus meinem und der Meinigen Herzen vertilgen. Memel, den 24sten Jul. 1807. Friedrich Wilhelm." 68. Der Erfurter Ffirffenkongrefj. a) Ankunft der Kaiser zur Fürltenverfammlung in Erfurt. Vorbereitungen zum Empfang Napoleons: Napoleon hatte Erfurt zu dem Orte erwählt, an dem er sich mit den Mächtigsten der Erde zu einer Besprechung vereinigen wollte. Darum trafen schon einige Wochen vor ibm seine Beauftragten in der Stadt ein, um alles für seinen Empfang und den seiner erlauch teu Gäste vorzubereiten. Marschall Ondinot, der als Gouverneur nach Erfurt gekommen war, ließ die ansehnlichsten Häuser der Stadt in Beschlag nehmen und an den Türen mit „Maison del’empereur“ bezeichnen. Auch die Bürger selbst trafen verfchiedentliche Vorbereitungen zum Empfange des Kaisers. So wurden drei Ehrenpforten an der Grenze des Erfurter Gebietes, bei Gamstädt, vor dem Brühlertor und auf dem Anger, errichtet, und eben sollte an sie die letzte Hand gelegt werden, als der kaiserliche Befehl kam, alle kostspieligen Veranstaltungen bei seinem Einzug zu unterlassen. Nun blieb den Bürgern nichts anderes übrig, als sie wieder l) Wurde am 30. September 1807 bekannt gemacht.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 161

1911 - Erfurt : Keyser
— 161 — hatten auch die Schweden wegen der zurücke gehenden Kayserlichen macht nicht lange zeit, als wurde beiderseits vom accord1) gehandelt und nach dreitägiger handelunge die stadt aufgegeben. Denen herren Schweden wurde gegeben zur rancion2) der stadt 16000 thlr. baargeld und 16000 thlr. an tuch und schuen, und wurde ein regiment Schwedische völcker in die stadt und auf die burgk geleget. Ehe die Schwed. armada von der stadt wegging, wurden vorher die ar-tollerey welches 100 stück geschüz waren hineingeführet, stunden so lange auf dem Anger bis sie mit guter manier konten nachgeführet werden. Das regiment volck solte zwart dem accord nach auf dem lande liegend bleiben und nicht in die stadt kommen, nachdem aber die Keyserliche armada sich zu nahe ins gehege begeben wolle, zog dasselbe anno 1637 den tag Mariae Lichtmes (2. Febr.) gegen abend als schone temmerunge war hinein und blieb so lange drinne bis der friede gemacht wurde. Falckenstein’sche Chronik. 53. Das Erfurter Friedensfeit. (1650.) Heuer zeigten die grünen Maien, mit Welchen man zu Pfingsten die Kirchen schmückte, zum ersten Male keine roten Blutströpschen mehr. Bisher Hatte man dieses traurige Himmelszeichen, das die Fortsetzung des unheilvollen Krieges verkünden sollte, in jedem Frühling neu an dem jungen Blätterschmuck der Birken erspäht. Der Frieden War Wirklich da! Er War nach dreißig langen Kriegsjahren endlich Wieder in Deutschland eingezogen. Die meisten der Lebenden freilich kannten ihn nicht, und die Wenigen Alten, welche noch lebten und die Schrecknisse des Krieges überdauert hatten, erinnerten sich seiner nur aus ihrer Jugend. Wie überall im deutschen Lande, so rüstete man sich Mitte September 1650 auch in Ersnrt, die Wiederkehr des Friedens festlich zu begehen. Nachdem die letzten Truppen der schwedischen Besatzung — 690 Mann mit 655 Frauen und 916 Kindern — aus mehr als 80 Wagen und mit 300 Pferden die Stadt verlassen hatten, begann auf Anordnung eines Hohen und Ehrbaren Rates ein Mehrtägiges Dankfest. In der Frühe des ersten Festtages donnerten die Wallgeschütze über die Stadt und weckten die Bürger aus ihrem ruhigen Schlafe. Doch nicht angstvoll horchten sie diesmal aus! In das Brüllen der Geschütze mischte sich kräftiger Posannenfchall. Wie Engelsgesang aus Himmelshöhen ertönte vom naben Kirchturm der uralte Lobgesang: „Allein Gott in der Höh' sei Ehr Und Dank für feine Gnade," l) accord Vergleich; 2) rancion — Lösegeld. i

