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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
20 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union.
Die Güter dieser arbeitsungewohnten Landedellente bevölkerten sich
ebenfalls, jedoch in der Hauptsache mit Sklaven. Erst dann, als auch hier
die großen Landstriche, an denen jene adligen Lehensträger das Eigentum
erworben hatten, allmählich an kleinere Bodenbesitzer übergingen, gelangte
die Freiheit, deren sich die nördlichen Kolonien erfreuten, ebenfalls zur
Geltung.
Das Aufblühen der Kolonie Maryland erlitt eine Unterbrechung, als
die republikanisch gesinnten Puritaner mit den köuiglich gesinnten Grund-
besitzern in heftige Zerwürfnisse gerieten, so daß sich bald alle Bande der
Ordnung lösten, die mühsam erst durch ein vom Lord-Protektor Oliver
Cromwell abgesandtes Geschwader wiederhergestellt werden mußte. Der
Hader zwischen den Parteien dauerte indessen fort, und nur die Wiederein-
setznng des vertriebenen Königshauses der Stuarts brachte den hin und
her wogenden Streit zum Stillstand auf kurze Zeit. Denn Cromwells be-
rühmte Schiffahrtsakte, die Veranlassung so vielen Verdrusses für die
Kolonien, ward von König und Parlament znr Vermehruug des Wohl-
stauds des Reiches nicht allein aufrecht erhalten, fondern sogar noch er-
weitert. Hiernach durften die Kolonisten ihre Bedürfnisse nur aus den
Häfen des Mutterlandes beziehen, und alle für fremden Bedarf bestimmten
Kolonialprodukte mußten den Weg über die Häfen von England einschlagen.
Hierunter litt Virginien wie Maryland;- der wichtige Tabaksbau Virginiens
lag danieder und das Rechtlichkeitsgefühl des Volkes wurde infolge eines
schwungvoll betriebenen Schleichhandels längs der ganzen Küste von Amerika
stark erschüttert. Schließlich griffen die Kolonisten zu den Waffen, und
der Aufstand nahm bald bedrohlichere Gestalt an.
Zum Heile für die englischen Pflanzstaaten hatten die Monarchen aus
dem Hause Stuart und ihre Minister im Lande selbst alle Hände voll zu
thuu, und ihre Blicke wandten sich daher nur dann den ihrem Gesichts-
kreis entlegenen Kolonien zu, wenn es galt, die Wünsche von Günstlingen
durch Verleihung von Land und Gerechtsamen zu befriedigen oder ver-
mittelst Auflagen der so viel in Anspruch genommenen königlichen Schatz-
kammer neue Zuflüsse zu erschließen.
Der erste Anfang zu einer Konföderation der Kolonien im Norden
fällt ins Jahr 1643. Während der Kämpfe des Königtums mit dem
Volke und Parlamente im Mutterlaude schlössen am 19. März genannten
Jahres die Staaten Massachusetts, Nenplymonth, Newhaven und Con-
necticut unter dem Namen der „Vereinigten Kolonien von Neuengland"
ein Schutz- und Trutzbündnis mit einem Generalkongreß und einem Prä-
sidenten an der Spitze. Sie wollten getreulich zusammenhalten gegen aus-
wärtige Feinde und sich namentlich gegen die Holländer am Hudson, gegen
die Indianer in Nenengland und die Franzosen in Kanada gegenseitig
Schutz gewähren. Der Bund verfügte über eine stattliche Miliz und
prägte 1652 sogar eigne Münze. Oliver Cromwell begnügte sich, einen
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Extrahierte Personennamen: Oliver
Cromwell Oliver_Cromwell
Extrahierte Ortsnamen: Maryland Cromwells England Amerika Nenplymonth Nenengland Kanada
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Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
30 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union.
necticut, Massachusetts und New Hampshire rüsteten sogar eine stattliche
Expedition aus, welche unter Mitwirkung einer königlichen Flottenabteilung
die französische Hauptstadt Louisbourg, das Bollwerk der französischen
Macht in Amerika, zum Fall brachte. Freilich sahen sich die Kolonisten
nach dem Friedensschluß bitter getäuscht, als England jenen durch so große
Anstrengungen gewonnenen wichtigen Platz an Frankreich wieder zurückgab.
