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phälischen Frieden die Unabhängigkeit der Niederlande anerkennen mußte. Diese bildeten nun unter dem Namen Holland einen Freistaat, in welchem die Erbstatthalterwürde dem Hanse Oranien verblieb. Die südlichen Provinzen dagegen blieben bis 1713 spanisch.
Den außerordentlichen Reichthum, welchen man aus den Gold-uud Silberminen Amerikas nach Spanien führte, verwendete Philipp größtenteils zu dem Bane des Klosters Escnrial. Er selbst starb arm und unbetrauert 1598.
§. 43. Die Reformation in Frankreich und England.
Durch Calvins Wirksamkeit hatte die Reformation auch in Frankreich Eingang gesunden und wurde hier die Veranlassung zu den blutigsten Bürgerkriegen. Gestattete man auch nach langen Kämpfen den Hugenotten (Protestanten) in dem Vertrage von St. Germain 1570 freie Religionsübung, so war doch von des Königs Karl Ix. Mutter, Katharina von Medids, der Untergang derselben beschlossen. Um den Plan zur Ausführung zu bringen, lud man bei Gelegenheit der Vermählung der Schwester Karls, Margarethe, mit dem protestantischen Heinrich von Navarra den Admiral von Coligny und andere Häupter der Hugenotten nach Paris. Der 24. August 1572 wurde zur Ausführung, der Herzog von Guise, zum Leiter des Ganzen bestimmt. Der Abend des schrecklichen Tages nahte. Mit dem neunten Glockenschlage eilte man zuerst nach der Wohnung Colignys, verwundete ihn tödtlich und stürzte ihn noch lebend zum Fenster hinaus. Daraus begann das Morden in der ganzen Ltadt. Mit entse^lichem Geheul stürzten die gedungenen Katholiken (keuuba^ durch weiße Armbinden), gegen 60000, über die nieist schon im Schlafe liegenden Hugenotten her. Väter und Mütter wurden vor den Augen ihrer Kinder, diese in den Armen der Eltern niedergehauen. Ueberall horte man das Wimmern der sterbenden und das Geschrei der Verfolger. In Paris und dem übrigen Frankreich kamen gegen 25000 Hugenotten um. Man nennt die,e Granelthat, weil der 24. August der Bartholomäustag ist, — ^e Bartholomäusnacht oder, nach der vorhergegangenen Hochreit Heinrichs von Navarra — die Pariser Bluthochzeit. Mit Hein-
.P7, vbdn Navarra (1589—1610) bestieg einer der vortrefflichsten Zursten deu französischen Thron. Sein einziges Streben war, sein Volk glücklich zu machen. Durch das Edict von Nantes (1598) gewährte er den Hugenotten völlige Religionsfreiheit und Antritt m allen staatsämtern. Leider wurde der Wohlthäter Frankreichs von einem Mouche (Ravaillac) ermordet (1610). Sein Sohn Ludwig Xiii. war ein unfähiger König, unter dem Frankreich eigentlich von dem ^ M^er Cardinal Richelieu beherrscht wurde, welcher im dreißigjährigen Kriege die Protestanten mit Geld und Truppen unter-’Äv 5'udwig Xiv (1643—1715) h°b Frankreich aus den höchsten Gipset von Macht und Ansehen. Bet seinen Bemühungen, Frankreich
Hahn, Weltgeschichte. . 5
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auf die höchste Stufe feiner Bildung und äußeren Wohlstandes zu bringen, war ihm besonders sein Minister Colbert behilflich, durch dessen Thätigkeit Künste und Wissenschaften, Handel und Ackerbau außerordentlich gefördert und die Macht Frankreichs gehoben wurde. Im westphälischeu Frieden war der Elsaß an Frankreich gekommen. Darauf wollte er die spanischen Niederlande an sich reißen, mußte sich aber (im Frieden zu Aachen) mit 12 Grenzstädten begnügen. Später fiel er mit einem Heer in Holland ein. Hier aber trat ihm Kaiser Leopold I. in Verbindung mit dem Statthalter Wilhelm von Oranien und Friedrich Wilhelm von Brandenburg, dem großen Kurfürsten, kräftig entgegen. Die Schweden, welche durch Ludwig veranlaßt, in Brandenburg