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 125

1911 - Erfurt : Keyser
— 125 - lich (f. Vor und nach der Jenaer Schlacht usw., Nr. 66), und Napoleon behielt nach dem Frieden von Tilsit Stadt und Land Erfurt als ein besonderes Gebiet, als „domaine reserve ä l’em-pereur“ für sich und legte sich zu seinen übrigen Titeln noch den eines „Fürsten von Erfurt" bei (f. Proklamation des Königs Friedrich Wilhelm Iii. usw., Nr. 67). 1808 sah Erfurt eine besonders erlauchte Gesellschaft in seinen Mauern. Kaiser Napoleon hielt in der Stadt einen Fürstenkongreß von nie gesehenem Glanze ab. Die Kaiser des Ostens und Westens befestigten in jenen Tagen (27. 9. bis 14. 10. 1808) den in Tilsit geschlossenen Bund und faßten den Plan über die „Teilung der Welt", nach welchem Alexander den Norden und Osten, Napoleon aber die Mitte und den Westen und Süden Europas erhalten sollte (s. Nr. 68a—e). Die Jahre der französischen Herrschaft waren für die Stadt eine ununterbrochene Reihe der schwersten Bedrückungen, hervorgerufen durch zahllose Einquartierungen und schlimme Erpressungen (f. Nr. 69 u. 72). Zwar sahen die Bürger außer der Fürstenversammlung noch andere glänzende Feste. Doch standen die pomphaften Feste des Geburtstages und der Siege des Kaisers in einem schreienden Gegensatz zu dem vollständigen Verfall von Handel und Gewerbe und zu dem täglich sich steigernden Elend der Bewohner (f. Nr. 70). So war der Zustand Erfurts beschaffen, als Napoleon den Feldzug gegen Rußland begann, der feinem gewaltigen Heere den Untergang brachte (f. Nr. 71). Nach jenem Gottesgericht regte sich auch in den Erfurtern die Hoffnung aus baldige Befreiung vom französischen Joche; doch steigerten sich fürs erste noch ihre Mühsale. So mußten sie im Sommer 1813 bei der stärkeren Befestigung der Stadt tüchtig mit Hand anlegen und für die Besatzungstruppen den nötigen Proviant besorgen, eine Aufgabe, deren Erfüllung durch die fortwährenden Nachforderungen fast unmöglich gemacht wurde (f. Nr. 73 u. 74). Endlich wurde in Leipzigs Ebenen die große Schlacht geschlagen, die Deutschland von der Fremdherrschaft befreite, und die Erfurter sahen am 20. Oktober und in den folgenden Tagen das vorher so stolze und siegprnnkende Heer aus dem blutigen Kampfe in furchtbarster Zerrüttung zurückeilen. Nur die persönliche Anwesenheit Napoleons in Erfurts Mauern verhütete es, daß die Stadt ein Opfer der Plünderung und Zerstörung wurde (s. Nr. 75). Kaum hatte sich der Kaiser mit den hier gesammelten Truppen entsernt, als das preußische Heer vor der Stadt erschien und sie einschloß. Am 6. November beschossen die Batterien der Verbündeten von der Schwedenschanze aus die Stadt, wodurch ein beträchtlicher Schade angerichtet wurde. Ueber 120 Gebäude, darunter auch das prächtige Peterskloster, wurden ein Raub der Flammen (s. Nr. 76 u. 77). Bald daraus wurde die Stadt von den Franzosen aufge- geben. Der französische Statthalter, General d'alton, hielt es