Seitdem drängte sich den Bewohnern der Neuenglandstaaten immer mehr
die Überzeugung aus, daß ihr Interesse himmelweit verschieden von dem-
jenigen des Mutterlandes sei, und daß sie Gut und Blut nur zur Unter-
stützung einer engherzigen Sache hingegeben hatten.
Noch war der Frieden mit Frankreich nicht allseitig bekannt geworden,
als auch der Kampf an den Grenzen von Kanada von neuem ausloderte.
Durch den Frieden waren nämlich die alten Streitigkeiten wegen gewisser
Grenzdistrikte keineswegs beigelegt worden. Daher entbrannte der alte
Hader von neuem, und als die Franzosen fortfuhren, im Stromgebiet
fowie an den oberen Seen Forts zu erbauen, standen sich die britischen
und französischen Kolonisten schon feindlich gegenüber, bevor noch der Krieg
erklärt war. Im Jahre 1755 begann der Kampf zur See ohne Kriegs-
erkläruug: die Engländer nahmen 300 französische Kauffahrteischiffe weg;
dagegen bereiteten sich die Franzosen zu einer Laudung in England vor,
was hier einen solchen Schrecken verursachte, daß Georg Ii. seine han-
növerschen Truppen und ein hessisches Korps nach England zog. Es war
jedoch nur auf eine Täuschung abgesehen; eine französische Flotte lief von
Toulon aus und setzte Truppen in Minoren ans Land, welche diese Insel
eroberten. Jetzt erst erklärte England feierlich den Krieg. Derselbe
wurde teils zur See, und hier mit großem Übergewicht der Briten, teils
in Nordamerika, teils in Europa, wo die Engländer als Verbündete
Friedrichs Ii. kämpften und auch mehrmals vergeblich eine Landung in
Frankreich versuchten, teils in Ostindien und Afrika geführt.
Im Jahre 1758 ward Louisbourg den Franzosen wieder entrissen;
doch ist aus der Reihe der Kriegsjahre 1759 das wichtigste. Anfangs
schien es, als wollte sich der Sieg den Franzosen zuweuden. Dieselben
gingen ungestüm zum Angriff vor, wurden aber von den Engländern,
welche sie kaltblütig erwarteten, mit einem so mörderischen Feuer em-
pfangen, daß sie schwankten. Dabei ward der britische Feldherr, General
Wolfe, schwer verwundet, was im Heere der Engländer große Bestürzung
erregte; die Franzosen unternahmen nun einen neuen Angriff auf die
Front und die feindlichen Flanken. Aber die britischen Streiter hatten
sich unterdessen wieder ermannt, sie schlugen die Franzosen zurück und
gingen nun, nachdem General Townsend den Oberbefehl übernommen,
ihrerseits zum Angriff über. In diesem Jahre wurden die französischen
Forts Ticonderoga, Crownpoint und Niagara genommen, die französische
Flottille auf dem See Champlaiu auf den Sand gejagt, endlich General
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Extrahierte Ortsnamen: Louisbourg Amerika England Frankreich Frankreich Kanada England England Toulon England Nordamerika Europa Friedrichs Frankreich Ostindien Afrika
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Gründung fester Plätze. 53
deckung zu Entdeckung. In Sibirien aber zog der kleine Zobel den Kosaken
weiter nach Osten und führte ihn schließlich bis zum Beriugsmeer.
Damals war die goldene Zeit des sibirischen Pelzhandels, und man
erzählt sich, daß die nachströmenden Promyschleniks, die den amerikanischen
„Voyagenr" vertraten, den Jakuten die Zobel gegen eiserne und kupferne
Kessel abzuhandeln pflegten — so viele Felle für das Geschirr, als dieses
bis an den Rand gefüllt fassen konnte.