einfielen, wurden 1675 bei Fehrbelliu besiegt. Im Frieden zu Nymwegen (1678) erhielt Frankreich aber doch außer mehreren niederländischen Gebieten auch 10 deutsche Städte. Bald daraus (1681) nahm Ludwig mitten im Frieden Straßburg und andere Landestheile weg, ohne daß ihm der Kaiser entgegentreten konnte, weil die Türken mit 200000 Mann vor Wien standen, welches jedoch von dem edlen Grafen Stahremberg mit Hilfe des Polenkönigs Sobiesky, des Kurfürsten Johann Georg Iii. von Sachsen („der sächsische Mars" 1680—1691) und anderen Fürsten gerettet wurde (1683). Als Ludwig endlich 1685 das Edict von Nantes wieder aufhob, verließen Hunderttausende der besten, gewerbthätigsten Franzosen, welche nicht katholisch'werden wollten, das Land und beglückten nun durch ihren Gewerbfleiß und ihre Geschicklichkeit Deutschland (besonders Preußen) und England. Noch einmal führte er gegen Holland und Deutschland einen Raubkrieg, verwüstete die Pfalz und die* herrlichen Rheingegenden durch die unmenschlichsten Grausamkeiten und brannte die schönsten Städte, wie Mannheim, Heidelberg, Worms und unzählige Dörfer nieder, so daß Tausende obdachlos umherirrten. Endlich nöthigten ihn die Verbündeten (Oesterreich, England, Holland und Spanien) und besonders die gänzliche Erschöpfung Frankreichs zum Frieden (Ryswik 1697).
In England regierte von 1558—1603 die hochbegabte Königin Elisabeth. Sie war es, die den Grund zur jetzigen Größe Englands legte, indem sie ihre Hauptsorge der Flotte angedeihen ließ. Die protestantische Lehre führte sie ein, behielt aber viele von den katholischen Formen bei und stiftete so (1559) die bischöfliche (Epis-copal-) oder englische Hochkirche. Unterdessen hatte Calvins Lehre in Schottland durch Johann Knox Verbreitung gefunden. Als sich daher die Königin Maria Stuart für das Papstthum erkärte, kam es zu einem Aufstande. Maria floh nach England, wurde aber hier 19 Jahre gefangen gehalten und (den 8. Februar) J.587 enthauptet. Durch Begünstigung der Schifffahrt, und durch Stiftung der oftindischen Handelscompagnie (1600) begründete Elisabeth die Herrschaft Englands auf dem Meere, wozu ihr der berühmte Seefahrer-Franz Drake (Dräk) große Dienste^leistete. Ebenso verdient auch unter ihr der Dichter Shakespeare (Schäkspier) genannt zu werden.
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§♦ 49. Entstehung des nordamerikanischen Freistaates.
Die jetzt so blühenden Länder der Vereinigten Staaten von Nordamerika wurden weit später als das goldreiche Mexico und Peru von den Europäern besucht. Die Engländer, welche gleichzeitig ihre Macht auch in Ostindien ausbreiteten, gründeten hier unter Walther Raleigh (Reli) die erste Niederlassung (1585), welche sie Virginien nannten. Doch hatten die Colonisten von den Wilden so viel zu erdulden, daß sie froh waren, als Franz Drake landete und sie nach England zurückführte. Durch ihn wurden auch die Kartoffeln nach England gebracht. Bald lockte jedoch der einträgliche Pelzhandel wieder viele Engländer nach Amerika, welche an der nördlichen Küste Neuengland gründeten, wodurch nach und nach verschiedene Staaten entstanden. Durch die Pest vertrieben, wanderten später viele englische Fabrikanten nach jenen Staaten und ebenso gingen Viele dahin, welche in Europa der Religion wegen verfolgt wurden. Die blühendste Niederlassung war Pennsylvanien, vou William Penn gestiftet. Bald kam es zwischen den Franzosen und den Engländern wegen des Pelzhandels zu so ernsten Reibungen, daß zwischen beiden Völkern ein 7jähriger Seekrieg (1756—63) entstand, durch welchen die Engländer alles Land zwischen dem atlantischen Meere und dem Mississippi erhielten.