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 126

1911 - Erfurt : Keyser
— 126 — bei der schwachen Besatzung für geratener, die Verteidigung aus den Petersberg zu beschränken. Doch wurde der Domhügel zur Festung gezogen und mit Schanzpfählen umgeben. Die beiden herrlichen Kirchen benutzte man zu Pferdeställen und fügte ihnen dadurch im Innern großen Schaden zu. — In dieser Zeit kam König Friedrich Wilhelm Iii. mit den Königlichen Prinzen auf seiner Reise zur Armee nach Frankreich durch Möbisburg und wohnte im Heinernannschen Hause. Die Uebergabe der Stadt selbst sand am 6. Januar 1814 statt; die Zitadellen mit Einschluß des Domhügels und des Brühler- und Andreastores blieben aber noch im Besitze der Franzosen. Die letzten Franzosen aber verließen erst am 16. Mai 1814 die Stadt (s. Nr. 78). Erfurt abermals preußisch: Eine der ersten und not- wendigsten Ausgaben der Bürger nach der Uebergabe der Stadt war die Einrichtung von Lazaretten für die erkrankten preußischen Soldaten, die in ihren bisherigen Quartieren nur wenig Pflege gefunden hatten. Aber nicht nur durch Samariterdienste zeigten sich die Erfurter würdig, dem preußischen Staate anzugehören, sondern auch durch die Teilnahme an dem weiteren Kriegszuge gegen Napoleon. Kaum war die erneute Besitznahme der Stadt durch die Preußen erfolgt, als Freiwillige in großer Zahl zu den Fahnen eilten und Landwehr und Landsturm nach preußischem Muster sich bildeten. Am 4. März 1814 wurden die freiwilligen Jäger in der Kaufmannskirche eingesegnet und am 12. März marschierten sie nach Frankreich ab (f. Nr. 79). Sobald der erste Pariser Friede geschlossen war, zogen die Heere der Verbündeten in die Heimat zurück, und die Bürger konnten ihren geliebten König aus der Rückkehr nach seiner Hauptstadt in Erfurts Mauern begrüßen. Auch seinen Geburtstag und den ersten Gedächtnistag der Leipziger Völkerschlacht feierten sie in erhöhter Freude (s. Nr. 80). Noch waren aber die Verhandlungen des Wiener Kongresses (1814—15) nicht zu Ende, als der Krieg mit Napoleon von neuem ausbrach und abermals Opfer zur Rettung des Vaterlandes verlangte. Diesmal war die Teilnahme am Kampfe für die Erfurter Landwehr und die freiwilligen Jäger weit ehrenvoller. Sie kämpften mit in der heißen Schlacht bei Belle-Allianee und gewannen Anteil an dem Ruhme jenes Tages. Bald darauf endete der zweite Pariser Friede den Feldzug mit Frankreich. Durch den Wiener Kongreß, der mit der Unterzeichnung der Bundesakte am 8. Juni 1815 zu Ende ging, erhielt Preußen die größere Hälfte des Königreiches Sachsen (Merseburg, Gefell, den Thüringer Kreis und Henneberg). Es bildete daraus mit den schon früher preußisch gewesenen oder gewordenen Gebieten im Nieder- und O bersächsischen Kreis (Magdeburg, Grafschaft Hohenstein, Mühlhausen, Eichsfeld, Stadt und Gebiet Erfurt) die Pro-

5. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 14

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
- 14 — an, das Land förmlich auszusaugen. Wie knirschte das tüchtige Volk vom alten Sachsenstamme mit den Zähnen und ballte heimlich die Fäuste! Napoleon verschenkte will- kürlich Throne und Länder und gründete das Königreich Westfalen, wozu er 1807 einen Teil, 1. März 1810 auch den Rest vom Lüneburgschen schlug. Jedoch trennte er am 13. Dez. 1810 wieder den nordwestlichen Teil (Grenzscheide eine Linie von Ahlden über Lüneburg nach Artlenburg) von Westfalen und vereinigte ihn direkt mit dem Kaiserreich. Obwohl die Franzosen in unserm Vaterlande furchtbar hausten, so gebührt doch Napoleons Organisationstalent alle Anerkennung. Er gab den Gerichten und der veralteten Landes- Verwaltung eine zeitgemäße Einrichtung und beförderte Handel und Wandel durch Anlegung von Kanälen und Chausseen. So nahm er den alten Plan, den Oberlauf der Aller schiffbar zu machen, wieder auf, brachte ihn aber nicht zur Ausführung. Die Chausseen von Harburg nach Bremen, von ulzen nach Braunschweig und von Ülzen nach Hannover sind sein Werk. (Siehe S. 37.) Eine Änderung that dringend not. Die Poststraßen waren wohl mit Steinen gepflastert; aber diese waren unbehauen und ohne Genauigkeit an- einander gelegt. In kurzer Zeit waren darum die Straßen derartig zerwühlt, daß sich tiefe Geleise bildeten, in welche die Wagenräder der schweren Frachtfuhrwerke bis über die Achsen einsanken. Besser waren die sog. Knüppelstraßen, die durch über den Weg gelegte „Knüppel" gebildet wurden. Aber infolge der Glätte und Rundung der Hölzer stürzten die Pferde leicht, der Wagen flog beim Fahren auf und nieder, und die Insassen des Wagens wurden in ein be- ständiges erschütterndes Hüpfen versetzt. Waren schon die Hauptstraßen so, wieviel schlechter mußten dann die Neben- straßen sein! Viele Ortschaften waren von dem Verkehr völlig abgeschlossen, und die Bewohner lebten stumpfsinnig in den Tag hinein. Erst Napoleons Allgewalt schaffte durch ein gutes Straßennetz Wandel. Doch das rasch erblühte Glück Napoleons verwelkte bald. Durch Rußlands Kälte ward seine Macht gebrochen, und der Ruf des Preußenkönigs Friedrich Wilhelms Iii. verfehlte auch in Hannover seine Wirkung nichl. Leider