Handelskarmvane am Ixtjjsch.
Es ist nicht mehr als natürlich, daß alle günstigen Verhältnisse zunächst
auf die Stellung der Strogonow zurückwirken mußten, die zwischen Rußland
und Sibirien in der Mitte saßen, und denen nun reife Früchte in Menge
in den Schoß fielen. Sie hatten vollen Anspruch daraus; sie waren es,
die Jermak nach Sibirien gesandt, die ihn unterstützt, die in der Schlacht
am Tobol an seiner Seite gekämpft hatten.
In die Hände der Strogonow wnrde vom Zaren der ganze Handel
Sibiriens gelegt, der ihnen königliche Reichtümer einbrachte.
So kam es, daß schon zu Ende des 17. Jahrhunderts die bedeutendsten
Geschlechter Rußlands mit den Strogonow verschwägert waren.
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58 Die Eroberung von Sibirien durch die Kosaken.
weiter vor und gewannen ganze Provinzen Chinas. In den Streitigkeiten
dieses Reiches mit den Westmächten hatte Rußland sich still Verhalten und
sogar sich auf Seiten Chinas hingeneigt; als Lohn für diese Freundschaft
nahm es sich die Amurländer. China konnte nicht widerstehen und mußte
darein willigen. Rußland erreichte durch verhältnismäßig geringe An-
strengung die Erfüllung seines schon seit Jahrhunderten gehegten sehn-
lichsteu Wunsches; denn das war im Laufe der Zeit klar geworden, daß
Sibiriens Handel immer gelähmt bleiben müsse, so lauge demselben nicht
durch die freie Schiffahrt auf dem Amur ein Absatzweg eröffnet werde.
Immer und immer war Rußland mit Vorschlägen an die Chinesen heran-
getreten, ihm den Fluß abzulassen. Da wurde 1847 der ebenso thätige
als gewandte Graf Murawiew zum Generalgouverneur Ostsibiriens er-
nanut, dessen erste Handlung es war, einen Offizier nach den Amur-
gegenden abzuschicken. Obgleich derselbe nicht wieder zurückkehrte, ließ
dessen Chef sich doch keineswegs abschrecken, ordnete größere Expeditionen
ab, welche die Ochotskische See und die Amurmündungen erforschen und
daselbst russische Handelsposten anlegen mußten. Im Jahre 1854 ging
er selbst nach jenen Gegenden ab. Damals, als der orientalische Krieg
ausgebrochen war, kam es darauf an, die russischen Kriegsschiffe im Stilleu
Ozean schnell mit Kriegsbedarf und Lebensmitteln zu versehen.
Murawiew ruderte mit einer kleinen Flotte und Armee ins chinesische
Gebiet hinein; ein Dampfer, fünfzig große Barken und zahlreiche Flöße,
beladen mit Geschütz und 1000 Kosaken, gingen den Amur hinab und
legten sich vor der chinesischen Stadt Aignn vor Anker, wo die schlecht-
bewaffneten eingeborenen Soldaten aufgestellt waren. Sie schauten neu-
gierig auf die kühnen Eindringlinge, ließen sie aber ruhig weiter ziehen.
Murawiew hatte bei dieser Fahrt die Schwäche der Chinesen und die
Trefflichkeit des Amurs als Wasserstraße kennen gelernt; er benutzte daher
den letzteren in den folgenden Jahren ganz ungehindert, legte Stationen
an und setzte sich auf jede Weise fest. Chinesische Mandarinen, die dagegen
Einspruch erheben wollten, wurden, ohne angehört zu werden, fortgeschickt;
man gebrauchte eben ganz einfach das Recht des Stärkern und kümmerte
sich um die Protestation sehr wenig. In Petersburg war man überrascht
über das kühne und rücksichtslose Unternehmen Mnrawiews, billigte es
aber und sandte ihm Unterstützung, so daß derselbe im Jahre 1858 alles
nördlich vom Amur gelegene Land in seine Hände brachte.