Da der Krieg England große Summen gekostet hatte, so stellten sie die billige Forderung an die Colonisten, um deretwillen er geführt, zur Deckung dieser Schuldenlast etwas beizutragen. Diese aber weigerten sich. Die Engländer forderten aber trotzdem eine geringe Stempelsteuer und Einfuhrzoll von Thee, Glas und dergleichen; darüber entstand eine allgemeine Entrüstung, und es kam sogar so weit, daß man in Boston die Theeladung eines englischen Schiffes in die See schüttete. Als England jmti gewaltsame Maßregeln ergriff, traten Abgeordnete aus allen Staaten zu einem Congreß zusammen und beschlossen, weder englische Waare mehr zuzulassen, noch amerikanische nach England auszuführen. Darauf erklärte man die Staaten für unabhängig und rüstete sich zur Vertheidigung unter dem großen Washington. Ihm zur Seite staub Benjamin Franklin (der Erfinber des Blitzableiters). Er hat Amerika außerordentliche Dienste geleistet. Ihm gelang es, Spanien und Frankreich zum Beistanb zu bewegen, woburch England in so große Bebrängniß kam, daß es 1783 zum Frieden (von Versailles) die Hand bot, in welchem die Unabhängigkeit der amerikanischen Freistaaten anerkannt wurde. Seitdem werden die Vereinigten Staaten von einem aus vier Jahre gewählten Präsidenten (unter welchen Washington der erste war) und dem Congreß regiert; doch hat jeder einzelne Staat seine inneren Angelegenheiten für sich zu orduen. Ackerbau, Handel und Gewerbe machen Riesensortschritte, Eisenbahnen, Canäle und Fabriken nehmen unglaublich zu, fesseln aber leider die Interessen des Volkes so, daß Kunst und Wissenschaft noch wenig Pflegstätten finden konnten. Die Sübstaaten nahmen sogar die
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ersten Male aus. Bonaparte, der Sohn eines Advokaten, wurde am 15. August 1769 zu Ajaccio (Ajatschio) auf der Insel Corsika geboren. Er besuchte die Militärschulen zu Brienne und Paris und wurde mit dem 16. Jahre Unterlientenant. In Paris trat er auf die Seite der Jakobiner, und sokam es, daß er mit gegen Toulon gesendet und dort zum General befördert wurde. Der Krieg nach außen währte viele Jahre und hatte eine Veränderung fast aller europäischen Verhältnisse zur Folge. 1794 rückte das verbündete Heer der Deutschen unter dem Herzog von Braunschweig in Frankreich ein. Zwar behaupteten die Preußen in dem Treffen bei Kaiserslautern das Feld, aber nach dem Siege der Franzosen über die Oesterreicher (bei Fleurus) eroberten die Franzosen Belgien und besetzten mitten im Winter Holland. Preußen schloß mit Frankreich den Frieden zu Basel (1795), durch welchen diesem das linke Rheinufer zufiel. Die Oesterreicher setzten den Kampf fort. Napoleon drängte dieselben aber in Italien überall zurück, erfocht Sieg auf Sieg (Lodi und Arcole) und zwang die Oesterreicher zum Frieden von Campo Formio (1797), in welchem Oesterreich Belgien und die Lombardei an Frankreich abtrat und dafür Venedig erhielt.
Nur Englands konnte sich Frankreich nicht erwehren. Um dessen Macht auf dem mittelländischen Meere und in Ostindien zu brechen, wurde 1798 Bonaparte mit einem Heere nach Aegypten gesandt. Er nahm unterwegs Malta, landete bei Alexandrien, erstürmte es und eroberte durch den Sieg in der Schlacht bei den Pyramiden fast ganz Aegypten. Dagegen vernichtete der englische Admiral Nelson die französische Flotte bei Abukir (1.Aug.). Dennoch verlor Bonaparte den Muth nicht. Kaum erfuhr er, daß auch der Sultan ein Heer gegen ihn rüste, als er eilends mit einem Theile seiner Truppen 1799 nach Syrien zog. Siegreich drang er bis vor Acre (Aker), kehrte aber von hier nach wiederholten vergeblichen Stürmen mit kaum der Hälfte seines Heeres nach Aegypten zurück.