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 104

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 104 — dem Herrn von Syberg, zu dessen Tochter er eine innige Zuneigung gefaßt hatte, gehörte. Von hier begab er sich über Altona nach England, um hier zur Verwirklichung der Pläne, die man damals hegte, — man wollte nämlich unser Vaterland mit Hilfe einer englischen Landuugsarmee und eines Volksaufstandes in Westfalen und Hessen von der Franzosenherrschaft erlösen, — beizutragen. Als aber durch den für Preußen so traurigen Frieden von Tilsit (1807) alle diese Bemühungen vereitelt wurden, kehrte er aus England zurück, blieb aber mit der preußischen Regierung in ge- heimer Verbindung und stand seinem Freunde Stein beim Werke der Neugestaltung Preußens treu zur Seite. Am 20. Mai 1810 schloß Viucke mit feiner geliebten Eleonore von Syberg den Bund sürs Leben und zog mit ihr auf das ihm von seinem Schwiegervater übergebene Gut Jekeru. Aus dem Staats- dieuste geschieden, lebte er hier ganz wie ein Landmann. Vom Morgen bis zum Abend war er im blauen Kittel, wie ihn der westfälische Bauer trägt, draußen thätig, überall selbst Hand an die Arbeit legend. Seine Gesundheit, die durch die ausreibende Thätigkeit im Staatsdienste sehr gelitten hatte, ward durch das Leben und Bewegen in freier, frischer Luft gestärkt und gehoben. In seinem häuslichen Leben war er fehr glücklich; seine Eleonore war ihm eine treue Gehilsiu bei seinen Arbeiten. Ihre Ehe ward mit zwei Söhnen, Georg und Gisbert, gesegnet. In diesem stillen, glücklichen Landleben vergaß Vincke aber nicht, daß sein Vaterland unter den Leiden und Drangsalen der französischen Fremdherrschaft seufzte. Nur im Geheimen konnte er für dasselbe wirken, und doch war feilt Wirken nach dieser Richtung den Feinden nicht verborgen geblieben. Mitten aus seinem glücklichen Leben heraus ward er verhastet und nach Düsseldorf gebracht, bald aber wieder entlassen, da man keine Beweise gegen ihn hatte. Als aber durch die Schlacht bei Leipzig 1813 Napoleons Macht gebrochen und seine Truppeu über den Rhein zurückgedrängt wurden, litt es auch unsern Vincke nicht länger in der stillen Häuslichkeit; gehörte doch sein Herz, sein Kopf und sein Leben dem Könige und dem Vaterlande. Er ging nach Hamm, um in sein früheres Amt