Durch den in Aiguu gefchloffenen Vertrag wurde diese Besitzergreifung
von seiten Chinas bestätigt. Das Land zwischen dem Flusfe Usfuri und
der mandschurischen Küste sollte beiden Reichen gemeinschaftlich gehören,
doch trat schon 1860 China, dem Drängen Rußlands nachgebend, diese
Länder vollständig ab, so daß sich die russische Grenze bis nach Korea hin
ausdehnte.
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112 Die Engländer in Ostindien,
seines Vermögens kostete und ihn fast gänzlich aus die jährliche Leibrente
verwies, die ihm die Kompanie auszahlen ließ Im 86. Jahre seines
Lebens, 1818, starb der einstige Regent, dem wenigstens die letzten Jahre
seines Lebens die vollste Zuneigung und Achtuug seiner Nation wieder-
gebracht hatten.
Die Ruhe, in welcher Hastings Indien verließ, sollte nicht lange
dauern. Kaum wieder etwas zu Kräften gekommen, erneuerte der Sultan
von Mysore, Tippo Sahib, der seit 1736 den Titel Padischah angenommen
hatte, den Kampf mit den Engländern, deren Vertreibung aus Indien das
Ziel seines Lebens geworden war.
Diese hatten aber nicht umsonst die lange Schule der Kriege durch-
gemacht, sie waren bald an allen Orten dem tapferen Padischah überlegen
und zwangen ihn im Jahre 1792 zur Abtretung der Hälfte seines Ge-
bietes. Einige Zeit später erneuerte der Unversöhnliche den Krieg; aber
auch diesmal kämpfte er mit ebensowenig Erfolg gegen die so bitter ge-
haßten Feinde. Beim Sturm der Engländer auf seine Festung Seringa-
patam fand er tapfer kämpfend am 4. Mai 1799 den Tod; in sein Reich
teilten sich seine Gegner, die Engländer und deren Bundesgenosse, der
Nizam von Dekan.
Von dem Augenblicke au, da die Engländer erobernd in Ostindien
austraten, war der Würfel gefallen: entweder mußten sie daraufhin arbeiten,
die ganze große Halbinsel sich zu unterwerfen, oder einmal daran denken,
dieselbe für immer zu verlassen; denn es liegt in der Natur solcher er-
oberter Reiche, daß deren Beherrscher zu immer neuen Eroberungen auch
wider Willen gedrängt werden. Im Anfange dieses Jahrhunderts gerieten
die Engländer mit ihren alten Feinden, den Mahratten, in ernsten Krieg,
welcher 1818 mit deren völliger Unterwerfung endigte. Infolge dieses
Krieges wurden seit dem Jahre 1863 noch die letzten Reste des Reiches
des einst so mächtigeil Großmoguls deu Besitzungen der Kompanie ein-
verleibt, der Schah Allum auf seinen Titel und seine Pension beschränkt.
In den Palästen Delhis, der Wunderstadt Indiens, über deren Thür-
bogen man die Worte in Silberbuchstaben las: „Gibt es ein Paradies auf
Erden, so ist es hier — so ist es hier — so ist es hier!" richteten sich
die Engländer wohnlich ein.
Es wurde uns zu weit führen, alle die Kriege und Eroberungszüge
einzeln aufzuzählen, welche jene teils gezwungen, teils zur Erweiterung
und Abrundnng ihres Gebietes noch unternahmen; es mag hier genügen,
nur darauf hinzuweisen, daß sie, seit 1824 in einen Krieg mit den Bir-
manen verwickelt, infolge desselben auch einen beträchtlichen. Teil von
Hinterindien gewannen, sowie daß seit Ende des 17. Jahrhunderts die
Engländer den Holländern die Insel Ceylon entrissen. Selbst über die
Grenzen der Halbinsel hinaus waren sie genötigt, ihre Waffen zu tragen,
denn aufgeregt dnrch dij Russen, zeigten die Afghanen feindliche Absichten
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
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26 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union.
