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1. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 296

1897 - Stuttgart : Bonz
296 Geschichte. No. 148. Bald gewann er durch seine ersprießliche Thätigkeit in der Gegend ein solches Ansehen, daß er in den Provinziallandtag und im Jahr 1848 in die zweite Kammer als Abgeordneter gewählt wurde. Da er aufs entschie- denste für die Rechte des Königs eintrat, so wurde König, Friedrich Wil- helm Iv auf ihn aufmerksam und übertrug ihm 1851 den wichtigen Posten eines preußischen Bnndesgesandten in Frankfurt am Main. Hier hielt er die Augen offen; und was er gesehen und sich gemerkt, ist später Preußen und Deutschland zu gut gekommen. Namentlich überzeugte er sich von der Notwendigkeit, daß Österreich aus dem deutschen Bunde ausscheide. Von Frankfurt kam Bismarck 1859 als Gesandter nach Petersburg und von da 1862 in derselben Eigenschaft nach Paris. Noch in demselben Jahr berief ihn sodann König Wilhelm als ersten Minister an seine Seite. In dieser Stellung hatte er die schwierige Aufgabe, die Umbildung des Heeres gegen den Widerspruch des Abgeordnetenhauses durchzusetzen. Im Blick auf die Zukunft ließ er sich durch keinen Widerstand von der Durchführung seiner Pläne abschrecken. „Die großen Fragen der Zeit," sagte er einmal in diesen Jahren des „Konflikts," „können nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse, sondern nur durch Blut und Eisen entschieden werden" — ein Wort, das ihm in der Folge den Namen der „eiserne" Graf oder Kanzler eingetragen hat. Als sich nach dem Krieg des Jahres 1866 die deutschen Verhältnisse günstiger gestalteten, als sich die Süddeutschen durch Bismarcks Bemühungen den Norddeutschen mehr und mehr näherten, als derselbe durch seine Staats- klugheit das Ausland, insbesondere Frankreich, von der Einmischung in deutsche Verhältnisse abzuhalten vermochte, da wurden manchem ehrlichen Deutschen die Augen geöffnet, und Bismarck, der zuvor meistgehaßte, wurde bald der gefeiertste Mann in Deutschland. Das Ausland bekam Achtung vor dem Deutschtum, besonders da man erkannte, daß Wilhelm I und sein großer Kanzler nicht den Krieg um des Krieges willen suchten, sondern daß sie für Preußen und Deutschland nur die Stellung anstrebten, die beiden nach ihren inneren und äußeren Kräften gebühre. Schon seit Jahren hatte Bismarck die Überzeugung, daß auf die 9änge der Zeit es nicht möglich sei, mit Frankreich, und namentlich mit dessen ländergierigem Kaiser, Frieden zu halten. Daher war, als Napoleon Iii im Jahr 1870 in leichtfertiger Weise den Krieg erklärte, alles schon so vor- bereitet, daß der Einmarsch unserer Truppen in Frankreich mit erstaunlicher Schnelligkeit vor sich ging und die Kämpfe auf dem feindlichen Boden Schlag auf Schlag erfolgten. Bismarck war während des Krieges stets in der Nähe seines königlichen Herrn. Die Friedensverhandlungen, die er mit den französischen Munstern zu führen hatte, bereiteten ihm zwar manche schwierige Stunde; aber er

2. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 303

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 161. Geschichte. 303 russischen Kriegsdiensten und durch viele Reisen gebildet. In seine Regierungszeit fällt eine Reihe blutiger Kriege, welche dem Lande schwere Opfer auferlegten, ihm aber auch eine größere Anzahl neuer Gebiete zuführten, so daß sich dessen Flächeninhalt mehr als verdoppelte. In dem 1799 ausgebrochenen Kriege zwischen Frankreich und Öster- reich kämpfte Friedrich auf seiten des letzteren und verlor nach dem unglücklichen Ausgange des Krieges die altwürttembergische Grafschaft Mömpelgard an Frankreich, wurde aber durch geschickt geführte Ver- handlungen mit Napoleon auf dem rechten Rheinufer entschädigt. Fried- rich erhielt die Probstei Ellwangen, die Klöster Zwiefalten, Schönthal u. a., ferner die Reichsstädte Eßlingen, Reutlingen, Rottweil, Giengen, Hall, Heilbronn, Aalen, Gmünd, Weil der Stadt mit ihren Gebieten. 1803 wurde Friedrich zum Kurfürsten erhoben. Inzwischen war Napo- leon Kaiser geworden, und bald darauf begann wieder der Krieg mit Österreich. Friedrich bestrebte sich vergeblich, neutral zu bleiben. Am 2. Oktober 1805 erschien Napoleon unerwartet zu Ludwigsburg mit der Erklärung: Für oder wider mich! und Friedrich hatte keine Wahl als mit 8000 Mann an denselben sich anzuschließen. Von jetzt an focht Friedrichs Heer unter der Fahne Frankreichs. 1806 kämpften 14000 Württemberger gegen Preußen, 1809 16 000 gegen Österreich; 1812 nahmen 15 347 Württemberger am russischen Feldzuge teil, gingen aber durch Krankheiten, in Schlachten und auf dem berüchtigten Rückzüge fast ganz zu Grunde; keine 1000 Mann kehrten in die Heimat zurück. Im folgenden Jahre mußte ein neues Heer von 12 000 Mann gegen die verbündeten Preußen und Russen ausrücken, das aber auch zum größten Teile umkam. Erst die Schlacht bei Leipzig, in welcher der Brigadegeneral Graf Normann gegen den Willen Friedrichs mit dem Rest der Württembergischen Armee zu den Verbündeten überging, machte dem Bündnis mit Napoleon ein Ende. An den Kriegen gegen Frankreich in den Jahren 1814 und 1815 nahmen die Württemberger ruhmreichen Anteil. Zum Lohne für die Napoleon geleisteten Dienste erhielt Friedrich die Königswürde, die er am Neujahrstage 1806 feierlich annahm, und abermals neuen Landeszuwachs in Oberschwaben und im Hohenloheschen. Damals kamen die sogenannten 5 Donaustädte Mengen, Riedlingen, Munderkingen, Ehingen und Saulgau an Württemberg. Im Juli 1806 trat Friedrich mit 15 andern deutschen Fürsten dem von Napoleon

3. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 238

1897 - Stuttgart : Bonz
238 Geographie. No. 122. asiatischen Inseln Blau- Eben- und Sandelholz bezogen. Dagegen wird nur wenig Holz ausgeführt. Das Ergebnis des Bergbaues gestattet eine bedeutende Ausfuhr. Die Einfuhr englischer Steinkohlen und böhmischer Braunkohlen wird durch eine ganz bedeutende Steinkohlenausfuhr nach den westlichen Nach- barländern, nach Russland, der Schweiz und Österreich-Ungarn über- wogen. Salz wird besonders nach Belgien und den Niederlanden, der Schweiz und Österreich-Ungarn ausgeführt. Die Einfuhr an Erzen aus Frankreich, den Niederlanden und der Balkanhalbinsel übertrifft die Ausfuhr an Wert, wenn sie auch an Gewicht hinter dieser zurückbleibt, da Deutschland viele wertvolle Metalle, wie z. B. Zink und Kupfer, vom Auslande beziehen muss. Kolonialwaren (Kaffee, Thee, Zucker, Kakao, Reis, Gewürze, Tabak), Südfrüchte, Wein und feine Spirituosen sowie Erdöl bezieht das Reich fast nur vom Auslande. Amerika, Indien und Ost- asien liefern die Kolonialwaren hauptsächlich über Grossbritannien und die Hansastädte, teilweise auch über Russland. Deutschland treibt je- doch eine grossartige Ausfuhr von Zucker, namentlich nach England und den überseeischen Gebieten. Südfrüchte (Zitronen, Orangen, Weintrauben, frisch und getrocknet, Datteln, Feigen) kommen besonders aus den Mittelmeerländern, aus Spanien, Frankreich, Italien, den vorder- asiatischen Küstenländern und Nordafrika, Petroleum wird aus Russ- land und den Vereinigten Staaten von Nordamerika eingeführt. Weine kommen aus Frankreich, Italien, Österreich-Ungarn, der Pyrenäenhalb- insel und einigen Gegenden fremder Erdteile. Ausgeführt wird wenig Wein, dagegen nach allen Erdteilen viel Bier. Die Rohstoffe der Textilindustrie kommen aus Australien und Südamerika (Schaf- Fama- und Alpakawolle), Russland (Flachs), Eng- land (Beinen- und Baumwollengarne), Nordamerika und Ostindien (Baum- wolle), der Schweiz und Italien (Roh- und Elorettseide). Ein Haupt- markt für die Erzeugnisse dieser Industrie sind die Vereinigten Staaten von Nordamerika, ausserdem die deutschen Kolonien und andere über- seeische Gebiete, Grossbritannien, die Niederlande und die Schweiz. Fertige Kleider und Putzwaren verlangen besonders Grossbritannien und die Niederlande. Die Fabrikate der deutschen chemischen Industrie (besonders Säuren und Salze, Parfümerien, Farbwaren, Schreib-und Zeichenmaterial) finden grossen Absatz in allen Nachbarländern, in Skandinavien und Nordamerika; ebenso deutsches Papier und deutsche Pappe. Sehr be-

4. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 265

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 134. Geschichte. 265 erwarten Siege und (Erfolge Preußens über Österreich, die den Kriegs- ruhm Frankreichs in den Schatten stellten. Zunächst suchte Napoleon dafür, daß er sich neutral verhalten, eitrige deutsche Länderstrecken auf dem linsen Rheinufer zu gewinnen; König Wilhelm und sein Minister Bismarck wollten jedoch, so behutsam Napoleon auch dabei zu Werke giug, nichts davon wissen und erklärten: „Rein Fuß breit deutschen Landes wird abgetreten!" Zmmer lauter ertönte deshalb der Ruf der „großen" Nation: „Rache für Sadowa!" Zmmer ungeduldiger suchten Napoleott und die ihn drängende Kriegspartei einen Vorwand zum Krieg mit Preußen; und auch der geringste war ihnen dazu gut genug, zumal da sie hofften, die süddeutschen Staaten würden neutral bleiben oder gar mit Frankreich gemeinsame Sache gegen Preußen machen. 2. Welches war der Vorwand? Die Spanier hatten ihre Königin Zsabella vertrieben und als ihren Nachfolger den Prinzen Leopold von Lsohenzollern, einen entfernten verwandten des preußischen Königs- hauses, in Aussicht genommen. Der König von Preußen hatte auf die Anfrage desselben geantwortet, er hindere ihn nicht an der An- nahme der spanischen Königskrone. Um jedoch jeden Anlaß zum Streit oder gar zum Krieg zu vermeiden, verzichtete der Vater des Prinzen in dessen Namen und unter Gutheißung des Königs von Preußen auf den spanischen Thron. Die französische Regierung wollte über schon in der Preußen fälschlich unterschobenen Absicht, einen hohenzollernschen Prinzen auf den spanischen Thron zu erheben, eine Beleidigung und Bedrohung erblicken und stellte an König Wilhelm, der damals, im Sommer J870, gerade im Bad Ems weilte, die Zu- mutung, er solle feinem verwandten die Annahme der spanischen Krone für alle Zukunft verbieten und sich wegen des Geschehenen bei Napoleon entschuldigen. Zetzt wurde es dem König doch zu viel; er erklärte dem französischen Botschafter Benedetti auf dessen Zu- dringlichkeit, daß er ihm nichts mehr zu sagen habe und ihn daher auch nicht mehr empfangen könne. Darin erkannte das leidenschaft- lich erregte Nationalgefühl Frankreichs eine unerhörte Beleidigung; in Paris hieß es: „Krieg, Krieg! Nieder mit Preußen!" und schon am Zuli, 6 Tage nach der Begegnung zwischen König Wilhelm und Benedetti in Ems, traf die französische Kriegserklärung in Berlin ein. 3. Der Kriegsruf des drohenden Nachbars rief in allen deutschen Gauen eine Begeisterung für des Vaterlandes Thre und Freiheit wach, die einzig in der Geschichte dasteht. König Wilhelm wurde auf feiner Rückreise von «Eins, die einem Triumphzuge glich, allerwärts, vollends

5. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 251

1897 - Stuttgart : Bonz
Iv. Neueste Geschichte 129. Gin Her? n unsrer Väter Thaten Mit Liebe sich erbaun, Fortpflanzen ihre Saaten, Dem alten Grund vertraun, In solchem Angedenken Des Landes Heil erneun, Um unsre Schmach sich kränken, Sich unsrer Ehre freun, Sein eignes Ich vergessen In aller Lust und Schmerz: Das nennt man, wohl ermessen, Für unser Volk ein Herz. 130. Die Zeit i für unser Dolk. Was unsre Väter schufen, Zertrünnnern ohne Scheu, lim dann hervorzurufen Das eigne Lnftgebäu, Fühllos die Männer lästern, Die wir uns anserwählt, Weil sie dem Plan von gestern Zn huldigen verfehlt, Die alten Namen nennen Nicht anders als im Schmerz: Das heißt, ich darf's bekennen, Für unser Volk kein Herz! Uhland. n 1815-1870. Deutschland von 1 815 —1848. )!ach dem Sturz Napoleons I wurde auf dem Wiener Kongreß der europäischen Herrscher und Staatsmänner (1814—1815) die künftige Gestalt Europas und auch die künftige Verfassung Deutschlands festge- stellt. Das alte deutsche Reich mit seinem Kaiser wurde nicht erneuert, sondern Deutschlands Fürsten und freie Städte fchloffen miteinander den deutschen Bund; ihre Gesandten bildeten den Bundestag zu Frankfurt, wo der österreichische Vertreter den Vorsitz führte. Österreich und Preußen traten dem Bunde nicht mit ihrem ganzen Ge- biete bei sondern nur mit den Ländern, die vormals dem deutschen Reiche angehört hatten; es blieben also außerhalb des Bundes Ungarn, Galizien und die italienischen Besitzungen Österreichs, ferner Ost- und Westpreußen und Posen. Das hatte für den Kaiser von Öster- reich und den König von Preußen die Bedeutung, daß sie sich nicht durch Bundesbeschlüsse die Hände binden ließen, sondern als selbständige Mächte gleich Frankreich, England, Rußland ihre eigenen Wege gingen. Anderer-

6. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 253

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 130. Geschichte. 253 Philipp, Herzog von Orleans, auf den Thron erhob, da riefen die Franzosen laut nach der Rheingrenze; die Rheinpfalz, Rheinhesfen, Rheinpreußen, lauter Länder, die Frankreich am Ende des vorigen Jahrhunderts von Deutschland losgerissen und erst nach dem Sturz Napoleons I zurückgegeben hatte, sollte ihnen ihr neuer König verschaffen. Der Friede blieb damals erhalten, weil sich Ludwig Philipp selbst vor einem Kriege fürchtete; aber 1848 wurde er durch die Februar- revolution vom Throne vertrieben und Frankreich in eine Republik verwandelt. Jetzt redeten die Franzosen noch lauter von einem Krieg mit Deutschland; und es zeigte sich wieder wie vor 18 Jahren, daß Deutschland in seiner Zerrissenheit nicht fähig gewesen wäre, seine Grenzen gegen den unruhigen Nachbar zu schützen. Wie unsicher man sich besonders in Süddentschland fühlte, das beweist am deutlichsten der Franzosenfeiertag (25. März 1848), wo in Württemberg alles rannte und rettete und flüchtete, als wären die Franzosen schon über den Rhein und den Schwarzwald herübergekommen. Deshalb verlangte man dringend nach Einheit, damit in Zukunft Deutschland einem fremden Angriff getrost entgegensehen könne. Andererseits verlangte man nach Freiheit: Preßfreiheit, Versammlungsfreiheit, Gewissens- freiheit, Auswandernngsfreiheit, Freizügigkeit, durch ganz Deutschland hindurch, Schwurgerichte, Aufhebung der Standesvorrechte, Befreiung von den mancherlei Lasten, die neben den Staats- und Gemeinde- steuern auf Grund und Boden lagen, nämlich von Zehnten und andern Abgaben sowie von Fronen, d. h. von unentgeltlichen oder dürftig belohnten Diensten mit Hand und Pferd, die man dem Grundherrn, z. B. einer adeligen Herrschaft, zu leisten hatte. Eine kleine Minder- zahl wünschte Abschaffung des Königtums und Einführung der republi- kanischen Verfassung. Auch regten sich da und dort kommunistische Bestrebungen: das Eigentum des einzelnen sollte aufgehoben und jedem von der Gesamtheit so viel, als er brauche, zugewiesen werden. In Wien wurde (im März) der Fürst Metternich zum Rücktritt gezwungen. Die Ungarn und die Italiener erhoben sich gegen die österreichische Herrschaft; doch gelang es dem alten Feldmarschall Radetzky, durch seine Siege bei Custozza (Juli 1848) und Novara (März 1849) die Lombardei samt Venetien seinem Kaiser wieder zu unterwerfen. Die Ungarn wehrten sich lange gegen die Österreicher, bis sie endlich (Herbst 1849) mit russischer Hilfe überwältigt wurden.

7. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 255

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 130. Geschichte. 255 schen Reiches dem König von Preußen zu übertragen (März 1849). Friedrich Wilhelm Iv antwortete, er könne dieses Angebot nicht annehmen, wenn sich nicht die sämtlichen deutschen Fürsten damit einverstanden erklärten. Dieses Einverständnis war jedoch nur durch Zwang zu erreichen, und davor schrak der König zurück. So lehnte er die Kaiserkrone ab, und das ganze Verfassungswerk der Frank- furter Versammlung war gescheitert. Unter dem Vorwand, daß die Reichsverfassnng durchgeführt wer- den solle, in Wirklichkeit aber zu dem Zweck, die Republik in Deutsch- land aufzurichten, brachen in Sachsen, in der Pfalz, in Baden Auf- stände aus, die nur mit preußischer Hilfe niedergeworfen werden konnten. Friedrich Wilhelm versuchte nun durch freundschaftliche Verhandlungen wenigstens Norddeutschland unter seiner Führung zu vereinigen. Aber von Österreich, dem sich Bayern und Württemberg anschlossen, sowie von Rußland mit einem Krieg bedroht, verzichtete er auf diese Absicht. Die Nationalversammlung wurde aufgelöst, die von ihr beschlossene Reichsverfassnng samt den Grundrechten des deutschen Volkes fiel zu Boden, der alte Bundestag wurde wiederhergestellt (1851). Deutschland bis zum Jahre 1870. Im Jahre 1859 fingen der Kaiser Napoleon Iii von Frankreich und der König Viktor Emanuel von Sardinien mit dem Kaiser Franz Joseph von Österreich Krieg an und entrissen ihm durch die Siege von Magenta und Solferino die Lombardei. Bis 1861 wurde dann der größte Teil der Halbinsel zum Königreich Italien vereinigt. Fast wäre Deutschland in den Kampf zwischen Frankreich und Österreich hineingezogen worden, und der italienische Krieg hätte sich in einen Rheinkrieg verwandelt. Unter dem Eindruck dieser Gefahr faßte der Prinzregent von Preußen, der dann 1861 als König Wilhelm I den Thron bestieg, den Entschluß, das preußische Heer zu verstärken und umzugestalten. Es galt in Preußen schon seit 1813 die allgemeine Wehrpflicht; aber aus Sparsamkeit wurden nicht alle Dienstpflichtigen auch wirklich ausgebildet, sondern aus jedem Jahrgang wurde nur ein Teil zum Dienst bei der Fahne ausgelost. Jetzt sollte die jährliche Aushebung verstärkt werden, um die Last des Heerdienstes auf eine grö- ßere Zahl von Schultern zu verteilen und zugleich die älteren Jahrgänge, größtenteils verheiratete Leute, zu entlasten. Darüber wurde nun aber

8. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 256

1897 - Stuttgart : Bonz
256 Geschichte. No. 130. der König in einen heftigen Streit mit der Volksvertretung verwickelt, die ihm die Mittel zur Durchführung feines Planes verweigerte. Schon trug er sich mit dem Gedanken, zu Gunsten seines Sohnes zurückzu- treten, als sich im letzten Augenblicke noch ein Mann fand, der sich anheischig machte, den Willen des Königs gegen allen Widerspruch zu behaupten: Bismarck (1862). Den inneren Streit in Preußen suchte der Kaiser von Österreich zu seinen Gunsten auszunützen. Er berief die deutschen Fürsten zu einem Fürstentag nach Frankfurt (1863), um die Verfassung des deut- schen Bundes in der Weise umzuändern, daß Österreich eine beherr- schende Stellung in Deutschland eingeräumt worden wäre. Aber der König von Preußen leistete der Einladung keine Folge; und nun machte man die Erfahrung, daß gegen Preußens Willen in Deutschland nichts durchzusetzen sei: der österreichische Plan fiel ins Wasser. Wenige Monate nachher sah man die beiden Großmächte Öster- reich und Preußen, die sich eben noch so feindselig gegenübergestanden waren, durch ein Wafsenbündnis vereinigt zum dänischen Kriege (1864). Die beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein waren seit Jahrhunderten eng miteinander verbunden, obgleich Schleswig zum dänischen, Holstein zum deutschen Reich und seit 1815 zum deutschen Bund gehörte. Der König von Dänemark war zugleich Herzog von Schleswig und Holstein; diese Länder hatten aber ihre besondere Volks- vertretung und ihre besonderen Behörden. Schon 1848 hatten die Dänen den Versuch gemacht, Schleswig von Holstein loszureißen und mit den andern dänischen Ländern, nämlich Jütland und den Inseln, zu einem Einheitsstaate zu vereinigen, für den ein gemeinsamer Reichs- tag zu Kopenhagen gebildet werden sollte. Zur Abwehr dieses An- schlags war ein Aufstand in Schleswig-Holstein und dann ein Krieg Preußens und des deutschen Bundes gegen Dänemark ausgebrochen. Das Ergebnis war, daß Schleswig-Holstein zwar unter der Herrschaft des dänischen Königs blieb, daß sich aber dieser Österreich und Preußen gegenüber verpflichtete, Schleswig dem dänischen Staatswesen nicht ein- zuverleiben, sondern ihm seine Selbständigkeit zu lassen (1852). Trotz- dem nahm Ende 1863 der neue König Christian Ix von Dänemark eine Verfassung an, die Schleswig für einen Bestandteil des dänischen Einheitsstaates erklärte. Darüber kam es zum Krieg Preußens und Österreichs gegen Dänemark. Das von König Wilhelm umgestaltete

9. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 269

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 134. 135. Geschichte. 269 wurde eingestellt und ein Waffenstillstand bis zum f9- Februar ge- schloffen. Infolge dessen besetzten die deutschen Truppen die Festungen um j?aris. König Wilhelnr, obschon bereits 75 Zahre alt, hatte dennoch den ganzen Feldzug mitgemacht und häufig die Strapazen mit seinen Sol- daten geteilt. Unter seinen Augen fanden nun die Friedensverhand- lungen statt, die von Bismarek unter dem militärischen Beirate Moltkes geführt wurden. Frankreich wurde zur Bedingung gernacht, Elsaß und Deutsch-Lothringen nrit den festen Plätzen Straßburg und Metz an Deutschland abzutreten und fünf Milliarden Franken zu bezahlen. Endgültig erfolgte der Friedensschluß am fo. Mai f87f irr Frarrk surt a. M. — Napoleon verließ Wilhelmshöhe urrd girrg rrach Lrrg- larrd, wo er f875 starb. 8. So war der gewaltige Krieg, der Frarrkreich aufs tiefste ge- demütigt hat, zu Ende, und unsere bseere dursten sieggekrörrt in die Heimat zurückkehren. Die schönste Frucht, die aus der blutigen Saat hervorwuchs, war die Einigung unsres deutschen Vaterlandes und die Erneuerung der deutscherr Kaiserwürde. Schorr inr November f870 waren die Verträge zum Abschluß gekommen, durch welche die süddeutschen Staaten nrit dem norddeutschen Burrde sich zu einem deutschen Neich verbairderr. Gekrönt wurde dieses Werk dadurch, daß Körrig Wilhelnr am f8. Zauuar f87f irr Versailles feierlich zum deutscherr Kaiser ausgerufen wurde. So ist durch dieserr Krieg gerade das Ziel aufs herrlichste gefördert und erreicht worderr, welches der Nationalfeiird irr seiner Tücke und Arglist hatte hintertreiben wollen. „Möge" —- so sprach Kaiser Wilhelm I bei der Eröffnung des ersten deutschen Reichstages am 2\. März f87f — „die Wiederher- stellung des deutscher: Reiches für die deutsche Nation auch rrach innen das Wahrzeichen neuer Größe seirr! Möge denr deutscherr Reichskrieg ein nicht nrirrder glorreicher Reichsfriede folgen, urrd möge die Aufgabe des deutschen Volkes fortarr darin beschlossen seirr, sich in dem Wett- kampfe um die Güter des Friedens als Sieger zu erweisen! Das walte Gott!" Hemfpis< 135. Der 13. Juli 1870. u Eharlottenburg im Garten In den düstern Fichtenhain Tritt, gesenkt das Haupt, das greife, Unser teurer König ein. Und er steht in der Kapelle, Seine Seele ist voll Schmerz; Drin zu seiner Eltern Füßen Liegt des frommen Bruders Herz.* * Das Herz König Friedrich Wilhelms Iv ist zu den Füßen der königlichen Eltern in einer Marmorkapsel beigesetzt.
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