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 241

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 241 — Anfange des dreißigjährigen Krieges besetzten die mit dem Kur- fürsten verbündeten Holländer die Bnrg. Bald zogen Feinde heran, und im Jahre 1629 nahmen kaiserliche und spanische Truppen den Sparenberg mit List ein. Sie hatten einige holländische Soldaten gefangen genommen, die in der Grafschaft lagen. Diesen zogen sie die Kleider aus, steckten kaiserliches Volk hinein und schickten sie vor die Thore der Feste. Dort baten sie um schnellen Einlaß, weil der Feind sie verfolge. Ohne Arg öffnete man die Thore und ließ die Zugbrücke herunter; aber kaum war dies geschehen, so fielen die Einziehenden über die Wachen her, von allen Seiten eilten versteckte kaiserliche Soldaten herbei und drangen in die Burg. Nach tapferer Gegenwehr mußten sich die Holländer ergeben. Fünf Jahre hielt der Feind den Sparenberg besetzt, da räumte er ihn, weil die Schweden überall siegreich vordrangen. Bevor er abzog, zerstörte er manche der Festungswerke und verschüttete einen der Brunnen, welcher im Jahre 1834 wieder gereinigt wurde, und in welchem man 84 Bomben und viele Eimer nebst Ketten fand. Der französische König Ludwig Xiv. fing mit den Nieder- ländern Krieg an. Um die deutschen und clevischeu Länder zu schützen, schloß der Kurfürst im Jahre 1671 mit dem Pfalzgrafen von Neu- bürg und dem Bischöfe von Münster, Bernhard von Galen, einen Vertrag zu Bielefeld, nach welchem sich diese Fürsten gegen den Andrang der Kriegsgefahr treu beistehen wollten. Als aber der Kurfürst den Oberbefehl über das Heer verlangte, wollte der Bischof von Münster, welcher es heimlich mit Frankreich hielt, nicht ein- willigen, und die Freundschaft hatte ein Ende. Bernhard von Galen verband sich offen mit Frankreich. Friedrich Wilhelm sendete den Niederländern ein Hilfsheer von 20 000 Mann gegen Frankreich und Münster. Er langte Ende des Jahres 1672 auf dem Sparen- berge mit seiner zweiten Gemahlin Sophie Dorothee an, und diese gebar ihm hier einen Sohn, welcher den Namen Karl Philipp erhielt und 1695 in Italien starb. Am 9. April 1673 rückte Bischof Bernhard von Galen in eigener Person mit 3000 Mann münsterscher Truppen in die Grafschaft, belagerte Schloß Sparen- berg und die Stadt Bielefeld und warf 84 Bomben hinein. Eine Schulze, Heimatskünde. lg

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 340

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 340 — von Stolberg-Wernigerode verlobt war, vor Overberg zum Katho- lizismus über. Er verweilte oft auf dem Gute Lütgenbeck in der Nähe Münsters. 1812 zog er nach dem Gute Tatenhausen (Kreis Halle) und pachtete die Hannöversche Domäne Sondermühlen im Osnabrückschen. Am 5. Dezember 1819 ging er in Frieden heim und wurde in Stockkämpen bei Tatenhausen beerdigt. Von dem großen Münsterianer, Oberpräsidenten von Vincke, haben wir schon gehört. Der letzte Fürstbischof Münsters war Maximilian Franz von Österreich, ein Bruder der unglücklichen Marie Antoinette; von ihr bewahrt der Dom ein von ihr für den Bruder verfertigtes Meß- gewand. Die Säkularisierung geschah infolge des Luneviller Friedens durch den Reichsdeputationshauptschluß am 25. Februar 1803. Damals umfaßte das ganze Stift außer der Haupt- und Residenz- stadt 1. das Niederstift mit den drei Ämtern Meppen (Emsland), Vechta, Kloppenburg, von denen als Entschädigung für Abtretungen am linken Rheinufer das erste der Herzog von Arenberg, die beiden letztern der Herzog von Oldenburg erhielt, in das Oberstift mit den neun Ämtern: Ahaus, Bocholt, Dülmen, Horstmar, Sassen- berg, Stromberg, Werne mit Lüdinghausen, Wolbeck, Rheine mit Bevergern, im wesentlichen also die östliche Hälfte. Diese wurde samt der Stadt Münster mit Ausschluß kleiner Gebiete dem Königreiche Preußen als Erbfürstentum zugeteilt, während die westliche verschiedene Landesherren bekamen. Durch die Rheinischen Bundesakte vom 12. Juli und nach Auflösung des deutschen Reiches am 1. und 6. August 1806 wurde erneut das Oberstift Preußen zugesprochen; in Bezug auf die übrigen Teile fanden einige Ver- ändernngen statt. In dem Kriege Preußens mit Napoleon I. 1806 nahm der König Louis Bonaparte Münster und das ganze Land in Besitz. Im Frieden zu Tilsit 1807 gingen alle preußischen Ge- biete im Münsterschen verloren und an den Großherzog Joachim von Berg über; seit 15. Juli 1808 aber fiel es in die Hände des französischen Kaisers, der den Titel Großherzog von Berg und Cleve annahm, 1809 aber den minderjährigen Sohn des Königs