stets nur seinen Edelsinn in helleres Licht setzten. Ehe man seine Ab-
sichten völlig würdigen lernte, wurde ihm die Statthalterschaft entzogen,
bald jedoch wieder zurückgegeben. Als der Menschenfreund nach England
zurückkehrte, zählte seine Kolonie bereits 20 Ortschaften, darunter die von
Deutschen unter Pa st onus gegründete Stadt Germantown. Der treff-
liche Penn starb, nachdem er 1712 sein Eigentumsrecht au Peunsylvanien
der Krone von England für 280 000 Pfund Sterling verkauft hatte, im
Jahre 1718 zu Rushamb in England. Seine Schöpfungen bildeten das
Muster zu den Ansiedelungen in den übrigen Pflanzstaaten, und so ist das
von ihm gegebene Beispiel von den segensreichsten Folgen gewesen.
Wir können nicht näher auf die einzelnen Entwickelungsphafen der
britischen Kolonien eingehen und erwähnen nur, daß uuter der segeus-
reichen Regierung Wilhelms Iii. das ununterbrochene schnelle Wachstum
der britischen Niederlassungen in Nordamerika begann. Schon zu Anfang
des 18. Jahrhunderts finden wir das ganze Küstenland von der Mündung
des Lorenzos bis zur Halbinsel Florida herab von fleißigen Ansiedlern be-
völkert, deren Zahl mit jedem Jahre zuuahm. Ebenso begannen und
mehrten sich rasch die Ansiedelungen an den großen Strömen des Innern.
Nur das Binnenland zwischen diesen und der Küste lag noch unbebaut
und diente den umherschweifenden Indianern zum Jagdgebiete. Doch
auch hier entstanden Niederlassungen, wie z. B. 1724 in Vermont und an
andern Orten.
Die Kriege zwischen Großbritannien und Ludwig Xiv. von Frank-
reich brachten den aufstrebenden Neuenglandstaaten Verlegenheiten und
Drangsale in Menge, nicht minder der Spanische Erbsolgekrieg. Doch
endigte auch dieser ausdauernde Kampf mit einer Erweiterung des briti-
schen Gebietes im Norden von Amerika, indem das bereits 1690 durch
die Energie der Bewohner von Massachusetts gewonnene Akadien (Neu-
schottland) im Frieden von Utrecht (1713) von Frankreich förmlich Groß-
britannien überlassen wurde.
Gegen die Sklaveneinfuhr im Süden hatten sich zu verschiedenen
Zeiten warnende Stimmen erhoben. Die Einfuhr von Negern, welche an-
fänglich von der englischen Regierung begünstigt wurde, beschleunigte zwar
den Anbau von Carolina sowie von Virginia, aber die unaufhörlichen
Störungen, die das schwarze Element herbeiführte, ließen eine stetig ge-
deihliche Entwicklung der südlichsten Provinzen nicht zu. Vergebens ver-
boten die Volksvertretungen der Kolonien den abscheulichen Handel, denn
sie besaßen zu geringe Macht, den Anordnungen der Regierung zuwider
ihre Beschlüsse durchzusetzen. Carolina sank immer mehr, und schließlich
sahen sich die Erbeigentümer des Landes genötigt, ihre Besitzrechte der
Krone von England zu verkaufen. Dies fand im Jahre 1792 statt, und
infolgedessen bald nachher die Zerteilnng des Landes in zwei Provinzen,
Nord- und Südcarolina.
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Extrahierte Ortsnamen: England England England Nordamerika Florida Vermont Frank- Spanische_Erbsolgekrieg Amerika Massachusetts Utrecht Frankreich England
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Verfall der Handelsgesellschaft. 75
republikanische Geist der aus Landeskindern bestehenden Flottenmannschaft
trieb dieselbe an, jene Thaten der Tapferkeit und des Mutes jenseit des
Ozeans zu vollbringen, die der Kämpfe im Heimatlande würdig waren
und denen derselbe Zweck, Bekämpfung des Nationalfeindes und Erwerbung
der nationalen Selbständigkeit, zu Grunde lag. Als aber dieser Zweck
erreicht, als im Vaterlande der Krieg um das nationale Dasein beendigt
und die Waffen nach den Friedensschlüssen niedergelegt waren, da hörte
die Ostindische Handelsgesellschaft aus, den patriotischen Eifer für das
Gelingen ihrer Unternehmungen zu wecken. Der Mann von Ehre zog es
lieber vor, sich dem unmittelbaren Dienste der Regierung zu widmen oder
als freier Bürger ein Geschäft auszuüben, als sich zum Mietling einer
Gesellschaft hinzugeben, die den Wert der Muskatnüsse, aber nicht den der
Lorbeeren kannte.