Unterdessen erhielt er die Nachricht, daß in Europa ein neues Büuduiß gegen Frankreich zu Staude gekommen sei. Bonaparte eilte deshalb mit einigen seiner Freunde nach Frankreich zurück. Schon 1801 fiel Aegypten wieder in die Hände der Türken.
§♦ 55. Napoleon als Consul und Kaiser.
In Paris machte sich Bonaparte zum ersten Consul und bot England und Oesterreich den Frieden an. Da diese denselben ablehnten, ging Bonaparte im Mai 1800 über die Eisberge des großen L>t. Bernhard nach Italien, stand völlig unerwartet mit 60000 Mann den Oesterreichern gegenüber und gewann durch einen glänzenden ^ieg bei Marengo ganz Oberitalien. Morean war unterdessen in Deutschland eingedrungen, schlug (3. December 1800) die Oesterreicher bei Hohenlinden und zwang dieselben zum Frieden von Lüneville (1801), durch welchen das linke Rheinufer Frankreich einverleibt
Hahn, Weltgeschichte. 6
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wurde. Im Jahre 1802 schloß auch England zu Amiens mit Frankreich Frieden.
Bonaparte wurde jetzt in ganz Frankreich vergöttert, von auswärts gefürchtet. In die Verwaltung brachte er mehr Ordnung als bisher zu finden war, stellte den Gottesdienst wieder her, führte die Schulen wieder ein, und überall kehrte gute Sitte und Gesetzlichkeit zurück. Durch diese und andere treffliche Einrichtungen hatte er sich die Dankbarkeit der Franzosen erworben. Darum ernannte ihn auch das Volk auf Betrieb seiner Freunde 1802 zum lebenslängliche« Eonsnl, bis er sich 1804 durch deu Senat als Napoleon I. zum erblichen Kaiser der Franzosen erklären und (am 2. December) vom Papste in Paris krönen ließ. Als ihm 1805 die Abgeordneten der italienischen Republik auch die Krone von Italien brachten, vereinigte er die Kaiserkrone mit der lombardischen Königskrone. Gegen diese Verletzungen der Friedensschlüsse stiftete England mit Rußland und Oesterreich 1805 die dritte Coalition. Mit Blitzesschnelle fiel Napoleon in Deutschland ein, nahm bei Ulm 30000 Oesterreicher unter General Mack gefangen, zog als Sieger in Wien ein und errang am 2. December über das österreichisch-russische Heer in der sogeuaunten Dreikaiserschlacht bei Austerlitz einen vollständigen Sieg. jpeine Siegesfreude wurde jedoch bitter getrübt durch die unglückliche Seeschlacht bei Trafalgar (21. October 1805), in welcher die französische Flotte von den Engländern gänzlich vernichtet wurde. Der Sieg bei Austerlitz führte zum Frieden von Preß bürg, in welchem Oesterreich Venedig und Tyrol abtreten mußte. Napoleon verschenkte die eroberten Länder nach Willkür au seine Brüder und Verwandten.
Um Deutschland allmälig zu unterjochen, stiftete er mit 16 deutschen Fürsten 1806 den Rheinbund und nannte sich dessen Beschützer. In Folge dessen legte Franz Ii. den deutschen Kaisertitel nieder und nannte sich Kaiser von Oesterreich. So endete das heilige deutsche Reich nach einer Dauer von 1006 Jahren, nachdem von Karl dem Großen bis auf Franz 56 Kaiser über dasselbe regiert hatten. Unterdessen hatte Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen (1797—1840) mit Rußland gegen Napoleon ein Bündniß geschlossen, dem auch der Kurfürst Friedrich August Iii. von Sachsen (1768 bis 1827), ein um das Wohl seines Landes verdienter Fürst, später beitrat. Abermals kam es zum Kriege. Schon beim ersten Zusammentreffen, unweit Saalfeld, verlor Prinz Louis Ferdinand von Preußen (10. October) sein Leben und in der Doppelschlacht bei Jena nndaner städt wurden die Preußen und Sachsen am 14. October 1806 von Napoleon vollständig geschlagen. Bereits am 27. October zog Napoleon in Berlin ein und binnen zwei Monaten war der ganze preußische Staat in französischen Händen. Nur dem Kurfürsten von Sachsen ließ Napoleon Gnade widerfahren. Er setzte die kriegsge-fangenen Sachsen in Freiheit und gewährte dem Kurfürsten Friedrich August Iii. einen günstigen Frieden. Dieser mußte aber versprechen,