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 330

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 330 — Auch entkleidete der Bischof die Stadt all ihrer Privilegien und erbaute zur Verhütung künftiger Empörung ein jetzt nicht mehr vorhandenes Blockhaus, die Engelsburg, auf dem Bispiughofe und den jetzt zur Strafanstalt dienenden Zwinger am Neubrückenthor. Aber schon 1553 mußte er dem Rate und den Gilden die alten Vorrechte wieder einräumen. Nachdem Münster Land viel vom dreißigjährigen Kriege er- litten — Grimmelshausen erzählt manches Schreckliche davon in seinem sittengeschichtlichen Romane: Simplex. Simplicissimus — wurde in der Stadt, sowie in Osnabrück der westfälische Friede 1648 geschlossen. 1640 hatte der Regensburger Reichstag den französischen Vorschlag angenommen, die Städte Münster und Osnabrück für eine Friedensversammlung auszuwählen. Die zu Hamburg zwischen dem Kaiser und Frankreich geschlossenen Prä- liminarien erklärten beide Orte für neutral, aber erst 1643 zog der kaiserliche Gesandte, Gras Ludwig von Nassau, feierlich eingeholt, in Münster ein, und so ermüdet von dem langen Kriege auch die Mächte alle sein mochten, es währte noch lange, bis ihre Boten endlich in ihren sammetbedeckten Kutschen, mit ihrem prunkhaften Gefolge aus Edelleuten, Pagen und Hellebardieren, von Knuonen- donner begrüßt, durch die dunklen Thore der beiden Städte ein- rollten. Die spanische Grandezza z. B- sand es ihrer unwürdig, eher als Frankreichs Ambassadenre zu erscheinen; diese wollten dagegen später, als die Spanier anlangen, jeder in seiner Sprache reden, keiner den andern zuerst besuchen, und man begreift, wie die Verhandlungen dabei sich förderten. Am bescheidensten zog der päpstliche Nuntius ein: die Franzosen spot- teten, daß auf einem Korbe des Gepäckes ein Barfüßermönch säße, wie ein schwarzer Hahn auf dem Gepäck eines Marketenders. Der Schwede Oxenstierna ließ sich sogar anfangs gar nicht herab, zu erscheinen, er blieb in Minden, auf seinen Mitgesandten Calvins eifersüchtig, wie den endlosen Hader denn meist die Eifersucht der Gesandten einer und derselben Macht unter sich noch erhöhte. End- lich brachte die Ankunft des Herzogs von Longueville und des Grafen Maximilian von Trauttmaunsdorff etwas Licht in das Chaos der

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 331

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 331 — Verhandlungen. Wenn auch die Franzosen anfangs über den langen hagern Trauttmannsdorff mit seinen tiefliegenden Augen, seiner aufgezogenen Nase, seiner abscheulichen Perücke lachten, so diente doch sein hoher Ernst, sein Alter, sein prachtvolles Geleite von vielen deutschen Freiherrn und Rittern nur dazu, auch ihnen zu imponieren, und bald wußte er durch die Anmut seiner Rede, die helle Entwick- lnng des Verworrensten, den tiefen Verstand seines Urteils, vor allem auch unermüdliche Konsequenz einmal rechten Ernst und Willen in die hadernden Gemüter zu bringen. Endlich nach Jahren, während welcher fortwährend die Heerpauke wüster Kriegsvölker die zer- tretenen deutschen Lande durchwirbelte und Ströme Blutes fließen mußten, zeigte sich ein Sinn der langen Rede und di- plomatifche Weisheit. Darüber entstand eine nicht zu fassende Freude; es war am 5. Mai 1648, als man das Rathaus zu Münster festlich mit Gewinden schmückte und aus den Fenstern der Häuser umher Symphonien tönen ließ, die Ratsherrn ihre schmucksten Halskrausen über das Sammtwams legten und die Gilden zu den blankgeschliffenen Hellebarden griffen. Gegen Mit- tag erschien der Graf von Penneranda, Spaniens Ambassadeur an Zappades Stelle, mit großer Pracht in sechs Kutschen, jede mit sechs Rossen bespannt, umströmt von Garden und Pagen und Dienern, die reich geschmückt voll castilianischen Stolzes einher- schritten; ein glänzendes Reitergeschwader führte den Zug an; so begab sich Penneranda durch die Reihen der aufgestellten Bürger- garde, der Bürgermeister und Ratsherrn in den Friedenssaal, wo er sich zu oberst an die goldnmfranzte Tafel zwischen die Ge- sandten der Niederländischen Provinzen setzte und jenes Wort aus- sprach, die Anerkennung der sieben vereinigten Provinzen als freie und selbständige Republik. Die Urkunde, die er untersiegelt und beschworen, ward dann von erhöhter Bühne auf dem mit Tep- pichen und Zweigen geschmückten Marktplatze verlesen, Trommeten und Pauken schmetterten, die Geschütze dröhnten von den Wällen, und der reiche Spanier ließ zwei Tage hinter einander Fontainen von Wein dem Volke springen. Diesem Separatfrieden folgte nun nach mäßigen Zwischenräumen der allgemeine, er wurde zu Münster
   bis 10 von 97 weiter»  »»
97 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 97 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2907
1 509
2 163
3 1893
4 639
5 10532
6 20
7 4213
8 1408
9 669
10 820
11 9
12 126
13 1032
14 21
15 318
16 1770
17 40
18 1231
19 1516
20 37
21 785
22 111
23 36
24 1048
25 453
26 872
27 423
28 658
29 860
30 2613
31 49
32 103
33 1847
34 97
35 90
36 1502
37 7844
38 2474
39 2107
40 122
41 53
42 63
43 658
44 31
45 3055
46 413
47 327
48 358
49 236