In dem Maße, als der Reichtum und die Macht der holländischen
Handelskompanie sanken, hob sich die englische Kompanie, welche sich unter-
dessen mit Hilfe der vom Staate gesendeten englischen Regimenter auf dem
asiatischen Kontinent ausgebreitet hatte. Obwohl auch die East-India
Company mit einer Macht ausgerüstet wurde, welche einer Privatgesellschaft
nicht zukam, und obgleich auch dort ähnliche Mißbräuche in der Admini-
stration der Kolonien wie in den holländischen sich einschlichen, so waren
doch Verwaltung und Handel dort mehr getrennt und darum der Einfluß
des Staates aus die Kolonien durch die von der Regierung allein ab-
hängige Land- und Seemacht bedeutender. Deshalb hielt sich die englische
Kompanie auch länger, wenngleich die britische Regierung, durch tranrige
Erfahrungen während des Ausstandes in Indien belehrt, dieselbe im August
des Jahres 1858 aushob und deren Rechte auf die britische Krone übertrug.
Die Engländer wurden von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
au den Holländern gefährliche Nachbarn, und während Europa in den
Jahren 1789 bis 1795 durch Kriege sich abschwächte, in die auch die
Niederlande verwickelt waren, benutzten jene die daraus entstehenden Ver-
wirrungen, um sich zu Herren aller Besitzungen der Holländer auf dem
asiatischen Kontinent zu machen. Sie bemächtigten sich auch der gewinn-
reichen Molnkken und des Kaps der guten Hoffnung, und zwar, wie sie
vorgaben, im Namen des abgetretenen Prinzen von Oranien. Nach Ein-
verleibung Hollands in das französische Kaiserreich war von allen ehe-
maligen Besitzungen der Ostindischen Kompanie nichts als Java übrig
geblieben, und auch diese kostbare Insel eroberten die Engländer 1811.
Nach dem Fall Napoleons erhielten die Holländer die meisten ihrer
Kolonien zurück. Ein späterer, für die Holländer als kleinen und schwächeren
Staat sehr nützlicher und besonders zur Vermeidung von Konflikten not-
wendiger Vertrag mit England im Jahre 1824 verteilte die Besitzungen
der beiden Staaten in Indien in der Art, daß Holland seine noch auf
Malakka und dem Kontinente besetzten Punkte den Engländern gegen Ben-
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Erwerbung von chinesischen Gebieten. 57
allen Dingen aber war Rußland im stände, von hier aus seinen Einfluß
auf China auszudehnen, der in neuerer Zeit zu einer ganz besonderen Be-
deutung gelangt ist. Schon von jeher war Rußland den übrigen euro-
Peuschen Mächten in dieser Beziehung überlegen, denn seit 1680 hatte es
eine stehende Gesandtschaft und eine Mission in Peking begründet, die fort-
während bei den Chinesen in großer Achtung gestanden haben. Mußte es
auch ^ein siegreiches Vordringen im Amurgebiete zeitweilig unterbrechen
Irkutsk.