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bei künftigen Kriegen den Franzosen Hilfstruppen zu stellen und trat mit den sächsischen Herzögen dem Rheinbünde bei, worauf Sachsen (11. Decbr.) 1806 zum Königreich erhoben wurde. Endlich erschien Kaiser Alexander I. von Rußland im Felde. Der Rest des preußischen Heeres schloß sich seinen Truppen an. Die blutige Schlacht bei preußisch Ei lau blieb zwar unentschieden, um so vollständiger aber wurden die Russen und Preußen bei Fried land besiegt, so daß sie sich 1807 zu dem schimpflichen Tilsiter Frieden verstehen mußten, in welchem Preußen die Hälfte seiner Besitzungen mit mehr als 5 Mill. Einwohnern verlor. Sachsen erhielt das neugebildete Großherzogthum Warschau. Aus anderen preußischen, hessischen, hannöverschen und braunschweigischen Landestheilen wurde das Königreich Westphalen gebildet, welches Napoleon seinem Bruder Jerome gab. Gleichzeitig ordnete er die sogenannte Handelssperre (Continentalsperre) gegen England an, nach welcher aller Handel mit England auf dem Festlande verboten war.
Als darauf Napoleon auch Portugal und Spanien eroberte, den Papst gefangen nahm und den Kirchenstaat mit Frankreich vereinigte, erklärte Oesterreich 1809 abermals den Krieg. Der Kampf war kurz, aber blutig. Erzherzog Karl siegte zwar über Napoleon bei Aspern, wurde aber kurz darauf von den Franzosen bei Wagram so geschlagen, daß Kaiser Franz im Frieden von Wien gezwungen wurde über 2000 □ M. Land abzutreten. Die treuen Tyroler, welche unter dem Gastwirth Andreas Hofer für die Sache des Kaisers die Waffen ergriffen hatten, blieben unter bayerischer Herrschaft, und der muthige Hofer wurde 1810 in Mantua erschossen. Ebenso fruchtlos waren die Unternehmungen des preußischen Majors
Schill in Norddeutschland gegen die Franzosen.
1810 vereinigte er auch die Hansestädte und Holland (sein Bruder Ludwig hatte dem Throne entsagt) mit Frankreich. Von seiner Gemahlin Josefine trennte sich Napoleon und vermählte sich 1810 mit Marie Louise, Tochter des Kaisers von Oesterreich, von welcher ihm ein Sohn geboren wurde, welchen er schon in der Wiege zum König von Rom erhob, der aber 1832 in Wien als Herzog von Reichstadt starb. Napoleon hatte jetzt den Gipfel seines Glückes und seiner Macht erreicht, von dem er jedoch schneller herabsteigen
sollte, als er zu demselben gekommen war.
§. 56. Der russische Feldzug.
Wenn auch die Regierung Napoleons äußerlich eine noch so glänzende war, so fühlten sich seine Unterthanen doch keineswegs glücklich. Junge Leute wurden zu Tausenden durch die Kriege hin-weggerafft, die besten Arbeitskräfte dem Lande entzogen, Handel und Gewerbe lagen darnieder, und Frankreich, wie die unterworfenen Länder, welche er als seinen Spielball betrachtete, schmachteten unter ungeheuren Abgaben. Dennoch durfte es niemand wagen, gegen den
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Allgewaltigen nur ein Wort laut werden zu lassen. Da hals die göttliche Vorsehung und gab der Welt den erneuten Beweis, daß kein Mensch so mächtig sei, daß ihn Gott nicht demüthigen könne.