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 4
2 0
3 4
4 7
5 0
6 1
7 1
8 2
9 47
10 2
11 0
12 2
13 1
14 0
15 7
16 12
17 32
18 0
19 12
20 2
21 0
22 0
23 8
24 0
25 0
26 0
27 1
28 3
29 22
30 0
31 0
32 9
33 0
34 4
35 0
36 6
37 2
38 8
39 2
40 2
41 7
42 3
43 4
44 15
45 6
46 5
47 0
48 1
49 0
50 0
51 6
52 2
53 0
54 3
55 0
56 0
57 6
58 0
59 10
60 10
61 15
62 0
63 0
64 1
65 0
66 1
67 0
68 2
69 1
70 1
71 1
72 9
73 10
74 19
75 0
76 8
77 9
78 3
79 2
80 12
81 0
82 0
83 0
84 0
85 8
86 5
87 4
88 0
89 0
90 0
91 0
92 26
93 0
94 10
95 0
96 8
97 1
98 22
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 1
3 1
4 0
5 0
6 0
7 3
8 0
9 16
10 0
11 4
12 1
13 0
14 0
15 0
16 1
17 2
18 0
19 6
20 0
21 5
22 0
23 0
24 1
25 2
26 1
27 0
28 0
29 1
30 6
31 0
32 0
33 8
34 0
35 5
36 4
37 0
38 8
39 6
40 0
41 0
42 0
43 2
44 6
45 0
46 1
47 3
48 0
49 0
50 5
51 3
52 11
53 0
54 7
55 7
56 0
57 2
58 0
59 20
60 3
61 4
62 0
63 0
64 0
65 2
66 6
67 5
68 0
69 0
70 0
71 34
72 0
73 1
74 0
75 2
76 0
77 0
78 13
79 3
80 2
81 8
82 1
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 2
92 0
93 4
94 0
95 0
96 2
97 3
98 0
99 2
100 7
101 1
102 5
103 11
104 0
105 0
106 1
107 0
108 0
109 0
110 1
111 1
112 0
113 1
114 1
115 0
116 0
117 0
118 1
119 0
120 0
121 2
122 2
123 0
124 2
125 0
126 0
127 4
128 0
129 5
130 0
131 6
132 0
133 0
134 0
135 0
136 6
137 0
138 0
139 0
140 11
141 1
142 9
143 1
144 13
145 4
146 0
147 0
148 0
149 0
150 3
151 5
152 2
153 0
154 1
155 14
156 3
157 2
158 0
159 0
160 0
161 1
162 0
163 0
164 0
165 1
166 1
167 1
168 0
169 0
170 8
171 1
172 0
173 3
174 5
175 6
176 10
177 7
178 0
179 0
180 0
181 0
182 25
183 13
184 0
185 0
186 0
187 0
188 2
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 5
197 0
198 0
199 4