und war es auch genötigt, im Vertrage von Nertschinsk 1689 den Besitz
dieser Geg -tden wieder aufzugeben, so gab es doch damit seine umfassenden
Pläne nicht auf. Mit der ihm eigentümlichen Geduld und Ausdauer rückte
es ganz allmählich und stetig vorwärts. Diplomatische Kunstgriffe und
Waffengewalt — alles ward zu seiner Zeit und am richtigen Orte an-
gewandt. Während Engländer und Franzosen Millionen auf einen Krieg
mit China verwendeten und das Blut ihrer Söhne im Himmlischen Reiche
floß, schoben die Russen einfach durch bloße Verhandlungen ihre Grenzen
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96 Die Engländer in Ostindien.
einen passenden Artikel zur Erhebung neuer Steuern erblickte. Vor dem
Jahre 1660 hatte kaum ein aus der Themse ausgelaufenes Schiff das
Delta des Ganges besucht — 23 Jahre später erhob sich bereits der Wert
der jährlichen Einfuhr aus den östlichen, reichen und dicht bevölkerten Län-
dern von 8600 Pfd. Sterl. auf 300 000 Pfd. Sterl.
Diese außerordentliche Entwickeluug des indischen Verkehrs begann
gerade zu einer Zeit, welche dem englischen Großhandel in Europa höchst
ungünstig war; denn infolge der Begünstigung der nachbarlichen Moden unter
der üppigen Hofhaltung Karls Ii. überfluteten französische Jndustrie-Er-
zeugnisse alle Märkte des Königreichs. —
Und diese Zeit gelang es den Franzosen, auch in Ostindien, nachdem
nnter Beistand ihres großen Staatsmannes Colbert eine Französisch-
Ostindische Gesellschaft 1664 gegründet worden war, immer mehr
Boden zu gewinnen. Vermöge ihrer Geschmeidigkeit trugen sie bald das
entscheidende Übergewicht insbesondere im Süden der Halbinsel davon. In
dieser bevorzugten Stellung behaupteten sie sich bis in die ersten Jahrzehnte
des 18. Jahrhunderts. Außer den alten Nebenbuhlern im Osten machten
nun auch die Franzosen den Engländern in Indien das Leben sauer. Von
Pondichery, dem Mittelpunkte der französischen Kolonisation in Indien,
liefen fein gesponnene Fäden aus, wodurch die Gouverneure der sranzö-
sischen Kompanie sich mit allen Teilen des indischen Reiches in Verbindung
und ihren Einfluß im Gange erhielten.
Von Jakob Ii. war für gutes Geld jede Gunst, nur keine thatkräftige
.Willensäußerung zu erlangen. Dieser König fügte, um die Kompanie selbst
besser instandzusetzen, den Holländern und andern Gegnern zu widerstehen,
ihren Privilegien die Ermächtigung hinzu, in Indien Festungen zu erbauen,
Truppe» auszuheben und zu unterhalten, Münzen zu schlagen u. s. w. —
um so wertvollere Zugeständnisse, nachdem Karl Ii. bereits im Jahre 1630
die an der Westküste von Vorderindien südlich vom Meerbuseu von Cambay
gelegene Insel Bombay, eine Mitgabe seiner Gemahlin Katharina von
Portugal, dem Ostindiahanse gegen einen jährlichen Erbzins zu Lehen
gegeben. Weiterhin erwarb die Gesellschaft im Jahre 1689 Tegnapatam
südlich von Madras und befestigte die gewonnene nene Besitzung durch das
Fort St. David.
Auch während der ersten Jahre nach der Thronbesteigung Wilhelms Iii.