Rußland hatte die Continentalsperre nicht beachtet und verlangte die Räumung Preußens von französischen Truppen. Dies veranlaßte Napoleon, im Mai 1812 dem Kaiser Alexander den Krieg zu erklären. 600000 Mann, darunter ein Drittel Deutsche, zogen nach Rußland und nahmen ihren Marsch größtenteils durch Sachsen, dessen Truppen (gegen 22000 Mann) sich ebenfalls dem Heere Napoleons anschlossen. In der furchtbaren Schlacht an der Moskwa, in welcher 70000 Todte und Verwundete zum Opfer fielen, besiegte er die Russen und zog in die von den Einwohnern größtenteils verlassene Hauptstadt Moskau ein (den 14. September), von wo aus er den Russen den Frieden zu dktiren gedachte. Schon in der nächsten Nacht wurde die Stadt von den Russen in Brand gesteckt. Der größte Theil der aus Holz gebauten Häuser der Stadt nebst der alten Zarenburg, dem Kreml, wurden ein Raub der Flammen. Die von Napoleon gemachten Friedensvorschläge wies Alexander zurück, und so blieb ihm nichts übrig, als Ende October jenen furchtbaren, einzig in der Geschichte dastehenden Rückzug anzutreten. Schon Anfang November trat der russische Winter mit seiner ganzen Strenge ein und überfiel die schlecht gekleideten und genährten Soldaten mit allen seinen schrecken. Viele erfroren die Finger an den Gewehren, und ganze Lchaaren sah man ohne Waffen marschiren. Die meisten kamen aus dem Marsche um, und bald glich der ganze Weg einem mit Schnee bedeckten Todtenacker. In solchem Zustande kam das Heer an der Beresina au-
Von allen Seiten durch die Russen gedrängt, stürzte sich Alles in wilder Verzweifluug nach den beiden über den Fluß geschlagenen Brücken, und es entstand eine so gräßliche Verwirrung, daß kaum ein Zehntheil der Armee gerettet wurde. Was auf dem weiteren Marsche nicht von den Kosaken niedergemacht wurde, rieben Hunger und Kälte auf. Von der großen Armee kamen etwa 20000 zerlumpt, halb erfroren und verhungert in Polen an. Napoleon eilte in einem Bauernschlitten nach Paris, um dort neue Rüstungen zu betreiben.
§♦ 57. Die Freiheitskriege.
Diese unerwartete Wendung der Dinge ermuthigte zu einer allgemeinen Erhebung gegen Napoleon. 1813 kam zwischen Rußland und Preußen ein Bündniß zu Stande. Friedrich Wilhelm begab sich von Berlin nach Breslau und erließ von da aus am 17. März den Aufruf: „An mein Volk." Alles eilte zu den Waffen, und wer nicht mit ausziehen konnte, bethätigte sich mit Beschaffung der nöthigen Hilfsmittel. Mit freudigster Begeisterung gab ein Jeder in Preußen sich und seine Habe für das große Ziel der Vaterlands-bcfreiung hin.
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wurde nach der Erstürmung der Stadt gefangen genommen, nach Berlin abgeführt und sein Land zunächst von einem russischen, später von einem preußischen Gouverneur verwaltet. Sofort zogen jetzt die Heere der Verbündeten gegen Frankreich, schlugen Napoleon noch in mehreren Treffen, marschirten gegen Paris und hielten daselbst am 31. März 1814 ihren Einzug.
Napoleon wurde abgesetzt und auf die Insel Elba verbannt.
Der Bruder Ludwigs Xvi. bestieg als Ludwig Xviii. den Thron und beeilte sich mit den Verbündeten den ersten Pariser Frieden zu schließen, nach welchem Frankreich alle seit 1792 eroberten Länder verlor. Noch in demselben Jahre traten die Fürsten Zu einem Congresse in Wien zusammen. Während der Verhandlungen kam plötzlich die Nachricht, daß Napoleon (1815) Elba verlassen habe und bereits in Paris eingezogen sei. Ludwig Xviii. war nach Genf geflüchtet. Am 16. Juni griff Napoleon die Preußen an und drängte sie zurück; darauf kam es aber bei Waterloo den 18. Juni zur letzten entscheidenden Schlacht, in welcher die Preußen und Engländer unter Blücher und Wellington vollständig siegten und schon am 7. Juli ihren Einzug in Paris hielten. Napoleon selbst war geflohen, ergab sich den Engländern, welche ihn als Gefangenen auf die Insel St. Helena abführten, wo er (den 5. Mai 18-21) starb.
In dem darauffolgenden zweiten Pariser Frieden vom 20. November 1815 wurde Frankreich auf die Grenzen von 1790 beschränkt, mußte die während der Kriege geraubten Kunstschätze wieder herausgeben, 700 Millionen Francs Kriegssteuern an die Verbündeten zahlen und überdies ein Bund es he er (150000 Mann) 5 Jahre in Frankreich unterhalten.
Auf dem Congresse in Wien 1815 wurde nun Deutschland als ein ans 38 souveränen Staaten bestehender Bundesstaat erklärt, dessen Einrichtung die deutsche Bundesakte enthielt. Sitz der Bundesversammlung wurde Frankfurt am Main. Die meisten Fürsten erhielten ihre Länder wieder; nur der gefangene König von Sachsen, Friedrich August, mußte für feine Treue zu Napoleon den ansehnlichsten Theil seines Landes an Preußen abtreten. 367 □ Meilen Sachsens kamen zum größten Theile unter dem Namen preußische Provinz Sachsen an Preußen, und nur einen kleinen Theil, den sogenannten Neustädter Kreis, erhielt Weimar. Friedrich August kehrte den 7. Juni nach Sachsen zurück, stellte 20000 Mann gegen Frankreich und trat dem Bunde bei. Dem verarmten Lande half er auf durch Vereinfachung des Staatshaushaltes, Unterstützung der Industrie und Landwirthschaft und erwarb sich durch fast sechzigjährige treffliche Regierung den Beinamen „der Gerechte".
§» 58. Deutschland bis zum Jahre 1848.
Nachdem in Deutschland der Friede wieder hergestellt und die Fürsten Europas sich in dem „heiligen Bunde" zu gegenseitigem, aus
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Frankreich Paris Elba Frankreich Wien Elba Paris Genf Wellington Paris Frankreich Frankreich Wien Deutschland Frankfurt_am_Main Sachsen Sachsens Weimar Sachsen Frankreich Deutschland Deutschland Europas
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geschwunden und die Kammern mit dem Könige zerfallen. Am 22. Februar kam es zum offenen Kampfe. Das Volk siegte, der König entkam glücklich uach England; Frankreich wurde in eine Republik verwandelt und Ludwig Napoleon zum Präsidenten derselben erwählt, welcher aber bereits 1852 (2. December) zum Kaiser ernannt wurde.
Schon nach Monatsfrist hatte sich die Revolution den Weg durch halb Europa gebahnt. Fast allgemein forderte man von den Fürsten Freiheit der Presse, Volksbewaffnung, Abschaffung der stehenden Heere, Einführung eines deutschen Reichstages durch Volksabgeordnete n. f. w.
In einzelnen Residenzstädten, namentlich in Wien und Berlin, kam es zu den blutigsten Aufständen, in Württemberg und Schlesien zu mehrfachen Verwüstungen des Eigenthums einzelner Gutsherren, und auch Sachsen wurde gebrandmarkt durch die Zerstörung des Schlosses zu Waldenburg, der Bundestag wurde aufgehoben und eine Nationalversammlung nach Frankfurt einberufen.
Zu diesen inneren Unruhen in Deutschland kam noch der Krieg mit Dänemark.
Durch das Vorgehen der dänischen Regierung, Schleswig-Holstein mit Dänemark zu vereinigen, veranlaßt, griffen 1848 die Schleswigs Holsteiner zu den Waffen und wandten sich an Preußen um Hilfe.
Ein deutsches Heer, dem auch 6000 Sachsen angehörten, rückte in die Herzogtümer ein und vertrieb die Dänen. Später aber von Deutschland verlassen, wurden die Holsteiner von der Uebermacht der Dänen besiegt. Unterdessen hatte die Nationalversammlung zu Frankfurt eine Reichsverfassung zu Stande gebracht, bis zu welcher Zeit der Erzherzog Johauu von Oesterreich das Amt eines Reichsverwesers in Deutschland führte. Als aber der König von Preußen, Friedrich Wilhelm Iv. (seit 1840), die ihm angetragene Kaiserkrone zurückwies und die meisten Fürsten die Reichsverfassung nicht annahmen, war es den von dem Revolutionsgeiste ergriffenen Männern ganz willkommen, das Volk, angeblich für die Sache der Reichsverfassung, zu den Waffen rufen zu können.