(1689) nahm der Einfluß und die Bedeutung der zu außerordentlicher
Blüte gelangten Gesellschaft fortwährend zu, jedoch auch die Mißgunst der-
jenigen, welche mit Verdruß bemerkten, wie der auf die Kompanie nieder-
strömende Reichtum sich mehrte. Damit hielten gleichen Schritt die Be-
sorgnisse langjähriger Freunde des Ostiudiahauses. Voll Bangen sahen sie
die längst befürchteten Folgen der intimen Verbindung herannahen, welche
die Leiter des Direktorenhofes während der ärgsten Stuartwirtschaft mit
dem Hose sowie mit den Parlamentsparteien unterhielten. Während dieser
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Extrahierte Personennamen: Karls Colbert Jakob_Ii Karl_Ii Karl Meerbuseu_von_Cambay Katharina_von
Portugal David David Wilhelms Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Europa Karls Ostindien Indien Indien Indien Bombay Madras
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Zerwürfnisse zwischen der Ostindischen Kompanie und dem Großmogul. 103
in Indien seine Fürsorge zuzuwenden. Ihre Admirale wurden angewiesen,
der Ostindischen Kompanie wirksamen Beistand zu leisten, wo es sich darum
handelte, die britischen Interessen zu vertreten oder den Einfluß Englands
im Süden und Osten Asiens zu mehren. Indessen zeigte sich diese Unter-
stützung nicht selten von höchst zweifelhaftem Werte, indem sie wiederholt
zu verdrießlichen und bedenklichen Störungen infolge der Eifersüchteleien
zwischen den Bediensteten der Regierung und den Beamten der Kompanie
führte. Gefahrdrohende Zerwürfnisse entstanden bisweilen gerade zu einer
Zeit, als einmütiges Handeln durchaus nötig schien; denn die alte Rivalität
zwischen Engländern und Franzosen führte auch im Osten zu empfindlichen
Störungen für den in ganz außerordentlichem Aufschwung begriffenen
Haudel. Die Vertreter des Ostindiahanses hatten es sich bisher angelegen
sein lassen, sich die Gunst des Oberherrn des Indischen Reiches zu erhalten.
In den Streitigkeiten der Portugiesen und der Holländer mit den ein-
heimischen Fürsten sowie mit den benachbarten Persern hatten sich die
Engländer meist auf seiten der Asiaten befunden.
Infolge der Übergriffe des kaiserlichen Subahdars von Bengalen kam
es jedoch im Jahre 1686 während der Regierung Äurengzebs zu ernsten
Zerwürfnissen zwischen der Ostindischen Kompanie und dem Großmogul.
Sie endigten mit Eroberung und Plünderung der Faktoreien von Patna,
Kossimbazar sowie mit der Einnahme von Sumte und Masulipatam zum
großen Nachteil der Kompanie. Eine Zeitlang dachte der Beherrscher In-
diens ernstlich daran, die Engländer aus der Halbinsel ganz zu vertreiben;
nur nach fußfälliger Abbitte und andern Demütigungen, sowie nach Drein^
gäbe ansehnlicher Geschenke ließ sich der Erzürnte bewegen, der Kompanie
Frieden und Duldung sowie die Wiederherstellung ihrer Faktoreien zu be-
willigen. Die Franzosen waren bemüht, aus diesen Vorfällen Nutzen zu
ziehen, indem sie Pondichery, ihre Niederlassung zwischen Madras und
Fort St. David, wohl befestigten.
Unter Äurengzebs Nachfolger erstarkte das gute Verhältnis zwischen
den Engländern und dem Hofe zu Delhi wieder. Der Großmogul ge-
stattete den Behörden von Fort William den zollfreien Durchzug der Waren
im Gebiete von Bengalen, ein Recht, welches jedoch die Subahdars oder
Lehnsfürsten dieser Provinz zum Teil hinfällig zu machen versuchten, in-
den: sie zeitweilig verboten, mit den Agenten der englischen Niederlassung
zu verkehren.
Noch zu Anfang des 13. Jahrhunderts thronte in seinen Residenzen
zu Delhi und Agra, umgeben von Pracht und Herrlichkeit, der Oberherr
des Judischen Reiches. Unaufhörliche Familienstreitigkeiten, Bruderkriege,
Verwandtenmorde, die verderblichen Buhl- und Ministerwirtschaften brach-
ten indessen das Mogulreich binnen weniger Jahrzehnte an den Abgrund
des Verderbens. Wilde Völkerschaften stiegen nach dem Tode Aareng-
zebs (L707) durch die westlichen Pässe herab und ergossen sich über das
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Extrahierte Personennamen: David David William
Extrahierte Ortsnamen: Indien Englands Asiens Bengalen Madras Bengalen Agra