Trotzdem, daß unter der milden und umsichtigen Regierung des Königs Friedrich August Ii. (1836—54) in Sachsen dnrch Anlegung von Straßen, Eisenbahnen, Förderung der Dampfschifffahrt und namhafte Staatsunterstützuugeu, Handel und Gewerbe eilte» noch nie dagewesenen Aufschwung nahmen und das Volk sich wohl befand, kam es in Dresden (vom 3.-9. Mai 1849) zu einer offenen Empörung. Furchtbar waren die Aufstände in der Pfalz und in Baden, die uns ganz in die Tage der französischen Schreckensherrschaft versetzen. Dieselben wurden durch Hilfe preußischer Truppen unterdrückt, die vertriebenen Fürsten kehrten zurück und suchten durch weise Maßnahmen die Spuren jener Tage zu verwischen. König Friedrich August vou Sachsen fand leider wenige Jahre darauf (1854) in Tyrol durch einen Sturz aus dem Wagen den Tod.
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§. 62. Der deutsch-sranzösische Krieg 1870—71.
Nach diesen Ereignissen suchte sich Deutschland nach innen zu kräftigen, um dadurch eine Stütze des allgemeinen europäischen Friedens zu werden. Frankreich sah mit Neid und Eifersucht auf das emporstrebende, junge Deutschland. Napoleon fühlte sein Ansehen und seine Stellung bedroht. Vergeblich suchte er die Rheiupfalz oder Belgien zu erlangen, und auch' an der Erwerbung Luxemburgs (1867) durch Kauf wurde er verhindert. Dies an Deutschland und namentlich an Preußen rächen zu können, suchte Napoleon jede Gelegenheit, und diese war bald gefunden. Die Spanier hatten ihre sittenlose Königin Jsabella verjagt und den Prinzen Leopold von Hohenzollern, einen Verwandten des preußischen Königshauses, die Krone angeboten.
Der Prinz verzichtete zwar von selbst auf dieselbe, Napoleon verlangte aber durch seinen Botschafter Benedetti von dem in Ems weilenden König Wilhelm von Preußen die schriftliche Erklärung, nie einem Hohenzollern die Annahme der spanischen Königskrone zu gestatten. Entrüstet über diese Zumuthuug ließ König Wilhelm dem Gesandten durch seinen Flügeladjutanten die Thüre weisen mit den Worten: „Er habe ihm nichts mehr zu sagen!" Sofort (am 19.
Juli 1870) erklärte Hierauf Napoleon an Preußen den Krieg, und durch ganz Frankreich hallte das Rachegeschrei: Krieg! Tod und Vernichtung den Preußen!
Ganz Deutschland, der Norden wie der Süden, erhoben sich, um die verletzte Ehre gegen den Uebermuth der Franzosen zu vertheidige». Alle Stände und Classen der Bevölkerung traten mit Begeisterung ein in den Kampf, und aller Orten ertönte der Gesang:
Lieb Vaterland magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
Der erneute Orden des eisernen Kreuzes sollte für die heldenmütigen Krieger ein Sporu, für die Tapferen eine Belohnung sein. Zur Aufnahme und Pflege der Kranken und Verwundeten wurden allerwärts, in Preußen unter der Leitung der Königin Angusta, in Sachsen durch den von der Kronprinzessin Karola gegründeten Albertver-ein, unter Mithilfe des ganzen Volkes die erforderlichen Einrichtungen getroffen. Kaum 14 Tage nach der Kriegserklärung standen unter Preußens Führung 400000 deutsche Krieger an den Grenzen von Frankreich. Nach dem Plane des Generals von Moltke wurde das deutsche Heer unter dem Oberbefehl des Königs Wilhelm in drei großen Armeen am Rheine aufgestellt. Die erste führte General von Steinmetz, die zweite Prinz Friedrich Karl und die dritte der Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen. Die Sachsen unter dem Kronprinzen Albert waren zunächst der zweiten Armee zugetheilt. Das französische Heer unter dem Oberbefehle Napoleons führte den Namen Rheinarmee. Während Napoleon am 2. August 1870 durch Beschießung der wehrlosen Stadt Saarbrücken seinem Sohne „Lnlu" die Feuertaufe gegeben, drang die 3. deutsche Armee
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